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Fanfiction

Pureblood Pride - Der Auserwählte

von Dr. S

Das Klassenzimmer für Zaubertränke war an einem Samstagmorgen ausgestorben. Kein Unterricht und keine Schüler, die freiwillig extra Übungen einschoben. Nicht während dem ersten Quidditch-Spiel der Saison.

Draco hatte sich den perfekten Tag ausgesucht, um einen ganz besonderen Trank zu brauen.

Er stand am Tisch in der vordersten Reihe und rührte in seinem Kessel herum. Rauchschwaden stiegen von der dunkelgrünen Substanz auf, die bereits eine Weile kochte. Der Geruch war ätzend und hatte sich im gesamten Klassenraum verbreitet. Ein zweiter Kessel stand einen Platz weiter bereit, gefüllt mit einer überraschend süßlich duftenden Schluckauf-Lösung, um etwas dagegen zu unternehmen.

Draco hatte Kopfschmerzen von all den Dämpfen bekommen. Zudem war er übermüdet von den nächtlichen Versuchen, das Verschwindekabinett zusammenzuflicken. Das beständige Rühren in seinem Trank war anspruchslos und langweilig. Dracos Augen wurden mit jeder Sekunde schwerer.

Eine Katze mit silbrig-grauem Fell war irgendwann in den Raum geschlichen, ohne dass er es bemerkt hatte. Sie schob sich schnurrend um seine Beine herum und hüpfte auf den Tisch hinter ihm. Draco kannte sie. Das Tier gehörte Crabbe. Nachdem er sich zum wiederholten Mal auf seine neue Kröte gesetzt hatte, hatte seine Mutter ihm ein Tier geschenkt, das nicht so leicht zu übersehen war. Crabbe konnte das Vieh nicht leiden, weil es zu anhänglich sei, und eigentlich war die Katze auch viel zu hübsch für ihn.

Draco ließ von seinem Zaubertrank ab um sie zu streicheln, lächelte leicht.

Schnurrend schmiegte die Katze sich gegen seine Handfläche. Ein Tier, das seine Nähe suchte, ohne ihn umbringen zu wollen. Ein Wunder. Dracos Gedanken wanderten zu Black, der ihm in letzter Zeit offensichtlich aus dem Weg gegangen war. Irgendwie trübte das sein Lächeln.

Schritte erreichten seine Ohren. Draco war froh, dass die Katze ihn aufgeschreckt hatte, so hatte er genug Zeit, den Kessel schnell vom Feuer zu nehmen und unter dem Tisch zu verstecken.

„Was machen Sie hier, Draco?“

Draco stieß sich fast den Kopf am Tisch, als er hochschreckte. Professor Snape stand im Klassenzimmer, gehüllt in grüne Roben für das Quidditch-Spiel. Im grünlichen Licht der Kerker wirkte er krank. Draco fragte sich unwillkürlich, wie schlimm er selbst in dieser Umgebung aussehen musste.

„Ich übe.“ Seine Stimme klang schon einmal, als wäre sie von den Dämpfen weggeätzt worden. „Ich mache mir Sorgen um meine schulischen Leistungen.“

Snape zog eine Augenbraue hoch. Stumm kam er auf Draco zu und beugte sich über den Kessel mit dem süßlich duftenden Trank, den Draco als Alibi missbrauchen konnte. Er rümpfte ob des Geruchs die Nase.

„Da scheint Ihnen das Honigwasser ausgerutscht zu sein“, sagte Snape.

Draco nickte nur. Er war extra großzügig mit den süßeren Zutaten gewesen. Dieses Mal ging es auch nicht um einen Schluckauf. Es war nicht schwer Dumbledore etwas unterzujubeln, erst letztes Jahr um Weihnachten herum war Draco seine Schluckauf-Lösung auf Dumbledores Pudding getropft. Alles, was er dafür bekommen hatte, war ein amüsierter Kommentar voller Hickser.

Trotzdem war es eine schrecklich leichtsinnige Idee ihm Gift unterzumischen, und wenn Snape sie mitbekommen würde, wäre Draco geliefert. Aber ohne Unterstützung heranschaffen zu können, durfte er nicht Gefahr laufen aufzufliegen, sonst landete er bei seinem Vater in Askaban. Und wenn er versagte, dann… Daran wollte er gar nicht denken.

Snape beäugte ihn misstrauisch. Er trat hinter Draco und scheuchte die Katze von dem Tisch herunter, beugte sich dann über Dracos Schulter um einen genaueren Blick auf den Zaubertrank zu werfen. Er lehnte sich weiter und weiter vor, bis seine Hakennase Dracos Wange streifte. Draco täuschte ein Niesen vor.

Snape fuhr ruckartig in eine aufrechte Position und hob erneut eine Augenbraue.

„Entschuldigung, ich bin etwas erkältet“, erklärte Draco und rieb sich über die Nase.

„So schlimm, dass Sie das Spiel ausfallen lassen?“

Draco nickte wieder. „Vielleicht wäre es mir wichtiger gewesen, wenn Sie mich zum Kapitän gemacht hätten. So kann ich leicht andere Prioritäten setzen.“

„Natürlich.“ Snape packte ihn an der Schulter und zwang Draco sich umzudrehen. Der Augenkontakt war Draco anders unangenehm, als wenn Blacks Blick ihn durchbohrte. Snapes Absichten waren eindeutig. Einen Abstecher in Dracos Geist wagen, herausfinden, was er vorhatte. Da unterschied er sich nicht von Black. Und trotzdem… Dracos Konzentration schwand, als er an Blacks Methoden ihn zum Reden zu bringen dachte – und daran, wie er verhindert hatte, dass Black zu viel erfuhr.

„Black macht dir Schwierigkeiten“, sagte Snape.

Draco senkte blitzschnell den Blick und drehte Snape den Rücken zu. Panik brodelte in ihm auf. „Wie haben Sie –“

„Du warst wohl kurz abgelenkt“, schnarrte Snape. „Zu kurz. Wenn du nachher in mein Büro kommst, können wir besprechen –“

„Nein.“

Snape umrundete den Tisch, sah in seinen langen Roben aus, als würde er über den Boden gleiten. „Wie bitte?“

„Nein“, wiederholte Draco, „ich bespreche gar nichts mit Ihnen. Ich wurde auserwählt. Das ist allein meine Sache. Wenn Sie mir helfen wollen, dann halten Sie mir Black vom Hals.“

Snape schwieg einen Moment lang und ließ Draco zwischen absolut konträren Emotionen schwanken. Der Teil von ihm, der auf Snapes Hartnäckigkeit hoffte, wurde enttäuscht. Snape ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen und knallte die Tür hinter sich zu, als wäre er sauer. Vielleicht war er das auch. Immerhin hielt er Draco für kalt, abgebrüht, gewissenlos; all die Dinge, die er leider nicht war.

Draco atmete schwer ein und aus. Ausgerechnet im unpassendsten Augenblick mussten ihm die wenigen Augenblicke einfallen, in denen der Direktor nett zu ihm gewesen war. Als Dumbledore Draco zu seiner Aufnahme im Quidditch-Team beglückwünscht hatte, ohne Bestechungen zu erwähnen, als Dumbledore ihm und seinem Vater in der Winkelgasse begegnet war und Dracos Talent gelobt hatte, bis Lucius alte Feindseligkeiten hatte ausgraben müssen, und natürlich, als er Draco nicht für vierundzwanzig Stunden Schluckauf bestraft hatte. Und ausgerechnet jetzt fand Draco all diese Dinge nicht wie sonst einfältig, töricht oder absolut bescheuert.

Er zweifelte. An sich und an seiner Aufgabe. Es wäre dumm zu glauben, dass man ihm wahrhaftig zutrauen würde, den zweitmächtigsten Zauberer dieser Zeit auszuschalten. Er war zum Scheitern auserwählt worden, und genau deswegen musste er das hier durchziehen.

Draco holte noch einmal tief Luft und verdrängte die Bilder, die ihn schon fast dazu gebracht hätten, sich selbst zu sabotieren. Er bückte sich nach seinem Kessel, um seine Aufgabe zu Ende zu bringen.

Das seidige Fell der Katze streifte seine Hand.

~*~

Im Lehrerzimmer saß Sirius am oberen Ende des langen Tisches mit Dumbledore zusammen. Er trug einen rot-goldenen Schal wegen dem Quidditch-Spiel, und da Dumbledores Gespräch länger als erwartet dauerte, wurde es unter der dicken Lammwolle ziemlich warm.

„Ich würde Harry sozusagen Voldemort-Nachhilfestunden geben“, endete Dumbledore eine ausführliche Erklärung, was er in nächster Zeit mit Harry vorhatte. „Wärst du damit einverstanden?“

„Es ist immer gut, über seinen Feind Bescheid zu wissen“, sagte Sirius. „Und ich halte Harry für sehr erwachsen. Er wird damit klar kommen.“

Dumbledore wirkte irgendwie enttäuscht. „Ich hatte gehofft, dass er wenigstens ein normales Jahr hier in Hogwarts erleben könnte.“

„Das würde ich mir auch für ihn wünschen, aber der Krieg macht keine Pause und Harry will das auch gar nicht. Er liegt mir ununterbrochen mit Draco Malfoy in den Ohren, das sagt doch schon alles.“ Sirius‘ Versuch Malfoys Machenschaften zum Gesprächsthema zu machen traf auf wenig Begeisterung. Dumbledore schaute ihn amüsiert über seine halbmondförmigen Brillengläser an. Sirius hob entschuldigend die Hände. „Ich will nur sagen, dass Harry das Thema Voldemort nicht einfach zur Seite schieben kann. Es wäre ungerecht, ihm Dinge vorzuenthalten unter dem Vorwand ihn beschützen zu wollen.“

Dumbledore nickte. Sirius konnte sich aber nicht vorstellen, dass Albus Dumbledore viel auf seine Meinung geben würde. Was er Harry anvertrauen wollte und wann, das war ihm überlassen.

Sirius machte sich bereit zum Aufstehen. „Dann werd ich unseren Auserwählten mal unterstützen gehen, nicht wahr?“

„Apropos.“ Dumbledore folgte ihn zu einem hohen Schrank am Ende des Raumes, der die Mäntel der Lehrer beinhaltete. Manchmal fand man dort Irrwichte, manchmal auch Regenschirme. Sirius hatte sich einmal einen rosafarbenen ausgeliehen und irgendwie hatte das Hagrid gar nicht gefallen. Da er heute keinen fremden Schirm brauchte, griff er sich gleich seinen Mantel.

„Hm?“ Sirius zog sich unter Dumbledores wartendem Blick an.

„Ich habe bemerkt, dass du dem jungen Mr. Malfoy kein Nachsitzen mehr gibst“, sagte Dumbledore.

Sirius konnte nicht ganz folgen, was das mit ihrem vorherigen Thema zu tun hatte, aber er nickte. „Ich mache wohl Fortschritte als Lehrer. Der Kleine hat mir endlich etwas Respekt gezollt.“ Dumbledore direkt ins Gesicht zu lügen war immer schon eine Herausforderung gewesen. Glücklicherweise liebte Sirius Herausforderungen.

„Mhm, in der Tat.“ Dumbledore verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und wippte leicht vor und zurück. „Draco hatte schon immer ein Problem mit Respekt. Mit äußerst amüsanten Nebenwirkungen, manchmal.“

„Amüsant würde ich das jetzt nicht nennen…“

„Wirklich? Ich dachte, dass seine spitze Zunge genau nach deinem Geschmack wäre.“

Ein plötzliches Kratzen in seinem Hals ließ Sirius röcheln. „Äh, bitte was?“

„Nun…“ Dumbledore betrachtete ihn gleichzeitig verwirrt und belustigt. „Ihr teilt denselben Humor. Und ich dachte, dass du Draco deswegen vielleicht eine Chance geben würdest. Er hat es gerade nicht leicht.“

Sirius wollte sich gerade darüber beschweren, dass Dumbledore ihn für einen schadenfrohen, parteiischen Bastard hielt, als jemand seinen Namen rief:

„Black?“ Snape stürmte in das Lehrerzimmer. Mit seinem grünen Umhang hätte er wie ein riesiger Flubberwurm ausgesehen, wenn sein karmesinroter Kopf nicht gewesen wäre. „Wir müssen uns unterhalten.“

„Severus, das Spiel beginnt in zehn Minuten“, meinte Dumbledore nach einem Blick auf die Standuhr neben dem Schrank. „Wollt ihr das nicht auf dem Weg zum Stadion klären?“

Snape atmete so tief durch, dass seine Nasenflügel sich wie Seidenschnabels Flügel aufplusterten. „Das Spiel findet ohne Slytherins Sucher statt. Er ist krank. Stempeln Sie Blacks Demütigungen jetzt immer noch als Lappalien ab?“

Sirius knirschte mit den Zähnen.

„Wir haben gerade darüber gesprochen“, mischte Dumbledore sich ein und bewahrte Snape so davor, von Sirius verbal in den Boden gestampft zu werden. „Zudem solltest du nicht verurteilen, was du selbst nicht besser machst, Severus.“

Eine kurze Pause ließ Sirius Zeit zu verstehen, dass Dumbledore ihm zuvor etwas Ähnliches hatte sagen wollen. Draco für fiese Sprüche und Respektlosigkeit zu bestrafen, wo er selbst in seiner Jugend nicht besser gewesen war, schien pure Hypokrisie zu sein. Aber darum ging es auch gar nicht…

„Ja“, stieß Snape schnaubend aus. „Lieber sehe ich tatenlos dabei zu, wie Dracos lädierte Seele auseinandergerissen wird.“

Sirius runzelte die Stirn. Snape drehte sich in einem Wirbel aus Roben um und rauschte aus dem Lehrerzimmer. Er ließ Dumbledore seufzend zurück.

„Entschuldige, Sirius. Du hättest das nicht hören sollen.“

Sirius grinste. „Na, dann ist ja gut, dass ich es nicht verstanden habe.“

Dumbledore klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. „In der Tat“, sagte er, anstatt Sirius eine Erklärung zu geben. „Du solltest dich auf dem Weg machen. Harry wird sich über deine Unterstützung freuen.“

Sirius nickte, irgendwie eher enttäuscht als verwirrt. Er machte ein paar Schritte, bevor er sich noch einmal zu Dumbledore umdrehte. „Albus, es ist nicht so, dass ich Draco hasse.“

„Natürlich nicht.“ Dumbledore schien überrascht, dass Sirius das klarstellen wollte. „Jedoch hatte ich gehofft, dass du dich an alte Fehler erinnern würdest. Verlorene Jungen neigen so leicht dazu, den falschen Weg einzuschlagen.“ Dumbledores blaue Augen funkelten mit etwas, das Sirius bei jedem anderen als flehentlich bezeichnet hätte. „Und du bist hier, weil du –“

„Woah!“ Sirius deutete auf die Uhr. „Ich komme noch zu spät zum Spiel. Entschuldige mich.“ Er machte Snapes schnellem Abgang Konkurrenz und flüchtete regelrecht aus dem Lehrerzimmer.

In der Eingangshalle rannte er in den Großteil der Schülerschaft. Rot und Gold trennte sich scharf von Grün und Silber. An der Großen Treppe fiel Sirius ein bekanntes Paar grüner Augen auf.

„Harry?“ Er eilte auf seinen Patensohn zu. „Was machst du denn noch hier?“

„Ich hab auf dich gewartet.“ Harry trug bereits seine Quidditch-Uniform, statt seinem Besen hielt er aber ein altes Pergament in den Händen. Sirius erkannte die Karte des Rumtreibers, die Peter einst leichtsinnig an Filch verloren hatte und die es auf mysteriöse Weise zurück in die Familie geschafft hatte.

„Dumbledore und ich haben ein kleines Gespräch über dich geführt. Scheint, dass er was für unseren Lieblingsauserwählten geplant hat.“ Sirius wuschelte Harry durch das hoffnungslos wirre Haar. „Freust du dich?“

„Mehr, wenn du mich nicht als Auserwählten bezeichnen würdest“, sagte Harry leicht verlegen. „Erwartungsdruck tut niemandem gut. Jetzt guck dir das an.“

Harry knickte die Karte und reichte sie Sirius, deutete auf das Klassenzimmer für Zaubertränke in den Kerkern. Ein kleiner schwarzer Punkt mit dem Namen Draco Malfoy war dort zu sehen, sonst niemand.

„Er ist da seit zwei Stunden“, sagte Harry. „Irgendetwas ist daran faul. Hermine meint, dass er nur üben würde, aber Ron ist meiner Meinung, dass Malfoy niemals wegen der Schule Quidditch verpassen würde. In der dritten Klasse hat er sogar das Spiel verschieben lassen, damit er gegen mich antreten kann.“

„Und was hat das mit mir zu tun?“, stellte Sirius eine Frage, die Harry verdutzte und sprachlos blinzeln ließ. Als er sich wieder fing, hatte er keine Erklärung für Sirius über.

„Kannst du nicht für mich nachsehen, was er treibt?“ Harry tippte noch einmal auf die Karte, drückte seinen Finger genau auf Dracos Namenszug, als hätte Sirius ihn vorher nicht gesehen. „Ich muss spielen – und ich schwöre dir, wenn du nicht nachsiehst, lass ich das Spiel noch sausen.“

Sirius wollte Draco nur sehr ungerne begegnen. „Oh, aber Harry. Ich wollte dich doch ein Tor schießen sehen.“

„Äh, Sirius, ich bin Sucher. Ich schieße keine Tore.“

Sirius legte sich eine Hand in einem stummen „Ups“ auf den Mund und setzte einen entschuldigenden Blick auf. „Sorry, das ist mir irgendwie entfallen. Dein Vater war Jäger. Er hat ständig über den Sucher gelästert, wie sinnlos die Position sei, dass sie spaßraubend sei, nicht mehr als eine bessere Uhr…“ Harrys Blick hatte sich verdunkelt. „Oh, aber er wäre sehr stolz auf dich gewesen.“

Harry zwang sich zu lächeln. „Bist du sicher, dass alles okay mit dir ist, Sirius? Du stehst in letzter Zeit öfter mal neben dir.“

Sirius winkte ab. Harry tendierte dazu ein Drama daraus zu machen, wenn Sirius ihm statt Tee heißes Wasser mit Milch servierte. Und das war nur passiert, weil Draco ihm zwei Stunden eher gesagt hatte, dass er ihn grässlich genug fand, um ihn umbringen zu wollen.

„Du hast keinen Grawp irgendwo versteckt, oder?“, fragte Harry.

„Bitte was?“

„Als Hagrid letztes Jahr neben der Spur war, hat er uns seinen sechzehn Fuß großen Bruder verheimlicht.“

Sirius gluckste, aber Harrys bohrenden Blick weichte er damit nicht auf. „Okay.“ Er schnappte die Karte aus Harrys Händen. „Ich tu dir diesen Gefallen, wenn du dafür vergisst, was ich eben gesagt habe.“

Harry schlug zum Abschied herzhaft gegen Sirius‘ Schulter. „Toll, ich komm gleich nach dem Spiel in dein Büro.“

„Ach, die Siegesfeier darfst du auch noch besuchen.“

Harry schmunzelte ihm über die Schulter zu, und Sirius machte eine verscheuchende Geste mit der Karte. Dann wandte er sich gegen den Schülerstrom und stieg in die Kerker herunter, der Ort, den er in seiner ganzen Zeit als Professor vermieden hatte zu betreten.

Die Kerker waren dunkel, feucht und von grünlichem Licht durchflutet. Sirius hatte sie schon zu seiner Schulzeit gehasst. Seine ganze Familie hatte hier gehaust und das hatte diesen Ort nicht einladender gemacht. Im Klassenzimmer für Zaubertränke hatte er dagegen viele amüsante Stunden damit verbracht mit James zusammen Snapes Zaubertränke in explosive Geschosse zu verwandeln.

Sirius vergewisserte sich mit einem letzten Blick auf die Karte, ob Draco sich wirklich ausgerechnet in diesem Klassenzimmer versteckte. Leider war der Punkt immer noch an der gleichen Stelle, nur noch eine dicke Steinwand von ihm entfernt. Sirius atmete tief durch, faltete die Karte sorgsam und steckte sie in seine Manteltasche. Er öffnete die Tür.

Eine Duftwolke waberte ihm entgegen, eine seltsam beißende Süße. Sirius entdeckte einen Kessel auf einem Pult weit vorne, aber von Draco keine Spur. Er trat in den Raum und schloss die Tür hinter sich.

„Draco?“ Sirius schaute sich auf dem Weg zu dem benutzten Pult weiter um. Gerade wollte er sich über den Kessel beugen, der den süßlichen Geruch verbreitete, als der weißblonde Haarschopf ihm ins Auge stach.

Draco saß hinter dem Tisch versteckt auf dem Boden. Vor ihm stand ein weiterer Kessel, bis zum Rand gefüllt mit einer dunkelgrünen Flüssigkeit. Aber nicht das hielt Sirius‘ Blick fest, sondern das graue Fellknäuel in Dracos Schoß. Eine Katze. Draco strich apathisch durch das glänzende Fell, ohne dass das Tier sich rührte.

Sirius ließ sich neben Draco auf die Knie fallen und schaute direkt in ein Paar gelbe Katzenaugen. Sie starrten an ihm vorbei ins Nichts.

„Was ist passiert?“, fragte Sirius und streckte die Hand nach der toten Katze aus.

Draco vergrub die Finger in dem seidigen Fell, als hätte er Angst, Sirius würde sie ihm wegnehmen wollen. Sirius zog seine Hand zurück. Er hatte kein Veritaserum, um Draco zu zwingen mit ihm zu reden, und vielleicht war sein neulich gelockertes Mundwerk Draco auch jetzt in Erinnerung und er bemühte sich bloß nichts Falsches zu sagen.

Draco drehte den Kopf wie in Zeitlupe in Sirius‘ Richtung, schaute ihn aber nur flüchtig an. Die Schatten um seine hellgrauen Augen waren so dunkel, als hätte er wieder Ruß im Gesicht. In den wenigen Tagen, die sie sich nicht aus der Nähe gesehen hatte, musste Draco kein Auge zugetan haben. Ein stetiges Zittern ließ seinen Körper beben.

Sirius machte sich Sorgen. „Sprich mit mir“, bat er.

„Ich… Ich wollte das nicht“, brachte Draco tonlos hervor. „Sie ist auf den Boden gehüpft und hat aus dem Kessel getrunken. Sie hat immer alles Mögliche in sich hineingestopft. Und jetzt ist sie… Sie ist meinetwegen…“ Draco beugte sich über die Katze und kniff die Augen zusammen, aber da hatte Sirius das Glitzern in seinen Augen schon gesehen.

„Hey, es ist nur eine Katze“, sagte Sirius und legte eine Hand auf Dracos Schulter. Ein erbärmlicher Versuch Trost zu spenden, so wie Draco sich unter der Berührung verkrampfte.

„Und wenn es irgendwann keine Katze mehr ist?“ Draco atmete zittrig ein, versuchte alles um sich zu beruhigen und stieß trotzdem einen Schluchzer aus. „Ich kann das nicht. Ich will das nicht tun müssen…“

Sirius betrachtete die zusammengekauerte Gestalt. Er fühlte sich an den Moment erinnert, als sie vor dem Raum der Wünsche gesessen hatten und er alles falsch gemacht hatte. Draco, der immer so sehr darauf achtete, Sirius seine Gefühle nicht zu zeigen, noch tausendmal verletzlicher zu sehen, ließ ihn richtig Angst davor bekommen, dass er noch einmal das Falsche tun könnte. Aber lange ließ er diese Unsicherheit nicht zu.

Sirius packte Draco und zog ihn gegen seine Brust. Das Schluchzen erstarb und Draco erstarrte.

„W-Was tust du?“, fragte Draco.

„Ich belohne dich dafür, dass du ein Gewissen hast.“

Draco schaute zu ihm hoch. Seine Augen waren gerötet, tränten aber nicht mehr. „Es ist eine Belohnung von dir zerquetscht zu werden?“

Sirius ließ ein halbes Lächeln zu. Er presste Dracos Kopf zurück gegen seine Brust und hielt ihn solange fest, bis Draco sich entspannt hatte, sich sogar gegen ihn lehnte.

„Hey, was hältst du davon, wenn ich hier für dich aufräume und wir treffen uns nachher in meinem Büro, um über alles zu reden“, schlug Sirius vor.

Draco rührte sich eine Weile nicht, und Sirius hoffte, dass es an seiner Umarmung lag, aber viel wahrscheinlicher war, dass Draco gerade sein lockeres Mundwerk bewusst wurde.

„Okay“, sagte Draco. Ein einziges Wort, das Sirius sprachlos werden ließ.

Wenn er bloß wüsste, was er richtig gemacht hatte.


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