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Fanfiction

Pureblood Pride - Der Todesfluch

von Dr. S

Am Ende der Kammer des Schreckens rührte sich eindeutig etwas. Draco richtete den Zauberstab in die Schatten, rutschte rückwärts nach hinten. Jemand kam näher. Kein Baby-Basilisk, sondern ein Mensch. Ein flammendroter Haarschopf lugte zwischen den Säulen hervor.

Dracos Herz stoppte vor Erleichterung einen ganzen Schlag lang. Er brachte nicht mehr als ein hohes Wimmern heraus.

Ron blieb verdutzt stehen, als er ihn auf dem Boden sitzen sah. „Stör ich irgendwelche perversen Fesselspielchen?“ Er kniete sich hin, um die Seile an Dracos Füßen verschwinden zu lassen. Er blickte auf die Wunden an Dracos Handgelenken. „Was ist passiert?“

Draco schüttelte den Kopf. Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, was gerade passiert war. Seine Alpträume waren realer als dieser Unfug, und hinterher war Sirius da, um ihn im Arm zu halten. Nicht Ron ‚Wiesel‘ Weasley. Das ergab noch weniger Sinn, als Tom Riddles selbstgefälliges Gefasel.

„Was machst du hier?“

„Danke hätt’s auch getan“, murrte Ron. „Ich hab gesehen, wie du hier runtergesprungen bist. Rausgekommen ist nur Harry und er… Er hat dich nicht erwähnt. Das fand ich merkwürdig. Er würde nicht mal dich in Hogwarts‘ schlosseigenem Schlangennest zurücklassen.“

Ron streckte sich nach Dracos Hand, wollte sich die Schürfwunden ansehen, die die Seile hinterlassen hatten, aber Draco zuckte zurück. Darauf war er schon einmal reingefallen. Wie konnte er sicher sein, dass Tom nicht ein noch perfideres Spiel mit ihm trieb? Weasley würde er jedenfalls nicht mal küssen, wenn nur das ihn vorm Todesfluch retten könnte.

„Wie bist du hier reingekommen?“, fragte Draco.

„Parsel ist nicht so schwer, wenn man’s mal gehört hat“, sagte Ron. „Is’n paar Jahre her, aber ich hab ein gutes Gedächtnis und probieren geht über studieren. Ich bin hier, also…“ Er blickte rüber zu dem kleinen Haufen Knochenstaub, wo eben noch das Basiliskenskelett und eine der wenigen Chancen Tom und den Dunklen Lord loszuwerden gelegen hatte. „Was ist passiert?“

„Es ist Riddle“, brachte Draco heiser hervor, räusperte sich und legte eine Kurzfassung seiner Kammer des Schreckens-Erfahrungen nach. Er behielt Ron die ganze Zeit über im Auge und war sich am Ende sicher, dass das hier wirklich kein verlogenes Theaterstück war.

„Verfickte Scheiße!“ Ron hüpfte auf die Füße. „Wir müssen den anderen Bescheid sagen.“

Draco hievte sich alleine hoch, auch wenn Ron ihm die Hand zur Hilfe anbot. Erst, als er wieder stand, packte er sie doch noch. „…Danke… Ron.“

Ron hatte ein halbes, aber ehrliches Lächeln für ihn übrig. Er schüttelte Dracos Hand. „Keine Ursache… sagenhaft hopsendes Frettchen.“

Draco schubste ihn weg und lief kopfschüttelnd zum Ausgang. Ron holte ihn ein. Er zischte die zugefallene Öffnung der Kammer an – und nichts passierte. Entschuldigend grinste er Draco an und zischte noch einmal, zog dabei eine Grimasse, als wäre er gerade in ein Säurebad gefallen. Der Ausgang öffnete sich.

„Nicht so schwer, hm?“ Draco konnte sich das nicht verkneifen, auch wenn Ron ihn dafür schubste. Er stolperte in den langen Tunnel, viel zu lang für einen Spaziergang.

„Accio Besen!“, rief Ron, als hätte er diesen Gedanken lesen können.

Draco hob die Augenbrauen. „Ich hoffe, wir kriegen jetzt keinen Mopp.“

„Solange er fliegt.“ Ron lauschte auf den ankommenden Besen. Er verplemperte Zeit, die sie nicht hatten und folgte Draco auch nicht, als der weiterging. „Wie kriegen wir das wieder hin?“, fragte er stattdessen. „Mit Harry?“

Draco blieb stehen. Er krempelte seine Ärmel hoch, die nicht nur Blutspuren abgekriegt hatten, sondern an den Schürfwunden nagten. „Ich weiß nicht. Solange er den Dunklen Lord nicht loswird, kann man Riddle vielleicht in seinen eigentlichen Körper schicken.“

„Vielleicht?“

„Woher soll ich es wissen? Horkruxe sind Produkte tiefschwarzer Magie. Niemand hat je so mit ihnen rumgespielt, wie Riddle es tut. Und wenn, haben die Zauberer es nicht geschafft, ihre Experimente zu notieren.“

Das Sausen des anfliegenden Besens breitete sich im Korridor aus. Ron fing ihn aus der Luft und schwang sich auf den Stiel. Er rutschte nach vorne, damit Draco auch Platz hatte. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Draco sich beschwert, so blieb ihm nichts anderes übrig, als hinter Ron auf den Besen zu steigen.

Seit Ewigkeiten hatte er nicht mehr auf einem Besen gesessen. Im letzten Jahr war Quidditch zu kurz gekommen. Den Boden unter den Füßen zu verlieren fühlte sich fremd und doch vertraut an, wie aus einem längst vergessenen Traum, der einem plötzlich durch den Kopf schoss. Wenn das hier alles gut ausging – und das würde es, es musste einfach – würde er Sirius zwingen mit ihm eine Runde zu fliegen.

Der alte Schulbesen hatte nicht die Geschwindigkeit eines Nimbus, brach aber jeden Rekord zu Fuß. Sie schossen durch den Tunnel, wie ein Pfeil aus einer Armbrust.

„Was“, rief Ron über die Schulter, „wenn er Voldemort schon losgeworden ist?“

Der Name ließ ihn schon lange nicht mehr zucken. Draco hatte sich daran gewöhnt, dass Sirius den Namen ständig sagte. Trotzdem schmälerte das nicht die Macht, die der Dunkle Lord besaß.

„Wir sprechen über den mächtigsten Zauberer unserer Zeit. Wenn das so schnell ginge, wären wir ihn schon längst losgeworden.“ Draco spürte unter seinen Fingern, wie Ron tief durchatmete.

„Harry wird das nicht mit sich machen lassen“, sagte er. „Voldemort hat schon mal sowas probiert und versagt. Harry packt das. Halt dich fest.“

Ron steuerte am Ende des Tunnels nach oben. Fast senkrecht brausten sie zurück an die Oberfläche. Draco drohte dank der wahnsinnigen Flugmanöver vom Besen zu rutschen und klammerte sich mit allem, was er hatte an Ron.

„Das wollte ich schon immer mal machen“, grölte Ron kurz bevor sie aus der Öffnung des Waschbeckens stoben. Er rammte seine Füße gegen den Rand, änderte abrupt die senkrechte Richtung und beförderte sie mit Schwung vorwärts. Draco hatte nicht genug Atem für einen Schrei, als sie nahezu ungebremst auf die Tür zu rasten. Er kniff die Augen zusammen.

Es knallte. Sie prallten nicht auf. Ron hatte die Tür mit einem Zauber aus den Angeln gestoßen. Er hauchte „Ups“, aber das hielt ihn nicht davon ab wie ein Verrückter durch die Gänge zu dreschen.

Es wäre eine dreiste Lüge zu behaupten, Draco hätte nie mit einem Besen durch das gewaltige Schloss rasen wollen. Dafür hatte es nicht den – zugegeben – spektakulären Abgang der Weasley-Zwillinge aus dieser Schule gebraucht. Die Portraits und Wandteppiche als verschwommene Flecken an sich vorbeirasen zu sehen, die Ecken der hohen Wände zum Abstoßen zu benutzen, per Sturzflug das Treppenhaus in Nullkommanichts hinter sich zu lassen; das wäre mehr als Nachsitzen wert. Draco wünschte, er hätte diesen Moment genießen können.

Als sie durch die Eingangstore raus auf die Ländereien flogen, zeigte sich sofort, wieso es keine Minute für so etwas wie Vergnügen gab. Aus der Luft war das Meer an Schülern unter dem Imperius-Fluch unerkennbar groß. Eine schwarze Armee schwankender Grashalme tat sich vor ihnen auf. An der Spitze der Dunkle Lord, einknickend wie ein geschlagener Baum. Potter über ihm mit einem Schwert, dem Schwert, und das Blut des Dunklen Lords tropfte von der Klinge. Schwarzer Rauch sammelte sich um den Körper des angeblich so mächtigen Zauberers.

Dumbledore stand direkt neben seinem Auserwählten. Seine Leute hielten Abstand, außer einem, der auf der Hälfte des Weges wie erstarrt stehengeblieben war. Sirius. Viel zu nah an seinem Patensohn. Wie auf einen Schlag traf ihn Toms Drohung, dass Sirius so oder so sterben würde. Das konnte er nicht zulassen.

„Ach, du Scheiße“, murmelte Ron und senkte den Besen.

Draco wartete nicht darauf, dass seine Füße in die Nähe des Bodens kamen. Er sprang ab. Gut zwei Meter fiel er und krachte unsanft auf die Erde. Draco rollte sich ab und lief den Abhang herunter.

„Halt“, rief er, ohne dass jemand sich nach ihm umsah. Seine Stimme war ein Schatten, seit er sich in der Kammer die Seele aus dem Leib geschrien hatte. „Wartet, wartet, wartet!“ Er brüllte das letzte Wort und endlich drehten sich alle zu ihm um – außer Sirius. „Halt, das ist nicht er! Das ist nicht Potter! Riddle ist in ihm drin!“

Ungläubige Blicke versuchten ihn aus der Fassung zu bringen. Dumbledores faltiges Gesicht hätte aus der Entfernung alles bedeuten können. Er und Potter sahen einander an. Draco strauchelte nicht. Er rannte auf Sirius zu, wollte einzig und allein ihn aus der Schusslinie bringen. Einige Meter war er von ihm entfernt, als Riddle das blutige Schwert erneut hob. In einem Moment gefüllt von gespenstischer Stille rammte er es seinem Mentor in den Hals.

Wie von einer unsichtbaren Leine gelassen, taumelte Sirius auf Kommando nach hinten. Er sackte gegen Draco, der sofort die Arme um ihn schloss, ihn umdrehte und wegzerrte. Aber da hatte sich das diabolische Grinsen auf Potters Gesicht schon ausgebreitet.

„Nun, das lief nicht ganz nach Plan, was?“, sagte Riddle. Er stieß das Schwert wie einen Gehstock in den Boden und lehnte sich darauf.

Draco spürte eindeutig, wie Sirius ihm zu entgleiten drohte, vollkommen überwältigt von dem Anblick des Monsters in seinem Patensohn. Ein Beben aus purem Zorn erschütterte seinen Körper. Draco griff in die schwarzen Haare, umfasste Sirius‘ Gesicht, versuchte alles um in seine Augen zu sehen.

Er würde alles sagen, um die impulsive, risikofreudige Seite, die er so faszinierend fand, davon abzuhalten, Sirius umzubringen.

~*~

„Mach nichts Dummes, Sirius. Das ist genau, was er will. Sieh mich an. Sieh mich gefälligst an.“ Wie Regen an einem heißen Sommertag kühlten Dracos Worte ihn ab. Sirius wandte sich von der Grimasse auf Harrys Gesicht ab und schaute Draco an. Auf seiner Wange war ein Streifen Schmutz. Rote Striemen entstellten seine blassen Handgelenke.

Beruhigende Worte prallten auf ihn ein, wie Wassertropfen auf heißen Stein; sie verdampften sofort. Voldemort besetzte seinen Patensohn, ermordete Dumbledore und tat Draco sonst was an. Dafür musste er zahlen.

Sirius fuhr herum, den Zauberstab bereit.

Riddle grinste ihn aus Harry heraus an. „Was willst du tun, Sirius? Was wollt ihr alle tun?“, wandte er sich an die anderen Ordensmitglieder. Ein Dutzend Zauberstäbe brachten ihn nicht aus der Fassung. Er wagte sich noch weiter auf den Präsentierteller und streckte einladend die Arme aus. „Das ist Harry Potter. Ihr werdet ihm nicht wehtun.“ Er streckte das Schwert Gryffindors, besudelt mit dem Blut der beiden mächtigsten Zauberer ihrer Zeit, in Sirius‘ Richtung. „Der Nachteil auf der ‚guten Seite‘ zu stehen. Ihr seid zu feige zu töten, wählt Schockzauber statt dem Todesfluch, stellt Askaban über Gräber. Tja, ich habe damit kein Problem. Und ich kann leider nicht zulassen, dass auch nur einer von euch mein Geheimnis kennt.“

Sirius schob sich vor Draco, spürte seine Finger an seinem Arm. Er atmete den Zorn weg, versuchte es zumindest, um klar im Kopf zu werden. Dracos Leben würde er nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, wie er es bei Harry getan hatte. Er hatte ihn in den Wald geführt, seinen eigenen Patensohn, und ihn dort verloren. Wenn Harry keine Spur Brotkrumen hatte, der er folgen konnte, würde Sirius ihn finden.

„Harry.“ Sirius senkte seinen Stab – und nie zuvor hatte er Harry so voller Hochmut die Augenbrauen heben sehen. „Ich weiß, dass du mich hören kannst. Wir haben das schon mal durchgemacht.“ Er erinnerte sich zu genau an den Kampf im Ministerium. An Dumbledore, der nur dagesessen hatte, während Harry gelitten hatte. „Du kannst dich gegen ihn wehren.“

Harry lächelte ihn. „So läuft das nicht. Und dein gehobener Arm wird mich auch nicht von deinem Spielzeug fernhalten.“

„Hör nicht auf ihn“, wisperte Draco. Ausgerechnet an Sirius‘ schützendem Arm hielt er ihn zurück. „Er will dich provozieren.“

„Harry –“

„Harry, komm schon.“ Ron tauchte neben ihnen auf. Er flehte mit beiden Händen. „Du kannst ihn das nicht mit dir machen lassen.“

Harrys grüne Augen schwenkten zu Ron. Sie waren eiskalt. „Du denkst, er wird sich wehren, wenn ich ihn genug reize, nicht? Probieren wir es aus.“ Er drehte sich um. „Bella?“

Am Rand des Schutzschildes kniete Bellatrix. Der Tumult schien auch sie verwirrt zu haben. Ihr Gesicht war entstellt von Tränen, verschmierter Wimperntusche bei dem einen Auge, das ihr geblieben war. Der tote Körper ihres Meisters bekam dennoch keinen Blick von ihr.

„M-Meister?“

Tom nickte. „Das weißt du doch“, flüsterte er ihr zu. Auch mit Harrys Stimme sah man sofort, dass Bellatrix sich ganz besonders fühlte. „Tu mir einen Gefallen. Hol das Schlammblut hier rüber.“ Er deutete mit einem Nicken auf Hermine. Schmutzig und geschockt saß sie im Schlamm, nah an der Leiche ihres früheren Zaubertrank-Professors. Bellatrix zerrte sie an ihrem buschigen Haar auf die Beine.

Erst jetzt zielte auch Rons Zauberstab auf Harry. „Lass sie in Ruhe“, brüllte er.

„Ron…“ Sirius wusste nicht, was er anderes tun sollte, als jetzt Ron mit dem Arm zurückzuhalten. Er wollte selbst losstürmen. Hinter dem Schild, allerdings, sah er jetzt, dass nicht alle Todesser disappariert waren. Die Lestranges, natürlich, ließen sich schwerer von Voldemort trennen, als Zecken aus Hundefell entfernen. Er sah Rodolphus, der einen strampelnden Jungen am Kragen gepackt hatte. Rabastan, der hinter seinem Bruder den Boden fixierte. Jemand, der wie Rowle mit zugenähten Lippen aussah… ein Aufblitzen von weißblondem Haar versteckt am Waldrand…

„Ich will, dass du sie umbringst“, sagte Riddle. „Zusammen mit all denen, die in der Lage waren meinem Fluch zu widerstehen.“

Bellatrix grinste. Sie presste den Zauberstab gegen Hermines Schläfe.

„Nein!“ Ron stürzte vor, ehe Sirius blinzeln konnte. „Lass sie in Ruhe, du elender Mistkerl!“

„Ron, verdammt!“ Bill stieß seine Verlobte zur Seite, um seinen kleinen Bruder aufzuhalten. Einige Meter von Riddle entfernt bekam er ihn zu fassen und riss ihn zurück.

„Harry…“ Hermines Stimme war nur ein leises Wimmern. Bellatrix‘ Würgegriff trieb ihr Tränen in die Augen. „Harry, was immer passiert ist nicht deine Schuld.“

„Oh… So viel Aufregung“, säuselte Riddle, „und ich fühle kein bisschen. Vielleicht braucht es noch ein bisschen mehr Kohle, um Potter anzuheizen.“ Er gab Bellatrix ein Zeichen.

Ron schrie und schimpfte, aber so herzzerreißend er flehte, den grünen Lichtblitz konnte er nicht aufhalten. Bill ließ ihn aus Schock los. Ron stürzte sich nicht auf Harry. Er fiel am Rand des blauen Schildes zu Boden, nur durch die magische Trennwand von Hermine getrennt, die Bellatrix achtlos von sich warf.

Riddle winkte Bellatrix zu. „Bring mir das Weasley-Mädchen. Das sollte Potter doch wachrütteln, nicht?“

Bellatrix hüpfte in die Menge, verschwand zwischen den erstarrten Schülern und zog eine Spur aus schallendem Gackern nach sich.

„Oh, nein, das tust du nicht.“ Bill richtete seinen Zauberstab auf Riddle – und er war nicht der Einzige. Bis auf Sirius‘ zielten alle Zauberstäbe auf Riddle, und er zwang sich auch seinen zu heben.

„Du bist zwar in Potters Körper“, blaffte Mad-Eye, „aber auf dieser Seite ganz allein. Wir schalten dich im Handumdrehen aus, Bengel.“

Tom lächelte. Er stützte sich erneut auf das Schwert und zückte Harrys Zauberstab. „Ihr redet, als wäre ich nicht in der Lage binnen einer Sekunde hunderte Zauberstäbe gegen euch zu richten.“ Er schnippte mit dem Stab und hinter ihm wurden die Arme der Schüler nach oben gezerrt. „Ich kann diese unschuldigen Kinder zu Mördern werden lassen und euch töten, oder ich lasse sie sich gegenseitig töten und sehe euch noch ein bisschen beim Leiden zu, wie wäre das?“

„Du kranker Mistkerl“, knurrte Sirius.

Tom fixierte ihn mit Harrys grünen Augen. „Verluste sind nicht zu vermeiden. Hinterher werde ich allen sagen, wie mutig ihr gekämpft habt, keine Sorge. Und Harry Potter bleibt ein Held.“

Sirius knirschte mit den Zähnen. Er zermarterte sich das Gehirn. Draco, dicht an seinen Rücken gepresst, zitterte heftig. Ihm musste etwas einfallen, irgendetwas, oder sie würden alle sterben.

Er hatte eine Idee. Eine einzige Möglichkeit… aber er würde tausendmal lieber sterben, als Harry wehzutun.

„Harry“, versuchte er es noch einmal. Sirius machte einen vorsichtigen Schritt auf Riddle zu. Draco wollte ihn nicht loslassen und wurde unwillkürlich mitgezogen. „Harry, ich hab deinen Eltern versprochen dich zu beschützen. Zwing mich nicht das zu brechen.“

Tom lachte, aber nicht genug, um die Träne zu rechtfertigen, die unter der kreisrunden Brille hervorlief. Er stockte und rieb sie weg. Stirnrunzelnd blickte er Sirius an. Die Falten vertieften sich, als Sirius noch näherkam. Riddle unternahm nichts um ihn aufzuhalten. Einzig und allein Dracos Gewicht in seinem Rücken wurde schwerer.

„Harry?“, hauchte Sirius hoffnungsvoll.

Bellatrix‘ Gackern kehrte zurück. Sie zerrte Ginny zwischen den Schülern hervor, die sich heftig wehrte.

„Das ist deine Schuld“, schrie Ginny aus voller Lunge. „Hast du gehört, Malfoy?! Das ist deine Schuld! Du hast Riddle so weit kommen lassen!“

Riddle drehte den Kopf zu Ginny. „Oh, Kleines… Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Ohne dich wäre ich nie darauf gekommen.“ Er nickte Bellatrix zu. „Töte sie.“

„Das tust du nicht!“ Bill sprang mit ausgestreckten Händen vorwärts. Seine animalische Seite packte Tom und knallte ihn gegen das Schild. Zwei Meter entfernt gab Ginny Bellatrix eine Kopfnuss, die hörbar ein Nasenbein brach. Bellatrix‘ Zorn ging in dem Chaos von Flüchen unter, das Ausbrach. Hunderte Lichtblitze stoben aus den Zauberstäben der Schüler und rissen den Schild nieder. Sie marschierten vorwärts, eine Armee von Marionetten, die Ziel auf ein knappes Dutzend Zauberer nahm.

„Nur Entwaffnen und Schocken!“, hörte Sirius Kingsley brüllen. Die rollende Welle von Schülern spaltete das kleine Grüppchen Ordensmitglieder, drängte sie zum Schloss und See, auf Sirius‘ Seite sogar Richtung Wald. Eine Gruppe Ravenclaws aus Dracos Jahrgang kam mit erhobenen Zauberstäben auf sie zu.

Sirius wehrte die vier Schockzauber ab, die simultan auf sie zuflogen und einen Teil des Rasens wegsprengten. Draco entwaffnete die Ravenclaws über seine Schulter hinweg und Sirius verschnürte sie mit Seilen zu einem unzertrennlichen Paket. In einer kleinen Atempause fuhr er zu Draco herum. Pure Panik hatte Dracos Augen geweitet. Er atmete schnell und zitterte.

Sirius fasste ihn an den Schultern. „Geh“, sagte er ruhig aber bestimmend. „Geh ins Schloss zu Remus und versteck –“

„Nein.“ Trotz sichtbarer Angst brachte Draco jedes Wort überzeugend entschlossen rüber: „Ich werde dich nicht zurücklassen. Wir gehen zusammen oder gar nicht.“

Sirius zog Draco an sich heran und küsste ihn. Das Versprechen brannte sich auf seinen Lippen ein und würde dort bleiben, egal, was passierte.

„Versuch Ron da rauszukriegen, wenn du kannst“, raunte Sirius. „Ich muss Harry helfen.“

Draco atmete zittrig ein. „Du schaffst das. Wenn jemand, dann du.“ Er ließ Sirius los und rannte zwischen Schülern und Flüchen durch. Er schlug Haken und schaltete alte Freunde aus, dann verschluckte die Rauchwolke einer Explosion ihn.

Sirius war nie dankbarer gewesen, dass Draco keine unnötigen Risiken einging. Er musste sich konzentrieren. Wenige Meter trennten ihn von Harry, niedergerungen von Bill, aber dorthin zu kommen erwies sich als mittelschweres Abenteuer. Er musste Flüche aus allen Richtungen abwehren und den Moment abwarten, um die Schüler auszuschalten. Ein Brandzauber erwischte seinen Oberschenkel und riss ein Loch in Hose und Fleisch. Einmal konnte er sich gerade noch in letzter Sekunde unter einem grünen Blitz von hinten ducken, den er nur kommen hörte. Immer mehr Rauch breitete sich durch die gebündelten Flüche aus. Die hereinbrechende Nacht erschwerte die Sicht zunehmend.

Bills flammendrotes Haar war auf dem Boden gut zu erkennen. Er lag im Gras, die Schläfe heftig blutend, und rührte sich nicht. Harry stand über ihm, den Zauberstab und das Schwert bereit zum letzten Schlag.

Sirius riss ihn mit einem Tackle zu Boden. Sie krachten hart aufeinander. Der Ruck zerrte Harrys Brille von seiner Nase. Er grinste Sirius an.

„Willst du unbedingt durch die Hand deines Patensohns sterben, Black? Oder noch tragischer: Willst du deinen Patensohn zu seinen Eltern schicken? Dann hast du die gesamte Familie Potter auf dem Gewissen.“

Sirius drückte seinen Zauberstab gegen Harrys Kehle. „Lass die Schüler gehen.“

Tom lachte nur. Sirius erstickte den Laut, indem er Toms Luftröhre abschnitt. Ein Röcheln kam aus seinem Hals.

„Hat auch seine Nachteile einen Körper zu haben, hm? Stopp die Schüler oder ich werde dafür sorgen, dass dein Leben in diesem Körper kein angenehmes wird.“ Sirius musste jedes Jahr Erfahrung aus einer Familie voller Slytherins zusammenkratzen, um sein Grinsen heimtückisch genug werden zu lassen. „Verluste sind auch bei Helden nicht zu vermeiden.“

Tom schaute ihn über die schiefe Brille hinweg an. Sein Blick flatterte an Sirius vorbei. Dann erstarb das Chaos um sie herum. Rauch waberte wie der Nebel über die Ländereien. Der Geruch von versenktem Haar und Fleisch lag in der Abendluft. Die Schüler blieben abrupt, wie aufgezogene Soldaten stehen. Das hinderte die Ordensmitglieder nicht daran, weitere zu fesseln und zu knebeln.

„Geht doch“, sagte Sirius. „Jetzt zu meinem Patensohn…“

Tom hatte ein müdes Lächeln für ihn übrig. „Meinetwegen. Du kriegst ihn wieder. Aber ich will etwas dafür…“

„Was?“

Toms Blick schweifte erneut über Sirius‘ Schulter. Diesmal blieben sie an einem Punkt hängen. Sirius zögerte. Er drängte seinen Zauberstab tiefer in Harrys Kehle, ehe er sich umdrehte.

Keine zwanzig Meter entfernt stand Bellatrix. Draco hing in ihrem Würgegriff. Ihr Zauberstabarm schnürte seine Kehle ein, die Spitze bohrte in die Unterseite seines Kiefers und zwang sein Kinn hoch. In der anderen Hand hielt sie ihren Dolch, streichelte damit Dracos Wange und liebäugelte mit einer Revanche für ihr eigenes Auge. An ihrem Ehering hing eine Strähne roten Haares.

Rabastan stand neben ihr und wehrte Flüche ab, die ihre Richtung suchten. Er schaute seinen Neffen kurz an, als der einen Schmerzenslaut ausstieß. Bellatrix‘ hatte die Spitze ihres Dolchs die ersten Hautschichten durchstoßen lassen.

„Bist du willens zu tauschen?“, fragte Tom.

Sirius‘ Lippen prickelten. Er fuhr mit der Zunge über sie.

„Ich nämlich nicht.“ Tom griff das Schwert aus dem Gras neben sich und hieb es gegen Sirius‘ Brust. Er schleuderte ihn von sich herunter, rollte sich mit ihm herum und drückte die scharfe Klinge gegen Sirius‘ Hals. Seine andere Hand sammelte den Zauberstab von der Erde. Tom beugte sich vor, brachte Harrys Gesicht nah an Sirius‘ heran. „Du hättest mich töten sollen, als du die Gelegenheit hattest. Ich werde nicht zögern. Leb wohl, Sirius Black.“

Ein Brennen durchfuhr Sirius‘ Augen, sammelte sich in den Winkeln. Tränen über sein Versagen. Er hatte alles noch schlimmer gemacht. Harry war verloren, James würde ihn mit einem Fußtritt aus was immer auf ihn wartete befördern und Draco musste ihm gleich folgen.

„Avada Kedavra!“

Sirius kniff die Augen zusammen. Er flüchtete sich in die Dunkelheit, aber der grüne Lichtblitz folgte ihm, tanzte zerstäubt in dutzende Punkte hinter seinen Lidern.

Etwas Schweres sackte auf ihn. Das Schwert verrutschte, quetschte mit der breiten Seite seine Kehle zusammen. Wirres Haar kitzelte seine Wange. Sirius schlug die Augen auf.

Riddle… Harry lag auf ihm. Er atmete nicht. Seine Augen, so grün wie die seiner Mutter, starrten ihm leer entgegen. Über seinen Haarschopf, rabenschwarz und wirr wie bei James, suchte Sirius die Umgebung ab.

Er sah Bellatrix, die regungslos auf dem Boden lag. Rabastan, der über sie sprang und auf seinen Bruder zu rannte. Und Draco. Draco, der mit erhobenem Zauberstab da stand. Zwei Worte noch auf den Lippen brennend.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg