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Fanfiction

Pureblood Pride - Snapes Abschied

von Dr. S

Verschwommenes Grün und Braun. Bäume, Stämme und Laub, kalte Erde als Kissen. Sirius blinzelte gegen die unklare Umgebung. Eine Fledermaus flog durch die Äste, wirbelte die toten Blätter auf und schlug Sirius Dreck gegen die Wange.

„Black!“ Snape holte ihn mit einer saftigen Ohrfeige zurück ins Bewusstsein.

„Was zur…“

Snape zerrte ihn am Pullover in eine aufrechte Position, stieß ihn gegen einen Stamm. „Nicht so laut. Wir haben nicht viel Zeit. Dreh dich um.“

„Woah, davon bin ich gar kein Fan…“

Snapes eisige Miene schälte sich aus der verschwommenen Umgebung. Er zerrte Sirius herum und schnitt seine gefesselten Hände frei. Dann ließ er Sirius haltlos in den Dreck fallen.

Der Ruck brachte seine Gehirnmasse wieder in ihre eigentliche Form. Er setzte sich ächzend auf. Um ihn herum erstreckte sich der Verbotene Wald. Wurzeln wucherten über den Boden, bedeckt von einem Teppich aus Moos. Menschen standen um ihn herum. Junge Menschen. Eine Stimme drang aus der Ferne über die starren Köpfe.

Der Nachmittag brachte tiefe Schatten in den dichten Wald. Schummeriges Grau umhüllte Bäume und brachte eine bläuliche Nuance in den Moosteppich.

„Was ist –“

„Still“, zischte Snape. „Hier.“ Er steckte Sirius den Zauberstab zu, den er verloren hatte.

Sirius untersuchte das Holz genau. Er fand keine auffälligen Veränderungen, die dazu führen könnten, dass er sich gleich die Nase wegsprengte. Allmählich erkannte er, wer da hinter der Mauer aus Menschen sprach. Voldemort hielt seinen Todessern eine Rede voller Pathos. Aber direkt vor ihm standen keine Todesser. Das waren seine Schüler aus dem letzten Jahr, baumelnd wie Marionetten an Fäden.

„Wir haben nicht viel Zeit“, sagte Snape leise. „Potter sitzt nicht weit von hier fest. Etwa zweihundert Meter in diese Richtung. Wenn du dich hinter dieser Baumreihe bewegst, wird niemand merken, dass du weg bist, bis es zu spät ist.“

Sirius war noch dabei die Situation einzuordnen. „Was soll das? Warum hilfst du mir?“

„Du magst es nicht glauben wollen, Black, aber nicht ich habe Lupins Trank –“

„Ich weiß.“

Snape starrte ihn an. Die schwarze Leere in seinen Augen verschluckte jeden Anflug von Emotion.

„Aber du hast versucht mich umzubringen. Wieso mir helfen?“, setzte Sirius nach.

„Nun…“ Snape schaute sich um. Er kniete hinter den Schülern, sicher verborgen vor den Blicken seiner Todesser-Kollegen, aber nicht vor seiner Paranoia. „In Anbetracht ebendieser Ereignisse wird Potter mir wohl kaum vertrauen, wenn ich ihm aus seiner misslichen Lage helfe.“

„Warte mal…“ Sirius rieb sich den Hinterkopf. Der Schmerz zog einen Scheitel dort, wo man nie einen tragen würde. „Wenn Voldemort dort drüben ist, wieso ist Harry dann in der entgegengesetzten Richtung?“

„Weil Tom Riddle dem Dunklen Lord nicht gesagt hat, dass Potter dem weißen Kaninchen blindlings in sein Loch gefolgt ist. Was er mit Potter vorhat, ist noch viel schlimmer, als ein schneller, grüner Tod.“

Sirius war schneller auf den Beinen, als seine weichen Knie es ertragen konnten. Er taumelte gegen den Baum.

Snape schob ihn in den Wald hinein. „Beeil dich. Alle zwanzig Minuten kommt eine Patrouille dort an dem Hang vorbei. Versuch ihnen nicht in die Arme zu laufen.“

„Was ist mit den Kindern?“, fragte Sirius. Er probierte sich an einem leichten Laufschritt. Seine Füße, kalt und eingeschlafen, knickten hin und wieder einfach weg. Der dichte Moosteppich schluckte seine Stolperschritte.

Snape in seinen weiten Roben glitt über den Waldboden, wie ein gieriger Dementor. „Riddle hat sie alle unter seinem Bann. Du hattest so etwas vorhergesagt, nicht?“

„Mhm, in meinen Teeblättern gelesen. Was kann ich tun?“ Sirius warf einen Blick zurück.

Snape stieß ihn auf der Stelle weiter. „Nichts“, spuckte er Sirius entgegen. „Du kannst die Situation höchstens ausnutzen.“

„Das sind Kinder, du –“

„Hunderte Kinder, ja, alle unter demselben Fluch. Das laugt Riddle aus. Er ist sowieso sehr… transparent. Das könnte selbst einem Primaten wie dir eine Chance verschaffen“, sagte Snape ohne seine Miene zu verziehen. „Potter ist viel wichtiger, als all diese Kinder zusammen.“

Sirius stoppte so scharf, dass er Moos von der Erde riss. Er rammte seine Hand gegen Snapes Brust. „Wenn es hier um eine uralte Schuld geht, die du Harrys Vater hättest abtreten sollen, dann –“

„Du hast überhaupt keine Ahnung, worum es hier geht, Black. Nicht den leisesten Schimmer.“

„Ich weiß jedenfalls sehr genau, dass du nicht versuchst das Richtige zu tun.“

„Du…“ Snapes Nasenflügel bebten, als er sich vergeblich versuchte zu beruhigen. „Du hast kein Recht mir Vorwürfe zu machen. Du bist Potters Pate. Sie hat dir die Aufgabe gegeben ihn zu beschützen, und es tut mir leid, wenn ich deine rosafarbene Traumblase platzen lassen, aber du machst einen erbärmlichen Job!“

Sirius rammte seine Faust in Snapes Gesicht. „Danke, dass du mir da rausgeholfen hast, Arschloch.“

Blut strömte aus Snapes Nase, tropfte auf das Moos am Boden, rote Tropfen auf einem grünen Teppich. Snape hielt sich Nase und Mund zu, gekrümmt von der Wucht des Schlags. Zwischen seinen Fingern suchte das Blut sich schnell seinen Weg. Ein Anblick, den eine Kamera einfangen sollte.

Sirius ging weiter in den Wald hinein. An kompliziert verzweigten Baumkronen, mächtiger als in seiner Jugend, versuchte er sich zu orientieren. Snape folgte ihm.

„Das war unnötig“, murmelte er. Blut tropfte in seinen Ärmel.

„Du hast versucht mich umzubringen.“

„Du hast versucht mich umzubringen.“

„Oh, das ist zwanzig Jahre her. Komm drüber weg, Severus.“ Sirius hatte keine Lust und Zeit für solche Kindereien.

Schlimmer als der Todesfluch; egal, was das war, er würde es nicht zulassen.

Bei dem ersten Rascheln eines Busches ging er noch weiter, redete sich ein, dass es der Wind war, aber der war sanfter zu Zweigen und Blättern, die unter menschlicher Härte brachen und herausgerissen wurden. Sirius zerrte Snape mit sich hinter den breiten Stamm einer Tanne. Er lauschte auf die Schritte, die sie langsam einkreisten, wie bei einem Raubtier, das seine Beute einkesselte.

„Snape?“, rief eine Männerstimme. Sirius erkannte den leichten Singsang, den Askaban in Rabastans Stimme gebracht hatte. „Blacky?“

„Sie wissen, dass du mir geholfen hast“, sagte Sirius tonlos. „Du kannst da nicht wieder hin.“

Snape zog den blutgetränkten Ärmel von seiner Hakennase. Hinter der Schwärze seiner Augen ging ein Licht auf, als er es anstarrte. Er zeigte Sirius die Richtung an.

Rabastans Schritte hatten den Baum erreicht. Er umrundete ihn gegen den Uhrzeigesinn.

Sirius zögerte. Eine Maus in der Falle zurücklassen gehörte sich nicht, auch wenn die Maus Snape war. Er hatte versprochen, den Vorfall der Peitschenden Weide nie zu wiederholen. Aber er hatte auch versprochen, Harry zu beschützen.

Sirius schlich sich auf der entgegengesetzten Richtung von Rabastan aus dem Schatten der Tanne. Er lief weiter, kaum dass er Rabastans Lachen hörte, und schaute sich nicht um.

„Was ist mir dir passiert?“, fragte Rabastan.

„Black“, gab Snape zurück. „Er hat mich überrumpelt.“

„Jaah, natürlich…“

Sirius rannte, hechtete durch eine Buschbarriere und sprang über riesige Wurzeln. Aus den Augen, aus dem Sinn, oder zumindest war er schneller als sein schlechtes Gewissen. Es war nur Snape. Nie im Leben würde er Snape über Harry stellen.

„Harry?!“ Sirius brach durch tiefhängende Zweige auf eine Lichtung. Er schaute sich um. Fahle Strahlen der Nachmittagssonne drangen durch die Baumkronen. Harry war an einen Stamm gebunden, sein Kopf lag auf seiner Brust.

Sirius löste die Seile und ließ Harry in seine Arme gleiten. Er stupste ihn mit dem Zauberstab an und sagte: „Renervate.“

Harry setzte einen Fuß nach dem anderen wieder auf den Boden. Er hielt sich an Sirius‘ Schulter fest und hob den Kopf, vollkommen desorientiert und mit schiefhängender Brille.

„Alles okay, Harry?“ Sirius rückte die Gläser gerade und lächelte hoffentlich nicht mehr verschwommen.

Harry zog die Augenbrauen fest zusammen. „Si…rius?“ Seine Stimme klang falsch, unkontrolliert und zu tief. Er räusperte sich. „Sirius.“

„Ja“, sagte Sirius halb lachend. Er schaute sich hektisch nach verdächtigen Schatten hinter den Büschen um. „Hör zu, wir müssen sofort hier verschwinden, bevor Voldemort Junior hier auftaucht. Ich erklär dir alles auf dem Weg.“

Harry rollte seinen Kopf mit einem Knacken von der einen Schulter auf die andere.

Sirius fasste ihn am Kinn, schaute forschend in die leuchtendgrünen Augen. „Alles okay?“

Harry nickte. „Jaah. Jetzt schon.“

~*~

Das dicke Fell des Werwolfes hatte Lupin vor dem schlimmen Echo der Verletzung größtenteils bewahrt. Madam Pomfrey versorgte die Wunde. Draco schaute aus dem Fenster zum Wald, der gegen Nachmittag statt in Nebel in Schatten gehüllt wurde. Neben ihm erklärte Ron Dumbledore zum gefühlt hundertsten Mal, wie Lupin ihnen in die Arme gelaufen ist.

„Und du sagst, dass du Sirius nicht erreichen kannst?“, fragte Dumbledore Draco.

„Ja.“

„Hast du es mehr als einmal versucht?“

„Ja.“

„Sicher, dass Sirius den Zwei-Wege-Spiegel nicht im Schlafsaal liegengelassen hat?“

„Ja.“ Draco tanzte auf fast durchgescheuerten Seilen seiner Nerven, und man hörte es offenbar. Ron stupste ihm unauffällig in die Seite. „Er hat mir versprochen, den Spiegel immer bei sich zu haben… und selbst wenn ich ihm nicht vertrauen würde… hab ich nachgesehen.“

Dumbledore strafte ihn mit dem Blick über seine Brillengläser. „Wir werden die beiden schon finden.“

„Jaah, während Sie hier drinnen Ihre Zitronendrops lutschen“, zischte Draco aus dem Mundwinkel. Ron räusperte sich über das Ende seines Satzes hinweg. Draco hatte das nicht nötig. „Der größte Zauberer unserer Zeit wäre da draußen und würde nach seinen Leuten suchen.“

Dumbledore tat so, als hätte er das nicht gehört. „Ah, Remus…“ Lupin war aus seinem Halbschlaf-Delirium hochgeschreckt. Dumbledore zwang ihn mit seinem sanften Lächeln zurück in die Kissen. „Alles ist in Ordnung. Du bist in Sicherheit.“

Draco konnte darüber nur schnauben. Lupin könnte ihm nicht egaler sein. Er wünschte, er hätte den Mut gehabt sein erbärmliches Leben zu beenden, bevor es wichtigere Menschen ins Verderben stürzte.

„Hogwarts? Hogwarts… Wieso bin ich in Hogwarts?“ Lupins Stimme war auch an normalen Tagen heiser, jetzt aber rau wie bei einem knurrenden Raubtier. „Wie bin ich hierhergekommen?“

Während Dumbledore die Horror-Geschichte in Watte verpackt wiedergab, die Lupin letzte Nacht geschrieben hatte, setzte Draco sich auf eins der vielen freien Betten. Seine Ohren blockierten Dumbledores Stimme. Er hörte bloß ein leises Rauschen, wie der Wind, der durch die dicht gewachsenen Baumkronen des Verbotenen Waldes schlich.

Mit den Fingern in der Hosentasche tastete er nach dem Spiegel in seiner Tasche. Noch einmal nur sein eigenes Gesicht zu sehen, egal wie oft er Sirius‘ Namen sagte, würde er nicht aushalten.

Madam Pomfrey kam zu ihm, aus beruflichen Gründen, natürlich. „Wie geht es Ihrem Kopf, Mr. Malfoy?“ Eine rhetorische Frage, so wie sie Dracos Kopf umfasste und in den Nacken legte. „Orientierungsprobleme? Gedächtnislücken? Schmerzen?“

„Ich krieg Kopfschmerzen von dieser jämmerlichen Organisation, zählt das?“

„Nein.“ Madam Pomfrey riss seine Lider auseinander und leuchtete mit dem Zauberstab hinein. „Sie hatten eine schwere Kopfverletzung. Ich würde es lieber sehen, wenn Sie nicht herumlaufen.“

„Und ich würde es lieber sehen, wenn irgendjemand hier seine Beine in Gang setzen würde“, sagte Draco. Er fing Lupins schuldigen Blick auf. Freiwillig würde er nicht in der Nähe dieses Monsters bleiben. Kaum waren Madam Pomfreys Hände weg, stand er auf und wollte gehen.

Lupin rief ihn zurück. „Draco? Ich… kann mich nur schlecht erinnern, aber… wenn ich dir… wenn ich dir irgendwie –“

„Remus?!“ Jemand prallte gegen Dracos Rücken. Die Wucht warf ihn fast um. Er versuchte sich auf den Beinen zu halten, aber die ungeschickte Frau riss ihn mit sich herunter. „Entschuldige, Draco“, seufzte Tonks ihm ins Ohr. Sie drückte ihn erneut zu Boden, als sie sich hochstemmte. Im Stolperschritt warf sie sich an Lupins Bett und in seine Arme.

Draco betrachtete das vom Boden aus mit pochender Schläfe. So schnell also vergaß Lupin seinen sogenannten besten Freund, und nicht einmal der beliebte Auserwählte konnte Dumbledores Augen von dem ach so rührenden Anblick lösen.

„Hier. Komm hoch.“ Ron streckte seine sommersprossige Hand aus, um Draco hochzuhelfen. Er wartete, bis es unangenehm wurde, und packte Draco dann an der Schulter. „Stell dich nicht so an.“

Draco blickte konstant über die Schulter. Lupin und Tonks und der kleine Parasit in ihrem Bauch teilten einen glücklichen Moment, den sie nicht verdient hatten. Sie sollten da draußen sein und Sirius suchen.

„Was war mit deinem Kopf?“, fragte Ron.

„Mein Onkel wollte Wolfsfutter aus mir machen“, murmelte Draco.

Ron machte: „Oh…“

„Ja“, sagte Draco, ohne Lupin aus den Augen zu lassen. „Oh.“

„Merlins Unterhosen…“ Ron gab Draco einen Schubs in Richtung Ausgang. Er senkte die Stimme: „Du siehst aus, als würdest du ihn umbringen wollen.“

Lupin bekam diesen Blick über Tonks Schulter mit. Sein Gesicht wurde noch blasser und seine Schultern knickten ein. Vielleicht hätte er eingesehen, was für ein Monster er war, wäre Dumbledore nicht gewesen. Der Direktor stellte sich in Dracos Blickfeld und schirmte seinen Schoßwolf ab.

„Draco, ich habe alle Ordensmitglieder, die zur Verfügung standen, herbestellt. Wir werden Harry finden. Und Sirius auch“, sagte er. Sein Lächeln sollte wohl aufmunternd sein, aber Draco fühlte sich provoziert.

„Fragt sich nur, in wie vielen Stücken Sie sie finden werden.“

Dumbledore räusperte sich in seinen weiten Ärmel. „Ich verspreche euch beiden“, meinte er mit Blick auf Ron, „dass ich mein Bestes –“

„Ihr Bestes ist hier rumzusitzen und nichts zu tun“, fuhr Draco dazwischen. „Seit fast zwei Monaten hätten Sie diesen Kampf beenden können. Es gibt keine Horkruxe mehr. Nur den Dunklen Lord und seine durchsichtige Version. Sie hätten das alles beenden können, wenn Sie nicht zu feige wären sich die Finger schmutzig zu machen.“

Dumbledore hob beschwichtigend eine Hand. Sein Ärmel rutschte herunter und legte die schwarz verkohlte Stelle seiner Handkante frei. „Ich kann deine Frustration durchaus verstehen. Allerdings hoffe ich, dass sie nur eine Folge deiner Sorge ist.“ Er zupfte seinen Ärmel zurück über die Hand, verbarg die Fluchnarbe vor neugierigen Wieselaugen. „Ich würde dich dennoch bitten deine Wortwahl zu überdenken. Wir alle haben in diesem Krieg zu viel verloren, um uns gegenseitig anzugreifen.“

„Ich habe in einem Jahr mehr geschafft, was diesen hirnlosen Kreuzzug beenden könnte, als Sie in wer weiß wie lange.“

„Und dann hast du dich entschieden nichts mehr zu tun, als in einem sicheren Haus auf das Ende zu warten, Draco. Du bist nicht berechtigt meine Entscheidungen in Frage zu stellen“, sagte Dumbledore.

Draco stand da, schwer atmend und mit geballten Fäusten. Er musste die Warnung in Dumbledores blauen Augen ertragen, den Blick des Wiesels, schwankend zwischen Schock und Bewunderung, das widerliche Familienglück an Lupins Bett, und Madam Pomfrey, die ihm trotz allem ein Bett zurechtmachte.

Draco drehte sich auf den Absätzen um und verließ den Krankenflügel.

Die Korridore waren leer, stiller als an Weihnachten, nicht einmal der Poltergeist hatte ohne Schüler genügend Motivation, um sein Unwesen zu treiben – oder er tat es dort, wo es Filch besonders in den Wahnsinn trieb. Sirius würde das gefallen. Sie hätten lieber Peeves auflauern sollen, als nach einem unterbelichteten Werwolf zu suchen.

Draco erreichte die einsame Eingangshalle. Der Nebel war durch die offenstehenden Türen hineingewabert, verbreitete sich wie die übernatürliche Masse, die Avalon verschluckt hatte. Draco hob den Zauberstab und verscheuchte den grauen Schleier mit einer energischen Bewegung. So musste er sich nicht blind den Weg nach draußen kämpfen.

Hagrids Hütte funkelte in der Ferne wie ein Weihnachtsbaum. Der monströse Schatten des Halbriesen war umkreist von mehreren kleineren Gestalten. Draco hoffte, das waren Todesser, die Hagrid folterten, sonst hatten sie hier nämlich nichts verloren. Ein riesiger Wald suchte sich nicht selbst nach zwei Menschen ab.

Er ging weiter, über nasses Gras und Schlamm, der an seinen Sohlen haften blieb, nur um zu sehen, dass Dumbledores Leute wirklich lieber ein Pläuschchen am Waldrand hielten, als nach ihren sogenannten Freunden zu suchen. Er machte Fleur und Bill aus, Shaklebolt und eine Hexe, deren Namen er immer vergaß, Moody, der dem Wald entgegenfluchte, begleitet von Fangs Kläffen.

Draco schlug die andere Richtung ein, kopfschüttelnd. Auf einem kleinen Hang blieb er stehen und blickte in den Wald hinein. In den tiefer werdenden Schatten wirkte er überirdisch, manifestierte sich wie eine eigene Lebensform, die man wirklich anschreien wollte.

Es wäre nicht die dümmste Idee seines Lebens in den Wald zu laufen. Wenn niemand sonst etwas tun wollte…

Draco griff in seine Hosentasche, entschied sich statt seinem Zauberstab aber für den Spiegel. Er versuchte es noch einmal: „Sirius?“

Ein Schwarm Vögel stob aus der dichten Decke von Baumkronen. Laubblätter segelten zu Boden, während krähende Raben gen Himmel flogen. Sirius aber antwortete nicht.

Draco war kurz davor den nutzlosen Spiegel auf den Boden zu werfen.

„Hier drüben.“

Draco schaute in den Spiegel, sah immer noch nur sein Gesicht und glaubte schon Mad-Eyes Level an Paranoia erreicht zu haben, als das Lachen aus den Büschen ihn aufschreckte.

„Nein, Draco, hier.“ Sirius winkte ihm aus dem Wald zu, schmutzig und verschwitzt, aber unversehrt. Draco stürzte vor und riss Sirius beinahe um, als er ihn umarmte.

„Du elender Mistkerl“, raunte er Sirius zu. „Ich hab fast angefangen mir Sorgen zu machen.“

Sirius grinste. „Fast?“

Draco schob den Kopf vor, um sich statt einer Demütigung einen Kuss zu holen – ein Räuspern stoppte ihn.

Potter scharrte hinter Sirius etwas verlegen mit dem Fuß. „Könntet ihr zwei das… äh, nicht in meiner Anwesenheit tun?“

Draco hätte ahnen müssen, dass dieser Tag kein gutes Ende nehmen würde. Er ließ Sirius los.

„Stell dich nicht so an, Harry“, sagte Sirius, zog Draco zurück und drückte einen sanften Kuss gegen seine Lippen. Er lächelte nur kurz, ehe ein Schatten über sein Gesicht kroch. „Wir müssen zu Dumbledore. Kommt.“

„Wieso?“, fragte Draco.

„Weil die beiden Voldemorts eine Armee im Wald verstecken, und ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie einen Ausflug machen, um ihre Beziehung zueinander zu stärken.“

„Oh…“ Draco ging ein Licht auf. „Deswegen hat Dumbledore sie nicht in den Wald geschickt. Der alte Sack hat davon gewusst oder es zumindest geahnt.“ Auf Sirius fragenden Blick hin zeigte Draco ihm das Grüppchen von Ordensmitgliedern bei Hagrids Hütte.

Potter stellte sich neben sie. „Bisschen paranoid hörst du dich schon an, Malfoy.“ Er klopfte Draco auf die Schulter, ein Schlag wie von einem Blitz.

Draco fuhr zurück, Gänsehaut am ganzen Körper, und drängte sich so dicht wie möglich an Sirius‘ Seite. Potters Krötenaugen hielten ihn fest im Griff, leuchtendgrün wie der Todesfluch auch im schummerigen Licht des hereinbrechenden Abends.

Draco hielt sich an Sirius fest, der nach seinen Freunden bei Hagrids Hütte rief, und atmete an seiner Schulter tief ein und aus. Sein Herzschlag fand einen anderen Antrieb als Panik.

„Was ist das?“, fragte Potter.

Sirius antwortete nicht, und deswegen schaute Draco auf. Der Wald leuchtete. Hunderte Punkte, strahlender als die Sterne am Himmel, schoben sich aus den Bäumen heraus. Hunderte Menschen kamen aus dem Wald, die vorderen Reihen komplett in schwarz gehüllt.

„Oh“, machte Draco. „Die hatten es wohl eilig…“

Sirius hielt ihn fest an sich gedrückt. „Keine Sorge. Auf sowas sind wir vorbereitet. Irgendwie…“

Tatsächlich hoben Dumbledores unnütze Leute ihrer Zauberstäbe. Ein transparenter Schild aus blauem Licht baute sich über den Ländereien von Hogwarts auf. Stabil sah anders aus. Draco bezweifelte, dass ein unorganisierter Haufen von Freigeistern irgendetwas gegen diesen Menschenwall ausrichten konnte.

Die Todesser blieben stehen. Einer trat hervor, glitt wie eine Schlange bis an den Rand der Barriere. Der Dunkle Lord tippte mit seinem Zauberstab gegen den Schild. Er lachte, laut genug, dass Draco selbst fünfzig Meter entfernt die Nackenhaare zu Berge standen. Seine Stimme zischte gleich darauf magisch verstärkt über die Hänge.

„Guten Abend“, grüßte er. „Ich hatte eine freundlichere Begrüßung erwartet, immerhin bringe ich ausgebüchste Schüler an ihren rechtmäßigen Platz.“

Die Todesser lachten, weil die längere Pause nach dem Satz sie dazu zwang oder weil sie keinen Sinn für Humor hatten.

„Ich bin nur gekommen um zu reden“, sagte der Dunkle Lord. Hagrid brüllte etwas, das Draco nicht verstehen konnte. „Nicht mit dir, Halbriese. Auch mein Grunzen wäre zu prätentiös, als dass du es verstehen könntest. Nein, ich möchte mit Dumbledore sprechen. Der alte Mann, der sich hinter diesen angeblich uneinnehmbaren Mauern versteckt. Mit ihm und eurem… Auserwählten.“

Oben im Schloss flackerten die Lichter.

„Sicher kannst du mich hören, Albus“, rief der Dunkle Lord. „Versteck dich und deinen Goldjungen ruhig weiter. Ich gebe dir zehn Minuten für eine Entscheidung, wenn du bis dahin nicht mit Potter zu mir gekommen bist, werde ich jede Minute einen deiner geliebten Schüler umbringen – angefangen bei denen, die du am liebsten hast.“

Er ließ eine Pause. Absolute Stille hüllte die Ländereien ein, See und Wald rührten sich keinen Millimeter im Wind.

„Damit du nicht anfängst zu glauben, ich würde scherzen, fange ich mit deinem absoluten Liebling an.“ Der Dunkle Lord winkte seinen Leuten zu. Die Reihen bewegten sich, jemand wurde nach vorne geschoben und ins Gras vor den Dunklen Lord gestoßen.

„Das ist Snape“, sagte Sirius, als hätte Draco das nicht auf den ersten Blick gesehen.

Blutüberströmt und zerzaust kniete Snape im Dreck. Er hielt sich verblüffend aufrecht, senkte den Kopf auch dann nicht, als der Zauberstab des Dunklen Lords in seine Kehle drückte. Einer von Dumbledores Leuten schrie, wütend und verzweifelt, wurde aber ignoriert.

„Du kannst keine Spielchen mehr mit mir treiben, alter Mann“, schrie Voldemort gegen den Protest an, als hätte er vergessen, dass seine Stimme sowieso durch die Nacht hallte. „Nie wieder.“ Er zog seinen Zauberstab scharf nach oben weg. Ein Ratschen ertönte. Blut floss aus einem Riss in Snapes Kehle, wie Wasser, das einen uralten Staudamm durchbrach.

Snape fiel zur Seite um und rührte sich nicht mehr.

Draco blieb die Luft weg.


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung