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Fanfiction

Pureblood Pride - Rot wie Heldenmut

von Dr. S

Hogwarts. Bei seinem letzten Besuch war Sirius wie ein getretener Hund mitten in der Nacht über die Ländereien verschwunden. Heute saß er wieder genau dort, wo Dumbledore ihn so gut wie ins Exil geschickt hatte. Ohne Snapes fieses Grinsen hinter sich. Ohne Dracos glühende Wangen neben sich. Dafür mit Dumbledores sanften blauen Augen versteckt hinter halbmondförmigen Brillengläsern.

„Wieso hast du mir nicht anvertraut, was Severus dir angetan hat?“

„Weil…“ Sirius schluckte, aber seine Kehle blieb trocken. „Ich hätte nie gedacht, dass Snape versucht den Orden auszulöschen.“

Dumbledore schenkte ihnen Tee nach. „Das beantwortet meine Frage nicht.“

„Bringt uns aber schneller zu den wichtigen Themen zurück.“ Sirius rührte seine Teetasse nicht an. Tee und Gebäck mochten Harry am Ende jeden Schuljahres wieder herunterbringen, aber bei ihm funktionierte das leider nicht. Sein Hauself war tot. Kreacher hatte verblutet im Gras neben seinen Füßen gelegen, zerfleischt von seinem ältesten Freund. Remus streifte Dumbledore zu Folge irgendwo im Verbotenen Wald herum, selbst schwer verletzt und blutdurstig. Sein Haus war ihm genommen worden. Mit Rodolphus auf freiem Fuß war es nur eine Frage der Zeit, bis er das Geheimnis an seine Todesser-Freunde weitergab, und damit stand der Orden ohne Hauptquartier da.

„Keine Sorge“, sagte Dumbledore, als könne er Gedanken lesen, tat genau das wahrscheinlich auch. Er wärmte sich die Hände an seiner Teetasse. „Du kannst hier bleiben, genauso wie Harry, Draco und die Weasleys, bis bei ihnen alles geregelt ist.“ Traurigkeit verschleierte seinen Blick. „Harry, Ron und Draco sollten sowieso hier sein und mit ihren Freunden die letzten Schritte aus dem Nest wagen.“

Sirius schaute weg, wie von Schuldgefühlen geohrfeigt. Er hatte Wochen auf der Couch verplempert, anstatt diese Kinder zurück in die Schule zu bringen. Jetzt, wo er fast wieder soweit gewesen wäre, schlug das Leben ihm frontal in die Fresse. Er rieb einen Rest verkrustetes Blut aus seinem Augenwinkel.

„Wieso hast du mir nichts verraten, Sirius?“, fragte Dumbledore.

„Weil…“ Sirius drehte die Hand langsam ums Gelenk, hoffte, dass die Worte ihm zufliegen würden. „Es hätte nichts geändert. Wenn ich dir gesagt hätte, dass Snape mich zum Sterben in einem Kellerloch zurückgelassen hat, wärst du bereit gewesen ihn aufzugeben? Snape ist wichtig. Ja, er hasst mich auf den Tod. Ja, das beruht sowas von auf Gegenseitigkeit. Aber er ist wichtig für unsere Sache. Ich kann das trennen.“

„Und doch sitzt du jetzt hier. Ohne Haus, ohne Zauberstab, ohne Sachen zum Wechseln.“ Da war kein Vorwurf in Dumbledores Stimme, kein Hauch von gekränktem Ego, nur Neugierde. „War es das wert?“

Sirius erwischte schon wieder die Wunde an der Schläfe, als er sich durch die Haare fuhr. Er verdrehte die Augen und büßte das mit brennendem Schmerz.

Dumbledore ließ seinen Tee zurück. Zitrone, wie die Drops, die auf seinem Tisch standen. Er ging zu einem Schrank mit dutzenden verschlossenen Schubladen, zog eine auf und holte einen Zauberstab heraus. „Probier diesen hier. Er ist dem deines Vaters recht ähnlich. Auch wenn ich mir nicht Ollivanders Talent anmaße, sollte er dennoch seinen Zweck erfüllen.“

Sirius nahm den Zauberstab. Er fühlte sich genauso falsch an, wie der seines Vaters. „Danke.“

„Ich würde dir jedoch wärmstens ans Herz legen dich bis morgenfrüh auszuruhen. Natürlich kann ich dir keine Befehle geben. Mein Schloss, meine Regeln hat bei dir noch nie funktioniert.“

„Ich warte bis morgen, bevor ich nach Remus suche“, lenkte Sirius ein. „Aber glaub nicht, dass ich mich von Draco fernhalte. Ich bin nicht mehr dein Angestellter und kann mich treffen mit wem ich will.“

Unter Dumbledores Bart kräuselten seine Lippen sich in ein Lächeln. „Das hatte ich gar nicht vor.“

Sirius zog eine Augenbraue hoch – und dafür musste er einen hochmütigen Blick seines Ururgroßvaters aus den Reihen der Portraits ertragen. „Woher der Sinneswandel?“

„Sagen wir so…“ Dumbledore verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Er schritt langsam zurück zu seinem Schreibtisch, setzte sich aber nicht. „Draco hat mich überzeugt. Er war… ehrlich am Boden zerstört, als wir dich verloren glaubten. Ich hatte nie das Recht euch auch nur eine Minute eurer kostbaren gemeinsamen Zeit zu stehlen.“

Ein Schatten legte sich auf sein Gesicht, als er sich dem Kaminfeuer zuwandte. Er wirkte noch älter, als er eigentlich war.

„In diesen Zeiten“, sagte Dumbledore, „könnte jede Minute die letzte sein.“

Sirius‘ Magen beschwerte sich über den einen Zitronendrops, den er geschluckt hatte. „Ich vertraue dir, Albus“, stellte er klar. „Weil du ehrlich zu Harry bist. Und zu mir auch.“

Er ließ Raum für Widerspruch, für Aufklärung, und bekam ein dankbares Nicken. Sirius wünschte, das würde ihn beruhigen.

„Was hast du mit Snape vor?“, fragte Sirius.

„Ich werde jeden Zweifel, den ich an seiner Gesinnung hege, ein- für allemal auslöschen“, antwortete Dumbledore. „Für mich wird es heute Nacht wohl kaum Schlaf geben. Mach das doch für mich gut.“

Sirius hörte zwar kein halbes Dutzend Gründe, warum er auf der Couch versauern sollte, aber wirklich gewollt fühlte er sich trotzdem nicht. Er stand auf, wünschte Dumbledore eine gute Nacht und ging.

Es gab so viel zu tun und so wenig Leute. Auf jeden Fall sollten sie jetzt diejenigen sein, die zwei oder mehr Leute den Grimmauld Place bewachen ließen. Auch wenn sie ihn als Zufluchtsort abschreiben konnten, solange dieser Krieg andauerte. Vielleicht sogar noch danach. Sicher wäre sein altes zu Hause erst wieder, wenn Rodolphus und seine Familie keine Bedrohung mehr darstellten – und dazu mussten sie mindestens sechs Fuß unter der Erde liegen.

Sirius wollte das selbst übernehmen. Eine Sache mehr auf seiner Liste. Remus finden, sein Haus von Parasiten befreien, Rodolphus unter die Erde bringen… Er hatte nicht gedacht, dass er noch eine Quelle Hass mehr für die Familie Lestrange finden konnte. Dabei ging es ihm nicht um Kreacher. Er hatte zu viel Hass auf den Hauselfen in sich, ein Teil davon irrational und uralt, das wusste er, und genau deswegen war es schwer loszulassen. Kreacher hatte sich in letzter Zeit bemüht, aber aus den falschen Gründen. Sirius teilte nicht plötzlich die Ansichten seiner Eltern. Sowieso bezweifelte er, dass Regulus oder Draco auch nur entfernt so radikal waren. Regulus hatte stets versucht ihren Eltern zu imponieren und Draco waren Vorurteile seit seiner Geburt von einem goldenen Löffel gefüttert worden. Einige davon waren grotesk und amüsant zugleich. Wer auch immer ihm das Gerücht eingetrichtert hatte, Muggel würden Enten in ihre Wannen kleben um nicht auszurutschen, war für einen Lachanfall von schmerzhafter Intensität verantwortlich.

Mehr solche Abende hatte er sich mit Draco verdient. An das Fiasko von heute hatte er noch nicht denken wollen. Rodolphus, Remus und Kreacher hatten die Nacht der Nächte ruiniert. So viel Arbeit, so viel Zittern, und alles umsonst…

Sirius stoppte im siebten Stock, wenige Meter vom Portrait der fetten Dame entfernt. Konnte er Draco überhaupt noch in die Augen sehen?

„Na, endlich!“ Die fette Dame fuhr ihn so plötzlich an, dass Sirius zusammenschreckte. Ihre schrille Stimme und ihr grelles Kleid waren unverändert wie die eingeschnappte Miene. Den Halloween-Vorfall von vor vier Jahren nahm sie ihn noch etwas übel. „Typisch Sirius Black, immer als Letzter über die Schwelle!“

Es war, als wäre er nie fortgegangen. Nicht wieder hier als alter Professor, sondern ein ausgebüchster Teenager, der sich mit seinem besten Freund weit nach Sperrstunde zurück in den Schlafsaal schlich. Der Schatten einer Erinnerung drängte sich an seine Seite, warm und vertraut. Er quetschte sich durch das Portraitloch, als wäre er nicht allein.

Der Gemeinschaftsraum begrüßte ihn wie ein alter Freund. Im Schein des knisternden Kaminfeuers wirkten die rot gepolsterten Möbel besonders einladend. Die Couch und Sessel direkt vorm Feuer waren ihr Stammplatz gewesen. Dort hatten sie mit bescheuerten Ideen jongliert, über Snape hergezogen und sogar ernste Gespräche geführt. Er konnte sich auf der Couch sehen, den Kopf in James‘ Schoß liegend, näher als menschenmöglich, Remus hinter seinem Buch versteckt im Sessel daneben, Peter auf dem Boden zu ihren Füßen sitzend.

Es tat weh dort jemand anderen sitzen zu sehen.

„Sirius.“ Bill nickte ihm zu. Fleur schlief an seine Brust gekuschelt. Vorsichtig schob er sie von sich herunter, legte ihren Kopf auf der Armlehne der Couch ab und eilte auf Sirius zu. Sie hatten sich nur kurz gesehen, bevor er Dumbledore in sein Büro gefolgt war und Bill Draco von ihm weggezerrt hatte. „Alles gut bei dir?“

Sirius tippte seine Schläfe an. „Nur ein Kratzer. Ich hab mit Dumbledore gesprochen. Wie geht’s den anderen?“

„Mum ist bei Madam Pomfrey… erst mein Unfall, dann Ginny, jetzt sowas… das wird ihr alles zu viel. Ich hab Dad Bescheid gesagt. Er wird von der Nachtschicht gleich herkommen. Harry und Ron schlafen endlich, glaub ich.“ Bill verlagerte sein Gewicht, schwenkte auf den linken Fuß und verschränkte die Arme vor der Brust. „Draco schläft ganz oben.“

„Was soll der Blick?“, fragte Sirius.

„Nichts.“ Bill senkte aus Rücksicht auf seine Verlobte die Stimme. „Da war überall Blut, Sirius. Er stand ziemlich neben sich, hat sich kaum gesträubt, als wir ihn in den Gryffindorturm gebracht haben. Irgendwas, das ich wissen sollte?“

„Remus ist ihm… ein wenig nah gekommen“, murmelte Sirius. Die Szene legte sich vor seine Augen, als würde er noch einmal erleben, wie der Werwolf Draco niederriss. Riesige Fangzähne, die nach der blassen Kehle schnappten. Krallen, die sich in Dracos Kleidung gruben. „Er wird sich das nie verzeihen.“

Bill rieb abwesend über seine vernarbte Wange. „Du willst Remus suchen gehen, oder?“

„Nicht jetzt.“ Sirius fiel es schwer das zu sagen, ohne dass sein Gewissen ihn niederrang. „Draco braucht mich auch.“

Bill schlug ihm gegen den Oberarm, ein kurzes Lob. „Tut er wirklich, ja.“ Er musterte Sirius genauer, als würde ihm irgendetwas an seiner Miene auffallen. „Sicher, dass alles gut bei dir ist?“

Sirius fehlte James gerade besonders. Der Ort, der Gemeinschaftsraum verstärkte den Schmerz seiner Abwesenheit um Längen. Peter war schon fort, ein Schandfleck in der Erinnerung, den niemand vermisste. Die Aussicht Remus auch noch zu verlieren machte die Nacht dunkler als sie sein sollte.

„Ja.“ Sirius verabschiedete sich mit einem Klaps. „Bring deine Verlobte ins Bett.“

Bill blickte ihm nach.

Sirius stieg die Treppen nach oben, ganz nach oben, ein steiler Weg, der die Müdigkeit in seinen Knochen nach Aufmerksamkeit schreien ließ. Unter einer Tür drang Rons markantes Schnarchen durch. Er blickte kurz hinein, wollte sich vergewissern, dass Harry sich nicht unter seinem Tarnumhang davongeschlichen hatte. In der Dunkelheit des runden Schlafsaals machte er die Umrisse des wirren Haarschopfs aus.

Sein Herz steckte in einem Schraubstock.

Schnell schloss er die Tür und ging die letzten Stufen bis ganz nach oben. Sieben Jahre hatte er hier geschlafen, danach mindestens zwei andere Generationen von Zauberern. Er erinnerte sich an die vier Betten, an den Ofen in der Mitte, den Ausblick direkt auf den Verbotenen Wald. Geschlagene fünf Minuten stand er mit der Hand an der Klinke, ehe er den Schlafsaal betrat.

Ein Licht brannte noch, erhellte das Bett links von ihm. Draco schlief dort, eingekuschelt in eine tiefrote Decke, die etwas dunkleren Vorhänge zurückgezogen. Er wirkte irgendwie fehl am Platz. Das Grün in den Slytherin’schen Sälen stand ihm besser.

Sirius zog sich die Schuhe aus und streckte seine pochenden Zehen. Seine Knöchel schmerzten dort, wo Remus die Pfoten seiner Hundegestalt attackiert hatte. Als Tier war er gegen Bisse und Kratzer größtenteils immun. Der Schmerz und die aufgerissene Haut blieben allerdings.

Barfuß ging er durch den Saal und setzte sich an die Bettkante. Er strich Dracos Haar aus der Stirn und suchte nach der Kopfverletzung. Madam Pomfrey hatte sich darum gekümmert. Mehr als ein roter Streifen war nicht zurückgeblieben. Sirius hauchte einen Kuss darauf.

Draco rührte sich nicht, von der Erschöpfung ins Koma gestoßen. Sein blasses Gesicht trug keine Spuren fremden Blutes mehr. Wären die schweren Atemzüge nicht gewesen, die seine Brust erschütterten, hätte man ihn für tot halten können.

Sirius beugte sich herunter und küsste die trockenen Lippen. Als er sich löste, blickte Draco ihn aus halbgeschlossenen Augen an.

„Hey“, flüsterte Sirius lächelnd.

Draco breitete die Arme aus und legte sie um Sirius. Er zog sich gerade genug hoch, um sein Gesicht in Sirius‘ Brust verstecken zu können, schwer atmend, als wäre er aus einem Alptraum hochgeschreckt. Verständlich wäre es.

Sirius nahm ihn fest in den Arm. „Alles gut. Ich bin hier.“

„Merkwürdig“, nuschelte Draco in Sirius‘ Pullover. „Solltest du nicht da draußen planlos nach Lupin suchen?“

„Vor morgenfrüh bringt das sowieso nichts.“

Draco seufzte. Er ließ etwas lockerer, vertraute darauf, dass Sirius ihn weiter an sich drückte. „Diese Betten… sind weicher als in den Kerkern. Wusste immer, dass sie die Gryffindors bevorzugen.“

„Das ist gar nicht wahr.“ Sirius streichelte über Dracos Haar und seinen bebenden Rücken. „Ich musste auch schon da unten schlafen. Es ist… furchtbar gemütlich. Du weißt schon… mit den Algen an den Fenstern. Ja, und niemand sieht in dem grünen Licht… schlecht aus.“

Draco schaute hoch. Erschöpft und noch halb schlafend, aber nah an einem Lächeln dran. Ein Zittern seiner Lippen, mehr kam nicht zustande. „Komm her.“

Sirius drückte Draco in die Matratze und legte sich an seine Seite. Er suchte die vertraute Wärme von Dracos Halsbeuge, küsste die Linie seines Kiefers, bis Draco sich ihm zudrehte. Ihre Lippen fanden sich von ganz alleine. Ein kurzer Kuss, der sein Herz aus dem Schraubstock holte und brennend heißes Blut durch seine Venen pumpen ließ. Er schaute Draco in die Augen. Wunderschön trotz dem Muster geplatzter Äderchen.

„Entschuldige.“ Auf Dracos fragenden Blick fügte er hinzu: „Ich wollte etwas Besonderes aus dieser Nacht machen.“

„Abgesehen davon, dass du fast von deinem Freund zerfleischt wurdest und mein Onkel Wolfsfutter aus mir machen wollte… war’s doch ganz nett.“ Draco lächelte ihn an. Seinen spöttischen Unterton hatte er nicht verloren.

Sirius dachte an Bills Worte, daran, dass Draco diese Nacht nicht so gut überstanden hatte, wie er gerade vorgab. Er dachte auch an all die anderen Male, die Draco in den letzten Monaten weggesteckt hatte. Ein Teil von ihm hoffte, dass diese Erfahrungen das Gute aus Draco herauskitzeln, aber die Möglichkeit, dass er langsam daran kaputt ging, machte Sirius gerade verdammt viel Angst.

Draco hatte sich an Sirius‘ Schulter gekuschelt. Er war schon wieder dabei einzuschlafen. „Was passiert jetzt? Mit Snape, zum Beispiel?“ Er hob den Blick, als Sirius seufzte. Von einem Wimpernschlag auf den anderen war er wach. „Du glaubst nicht, dass er es war, oder? Ernsthaft? Der Bastard, der versucht hat dich umzubringen?“

„Snape hätte dafür gesorgt, dass unser erster Verdacht nicht sofort auf ihn fällt“, sagte Sirius und er war verdammt froh, dass Draco seinem Gefühl vertraute. „Sagen wir so: ich glaube, dass mehr dahinter steckt, als Rachegelüste.“

„Glaubst du, er war’s?“, wollte Draco wissen.

„Voldemort oder Voldemort Junior? Mann, da verliert man schnell den Überblick.“ Sirius wartete immer noch vergebens auf eine Auflockerung in Dracos Miene. Er küsste die gerunzelte Stirn. „Zerbrechen wir uns morgen den Kopf.“

Draco schloss kurz die Augen, genoss die Berührung von Sirius‘ Lippen solange sie dauerte.

Sirius streichelte ihm das Haar aus den Augen. „Alles okay?“, fragte er, weil er genau wusste, dass Draco genauso wenig von sich aus zugeben würde, wie schlecht es ihm ging, wie er selbst gestehen würde, dass er ungerne in diesem Raum war.

Draco ließ sich solange mit seiner Antwort Zeit, dass Sirius schon glaubte er wäre wieder eingeschlafen. „Nein“, sagte er mit gebrochener Stimme. „Ich will das nicht mehr. Das alles. Ich wünschte, wir könnten einfach von hier verschwinden… Irgendwohin wo nicht alle zwei Wochen jemand versucht uns umzubringen.“

Sirius umfasste Dracos Gesicht, zog es zu sich herum und küsste die bebenden Lippen. Dracos verzweifelter Blick blieb. „Meinst du das ernst?“, fragte Sirius geschockt.

Draco drehte sich von ihm weg, schaute lieber die Decke an und ließ Sirius nur sein fahl erleuchtetes Profil sehen. „Nein, natürlich nicht.“

Schlechter hätte er kaum lügen können. „Ich kann nicht einfach abhauen, wie ein feiger –“ Sirius schüttelte entschuldigend den Kopf. „Du willst das doch gar nicht. In den letzten Monaten bist du so weit gekommen. Du hast Greyback überstanden, der als Mensch viel schlimmer ist als Remus. Dein Onkel kann dir nichts tun. Erinnerst du dich an Gringotts, an Harrys Geburtstag? Du hast dich vorher nicht von so jemandem einschüchtern lassen, willst du jetzt damit anfangen? Willst du weglaufen?“

„Ich bin kein verdammter Held!“ Draco fuhr senkrecht in die Höhe. Jetzt war er definitiv wach. „Ich bin nicht wie einer deiner Freunde… Ich bin nicht Potter. Weder Junior noch Senior. Wenn du dir das einredest, dann… dann… Vielleicht solltest du lieber zurücknehmen, was du gesagt hast…“

Das hatte Bill wohl gemeint, als er davon gesprochen hatte, dass Draco neben sich stand. Sirius legte seine Hand auf Dracos Knie. Er wusste nicht, was in Dracos Kopf gekrochen war, dass er sich so runtermachte.

„Niemals“, sagte Sirius. Er rutschte näher, drängte sich dicht an Dracos Seite. Seine Lippen streiften über Dracos Ohr. „Für nichts in der Welt nehm ich das wieder zurück.“

Draco schaute ihn an. Tränen standen in seinen Augen. „Ich will dich nicht enttäuschen.“

„Dann wären wir wenigstens quitt.“ Sirius fasste Draco am Kinn. „Ich hab dich heute enttäuscht, und so oft davor, trotzdem bist du hier bei mir. Egal, was du tust, ich werde auch immer für dich da sein.“

Draco ließ ein verkrampftes Lächeln zu. „Hast du nicht. Du hast mich nicht enttäuscht.“

„Nur, weil du keine Ahnung hast, was ich noch mit dir vorhatte.“ Sirius zog Draco an sich heran und gab ihm einen Vorgeschmack, einen Kuss, der für weiche Decken auf einem Dach in London vorgesehen war.

Draco blieb mit glühenden Wangen zurück, als Sirius sich löste, und das erste Mal stand Bedauern um das kitschige Picknick in seinen Augen. „Zeig’s mir.“ Er setzte sich auf Sirius‘ Schoß, umfasste sein Gesicht. „Jetzt.“

Sirius konnte das verzweifelte Verlangen nach Ablenkung in Dracos Augen sehen. Er dachte an das erste Mal, als er diesen Blick gesehen hatte. In diesem Schloss, vor fast einem Jahr. Sirius schnellte vor, eine Hand in Dracos Nacken, die andere an seiner Hüfte, und küsste ihn noch einmal, länger, tiefer, bis seine Zunge widerstandslos vorstoßen konnte. Seine Hand wanderte unter Dracos Hemd, skizierte die zahllosen Möglichkeiten einer Nacht unter Sternen.

Sirius warf Draco herum und zeigte ihm jedes Detail.

~*~

Hogsmeade. Kopfsteinpflaster voller Erinnerungen ebnete den Weg, zu fest eingetreten um vom Regen weggewaschen werden zu können. Snape rauschte an der Straßenlaterne vorbei, an die James Potter ihn gehängt hatte, weil er mit Glühwürmchen im Maul angeblich eine bessere Lichtquelle abgab. Aus der Ferne donnerte Lachen und Gegröle aus den Drei Besen.

Er beschleunigte seine Schritte, aber seine Begleitung konnte nicht Schritt halten. Rodolphus hatte seine Kondition in den letzten Wochen eingebüßt. Seine Roben jedoch waren sauberer, als in den letzten zwei Jahren. Dennoch hätte seine Gegenwart nicht unangenehmer sein können.

Snape ließ seinen Zauberstab nicht los, der in seiner Faust immer heißer wurde. Er lief an den Drei Besen vorbei.

„Wir sollten reingehen“, sagte Rodolphus, die Augen auch im Gehen an den hellerleuchteten Fenstern hängend. „Uns erkundigen.“

„Ich habe mich erkundigt“, presste Snape zwischen mahlenden Kiefern hervor. Sein Atem flog wie der eines gereizten Drachen in Dampfwolken gen Himmel. „Der Dunkle Lord hat mir genaue Anleitung gegeben. Wenn du davon abweichen willst, tu das.“

Rodolphus‘ Blick von oben herab hatte auch nach Monaten Kellerhaft nichts von seiner Wirkung verloren. Man fühlte sich wie ein Bauer frisch mit Schlamm bespritzt. Ein geistloser Niemand, mit dem man alles machen konnte. Den man missbrauchen konnte, um einen Haufen Kinder im Schlaf zu ermorden.

Funken stoben aus seiner Zauberstabspitze, als sie den erleuchteten Weg verließen und Richtung Wald gingen.

Rodolphus behielt ihn sehr genau im Auge. „Du bist sehr wütend, dafür, dass diese ganze Sache auf deinem Mist gewachsen ist.“

Snape beschleunigte seine Schritte, watete durch schlammiges Gras einen Hügel hinauf. Er machte sich mit jedem verzerrten Gesichtsausdruck, mit jedem Pochen von Zorn in seinen Schläfen verdächtig, und er war einen Schritt davon entfernt, dass ihm seine ganze Tarnung egal war.

Diesen einen Schritt später kam der Umriss seines Zielobjekts in Sicht. Tom Riddle stand starr wie eine Salzsäule zwischen den Bäumen und blickte durch die Stämme hindurch. In der Ferne erhob sich Hogwarts wie eine unüberwindbare Festung, spärlich erleuchtet und doch einladender als jeder andere Ort auf der Welt.

„Du“, zischte Snape dem Schatten des Dunklen Lords entgegen.

Tom drehte sich ihm zu, lächelnd. „Severus, was für eine angenehme Überraschung. Ich wusste, du würdest unsere Teestunde zu einem regelmäßigen Treffen werden lassen.“

„Wieso?“, spuckte Snape aus, nicht länger in der Lage sich zu beherrschen, geschweige denn ganze Sätze herauszubringen.

Tom blickte um ihn herum. „Ah, Rodolphus! Natürlich würdest du die Gelegenheit nutzen. Du stehst in Severus‘ Schuld, sei dir dessen bewusst.“

Über ihnen raschelten Blätter, Zweige knirschten und plötzlich fiel etwas aus der Baumkrone. Rabastan landete direkt neben Tom. Als hätte man ein Licht angeknipst, breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. Es galt definitiv nicht Snape.

„Bruder?“

Rodolphus stieß Snape aus dem Weg und schloss die Distanz zu Rabastan, um seinen kleinen Bruder in die Arme zu schließen. Ein Anblick zum Würgen. Snape wandte sich ab.

„Wo ist meine Frau?“, fragte Rodolphus, und nicht einmal Rabastans hörbare Empörung konnte Snapes Mundwinkel anheben. „Im Manor sagten sie –“

„Sie ist bei den Kindern“, sagte Tom und zeigte in den Wald hinein. „Dein Bruder bringt dich sicher gerne dorthin, um die Familienwiedervereinigung zu vollenden.“

Snape beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Rodolphus im Arm seines Bruders davongeschleift wurde. Er fixierte Tom. „Wieso hast du das getan?“

Tom tat überrascht. „Ich?“

„Du hast etwas mit meinem Wolfsbanntrank gemacht. Wieso?“ Snape traute sich näher an Tom heran. „Der Dunkle Lord hat mich fast umgebracht, weil ich meine Tarnung habe auffliegen lassen. Das ruiniert alles.“

„Wirklich?“ Tom schaute mit verschränkten Armen zurück zum Schloss. „Ich finde es bemerkenswert, dass du dich endlich klar für eine Seite entschieden hast. Ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr.“

Snape blickte ebenfalls hoch zum Schloss.

„Ja, natürlich würde Dumbledore dir wahrscheinlich glauben“, sagte Tom, der seinen Blick mitbekommen hatte. „Aber nachdem, was du mit Black gemacht hast, wäre er der Einzige. Potter hasst dich sowieso, und Draco… Ich erinnere mich noch, wie aufgewühlt er war. So viel Verachtung hast du über die Jahre angehäuft… Weswegen bist du noch einmal so aufgebracht?“

Snape atmete tief durch. „Ich werde sicher nicht vermissen mich bei diesen Leuten einzuschleimen… my Lord, aber ist meine Position nicht zu wichtig, um sie einfach aufzugeben?“

Tom nickte. „Das könnte man denken, ja. Noch wichtiger ist mir allerdings, dass du nicht meine Pläne den falschen Leuten verrätst.“

Snape schaute sich um, hörte aus der Ferne Bellatrix‘ verrücktes Gackern. „Was ist der Plan?“

Tom ließ Hogwarts nicht aus den Augen. Sein Gesicht wurde von einem abtrünnigen Mondstrahl erwischt, das Lächeln von den Schatten ins Diabolische gezogen, die Augen glühend wie Fackeln. „Ich hole mir zurück, was mir gehört.“

Das letzte Licht in Hogwarts‘ Zinnen erlosch. Vollkommene Dunkelheit hüllte das Schloss ein.


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