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Fanfiction

Pureblood Pride - Wiedergutmachung

von Dr. S

Das Haus war totenstill, als Draco zurück durch das Fenster und in Sirius‘ Arme glitt. Im Flur neben ihnen flackerte eine Wandlampe, aus der Fassung gebracht durch einen flüchtigen Windstoß. Sie waren ganz oben, direkt unterm Dach; normalerweise hörte man bloß knarzende Dielen.

Lupins Heulen bohrte sich auch aus dem Kellergeschoss zu ihnen hoch, erschütterte jedes Stockwerk bis in die letzte verstaubte Ecke. Ein Knallen ertönte, merklich leiser zwar, aber dicht gefolgt von einem weiteren.

„Okay, das ist nicht normal. Nicht, wenn er seinen Trank genommen hat“, sagte Sirius.

„Snape hat den Wolfsbanntrank vorbeigebracht“, gab Draco zurück.

So, wie Sirius ihn ansah, verstand er auch ohne Erklärung, was Dracos Ton bedeutete. Antworten tat er darauf nicht. „Komm.“ Er nahm Draco an der Hand und zog ihn eiligen Schrittes die Treppe nach unten. Mit jeder Stufe schien das Knallen lauter zu werden, in unregelmäßigen Intervallen unterbrochen vom Heulen eines ausgehungerten Wolfs, jahrelang unterdrückt.

Köpfe schoben sich aus Türspalten hinaus. Bill und Fleur, beide mit zerrauften Haaren, begegneten ihnen im dritten Stock. Obwohl es noch nicht spät war, trugen sie ihre Morgenmäntel.

„Was ist passiert?“, wollte Fleur wissen.

„Hört sich nicht an, als wäre alles bei ihm in Ordnung“, murmelte Bill Sirius im Vorbeigehen zu, ganz so, als würden sie ein voriges Gespräch weiterführen.

„Wirklich?“ Draco drängte sich zurück an seinen Platz an Sirius‘ Seite, den Bill versucht hatte ihm wegzunehmen. „Keine Angst, Lupin will nur spielen.“

Bill lächelte und ließ sich zurückfallen, folgte ihnen an der Seite seiner Verlobten.

Im zweiten Stock kamen ihnen Potter und das Wiesel aus ihrem Zimmer entgegen. Beide hatten dieselbe risikofreudige Neugierde in den Augen wie Sirius und waren auf dem Weg nach unten. Sie stauten sich alle im Flur auf, als hätte jemand die Liste für das nächste Hogsmeade-Wochenende an die Wand des Grimmauld Places gehängt.

„Habt ihr das gehört?“, fragte Ron.

„Geht’s Lupin nicht gut?“, setzte Potter nach.

Draco schnaubte. „Du meinst, weil er das Haus auseinandernimmt? Sehr wachsam, Potter.“

Potter schoss ihm einen Blick zu, der eindeutig „Halt die Klappe“ sagte. Weasleys Blick driftete derweil abwärts und blieb an Dracos Hand hängen, fest umschlungen von Sirius‘. Er sah aus, als wolle er etwas sagen, als ein unüberhörbares Krachen, wie vom berstenden Holz ihn zusammenfahren ließ.

„Okay. Das gefällt mir gar nicht.“ Sirius blockierte den übermütigen Gryffindors den Weg. „Ich werde nachsehen, was mit ihm los ist. Ihr bleibt hier oben. Nur zur Sicherheit.“

Draco rechnete nicht damit, dass ihn das mit einschloss. Aber als er Sirius folgte, wurde er glatt zurück geschoben.

„Warte hier“, bat Sirius. Er berührte Dracos Schulter an der Stelle, wo tiefe Narben Graben in seinem Fleisch hinterlassen hatten. „Du hast schon genug Kratzer.“

„Aber…“ Ein Rumpeln schnitt ihm das Wort ab. Es kam aus dem Erdgeschoss. Schritte hallten von den hohen Wänden der düsteren Flure wider. Nicht von einem Paar Füßen, sondern von zweien. Die morschen Stufen der Treppen knarzten unter ungewohnt schwerem Gewicht. Atem rasselte, zerrte selbst die kleinsten Härchen in Nacken und auf den Armen nach oben.

Draco zerquetschte Sirius‘ Finger.

„Wie ist er da rausgekommen?“ Potter trat vor, spähte in die Dunkelheit. Er prallte gegen Sirius‘ erhobenen Arm, der ihn sofort zurückschob.

„Hier rein“, raunte Sirius. Er zwang sie alle in das Zimmer, aus dem Potter und das Wiesel gekommen waren. Fleur musste mit all ihrer Kraft an Bills Arm zerren und schaffte es dennoch nicht ihn aus dem Flur zu ziehen.

„Mum ist noch oben. Ich geh nach ihr sehen.“ Bill löste Fleurs Finger erstaunlich ruhig. Er lächelte. „Ich hatte schon unangenehmere Begegnungen mit unangenehmeren Werwölfen. Keine Sorge.“

Fleur küsste ihn auf die vernarbte Wange und ließ ihn zurück zur Treppe laufen, genau auf den rasselnden Atem zu. Knurren gesellte sich dazu. Die Schritte beschleunigten sich. Sirius zog die Tür ins Schloss, sobald Fleur durch den schmalen Spalt geschlüpft war. Er verriegelte sie mit seinem Zauberstab und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, lauschte angestrengt.

Potter öffnete den Mund. Sirius presste sich den Zeigefinger auf die Lippen. Keiner gab einen Ton von sich. Draco wagte kaum zu atmen. Ron hielt immer wieder die Luft an. Als Fleur sich an seinem Arm festhielt, stieß er die gesammelte Luft hörbar aus.

Die Schritte von draußen erstarben. Dann näherten sie sich mit doppelter Geschwindigkeit. Durch den Spalt unter der Tür schlichen sich die Geräusche einer schnüffelnden Schnauze.

Sirius fluchte lautlos. Draco fing seinen Blick ein, und für einen Sekundenbruchteil war er wieder oben auf dem Dach. Allein mit Sirius und den Worten, die seine Wangen auch jetzt noch in Brand steckten. Sie hielten einander noch immer an den Händen. Sirius streichelte beruhigend über Dracos Daumen.

Winseln drang durch die Tür. Der Schatten des Wolfes dimmte den Schein der Lampen. Die Werwolfschnauze schob sich immer wieder gegen den Türspalt.

Sirius ließ Dracos Hand los. Er schob ihn von sich weg, wenig erfolgreich, und musste das wiederholen. Erst, als er in die Knie ging, nahm Draco einen Schritt Abstand.

Durch die wenigen Millimeter des Spalts konnte er Lupins Schnauze sehen, nass und bebend. Jeder Muskel schien zu erstarren, als er Sirius‘ Witterung aufnahm. Der Wolf schien etwas Vertrautes zu erkennen. Einen Freund aus alten Tagen. Oder warmes Blut geschützt von frischem Fleisch.

Das Winseln, so erbärmlich wie Lupin selbst, säte Hoffnung bei den anderen. Draco wollte Sirius von der Tür wegziehen.

„Remus?“ Sirius horchte auf so etwas wie eine Antwort. „Moony, bist du das?“

Aus dem Winseln wurde ein Knurren. Lupin stieß mit der Schnauze gegen die Tür, versuchte sie darunter durchzuquetschen.

Sirius fuhr sich durch die Haare, ließ die Finger im Nacken liegen. „Scheiße…“

Der Werwolf krachte mit dem ganzen Körper gegen die Tür. Das Holz wellte sich unter seinem Gewicht. Draco riss Sirius auf die Füße. Er zerrte ihn mit sich nach hinten, einfach weg von der Tür, die an den Rändern schon aus dem Rahmen hing. Wieder warf sich der Werwolf gegen die Tür. Der obere Teil brach lautstark ein. Durch das gesplitterte Holz blickte ihnen ein glühendes Paar Augen entgegen.

Der Wolf fletschte die Zähne. Gieriger Schaum sammelte sich um die Fangzähne herum, tropfte in das grau-braune Fell und auf den Boden. Er setzte zum Sprung an –

„Zurück“, schrie Sirius. Gleichzeitig mit dem Werwolf stürzte er vorwärts, sprang ab und verwandelte sich im Flug in seine Hundegestalt. Hund und Wolf krachten gegeneinander und landeten als verknotetes Bündel auf dem Boden. Jaulen und Knurren mischte sich, als sie sich beißend und kratzend herumwälzten.

Draco riss seinen Zauberstab hervor, konnte aber nicht rechtzeitig zielen.

Die Tiere rollten zurück in den Flur, rissen den Rest der Tür mit ein. Der Hund jaulte, als der Werwolf ihn an der Pfote packte. Er riss sich los und verschwand im Flur. Sein Fell hing im Maul des Wolfes, sein Blut tropfte von den langen Krallen.

Der Werwolf setzte sich auf. Unentschlossen, ob er dem Hund nachsetzen sollte, oder sich den Zauberern zuwenden sollte. Der Hund kläffte ihn an. Augenblicklich ging ein Schaudern durch den Wolfskörper. Seine Haare stellten sich auf und ein gelbliches Glühen erfüllte seine Augen. Wieder bellte der Hund ihn an. Eine Herausforderung, die sich der Wolf nicht entgehen ließ. Er huschte schneller als ein Feuerwerkskörper aus dem Bild.

Das Rumpeln aus dem Treppenhaus ähnelte eher dem übermütiger Kinder beim Spielen, als zwei Tieren, eines davon wild und blutrünstig.

Ratlosigkeit breitete sich hinter Potters Brille aus. „Sollen wir ihm helfen?“

Weasley zuckte die Achseln. „Kann er Lupin unter Kontrolle kriegen?“

„Vielleicht…“ Draco hatte das nicht laut aussprechen wollen. Er klang unsicher. Seine Stimme zitterte leicht, je länger er Potter ansah. Einmal in seinem Leben war er dankbar, dass ein Wiesel anwesend war, auf das er sich konzentrieren konnte. „Immerhin ist es nicht das erste Mal, dass Black mit einem Werwolf zu tun hat. Er ist als Teenager mit Lupin durch den Wald gestreift, obwohl der sich nicht unter Kontrolle hatte.“

„Woher weißt du das?“ Potter klang, als hätte Neville Longbottom ihm gerade erklärt, wie man Amortentia braute.

„Als er geschlafen hat, hab ich seine Erinnerungen gestohlen und mir in Dumbledores Taschen-Denkarium angesehen.“ Draco dankte Weasleys Glucksen mit der kühlen Wahrheit: „Er hat’s mir erzählt.“

Die misstrauische Falte zwischen Potters Brauen hinterließ einen Abdruck. „Er hat dir nicht erzählt, dass das zwanzig Jahre her ist. Als Werwolf macht Lupin keinen Unterschied mehr. Ron und ich haben das live miterlebt.“

„Isch ’öre nichts mehr.“ Fleur lehnte an der Tür und lauschte, die Stirn konzentriert in Falten gelegt. „Vielleischt ’at es funktioniert?“

Ron erlaubte sich tief durchzuatmen, und genau dann erklang ein Heulen, laut und vibrierend vor Schmerz. Potter rannte blindlings los, Sirius‘ Namen auf den Lippen. Mordlustiger Werwolf hin oder her, Draco konnte nicht anders, als ihm nachzulaufen. Er nahm zwei Stufen auf einmal, sprang die letzten drei herunter und landete direkt neben Potter im Flur.

Alle Lampen waren erloschen. Seine eigenen Schritte einzuschätzen erwies sich als schwierig. Etwas fiel in Dracos Rücken.

„Au“, machte Weasley.

Fleur schob sich an ihnen allen vorbei ins Wohnzimmer hinein. „Isch ’ole jemanden. Bleibt wo ihr seid.“

„Lumos.“ Potter erleuchtete den Gang vor ihnen. Kein Schreien, kein Jaulen, kein Bellen war zu hören. Nicht einmal das Portrait von Blacks Mutter gab einen Mucks von sich.

Im Schein seines Zauberstabs schimmerten rote Flecken auf. Blut besprenkelte den Teppich. Die Tropfen bildeten eine Spur in Richtung Küche.

„Sirius?“ Potters Ruf blieb unerwidert.

Draco ballte die Faust um seinen Zauberstab. Seine Finger wurden feucht. „Lass mich durch.“ Er stieß Potter zur Seite und lief voraus. Über seinen donnernden Herzschlag hörte er kaum, was ihm nachgerufen wurde. Er wollte auch nichts hören. Er wollte Sirius finden. Sofort.

Die Treppe herunter in die Küche schien steiler und enger als sonst. Draco stolperte sie herunter und landete in einem komplett verwüsteten Raum. Der Tisch war zerbrochen. Die Tür zum Weinkeller hing aus den Angeln. Krallenspuren zogen sich über den steinernen Fußboden.

Auch hier unten brannte kein Licht. Der Regen prasselte gegen die Kellerfenster. Das war das einzige Geräusch.

Draco schwang seinen Zauberstab energisch und entzündete ein Licht. Er suchte schnell die Ecken der Küche ab und blieb an einem festen Schatten in der Ecke hängen. Einen Augenblick später knallte die Tür hinter ihm ins Schloss.

Draco fuhr herum. Er hörte Potter gegen die Tür klopfen und an der Klinke rütteln.

„Hallo? Was ist da drinnen los? Malfoy? Malfoy, mach die Tür auf!“

„Nox“, sagte eine andere Stimme.

Das Licht an Dracos Zauberstab erlosch.

Er stolperte vorwärts, ehe er der Stimme nachgehen konnte, wurde nach vorne gestoßen und gegen die Wand gerammt. Eine große Hand legte sich auf seinen Mund und seine Nase, nahm ihm die Luft.

„Keinen Ton“, raunte Rodolphus Lestrange in sein Ohr.

Draco bekam keine Luft für Widerworte.

Rodolphus hatte ihn fest von hinten gepackt, beide Arme um Dracos Kehle geschlungen und das Kinn fast gemütlich auf seiner Schulter abgestützt. „Ist eine Weile her, nicht wahr?“ Er schleppte Draco von der Tür weg, die Potter mit „Alohomora“ anbrüllte. „Du hättest mich ruhig ein- oder zweimal besuchen können.“

Blut staute sich in seinem Schädel. Rote und schwarze Flecken brannten sich in Dracos Sicht.

„Ein Werwolf im Haus…“ Rodolphus seufzte ihm direkt gegen die Wange. „Wie kann man so dumm sein? Irgendwann flippen sie alle aus. Was meinst du, Draco? Hat die Bestie ihren Trank absichtlich nicht genommen? War das Verlangen zu groß? Ein kleiner Happen, frisches Blut, das bei einem Biss warm in ihr Maul strömt… Das ist der einzige Gedanke eines Werwolfs. Nichts kann ihn von seiner Beute fernhalten. Wirst du gleich selbst herausfinden.“

Dracos Blickfeld verschwamm, als er herumgewirbelt wurde. Alles drehte sich weiter. Rodolphus‘ Gesicht blickte ihm doppelt entgegen, grinste doppelt.

„Viel Spaß beim Sterben.“ Rodolphus stieß ihn zur Seite. Draco fiel in komplette Schwärze. Er fiel und knallte mit der Stirn zuerst auf die scharfe Kante einer Treppenstufe. Sein Körper drehte sich weiter, rollte mehrere Stufen herunter, während die Finsternis ihn verschluckte.

Alles blieb lange schwarz.

Warmer Atem kitzelte seine Wange. Etwas tropfte direkt auf seine Haut. Knurren, verzweifelt und gierig, füllte seinen Kopf. Da war noch eine Stimme. Jemand rief seinen Namen.

Draco schlug die Augen auf und blickte direkt in eine gelblich glühende Iris. Der Werwolf war direkt über ihm, keine fünf Zentimeter entfernt. Draco schreckte zurück, krabbelte auf allen vieren nach hinten, bis er auf Widerstand traf.

Arme packten ihn. Strampelnd versuchte er loszukommen, drehte sich dabei und –

„Merlin sei Dank.“ Sirius saß hinter der vergitterten Wand, wo Rodolphus die letzten Monate verbracht hatte. Bissspuren und Kratzer kennzeichneten die eisernen Stangen. Lupin musste sich an ihnen zu schaffen gemacht haben, noch bevor er sich auf die Suche nach einfacherer Beute gemacht hatte. Eine der Stangen war herausgerissen worden, aber die Lücke war weder groß genug für einen Menschen noch für den Wolf. Das Schloss zeigte die deutlichsten Spuren.

„Bist du okay?“ Sirius streckte sich durch die Gitterstäbe nach Dracos Stirn. Er berührte ihn am Haaransatz. Ein qualvolles Brennen zuckte über seine Kopfhaut. Draco stöhnte auf.

Hinter ihm fletschte der Werwolf die Zähne. Er kam nicht näher. Als Draco sich umdrehte, bemerkte er auch wieso. Die fehlende Eisenstange steckte im Hinterbein des Wolfskörpers, durchbohrte es komplett und ging bis in ein altes Fass. Blut und Wein vermengten sich auf dem Boden. Noch steckte der Werwolf fest, so, wie er sich sträubte, würde das aber nicht mehr lange dauern.

„Remus muss das Schloss mit den Zähnen erwischt haben, oder so“, murmelte Sirius ihm zu. Seine Hand auf Dracos Schulter war ruhig, genauso wie seine Stimme. „Als ich ihn runtergelockt habe, war Rodolphus schon draußen. Er hat mich überrascht, mir meinen Zauberstab abgenommen und mich hier eingesperrt. Ich hab nicht aufgepasst…“

Draco zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Der Werwolf ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.

„Draco. Draco, du musst hier verschwinden.“

Draco wagte nicht den Kopf zu drehen. Er konnte den Wolf nicht aus den Augen lassen.

„Draco.“ Sirius legte eine Hand auf seine Wange und drehte Dracos Kopf, drehte solange, bis Draco nicht einmal mehr aus dem Augenwinkel den Werwolf sehen konnte. Stattdessen sah er die blutende Platzwunde an Sirius‘ Schläfe, genau dort, wo erst vor wenigen Wochen die Spuren seiner Folter verschwunden waren. Sirius lächelte ihn sanft an. „Mach, dass du weg kommst.“

Draco schüttelte den Kopf – seine gerade geordneten Gedanken straften ihn dafür mit Schmerz. „Das kannst du vergessen.“

„Hey.“ Sirius schaute ihm fest in die Augen. „Mir passiert nichts. Ich sitze schon wieder im Knast.“

„Das ist kein Versprechen für Sicherheit“, sagte Draco. Er tastete seine Taschen ab. „Rodolphus hat mir meinen Zauberstab nicht weggenommen, glaub ich. Irgendwo muss er noch sein…“

„Ja. Da hinten.“ Sirius deutete genau unter den Schwanz des Werwolfs. „Du wirst nichts riskieren.“

Plötzlich wirkte der Werwolf nicht mehr so bedrohlich. Ein verletztes, winselndes Tier mit Lupins vorwurfsvollen Augen. An seiner Stelle würde Sirius keine Sekunde zögern. Draco brauchte einen Moment, ehe er sich in die Nähe des Wolfs wagte.

„Draco“, zischte Sirius. „Komm wieder her.“

Lupin drehte durch. Er krümmte sich um die Eisenstange und versuchte nach Draco zu schnappen. Sein Fleisch riss um das Metall ein. Langsam schien sein vom Mond durcheinander gebrachter Verstand zu verstehen, wie er sich befreien konnte. Draco Malfoy als Beute, den er als Menschen auch nicht ausstehen konnte, schien ihn noch mehr zu motivieren.

Draco griff seinen Zauberstab unter scharfen Zähnen weg. Der heiße Wolfsatem brannte auf seiner Handfläche nach. Der Werwolf lag nicht länger winselnd in seinem Blut und einer Pfütze Wein, sondern krallte sich in den Boden, zog sich mit aller Kraft vorwärts.

Draco sprengte panisch das Schloss mitsamt einem Teil der Eisenstangen weg. Sirius duckte sich unter den Splittern. Er stieß das, was von der Tür übrig war, mit dem Fuß auf und stürzte schneller aus dem Abteil, als Draco sich aufrichten konnte.

„Runter!“ Sirius riss ihn sogar wieder um.

Über sie flog ein pelziger Körper. Blut tropfte auf Dracos Gesicht. Der Werwolf hatte sich losgerissen und ihn attackiert, ohne Rücksicht auf Verluste. Mit voller Wucht knallte er hinter ihnen in einen Stapel Kiste voller Kürbissaft. Zwischen Holzsplittern und Scherben blieb er liegen.

„Komm. Schnell.“ Sirius zog ihn an der Hand hoch und zerrte ihn die Treppe herauf. Hinter ihnen klirrte Glas. Lupin rappelte sich auf. Innerhalb weniger Sekunden fand er seinen Orientierungssinn wieder und setzte zur Verfolgung an. Auch mit drei Beinen erklomm er wahnsinnig schnell die Treppe. Draco schleuderte ihm die Tür vor die Schnauze. Er wollte mit dem Zauberstab nachlegen, aber Sirius zerrte ihn weiter.

„Lass. Keine Zeit.“ Er schob Draco vor sich die Treppe nach oben ins Erdgeschoss. Aus der Küche kam ein Krachen. Draco stolperte über die schmalen Stufen. Das Heulen des Wolfs schickte eine Gänsehaut über seinen Körper. Halb laufend, halb fallend kletterte er die Stufen hoch.

Sirius kam nicht nach. Dafür wurden die Schatten dunkler. Der schwarze Hund schlich sich rückwärts in den Flur, knurrte in Richtung Küche.

Draco ging zwei Schritte, blieb stehen, machte noch einen vorwärts und schaute sich nach Sirius um. Der Hund bellte ihn an. Er sollte verschwinden. Sirius hatte anscheinend nicht verstanden, dass es ohne ihn keinen Grund gab das Weite zu suchen.

Der Werwolf sprang aus dem Treppenaufgang. Er hob die Schnauze und stieß ein Heulen aus. Sirius‘ riesige Hundegestalt wirkte im Vergleich zu ihm wie ein Chihuahua. Mit einem gezielten Tackle schubste er Sirius aus dem Weg. Jaulend flog der Hund gegen die Wand und riss leere Portraits von den Wänden.

Draco hatte keine Zeit sich zu sorgen, sich Gedanken um Sirius zu machen, wütend zu werden, und doch war nichts anderes in seinem Kopf, als die gewaltigen Pranken ihn niederrangen. Er prallte auf den Boden und riss die Arme schützend hoch. Irgendwie schaffte er es, die Unterarme gegen die Kehle des Wolfs zu pressen. Das reißende Maul blieb einige Zentimeter entfernt, schnappte immer wieder nach ihm.

Die Fangzähne waren gigantisch, gefüllt mit dem Todesurteil für ein normales Leben. Ein Kratzer, egal wie klein, ein Tropfen des Gifts in Verbindung mit seinem Blut, und es war vorbei.

Der schwarze Hund stürzte sich auf den Werwolf. Mit allen Vieren klammerte er sich an das Monster und riss es von Draco herunter. Trotz stark blutender Hinterpfote hatte der Wolf schnell wieder die Überhand. Kratzer und herausgerissene Fellbüschel drohten als kleinstes Übel.

Draco stemmte sich schwerfällig hoch, den Zauberstab fest in der Hand. Er zielte. Zwei Worte waren in seinem Kopf. Eine einfache Zauberformel. Mehr wollte ihm nicht einfallen. Kein anderer Zauber für Lupin. Lupin, der ihn behandelte, als wäre er nicht einmal den Dreck unter Sirius‘ Fingernägeln wert. Lupin, der aber Sirius‘ Freund war.

Grüne Funken sammelten sich an Dracos bebender Zauberstabspitze.

Ein Schnippen ertönte. Lupin wurde in die Luft gerissen.

„Blutrünstiges Monster lässt gefälligst die Finger von Master Sirius!“ Kreacher quetschte sich durch das Treppengeländer im ersten Stock. Eine faltige Hand streckte er hoch, um Lupin in der Luft zu halten.

Sirius verwandelte sich zurück. „Kreacher“, knurrte er, die Stimme noch halb Hund. „Weg von ihm. Ich brauche und will deine Hilfe nicht.“

„Kreacher kennt seine Befehle. Kreacher wird sich später dafür bestrafen.“ Der Hauself ließ die Fledermausartigen Ohren hängen. „Master Sirius misstraut Kreacher. Natürlich tut er das. Aber Kreacher wird nicht noch einmal zusehen, wie ein Erbe des altehrwürdigen Hauses Blacks aus dem Leben gerissen wird.“

Sirius verzog das Gesicht, als hätte Kreacher ihn zutiefst beleidigt. Er schnaubte frustriert und drehte sich nach Draco um.

Bedröppelt und blutend ließ Draco sich vom Boden aufhelfen. Er war sich nicht sicher, ob er sich das eingebildet hatte. Sein Kopf drehte sich immer weiter, beschwingt von dem blutigen Wolfsatem.

„Alles okay bei dir? Draco, sieh mir in die Augen.“ Sirius umfasste Dracos Gesicht und richtete seinen Blick auf ihn aus. „Hat er dich erwischt?“

Draco schüttelte den Kopf. „Nein… Nein, ich glaub nicht.“

Sirius drückte ihm einen festen Kuss auf. Er küsste ihn zweimal, dreimal und zog ihn fest in seine Arme. „Wo sind die anderen?“

„Ich weiß nicht“, sagte Draco. Über ihnen heulte der Wolf, und Kreacher ließ sie keine Sekunde aus den Augen. „Sie waren direkt hinter mir.“

„Alles wird gut“, versprach Sirius.

„Spar dir das Happy End für die Märchen auf, Sirius“, kam eine Stimme vom Treppenabsatz. Sie fuhren gleichzeitig herum, gerade rechtzeitig um Rodolphus zu sehen, der Kreacher gegen den riesigen Kopf trat. Der Hauself fiel vom Treppengeländer. Sein Zauber löste sich auf und der Wolf krachte mit ihm zu Boden. Unter dem riesigen Wolfskörper wurde der mickrige Hauself begraben.

Lupin setzte sich auf, schüttelte seinen Kopf und stürzte wieder herunter. Reißende Geräusche erklangen, als seine Zähne auf Fleisch trafen. Rodolphus lachte. Er lehnte sich über das Treppengeländer, um einen besseren Blick zu haben.

Dann ertönte ein weiteres Schnippen und Lupin war verschwunden. Auf dem blutdurchtränkten Teppich lag nur noch der dünne Hauselfen-Körper, in der Mitte aufgerissen und zerfleischt.

Sirius lief auf Kreacher zu und zog Draco hinter sich her. Aus der Nähe wurden die Folgen von Lupins Gebiss noch deutlicher. Die Geschirrtuch-Toga hatte sich mit Blut vollgesogen, verdeckte zerfetzt nur wenig von der tiefen Bauchwunde.

„Was hast du mit ihm gemacht?“, fuhr Sirius Kreacher an. „Wo ist Remus?“

Kreachers wässrige Augen, getränkt von Blutstropfen, schweiften von Sirius zu Draco. Die Falten um seinen Mund zogen sich nach oben. Er sah fast aus, als würde er lächeln.

„Wage es nicht“, warnte Sirius. „Stirb jetzt bloß nicht, du widerwärtiger Hausdrachen! Wo ist er?!“

Draco spürte, wie Sirius‘ Schultern zitterten.

„Sehr rührend.“ Rodolphus kam die Treppe herunter. Langsam und jeden Augenblick genießend. Er drehte Sirius‘ Zauberstab zwischen den Fingern. „Widmen wir uns später dem Gesindel und erst meiner… Wiedergutmachung.“

Draco hob den Zauberstab. Er zielte an Rodolphus vorbei, auch beim zweiten Versuch. Wieder teilte sein Onkel sich vor seinen Augen in zwei verschwommene Abbilder auf.

Auf dem Boden hob Kreacher seine Hand und schnippte ein letztes Mal.

Der Grimmauld Place verschwand, das Echo eines Schreis hallte nach. Eiskalter Regen prasselte auf ihn nieder. Draco war in Sekundenschnelle durchnässt. Er schaute sich um, schaute sich nach Sirius um. Taumelnd drehte er sich.

„Ich hab dich.“ Sirius hielt ihn fest. Eine warme, feste Umarmung. Draco klammerte sich an ihn, zitternd und bebend am ganzen Körper. Angstschweiß lief in seine Augen.

Nasser Rasen und schlammiger Boden umringte sie.

Über Sirius‘ Schulter blickte er auf Zinnen, die sich gen Himmel hoben. Hogwarts. Spärlich erleuchtet, scharf umrissen von der Nacht und dem Mondlicht. Aus der Wildhüter-Hütte nicht weit entfernt strahlte doppelt so viel Licht. Eine riesenhafte Gestalt kam näher und hielt eine baumelnde Laterne in den Pranken.

„Ich hab noch wen, Professor Dumbledore, Sir“, donnerte die Stimme des Wildhüters über die Ländereien.

Aus dem Verbotenen Wald schallte ein euphorisches Heulen dem Mond entgegen.


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz