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Fanfiction

Pureblood Pride - Mondschein

von Dr. S

Der ewige Regen überflutete die Kanalisation. Wasser brach aus den Gullydeckeln heraus und verwandelte die Straßen in reißende Flüsse. Muggel huschten unter Regenschirmen und Kapuzen über die schwach beleuchteten Straßen, glitten mit Zeitungen über den Köpfen aus Taxen und stürmten in ihre Häuser. Die schmalen Stufen hinauf zu den Türen waren rutschig und so mancher stolperte, hielt sich in letzter Sekunde an dem umschließenden Geländer fest.

Snape blickte aus dem Fenster, während er die blubbernde Masse in seinem Kessel umrührte. Das Haus war einsam und still, so wie er es am liebsten hatte. Die morschen Dielen knarzten unter dem harschen Herbstwind, nicht unter Schritten. Wurmschwanz war er seit geraumer Zeit los, und ohne Schüler musste er auch selten nach Hogwarts zurückkehren. Es hätte so schön sein können.

Eine Blase bildete sich auf dem Trank und platzte. Er musste den Kopf zur Seite nehmen, um einigen Spritzern auszuweichen. Mit einem Tippen seines Zauberstabs ließ er die Flamme unter dem Kessel schrumpfen. In der Fensterscheibe spiegelte sich seine starre Miene.

Draußen auf dem Kopfsteinpflaster spielte eine Gruppe Kinder. Sie hüpfte in übergroßen Gummistiefeln von einer Pfütze zur nächsten. Grüne Gummistiefel, so wie Draco sie mit vier Jahren gehabt hatte. In ihnen hatte er die Albino-Pfauen über die Ländereien seiner Eltern gejagt, hatte sie mit Schlamm bespritzt und war beim Versuch sie aufzuheben nach hinten selbst in eine riesige Pfütze gefallen. Er war ein nerviges Kind gewesen… und immer geblieben. Es sollte niemanden stören von Draco Malfoy verabscheut zu werden.

Sie hatte auch grüne Gummistiefel getragen, selbst an verregneten Tagen in Hogwarts. Ihr rotes Haar hatte diese Farbe, die Farbe ihrer Augen, perfekt komplementiert. Als wäre sie geboren worden, um nach Slytherin zu kommen. Fern von risikofreudigen Gryffindors.

Nur hatte dieses Haus – sein Haus – nicht einmal Draco Malfoy vor den monströsen Krallen gefährlicher Gryffindors bewahren können. Sie ließen nichts aus, machten alles kaputt.

Snape hakte sich fast seine Fingerkuppe ab, als er eine Wurzel kleinhakte. Er schnaubte, warf die Teile in den Trank und rührte im Uhrzeigersinn. Rührte, rührte, rührte und wartete darauf, wie sonst beim Brauen Ablenkung zu finden.

Als eine weitere Blase platzte und der Zaubertrank knapp sein Auge verfehlte, überlegte er sich vielleicht mit einem leichteren Gebräu abzulenken. Lupin wäre heute Nacht keine angenehme Gesellschaft, sollte er diesen Trank versauen. Er würde Blacks brechreizerregendes Glück innerhalb eines Heulens zerstören.

Snape griff nach dem Zuckerstreuer, noch vom Frühstück auf der Anrichte stehend. Wie in Trance holte er über dem Zaubertrank aus und – zog die Hand zurück. So oft hätte er so verdammt gerne diesen Schritt gewagt, nur um Lupin den letzten Stoß in den Abgrund zu geben.

Vor vier Jahren, in Hogwarts, hatten die Schüler ihn abgehalten. Zu viele unschuldige Opfer für einen ausgebrochenen Werwolf. Dann hatte Dumbledore ihn gebeten, und er konnte Dumbledore nichts abschlagen. Jetzt rettete er Lupin sogar das Leben und dafür kam kein Teenager in sein Haus gerannt, um ihn zu… konfrontieren.

Snape stellte den Zuckerstreuer weg. Der Wolfsbanntrank war fertig.

Ein Schlammball klatschte gegen sein Fenster. Snape verdrehte die Augen. Das grelle Kinderlachen würde er auch unter Verlusten beenden. Er drehte sich um, warf seinen Umhang um die Schultern und stürmte zur Haustür.

In der Küche blieb der Trank zurück, eingehüllt von Schatten, die sich ausbreiteten, tiefer und schwärzer wurden. Der Schlamm lief die Fensterscheibe herunter, gab den Blick auf Snape frei, der die Kinder von der Straße trieb. In der Reflexion spiegelten sich rot glühende Augen.

~*~

Draco wischte mit der Handkante über den beschlagenen Handspiegel. Er legte Sirius‘ Gesicht frei und ließ sich von seinem Grinsen anstecken.

„Hallo, Hübscher“, sagte Sirius leise. „Vermisst du mich schon?“

Draco tat überrascht. „Ich dachte, diese Dinger sind eine Umschreibung für rund um die Uhr Bewachung? Damit musst du jetzt leben.“

Sirius griff sich an die Brust. „Ich bereue nichts.“ Er lächelte sanfter. Hinter ihm flackerte ein Licht. Der Regen war lauter als im Erdgeschoss, wo Draco im Wohnzimmer saß. Das Kaminfeuer knisterte gemütlich. Eine Decke und ein passables Buch hatten ihn eine halbe Stunde ablenken können. Sirius hatte ihn loswerden wollen. „Gib mir zehn Minuten.“

„Halbe Stunde in deiner Zeit.“ Draco bemühte sich desinteressiert zu wirken, aber Sirius hielt ihn bereits den ganzen Nachmittag auf Abstand. Er sorgte sich nicht, nicht mehr, aber die Neugierde in ihm hatte noch nicht genügend Katzen getötet, um ihn nicht fortwährend zu locken Sirius hinterher zu spionieren. „Nur zu deiner Information, auf der Couch ist genug Platz für uns beide.“

„Gut zu wissen.“ Wenn er wollte, konnte Sirius sehr geheimniskrämerisch sein. Am Ende saß er doch nur mit Potter in der Bibliothek und brachte ihm sinnlose Zauber bei. Draco gefiel es nicht die zweite Geige zu spielen. Potter würde immer zuerst kommen, das hatte er gewusst, aber der Zwei-Wege-Spiegel war sein. Er konnte mit Sirius reden, wann er wollte, auch wenn sie bloß drei Stockwerke voneinander trennten.

„Sirius, dir ist schon klar –“

„Draco?“ Lupins Stimme grub sich in Mark und Bein. Draco schreckte zusammen und der Spiegel glitt ihm fast aus den Händen. Sirius‘ Gesicht verschwand. Ärgerlich schaute Draco auf.

„W-Was wollen Sie?“, zischte er.

Lupin sah krank aus. Sein Gesicht war so kurz vor dem Vollmond verschwitzt und blass. „Ich… Severus müsste gleich vorbeikommen. Normalerweise warte ich hier auf ihn.“ Er kam herein, schlich sich heran wie ein hungriger Wolf an seine Beute. Sein Morgenmantel war geflickt. Der Pyjama darunter ausgeleiert und dünn geworden. Seine Pantoffeln hatten ein kleines Loch für seinen großen Zeh. „Ich hab dich reden gehört. Mit Sirius?“

„Nein. Ich hab mir bloß vorgestellt, dass er hier ist.“ Draco steckte den Zwei-Wege-Spiegel unter die Decke, schob ihn von dort aus in seine Hosentasche. Es war blöd, aber er wollte, dass die Spiegel eine Sache zwischen Sirius und ihm waren. Ein Geheimnis, das sie miteinander teilten. Ein kleines Geheimnis. Kein drohendes riesen Fiasko, wenn Potter zur falschen Zeit an Sirius‘ Zimmertür hämmerte.

„Ich erinnere mich wieder an diese Spiegel“, sagte Lupin. Er lächelte und setzte sich ächzend in den Sessel beim Kamin. Seinen Morgenmantel zog er eng um den zitternden Körper. Der volle Mond stieg mit jeder Minute höher. „Wusste nicht, dass Sirius sie noch hat. War das der, den du mir –“

„Den ich Bill gezeigt habe, damit er mir glaubt. Ja.“ Draco wollte sich bei Lupin gar keine Mühe geben, obwohl er Sirius‘ Freund war, wahrscheinlich sogar sein ältester. Die beiden hatten Probleme im Moment, das merkte nicht nur Draco. Potter und das Wiesel tauschten Blicke, wenn Sirius den Raum verließ, sobald Lupin hereinkam. Arthur Weasley hatte sich beim Abendessen erkundigt, ob alles in Ordnung war, und damit die Stimmung in den Weinkeller zu Rodolphus getreten.

„Ah, ja…“ Lupin rieb die zitternden Hände gegeneinander. Er ließ den Kopf hängen. Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht, grau gemischt mit braun. Er sah alt aus. „Sirius hat sehr an den Dingern gehangen. James hatte auch einen… Den hast dann jetzt wohl du.“

„Schon wieder eifersüchtig, Lupin?“, fragte Draco, ließ sich auch noch zu einem mitleidigen „Oh“ hinreißen.

„Tatsächlich hab ich nie so einen bekommen. Das war James und Sirius‘ Ding. Wenn überhaupt, hätte ich gedacht, er würde den anderen Harry geben.“

„Tja…“ Draco schlug das Buch auf seinen Oberschenkeln zu. Er hatte sich sowieso nicht mehr auf das Geschwafel konzentrieren können. „Da haben Sie sich wohl geirrt.“

Lupin lachte, nur schwach, aber so oder so gefiel Draco das gar nicht. „Ja, weißt du, ich kenne Sirius schon seit ich elf Jahre alt gewesen bin, und… nun, vielleicht sollte es mich nicht überraschen, dass er beide Spiegel hatte.“

Draco setzte sich auf. „Was meinen Sie damit?“

Lupin schaute ihn an, lächelte. „Ach, James und er waren sehr gute Freunde.“

Hielt man dem Wolf den Finger hin, schnappte er sich gleich die ganze Hand und riss sie brutal ab.

Draco ertastete den Spiegel in seiner Hosentasche und zog die Hand davon weg. Lupins Blick folgte seinen Bewegungen sehr genau.

„Es ist nicht leicht, wenn man einen wichtigen Menschen verliert“, sagte Lupin. „In diesem Fall ist Sirius vielleicht noch nicht bereit ihn zu… ersetzen.“

Draco schlug sein Buch auf den Couchtisch. „Ich bin kein verdammter Ersatz. Wagen Sie es bloß nicht –“

Das Kaminfeuer loderte auf, giftgrüne Flammen schlossen sich um menschliche Umrisse. Mit seinen weiten Ärmeln und der steifen Haltung sah Snape aus, wie eine übergroße Fledermaus. Er trat aus dem Kamin, die Hände fest um einen Becher geschlossen, aus dem noch Dampf stieg. Sein Blick schweifte von Lupin zu Draco, und seine rechte Augenbraue schlängelte sich nach oben.

„Lupin.“ Er schwenkte zu dem kauernden Werwolf und hielt ihm den Becher hin. „Ihr Trank.“

Draco drehte sich auf der Stelle um. Kein Blick, kein Wort hatte Snape verdient. Er hob das Kinn und stolzierte aus dem Zimmer. Hinter ihm würgte Lupin.

„Der schmeckt noch grässlicher als sonst.“

„Probieren Sie Zucker“, sagte Snape langgezogen, „wenn Sie Geschmack der Wirkung vorziehen.“

Es hatte Zeiten gegeben, da hätte Draco gelacht. Gerade fand er nicht einmal den Willen dazu in sich. Er musste nichts unterdrücken oder zurückbeißen. Dieser Tag, die letzte Zeit hatte er mehr gelächelt, als im ganzen vorigen Monat. Kein Schubsen der Weasley-Zwillinge, keine schlechten Nachrichten von Shaklebolt und seinem Anhang hatten ihm das nehmen können. Dafür hatte es Lupin und Snape zusammen gebraucht.

Draco hatte die Treppe erreicht, als die Stimme zu ihm durchdrang, dunkel und hallend, gedämpft durch den Stoff seiner schwarzen Hose. Er zog den Zwei-Wege-Spiegel heraus.

Sirius‘ Gesicht strahlte ihm entgegen, wie ein Lumos-Zauber inmitten einer tiefschwarzen Höhle. „Zwanzig Minuten. Eine Viertelstunde in meiner Zeit sind zwanzig Minuten.“

Draco zog fragend die Augenbrauen zusammen.

„Keine halbe Stunde“, sagte Sirius und wartete grinsend auf eine Antwort. Seine Stirn knitterte, als er keine bekam. „Alles okay?“

„Ja.“ Dracos falsches Lächeln bröckelte bereits nach einem Wort. „Ja. Lupin nervt. Snape existiert. Das Übliche.“

„Ich nehme an, du willst ganz schnell weg von unserm neuen Traumpaar? Wie wär’s, wenn du zu mir nach oben kommst?“ Sirius hatte diesen ganz besonderen Blick drauf, dass man sogar Schüler vor Professor McGonagalls Nase zu verhexen für eine gute Idee hielt. Seine tiefgrauen Augen funkelten voller Begeisterung und Verlockung. „Ich glaub, ich wüsste was, das dich aufheitert.“

Draco steckte den Spiegel weg, ehe sein Grinsen den Rahmen sprengte. Er wäre ein Idiot, wenn er nicht zu Sirius gehen würde. Lupin konnte implizieren, was er wollte. Manchmal waren gute Freunde einfach nur Freunde.

Vielleicht hatte er es ab und zu in Erwägung gezogen, einsam und alleine in Sirius‘ Bett liegend, umringt von den Fotos, auf denen zu achtzig Prozent immer die gleiche Person zu sehen war. Vielleicht hätte er sich nie Sorgen um irgendwelche anderen Frauen machen müssen. Vielleicht…

Diese Gedanken gefielen ihm nicht. Sie hielten ihn davon ab an Sirius‘ Zimmertür zu klopfen.

Schlimm genug, dass er in manchen Situationen hinter Potter kam. Von einem mausetoten Saftsack übertrumpft zu werden passte ihm gar nicht.

„Draco? Hier rüber.“ Sirius‘ Stimme kam vom Treppenhaus.

Draco hatte ihn auf dem Weg nach oben nicht gesehen – und jetzt erkannte er auch wieso. Sirius lehnte sich kopfüber durch das Fenster, als wolle er Snape den Rang der Fledermaus in diesem Haus streitig machen.

„Was machst du… da?“, fragte Draco.

„Rumhängen.“ Sirius winkte ihn zu sich. „Gib mir deine Hand. Ich hab eine Überraschung.“

„Selbstmordpackt?“ Draco nahm Sirius‘ Hand und ließ sich auf die Fensterbank ziehen. Er duckte sich unter dem Fensterrahmen durch hinaus zu Sirius‘ breit lächelndem Gesicht.

„Keine Sorge. Ich lass dich nicht fallen.“

„Sonst reiß ich dich auch mit“, sagte Draco. Sirius hievte ihn schmunzelnd aufs Dach herauf. Der kalte Herbstwind ließ ihn frösteln, allerdings nur kurz. Magische Lichter, sanft gedimmt, spendeten eine angenehme Wärme. Eine Decke war auf dem abgeflachten Dach ausgebreitet. Darüber schwebten ein halbes Dutzend Regenschirme und fingen jeden kleinen Tropfen auf.

Sirius legte von hinten die Arme um ihn. Seine Lippen berührten Dracos Ohr. „Ich hab dir ein Picknick zum Geburtstag versprochen. In meiner Zeit bedeutet das vier Monate später.“

Draco hielt sich an Sirius‘ verschränkten Armen fest. „Das ist… verdammt kitschig.“

„Deswegen darf es auch niemand sehen“, flüsterte Sirius ihm ins Ohr, küsste es gleich darauf und dann die sensible Haut dahinter, bevor er die Nase in Dracos Haaren vergrub. Er atmete tiefer ein, als Draco, der nach Monaten im stickigen Grimmauld Place sogar die Londoner Stadtluft frisch fand.

„Was ist mit den Muggeln?“, fragte er.

„Draco, mein Vater konnte ein ganzes Haus vor ihnen verstecken – und ich bin zehnmal mehr Zauberer als er. Setz dich.“ Sirius schob ihn auf die Decke. Er hatte sogar einen vollgestopften Korb dabei – auch wenn höchstwahrscheinlich Kreacher oder das Mutterwiesel für den Inhalt verantwortlich waren. Ein paar Sandwiches, Kürbispasteten, Kesselkuchen und eine Flasche Elfenwein. Dafür hatte er in den Keller gehen müssen, und zwar selbst, weil er Kreacher ungerne öfter als notwendig in Rodolphus‘ Nähe ließ.

Draco lächelte. „Das ist widerlich kitschig.“

„Oh, widerlich wird’s erst, wenn ich dich abgefüllt habe.“ Sirius‘ Augenbraue vollführte ein paar anzügliche Hüpfer.

Draco schnappte sich eins der Gläser und hielt es Sirius herausfordernd entgegen. Er erinnerte sich nicht daran, je mehr als einen Schluck Wein getrunken zu haben. Sirius hatte eindeutig eine Vorliebe für Whiskey, und Draco hatte sich anstecken lassen. Besonders, wenn er niedergeschlagen war. Bill Weasley hatte ihn letzten Sommer mindestens zweimal aus der Küche tragen müssen.

Sirius zog den Korken mit einem saftigen Plopp aus der Flasche. Er goss Dracos Glas bis zur Hälfte voll, ehe er sich seinem widmete. Draco schnupperte an der tiefroten Flüssigkeit. Sauer. Er führte die Lippen an den Rand.

„Warte.“ Sirius stupste mit seinem Glas gegen Dracos. „Auf… den Sonnenuntergang, oder so.“ Er zwinkerte ihm zu, ein Startzeichen, das Draco nicht zweimal brauchte.

Vorsichtig probierte er einen Schluck. Der saure Duft hatte ihn nicht auf den fruchtigen Geschmack vorbereitet. Seine Zunge wellte sich darunter, auch noch beim zweiten Schluck, und dann erst wurde es besser.

Sirius beobachtete ihn amüsiert. „Die Flasche kostet fast so viel, wie Fleurs Hochzeitskleid. Mein Urgroßvater väterlicherseits hat sie von einer Frankreich-Reise mitgebracht. Ich kann Frankreich nicht leiden.“

„Moi non plus.“ Draco stützte sich mit einer Hand nach hinten ab, während Sirius in sein Glas gluckste.

Der Ausblick über den Grimmauld Place war nicht unbedingt schön. Es war befremdend auf eine vollkommen andere Welt herunterzublicken. Selten hatte er diese Straßen überquert. Er war davongelaufen, als er Sirius für ein fremdgehendes Arschloch gehalten hatte, und ohne Tom wäre er wohl untergegangen. Als er vor Greyback aus dem St. Mungos geflohen war, hatten die leuchtenden Schilder und lauten Fahrzeuge ihn fast zurückgetrieben.

Über den Häuserdächern stand der fahle Kreis der Sonne, durch die Regenwolken kaum zu erkennen, blieben nur flammende Streifen zwischen den grauen Bergen zurück, als sie nicht hinterm Horizont sondern Beton- und Ziegelmauern verschwand. Der Regen hatte nachgelassen, aber keine Pause eingelegt. Er fiel kaum hörbar auf die Schirme, wurde von den vorbeifahrenden Vehikeln jedoch zischend aufgewirbelt.

„Da unten.“ Sirius hatte sich an seine Seite gelehnt und zeigte auf zwei schwarz vermummte Gestalten auf der anderen Straßenseite. „Zwei Todesser. Ich wette, dass der eine Rabastan ist.“

„Das ist erbärmlich. Rabastan ist jeden Tag hier“, gab Draco zurück. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Verrat mir, wer der andere ist.“

Sirius zog seinen Arm ein, nicht an seine Seite, sondern schwang ihn um Dracos Schulter. „Der Größe und Statur nach könnte man auf Dolohov schließen. Das Problem ist seine Haltung. Dolohov ist einer von Voldemorts ersten Todessern und Askaban hat ihm den Stolz nicht rausgeprügelt. Er hält sich aufrechter, die Hände meist hinter dem Rücken verschränkt, wie ein guter Soldat. Der da unten ist ein bisschen zu… faul.“

Der Todesser stieß eine Atemwolke aus, drehte sich auf den Hacken um und stützte sich an dem eisernen Zaun ab, der die kleine Parkinsel umrandete. Er hob einen Fuß hoch, um die Sohle auszuruhen.

Draco lehnte den Kopf gegen Sirius‘ Schulter, griff über seinen Schoß und holte sich eine Kürbispastete. „Nott“, schlug er vor und nahm einen Bissen. Er schluckte erst runter, bevor er sich erklärte: „Mr. Nott ist höchstens einen oder zwei Zentimeter größer als Dolohov. Außerdem hat er’s an den Kniescheiben, seit dem Kampf im Ministerium.“

„Aha.“ Sirius schnappte sich den Rest von Dracos Kürbispastete. „Kann nicht sagen, dass mir das leidtut.“

Draco leckte sich die Finger ab. Unter seiner Schläfe spürte er Sirius‘ Pullover, weiche Wolle, und darunter sein warmes Fleisch. Er war sehr vorsichtig, als er die Hand hob und Sirius‘ Rücken streichelte. Sirius tat so, als würde es ihm nichts ausmachen, aber die letzten Spuren seiner Verletzungen waren der Grund, warum er nicht da unten war und Todesser mit Schleifen verpackte und an den Dunklen Lord zurückschickte. Sirius‘ Rücken ging es besser. Von den Verletzungen waren feinere Narben zurückgeblieben, als Potter auf seiner Stirn herumtrug. Schmerz spürte er nur noch, wenn man auf seinem Rücken herumklopfte und so beweisen wollte, dass er noch nicht fit genug war.

Die Wolken wurden dichter. Der letzte Rest Sonnenschein wurde verschluckt und London in ein gräuliches Blau getaucht. Die Straßenlaternen gingen an. Auf den nassen Straßen wurde ihr Schein verzerrt, wie die Schatten der vorbeihuschenden Muggel. Die beiden Todesser lehnten weiter am Zaun, starr und still.

Um sie herum spendeten die magischen Lichter sanftes Licht. Der Regen wurde schwerer und lauter, schaffte es aber nicht bis zu ihnen herunter. Der harsche Herbstwind dagegen kroch unter Dracos Kragen und ließ ihn zittern.

„Warte…“ Sirius zauberte eine Decke herbei. Sein Gesicht glühte vor Begeisterung, als er sie sich um die Schultern warf. Grinsend kuschelte er sich ein. „Will mich ja nicht erkälten.“

Draco rammte ihm seinen Ellenbogen in die Seite. Er stieß ihn noch einmal an, sanfter, und wurde unter die Decke gelassen. Er hielt sich an Sirius fest, spürte sein Herz unter seiner Faust pochen. Eine Weile hätte er so sitzenbleiben können.

Aber die kurze Stille ließ ihn wieder an Lupin denken.

„Hey…“ Sirius legte seine Hand auf Dracos Oberschenkel, massierte sanft die Innenseite. „Alles okay? Wirklich so kitschig?“

Draco schüttelte den Kopf. Er zögerte Sirius einzuweihen, aber nicht lange: „Ich musste nur an Lupin denken.“

„So schlimm?“ Sein Glas hatte Sirius schon längst geleert. Er nahm einen großen Schluck aus der Weinflasche. „Was erlaubt er sich? Ich hab ihm gesagt, er soll sich nicht einmischen…“

„Keiner deiner Freunde scheint mich leiden zu können. Wenn ich Lupin schon den Schafspelz herunterziehe, was hätte Potter Senior mit mir gemacht?“ Draco seufzte. Die Antwort darauf wollte er gar nicht hören.

„James hätte dich gemocht, sicher.“ Natürlich sagte Sirius das, um ihn aufzuheitern. „Wieso auch nicht? Du machst mich… glücklich. Remus wird das auch noch verstehen.“

Draco hob herausfordernd das Kinn. „Du hättest ihm von uns erzählt? James?“

„Wir hatten keine Geheimnisse. Eher früher als später, definitiv. Wahrscheinlich sogar sofort. Das hätte ihn umgehauen.“ Sirius lächelte. Der sanfte Zug um seinen Mund wurde von einem Mondstrahl betont, der es durch die Wolkendecke schaffte. Ein silbernes Funkeln in den Augen, das wie ein Messerstich in Dracos Herz war. „Erinnerst du dich an unsern ersten Kuss?“

„Nein“, hauchte Draco. „Hab ich komplett vergessen.“

Sirius schaute ihn an, schenkte ihm dieses bezaubernde Lächeln und brachte es so verlockend nah, dass Dracos Herz durchzudrehen drohte. „Vielleicht sollten wir deine Erinnerung auffrischen?“

„Vielleicht…“ Draco lehnte sich zu Sirius herüber und schloss langsam die Augen.

„Draco.“

Die Lider halbgeschlossen verharrte er. Sirius zog sich nicht von ihm zurück, auch wenn sein Tonfall das andeutete. Seine Hand zog nervöse Kreise auf Dracos Oberschenkel.

„Draco, ich muss dir was sagen.“ Sirius‘ Finger malten immer die gleichen Linien, wieder und wieder. Solche Worte bedeuteten nie etwas Gutes. „Ich hab das noch nie wirklich gemacht.“

Draco blinzelte verwirrt. Er zog sich zurück.

Sirius schloss die Lücke sofort, kam sogar noch näher, bis Draco glaubte den aufsteigenden Mond in seinen grauen Augen erkennen zu können. Sein Atem ging schneller, streichelte Dracos Lippen in unregelmäßigen Abständen. „Ich liebe dich.“

Drei Worte, von denen er nicht gewagt hatte zu träumen. Draco lachte, stürzte vor und küsste Sirius. Er küsste ihn, bis sein Lachen einen Schlussstrich zog.

„Ernsthaft?“ Draco presste zwei Finger gegen Sirius‘ Mund. „Ich wollte dich doch auch unterbrechen.“

Sirius‘ Lippen formten sich zu einem Lächeln. Draco zog seine Finger von ihnen zu Sirius‘ Kinn.

„Du kriegst bestimmt noch eine Gelegenheit.“ Sirius packte Draco um die Hüften und zerrte ihn an sich heran. Ihre Lippen prallten energisch aufeinander.

Dracos Körper kribbelte bis in die letzte Faser, sein Herz raste, und er glaubte zu verbrennen, als Sirius die Hände unter sein Hemd schob. Er brannte vor Glück. Lupin konnte sagen, was er wollte, diesen Moment würde er nicht zerstören. Oder alle, die auf diesen folgen sollten.

Ein Heulen erschütterte das Haus, drang bis zu ihnen hinaus auf das Dach. Ihr Kuss fand ein jähes Ende, als ein zweites Heulen folgte. Sirius horchte angestrengt.

„Was war das?“, fragte Draco.

„Normalerweise macht er das nicht.“ Sirius schaute erst ihn an, dann den Mond. „Remus.“


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