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Fanfiction

Pureblood Pride - Kohlenstaub und Kopfsteinpflaster

von Dr. S

Malfoy Manor hatte oft Zeiten gesehen, in denen die hohen Wände das Echo überschlagender Teenager-Stimmen verbreitet hatten. In diesem Fall, allerdings, war der entnervte Teenager ein sechzigjähriges Stück Seele.

„Ich habe alles perfekt durchgeplant! Ich habe eine Armee, ich habe das Ministerium, die Presse, und du lässt mich das nicht benutzen! In zwei Monaten habe ich mehr geschafft, als du in einem halben Jahrzehnt!“

„Ich will keine Armee Kinder, ich will Potter. Potter ist dir entwischt.“

„Er ist nicht entwischt! Ich wollte ihn nicht in diesem Zug haben. Wozu auch? Er macht jeden deiner Pläne zunichte. Lass ihn einfach in Ruhe!“

„Harry Potter muss sterben. Durch meine Hand. Ein altes Diadem wird mich nicht umstimmen.“

Daraufhin wurde es still, nur Rowle wagte zu glucksen. Aus der Gruppe Todesser, die um die Salontüren herumstanden, ragte er heraus wie ein Fabrikturm über einer Kleinstadt. Noch mehr, als alle von ihm Abstand nahmen.

Wie auch schon zu Schulzeiten hatte Snape sich gar nicht erst zu dem Grüppchen gestellt. Er war eben erst gekommen und hatte kein Interesse an klatschwürdigen Streitereien. Jemand trat ihm beim Zurückschnellen auf die Füße und so wurde seine Anwesenheit bemerkt.

„Scheiße, wie lang stehst du da schon?“, fuhr Avery ihn an.

Snape umfasste seinen linken Arm, wo eben noch das Dunkle Mal gebrannt hatte. „Sollte es keine Besprechung geben?“

„Ja, aber bei wem?“, murmelte Avery hinter vorgehaltener Hand. „Die beiden liegen sich andauernd in den Haaren. Wem kriechst du also in den Arsch?“

Snape zog eine Augenbraue hoch.

Avery schenkte ihm ein äußerst feminines Winken. „Außer, du machst es wie Madam Lestrange. Die kriecht beiden überall rein.“ Er lachte wiedermal am besten über sich selbst. „Hat ja niemanden mehr zum Spielen, was?“

„Unter uns…“ Mulciber schlich sich zu ihnen. Er versteckte seine verstümmelten Finger in der Faust. „Ich bin verdammt froh, dass Black weg ist. Der hatte sie schon in Hogwarts nicht mehr alle, beißt mir fast die Hand ab… Meinetwegen hätte Bellatrix ihm jede Ader einzeln aufschlitzen können.“

Avery grinste. „Soweit ich gehört hab, hat sie ihm viel schlimmere Dinge angetan. Antonin ist mal reingestolpert…“

„Und? Was sagt er?“

„Ja, nichts. Der Kerl sagt nicht mal ‚Guten Morgen‘.“ Avery schob die Brauen zusammen und die Lippen vor und gab so eine schlechte Interpretation von Dolohovs ewig grimmiger Miene.

„Und von wem hast du’s dann gehört?“, fragte Mulciber.

Averys Mundwinkel knickten ein. „Ich hab meine Ohren überall. Anders hängst du in diesem Chaos total hinterher.“

Mulciber starrte an die Decke. „Ich hab gehört, sie hat Black ihren Namen in den Rücken geritzt…“

„Ich hab gehört, sie hat ihm sein Ding abgeschnitten und ihm damit die vorlaute Klappe gestopft.“

„Das ist krank.“

„Wir reden von den Lestranges“, murmelte Avery und zuckte eine Schulter. „Die haben Askaban nicht gebraucht, um durchzudrehen.“

Mulcibers Kopf rollte auf seine Schulter. „In Askaban haben die beiden Brüder sich eine Zelle geteilt. Ob sie deswegen so aneinander hängen? Rabastan kommt ja gar nicht mehr aus seinem Zimmer. Ihr wisst schon… Sehr einsam und kalt dort.“

„Frag ihn doch selbst“, sagte Snape kühl. „Er steht direkt hinter dir.“

Mulciber fuhr herum, sah nur einen amüsierten Rowle an der Tür horchen und zitterte dennoch bis in die Zehen.

Avery schlug Snape gackernd auf die Schulter. „Und, Sev? Erholt Black sich bei dir gut?“

Seine Lippen kräuselten sich am Ende doch zu einem Grinsen. „Nicht mit den Zaubertränken, die ich ihm untermische. Alpträume ohne Entkommen.“

Avery pfiff anerkennend. „Nach einer Nacht mit Madam Lestrange hätte die jeder.“

„Nach Askaban hat die jeder“, ergänzte Mulciber.

Aus dem Salon ertönte ein Knallen. Rowle sprang von dem Spalt der Türen weg, presste sich die Hände vor den Mund, um sein Kichern zu dämpfen. Die stampfenden Schritte trieben auch Avery und Mulciber auseinander. Snape fand sich plötzlich direkt vor dem Spalt wieder, als wäre er derjenige gewesen, der gelauscht hatte. Ehe er zurückweichen konnte, wurden die Türen aufgerissen.

Tom Riddle schaute ihn an, als hätte er den Grund für seine schlechte Woche gefunden, und der Griff in die Innentasche seines Umhangs zeigte, dass er bereit war, sich dessen zu entledigen.

„Sorge ich unfreiwillig für vorabendliche Unterhaltung?“, presste er hervor. Das Zischeln in seiner Stimme bedeutete bei der anderen Version einen Wutausbruch von apokalyptischer Größe. Es sollte nicht an ihm liegen, das zu stoppen, aber irgendwo – er wusste nicht wo – waren hunderte Kinder, die Gefahr liefen das abzukriegen.

„Oh…“ Der mitleidige Laut kam allerdings aus Rowles Mund. „Bisschen Stress mit Daddy kann doch jeder nachvollziehen.“

Von einem Wimpernschlag auf den anderen wurde es still genug, um Mulciber panisch wie ein scheues Kaninchen atmen zu hören.

Tom drehte sich nicht um, bewegte nur die Lippen. „Kein Wort mehr von dir, Thorfinn.“

„Entschuldigung…“

Toms Augen weiteten sich, seine Lider zogen sich weit genug zurück, dass die geplatzten Äderchen sichtbar wurden. Er fuhr herum, riss den Zauberstab aus seinem Umhang und sprang Rowle an, rang ihn zu Boden.

„Ich sagte: Kein Wort mehr!“ Mit unmenschlich schnellen Bewegungen stieß er auf Rowles Gesicht ein. Schreie gingen in Wimmern über, gedämpft, als würde der Mund des Opfers zugehalten werden. Sein Gesicht lag im Schatten. Während Avery und Mulciber starr auf dem Fleck stehenblieben, trat Snape vor.

Der Grund, warum Rowle nicht schreien konnte, waren dicke Fäden, die durch das Fleisch seiner Lippen gezogen worden waren. Mit magischen Hieben bohrte Tom die Fadenspitze in die Oberlippe hinein und zerrte ihn aus der Unterlippe wieder heraus. Er nähte Rowles große Klappe wortwörtlich zu. Blut tränkte seine Hände und hinterließ einen glühenden Abdruck in seinen manischen Augen.

Einen letzten Stich später ließ er von Rowle ab, der sich die zitternden Hände gegen den zerrissenen Mund presste. Tom setzte sich auf, betrachtete die unsauberen Stiche voller Stolz.

„Er ist nicht mein Vater“, sagte er eiskalt lächelnd. „Er ist die verrückte Version von mir.“

Ein paar Worte, die ein ganzes Leben verändern konnte. In Rowles Fall war es eine Entschuldigung gewesen.

Tom erhob sich, wie nach einem erholsamen Nickerchen. Die Schultern hängend drehte er den Kopf herum. Seine Augen brannten die Dunkelheit weg.

„Severus“, begann er vollkommen nüchtern, „du bist wegen ihm gekommen, nicht wahr?“

Hinter ihm schluckte Mulciber. Snape ließ sich von dem Blut an Toms Händen nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bin dem Ruf des Mals gefolgt.“

„Seinem Ruf“, zischte Tom. Aus seinem Umhang zog er ein Taschentuch. Teure Seide mit den Initialen L.M. Er wischte sich die Finger sauber. Das Tuch ließ er auf den wie Espenlaub zitternden Rowle fallen. „Ich habe eine bessere Aufgabe, als dich um deine Schüler zu kümmern.“

Er konnte nicht Nein sagen, nicht wenn Rowle noch dabei war zu verbluten. Dabei war er nur gekommen, um endlich herauszufinden, wo die Schüler versteckt wurden.

„Du hast Zugriff auf eine umfangreiche Bibliothek. Ich will, dass du mir ein Buch besorgst. Ein besonderes Buch. Wirst du das für mich tun?“

Snape nickte, als bliebe ihm eine Wahl.

Tom lächelte. „Wunderbar. Ich werde es bei dir zu Hause abholen. Ihm wollen wir davon nichts verraten.“ Er stieg über Rowles Beine und blieb direkt vor Snape stehen. Sein Gesicht wirkte jung und beinahe unschuldig im raren Sonnenlicht. „Am liebsten trinke ich Kamillentee, übrigens.“

~*~

Spinner’s End war eine lange, verdreckte Straße, überragt von der lauernden Präsenz eines alten Fabrikschornsteins. Die Nachbarschaft bestand ausschließlich aus Muggeln, die neugierig zwischen grauen Vorhängen hindurchschauten, als Draco die Haustür seines Professors für Zaubertränke einhämmerte.

Er hatte nicht darüber nachgedacht, ob Snape überhaupt zu Hause war. In seinem rauchenden Kopf war nicht einmal Platz für die Gesichter derjenigen gewesen, die versucht hatten ihn festzuhalten, bevor er disappariert war. Der Regen hatte mittlerweile nicht nur seinen Körper gekühlt, sondern auch sein Gemüt.

Draco saß auf den Stufen, die zu Snapes Haus führten, und zog den durchnässten Umhang um seine bibbernden Knie. Sein linker Arm hatte aufgehört zu brennen. Vielleicht ein Zeichen, dass Snape bald nach Hause kommen würde.

„Draco? Da bist du ja…“ Zwei Schritte von ihm entfernt trat Remus Lupin in eine knöcheltiefe Pfütze. Er seufzte auf, als würde ihm das ständig passieren, und schüttelte den Schlamm von seinem Hosenbein. „Komm mit.“

„Nein.“ Draco wich Lupins Hand aus. Unter seinem Umhang hielt er den Zauberstab bereit. „Ich habe noch etwas mit Snape zu klären.“

„Draco…“ Lupin hockte sich vor ihm hin, als spräche er mit einem bockigen Kind. „Das Hauptquartier zu verlassen ist eine verdammt dumme Idee. Hast du vergessen, dass Voldemort und seine Leute dich tot sehen wollen? Komm jetzt mit. Sirius sollte in seinem Zustand nicht rumlaufen, und er wär dir sofort hinterhergesprungen. Tu’s für ihn.“

Draco stand auf, statt Lupins Bitte nachzukommen schnaubte er aber bloß. „Sollte Ihnen das nicht gefallen? Sie wollen Sirius doch so weit wie möglich von mir fernhalten.“

„Darum geht es jetzt nicht.“ Er griff wieder nach Draco, bekam ihn fast zu fassen. Draco schlug seine Hand weg, und zu seiner Überraschung wirkte Lupin ehrlich verblüfft.

„Natürlich geht es darum. Sie haben Sirius nicht geglaubt. Ihnen hat er die Wahrheit über Snape gesagt, und Sie stempeln ihn als verrückt ab. Machen Freunde das so?“ Draco zerrte seinen Zauberstab hervor, als Lupin sich näherte, und die Muggel hinter den Fenstern gegenüber interessierten ihn kein Stückchen. „Halten Sie sich bloß von mir fern. Ich bin wütend. Und das will ich mir für jemand anderen aufsparen.“

„Draco… Steck den bitte weg. Wir können in Ruhe darüber reden, was Sirius alles über Snape an einem langen Tag sagt, und was Snape tun würde, um ihm eins auszuwischen. Mord gehört inzwischen nicht mehr dazu.“

Draco richtete den Zauberstab auf Lupin und mit einem Puff verschwand er. Stattdessen hüpfte eine fette, grüne Kröte in der Pfütze herum. Sie quakte, sprang die Treppenstufen herauf und wurde von der aufspringenden Tür zur Seite geschleudert.

„Hab ich nicht gesagt, ihr sollt woanders spielen?!“, blaffte Snape imaginäre Kinder rund zehn Zentimeter kleiner als Draco an. Er hob den Kopf und machte größere Augen, als die verdutzte Kröte. „Draco? Was suchst du hier?“ Snape packte ihn am Kragen und zerrte ihn in die Wohnung. Die Tür knallte er zu und drückte sich dagegen, schaute durch ein kleines Guckloch nach draußen. Schließlich wandte er sich wieder Draco zu. „Hast du eine Ahnung, wie gefährlich –“

Draco rammte ihn gegen die Tür. „Sie haben mich angelogen! Sie haben gesagt, er wäre tot! Dabei haben Sie die ganze Zeit gewusst, wo Sirius gewesen ist.“

Lupin hatte ihn noch wütender gemacht. Schnaufend presste er den Zauberstab quer gegen Snapes Hals, genau zwischen Kehlkopf und einen Schnitt einer verunglückten Rasur.

„Die ganze Zeit haben Sie gewusst, wo Sirius steckt, und kein Wort gesagt. Wieso?“

Snape schaute auf den Zauberstab, dann Draco in die Augen. Amüsiert hob er eine Augenbraue. „Du glaubst den Nonsens, den Black im betrunkenen Zustand von sich gibt?“

„Tausendmal mehr, als ich Ihnen je wieder ein Wort glauben werde. Wieso? Sagen Sie mir, wieso!“

Snape drückte sich mit allem, was er an Kraft aufbringen konnte, gegen die Tür. Seine Stimme war gepresst vom Druck des Zauberstabs: „Du solltest gehen, Draco. Es ist nicht sicher für dich hier zu sein. Nicht, wegen so einer Lappalie. Jeden Moment –“

„Wieso?!“ Draco spuckte Snape ins Gesicht, so laut brüllte er dieses eine Wort.

„Ich habe nie –“

„Wieso?!“

„Weil dieser Bastard es nicht anders verdient hat!“, brüllte Snape zurück. Trotz Zauberstabs schob er den Kopf vor und packte Draco am Kragen. „Nicht einmal zwölf Jahre in Askaban haben ihm seine Arroganz ausgetrieben. Er hat meinen Job gestohlen, meinen Ruhm, meine Würde. Seit dem ersten Moment, als er mir das Abteil im Hogwarts-Express stehlen wollte, hat er mir das Leben schwer gemacht. Er hat versucht mich umzubringen, er hat seine eigenen Freunde in den Tod geschickt, er hat sie in den Tod geschickt, und früher oder später wird er auch dein Leben auf dem Gewissen haben.“

Mit mehr Schwung, als man von seinen dünnen Armen erwartet hätte, schleuderte Snape ihn von sich weg. Draco krachte gegen den Pfosten des auslaufenden Treppengeländers.

„Siehst du nicht, in was für einer verfahrenen Situation du seinetwegen steckst, Draco? Hat sein hübsches Gesicht dich so sehr geblendet?“ Snape verdrehte die Augen. „Natürlich. Was auch sonst. Black kann nichts, außer gut aussehen. Bellatrix hätte ihn vernünftig verstümmeln sollen…“

„Sie sind eifersüchtig.“ Draco lehnte sich gegen das Geländer. Seine Hüfte schmerzte von dem Aufprall gegen den Pfosten. Er hatte immer noch leichte Prellungen von der Nacht im Manor. „Sie bringen Sirius aus Eifersucht fast um? Das ist erbärmlich. Sie sind ein erbärmlicher, verbitterter Bastard.“

„Sag du mir nicht, was ich bin.“ Snape zeigte mit dem Finger auf Draco, als wäre das sein Zauberstab. „Nicht, wenn du Blacks Natur so großzügig übersiehst.“

„Black hätte Sie niemals in einem schmutzigen Loch sterben lassen. Weil er ein guter Mensch ist. Besser als ich und tausendmal mehr als Sie.“

Snape riss ihn am Kragen an sich heran. „Frag ihn das persönlich. Du gehst jetzt zum Grimmauld Place zurück. Durch den Kamin.“

Draco schob den Zauberstab zwischen ihre Gesichter. „Nehmen Sie Ihre Hakennase aus meinem Auge, oder ich sprenge sie weg.“

Irgendwo in Snapes schwarzen Augen flackerte etwas auf, Hass vielleicht, oder Zorn. Seine Nasenflügel bebten, als er versuchte die Fassung zu wahren. „Ich habe für deine Sicherheit gesorgt, seit du mir zum Knie reichst, und so dankst du es mir?“

Draco reckte das Kinn. Sein Zauberstab und seine Hand blieben vollkommen ruhig. „Ich will Sie nie wiedersehen.“

Snape schaute auf ihn herunter, die Augen verengt und die Lippen blutleer. „Deine Eltern sind bestimmt stolz auf den kleinen Blutsverräter, den Black aus dir gemacht hat.“

Ein Zittern in seinen Knien drohte Draco einknicken zu lassen. Er holte aus und schlug Snape mit geballter Faust gegen den Kiefer. Seine Fingerknöchel knackten und wurden überschwemmt von einem heißen Schmerz. Snapes Kopf riss es zur Seite. Draco trat ihm auf den Fuß, und als Snape zurückstolperte, kickte er gegen seine Kniescheibe. Mit einem Aufschrei hörbar für die Nachbarn sackte Snape auf den Boden.

Draco packte Snapes fettigen Haarschopf und zerrte seinen Kopf nach hinten, hielt ihn mit dem Zauberstab am Hals in dieser Haltung. „Ich hab zu dir aufgesehen… komisch, wie schnell sich sowas ändern kann.“ Er beugte sich doch ein wenig zu Snape runter und senkte die Stimme: „Halt dich von Sirius fern, oder ich lasse dein doppeltes Spielchen auffliegen. Auf beiden Seiten.“

Mit dem Zauberstabarm schob er Snape zur Seite und riss die Tür auf. Er prallte gegen eine Wand aus Regen und zog sich die Kapuze über das feuchte Blondhaar. Die nasse Kälte ließ seine Wangen nur noch mehr glühen.

„Draco… nimm den Kamin.“

Die Tür trat er mit dem Fuß wieder zu und stieg mit neugewonnener Leichtigkeit die Treppen herunter. In der Pfütze schwamm Kröten-Lupin eine Runde nach der anderen. Draco sammelte ihn auf und steckte ihn in die Tasche. Den Vortrag wollte er sich erstmal sparen.

Draco bog in eine Seitengasse ab, um den möglichen Blicken aus den verdreckten Nachbarfenstern zu entkommen, und prallte in einen Mann, ähnlich verhüllt wie er. Seine Kapuze rutschte ihm herunter.

„Passen Sie gefälligst auf“, fuhr er den Fremden an, immer noch bebend vor Wut. Das Gefühl verschwand innerhalb eines Wimpernschlags, als der Mann sich zu ihm umdrehte. Ein rotes Glühen blitzte in seinen Augen auf, ehe er die Kapuze herunterzog.

„Sieh einer an… Zwischen Kohlenstaub und Kopfsteinpflaster treffen wir uns wieder, Draco.“ Tom Riddle ließ ihn mit einem Lächeln kälter als ein Schockzauber erstarren. „Vielleicht wird das doch noch ein guter Tag.“

Draco schluckte. Er machte einen Schritt zurück, als Tom nach vorne trat. Hinter ihm tat sich die hohe Steinwand der kahlen Häuser auf. Es gab Fenster in Abständen von vier Metern. Alle Vorhänge waren sorgsam zugezogen. Sie hatten ihr Weiß an den Qualm der Fabrik verloren.

„Sowas würden sentimentale Gemüter wohl Schicksal nennen. Ah, den lass bitte stecken.“ Tom hob die Hand und Dracos Zauberstabarm krachte gegen die Wand. Er konnte ihn nicht mehr bewegen. Regen und Schweiß liefen über seine Schläfe.

„Was willst du?“, brachte er verblüffend ruhig hervor. „Mich töten?“

Tom trat bis auf einen Zentimeter an ihn heran. Keine Wärme ging von ihm aus. Er beäugte Draco, als hätte er sich in ein paar Tagen vollkommen verändert. Sein neugieriger Blick ging unter Kleidung und Haut, hinterließ eine Gänsehaut am ganzen Körper.

„Ich weiß nicht… Ich habe eine Schwäche für besondere Gelegenheiten. Eine schmutzige, düstere Seitengasse in irgendeinem englischen Kaff scheint mir nicht der richtige… Ort für deine letzten Worte zu sein.“ Tom strich eine vom Regenwasser gewellte Haarsträhne aus Dracos Stirn. Seine Fingerspitzen streiften Dracos Haut. „Seitengassen werden eher für andere Dinge missbraucht.“

Draco trat aus – und auch sein Bein wurde von einer unsichtbaren Kraft zurück an die Wand geworfen, bevor er Schmerz erzeugen konnte. Durch einen plötzlichen Ruck fand er sich vollständig an die Wand gepresst wieder, Tom unanständig dicht vor ihm.

„Kannst du dir vorstellen, worauf ich hinaus will?“

Draco dachte nur daran, dass er Snapes Kamin hätte benutzen sollen. Das hier würde sein Ende sein, egal was Tom ihm weismachen wollte. Und Lupin würde quakend auf seiner Leiche herumhüpfen.

„Denkst du manchmal an mich, Draco?“, fragte Tom, die Finger lockerleicht um Dracos Kinn gewunden.

„In letzter Zeit… nein, nicht wirklich“, gestand Draco.

Tom lächelte gegen Dracos Lippen. „Lügner“, wisperte er und zwang Draco einen Kuss auf. Draco konnte nichts bewegen, außer seinem Kopf. Jeder Versuch sich wegzudrehen endete zu sehr in Bewegungen, die einem Kuss ähnelten, also biss er Tom kurzerhand in die Unterlippe.

Tom schreckte zurück. Er befühlte die kleine Unebenheit, die Dracos Zähne in seinem Fleisch hinterlassen hatten.

Draco rechnete fest damit, dass das seine letzte Tat bis in alle Ewigkeit gewesen war. Und das jagte ihm schreckliche Angst ein. Sein ganzer Körper zitterte, zeigte es dank der Lähmung aber nicht. Er wollte nicht sterben. Er wollte zurück zu Sirius.

„Schade“, sagte Tom im selben Tonfall, wie ‚Lebwohl‘. „Ich hab nichts gefühlt. Ich kann nichts fühlen. Ohne Körper, ohne Fleisch, bin ich dazu nicht in der Lage.“

„Selbst mit Körper könntest du nichts fühlen.“ Dracos Stimme machte seine Angst hörbar. Inzwischen zitterte auch sein Kopf.

Tom legte den Kopf schief. „Das werden wir bald herausfinden.“

Draco drehte stumm den Kopf zur Seite, als Tom ihm über die Wange strich. Er versuchte sich zu bewegen, versuchte sich das Angstgefühl in seinen Gliedern irgendwie zu Nutzen zu machen. Die harsche Ziegelmauer schabte über seine sowieso aufgeschürften Fingerknöchel.

„Du solltest mit mir kommen, Draco. Du kennst dich mit niveaulosen Trunkbolden aus und könntest sie mir vom Leib halten“, sagte Tom amüsiert. „Nicht zu vergessen, dass dein Vater dich für unnützen Ballast hält. Sicher kannst du mir helfen zu verstehen, wieso Lord Voldemort mich genauso behandelt, obwohl wir zumindest gleichgestellt sein sollten.“

„Ich werde nie wieder mit dir irgendwo hingehen“, antwortete Draco. Regenwasser mischte sich mit der salzigen Flüssigkeit in seinen Augen. „Du wolltest mich umbringen.“

„Das will ich immer noch“, flüsterte Tom, als wäre es ein Kompliment. „An manchen Tagen mehr als alles andere…“ Er fuhr mit den schlanken Fingern über Dracos Hals. Langsam schnürte er ihm die Luft ab. Seine Lungen schrumpften schmerzhaft zusammen. Draco streckte den Hals, rang nach Atem und schluckte nur Regentropfen. Er kniff die Augen zusammen.

Er hätte bei Sirius bleiben sollen. Sie hätten zusammen frühstücken sollen, so wie er es sich ausgemalt hatte. Das erste Frühstück, das er irgendwie selbst gemacht hatte, und er hatte es weggeworfen. Er hatte die Möglichkeit, bei Sirius zu sein, weggeworfen. Dabei hatte er sich nach diesem Monat voller Qualen geschworen nie wieder so blöd zu sein.

Etwas Feuchtes berührte seine Kehle und Luft strömte in seine Lungen. Tom küsste seinen Hals, ließ die Lippen auf seiner Halsschlagader ruhen. „Aber ich kann dir auch so viel schlimmere Dinge antun…“ Seine Hand wanderte immer tiefer und tiefer, schob sich unter die Seiten von Dracos klatschnassem Umhang zwischen seine Beine.

Wut brodelte in ihm auf. „Wag es nicht“, zischte er.

Tom hob überrascht die Augenbrauen. „Angst, dass es deinen Sirius kümmern würde? Ich bezweifele es. Ich habe einen aufschlussreichen Monat mit ihm verbracht. Unter uns, es wäre ihm egal.“

Nicht einmal zwölf Stunden war es her, dass Sirius ihn genau dort berührt hatte, wo jetzt Toms Hand lag. Er erinnerte sich an Sirius‘ Blick, heiß bis unter die Haut, verzweifelter als jede seiner Bewegungen und verlassen. Sirius brauchte ihn. Er hätte zu jedem in dem überfüllten Haus gehen können, zu seinem angeblich besten Freund, der nutzlos in Dracos Tasche herumlungerte, aber er war zu ihm gekommen. Draco durfte ihn nicht allein lassen. Nicht jetzt.

„Du bist ein Lügner. Und zwar kein sehr guter.“ Draco wusste nicht, wie es dazu kam. Er riss seine Hand von der Wand und schlug den Zauberstab über Toms Wange. Sie riss unter willkürlicher Magie auf.

Tom wich zurück, als Draco von der Mauer stolperte. Er runzelte verwirrt die Stirn. Ganz leicht bewegte er den Muskel der verletzten Wange. Er führte die Hand über den blutleeren Riss und schloss ihn. Sein Gesicht blieb makellos wie eh und je zurück.

„Wie hast du –“

Die Frage verschwamm in einem Wirbel verzerrter Landschaft, als Draco disapparierte.


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