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Pureblood Pride - Scherben

von Dr. S

Erst ein paar Tage lang hatte er Sirius wieder und schon musste er einen Scherbenhaufen zusammenzukehren – oder zumindest eine Scherbe wieder richtig einsetzen. Draco starrte die Decke an. Er lag im Bett und rollte den Rand der Bettdecke auf seiner Brust vor und zurück. Seine Finger fanden keine Ruhe. Die rechten Fingerknöchel hatte er sich im Laufe der letzten Nacht aufgeschürft. Eben war er an die Schürfwunden gekommen und hatte deswegen mit einem heißen Jucken zu kämpfen.

Draco kratzte sich die Fingerknöchel blutig, während er an die Decke stierte, als könne er bis in das Stockwerk blicken, in dem Sirius hoffentlich schlief. Die Chancen dafür standen schlecht, immerhin ging es um Sirius Black, der wahrscheinlich sturste Dickschädel auf diesem Planeten. Als Dumbledore sich endlich hierher bequemt hatte, war Black die Treppen heruntergestürmt, wie ein anhänglicher Köter, der sein Herrchen lange nicht gesehen hatte. Er nahm seine Verletzungen weniger ernst, als Harry Potter Regeln. Ein Wunder, dass er ihn heute noch nicht auf dem Flur herumtanzen gehört hatte.

Ein Klopfen erschütterte die nächtliche Stille. Draco setzte sich auf. Die Tür glitt mit einem leisen Knarren auf. Kein Licht drang herein. Draco brauchte keines, um Sirius‘ Umrisse auch in den tiefen Schatten auszumachen. Er runzelte die Stirn, wunderte sich einerseits darüber, warum Sirius ihn aufsuchte, nachdem er ihn tagsüber kaum an sich heran ließ, und andererseits darüber, wieso Black nicht einmal zwei Stunden am Stück im Bett liegenbleiben konnte.

„Hast du schon geschlafen?“, fragte Sirius.

„Würde das irgendwas daran ändern, dass du wie ein hungriger Lethifold umherschleichst?“

„Nein, aber ich hätte mich wieder herausgeschlichen und jemand anderen verspeist.“

„Es ist dein Haus, Black, ich bin nur Gast. Mach, was du willst.“

Sirius schloss die Tür hinter sich. Er lehnte sich dagegen und beäugte selbst in der Dunkelheit erkennbar misstrauisch das leere Bett neben Dracos. Charlie hatte es einwandfrei bezogen und gemacht zurückgelassen. Einladender als ein bequemes Doppelbett mit zugegebenermaßen brechreizerregenden Bezügen konnte es allerdings nicht sein. Draco würde liebend gern tauschen oder zumindest dieses überflüssige Bett loswerden.

„Charlie ist nicht da, was?“

„Er ist zurück ins Nest der Drachen, schon eine Weile.“

Sirius rieb sich die Stirn. Das Pflaster an der Schläfe raschelte. „Ach, ja… Hat es sich gut mit ihm geschlafen?“

„Er hat mich schlafen lassen, wenn du das wissen willst. Was ist los, Black?“

Sirius ging an dem verlassenen Bett vorbei, machte große, eilige Schritte auf Draco zu und kerkerte ihn in weniger als einer Sekunde zwischen seinen Armen ein. Sein Kuss traf nur auf eine Hälfte von Dracos Mund und schmeckte dennoch nach Verzweiflung. Er wich nicht zurück, kam den anderen Lippen aber auch nicht entgegen.

„Was ist los?“, wiederholte er, aber anstatt zu antworten küsste Black ihn erneut, viel intensiver, so hitzig, dass selbst liegend Dracos Beine weich wurden. Er spürte Sirius‘ Gewicht auf sich niederdrücken, weniger, als er gewöhnt war, so viel leichter… Seine Hände waren viel rauer, als hätte er ein Stück des Kerkerbodens auf ihnen mitgebracht.

Draco ließ sich auf den Kuss ein, denn dann konnte er die Ursache der aufgerissenen Handflächen ignorieren. Für ein paar Lippenbewegungen konnte er einfach genießen, dass er Black wieder hatte.

Eine kurze Freude. Wo auch immer er Sirius berührte, schien er entweder auf Wunden oder Verbände zu treffen. Draco zog nicht nur seine Finger zurück.

„Black, was…“

„Sch… Du hast mir gefehlt.“

Draco lächelte. Er hoffte, dass das bedeutete, Sirius würde ihm die kleine Lüge endlich verzeihen und ihm helfen die Scherbe wieder richtig einzusetzen. Dann musste er dieses Bett nicht loswerden, sondern konnte bei Sirius schlafen. Er müsste nicht mehr vor seiner Zimmertür sitzen und sich anhören, wie Alpträume Sirius wachhielten. Nicht einmal ein Trank für einen traumlosen Schlaf schien zu helfen, und ehe Sirius so etwas freiwillig nahm, tanzte Professor Snape in rosa Plüschpantoffeln auf dem Küchentisch.

„Heißt das, du bist nicht mehr…“ Er konnte nicht fragen, ob Sirius sauer war. Sie hatten sich nicht wirklich gestritten. Black war distanzierter, als hätte er aus Malfoy Manor Material für eine Mauer mitgebracht, die er jetzt zügig aufbaute. Sein ansteckendes Lächeln fehlte. Auch jetzt, als er über Sirius‘ Wange streichelte, spürte er nichts davon.

Sirius schob seine Hand auf Dracos Mund, genauso wie bei den unbedachten Worten, die er nicht hatte hören wollen. „Sch…“ Er tauschte Finger mit Lippen aus, raubte Draco mit einem einfachen Kuss erneut jede Gelegenheit etwas zu sagen. Sirius wollte nicht reden. Er wollte sich ablenken. Was immer ihn nachts wachhielt, trieb ihn in Dracos Arme.

Ablenkung konnte er besser, als Worte aussprechen, die sowieso niemand hören wollte.

Sirius zupfte die Decke von Draco herunter, schob sie in einen faltigen Haufen neben sie. Auf seine ganz eigene Art war er eine viel bessere Decke. Sein Oberschenkel brachte eine Wärme mit zwischen Dracos Beine, die eine Decke auch im heißesten Sommer nicht erzeugen konnte. Die zentimetertiefe Messerwunde brachte für Sirius nichts als Schmerzen. Er biss die Zähne zusammen, sperrte Dracos Zunge unweigerlich aus.

„Du bist verletzt. Das ist keine gute Idee“, murmelte Draco. Sirius versuchte ihn mit einem Schauer Küsse umzustimmen, und es drohte zu funktionieren.

Selbst blind fand Draco die Stellen auf Blacks Schultern, wo der Schmerz seiner Rückenverletzungen nicht mehr hinreichte. Unter den Verbänden lauerten keine tiefen Fleischwunden mehr, sondern eine dünne, neue Hautschicht, die von dicken Bandagen geschützt werden musste. Er packte zu und drehte Sirius auf den Rücken.

„Da bin ich auch verletzt, falls du dich erinnerst“, scherzte Sirius, das erste Mal seit Tagen, ohne unterschwellig seinen Zorn herauszulassen.

Draco drückte ein feuchtes Lächeln auf Sirius‘ Kiefer, folgte dem Kratzen von Stoppeln zu seiner Kehle. „Du schläfst auf deinem Rücken, egal, wie oft ich dich belehre, also hältst du das wohl aus.“ Er ließ den Verband nicht aus, als er seinen Weg weiter herab küsste. Provozierend zog er die Finger hinterher. „Außer, du willst jetzt damit anfangen dich auszuruhen“, murmelte er, angekommen am Bund der lockersitzenden Pyjamahose. In der Dunkelheit konnte er Sirius‘ Gesicht nicht erkennen, und er konnte sich denken, dass es nicht flammendrot war, wie sein eigenes bei Black in dieser Position.

Unter seinen Fingern spürte er Sirius‘ Hüftknochen, schärfer als sonst, kaum genug Fleisch an ihnen, um die ausgeleierte Hose oben zu halten. Sie ließ sich ganz leicht herunterziehen, selbst mit zittrigen Fingern. Und seine zitternden, wie eine nackte Katze im Winter. Er schob die Finger tiefer, unter den Hosenbund und testete, ob das hier der richtige Zeitpunkt war. War es.

„Draco, du musst nicht…“

„Sch.“ Das konnte er definitiv besser als Black. Jemanden dazu bringen keinen Mucks mehr von sich zu geben. Aber hiervor hatte er Angst. Er war noch nie so weit gegangen. Seine einzige Anleitung stammte von Sirius, und er war nicht in der Lage gewesen gut aufzupassen. Er hatte alles vergessen, sogar sein eigener Name war ein nebeliger Schatten gewesen, und das sollte Sirius auch erleben dürfen.

Draco zog die Hose bis zu den strammen Verbänden um Sirius‘ Oberschenkel herunter. Er öffnete den Mund, senkte den Kopf und gab sein Bestes Black abzulenken. Dem Keuchen nach, in der Stille der Nacht erschreckend laut, bekam er das ganz gut hin. Das Zittern aber verschwand nicht, zweigte Energie von jeder Bewegung seines Kopfes ab und stieg so seine Arme herauf. Erst Sirius‘ Hand in seinen Haaren, bestimmend und führend, gab ihm das nötige Maß Vertrauen in diese Aktion.

Solange es bloß kein Fauxpas war, kein absoluter Reinfall, keine weitere Scheibe, die er nicht einsetzen konnte.

Draco hustete. Er verschluckte sich fast an Sirius‘ Orgasmus, komplett überrumpelt. Seine Stirn pochte noch vor Konzentration, seine Mundwinkel bekämpften einen ziehenden Schmerz und die Innenseiten seiner Lippen hatte er sich an den Zähnen aufgeschabt. Er hatte keine Ahnung, wie Black das so scheinbar leicht hinbekam.

Draco wischte sich über den Mund. Er wagte einen Blick zu Sirius, nur kurz, dann fixierte er sich lieber auf etwas, das nicht zurückstarren konnte. Wie Sirius‘ Beine, seinen Bauch, seine Brust… Er fasste ihn an der Schulter.

„Umdrehen.“ Seine Stimme klang komisch, schmirgelte seine Kehle wie Schleifpapier. Er räusperte sich. „Du sollst doch nicht auf dem Rücken liegen.“

Einen unerwartet schwungvollen Wurf später hatte er Sirius direkt über sich. Er konnte seinem Blick nicht schnell genug ausweichen und bei dem breiten Grinsen wollte er es auch gar nicht. Der Gedanke, dass er sich so ein selten gewordenes Lächeln nur einbildete, verunsicherte ihn, bis er es auf seinen Lippen spürte. Sirius küsste ihn gierig, ließ sich kaum eine Sekunde Zeit den Mund zu öffnen und seine Zunge nach dem letzten Rest Geschmack suchen zu lassen. Seine Hand hatte es genauso eilig das fest zugeschnürte Band von Dracos Pyjamahose zu lösen.

„Lass das“, murmelte Draco gegen Sirius‘ Lippen. „Du bist verletzt… Du brauchst Ruhe.“

„Meine Hand braucht nichts dergleichen.“ Sirius löste das Band langsam, ließ Draco genug Zeit ihm zumindest auf die Finger zu hauen. Draco wehrte sich nicht. Er biss sich auf die Unterlippe und verfolgte den Strom Wärme, der Sirius‘ Hand zwischen seine Beine folgte. Seine Zehen verkrampften sich. Er schluckte ein Keuchen zurück.

Sirius küsste ihn auf die Wange, dann auf den Hals. „Wie bei Teenagern, die sich nachts in fremde Betten stehlen. Gefällt mir…“

Draco drehte sich den anderen Lippen entgegen. Er wollte etwas erwidern, aber Sirius‘ Finger, die abheilenden Schwielen an ihnen, holten nur ein Keuchen aus ihm heraus.

„Du weißt, dass Harry ein Zimmer entfernt ist. Glaubst du, er kann dich hören?“ Provozierend zog Sirius die Bewegungen seiner Hand in die Länge, genoss spürbar jede Sekunde, die Draco um Fassung kämpfte.

Sirius hatte ihm so sehr gefehlt, in allen Momenten, auch nachts. Draco packte ihn im Nacken und zog ihn näher, so dicht wie möglich, und küsste ihn innig. Weder Keuchen noch Stöhnen schaffte es zwischen ihren fest verschlossenen Lippen hindurch. Kein Potter oder Wiesel konnte hören, dass Sirius ihm vielmehr wiedergab, als Draco gegeben hatte.

Es war dunkel, Regen krachte gegen die Fensterscheiben, irgendwo im Haus schuhute eine Eule. Die Lippen aneinander hängend rangen sie beide nach Atem. Sirius klammerte sich so fest an ihn, wie Draco es gerne wollte. Das Gefühl von Baumwolle unter seinen wandernden Fingern hauchte auch seinem benebelten Kopf Vernunft ein. Sirius war verletzt, und er wollte nichts riskieren. Einen Kuss konnte er sich erlauben, und einen zweiten, und einen dritten aus dem fließend der vierte wurde.

Ein Knarzen löste sie schließlich voneinander. Nur eine alte Diele in einem zugigen Haus. Sirius schoss dennoch wie ein lauernder Wachhund herum. Er starrte in die Dunkelheit, als würde sich die Tür jeden Moment öffnen. Draco musste Sirius‘ Gesicht zu sich drehen. Sie waren einander so nah, dass er das Grau von Sirius‘ Augen zwischen den Schatten erkennen konnte. Wie der verregnete Sternenhimmel.

„Ich bin so müde. Todmüde“, sagte Sirius. „Entschuldige.“

Draco nickte. „Dann solltest du schlafen.“

„Sehr gemütlich hier. Vielleicht sollte ich bleiben…“

Dracos glühende Wangen bekamen neuen Brennstoff. „Wenn du die Möglichkeit aus dem Bett geworfen zu werden, einem bequemen Platz vorziehst…“

„Eine Million Mal lieber bin ich hier“, murmelte Sirius. Er senkte den Kopf auf Dracos Schulter und brachte das Wirrwarr zerwühlter Kleidung zwischen ihnen in Ordnung. Seine Hände blieben unruhig. Eine suchte sich ihren Weg zu Dracos. Sein Streicheln brachte das Jucken zurück in die Kratzer auf Dracos Fingerknöcheln.

Er fuhr immer wieder zusammen, horchte aufmerksam in die Nacht. Was immer ihn diesmal aufgeschreckt hatte, für Dracos Ohren war es zu leise gewesen. Sein panischer Blick wurde auch nicht von der Dunkelheit geschluckt. Die Wärme ihrer Nähe schien verloren und auf der Suche nach ihr drängte Sirius sich noch enger gegen Draco. Fast… schutzsuchend.

Draco hielt ihn fester, so gut er konnte, aber alles, was er spürte, war ein heftiges Zittern, das durch Sirius‘ Körper ging. Er fuhr den Rand des Verbandes nach, den Sirius wie eine Zwangsjacke behandelte. Langsam, nur ganz langsam, entspannte sich das geschundene Fleisch unter seinen Fingern.

Draco schmiegte sich gegen Sirius. Irgendwo unter dem Berg aus Sorge wollte er lächeln, dass er ihn wieder hatte. Mit Sirius an seiner Seite, halb auf ihm liegend, konnte er auch endlich schlafen.

~*~

Draco wurde von einem Knall geweckt. Erst glaubte er an ein Gewitter, passend zum krachenden Regen, realisierte dann aber, dass Black die Tür hinter sich ins Schloss geworfen hatte. Er war alleine. Sirius war gegangen und es sah nicht aus, als wolle er zurückkommen.

Sich herausschleichen wie ein Teenager, gefiel Sirius das etwa auch?

Draco schlug die Decke beiseite und lief zur Tür. Seinen Morgenmantel und Hausschuhe ließ er liegen. Der Boden, das ganze Haus war kalt. Er fror, kaum dass er den Flur betreten hatte. Im Treppenhaus erhaschte er einen Blick auf Sirius‘ Schatten.

„Sirius?“, zischte Draco. In der Stille hallte seine Stimme wie das Echo eines Schreis von den Wänden. Sirius blickte sich kurz um und stieg die knarzenden Treppen achtlos weiter hinab ins Erdgeschoss. Draco war verwirrt. Gab es einen Notfall im Orden? Er wollte mit diesem Brathuhn-Verein nichts zu tun haben. Aber er hörte keine Stimmen, nur Sirius‘ Schritte, geschluckt von dem mottenzerfressenen Teppich im Flur unter ihm.

Draco folgte ihm. Nachts war der Grimmauld Place eine Ansammlung unheimlicher Schatten. Sirius, der komplett still vor dem erloschenen Kamin im Wohnzimmer stand, passte auf eine morbide Weise dazu. Er fuhr herum, die Augen in einem flüchtigen Strahl Mondlichts leuchtend.

„Geh wieder schlafen“, sagte er in einer Stimme kaum fester als Rauch.

Draco nahm sich selbst in den Arm. „Kommst du auch?“

Sirius drehte ihm den Rücken zu. „Nein.“ Er fing an vor dem Kamin auf und ab zu gehen. „Nein… Ich hätte gar nicht erst kommen sollen. Das war ein Fehler.“

Draco wischte sich unsichtbaren Dreck von den Armen. „Ein Fehler? Alles heute Nacht?“

„Vielleicht. Ich weiß nicht.“ Sirius plumpste auf das Sofa. Er hielt seinen Kopf mit beiden Händen oben, schaute aber auf den Boden. Wie ein Ast im Wind wippte er leicht vor und zurück.

Draco wollte ihn verrückt schimpfen und abhauen. Er war müde. Er war es müde. Dieses Abschotten ihm gegenüber. Als wäre er zu schwach um Sirius tragen zu helfen, was er aus Malfoy Manor mitgebracht hatte, was er noch aus Askaban herumschleppte und was er sonst nicht loslassen konnte.

„Ich will nicht weggehen, Sirius…“ Draco setzte sich neben ihn und legte die Arme von hinten um seine Hüfte. Ohne Hemd, nur die schützenden Verbände um den Oberkörper geschlungen, war Sirius schnell ausgekühlt. Er zitterte. „Du erkältest dich hier unten noch –“

„Hör auf!“ Sirius schoss hoch. „Merlins Bart, Draco, du bemutterst mich nur noch. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Das hab ich schon immer getan. Ich brauche dich nicht.“

Draco sah perplex zu, wie Sirius ans Fenster tigerte. Er zog die schweren Vorhänge beiseite, lehnte sich seitlich an den Rahmen und schaute hinaus auf die verregneten Straßen. Magische Barrieren verhinderten, dass man von draußen hereinsehen konnte.

„Okay…“ Draco stand langsam auf und strich sich seine Pyjamahose glatt. „Du wärst also auch alleine aus dem Manor gekommen? Sah für mich ziemlich danach aus, dass du Hilfe nötig hattest.“

Sirius warf ihm über die Schulter einen Blick zu, der feindseliger nicht hätte sein können. Draco ließ sich davon nicht abschrecken. Erhobenem Hauptes ging er auf Sirius zu und blieb nur eine halbe Armlänge entfernt stehen.

„Wieso willst du nicht mit mir reden?“, fragte Draco. „Sag mir einfach, was los ist, Sirius.“ Er nahm ihn an der Hand, zupfte und rüttelte erfolglos an seinem Arm. „Sirius. Sirius…“

Draco ließ den Kopf hängen. Wie ein quengelndes Kind hing er an Sirius‘ Arm und versuchte ihm klar zu machen, dass er erwachsen genug war, um sich um ihn zu kümmern. Das passte irgendwie nicht zusammen.

„Ich kann’s dir nicht sagen“, flüsterte Sirius.

Mit brennenden Augen schaute Draco hoch. „Wieso? Vertraust du mir nicht?“

„Wenn ich dir sage, was die mit mir gemacht haben, was wirst du von mir denken? Jetzt sagst du, dass es dir egal ist, aber danach schaust du mich nie wieder wie früher an. Du siehst mich sowieso schon anders an.“ Sirius drehte sich weg, wischte sich etwas aus dem Augenwinkel. „Merlins Bart, wir haben einen beschissenen Todesser im Keller und ich kann ihm nicht einmal die Fresse einschlagen.“

Draco lehnte sich gegen Sirius‘ Schulter und murmelte in sein Ohr: „Wieso nicht?“

Sirius gluckste. „Weil die Guten das nicht tun. Wir spielen fair. Wir geben ihm Kissen.“

„Ich bin kein Guter. Gleich morgenfrüh nehm ich ihm die Kissen weg“, sagte Draco.

„Bösartig“, kommentierte Sirius voller Sarkasmus. Draco drückte ihm einen Kuss auf den Hals, genau auf die pulsierende Schlagader. Durch den Spalt der Vorhänge konnte er mit Sirius zusammen auf die Straße sehen. Auf der anderen Straßenseite standen zwei vermummte Gestalten, lehnten bibbernd am eisernen Zaun. Sie beobachteten das Haus, das perfekt vor ihnen verborgen war.

„Nach Askaban hab ich… mehr als drei Jahre gebraucht, um wieder richtig durchzuschlafen“, sagte Sirius leise. „Ich hätte dich eben schon fast aus dem Bett geworfen. Wie lange soll das so weitergehen?“

„Dann nehmen wir von jetzt an einfach das größere Bett“, gab Draco zurück.

„Damit ich dir im Schlaf die Nase breche, oder was?“

„Bitte, ein Werwolf hat mich angeknabbert. Mit dir werde ich schon umgehen können.“ Er drehte Sirius vom Fenster weg, was gar nicht so einfach war, und streichelte das Haar aus seinen müden Augen. „Wenn du dich brav ausruhst, überlegen wir uns morgen, wie man meinem Onkel auf die Tour der Guten eins auswischen kann. Wir könnten… sein Essen anbrennen lassen.“

Sirius lachte auf, heiser und eher ungewollt, und gerade deswegen machte es Draco stolz. Er konnte Sirius helfen durchzuschlafen, so wie Sirius rot glühende Augen aus seinen Träumen hielt. Und dann würde Sirius ihm irgendwann auch verraten, was ihn wirklich mitten in der Nacht aufschreckte.

~*~

Der erste Morgen, an dem Draco ausgeschlafen aufwachte, war auch der erste, an dem Sirius nicht komatös in der Küche vor einem Glas Feuerwhiskey saß. Draco hatte ihn selig schlafend in seinem Bett zurückgelassen. Ein guter Start in den Tag beinhaltete ein schönes Frühstück. Vielleicht würde das Sirius aufmuntern.

Und das Mindeste, was Draco tun konnte, war Kreacher antreiben sich Mühe zu geben.

„Da ist Fruchtfleisch drin. Sieb das gefälligst raus.“ Draco schob die Karaffe mit Kürbissaft vom Küchentisch. Kreacher holte sie zwei Zentimeter, bevor sie auf dem Boden aufschlug, mit einem Schnippen zu sich zurück. Auf dem Herd brutzelte Speck in der Pfanne, Rührei stockte in einer anderen, und der Duft frischer Kartoffel-Scones lockte das Wiesel an.

„Wozu der Aufwand?“, fragte Ron und spießte einen Scone auf, ehe Draco ihm die Finger mit dem Messer abhacken konnte.

Stattdessen schnitt Draco Lachs in Streifen und stellte sich vor, er könne Weasleys gierige Hand so verstümmeln. „Was interessiert’s dich, Schmarotzer? Deine Mutter ist einkaufen. Warte darauf, dass sie den Besen in deinen Mund fliegen lässt. Das hier ist nicht für dich.“

Weasley grinste mit vollgestopften Backen. Er beäugte das Tablett, auf dem sich kleine Toastdreiecke stapelten, und schmunzelte über Kreacher, der mit beiden Händen die schwere Karaffe anhob, um den Kürbissaft umzufüllen und auszusieben. Als hätte er ein Gehirn, um irgendetwas aus diesem Anblick zu schließen, wackelte Weasley mit den Augenbrauen.

Draco errötete. „Halt die Klappe.“

Weasley schluckte den Scone herunter. „Ich nehm mal an, dass das nicht für deinen Onkel ist.“

„Letzte Chance, halt die Klappe.“

„Wenn du nicht gefragt werden willst, mach’s weniger offensichtlich. Erst rettest du ihm das Leben, sitzt dann ständig vor seinem Zimmer, jetzt machst du ihm Frühstück. Bringst du ihm das ans Bett?“ Weasley ärgerte ihn mit einem zweideutigen Pfeifen.

„Lach wen anders aus, Wiesel“, zischte Draco.

„Ich lach doch gar nicht. Ich bin nur neugierig.“ Er lehnte sich über den Tisch. „Und? Was genau geht da zwischen euch? Mir kannst du’s verraten.“

Draco reckte das Kinn. „Wieso?“

„Na ja, du weißt schon“, presste Weasley zwischen den Zähnen hervor, als würde er über ein Mädchen reden, dessen er sich nach einer Won-Won-Quietscherei schämte. „Manche Dinge kann man nicht erleben, ohne Freunde zu werden. Und wir haben Voldemort zusammen ausgeknockt. Ich denke, wir sind jetzt Freunde, Malfoy.“

„Du und ich haben anscheinend sehr unterschiedliche Erinnerungen an diese Nacht“, antwortete Draco und klatschte den Lachs auf getoastetes Weißbrot. „Wir sind gar nichts.“

Hinter ihnen räusperte sich jemand. Potter stand im Türrahmen. „Morgen?“

Weasley rutschte zurück auf seinen Sitz. „Scones, Harry? Die sind gut und für niemand besonderen.“

Draco biss sich auf die Lippe. Er untersuchte den Kürbissaft auf Reste von Fruchtfleisch und nickte die Karaffe ab. Lieber behielt er Kreacher im Auge, der Rühreier und Speck auf das Tablett lud, als sich Potters misstrauischem Blick anzutun. Sowieso hielt er sich ungerne im selben Raum wie Potter auf, seit der in seinen Kuss mit Sirius reingeplatzt war. Er wusste nicht, was Sirius seinem Patensohn gesagt hatte, aber sich aus dieser heiklen Situation rauszureden war nicht einfach.

„Kreacher bringt das Frühstück zu Master Sirius.“ Der Hauself griff nach dem Tablett, aber Draco war schneller.

„Ich mach das schon. Wie wär’s, wenn du meinem Onkel etwas schleimigen Haferbrei machst“, sagte er und hob das Tablett über Kreachers Kopf. Dafür spürte er überdeutlich Weasleys bohrenden Blick. Gläser und Teller schwankten, als Draco den drei Augenpaaren auswich und das Tablett nach oben balancierte.

Er hatte das Erdgeschoss schon durchquert, als Potter ihn einholte.

„Warte mal, Malfoy.“

„Nein“, sagte Draco. „Keine Lust.“

Potter, ohne ein überladenes Tablett, hatte keine Schwierigkeiten ihm am Treppenabsatz den Weg abzuschneiden. „Wir müssen reden.“

Draco quetschte sich durch die Schmale Lücke zwischen Geländer und Potter, lehnte sich dabei zu ihm vor. „Auch keine Lust.“ Er bog mit einer Drehung ins nächste Stockwerk ab.

Potter ließ nicht locker. „Was soll das hier werden?“

„Frühstück. Die wichtigste Mahlzeit des Tages. Oliver Wood hat den Vortrag laut genug für die ganze Halle gehalten, vielleicht erinnerst du dich an ihn? Übermotivierter Quidditch-Kapitän, hat seine Mannschaft im Gegensatz zu dir zum Titel geführt…“

Potter packte ihn am Arm, fest genug, dass das Tablett drohte aus Dracos Händen zu rutschen, als er herumgerissen wurde. Draco war ganz kurz davor das Tablett einfach in Potters Visage zu knallen.

„Lass es, Malfoy“, sagte er, als würde er Draco einen gut gemeinten Ratschlag geben. „Sirius hat mir gesagt, dass er nichts von dir will. Das neulich war ein Ausrutscher. Adrenalin, Dankbarkeit, aber nicht mehr. Hör auf dich an ihn ranzurobben.“

„Das hat er nicht gesagt“, zischte Draco. Er arbeitete daran sich aus Potters Griff zu lösen. Mit dem Tablett schien das schier unmöglich, ohne etwas zu verschütten. „Das hat er nicht gesagt. Lass mich los.“

Potter musterte ihn mit gerunzelter Stirn. Sein misstrauischer Blick hatte den Nachteil, dass man sich wegen gar nichts schuldig fühlte. „Was ist das für ein Spielchen? Steckst du mit Snape unter einer Decke?“

„Wovon redest du?“

„Woher sonst solltest du wissen, wo Sirius versteckt war? Snape hat es dir verraten. Und du dachtest, wenn du ihn rausholst, aus deinem Haus, wo niemand dir etwas tun würde, wäre er dankbar genug, um sich in dich zu verlieben. Ist es nicht so? Aber so funktioniert das nicht.“

Draco fühlte sich wie ein Erstklässler, der in die UTZ-Prüfung geraten war. „Du bist doch nicht mehr ganz dicht, Potter.“

„Nein.“ Potter verkrallte die Finger in Dracos Ärmel und zerrte ihn näher. „Du bist nicht mehr ganz dicht. Liebe ist da oder nicht. Du kannst sie nicht erzwingen.“

„Du denkst, ich hätte das alles geplant? Zusammen mit Professor Snape?“

Potter verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, als müsse er sich seine eigene Theorie noch einmal zurechtlegen. „Du bist ein guter Schauspieler, Mr. Ich-kann-meinen-Arm-nie-wieder-bewegen!“ Er ließ sich von Dracos Schnauben nicht beirren. „Und bei Snape wissen wir, dass er Sirius tot sehen wollte. Er hat es ihm selbst gesagt. Vielleicht wollte er vor seinem Lieblingsschüler prahlen? Sag du’s mir.“

Dracos Hände, und damit das ganze Tablett, begannen zu zittern. „Was?“, brachte er heiser hervor. „Snape hat gewusst… Aber das ist nicht möglich…“

Potter ließ lockerer, dann ganz von Draco ab. Er sagte irgendetwas, aber über das Rauschen in Dracos Ohren war er nicht zu hören. Dazu gesellte sich das Echo von Snapes öliger Stimme, wieder und wieder sagend, dass Sirius tot war.

„D-Du hast sie nicht mehr alle“, fuhr Draco ihn an. Er drehte sich auf den Hacken um und stieg die letzte Treppe nach oben. Sirius‘ Zimmertür stand einen Spalt offen. Mit dem Fuß konnte Draco sie aufschieben. Er stürmte in das Zimmer, inzwischen am ganzen Leib zitternd.

Sirius saß auf der Bettkante. Er lächelte Draco an. „Ich wollte gerade runter… Oh, Frühstück im Bett? Da leg ich mich glatt wieder hin.“

„Hat Professor Snape gewusst, wo du gewesen bist?“, platzte es aus Draco heraus.

Sirius büßte sein Lächeln ein. „Ich… wollt’s dir sagen, aber…“

„Aber was?!“, brüllte Draco. „Du kannst mir nicht vertrauen? Denkst du, ich würde dir nicht glauben? Dass ich eher meinem Professor glauben würde? Ich habe alles für dich aufgegeben. Meine Eltern hintergangen, mein zu Hause verlassen, meine Zukunft… und du vertraust mir einfach nicht!“

Sirius stand auf, die Hände beschwichtigend gehoben. „Draco, so ist das nicht. Ich… Nicht einmal Remus wollte mir glauben. Harry doch nur, weil er Snape verabscheut.“

Draco holte aus, benutzte seinen Zorn wie ein Katapult und warf das Tablett an Sirius vorbei. Es riss seinen Nachttisch um, fegte Wecker, ein Buch und das grässliche Foto herunter. Rahmen und Scheibe brachen, landeten in einem Meer aus Scherben. Das Foto saugte sich mit Kürbissaft voll. Spritzer von Rührei hatten die herumgeschleuderten Figuren bekleckert. Die untere nasse Ecke knickte ein, zog das Foto in Schräglage wie ein untergehendes Schiff.

„Ihm hättest du’s gesagt!“ Draco deutete auf das Foto, wo James Potter Sirius aus dem Bild schubste, um dann selbst hilflos am Rand zu baumeln. Zwei Hände packten ihn und zerrten ihn mit aus dem Rand, bevor das Bild mit der Front in die Kürbissaft-Pfütze fiel. „Mir verrätst du gar nichts…“ Draco wischte sich Tränen von den Wangen und drehte sich von Sirius weg. Er riss die wieder zugefallene Tür auf.

„Wo… Wo willst du hin?“, rief Sirius ihm nach.

Draco zerrte seinen Zauberstab aus der Tasche. „Diesen Bastard Snape umbringen.“


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