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Pureblood Pride - Der Spiegel

von Dr. S

Harry wollte ihn einfach nicht loslassen. Er klammerte sich so fest an Sirius‘ Rücken, dass er Blut unter den Nägeln hatte, als er sich endlich löste. Harry merkte davon nichts. Er war zu beschäftigt Sirius wieder und wieder zu sagen, dass er nicht glauben konnte ihn wiederzutreffen.

„Ich dachte, Snape würde irgendeinen kranken Scherz machen“, sagte Harry. Seine grünen Augen glitzerten. Er sprach so schnell, dass er mehrere Male über seine Worte stolperte. „Wo bist du gewesen? Wie bist du da rausgekommen? Ge-Geht’s dir gut?“

Den Kuss mit Draco schien er bereits verdrängt zu haben. Wahrscheinlich besser. Dieses Gespräch würde ihre Wiedersehensfreude nur trüben. Draco machte sich klammheimlich aus dem Staub, während Sirius Harry eine Kurzfassung seines Monats bei den Malfoys und der tränenreichen Abreise erzählte. Er versuchte sich die meisten Satzkonstellationen zu merken. Diese Geschichte musste er sicherlich noch öfter erzählen.

„Merkwürdig…“ Allerdings hoffte er auf andere Reaktionen als einen misstrauischen Blick. Harry schüttelte den Kopf. „Snape, meine ich. Findest du es nicht merkwürdig, dass er ein Spion sein soll, aber keine Ahnung hat, dass du am Leben bist?“

Sirius musste grinsen. „Dein unbegründeter Hass auf Snape hat mir gefehlt.“

„‘tschuldigung.“

„Nein, ist schon gut. Der Daumenlutscher hat mir ins Gesicht gesagt, dass er mich in Malfoys hauseigener Folterkammer verrecken lassen wird.“ Sirius war selbst ein wenig überrascht, wie heiter er diesen riesen Haufen Drachenmist vortragen konnte.

Harrys Stirnrunzeln vertiefte sich trotzdem. „Was?! Snape hat gewusst, wo du gewesen bist? Das müssen wir Dumbledore sagen.“

„Ja, ja…“ Sirius winkte ab. „Rate mal, bei wem Snape gerade ist? Er wird Dumbledore seine intrigante Zunge ins Ohr stecken, bis sein Gehirn eine labbrige Masse ist, die keine logischen Schlüsse mehr fassen kann. Genau das hat er mit Remus getan.“

„Lupin wollte dir nicht glauben? Lupin?“

„Ja, ich muss mir nochmal überlegen, ob ich für mich behalte, dass er der Vater von Tonks‘ Baby ist. Ups…“

„Was?!“ Harry rang nach Luft und Worten. „Aber ich dachte du und… du und… was?! Lupin?“

Sirius wusste nicht, was ihn mehr verwunderte, dass alle so taten, als wäre Remus der Inbegriff von Asexualität, oder dass ihm Tonks ständig ins Bett gedichtet wurde. „Reden wir später darüber. Sag mir lieber, wo du dich herumgetrieben hast. Snape hat meine Überraschung kaputt gemacht.“

Harry behielt sein Stirnrunzeln auf. „Ich hab einen Zettel geschrieben. Warte mal…“

Sirius hatte keine Lust zu warten, aber sein Rücken dankte ihm, dass er Harry alleine in sein Zimmer gehen ließ. Er massierte sich die Schulter knapp über dem Verband. Vielleicht wäre es besser, wenn er die Umarmungen auf ein Minimum reduzierte. Fleisch und Knochen würden es gutheißen.

Er lugte den Aufgang ins Erdgeschoss hoch. Dichte Dunkelheit lauerte dort. Sirius fragte sich, wo es Draco hinverschlagen hatte, trotz aller Neugier, was sein Patensohn so getrieben hatte. Bei solchen Angelegenheiten reagierte Draco relativ sensibel.

„Ich würde nicht abhauen, ohne jemandem Bescheid zu sagen“, kam Harrys Stimme aus dem dunklen Aufgang. Dieses Statement ließ Sirius schmunzeln. Von Autoritätspersonen hielt Harry genauso wenig wie sein Vater.

Harry kam mit den Händen voller Papierschnipsel zurück. Er breitete sie auf dem Tisch aus, schob sie zusammen wie bei einem Puzzle. Sirius erkannte seine eigene Schrift neben Harrys.

„Das Monsterbuch der Monster muss ihn zwischen die Seiten gekriegt haben“, erklärte Harry. Er ahnte nicht, was Sirius‘ Nachricht zwischen seinem Brief bedeutete. Sie gehörte zu dem Weihnachtsgeschenk, das Harry anscheinend vergessen hatte. „Hat auch eine von Onkel Vernons Socken zerrissen. Wusste gar nicht, dass ich es noch habe…“

Gerade labte sich das Monsterbuch der Monster wahrscheinlich an den Überresten der zweiten Socke. Bücher, Socken; Harrys Koffer war voller Dinge, die er vergessen hatte. Der Zwei-Wege-Spiegel musste ebenfalls dazu gehört haben. Unwahrscheinlich, dass Harry ihn überhaupt ausgepackt hatte. Sirius zog es die Brust zusammen.

Er hätte nicht einen Monat bei den Malfoys verrotten müssen, wenn Harry sein Geschenk beachtet hätte. Dass jemand anderes den Spiegel fand, grenzte an ein Wunder. Irgendwie verdankte Sirius dem Monsterbuch der Monster auch sein Leben. Er sollte ihm später eine alte Zeitung zum Spielen schenken.

Harry schob die Schnipsel mit Sirius‘ Handschrift achtlos aus dem Weg, fügte seine Nachricht zusammen. „Ich bin zu Dumbledore, nachdem ich diesen komischen Traum hatte. Ich dachte, ich wüsste wo Voldemort sich herumtreibt.“

„Traum?“ Sirius musste sich räuspern. Die Schwerkraft attackierte ausschließlich seinen Kopf und zog ihn schmerzhaft nach unten. „Du hast ihn wieder in deinen Geist gelassen. Das sollst du doch nicht.“

„So leicht ist das nicht, okay? Ich weiß jetzt auch, dass es dumm war. Voldemort war nicht, wo er sein sollte, und ich hab Dumbledores Zeit verschwendet… Ich hätte dir helfen sollen.“

„Harry…“ Sirius konnte nicht aussprechen, was er gerade fühlte. Er wollte so gerne fragen, wieso Harry den Spiegel nie benutzt hatte, ob er ihn wirklich vergessen hatte. Seine Neugierde trieb ihn in den Wahnsinn. Aber dafür müsste er Harry von dem Spiegel erzählen, und wie sollte er das tun, ohne Vorwürfe zu säen, wo keine wachsen sollten? Harry würde sich das nie verzeihen.

„Es tut mir Leid, Sirius. Ich hätte Snape von Anfang an nicht glauben sollen.“

„Mach dir keinen Kopf.“ Sirius klopfte Harry auf den Rücken, breitete den Arm lange genug aus, dass er sich gleich darauf in einer weiteren Umarmung fand. Wenigstens hatte Harry keine Angst ihn anzufassen. Sonst war er nicht so anhänglich, drückte ihn eher unbehaglich und kurz zur Begrüßung. Sterben hatte also auch gute Seiten.

„Also…“ Harry löste sich mitsamt leichtem Rotschimmer auf den Wangen. Er rückte seine Brille zurecht. „Der Hogwarts-Express ist verschwunden? Und ich saß nicht mal drin. Normalerweise passieren solche Dinge nur, wenn ich dabei bin.“

„Harry, dein Vater hat viel obskurere Vorfälle angezogen. Gib dir nicht die Schuld dafür.“

„Nicht?“ Harry schaute sich um. Ihm war immer unwohl, wenn er sich auch nur ein bisschen öffnen musste. „Sirius, sei ehrlich. Voldemort steckt da hinter. Er wollte den Zug, weil ich drin gesessen hätte. Es war reiner Zufall, dass ich Dumbledore wachgehalten habe.“

„Ich weiß nicht…“ Sirius zuckte die Achseln. Sein Rücken war darüber nicht begeistert, wie über jede kleine Bewegung, seit Harry seine Finger in seine Wunden gegraben hatte.

Wenn es Harry auffiel, dann behielt er es zum Glück für sich. Sirius war es schon nach ein paar Stunden leid wie ein verkrüppelter Knuddelmuff behandelt zu werden.

„Snape hätte das alles wissen sollen. Voldemort, der Hogwarts-Express… Er hat bei dir gelogen, wieso sollte er nicht auch bei allem anderen lügen?“

Hinter ihnen klirrte Porzellan. Kreacher lungerte neben einem Stapel abgewaschener Teller herum. Seit Sirius erfahren hatte, dass ein Todesser bei ihnen schnorrte, gefiel ihm der Gedanke nicht, dass Kreacher in diesem Haus gehen konnte, wohin er wollte. Er würde ein Auge auf den widerlichen Hauselfen werfen müssen.

Sirius wandte dem schleimenden Hauself nur ungerne wieder den Rücken zu. „Harry, so ungerne ich Snape… in Schutz nehme: Er hat dein Leben gerettet, das von Remus, und wird nicht hunderte Schüler zur Schlachtbank eskortieren.“ Er verschränkte die Arme auf dem Tisch und bettete seinen schweren Schädel darauf. Kaum mehr als ein paar Stunden war er wach und fühlte sich schon, wie ein ausgewrungener Schwamm. „Und genau deswegen ist es für alle so glaubhaft, dass er mich für tot gehalten hat.“

„Dumbledore wird dir glauben.“

„Mhm… Bis dahin überlegen wir uns einen perfiden Racheplan. Ich dachte an Schwelltrank für seine Nase, aber die ist schon so riesig, dass niemand den Unterschied bemerken würde.“ Sirius grinste zwar, aber Harry erwiderte das nicht einmal aus Höflichkeit.

„Was haben die Malfoys mit dir gemacht?“, fragte Harry.

Sirius seufzte in seine weiten Ärmel. Er wünschte sich ein gemütlicheres Kissen. „Nicht ‚die Malfoys‘, okay? Draco hatte damit nichts zu tun, und ich möchte nicht, dass du wieder mal pauschalisierst und ihn mit seiner Familie gleichstellst. Er und Ron haben mir das Leben gerettet.“

„Hast du Ron zum Dank auch geküsst?“

So leicht schwanden Sirius‘ Hoffnungen dieses Thema an einem anderen Tag besprechen zu können. Sein Kopf schmerzte von all den Informationen, die er selbst erstmal verdauen musste. „Harry…“

„Ich versteh schon.“ Harry hob die Hände, als hätte nicht er dieses Gespräch begonnen. „Malfoy steht auf dich. Nicht unbedingt ein Geheimnis. Ich hatte aber nicht erwartet, dass du eine Runde mitspielst.“

„Harry…“

„Ich kann mir schon denken, dass es nichts bedeutet hat. Ist schon gut“, sagte Harry. Er spielte mit den Pergamentschnipseln. Diese Unterhaltung war ihm peinlich, mehr als das eine Gespräch, in dem Sirius aus Versehen Sex erwähnt hatte. Gerade sah er aus, als hätte Sirius ihm detailgetreu sein Liebesleben erläutert.

Sirius seufzte. „Draco und ich –“

„Harry, Liebling!“ Molly rettete ihn glücklicherweise. Im Gegensatz zu der blutreichen Folter-Geschichte in Malfoy Manor hatte Sirius sich noch keine jugendfreie Variante seiner Gefühle für Draco zurechtgelegt.

Molly drückte Harry an sich, redete darüber, wie froh sie war ihn heil und gesund zu sehen. Gleich hinter ihr wuselten zwei weitere Wiesel in die Küche. Arthur und Bill, die beide von der Arbeit kamen. Sirius musste sich für sie aufrichten, dabei wollte er nur noch schlafen. Er wusste nicht, was ihn so erschöpft hatte. Die vier Umarmungen, die Bill auf fünf aufstockte, oder der emotionale Aufwand, den sein angeschlagener Schädel durchstehen musste.

Arthur gab ihm wenigstens nur die Hand. „Du hast für die beste Nachricht des Tages gesorgt, Sirius. Wir sind verdammt froh dich wiederzuhaben.“ Er rang sich ein ehrliches Lächeln hinter dem Rücken seiner Frau ab, die für alle Abendessen machte. „Entschuldige den Überfall, übrigens, an unserem Haus wird noch gebaut. Wir siedeln sofort in den Tropfenden Kessel um, wenn dir das lieber ist.“

„Unsinn“, sagte Sirius. „Ein bisschen Leben in der Bude kann ich gebrauchen.“

Bill lehnte sich gegen seinen Vater. Er beäugte Sirius, als würde er mit seinem vernarbten Gesicht gesünder aussehen. „Ehrlich gesagt, du siehst aus, als könntest du die Ruhe gebrauchen. Fleur und ich müssen nicht unbedingt bleiben. Charlie musste sowieso nach Rumänien zurück…“

„Ein Drache hier reicht ihm nicht, was?“ Sirius‘ Scherz traf auf taube Ohren. Eine verlorene Tochter erlaubte keine Späßchen von Totgeglaubten. „Bleibt solange ihr wollt.“

Arthur schüttelte erneut seine Hand. „Danke.“ Er half seiner Frau, die Sandwiches in unförmigen Schlangenlinien durchschnitt, und flüsterte ihr etwas zu, von dem Sirius nur „Ginny“ verstand.

„Wo ist Fleur?“, fragte Sirius Bill.

„Sie sucht mit den Zwillingen und den anderen Ordensmitgliedern nach… dem Hogwarts-Express.“ Bill schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er ausgesprochen hatte. „Was für ein Tag. Erst hält Harry uns eine Nacht lang auf den Beinen und dann verschwinden hunderte Schüler. Du bist wirklich die einzig gute Neuigkeit.“

Sirius fiel auf, wie müde selbst Bill unter dem Narbengeflecht wirkte. Er gähnte nicht so auffällig oft wie Arthur und lümmelte sich auch nicht in einen harten Holzstuhl wie Harry, aber seine Lider waren sichtbar schwer. Sirius wollte sich nicht ausmalen, was todmüde Ordensmitglieder erwartete, wenn sie auf aufgeputschte Todesser oder gar beide Voldemorts trafen.

„Wo ist Ron?“, fragte Bill.

Molly hackte die Rinde vom Brot. „In seinem Zimmer. Da bleibt er auch, selbst wenn er noch so aufregende nächtliche Abstecher plant. Ich lasse keinen Teenager mehr aus diesem Haus.“ Ihre Stimme drehte sich um hundertachtzig Grad und wurde samtweich: „Harry, Schatz. Du solltest dich schlafen legen, sobald du aufgegessen hast.“ Sie stellte einen Teller Sandwiches auf den Tisch und stopfte jeden Widerspruch von Harry, indem sie eines direkt in seinen Mund schob. Harry spülte den Bissen mit Kürbissaft herunter.

Inzwischen war Sirius erneut genötigt worden seine Rettungsgeschichte zu erzählen. Zum Glück war er vorrausschauend genug gewesen, um sie sich zu merken. Arthurs Gähnen störte ihn nicht. Es waren Bills Zwischenfragen, die fast alles kaputt machten.

„Woher wussten Draco und Ron, wo du warst?“, wollte er mittendrin wissen und plötzlich schien es alle zu interessieren. Auch Harry. „Sie haben mir einen Spiegel unter die Nase gehalten, aber Remus –“

„Vielleicht hättest du ihnen zuhören sollen“, warf Sirius ein. „Dann wüsstest du es jetzt.“ Er wollte Bill keine Vorwürfe machen, aber noch weniger wollte er vor Harry von dem Spiegel reden. Am besten war wahrscheinlich, wenn er beide Exemplare einschmolz und nie wieder an sie dachte. Das würde es auch leichter machen Harry wieder in die Augen zu sehen.

„Es tut mir Leid, Sirius“, sagte Bill.

„Ist schon gut“, winkte Sirius sofort ab. „Ich geb keinem von euch die Schuld. Es war nur ein Monat.“ Ein Monat mehr auf einem Konto verlorener Zeit von fünfzehn Jahren.

„Nun, ich werde mal ins Bett gehen.“ Arthur stand auf und streckte sich. „Es war ein langer Tag.“

„Oh, du solltest dich auch endlich hinlegen, Harry.“ Molly wollte Harry bei den Schultern fassen, griff aber ins Leere.

Harry hatte sich zu Sirius gelehnt und umarmte ihn schon wieder, drückte ihn fest und ohne Rücksicht auf Verletzungen, die Sirius erfolgreich verborgen hatte. Die Angst, dass sein Patenonkel morgen wieder verschwunden sein könnte, stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Sirius wuschelte durch Harrys Haar, genauso, wie er es auch immer gerne bei James getan hatte, um ihn aufzumuntern. „Schlaf gut.“

„Bis morgen.“ Harry ließ sich nur ungerne von Molly aus der Küche schieben. Er winkte noch einmal. Seine schweren Schritte waren noch aus dem Erdgeschoss über ihnen zu hören. Irgendwie schwer zu glauben, dass Harry ihn leicht vergessen könnte. Wieso hatte ihn der Spiegel dann aber nicht im Geringsten interessiert?

„Du hast Harry unglaublich gefehlt“, sagte Bill.

Sirius nickte abwesend. Er dachte an all die Male vor anderthalb Jahren, als er alleine in diesem Haus gesessen hatte, umringt von verrückten Portraits als einzigen Gesprächspartnern. Er hätte Harry damals gebrauchen können. Er hatte ihn im letzten Monat gebraucht. Was hatte er falsch gemacht, dass sein Patensohn glaubte sich nicht auf ihn verlassen zu können?

„Er hat versucht es nicht zu zeigen, hat’s in sich reingefressen, du kennst ihn ja.“ Bill tat so, als hätte Sirius nicht zwei Drittel von Harrys Leben im Gefängnis gesessen. „Du bist seine Familie. Er hat nicht verdient, das immer wieder zu verlieren.“

Vielleicht hätte er dann den verdammten Spiegel benutzen sollen. Sirius tat sich selbst weh, so fest grub er die Fingernägel in die Handfläche. Den Ärger wegzuatmen und nicht zu zeigen war schwer, aber nötig. Er hatte kein Recht wütend zu sein. Nicht auf Harry. Auch Enttäuschung durfte er nicht zulassen. Wenn er einen Fehler finden wollte, musste er ihn bei sich suchen.

„Draco hast du auch gefehlt“, lenkte Bill das Thema in eine angenehmere Richtung. Obwohl es milde gesagt krank war Dracos Kummer schmeichelnd zu finden. „Ich hab mir gewaltige Sorgen um ihn gemacht, mehr als um Harry, ehrlich gesagt. Ohne dich war er nicht mehr er selbst. Merlin sei Dank hat Charlie mit ihm geschlafen –“

„Was?!“ So einfach vergaß Sirius komplett weswegen sein Kopf sich drehte. Unter seinem Pflaster spürte er den Zorn in seiner Schläfe pulsieren.

„Mit ihm in einem Zimmer“, korrigierte Bill sich mit einem lässigen Wink. Er gab sich nicht sonderlich viel Mühe, sich klar auszudrücken. Sirius hatte das Gefühl, dass Bill das absichtlich tat. „Draco hatte etwas Halt nötig, all diese schlaflosen Nächte. Er hat Charlie ganz schön wachgehalten. Wo ist er eigentlich?“

„Keine Ahnung“, sagte Sirius. Sein Herz beruhigte sich nicht so schnell, wie er gerne wollte. Dabei war er schon vorher länger nicht an Dracos Seite gewesen und trotzdem nicht durch einen Weasley ausgetauscht worden. Trauer, allerdings, konnte ein Bett nachts sehr kalt und einsam erscheinen lassen. Charlie hatte Glück, dass er nicht mehr hier war. „Er wollte mir etwas Zeit mit Harry lassen.“

„Hast du dann jetzt auch etwas Zeit für ihn übrig?“ Bill hatte diesen besserwisserischen Tonfall gut drauf.

„Haben wir uns nicht um andere Dinge zu sorgen, als mit wem ich wie viel Zeit verbringe?“

Bill beugte sich vor, als würden sie ein vertrauliches Gespräch führen. „Draco saß im Wohnzimmer, als wir gekommen sind. Er wirkte verstört, hat sich schnell verdrückt. Dabei sollte er der glücklichste Mensch in diesem Haus sein, weil er dich wieder hat. Willst du nicht nachholen, was ihr verpasst habt?“

„Natürlich. Aber wir haben im Moment keine Zeit –“

„Du hast alle Zeit der Welt dich auszuruhen“, sagte Bill eindringlich. „Keiner wird dir eine Auszeit übelnehmen. Ich hab das Gleiche durchgemacht. Ich wollte auch nicht im St. Mungos liegen, während Greyback frei rumgelaufen ist. Wenn nicht dir zuliebe, dann für Harry und Draco. Ruh dich aus.“

Sirius nickte ab, was Bill ihm sagte. Er wollte nicht nutzlos herumsitzen. In zwei Stunden hatte er von hier aus mehr über Voldemorts Pläne herausgefunden, als Bill in seiner ganzen Zeit beim Orden. Dumbledore brauchte ihn. Harry sollte ihn auch brauchen. Er sollte sich einen Spiegel wünschen, mit dem er zu jeder Zeit seinen Patenonkel erreichen konnte.

„Dein Pflaster geht ab.“ Bill deutete auf das quadratischen Riesenpflaster, dass Sirius‘ Kopfverletzung versteckte. Es hatte sich voll mit Blut gesogen. Sirius presste es wieder an seine Schläfe.

„Dann geh ich’s wieder drankleben.“ Sirius hievte sich auf die Beine und ging. Er war ganz froh Bill alleine zu lassen – bis auf Kreacher, der wie ein alter Gargoyle auf den Küchenschränken hockte. Trotz wulstiger Narbengeflechte konnte Bill charmanter grinsen als Sirius im Moment, und sowas fand er nicht gerade sympathisch.

Sirius schleppte sich hoch zu seinem Zimmer. Ihm fehlte eine stützende Schulter. Müde Knochen und geschundenes Fleisch transportierten sich alleine schlecht. Der Verband scheuerte über die aufgeplatzten Wunden auf seinem Rücken.

Erst einen Schritt in der Sicherheit seines Zimmers erlaubte er sich den Schmerz in sein Gesicht zu lassen.

„Ich hoffe, die paar Drücker waren’s wert.“ Draco saß auf dem Bett, spärlich beleuchtet von einem magischen Licht in der Nachttischlampe. Sirius hatte sich schon gedacht, wohin Draco sich verdrücken würde.

„Ich bin auf Kuschelentzug, was soll ich sagen?“ Er grinste. Ein echtes Grinsen. Bei Draco konnte er sich das erlauben, ohne sich schuldig zu fühlen.

„Setz dich. Ich verbinde deinen Rücken nochmal vernünftig, sonst sieht der bald schlimmer aus, als Bill Weasleys Gesicht.“

Sirius hätte einen Konter auf den Kuschelentzug bezogen vorgezogen, setzte sich aber bereitwillig neben Draco. Sein Stolz konnte seinen Rücken nicht heilen. So oder so ließ er sich ausgesprochen ungerne dabei helfen den Pullover auszuziehen.

Draco löste die Verbände. „Ich hoffe, für die Kuscheleinheiten hat es sich gelohnt dich aufreißen zu lassen.“

„Du hast mir auch schon über den Rücken gekratzt“, gab Sirius zurück. Er fühlte sich um einiges wacher, auch wenn hinter seinen Augen ein Brennen herrschte, das durch schnelles Blinzeln nur schlimmer wurde. Dabei war es nicht einmal acht Uhr am Abend.

„Ich wusste nicht, dass du das jeden machen lässt.“ Während Draco die Wunden säuberte, konnte Sirius ihn förmlich denken hören. Sirius schaute über die Schulter, aber Draco drehte seinen Kopf sofort wieder zurück. „Hast du mit Potter gesprochen?“

„Ich glaube, Harry hat mich angelogen.“ Darauf war Draco natürlich nicht aus gewesen, aber es beschäftigte Sirius, seit er mit Harry über Voldemort gesprochen hatte. „Alles, was er mir erzählt hat, macht irgendwie keinen Sinn. Einen Zettel schreiben, anstatt Ron und Hermine zu wecken? Die drei sind unzertrennlich. Jetzt splitten sie sich auf drei verschiedene Abenteuer auf? Niemals. Er will einen Traum von Voldemort gehabt haben, von seinem Aufenthaltsort. Dieser Ort hätte Malfoy Manor sein müssen, und dort hab ich weder Harry noch Dumbledore gesehen. Du hast gesagt, du hättest gesehen, wie sie sich zusammen aus dem Staub gemacht haben. Das passt doch nicht zusammen…“

Draco schmierte kühlende Salbe auf Sirius‘ Verletzungen. Der Schmerz verebbte schnell unter seinen Fingern. „Wieso sollte er dich anlügen?“

Sirius schüttelte den Kopf. „Vielleicht denkt er, dass er mich beschützen muss.“

Draco gab ein schnaubendes Lachen von sich. Eine Bahn Verband nach der anderen wickelte er um Sirius‘ Oberkörper. Das Weiß der Bandagen hob sich kaum von seiner blassen Haut ab.

„Er wollte nicht einmal meinen Spiegel“, erklärte Sirius. Er hatte die beiden Zwei-Wege-Spiegel auf seinem Nachttisch im Blickfeld. „Ich hab ihm das Ding vor anderthalb Jahren geschenkt und er hat es wahrscheinlich nie ausgepackt. Was hab ich falsch gemacht, dass er denkt, er könne sich nicht auf mich verlassen?“

„Du siehst aus wie ein zermatschter Fleischberg?“, bot Draco an, aber das winkte Sirius ab. „Na ja, aber du siehst wie ein zermatschter Fleischberg aus. Zumindest von hinten.“

Sirius schmunzelte. „Wenigstens du bist ehrlich.“

Draco umrundete ihn geschmeidig und schaffte es in seinem Schoß zu sitzen, ohne seine durchgestochenen Beine zu belasten. Mit einem Ruck riss er das Pflaster von Sirius‘ Schläfe. Auch auf die Wunde dort schmierte er etwas von der Salbe. Eine konzentrierte Falte bildete sich zwischen seinen geschwungenen Brauen. Auf den Knien hockend überragte er Sirius um ungefähr fünf Zentimeter. Er war gewachsen, seit sie das letzte Mal diese Position in diesem Bett ausprobiert hatten.

„Warum grinst du so?“, fragte Draco.

„Ach…“ Sirius legte die Hände auf Dracos Hüften, spürte die scharfen Knochenlinien unter seinen Fingern. Das Hemd war Draco zu weit. Ein Streifen blasser Haut blitzte zwischen Saum und Hosenbund hervor. Sirius schob seinen Daumen unter die Baumwolle. „Erinnerungen an verregnete Nachmittage…“

Draco schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln.

„Ich hab oft daran gedacht. An dich“, sagte Sirius leise, ließ seine Finger so viel weiche Haut streicheln, wie sie seit Wochen nicht mehr berührt hatten. „Ich hab im Keller deiner Eltern gesessen und an dich gedacht, und deswegen bin ich nicht durchgedreht. Hab ich dich am Ende nur noch mehr vermisst.“

„Black…“ Draco zog Sirius‘ Hand weg.

Sirius schob sie zurück. Er hob das Kinn und zwang Draco gleichzeitig an sich heran. Dracos Lippen waren trocken, das blassrosa Fleisch an einigen Stellen aufgesprungen. Sirius wollte sie trotzdem küssen. Er brauchte auch etwas, das ihn aufheiterte, so wie die anderen sich auf seine Rückkehr stützten, um diesem Tag etwas Positives abzugewinnen. Nur sichergehen, dass zwischen Draco und ihm alles wieder in Ordnung war…

Draco drehte sich von ihm weg.

Natürlich war nicht alles gut. Er hätte es wissen müssen. Erst vergaß Harry ihn und sein Geschenk, dann blieb er als Ballast in diesem Haus zurück, und ruinierte obendrauf seine Beziehung zu Draco.

„Ist es wegen Harry?“, fragte Sirius. „Oder der Sache davor? Weil ich ein zermatschter Fleischberg bin?“

Draco sagte nichts. Er sah aus, als würde er unter dem aufgeschlitzten Rücken leiden.

Allmählich machte Sirius sich wirklich Sorgen. „Was ist los?“

„Ich war nicht ehrlich“, sagte Draco. „Ich war nicht hundertprozentig ehrlich, als ich gesagt habe, dass Potter bei Dumbledore ist. Es war das logischste Szenario, weil ich sie oft zusammen weggehen gesehen habe, und ich wollte, dass du dich ausruhst, anstatt halbtot nach einem unverwundbaren Auserwählten zu suchen. Aber ich will dich nicht anlügen.“

Sirius zog die Hände von Dracos Hüften. Er würde selbst lügen, wenn er sagen würde, dass er sich nicht schon so etwas gedacht hatte. Aber es von Draco zu hören, einem perfiden Slytherin, der intrigante Lügenkonstrukte mit der Muttermilch aufgesogen hatte, war etwas anderes. Er hatte gedacht, dass zwischen ihnen kein Platz für so etwas war.

„Hasst du mich jetzt?“, wollte Draco wissen.

„Ich hoffe, dass war eine rhetorische Frage. Ich könnte dich nie hassen“, sagte Sirius. „Aber ich bin enttäuscht, dass du mich für so schwach hältst. Und ich denke, du solltest den zermatschten Fleischberg jetzt besser schlafen lassen.“

Draco verkniff sich jede weitere Verteidigung, auch wenn er sich dafür auf die Lippe beißen musste. Er wollte das neue Pflaster aufkleben, aber Sirius riss es ihm aus der Hand.

„Ich kann das selbst. Geh bitte.“

Draco verharrte einen Moment, die Unterlippe von seinen Schneidezähnen aufgerissen, die Augen trüb, wie ein nebeliger Herbstmorgen, und schnellte vor. Er küsste Sirius auf den Mund und ging dann ohne ein weiteres Wort.

Sirius vermied es ihn anzusehen. Er war sauer, richtig zornig, und wusste nicht, wie lange er das noch zurückhalten konnte. Mit dem Pflaster in der Hand schnappte er sich einen der Zwei-Wege-Spiegel und missbrauchte ihn als ganz normalen Spiegel. Seine Schläfe sah unter dem Pflaster widerlich aus. Die Salbe füllte den tiefen Schnitt und hatte das Blut zu einer weinroten Malerei verschmiert. Sirius klatschte das Pflaster darauf und klebte sein halbes Auge zu.

Neben dem Pflaster sah er ein blasses Gesicht mit tiefen Schatten unter den Augen und ausgehöhlten Wangen. Kein Wunder, dass alle ihn für schwach hielten. Er sah aus, als würde er gleich auseinanderfallen.

Sirius schmiss den Spiegel hinter sich. Er prallte auf die Matratze und fiel ans Fußende. Nicht einmal ein Splitter Glas brach heraus. Das konnte er also auch nicht mehr, einen einfachen Spiegel, den keiner haben wollte, kaputt machen. Sirius schmiss die Lampe vom Nachttisch, anstatt sie zu löschen. So wurde es auch dunkel.

Er warf sich auf den Rücken, wartete, bis er den Schmerz aushalten konnte, und zog sich die Decke bis zum Kinn. Jetzt gab es nur noch die Dunkelheit und ihn.


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