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Fanfiction

Pureblood Pride - Schlechtes Timing

von Dr. S

Weiche Watte, so fühlte sich der Untergrund an. Eine Wolke mit der perfekten Kuhle für seinen Körper. Er lag auf dem Bauch. In einem richtigen Bett. Beides fühlte sich nicht richtig an. Im Keller von Malfoy Manor gab es keine Betten. Der Boden sollte harter, kalter Stein sein.

Sirius riss die Augen auf, ein Anschlag voll Panik fiel über ihn her. Nicht einmal der ziehende Schmerz in seinen Gliedern fesselte ihn ans Bett. Sirius schoss hoch, schneller als ein losgelassener Schnatz, und fuhr herum.

Arme packten ihn. „Ruhig. Ganz ruhig. Du bist zu Hause, Black.“

Sirius erstarrte schwer atmend. Der verschwommene Rand seines Blickfelds besserte sich um Draco herum. Langsam wurde alles klarer. Das war sein Zimmer im Grimmauld Place. Sein uraltes Bett. Seine vollgestopften Schränke. Sein Nachttisch mit seiner Lieblingsfotografie von James und ihm. Sein Draco…

Es war dunkel, gräuliche Schatten hatten das Zimmer eingehüllt. Regen dröhnte durch die Fensterscheiben.

Sirius hielt sich an Dracos Handgelenken fest. Eines musste er loslassen, als Draco einen Becher mit dampfender Flüssigkeit vom Nachttisch holte.

„Trink das. Blutbildender Trank. Du hattest schon etwas, erinnerst du dich?“

Tat er nicht. Sirius kippte die bittere Flüssigkeit herunter, die das schummerige Gefühl aus seinem Schädel spülte. Sein Rücken spannte, als er die Arme und damit Schulterblätter bewegte. Um seinen ganzen Torso waren weiße Bandagen geschlungen.

Draco nahm ihm den leeren Becher ab und stellte ihn weg. Jeder Zentimeter Abstand zu ihm tat weh. Er wollte Draco so nah wie möglich bei sich haben. Auch, als er sich wieder setzte, war er zu weit weg. „Leg dich wieder hin.“

„Wie spät ist es?“

„Nachmittag, selber Tag. Ruh dich zumindest aus.“

„Ich bin ausgeruht. Wenn ich sofort losgehe, schaff ich’s noch vor dem Fest nach Hogwarts.“ Sirius schlug die Beine aus dem Bett und stand auf. Ein schummeriger Wirbel verzerrte die bleichen Farben des Zimmers. Sirius wurde schlecht. Er fiel zurück auf die Bettkante.

Genau darauf schien Draco gewartet zu haben. „Oh, ich sehe wie gut es dir geht. Dehydriert, ausgehungert, verkrüppelt. Nur ein Schwächling bräuchte mehr als sechs Stunden Ruhe.“

Sirius legte sich eine Hand auf die Stirn. Sie war glühend heiß und er spürte dahinter ein rhythmisches Pochen.

Draco rutschte an ihn heran, traute sich nur eine Hand locker auf Sirius‘ Schulter zu legen. Er hasste es jetzt schon, behandelt zu werden, als wäre er aus Glas, und besonders Draco sollte ihn nicht so sehen. Gebrochen, hilfsbedürftig, schwach.

„Potter läuft dir nicht weg. Er wird wie alle anderen Menschen in diesem Haus bald vor deiner Tür rumtrampeln.“

Sirius zwang sich ein kleines Lächeln ab. „Wie alle anderen?“

„Lupin, zum Beispiel.“ Draco half ihm die Beine zurück aufs Bett zu legen. „Er hämmert mir alle fünfzehn Minuten die Tür ein. Kratzt mit seinen Krallen am Holz, droht, mir die Kehle herauszureißen…“

Sirius musste lachen und das tat seinen Rippen gar nicht gut. Er wollte sich zurücklehnen, aber Draco verbat ihm seinen Rücken irgendwie zu belasten, baute ihm dafür sogar eine ziemlich kompliziert aussehende Vorrichtung aus Kissen. Dabei beugte er sich dicht über ihn. Sirius merkte, dass Draco Zeit gehabt hatte sich frisch zu machen, auch wenn er auf seinen üblichen Schnickschnack verzichtet hatte. Er roch besser als sonst.

Und Sirius fühlte sich schmutzig, wie nach einem Regentag, der im Schlamm geendet hatte.

Draco zog sich zurück und hievte ein Tablett, das auf Sirius‘ Nachttisch gestanden hatte, zu sich auf die Bettkante.

„Hühnersuppe“, sagte er und hob dramatisch den Deckel vom Teller. Die Suppe dampfte noch. Sie roch nach der, die Kreacher immer gemacht hatte, wenn Regulus oder er krank gewesen waren. Dabei lag Brot, das wie frisch gebacken duftete. Kreacher hatte nie gebacken.

Draco hatte seinen Blick bemerkt. „Das Mutterwiesel backt ständig Brot. Keine Ahnung, was sie damit bezweckt, aber es schmeckt recht akzeptabel.“

Er riss ein Stück vom Brot ab und tunkte es in die Suppe, ehe er es Sirius vor den Mund hielt. Es wollte nicht so recht zu Draco passen sich fürsorglich um irgendwen zu kümmern. Der Zug um seine Mundwinkel verriet, dass Draco sich Mühe gab auch keinen Gefallen daran zu finden.

Sirius fand immer wieder neue Dinge, die er an Draco mochte. Schmunzelnd biss er das schwammige Ende des Brots ab. Sein Magen war zuerst nicht begeistert über die warme Gesellschaft. Jeder Bissen beruhigte das Grummeln jedoch mehr.

„Remus ist also wieder da?“

Draco wechselte zum Löffel und fütterte Sirius weiter. „Falls du dich fragst, wieso ich ihn nicht zu dir lasse. Er hat es nicht verdient. Sobald du auf den Beinen bist, kannst du zu ihm und so tun, als wärt ihr Freunde. Aber ich werde ihn nicht durch diese Tür lassen. Er hat es nicht verdient.“

„Draco –“

Draco schob den letzten Löffel in Sirius‘ Mund. „Er hat dich im Stich gelassen. Anstatt mir zu glauben, hat er seine Zeit damit vergeudet, mir ausführlich zu erläutern, wieso ich verrückt und unter deiner Würde bin. So jemand ist nicht dein Freund.“

Sirius konnte aus nächster Nähe jede Spur von Erschöpfung in Dracos hübschem Gesicht erkennen. Seine blasse Haut hatte eine gräuliche Nuance bekommen, als hätte er die letzten Wochen auf Kriegsfuß mit dem Sonnenlicht gestanden. Seine Augen, müde, gerötet, dunkel umrandet, hatten dafür ihr ganz eigenes Licht.

Draco nahm das Tablett mit zittrigen Händen wieder an sich und stellte es weg. Mittlerweile war es noch finsterer geworden. Dracos Profil lag im Schatten. „Vielleicht wollte er gar nicht, dass du wieder kommst. Dann hätte er den kleinen Parasiten ganz für sich…“

Sirius klopfte auf die Matratze, um Dracos Aufmerksamkeit zu bekommen, und bedeutete ihm näherzukommen. Er griff Dracos Hand, sobald sie in Reichweite war. „Weil Remus so gemein zu dir war, verrate ich dir ein Geheimnis: Es ist Remus‘ kleiner Parasit. Und er tut verdammt gut daran sich endlich um ihn kümmern zu wollen.“

Draco hob erst eine Augenbraue und zog dann die Mundwinkel herunter, als würde allein die Vorstellung ihn zutiefst anwidern. Er schüttelte den Kopf. Sirius zuckte als Antwort nur die Schultern. Darauf schüttelte Draco wieder den Kopf.

„Hat er es immer noch niemandem gesagt?“, murmelte Sirius und wollte sich durch die Haare fahren. Er traf auf ein großes Pflaster an seiner Schläfe, an dessen Rand er kratzte. Draco zog seine Hand weg.

„Das ist unlogisch“, sagte er. „Absolut unlogisch. Du willst nur –“

„Du willst nur nicht glauben, was ich sage.“

„Niemand würde dir das glauben. Guck dir Lupin doch mal an…“ Draco schaute sich lieber Sirius‘ Hand in seiner an. „Und Lupin hat gesagt, dass du nicht…“ Er schüttelte wieder den Kopf. „Außerdem hättest du es dir verdient.“

„Was hab ich mir verdient?“

„Eine Familie. Frau, Kind, all diesen Scheiß…“

Sirius stupste Dracos Kinn hoch. Er strich ihm eine Ponysträhne aus den Augen und fand eine kleine, aber tiefe Schramme direkt unter seinem Haaransatz. Neben dem weißblonden Haar wirkten seine Finger dunkel und dreckig. Der schmutzige Rand unter seinen Nägeln war ihm selbst zuwider. „Und wie lange muss ich in Askaban gesessen haben, um dich zu verdienen?“

Draco linste zögerlich zu ihm. „Zwölf Jahre?“

„Na, das kommt doch ganz gut hin.“ Er zog Dracos zuckenden Mundwinkel mit dem Daumen etwas höher. Das Lächeln blieb hängen, als er die Hand wegzog, wenn auch weniger gequetscht. Draco machte eine Bewegung, als wolle er Sirius‘ Hand festhalten. Sirius tat so, als hätte er das nicht bemerkt. „Ein- für allemal: Tonks und ich haben und hatten nie etwas miteinander. Sonst würde sie hier sitzen, oder etwa nicht?“

„Vielleicht hab ich sie auch rausgeworfen“, murmelte Draco schulterzuckend. „Ich hätt’s getan, wenn sie einen Knut auf dich geben würde.“

Sirius wusste wirklich nicht, was er zu diesem Thema noch sagen sollte. „Komm mal her.“

Draco zog die Beine auf die Matratze, berührte aber nicht mehr von Sirius, als einen Oberschenkel mit seinem Knie. Er musste wirklich zerbrechlich aussehen. Vielleicht lag es auch daran, dass er immer noch kein richtiges Bad hatte nehmen können. Dabei würde er Draco jetzt lieber als alles andere in den Arm nehmen.

„Du hast mir gefehlt“, sagte er leise. „Gerade jetzt hätte ich niemand anderen lieber hier bei mir.“

Draco schaute etwas verlegen um die Nase in seinen Schoß. Von dort aus schweifte sein Blick zu dem Bild auf Sirius‘ Nachttisch. Nicht kurz genug, um unbemerkt zu bleiben.

Sirius‘ Herz sprang mit Anlauf gegen seinen Brustkorb. Wieder und wieder, immer schneller hintereinander.

Remus konnte Draco sonst was erzählt haben. Bestimmt hatte er geglaubt, es würde Draco trösten, wenn er das zwischen ihnen herunterspielte. Vielleicht glaubte er sogar, dass es nicht erwähnenswert war. Eine Teenager-Schwärmerei und ein Ex-Häftling auf der Suche nach Ablenkung. Aber dafür riskierte man sein Leben nicht.

„Ich hab… warte…“ Draco öffnete die oberste Schublade des Nachtschränkchens und holte die beiden Zwei-Wege-Spiegel heraus. „Der eine war in deiner Hosentasche.“

„Soll das heißen, du hast mich umgezogen?“, empörte Sirius sich. Er drehte den Kopf weg und schirmte sein Gesicht ab. „Das ist mir aber peinlich…“

Draco klopfte ihm mit einem Spiegel gegen die Wade. „Wurmschwanz hatte den anderen doch.“

„Ich lass den nicht bei Peter“, sagte Sirius, ohne diesmal seine Empörung zu spielen. „Zu praktisch. Ich hab ihn wieder an mich genommen, als ich seinen Zauberstab ausgeliehen habe.“

„Apropos, dein Zauberstab ist hier.“ Draco reichte Sirius den alten Stab aus der gleichen Schublade. Der fühlte sich gleich angenehmer an, als Peters klobiger Stock. „Ohne Ollivander solltest du da besser drauf aufpassen.“

Ollivander, den er im Stich gelassen hatte.

Sirius senkte den Blick und musterte sein Spiegelbild. Er sah schrecklich aus. Das Pflaster an seiner Schläfe verdeckte seine halbe Augenbraue. Zwar waren seine Augen nicht mehr geschwollen und seine Lippen verheilt, aber schmutzig war er immer noch. Sein Haar war ein verfilzter Teppich. Ein bisschen Fleisch in den Wangen könnte er auch vertragen.

„Du hättest nichts für ihn tun können“, sagte Draco.

Sirius sah das anders. Er hätte sich mehr Mühe geben können, einfach besser sein müssen. Am Ende hatte nur Wurmschwanz ihn in Schach gehalten. Ausgerechnet Wurmschwanz…

„Peter“, murmelte Sirius. „Peter ist tot.“

Die Bilder der toten Ratte waren verschwommen und schwer greifbar. Regungslos, einfach in sich zusammengefallen, die wässrigen Augen in die Leere gerichtet. Seine klopsige Hand hatte seinen Zauberstab nicht loslassen wollen. Wie damals, als er sie sich in Zauberkunst magisch angeklebt hatte…

„Keiner weint dem eine Träne nach“, sagte Draco.

„Ja, aber… Ich hätte es tun sollen.“ Sirius glaubte nicht, dass Draco verstehen würde, wie tief seine Verachtung für Wurmschwanz ging. An vielen Tagen hasste er ihn mehr als Voldemort selbst. „Nach allem, was er angerichtet hat, hätte ich es tun sollen. Ich war so kurz davor… so kurz…“

Draco griff seine Hand und verschränkte ihre Finger ineinander. Er verstand nicht, natürlich nicht, aber das machte seinen Trost nicht schlechter. Vielleicht sogar besser. Sirius erlaubte sich nur einen Moment lang Dracos Hand zu halten, dann zog er seine schmutzigen Finger weg.

„Wie geht’s Ron?“, fragte er und legte Spiegel und Zauberstab auf den Nachttisch. Er musste sich waschen. Allein schon um Draco zu berühren und endlich wieder zu küssen.

„Besser als dir.“ Draco ließ ihn allerdings nicht aufstehen. Er fasste Sirius an den Oberarmen und schob ihn zurück in die alte Position. Mit ihm rollte eine Hitzewelle, der Sirius gar nicht ausweichen wollte.

„Das denkst du. Jemanden zu töten ist keine Lappalie. Auch nicht, wenn es um Wurmschwanz geht.“ Sirius versuchte noch einmal wenigstens die Füße aus dem Bett zu bekommen.

Draco blockierte ihn vollständig, indem er ein Knie zwischen Sirius‘ Beinen platzierte. Er blieb kniend über ihm, traute sich nicht einmal Gewicht auf Sirius zu legen. Seine Hände wanderten sanft auf Sirius‘ Brust und hielten ihn zurück.

Sirius fiel es schwerer zu atmen. So ein klaustrophobisches Gefühl hatte er schon lange nicht mehr in der Nähe eines anderen Menschen gefühlt. Es schlang sich so fest um seine Lungen und sein Herz, dass sie hart pulsierten um wieder freizukommen.

„Ich lass dich nicht wegen dem dämlichen Wiesel durchs Haus taumeln. Du musst dich ausruhen. Wenn du mit ihm reden willst, hol ich ihn meinetwegen zu dir.“

„Jetzt komm aber… Ich falle nicht auf der Stelle um, wenn ich ein paar Schritte gehe.“

Dracos Blick wurde steinhart. Seine Züge erfroren und die nächsten Worte kamen nur schwer über seine Lippen: „Du wärst fast gestorben. Wann begreifst du das endlich?“

„Draco –“

„Nein. Ich riskiere das nicht noch einmal. Keine Widerrede.“ Dracos Stimme war fest und standhaft, sein Gesicht aber brach ein. Erst sein Blick, dann der kalte Zug seiner Mundwinkel. Alles wurde weicher, taute wie der letzte Schnee im Angesicht der Sonne und ließ sogar einen nassglänzenden Schimmer in seinen Augen zurück.

Sirius kannte diesen Blick.

„Black, ich…“ Draco schluckte schwer. „Ich lie–“

Sirius legte seine Hand auf Dracos Mund. Panik pumpte durch seine Adern. „Nicht“, hauchte er. „Nicht jetzt.“

Der Schwung antreibende Verzweiflung in Dracos Augen zerbrach mitsamt den anderen Gefühlen. Zurück blieb die gleiche Panik, die Sirius‘ Hand zittern ließ. Langsam zog er die Finger von Dracos Lippen, die auf jener Silbe hängengeblieben waren.

„Ich weiß. Aber sieh mich doch an, Draco.“

Draco tat genau das Gegenteil. Er sah weg. Vorsichtig schwang er ein Bein nach dem anderen von Sirius herunter und stand auf. „Okay“, sagte er und nahm das Tablett vom Nachttisch. „Ich sollte das runterbringen. Und packen muss ich auch noch.“

„Packen?“

Draco war schon halb zur Tür raus. „Hogwarts. Du weißt schon…“

„Ach, ja. Du –“ Die Tür schlug hinter Draco zu. Sirius hatte sowieso nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Er ruinierte doch eh alles mit einem einzigen Wort.

Irgendwie war ihm entfallen, dass Draco auch zurück zur Schule musste. Er konnte nicht erwarten, dass Draco seine Schullaufbahn und Zukunft aufgab, nur um einen verdreckten alten Mann gesund zu pflegen. Genau das hatte er auch gar nicht gewollt.

Er konnte das alles selbst erledigen. Ohne Draco hielt ihn niemand auf das Bett zu verlassen. Zwar war er wackelig auf den Beinen und hätte nichts gegen einen stützenden Arm einzuwenden gehabt, aber an so etwas war er in diesem Haus sowieso nicht gewöhnt. Er suchte sich eine zivilisiertere Garderobe zusammen, als eine alte Baumwollhose, und schleppte sich ins Badezimmer auf diesem Flur.

Den Dreck von seiner Haut zu schrubben war reinste Tortur. Es fühlte sich an, als kämpfte er gegen Gummibänder an, die um seine Glieder geschlungen waren und sie von ihm weg zogen. Er musste aufpassen, dass er die tieferen Wunden nicht wieder aufbrechen ließ. Bei kleineren Schnitten und den Prellungen war es ihm herzlich egal, wie fest er darüber schrubbte. Mit weniger Stolz hätte er sich wohl Hilfe geholt…

Solange es nicht seine Mutter war. Er erinnerte sich an zu viele Male, in denen sie ihn in dieser Badewanne als Kind nahezu ertränkt hatte. Bis heute konnte er nicht sagen, ob sie es wirklich in Erwägung gezogen hatte oder nur grob gewesen war.

Ah, Erinnerungen. Und er war zurück in dem Haus, wo sie nicht schlimmer hätten sein können und er fortwährend neue ansammelte. Als könnte er es instinktiv nicht sein lassen Draco wehzutun. Natürlich würde Draco ihn falsch verstehen, das hätte er wissen müssen. Aber er war überrumpelt worden und das zu einem wirklich ungünstigen Zeitpunkt.

Sirius putzte sich endlich die Zähne und musste dabei im Badezimmer seine zermürbte Visage ertragen. Allzu lange konnte sein Spiegelbild sich nicht beschweren, ehe sein Mund voller Zahnpasta war. Nach Askaban hatte ihm diese Wunderpaste das Weiß seiner Zähne wieder gebracht. Er hätte sie Bellatrix empfehlen sollen.

Die Verbände hatte er zum Waschen abgenommen. Zum ersten Mal konnte er in aller Ruhe das Ausmaß seiner Verletzungen betrachten. Er verstand, wieso Draco sich Sorgen um ihn machte.

Sein Rücken bestand nur aus Fleischfetzen. Bellatrix hatte sich viel Mühe gegeben ihr Messer tief in ihn zu stecken. Ihr Schriftbild hatte darunter gelitten. Die Buchstaben waren krakelig und schief. Das Wort selbst kränkte Sirius nicht im Mindesten.

Draco hatte gute Arbeit bei allen Wunden geleistet. Sirius hatte das mit seiner Schrubberei wieder zunichte gemacht. Aus dem T neben seinem Schulterblatt lief ein Rinnsal Blut über seinen Rücken. Er musste sich verrenken, um ein Handtuch auf die Wunde zu pressen. Selbst durch den Stoff fühlte er das Pulsieren.

Die Wunden in seinen Oberschenkeln, zwei nahezu identische Messerstiche, reihten sich aus reiner Sympathie in den Rhythmus ein. Vielleicht auch eine sonderbare magische Verbindung. Bellatrix‘ Messer hatte so einige merkwürdige Dinge drauf. Es sorgte auch dafür, dass ein Zauberspruch alleine die Wunden nicht schloss. Sirius wickelte also nur ungeschickt ein paar Reihen schiefer Bandagen um alles. Er zog einen weiten Pullover darüber und war sich sicher, dass niemand irgendetwas bemerken würde.

Mit ein bisschen Willenskraft schaffte er es sogar nicht wie ein alter Mann die Treppen nach unten zu gehen. Er hatte zumindest das Erdgeschoss oder aber die Küche im Sinn. Bei Dracos Zimmer machte er allerdings Halt.

Er sollte sich entschuldigen. Nein. So machte man das nicht. Es hätte nicht einmal so laufen sollen. Er hatte sich das ganz anders vorgestellt. Ein längst überfälliges Picknick an einem Ort, wo es nicht ständig regnete. Irgendwas widerlich Romantisches. So sollten diese Dinge doch ablaufen. Nicht, wenn man sich kaum bewegen konnte.

Sirius klopfte an die Tür und öffnete sie gleich darauf. Das Zimmer war leer. Draco war nirgends zu sehen. Ein zweites Bett stand neben seinem. Die Schränke auf dieser Seite waren leer geräumt. Dracos Sachen waren noch da, etwas zusammengepfercht, aber wo sie hingehörten. Es sah nicht aus, als hatte er überhaupt vorgehabt zu packen.

Sirius schloss die Tür wieder. Er humpelte zurück zu den Treppen und nach unten. Allmählich machte er andere Stimmen aus. Vertraute Stimmen.

Das Gemurmel erstarb, als er auf halben Weg die knarzende Stufe erreichte. Köpfe drehten sich nach ihm um. Remus lächelte zu ihm hoch. Hinter seiner Schulter spickte ein öliger schwarzer Haarschopf hervor.

„Schniefelus“, grüßte Sirius bitter. „Lange nicht gesehen.“

„Black, welch glücklicher… Zufall.“ Snape grinste, sobald Remus ihm den Rücken zugedreht hatte. „Ich war ganz entsetzt, als ich die Nachricht über dein Schicksal hörte. Kaum zu glauben, dass niemand mir deinen Aufenthaltsort anvertraut hat.“

Sirius hatte seinen Zauberstab mitgenommen und er hatte genug Energie ihn zu benutzen. Er hätte es sogar getan, wenn er danach tot umfallen würde.

„Tatze.“ Remus hinderte mit einer festen Umarmung daran. „Du bist nicht totzukriegen, was?“

„Ach, die paar Kratzer.“ Sirius konnte kaum den Arm heben um Remus‘ Rücken zu tätscheln. Remus hatte seine Finger genau in die Wunden zwischen seinen Schulterblättern gegraben. „Du hast mich schon besser verstümmelt, mein Freund.“

Remus ließ ihn endlich los. „Nur, um Missverständnissen vorzubeugen: Ich wollte sofort nach dir sehen, aber Draco hat mich nicht gelassen. Was immer er dir gesagt hat entspricht sicher nicht der Wahrheit.“

Das Pflaster an seiner Schläfe hielt Sirius davon ab die Augenbraue zu heben. „Solltest du nicht eher einem anderen Slytherin misstrauen?“ Er ließ Snape keine Sekunde aus den Augen.

Remus musste sich erst umsehen, ehe er verstand, worauf Sirius hinauswollte. Und dann hatte er nur ein erschöpftes Seufzen für ihn übrig. „Sirius, bitte. Er hat mir alles erklärt. Severus kann auch nicht alles wissen.“

„Ach, wirklich?“ Sirius schob sich an Remus vorbei und humpelte auf Snape zu. „Du hast mir also nicht direkt ins Gesicht gesagt, dass du mich verrecken lässt?“

Snape besah sich sehr auffällig die Verletzung an Sirius‘ Schläfe. „Du hast wohl einen Fluch an den Kopf bekommen, Black. War es schwer, dem letzten Rest Gehirnmasse Lebwohl zu sagen?“

„Du kannst gleich Lebwohl zu was ganz anderem sagen!“ Sirius zerrte seinen Zauberstab heraus und stieß ihn Remus fast ins Auge, als der vor ihn sprang.

„Sirius, nicht hier.“

„Das ist mein Haus! Ich kann in die Luft jagen wen und was ich will!“

„Aber nicht jetzt! Wenn du dich beruhigt hast, wirst du sicher verstehen –“

Sirius stieß Remus von sich weg. „Du glaubst der Riesennase mehr als mir?“

„Ich glaube, dass ihr beide euch zu oft von eurem Hass blenden lasst.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Mich hat er auch gerettet.“

Snape grinste, als hätte endlich jemand an seinen Geburtstag gedacht.

„Raus aus meinem Haus“, fuhr Sirius ihn an.

„Sirius“, begann Remus. „Wir müssen –“

„Wenn ihr was zu besprechen habt, macht das draußen!“, bellte Sirius. „Dieser Bastard setzt keinen Fuß mehr in mein Haus.“ Er ließ Remus mit seinem neuen Freund alleine und humpelte in die Küche. Er zitterte am ganzen Körper vor unterdrückter Wut. Und sicherlich rechnete Remus ihm nicht einmal an, dass er sich beherrscht hatte.

Merlins Bart, mit einer Krücke wäre er schneller…

„Sirius, meine Güte!“ Molly war die Erste, die ihm in der Küche begegnete. Sie ließ all ihre Meinungsverschiedenheiten hinter sich und nahm Sirius ebenfalls in den Arm. Ihre kräftigen Arme drückten fast einen Schmerzenslaut aus Sirius. Er biss die Zähne fest zusammen.

„Vorsichtig“, zischte es vom Kopfende des Küchentischs. „Er ist verletzt.“ Draco saß neben Ron vor dem Abendbrot. Eintopf. Er hatte seinen Teller nicht angerührt.

„Ist schon gut.“ Sirius grinste zwar, aber er war froh, als Molly von ihm abließ. „Es geht mir gut.“

Draco wich Sirius‘ Blick aus. Er errötete. „Hab ich nicht gesagt, du sollst liegen bleiben?“

„Ich bin liegen geblieben. Noch eine Minute, mindestens.“ Sirius setzte sich an die Ecke links von Draco und gegenüber von Ron. „Wolltest du nicht packen?“

„Hä?“, machte Ron. „Wieso packen? Du wolltest doch nicht zurück nach – autsch!“

Dem Beben des Tisches nach hatte Draco Ron gerade auf den Fuß getreten. Seine sonst blassen Wangen waren mittlerweile tiefrot. „Bescheuertes Wiesel…“

„Dämliches Frettchen“, gab Ron zurück.

„Hier.“ Molly überraschte Sirius von hinten und stellte eine Schale Eintopf auf seinen Platz. „Iss so viel du kannst, Sirius. Du bist ganz abgemagert.“

„Kann ich auch noch was haben?“, fragte Ron.

Molly stemmte die Hände in die Hüften. „Ach, hast du noch Hunger, Ron? Weißt du, wo du so viel hättest essen können, wie du willst? In Hogwarts. Wo du hingehörst.“

Ron schrumpfte in sich zusammen. Aus dem Mundwinkel raunte er Draco ein „Halt bloß die Klappe“ zu.

Draco brauchte nichts zu sagen, um Ron noch eins reinzuwürgen. Grinsend schob er sich einen Löffel Eintopf in den Mund, dem Ron sehnsüchtig hinterherschaute. Seine Mundwinkel knickten aber sofort ein, als Sirius unterm Tisch sein Knie berührte. Draco ließ fast seinen Löffel fallen. Er konnte Sirius nicht in die Augen sehen.

„Kann ich mit dir reden?“, fragte Sirius leise genug, dass Molly, beim Abwaschen über Hogwarts und ihren missratenen Sohn lamentierend, sie nicht belauschte. „Über Snape“, ergänzte er schnell, als Dracos Anspannung sein Gesicht verkrampfen ließ.

„Keiner geht nach Hogwarts.“ Remus machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er kam die Treppe herunter, den gerollten Abendpropheten in der Hand. Todernst schlug er das Blatt auf den Tisch. „Der Hogwarts-Express ist verschwunden. Mitsamt Schülern.“


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Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
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