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Pureblood Pride - Nach Hause

von Dr. S

Nebelschwaden trieben über die Gärten von Malfoy Manor. Draco konnte kaum zehn Meter weit gucken. Nicht, dass er das nötig gehabt hätte. Er kannte die Ländereien in- und auswendig.

„Voll gruselig“, murmelte Weasley. „Kein Wunder, dass du so merkwürdig geworden bist…“

„Kein Wunder, dass du bei so einem schiefen Haus wie deinem keinen geraden Gedanken fassen kannst“, gab Draco zurück. Es gefiel ihm gar nicht, dass sich das Wiesel an ihn gehängt hatte, wie eine ruhmhungrige Zecke. Er konnte nichts mit Weasley anfangen. Sein einziges Talent war Potter hinterherzulaufen.

„Gerade genug um keinen Plan zu haben, wie wir da reinkommen“, sagte Weasley. Er lehnte sich über die Hecke, die sie beide gut verdeckte, und spickte zu dem alten Herrenhaus. Durch die hohen Fenster des Salons drang fahles Kerzenlicht. Eben war ein Schatten vorübergehuscht. Jetzt sammelten sich viel festere Schatten am Hauseingang. „Die haben doch irgendwas vor.“

Draco sah lauter vermummte Gestalten mit Masken, sechs, vielleicht sieben, wenn er sich waghalsig über den Busch lehnte. „Sirius ist nicht dabei.“

„Heißt das, wir sind zu spät?“

Draco schoss herum und packte Ron am Kragen. „Sag das nochmal?“

„Wir müssen bloß an ihnen vorbeihuschen und Sirius da rausholen.“

„Perfekt“, presste Draco zwischen mahlenden Kiefern hervor. Er drehte Weasleys Kopf in Richtung der Hauswand. „Siehst du das Fenster, das da oben geöffnet ist? Sobald die Schar Kinder da vorne genug davon hat draußen zu spielen, klettern wir dort rein.“

„Das ist mindestens der dritte Stock“, winselte das Wiesel.

„Du kannst doch klettern, Weaselbee, wie bist du sonst nach oben in dein Zimmer gekommen?“ Draco ließ Ron los. Zugegeben, das war nicht die beste Idee. Aber er befürchtete, dass jeder andere Ein- oder Ausgang sorgsam gesichert war. Mit dem Fenster im dritten Stock hatte seine Mutter sich nicht einmal beschäftigt, als sie Draco einen Sommer lang aus Sorge vor entlaufenen Massenmördern im Haus eingesperrt hatte.

Die Todesser am Hauseingang wuselten die Auffahrt entlang, bewegten sich aber immer in einem zehn Meter Radius vom Haus entfernt. So früh am Morgen, dass es noch Nacht war, brachte man sonst nur die Sorte Todesser zusammen, die von Alpträumen geplagt nie schlafen konnte. Irgendetwas ging da vor sich. Vielleicht suchten sie nach Sirius.

Weasley fingerte an seinem Zauberstab herum. Der Gryffindor in ihm wollte wohl losstürmen und wie ein Rammbock die Fronttür einreißen. Ein Teil von Draco wollte genau das Gleiche. Allerdings war sein einziger Vorteil, dass er sich auf dem Terrain auskannte. Er hegte die leise Hoffnung, dass er solange wie möglich unentdeckt bleiben konnte.

„Iiiek!“ Weasley klatschte sich selbst gleichzeitig mit Draco die Hand auf den Mund. Einen Moment überlegte Draco, ob er die Gelegenheit nutzen und das Wiesel ersticken sollte. Die riesigen, verängstigten blauen Augen konnten ihn nicht aufweichen. Sie huschten von Dracos Fingern zu seinem Gesicht. Er nuschelte etwas. Draco achtete nicht auf ihn, sondern auf die Gestalten am Hauseingang. Das Gebrabbel, der Todesser, war fast laut genug, um es zu verstehen. Er versuchte Sirius‘ Namen herauszuhören.

Weasley fing an zu zucken, als müsse er ein persönliches Erdbeben aushalten. „Wenn das nicht deine Hände sind, was zur…“

„Was bitte –“ Draco beugte sich um Weasley herum und entdeckte einen schneeweißen Pfau, der seinen Schnabel in die löchrige Pyjamahose bohrte. „James.“

„Was? Mein Name ist Ron. Oder meinetwegen Wiesel…“

„Der Pfau.“ Draco griff den Vogel und zog ihn in seinen Schoß. Die lange Federschleppe bedeckte noch Weasleys Schoß. Der Pfau kniff Draco liebevoll ins Ohr. Er war genau, was Draco gebrauchen konnte.

„Ihr habt einen Pfau?“ Weasley sah aus, als hätte er gerade herausgefunden, dass es eine Muggel-Welt gab.

Draco schaute hinter das Haus, wo sich einige Vögel um die Terrasse gescharrt hatten. „Pfauen. Da sind Edward, George, Elizabeth, Henry, Victoria, William… und der alte mit den wenigen Federn ist Æthelred.“

„Ihr habt Pfauen“, murmelte Weasley kopfschüttelnd, „und gebt ihnen Namen von britischen Königen.“

„Tradition.“ Draco streichelte vom Schnabel bis zur Federkrone. „James liebt es aus Büschen zu stolzieren und Besucher zu erschrecken.“

„Ist mir schon aufgefallen.“

„Er kann die Bande für uns ablenken, wobei sie ihn hoffentlich nicht wild mit Todesflüchen bombardieren, und wir schaffen es ungesehen zum Fenster zu klettern.“ Draco drehte den Pfau in die Richtung der Todesser-Ansammlung. „James, geh ‚Hallo‘ sagen.“

Der Pfau glitt leise raschelnd aus dem Busch, hüpfte über den schmalen Grasstreifen auf den Kiesweg, der um das Haus herumführte, und ging um die Ecke auf eine Reihe Rosenbüschen zu. Dahinter lauerten die Todesser. Der Pfau stellte seine Federn zu einem imposanten Rad auf und schüttelte sich aufgeregt.

„Okay, jetzt oder nie.“ Draco schlüpfte aus den Büschen, wobei er weitaus mehr Krach als der Pfau machte, und huschte rüber zur Hauswand. Weasley schaffte es noch lauter zu sein, erwischte diverse Zweige und schlitterte über den Kies.

„Was war das?“ Die Stimme seines Onkels war so heiser, dass man ihn kaum verstehen konnte. „Verfluchte Scheiße!“ Der letzte Rest Stimme brach ihm weg, als der Pfau durch den Busch brach.

Draco hatte die Wand erreicht und sprang nahezu blind an den Efeu, der sich an der Wand hochgewunden hatte. Die ersten Meter schaffte man dank des über die Jahre stark gewordenen Gewächses schnell, dann musste man sich an den Kerben zwischen den Steinen orientieren.

„Das ist nur einer der Pfauen, Lestrange. Krieg dich wieder ein. Alter, Zauberstab weg.“

Draco zog sich auf Höhe der Fenster im zweiten Stock. Steinstaub grub sich unter seine Fingernägel. Seine Haut wurde von den scharfen Kanten aufgeschürft. Zwar hatte er mehr Kraft, als noch im letzten Jahr, aber seine Schuhe passten nur noch schlecht auf die kleinen Erhebungen der Steinwand. Wenn er schon Probleme hatte, dann musste Weasley mit seinen Monsterfüßen kaum Halt finden.

„Da war irgendwas anderes“, hörte er Rabastans Stimme.

Draco trat Schweiß auf die Stirn. Ihn trennten zwei Meter von Sirius, fast eine Körperlänge, wenn er jetzt seinem Onkel auf den Kopf fiel, würde er seinem vergangenen Ich, das lieber heulend im Badezimmer gesessen hatte, anstatt Klimmzüge zu machen, in den Hintern treten.

„Black kann hier nicht mehr rumlaufen.“

Draco verfehlte die Fensterbank und rutschte ab.

„Woah…“ Ron schlug ihm die flache Hand gegen den unteren Rücken und presste ihn gegen die Wand. Draco holte aus, wie eine Windmühle im Sturm, und bekam mit den Fingerspitzen das Fensterbrett zu fassen. Er schob einen Unterarm hinauf und folgte mit dem anderen.

Von unten schallte Rascheln, als sich etwas Schwereres als ein Pfau durch die Rosenbüsche kämpfte. Draco krallte sich auf der anderen Seite fest und zog sich durch das Fenster hinein. Weasley rollte zwei Sekunden später durch das Fenster und landete direkt auf Dracos Rücken, riss ihn zu Boden.

„Da war was“, donnerte es von unten. „Da war – dort oben! Können Pfauen fliegen?“

So flach, wie sie auf dem Boden lagen, konnte man sie unmöglich sehen. Draco hielt den Atem an, auch wenn sich seine Lunge nach Luft verzehrte. Ron hatte wie er den Kopf gedreht und lauschte auf die Schritte, die durch den Garten wanderten. Die Stimmen wurden gesenkt, so leise, dass sie wieder kein Wort verstehen konnten.

Draco legte sich einen Finger auf die Lippen, als Weasley ihn anschaute, und deutete auf die nächstgelegene Tür. Weasley stemmte sich hoch und gab Draco genug Platz, dass er über den Boden robben konnte. Mit dem Zauberstab zielte er auf die Tür und ließ sie aufspringen. Dicht gefolgt von Weasley krabbelte er in sein Zimmer.

Ron schloss die Tür. „Das war knapp.“

„Das ist immer noch knapp.“ Draco rappelte sich auf. Sein Zimmer war verwüstet. Die Schranktür hing zertrümmert in den Angeln, seine Bettdecke hatte Federn gelassen, und das Monsterbuch der Monster – wahrscheinlich das einzig Rebellische, was er je getan hatte – hatte sich winselnd in seine Käfigecke verkrochen.

Draco lief zum Schrank, stieß die halbe Schranktür beiseite.

Nichts.

Draco biss sich auf die Lippe. Er hatte damit gerechnet. „Lumos.“

Der Fußboden des Schrankes war besprenkelt mit roten Flecken. Blut. An einigen Stellen verschmiert, an anderen noch nicht einmal geronnen.

„Verdammte Scheiße“, keuchte Ron. Er hängte sich über Dracos Schulter. „Saß er hier drin? Woher –“

„Das ist mein Kleiderschrank.“ Draco kniete sich hin und leuchtete den blutigen Spuren nach. Es war überall. Draco tastete den Boden ab, suchte Stellen auf die seine ganzen Handflächen passten, ohne einen Tropfen Blut zu berühren.

„Das muss nichts heißen“, sagte Weasley. „Sirius ist zäh. Er hat es hier einen Monat ausgehalten. Wir sind nicht zu spät.“

Draco fiel es aus Prinzip schwer Weasley irgendetwas zu glauben. Allerdings hatte er Recht. Sirius war zäh. Das hier war vielleicht nicht einmal sein Blut.

Weasley fasste ihn an den Schultern und zog ihn wieder auf die Füße. „Wo könnten sie ihn hingebracht haben? Habt ihr eine geheime Folterkammer? Oder vielleicht der versteckte Raum unterm Salon?“

Draco leuchtete Weasley direkt ins sommersprossige Gesicht. „Woher weißt du davon?“

„Ähm…“ Weasley schützte sich mit beiden Armen vor dem grellen Licht. „Mein Vater hat hier mal eine Hausdurchsuchung gemacht.“

„Hm… Gutes Gedächtnis, Weasley. Du könntest sogar nützlich sein. Wenn sie ihn in den Keller gebracht haben, müssen wir –“

„Hallo-ho? Harry?“

Die Stimme kam aus Dracos Tasche. Weasley fuhr so erschrocken herum, dass er seinen Zauberstab wie einen Degen in einen abgetragenen Umhang stach.

„Das ist der Spiegel“, flüsterte Draco, legte die Hand auf seine ausgebeulte Hosentasche. Es war nicht Sirius‘ Stimme. Sie war höher, irgendwie piepsig, und er glaubte sie schon einmal gehört zu haben.

Weasley beugte sich herunter zu Dracos Hosentasche. Er zog Dracos Hand weg und presste sein Ohr an die gleiche Stelle. Dracos empörter Blick wurde ignoriert. Weasley legte sich einen Finger auf die Lippen.

Die Stimme füllte wieder den Schrank. „Oder vielleicht… Remus? Remus, bist du da?“

Ron schoss hoch. „Das ist Peter Pettigrew“, raunte er Draco ins Ohr. „Die Stimme würde ich überall wiedererkennen.“

„Oh, hör dir das an, Sirius“, quiekte Wurmschwanz. „Nicht einmal dein einziger Freund will mit dir reden. Dann stirbst du eben alleine…“

Draco griff nach dem Spiegel, aber Weasley war schneller. Er zerrte ihn aus Dracos Tasche und verzerrte beim Anblick von Wurmschwanz‘ Visage das Gesicht zu einer hasserfüllten Grimasse.

Von der anderen Seite kam ein panisches Quietschen, das sich mit einem Gurgeln in ein Lachen verwandelte. „Schau sich das einer an… Ronnie-Spätzchen. Lange nicht gesehen. Hätte nie gedacht, dass Sirius dir seinen heißgeliebten Spiegel gibt. Du bist doch nur Harry Potters blöder Freund.“

„Sag das nochmal, wenn du direkt vor mir stehst.“ Weasley konnte fast bedrohlich wirken, wenn er sich Mühe gab.

„Komm doch her“, sagte Wurmschwanz. Am Ende rutschte er kaum merklich in ein erbärmliches Fiepen. Niemals würde er so etwas sagen, wenn er wüsste, dass sie nicht nur wenige Stockwerke voneinander trennten.

Draco schob sich hinter Weasley und versuchte einen unauffälligen Blick in den Spiegel zu erhaschen. Wenn schon nicht auf Sirius, dann wenigstens auf die Umgebung.

Wurmschwanz‘ Gesicht war blutüberströmt, zugeschwollen und seine klobige Nase hing schief zwischen seinen blauunterlaufenen Augen. Beim Grinsen zeigte er, dass er mindestens zwei Zähne verloren hatte. Hinter ihm baute sich ein Kamin aus edel verziertem Marmor auf. Es brannte kein Feuer.

„Sag doch mal ‚Hallo‘, Sirius.“ Wurmschwanz stolperte mit dem Spiegel in der Hand rückwärts und trat ein Husten aus jemandem. „Oh, bist du beleidigt, dass sie mit dir nicht reden wollten?“ Er schaute wieder in den Spiegel, die wässrigen Augen gehässig funkelnd. „Ich hätte mir denken sollen, dass Sirius sein Spieglein dabei hat. Er ist nie ohne ihn irgendwo hingegangen. Nicht mal zehn Minuten hat er es ausgehalten, ohne mit James zu sprechen. Merlins Bart, wie du ihm auf die Nerven gegangen bist, Tatze.“

Das Bild ruckelte und Wurmschwanz stieß einen Schmerzensschrei aus. Danach riss das Bild ab.

Weasley schob Draco den Spiegel in die Hände. „Es geht ihm gut, siehst du. Solange er Wurmschwanz in Schach halten kann –“

„Ein Flubberwurm kann Wurmschwanz in Schach halten.“ Und Sirius musste am Ende sein, wenn er sich nicht um eine widerwärtige Ratte kümmern konnte. Draco steckte den Spiegel sicher in die Tasche, auch wenn er ihm jetzt wenig bringen würde. „Sie sind im Salon. Wurmschwanz müsste alleine sein, sonst würde er nicht so rumposaunen.“

„Wo ist der Salon?“, fragte Weasley.

Draco wusste nicht, ob das eine ernst gemeinte Frage war. Er packte Weasley und zog ihn am Arm hinter sich her.

Es war ruhig im Korridor, aber durch das offene Fenster drangen leise Stimmen. Die Todesser mussten immer noch ihre kleine Gartenparty veranstalten. Geduckt schlichen sie sich an der Wand entlang. Draco schob Weasley hinter einen Wandteppich – die auffällig gleichen Grafschaften, wie zwei Stockwerke tiefer.

„Krass“, staunte Weasley und hob den Zauberstab. „Lumos.“ Er schrak zusammen, als er ein Spinnennetz direkt vor seiner Nase erleuchtete.

„Hier wird selten sauber gemacht“, verteidigte Draco sich schnell. Weasley hatte kein Recht sich wegen ein bisschen Staub und ein paar Spinnen so anzustellen. Sein Haus war viel kleiner gewesen und trotzdem dreckiger.

„Wohin führt er?“, fiepte Weasley, die Augen fest auf das verlassene Spinnennetz gerichtet. Er duckte sich darunter weg, als Draco voran ging.

„In den ersten Stock.“ Draco hatte eine bestimmte Person nicht draußen im Garten stehen sehen. „Da wohnen meine Tante und Onkel.“

Weasley schluckte. Draco war es auch nicht geheuer seiner durchgeknallten Tante in die Arme zu laufen. Er hatte sie das letzte Mal gesehen, als sie sich gerade frisch vom räumlichen Sehen verabschiedet hatte. Gut möglich, dass sie noch schlechter auf ihn zu sprechen war.

„Das Gute ist, dass mein Onkel nicht im Haus ist. Von seinem Zimmer aus gibt es einen Geheimgang, der an den früheren Rand der Ländereien führt, unter eine alte Stieleiche. Meine Eltern wissen nichts davon. Als ich klein war, hat mein Großvater ihn mir gezeigt. Für frustrierte Teenager, meinte er.“

„Wieso sind wir dadurch nicht reingekommen?“

Draco zögerte. „Weil Dementoren den Rand bewachen. Ich kann den Patronus-Zauber nicht. Und ich wusste nicht, dass du dich an mich gehängt hast. Potter hat eurem Dumby-Fanclub doch den Patronus gezeigt, nicht? Du kannst ihn.“

„Theoretisch“, murmelte Weasley, aber auf Dracos forschenden Blick hin nickte er nur. Damit musste er sich zufrieden geben.

Sie erreichten eine enge Biegung, die sofort in eine steile Treppe überging. Sogar Draco stieß sich den Kopf an der Decke, während er die Stufen herunterstieg. Weasley, der größer als er war, holte sich gerade einige Beulen.

„Also“, begann Ron, sobald er sich an die Höhe gewöhnt hatte und zu viel Zeit zum Denken hatte. „Du und Sirius? Lupin hat gesagt, du… na ja…“

„Lupin hat das gesagt, nicht ich. Wenn der Tag lang ist, redet Lupin viel Unsinn“, gab Draco barsch zurück. Er konnte nicht fassen, dass das Wiesel die Ruhe fand, um ein überflüssiges Gespräch mit ihm zu führen.

„Schon klar“, murrte Weasley. „Wir riskieren unser Leben für irgendeinen Typen. Das passt zu dir.“

„Ich wusste nicht, dass Black dir so wenig bedeutet, Wiesel. Machst du das hier, um deinem Auserwählten auf seinem Drama-Trip ausweichen zu können?“

„Ja, ja, tu so, als wärst du die Eisprinzessin.“

„Tu du doch wenigstens so, als wäre das hier ernst.“ Draco beschloss zwei Stufen auf einmal zu nehmen. Solange er von Weasley wegkam, nahm er gerne in Kauf auszurutschen.

Sie schafften es unbeschadet an die schmale Nische, die sich hinter dem Wandteppich verbarg.

„Nox“, murmelten sie gleichzeitig. Draco schob mit den Fingerspitzen den Rand des Teppichs beiseite. Der Flur war dunkel. Er drehte den Kopf und lauschte. Der Wind tanzte durch die Gänge, begleitet vom Knarren morscher Dielen und Rascheln von Vorhängen. Ein Kichern, bis ins Mark gehend, ließ sich darauf tragen.

Draco zuckte zurück in die Nische. „Mist…“ Er musste das Wiesel zurückschieben, das neugierig geworden an ihm vorbeilinsen wollte. „Sie ist hier“, wisperte Draco. „Bellatrix.“

Ron brachte nicht überzeugend rüber, dass ihn die Aussicht in Bellatrix Lestrange zu laufen nicht kümmerte. „Du hast sie schon mal fertig gemacht. Jetzt sind wir zu zweit.“

„Jetzt will sie aber nicht mehr spielen“, sagte Draco. Er war weit genug gegangen, dass Bellatrix ihm sofort die Kehle durchtrennen würde, wenn sie ineinander liefen. Kein Bonus mehr, weil er ihr Neffe oder ein gutes Spielzeug war. Nur Platz für Rache. Aber er hatte keine Wahl. Sirius brauchte ihn dieses eine Mal.

„Wiesel, gleich rechts und dann zweimal links bis zur Treppe. Der Salon ist nicht zu verfehlen. Das Zimmer meines Onkels ist –“

„So viel kann ich mir nicht merken“, behauptete der Kerl, der fünf Jahre alte Hausdurchsuchungen im Kopf behielt.

„Nur für den Notfall.“ Wenn einer hier lebend herauskam, war es Sirius. Draco würde das Wiesel natürlich sofort als Ablenkungsmanöver vorschicken. Das hier war sein Haus. Sein Heimvorteil. Er konnte Sirius hier rausbringen.

„Keine Notfälle“, murmelte Weasley. „Dein Heimweh kann mir gestohlen bleiben, wir gehen hier zusammen wieder raus und reiben meinem Bruder unter die Nase, dass man Ronnie-Spätzchen auch mal zuhören sollte.“

Kurz war Draco perplex, dann musste er lächeln. „Dämliche heroische Gryffindors“, sagte er und schlüpfte hinaus in den Korridor. Sie mussten direkt an Bellatrix‘ Zimmer vorbei – falls sie das noch bewohnte. Er wollte gar nicht daran denken, was sie erwartete, wenn Bellatrix plötzlich bei ihrem Ehemann schlief, vielleicht gerade weil der momentan nicht zugegen war.

Hinter der ersten Ecke wurde das Kichern lauter. Die Tür zu Bellatrix‘ Zimmer stand offen. Licht drang in den Flur, aber nicht durch die Fenster. Draco hatte keine Bewegungen hier oben gesehen, als er das Haus nach Lebenszeichen abgesucht hatte. Bellatrix war nicht alleine. Sie unterhielt sich mit jemandem.

Nicht nur irgendjemand.

Die Tür ging weiter auf, so plötzlich, dass Draco sich in letzter Sekunde an die Wand dahinter pressen musste. Weasley rutschte neben ihn. Schulter an Schulter standen sie hinter der Tür und sahen durch den schmalen Schlitz neben den Angeln Tom Riddles genervtes Augenrollen.

„Sehr erheiternd, in der Tat“, sagte er und klang bei weitem nicht so desinteressiert, wie er aussah. „Allerdings halte ich das für nicht wichtig genug, um es ausgerechnet jetzt zu besprechen.“

„Oh, aber mein Herr!“ Bellatrix lief Tom hinterher. Das Aufblitzen ihres entstellten Gesichts reichte, damit Dracos leerer Magen sich umdrehte. Askaban hatte ihr gerade einmal die Erinnerung an Schönheit gelassen, und die hatte Draco ihr rausgeschnitten. Kein Wunder, dass Tom ihr den Rücken zukehrte.

Er ging in Richtung Treppe davon, Bellatrix auf den Fersen. Weasley atmete erleichtert auf, als sie ungesehen davon kamen, aber Draco dachte an die summierte Gefahr, die sie im Erdgeschoss erwartete. Er hätte Weasley doch den Weg hier raus erläutern sollen. Oder ihn vor Bellatrix‘ Füße werfen sollen.

Gemeinsam schlichen sie weiter. Draco konzentrierte sich auf die Stimmen. Je näher sie der Eingangshalle kamen, desto mehr wurden es. Die Vordertüren standen offen. Am Horizont erschien ein grauer Streifen, der den Sonnenaufgang ankündigte. Die Todesser hatten sich dort sicher nicht versammelt, um ihn gemeinsam zu betrachten. Bellatrix musste einen Wutanfall ihres Schwagers abfangen. Tom war nirgendwo zu sehen.

Draco duckte sich hinter dem Treppengeländer. Weasley schielte darüber hinweg. Sein flammendrotes Haar würde sie noch verraten, also zog Draco ihn herunter. Ganz langsam krabbelten sie an den Treppenabsatz. Der Salon war einladend nah.

„Guten Morgen, meine Herren – meine Damen.“ Tom war doch anwesend, schälte sich nun aus den Schatten direkt unterhalb von Draco. An seiner Seite war eine blonde Frau – Dracos Mutter.

Er quetschte sein Gesicht zwischen die Geländersäulen, um einen näheren Blick auf sie zu erhaschen. Draco hatte sie ein Jahr lang nicht mehr gesehen. Ein ganzes Jahr. Länger als jemals zuvor in seinem Leben.

Weasley zog ihn zurück. Besser so. Draco schaute Narcissa nicht mehr an.

„Ich hoffe, der Tumult der heutigen Nacht hat euch nicht zu viel Kraft gekostet. Wir brauchen all unsere Energie um einen sprühenden Auftritt hinzulegen. Wie bei einem guten Quidditch-Spiel hat jeder seine Position, die wichtig ist, um das Spiel zu gewinnen. Hier haben wir unsere Hüter –“ Er berührte kurz Narcissas Schulter. „– unsere Treiber, die unangenehme Störungen abfangen werden, und die Jäger, die den Schaden anrichten. Fehlt natürlich noch der Auserwählte, der mir den goldenen Schnatz bringen wird.“

Draco leistete es sich die Augen zu verdrehen. Quidditch-Metaphern passten so gar nicht zu dem Dunklen Lord. Ihre Wirkung verfehlten sie allerdings nicht. Die Todesser fühlten sich offenbar geschmeichelt, einige rieben ihre Zauberstäbe aufgeregt, andere streckten die Brust hervor. Yaxley – in letzter Zeit oft im Tagespropheten zitiert – erlaubte sich aufzulachen, worin andere einstimmten. Draco hatte Kingsley über ihn reden hören, keine netten Sachen. Sein Auftauchen in der Abteilung für magische Strafverfolgung schüttelte so Einiges durcheinander und stieg ihm offenbar zu Kopf.

Rabastan beobachtete das missfallend. Sein verächtlicher Blick zog auch Toms Aufmerksamkeit auf sich.

„Hat jemand Einwände bezüglich unserer Aufstellung?“, fragte Tom. Man konnte sein Lächeln richtig hören. Freundlich und offen für Vorschläge, aber keiner traute sich etwas zu sagen. Alle verstummten und schüttelten den Kopf.

Rabastan verschränkte die Arme vor der Brust. Bellatrix stieß ihm ihren Zauberstab zwischen die Rippen. Ihr Blickwechsel brannte vor gegenseitigem Hass.

„Was ist mit meinem Bruder?“ Rabastans Blick richtete diese Frage an Bellatrix. Sie drehte sich augenrollend weg.

„Nach dem heutigen Tag werden wir nur noch einen Schritt davon entfernt sein, ihn wieder in unsere Reihen aufzunehmen“, sagte Tom.

„Und Wurmschwanz?“, fragte Avery, der den Zauberstab wie sein altes Schlagholz auf der Schulter abgelegt hatte. „Soll ausgerechnet er bei Black bleiben?“

Jedes Wort über Sirius zerriss Dracos Brust vor Sorge und Erleichterung. Er war nicht tot, aber immer noch hier. Er war viel zu lange hier gewesen.

„Was soll er noch groß anrichten“, krähte Bellatrix. „Wurmschwanz soll nicht auf ihn aufpassen. Er soll dafür sorgen, dass Sirius durchhält, bis ich ihn erledigen kann.“

„Und das überfordert ihn nicht?“, gab Avery zurück. Dafür erntete er ganz ehrliches Lachen.

Außer von Tom. Tom wusste nicht, wie man ehrlich lachte. „Genug Späßchen“, sagte er und schaute auf seine Uhr. „Vier Stunden, um auf euren Positionen zu sein. Dann gibt es wieder etwas zu lachen. Viel Erfolg.“ Er schickte die Todesser los, hielt einen von ihnen aber zurück. „Lucius, auf ein Wort…“

Draco hatte seinen Vater diesmal nicht erkannt. Die ganze Zeit über hatte er allen den Rücken zugedreht. Sein erster Blick jetzt ging zu Narcissa, die ihn so lange und fest sie konnte hielt.

„Ich will, dass du Severus‘ Bescheid sagst. Er soll mein Sucher sein.“

Lucius nickte knapp und, ohne sich von seiner Frau zu verabschieden, folgte den anderen Todessern. Tom blieb zurück.

Weasley hatte sich weit genug über Dracos Schulter gebeugt, dass ein Seitenblick ausreichte, um seine Verwirrung zu erkennen. Was immer sie gerade gehört hatten, keiner im Orden würde ihnen sowieso glauben.

„Narcissa, meine Liebe, du siehst müde aus. Wie wäre es mit einem Frühstück?“ Tom führte Narcissa aus der Eingangshalle. Draco erhaschte einen Blick auf die beiden Gesichter. Er fixierte sich zu lange auf seine Mutter, auf ihr erschöpftes, aschfahles Gesicht, und verpasste die Chance Tom genauer zu lesen.

Weasley stupste ihn an. Draco bedeutete ihm zu warten. Erst, als er eine Tür zufallen gehört hatte, gab er ihm ein Zeichen loszugehen. Nebeneinander huschten sie weiterhin gebückt die Treppe herunter. Draco bog sofort in den Salon ab, während Weasley einen absichernden Blick zu allen Eingängen warf.

Der Salon war von der Morgendämmerung schwach umrissen. Wurmschwanz klebte an den bodenlangen Fenstern, stand auf den Zehenspitzen, und schaute den nützlichen Todessern nach.

Draco zog seinen Zauberstab. Er könnte Wurmschwanz den Todesfluch in den Rücken jagen. Er könnte dem Mann, der Sirius‘ Leben ruiniert hatte, hier und jetzt ein Ende setzen.

Aber das gebührte eher jemandem mit persönlichen Rachegelüsten.

„Petrificus Totalus, du Ratte.“ Weasley schleuderte den Fluch über Dracos Schulter. Wurmschwanz fiel steif wie ein Brett gegen das Fenster und krachte seitlich zu Boden. Nicht der Todesfluch. Vielleicht beim nächsten Mal…

Draco bog ab und lief durch die Tür, die hinab in den Keller führte. Einzig und allein eine schwere Holztür trennte ihn noch von Sirius. Draco brach sie auf.

„Lumos.“ Er warf das Licht in den finsteren Raum. Stöhnen erreichte sein Ohr. Ein alter Mann hockte bei einer Wasserschale und rieb sich die Augen. Nicht weit von ihm auf dem Boden zusammengerollt lag ein großer, schwarzer Hund.

„Sirius!“ Draco stürzte auf den Hund zu, der schwach mit dem Schwanz auf den Steinboden schlug. Er fasste in das Fell und zog seine Hand blutig wieder heraus. Draco suchte eine andere Stelle und brachte den Hund zum Winseln. Als er endlich eine unverletzte Stelle gefunden hatte, um ihn herumzudrehen, war Sirius schon dabei sich zurück zu verwandeln. Seine Hände und Beine waren fest eingeschnürt. Magische Seile. Draco musste sie so schnell wie möglich loswerden.

„Sirius, verfluchte Scheiße…“ Ron hatte aufgeschlossen. „Geht’s dir gut?“

Sirius röchelte, sog die Luft zu einem Lachen ein. So eine dämliche Frage verdiente nichts Besseres. „Ginge mir besser, wenn ich nie wieder zusehen muss, wie du meinen Draco umarmst.“

Ron brabbelte irgendeine sinnfreie Rechtfertigung.

Draco rieb sich mit den blutigen Händen über die feuchten Augen. Er hatte die Fesseln gelöst. Sirius‘ Hand schob sich zu ihm hoch und blieb auf seiner Wange liegen.

„Sieh mich an…“

Draco schaute auf. Sirius sah schrecklich aus. Sein hübsches Gesicht hatte innerhalb eines Monats wieder mehr Ähnlichkeit zu dem entflohenen Häftling, als dem arroganten Pseudo-Professor. Die Schnitte in seinem Gesicht hatten so wenig Fleisch zu durchdringen, dass sie glatt auf die scharfen Wangenknochen gegangen zu sein schienen. Sein Haar war länger und zerzaust. Auf seiner Haut stauten sich Dreck und Ruß, mischten sich mit frischem Blut.

Seine Schulter wirkte merkwürdig deformiert, mindestens ausgekugelt. Hemd und Hose waren kaum mehr als Fetzen, von seinen Schuhen und Socken war nichts mehr zu sehen. Als Draco seine Hand auf Sirius‘ Rücken schob, spürte er verkrustete Einschnitte. Sirius schien den Schmerz dieser Verletzungen irgendwie auszublenden.

Er schaffte es zu grinsen. „Du siehst echt scheiße aus.“

Draco schnaubte. „Schau erstmal selbst in den Spiegel.“

„Hab leider… keinen mehr…“ Sirius blinzelte schwerfällig und mit einem Lid etwas versetzt. „Wurmschwanz hat meinen… Spiegel… Jemand muss ihn mir holen.“

„Wir müssen dich hier rausbringen.“ Draco wusste nicht, wo er Sirius anfassen konnte, ohne ihm wehzutun. Behutsam legte er sich den halbwegs gesunden Arm um die Schulter und stemmte sich vom Boden hoch. Sirius‘ ganzes Gewicht lag auf ihm. Seine Füße schleiften über den Boden.

„Olli… Olli…vander.“

„Ich hab ihn“, rief Ron, der sich dem alten Mann angenommen hatte.

Draco ließ die beiden vorgehen. Ollivander wirkte wesentlich fitter als Sirius, dessen Kopf auf Dracos Schulter rollte. Er seufzte. Widerstandslos ließ er sich von Draco zur Treppe schleppen.

„Wo ist Dumbledore?“, murmelte er. Sirius klang, als wäre er todmüde und betrunken zugleich.

„Nicht da“, sagte Draco.

„Remus dann…“

„Auch nicht da. Wir sind ganz alleine.“

Sirius hob den Kopf von Dracos Schulter. Er fragte nicht weiter nach, setzte aber einen Fuß vor den anderen, höchstkonzentriert. Ohne Hilfe musste er sich zusammenreißen, auch wenn Draco ihn am liebsten hier raus getragen hätte.

„Habt ihr einen Zauberstab für mich?“, fragte Sirius.

„Ollivander kann den von Wurmschwanz besser gebrauchen“, sagte Ron.

„Ich hab deinen“, versicherte Draco. „Zu Hause.“

„Zu Hause.“ Sirius nickte. „Klingt ganz akzeptabel.“

„Ich fürchte, dass ich euch nicht so einfach nach Hause lassen kann.“ Tom lehnte an der langen Holztafel im Salon, eingehüllt und durchsiebt vom schimmernden Morgenlicht. An seiner rechten Seite zischelte Nagini schlapp und auf seiner linken giggelte die fette Ratte.


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