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Pureblood Pride - Flüsterstimmen

von Dr. S

Sanfte Mondstrahlen schälten sich durch die Vorhänge und fielen auf das unbenutzte Bett. Draco saß auf der Matratze und schaute in die Dunkelheit. Im Bett neben ihm schlummerte Charlie Weasley. Im Grimmauld Place herrschte Platzmangel, überall wuselten Wiesel herum und dann war auch noch Lupin zurückgekommen. Aber Sirius‘ Zimmer blieb leer. Und Draco teilte gerne ein Zimmer mit einem Wiesel, solange das so blieb.

Charlie drehte sich um. Draco spürte, wie er angesehen wurde, rührte sich aber nicht. Charlie stand auf und schlurfte aus dem Zimmer. Deswegen war Draco ganz froh, dass er diesen Weasley als Zimmergenossen erwischt hatte. Das Wiesel schnarchte das ganze Stockwerk zusammen, William behandelte ihn, als könne er gar nichts mehr allein, und Weaslette verabscheute ihn mehr denn je. Die Weasley-Zwillinge hatten zum Glück ihre eigene Wohnung. Das hielt sie leider nicht davon ab ständig hier rumzuhängen. Der ganze Orden hing ständig hier rum. Man hatte nirgendwo ein Plätzchen ganz für sich allein.

Charlie kam zurück, brachte das Echo von Rons Schnarchen herein. Er setzte sich auf die Bettkante. „Hey… Schlecht geträumt?“

Draco hatte nicht einmal geschlafen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal eine Nacht lang durchgeschlafen hatte.

„Ich kann auch nicht schlafen“, sagte Charlie, dabei beschwerte die Müdigkeit seine Zunge. „Willst du eine Runde Zauberschnippschnapp spielen?“

Draco rutschte ein Stückchen nach hinten. Charlie sammelte die Karten von seinem Nachttisch und ließ sich ans Fußende plumpsen. Die Zwillinge hatten eine neue Art Blatt in ihrem Sortiment, verschiedene Explosionsstärken, um das Spiel spannender zu gestalten. Dabei versuchten sie nur wenig erfolgreich ihre Vorliebe für Explosionen zu vertuschen.

Charlies Müdigkeit sei Dank explodierte seine Hand ständig. An Feuer und Verbrennungen war er als Drachenwärter gewohnt. Auf seinem Arm prangte eine schimmernde Brandwunde und seine Hände waren rau und übersät mit Brandblasen. Er schien zu faul zu sein sich um die richtige Versorgung zu kümmern. Draco hatte ihm einen Trank gebraut, weil ihn das ablenkte, und Ginny Weasley hatte nicht gezögert ihrem Bruder das Fläschchen aus der Hand zu fegen, weil sie Heiltränke und Gifte nicht unterscheiden konnte.

„Du wirst morgen nicht fahren, oder?“, fragte Charlie gähnend. Er hatte sich auf die Seite gelegt, so schlecht konnte er sich aufrecht halten. „Wieso solltest du auch? Malfoys haben genug Gold, um sich aus dem Arbeitsleben rauszuhalten, da braucht man keinen Abschluss… Mir wäre das zu langweilig. Im letzten Jahr ist Hogwarts so stressig, da hat man kaum Zeit an andere Sachen zu denken.“

Draco verstand genau, was Charlie gerade versuchte.

Er schaute zu dem Stapel Bücher, die auf dem Schreibtisch schwankten. Die Hogwarts-Briefe waren dieses Jahr spät gekommen. Snape hatte Draco seinen persönlich vorbeigebracht, ein aufgeregtes Glimmen in den Augen. Es war schneller verpufft, als die Rauchwolke, die sich gerade von Charlies angesengtem Haar erhob, nachdem Draco Snape gesagt hatte, dass er nicht zurück nach Hogwarts wollte.

Die Diskussion, die er damit ausgelöst hatte, war durch das ganze Haus gewandert. Das Mutterwiesel hatte das Mittagessen anbrennen lassen, weil sie ihn umstimmen wollte, während Fleur ihr scharf konterte, wieso das Dracos Entscheidung sei. Während all dem hatte Ginny Weasley ihn mehrfach beschuldigt, in all seinen Fächern durchgefallen zu sein, wann immer Potter in ihre Nähe gekommen war. Tonks hatte ihn mit einer Geschichte genervt, wie sie kurz davor gewesen war die Schule zu schmeißen, um den Schwestern des Schicksals auf ihrer Tour zu folgen.

Am wenigsten überzeugte ihn das Argument, das Dumbledore gleich mit in den Umschlag gesteckt hatte. Im Mondlicht funkelte das Schulsprecher-Abzeichen, von dem er fast solange geträumt hatte, wie von dem einen Schnatz, den er vor Harry Potter fangen würde. Er hätte alles dafür getan. Es hätte ihn nicht gekümmert, dass Dumbledore ihm das Abzeichen nur gab, damit ihn der Funken Autorität vor seinen rachsüchtigen Ex-Gorillas schützte. Aber irgendetwas war passiert, dass es an seinem Stolz nagte. Er hatte angefangen zu glauben, dass er das Potential hatte solche Dinge aus eigener Kraft zu schaffen. Sirius hatte immer an seine Fähigkeiten geglaubt, mehr als irgendjemand sonst. Wenn er zurückkam, sollte er nicht…

Dracos Atem stockte. Ein leises Knistern schreckte ihn auf. Charlie war eingeschlafen. Er bemerkte nicht, dass sein Haar Feuer gefangen hatte. Draco klopfte die Funken in der orangefarbenen Strähne aus. Die Spitzen waren schwarz verschmolzen. Wie bei Black, als er in Hogsmeade Bellatrix und ihren Hunden entkommen war. Schon ein Feuer, das ihm nichts hatte anhaben können. Am nächsten Morgen hatte er wieder neben Draco gelegen. Diesmal brauchte er nur länger.

Draco sprang von Charlie weg, als wäre das Feuer nicht erloschen sondern auf ihn übergesprungen. Er verließ das Zimmer und ging, begleitet von leisen Stimmen aus dem Erdgeschoss, in den obersten Stock. Blacks Zimmer war der einzige Ort, an dem er allein sein konnte. Der einzige Ort, an dem er erbärmlich sein konnte, ohne den Wasserhahn laufen lassen zu müssen.

Blacks Bett war unberührt. Draco setzte sich auf die Seite, die zum Fenster ausgerichtet war. Er fühlte die hässlich rot-goldene Tagesdecke unter seinen Fingern, die Nähte und abgenutzten Stellen. Alles in diesem Zimmer sah nach Gryffindor aus, ein Teil auch noch nach rebellischem Teenager. Es war durch und durch Sirius‘ Zimmer.

Draco rieb sich das Brennen aus den Augen. Mit feuchten Fingern griff er das Foto von Blacks Nachttisch. James Potter hatte seinen besten Freund fest im Schwitzkasten, als wollte er um jeden Preis verhindern, dass Blacks Foto-Ich aus dem Rahmen verschwand. Beide waren jung, ungefähr Dracos Alter. Er fragte sich, ob er wohl in dieses Bild gepasst hätte. Black hatte ihn einmal gefragt, ob Draco ihn noch wollen würde, wenn er siebzehn wäre. Das stand außer Frage. Unwahrscheinlich allerdings, dass Black ihn noch haben wollen würde.

Es klopfte an der Tür, die er offen gelassen hatte.

„Draco?“ Lupin kam herein. Seine Schritte kamen nur zögerlich näher, als hätte er Angst Draco würde auf und aus dem Fenster springen. „Was machst du hier, hm? Bill wollte nach dir sehen und du warst nicht da. Hat ihm einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“

Draco beobachtete, wie der Sirius im Foto sich an James‘ Arm klammerte.

„Es ist spät. Du solltest schlafen, sonst verpasst du den Hogwarts-Express“, sagte Lupin. Als Draco sich nicht rührte, setzte er sich neben ihn auf das Bett. „Was hast du da?“

Draco verstand nicht, wie Lupin so unverschämt sein konnte. Er war hier aufgetaucht, als hätte er Sirius nicht ohne mit der Wimper zu zucken im Stich gelassen. Draco hatte ihn angeschrien. Die Worte waren aus ihm rausgeplatzt, als hätte das mickrige Auftreten des Werwolfs eine frische Naht platzen lassen. Wenn er sich nicht aus dem Staub gemacht hätte, wenn er am Abend von Potters Geburtstag da gewesen wäre, wenn ein halbwegs vernünftiger Zauberer mehr gekämpft hätte… Lupin hätte in dieses Haus laufen sollen. Er hätte dort verbrennen sollen und die Gesellschaft von seiner Plage erlösen sollen. Ein widerlicher Verräter wie er verdiente nichts Besseres.

„Ah, ich erinnere mich daran“, sagte Lupin. Müde sah er immer aus, aber der anstehende Vollmond verschlimmerte das noch einmal. Er beugte sich näher an das Bild und legte eine Hand auf Dracos Schulter. „Das –“

„Fassen Sie mich nicht an“, platzte es aus Draco heraus. Seine Stimme war rau und unbenutzt.

Lupin ließ ihn los. „Entschuldige.“

Draco musterte Lupin abwartend, drückte das Bild gegen seine Brust. Er hatte den verräterischen Werwolf gesehen, vor zwei Wochen, wie er sich an die Schulter dieser Schlampe gelehnt und falsche Tränen vergossen hatte. Und Tonks hatte ihn gelassen. Tauchte seitdem wieder mit buntem Haar auf, jeden Tag eine andere Farbe, als wäre nichts passiert.

Lupin streckte die Hand aus. „Gib mir das Bild. Bitte.“

Draco wich zurück und glitt auf die Füße. Er bewegte sich in einem großen Bogen um Lupin herum.

„Sei nicht albern, Draco. Es ist nicht gut, wenn du dich –“

„Halten Sie die Schnauze“, blaffte Draco.

Lupins Gesicht verhärtete sich. Im Schein des zunehmenden Mondes zeigte sich bereits sein wahrer, eiskalter Kern. Er stand auf.

Draco fiel gegen die Fensterbank. „Kommen Sie mir nicht zu nahe“, krächzte er.

Die Schatten verbargen Lupins Reaktion. Er hob Zeigefinger und Daumen an die Stirn, rieb sich die Schläfen, als habe er einen Migräneanfall. Lupin seufzte so schwer, dass sein ganzer Körper sich mitbewegte.

„Ich vermisse ihn auch“, sagte er, „weißt du?“

Draco holte aus und warf den Bilderrahmen nach ihm. Lupin duckte sich und das Foto krachte an die gegenüberliegende Wand. Es fiel klirrend auf den Boden.

„Lügner!“, brüllte er. „Sie denken keine Sekunde lang an ihn! Grinsen, lachen, reden über Babysöckchen – lassen Sie mich in Ruhe! Verschwinden Sie!“

Lupin machte eine Bewegung, als wolle er auf Draco zugehen, überlegte es sich aber anders. „Draco, ich weiß, dass du Sirius sehr gemocht hast, aber –“

„Sagen Sie mir nicht, was ich fühle!“

„Aber das Leben geht weiter. Auch ohne Sirius. Es ändert nichts, wenn du dich einen Monat lang im Badezimmer einschließt um zu weinen.“

Draco hatte nichts mehr zum Werfen. Er ballte die Fäuste. „Sie werden den kleinen Parasiten auffressen, das wissen Sie, oder? Sie sind ein Monster. Ein heruntergekommener Werwolf, der einem Baby nichts bieten kann.“

Lupin schluckte herunter, was immer er hatte sagen wollen, und ging.

Draco fühlte sich, als wäre er aus dem Schwarzen See getaucht, nachdem die Luft schon lange knapp geworden war. Durchatmen konnte er nicht. Er hörte Stimmen von den Treppen kommen. Schnell schloss er die Tür und verriegelte sie, ehe ihn die Kraft verließ. Er sank auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür.

Es klopfte nicht, es hämmerte. „Draco?“ Bill hörte sich an, als war er einen Steinwurf davon entfernt, die Tür wegzusprengen. Er bemühte sich um etwas Ruhe in der Stimme und klang umso gepresster. „Machst du mal bitte auf?“

„Ist in Ordnung“, hörte er Lupin sagen. „Er will nur wütend sein, und das ist ein Fortschritt. Mich zu beleidigen passt besser zu ihm, als stumm in der Ecke zu sitzen.“

„Draco?“ Bill achtete gar nicht auf Lupin. „Kann ich reinkommen?“

„Lass ihn“, kam Fleurs französischer Akzent durch. „Er will bloß etwas allein sein. Ge’en wir schlafen, bitte?“

Bill stieß sich mit einem dumpfen Laut von der Tür ab, dann folgten Schritte. Draco traute sich erst wieder zu atmen, als er kein Geräusch mehr hörte, kein Geplapper, keine knarzenden Dielen, kein noch so kleiner Mucks. Seine eigenen Bewegungen schienen doppelt so laut wie sonst. Er sammelte das kaputte Bild vom Boden auf.

Sirius hatte ihm den Rücken zugewandt, schaute sich den langen Sprung an, der diagonal durch die Mitte verlief und ihn von James trennte. Potter grinste ihn an, höchst belustigt, und beäugte ihn, als hielte er ihn für die größte Dramaqueen nördlich von Salisbury.

„Du kannst mich mal, Potter“, murmelte Draco und auf die verzweifelten Gesten beider Jungen tippte er das Glas mit dem Zauberstab an. „Reparo.“ Äußerst melodramatisch fielen James und Sirius, nicht länger durch einen Sprung getrennt, sich in die Arme und lachten sich darüber schlapp. Draco stellte sie zurück auf den Nachttisch, augenrollend.

Er saß eine Weile dort auf Sirius‘ Bett und schaute dem Bild beim glücklich sein zu. Allmählich verstand er, wieso Black es gerne in seiner Nähe hatte.

Ein Foto von ihm gab es hier nicht. Von ihm und Black zusammen erst recht nicht. Einzig und allein ein Zeitungsausschnitt, der ein Bild von ihnen im St. Mungos zeigte, lag auf Blacks Schreibtisch. Besonders glücklich sahen sie beide nicht darauf aus. Black, der immer wieder die Kamera wegschlug, und Draco, der gezeichnet von einem mordlustigen Werwolf war.

Er rieb sich seine Schulter. Sie pochte leicht, aber mit dem stetigen Brennen des Dunklen Mals konnte sie nicht mithalten.

Draco ließ den lachenden Gesichtern ihre Ruhe und ging. Er wanderte etwas ziellos durch das Haus. Bill auf seinem besorgten Mutterwiesel-Trip begegnete ihm nicht. Anscheinend konnte er es kaum erwarten Vater zu werden und übte an Draco. Oder er musste sich ablenken, weil sein Mutterwiesel ihn nicht einmal im selben Zimmer mit seiner Verlobten schlafen ließ.

Bis er den zweiten Stock erreichte hörte er niemanden. Dann ließ Rons Schnarchen die Wände beben. Durch die offene Tür schien es sogar noch lauter als sonst. Weasley lag auf seinem Bett, alle Glieder von sich gestreckt und den Mund weit offen. Potters Bett war leer. Unter dem Spalt der Badezimmertür kam kein Licht durch. Sein Koffer am Ende des Bettes war offen und halb ausgeräumt. Ein leises Flüstern drang heraus.

Draco schluckte hart. Er schaute nach rechts und links, suchte die Schatten nach dem roten Glimmen ab. Da war nichts. Das Flüstern blieb. Ganz leise nur und nicht hörbar, sobald Ron wieder genug Luft zum Schnarchen hatte. Draco wartete auf den kalten Schauer, den er mit zischelnden Flüsterstimmen assoziierte. Aber auch das kam nicht.

Stattdessen machte sein Herz einen so großen Hüpfer, dass der Aufprall umso schmerzhafter war. Das konnte nicht sein. Er wurde verrückt. Er wurde so verrückt, dass er Weasley ein Kissen aufdrücken wollte, damit er still blieb.

Draco sah sich wieder um. Ein kurzer Blick… dann konnte er das Radio oder irgendeinen Scherzartikel der Weasleys ausstellen…

Auf leisen Sohlen schlüpfte er in Potters Zimmer. Der Koffer war ziemlich leer. Ein altes Spickoskop, ein Haufen ausgeleierter Socken und Pullover, Potters Schulbücher und ein paar schlecht verkorkte Zaubertränke… und das Monsterbuch der Monster. Draco verzog das Gesicht. Da hatte er die Geräuschquelle. Das Buch kaute aufgeregt an einem Knäuel Pergament herum.

„Komm her“, murmelte Draco und hob das Buch hoch, um es zu beruhigen. Unter ihm lag der Rest des Pergaments. Etwas Glänzendes war darin eingewickelt. Ein graues Auge blickte zu Draco hoch.

Draco ließ das Buch fallen. Es rannte wild los und zerriss Weasleys Decke, die er im Schlaf auf den Boden geworfen haben musste. Draco ließ sich kurz davon ablenken, wusste nicht, was er tun sollte, und ging in die Knie. Er wühlte sich bis auf den Boden von Potters Koffer, wo er neben Staubflusen und der dickflüssigen Masse eines Zaubertrankes das zerrissene Päckchen fand.

„Was zur…“ Weasley war aufgewacht. Seine Stimme klang, als wäre er zurück in den Stimmbruch gekickt worden. „Malfoy, was treibst du da?“

Draco achtete nicht auf ihn. Er riss das Päckchen frei. Ein Spiegel war darin. Ein Spiegel, in dem er nicht sein eigenes Auge gesehen hatte. Jetzt zeigte er nur Dracos Gesicht. Sein blasses Gesicht, entstellt von tiefen Ringen unter den verquollenen Augen.

„Malfoy!“ Weasley packte ihn an den Schultern. Er versuchte ihn von Potters Koffer wegzuziehen.

„Lass mich“, schnauzte Draco. „Ich hab seine Stimme gehört. Ihn gesehen. Er war hier drin!“

„Du hast sie ja nicht mehr alle!“ Weasley hatte die Arme fest um ihn geschlungen, zerrte ihn nach hinten. Draco wehrte sich, so heftig, dass er Weasley zum Umfallen brachte und mit zu Boden gerissen wurde.

„Er war da! Er war da!“ Draco schüttelte den Spiegel. „Sirius? Sirius!“

„Das ist nur ein Spiegel“, sagte Ron. „Er kann da nicht drin sein…“

Draco verschluckte sich an seinem Widerspruch. Er schüttelte den Kopf und drückte die Tränen so aus seinen Augen. Sie fielen auf den Spiegel, auf Weasleys Arme, und Draco scherte sich nicht mehr um seinen Stolz. Er schluchzte auf.

Weasleys Arme fingen an leicht zu zittern. Er tätschelte zögernd Dracos Schulter. „Vielleicht solltest du schlafen gehen“, murmelte er in Dracos Ohr.

Vielleicht sollte er das, ja. Der Schlafmangel ließ ihn durchdrehen.

„Draco?“

„Aaargh!“ Weasley packte ihn so fest, dass Draco der Atem wegblieb. Er grub alles was von seinen heruntergekauten Nägeln noch übrig war in den sommersprossigen Arm. Im Spiegel sah er nicht mehr sein tränenverschmiertes Gesicht. Er sah Sirius.

Draco fühlte sich wie ein Festmahl für hundert Dementoren.

Irgendwo unter den blauvioletten Blutergüssen grinste Sirius ihn an. Er brachte ein tonloses „Hey“ über die malträtierten Lippen.

Draco erwiderte das auch ohne selbst Stimme zu haben.

„Sirius, wo steckst du?“, fragte Weasley fiepend.

Sirius presste den Zeigefinger gegen seine Lippen. Er schaute sich um. Schritte umzingelten ihn, hallten dumpf wider. Sirius drehte den Spiegel um und zeigte ihnen einen dunklen, engen Raum. Draco brauchte keine Sekunde, um ihn zu erkennen.

Das war sein Kleiderschrank.

Sirius‘ Gesicht tauchte wieder auf. Aber er schaute sie nicht an. Er lauschte den Schritten, jetzt begleitet von Stimmen. Draco wollte durch den Spiegel greifen und Sirius zu sich holen. Er wollte nichts mehr. Innerhalb weniger Sekunden hatte alles Glück sich in Angst verwandelt.

Und sie war begründet. Licht fiel in den Schrank, kaum das Sirius den Spiegel gesenkt hatte. Lachen drang zu ihnen, dann ein lauter Knall, der plötzlich abbrach.

Draco stieß Ron mit den Ellenbogen von sich weg. Er hievte sich auf die Beine.

Weasley tat das Gleiche. „Wir müssen… Wo ist Harry?“

Selten hatte Draco sich so wenig um Harry Potter geschert. Er rannte hinaus in den Flur und die Treppe hoch in den dritten Stock. Weasley lief ihm hinterher. Das Monsterbuch der Monster folgte ihnen bis an die Treppe, wo es zurückbleiben musste.

„William?!“ Draco brach durch die Zimmertür und stürzte sich auf das vordere Bett. Bill hatte noch nicht geschlafen, sondern mit verschränkten Armen an die Decke gestarrt. Er schoss hoch, als Draco wie ein Pfeil auf ihn zuschoss. Mit festem Griff packte er Draco an den Armen.

„Was ist passiert?“

Dracos Stimme konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich vor Freude überschlagen oder komplett versagen sollte. Er stotterte und hielt Bill den Spiegel vors Gesicht.

„Was…?“ Im Bett hinter Bill setzte Lupin sich verwirrt auf.

„Sirius“, brachte Draco heraus. „Hier drin. Ich hab ihn gesehen. Er lebt.“

Bill schaute in den Spiegel, wo er nur sein eigenes, vernarbtes Gesicht sah. „Wo hast du den her?“

„Draco…“ Lupin zündete eine Kerze auf seinem Nachttisch an. „Wie lange hast du nicht mehr geschlafen?“

„Ich hab eine Stimme gehört und den hier in Potters Koffer gefunden“, sagte Draco schnell. Lupins perfider Plan ihn unglaubwürdig darzustellen sprang auf Bill über. „Sirius hat mit mir gesprochen.“

Lupin stand auf. „Wo ist Harry?“

„Was?“ Draco konnte nicht fassen, dass Potter schon wieder alle Aufmerksamkeit auf sich zog, obwohl er nicht einmal da war. „Haben Sie mir nicht zugehört?“

„Du hast gesagt, dass du den Spiegel aus Harrys Koffer hast. Ich würde gerne wissen, was er davon hält, dass du in seinen Sachen herumwühlst.“

Draco öffnete wortlos den Mund. Bill klopfte auf seine Wange.

„Harry ist nicht da“, sagte Weasley, der den Durchgang für Lupin blockierte. „Aber ich habe auch –“

„Was soll das heißen Harry ist nicht da?“ Lupin riss seinen zerschlissenen Umhang von der Lehne des Schreibtischstuhls und warf ihn über. Er drängte sich an Weasley vorbei, den leuchtenden Zauberstab von sich gestreckt, und verschwand in der Dunkelheit des Grimmauld Place.

Bill drückte Dracos Schultern. „Vielleicht setzen wir uns erstmal in die Küche und trinken eine Tasse Tee. Einen Trank zum Einschlafen könntest du –“

„Bill?“, rief Lupin.

Mit einem Seufzen schob Bill Draco von sich weg. „Gleich.“ Die Versuche ihm noch einmal alles zu erklären, beachtete er kaum, viel weniger schien er zu verstehen, dass Sirius keine Zeit hatte.

„Nein, warte.“ Draco bekam den Saum von Bills Unterhemd zu fassen, hielt ihn fest.

Gleichzeitig versperrte Weasley die Tür. „Ich hab ihn auch gesehen.“

„Hast du? Was hast du gesehen?“, fragte Lupin, der hinter Weasley auftauchte und sich eine Schläfe mit der Handkante massierte.

„Ich… ähm… Es war dunkel, und er sah ziemlich zugeschwollen aus, aber –“

„Okay, es reicht“, sagte Lupin und durchschnitt mit der Hand die Luft. „Ich will das nicht mehr hören. Draco, wenn du diesen Unsinn in die Köpfe der anderen pflanzt, dann –“

„Wie bitte?“ Draco ließ Bill los, ein weiteres Wort davon entfernt Lupin diesmal wirklich in die Luft zu sprengen.

Weasley drehte seinen Kopf von Lupin zu Bill und zurück, so ruckartig, dass seine Halswirbel knackten. „Aber ich hab auch –“

„Harry hat einmal gedacht, dass er seinen toten Vater gesehen hat. Apropos, Harry ist weg. Und das ist viel wichtiger, als –“

„Als Ihr Freund?!“, fuhr Draco ihn an.

„Als deine Halluzinationen“, gab Lupin zurück, immer noch ruhig, aber seine Stimme zitterte vor dem Sprung zum Brüllen. „Ja, du hast ihn geliebt. Okay. Aber du bist ein verzogener Teenager, der denkt, dass sich die Welt um ihn dreht und gerade untergeht. Und ich lasse nicht zu, dass du dich und vielleicht auch andere in Gefahr bringst, um den Schatten eines Mannes zu jagen, der all diese Gefühle nie erwidert hätte.“

Draco nahm die Hand aus der Hosentasche, ließ seinen Zauberstab stecken. Gebrüllt hätten diese Worte nicht mehr wehtun können.

„Remus“, sagte Bill tadelnd.

Lupin schüttelte den Kopf. „Es steht mir bis hier.“ Er deutete eine Linie weit über seinem angegrauten Haaransatz an. „Weck jetzt die anderen. Wir haben einen Auserwählten zu finden. Ich werde Dumbledore informieren.“

„Wir reden später“, murmelte Bill Draco zu und quetschte sich an seinem Bruder vorbei.

„Aber“, warf Ron mit fiepend hoher Stimme ein, „Harry meinte ständig, er würde Stimmen hören. Sirius‘ Stimme.“

Bloß Lupin blieb stehen, genauer gesagt wirbelte er auf den Absätzen herum. „Oh, ich warne dich, Draco. Hast du Harry diesen Nonsens erzählt?“

„Ich… Was?“

„Du würdest es lustig finden, wenn er direkt in Voldemorts Arme läuft, oder? Das ist extrem kindisch von dir. Du bist kein Stück erwachsener geworden, seit ich dich unterrichtet habe.“ Lupin schaute ihn streng und bohrend an, als versuche er sich gerade an Legilimentik.

„Ich hab nicht…“ Draco hielt diesen vorwurfsvollen Blick nicht aus. Er schaute weg.

„In Ordnung.“ Lupin atmete hörbar aus, sprach mit ruhiger Stimme weiter: „Hört mir zu, beide. Wir haben einen Spion in Voldemorts Reihen. Wenn Sirius am Leben wäre, wüssten wir davon. Das ist mein letztes Wort.“

„Snape hasst Sirius“, platzte es aus Weasley heraus.

„Er hasst mich auch und hat mein Leben gerettet“, entgegnete Lupin. „Allerletztes Wort. Geht schlafen. Bitte.“

Aber schlafen war das letzte, woran Draco dachte. Keiner in dieser Scheißwiderstandsbewegung mochte ihm vertrauen, aber Sirius verließ sich auf ihn.

Er ließ Lupin vorgehen und, als er sicher sein konnte außer Hörweite der Wolfsohren zu sein, schlich sich ins Erdgeschoss.

„Wo willst du hin?“ Das Wiesel hatte nicht viel für leise Schritte über und trampelte ihm nach.

Draco zischte ihm zu leise zu sein. „Ich weiß, was ich gesehen habe. Wenn du mich für verrückt halten willst, ist mir das –“

„Ich hab ihn auch gesehen“, meinte Weasley. „Dumbledore wird uns glauben.“

„In der Zwischenzeit bringen die Sirius wirklich um.“ Draco stieg rückwärts über den Trollfuß in der Eingangshalle. Weasley stolperte darüber. Er fluchte und hüpfte drei Schritte weit auf einem Bein, hielt sich den schmerzenden Fuß.

„Du weißt doch gar nicht, wo er ist.“

Draco schnaubte, zog sich schnell Schuhe und Mantel über. „Ich bin kein dämlicher Gryffindor und laufe planlos in die Nacht.“ Er riss die Haustür auf und prallte gegen eine unnachgiebige Regenwand.

Weasley grummelte. Er langte vorwärts und bekam Draco am Mantelärmel zu fassen, kurz bevor er disapparierte.


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