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Fanfiction

Pureblood Pride - Der Dementor im Schrank

von Dr. S

Zeit spielte schon bald keine Rolle mehr. Die Dunkelheit des Kellers saugte Stunden und Tage gleichermaßen auf. Mehr als kurze Blicke aus dem Fenster wurden ihm nicht gestattet, aber um Malfoy Manor schien ständig eine überirdische Finsternis zu hängen. Und Bellatrix ließ ihm kaum Pausen um die Aussicht zu genießen. Ihr Schweiß klebte immer noch an ihm, als sie Sirius wieder aus dem Keller schleifen ließ.

Sie laugte ihn jedes Mal nach Strich und Faden aus, ausgerechnet in dem Raum, wo Draco so viele seiner Ferien verbracht haben musste. Sirius lenkte sich oft mit der Vorstellung ab, was Draco hier wohl getan haben mochte. Ob er am Kamin gesessen und gelesen hatte, oder aus dem Fenster heraus geschaut und die Pfauen beobachtet hatte, oder irgendwo auf dem teuren Teppich gesessen und darüber gegrübelt hatte, wie sehr er Sirius hasste.

Heute aber kam er gar nicht dazu so weit zu denken.

Eine pummelige, kleine Gestalt trippelte in den Raum und unterbrach Bellatrix. Es war Peter. Er fiepte ihr etwas entgegen, was Sirius nicht verstehen konnte. Bellatrix‘ entstelltes Gesicht hellte sich auf. Sie fegte Sirius mit einem Wisch aus seinen Fesseln.

„Schaff ihn wieder runter, Wurmschwanz“, befahl sie und rannte, die Hände auf einer vergebenen Suche nach Ordnung in ihren wilden Haaren, aus dem Raum.

Peter blieb zurück, händeringend. Er schaute auf Sirius herunter, der sich nicht rührte.

Wurmschwanz. Von allen widerlichen Kriechtieren in Voldemorts Reihen ausgerechnet diese kleine Ratte.

Sirius fand eine neue Quelle Energie im Bauch. Alte, lang angeheizte Wut.

Peter richtete den Zauberstab auf ihn, traute sich langsam näher. Sirius, schwer atmend, starrte leer in Richtung Fenster, konzentrierte sich auf das einschläfernde Rauschen des Regens.

Peter ließ es sich nicht nehmen Sirius mit dem Zauberstab anzustupsen. Er bekam keine Reaktion, was ihn dreister werden ließ. „Nicht mehr so großspurig, was Sirius? Ganz ohne Zauberstab… Keine Freunde, um dich zu retten. Kein James –“

Sirius packte den Zauberstab und bekam silberne Funken ins Auge, als er ihn Peter entriss. „Wage es noch einmal von ihm zu sprechen“, warnte er, während er Peter herumwarf und auf den Boden presste. Den Zauberstab hielt er ihm an die Kehle. „Noch einmal, und ich zeig dir, dass ich dich auch ohne Zauberstab umbringen kann.“

Der Schock hatte Peter gelähmt, einzig sein Gesicht zuckte wild. „Bi-Bitte nicht. I-Ich kann dir den Weg hier raus zeigen.

Sirius hatte die Qual der Wahl – und er tat das, was er vor Jahren hätte tun sollen. Mit letzter Kraft rammte er Peters Kopf auf den harten Steinboden.

„Du widerlicher Verräter.“ Beim zweiten Mal ließ er Peters Gesicht zuerst gegen den Boden krachen. „Sogar deine neuen Freunde –“ Peters Nase brach wie ein trockener Zweig weg. „– verrätst du bei erstbester Gelegenheit.“ Seine fleischigen Wangen platzten auf, besprenkelten den Boden im silbrigen Schein des Zauberstablichts mit Blut. „Kein Remus da, um dich zu retten, kein Harry.“ Peter rutschte unter seinen Händen weg. Sirius fehlte die Kraft ihn wieder zu packen. Für einen Tritt zwischen die Beine des kümmerlichen Haufens reichte es noch. „Und kein James. Deinetwegen.“

Er hätte es zu Ende gebracht, dafür hätte er immer genug Energie gefunden, aber der Krach lockte Peters neue Freunde an. Sirius verwandelte sich in seine Animagus-Form und schlüpfte in die Schatten, die ihn fast so gut verdeckten wie ein Tarnumhang.

„Was ist hier – Wurmschwanz?“ Mulciber stieß Peters regungslosen Körper mit dem Fuß an. Er war einer dieser Todesser, die einfach kein Glück zu haben schienen. Kaum war er zwei Wochen aus Askaban draußen, rutschte er wieder hinein. Gut getan hatte ihm dieses Hin und Her natürlich nicht. Er war nur Haut und Knochen, füllte seine Roben schlechter aus, als Harry Dudleys Klamotten. Ein leichtes Ziel.

Sirius setzte an und sprang auf Mulciber. Er riss ihn zu Boden, presste die Luft aus seinen Lungen und schnappte mit den Zähnen den Zauberstab. Mulciber wollte nicht loslassen. Er kreischte hoch, als Sirius ihm in die Hand biss. Mit dem Zauberstab im Maul floh Sirius in die Eingangshalle. Schritte hallten von den hohen Wänden. Er schlüpfte unter einen niedrigen Holztisch, um sich zu verstecken. Die leeren Vasen wackelten verräterisch.

„Was ist da los? Bellatrix soll oben sein…“ Avery schälte sich aus den Schatten. Er hatte seinen Kurzaufenthalt in Askaban letztes Jahr abgeschüttelt, als wäre seine Dusche drei Tage lang kaputt gewesen. Wahrscheinlich, weil er schon immer nur angeknackste Tassen im Schrank gehabt hatte. Genug Zeit für so einen Brocken würde er nicht haben…

Und neben ihm tauchte Rowle auf, mindestens einen Kopf größer als Avery und ohne Askaban in den Knochen. Er war einer der Neuen, übersprudelnd vor fehlgeleitetem Enthusiasmus und soweit Sirius gehört hatte immer dabei, wenn man Flüche abfeuern durfte. In seinem jetzigen Zustand konnte er eine Auseinandersetzung mit den Beiden vergessen.

„Bleib du hier“, befahl Avery. „Ich gehe nachsehen –“

Mulciber platzte aus dem Salon. Er hielt sich seine blutende Hand. „Weg! Er ist weg!“

„Was? Wer ist… Was ist mit deiner Hand?“ Avery wich angeekelt zurück, als Mulciber auf ihn zutaumelte. „Nimm das weg…“

„Sirius Black. Er hat Wurmschwanz überrumpelt, hat mich gebissen. Er ist hier rausgekommen. Habt ihr ihn nicht gesehen?“

„Weit kann er nicht sein“, murmelte Avery und schaute sich um. Seine Augen wanderten über den Tisch unter dem Sirius als erkennbar dichter Schatten kauerte, glitten aber schnell weiter zur Haustür. Die Nacht spielte Sirius wieder einmal perfekt zu.

„Er hat meinen Zauberstab. Und den von Wurmschwanz“, sagte Mulciber.

Avery verdrehte die Augen. „Nur Idioten hier… Wir teilen uns auf und –“

„Hey“, mischte Rowle sich ein. „Sollten wir nicht Verstärkung holen? Sirius Black hat dreizehn Menschen mit einem Zauberstab umgebracht. Mit zweien sind wir alle tot.“

Mulciber starrte ihn mit offenem Mund an.

Avery schlug sich die Zauberstabhand gegen die Stirn, versprühte kupferne Funken. „Vollidioten, allesamt…“ Er zerrte Mulciber am Umhangärmel neben sich. „Du gehst in die Küche. Lucius und Narcissa sind dort. Sag ihnen, was passiert ist. Keine Verstärkung, solange wir es vermeiden können. Wir sind dran, wenn er wegen einem durchgeknallten Egomanen Leute aus dem Ministerium ziehen muss.“ Mulciber wollte los, aber Avery hielt ihn noch einmal zurück. „Und kein Wort davon zu Bellatrix.“

„Ich bin nicht blöd“, zischte Mulciber. „Mein Bett hier gefällt mir ganz gut…“ Damit verschwand er in einen Gang hinter der Treppe, die nach oben führte. Es waren über zwei Jahrzehnte vergangen, seit Sirius das letzte Mal in diesem Haus gewesen war. Er bezweifelte, dass sich viel verändert hatte. Der Grundriss bestand seit fast neunhundert Jahren, weitaus geordneter und geradliniger als das Schloss von Hogwarts, aber auch hier war eine Stufe mal unter Sirius‘ Fuß verschwunden – auch wenn er stark vermutete, dass Lucius damit zu tun gehabt hatte. Sollte alles beim Alten geblieben sein, dann hatte er eine Idee, wie er es vermeiden konnte einfach aus der Vordertür herauszumarschieren.

„Du kommst mit mir“, wies Avery Rowle an. Sie verschwanden in den Salon. Ollivander aus dem Keller zu bekommen war damit erstmal so gut wie unmöglich. Sirius huschte unter dem Tisch hervor und blieb auf dem weichen Teppich, der die Schritte seiner schweren Pfoten schluckte. Er lief nach oben in den ersten Stock.

Hier waren die langen Korridore noch dunkler, als im Erdgeschoss, aber nach so langer Zeit in einem dunklen Kellerloch hatte man sich daran gewöhnt – und als Hund konnte er sowieso besser sehen. Der helle Schein, der sich durch eine offenstehende Tür schlich, blendete ihn fast. Sirius horchte an der Tür, dann schaute er hinein.

Das eine Zimmer, mit dem er sich vage auskannte, war natürlich bewohnt – und ausgerechnet von Rabastan Lestrange. Er hockte im Schneidersitz auf dem edel verschnörkelten Teppich vorm Kamin und brannte mit dem Zauberstab Löcher hinein. Der Verlust seines Bruders schien ihn genug zu bekümmern, dass er sich nie bei Sirius‘ kleinen Dates mit Bellatrix hatte blicken lassen. Wenn er schnell war, dann würde er einen depressiven Todesser leicht überwältigen können.

Sirius verwandelte sich in einen Menschen und zielte mit Mulcibers Zauberstab. Den von Wurmschwanz schob er unter sein Hosenbein in seine Socke – für den Notfall.

„Stu–“

„Stupor!“ Der rote Lichtblitz schlug direkt über Sirius‘ Kopf in der Tür ein. Avery stand am Treppenabsatz, holte grinsend mit dem Zauberstab aus. „Hast du gedacht so einen fetten Köter wie dich könnte man übersehen?“

Sirius rollte sich unter dem nächsten Fluch weg und suchte Schutz hinter einer Statue irgendeines Malfoys. Der Kopf wurde weggesprengt, ehe er ihn erkennen konnte. Rowle hatte zu Avery aufgeschlossen und bewies gleich, wieso er das perfekte Frontlinienfußvolk war. Halbe Sachen waren nicht in seinem Repertoire. Rowle schleuderte einen Todesfluch nach dem anderen nach Sirius. Als wäre ein Fluch-Katapult nicht genug, sprang Rabastan aus seinem Zimmer. Er wurde fast von Rowle getroffen.

„Bella!“, brüllte er, fixierte sich auf Sirius.

Avery musste Rowle auf den Fuß treten, um ihn unter Kontrolle zu bekommen. Anscheinend wollten sie Sirius Black unbedingt lebendig haben.

Sirius nutzte aus, dass Rowle sich von Avery ablenken ließ, und schaltete ihn mit einem gut gezielten Explosionszauber aus. Die Druckwelle riss ein Loch in den Boden, Rowle aus seinen Schuhen und warf ihn in Avery hinein. Die beiden flogen aus seinem Blickfeld. Rabastan hustete in der wabernden Rauchwolke, die den gesamten Gang füllte. Sirius atmete nach diesem kleinen Zauber schon schwer. Er sah keine andere Möglichkeit als zu fliehen.

Wieder verwandelte er sich in den großen schwarzen Hund und rannte los. Eine Ecke, zwei, ließ er hinter sich, ehe er fast direkt in Bellatrix hineingerannt wäre. Er kehrte um und schlitterte auf halbem Weg zurück hinter einen Wandteppich, der die englischen Grafschaften aufzeigte. Dahinter lag eine Treppe, steil und mit einer dicken Staubschicht belegt.

Sirius blieb, wo er war, und wartete darauf, dass Bellatrix‘ Absätze in der Ferne verebbten. Er besah sich die steinerne Treppe, die sich nach oben schlängelte. Konnte er sich leisten Pfotenabdrücke in der unberührten Staubschicht zu hinterlassen? Lucius und Narcissa waren beide hier und kannte sich in ihrem Haus aus. Nur, weil sie den Gang nicht oft benutzten, hieß das nicht, dass sie von seiner Existenz nichts wussten. Er hatte keine Wahl.

Sirius folgte der Treppe nach oben. Durch die steile Windung kam er schnell außer Atem und verlor den Überblick, in welchem Stockwerk er sich befand. Als er die Schnauze hinter einem anderen Wandteppich heraussteckte, konnte er nicht mehr einschätzen, wo er gelandet war.

Die Gänge waren dunkel und menschenleer. Nicht einmal Stimmen hörte er hier oben noch. Einen Moment dürfte er Ruhe haben.

Sirius schlüpfte aus der geheimen Nische und folgte seiner Nase in Richtung der Fenster. Er schaute hinaus, um sich zu orientieren. Zum Springen war es zu hoch. Ohne Ollivander konnte er auch nicht fliehen. Wenn er das Fenster öffnen könnte, wäre er vielleicht in der Lage einen Patronus mit einer Nachricht loszuschicken. Verlässlicher, als der Zwei-Wege-Spiegel war das allemal.

Sirius verwandelte sich erneut. So schnell zwischen Mensch und Hund zu wechseln kostete Kraft, und die hatte er im Moment nicht. Nach Luft ringend blieb er am Boden sitzen, hielt sich am Fensterrahmen fest und zog sich mühselig hoch.

Vor ihm erstreckten sich die weiten Ländereien der Malfoys. Es regnete leichte. Die Pfauen hatten unter einer geschwungenen Hecke in der Nähe des Springbrunnens Schutz gefunden. Am Horizont glaubte Sirius dunkle Gestalten in weiten Umhängen zu erkennen. Sie hoben sich kaum von der Dunkelheit ab. Dort fühlten sie sich am wohlsten und brachten sie überallhin mit. Dementoren.

Sirius schluckte hart. Er musste das mit dem Patronus versuchen, auch wenn das ein Festmahl für seinen schlimmsten Alptraum war. Vorsichtig, um ja kein unnötiges Quietschen auszulösen, öffnete er das Fenster.

Unter ihm tauchte eine weitere Gestalt auf. Ein Zauberer. Dem weißblonden Haar nach, selbst in der Dunkelheit erkennbar, Dracos Vater. Sirius schlüpfte zurück hinter die Fensterbank und fluchte lautlos.

Was jetzt?

Nicht weit von ihm entfernt war eine Tür. Als er sich näherte, entdeckte er Staub auf dem Türknauf. Dort war lange niemand mehr gewesen. Mit dem Zauberstab öffnete er die Tür und stieß sie auf, ohne die Staubschicht zu entfernen. Er schleppte sich in das dunkle Zimmer und verriegelte die Tür magisch.

Dann nahm er sich ein paar Minuten zum Ausruhen.

Sein Herz hämmerte gegen geprellte Rippen. In seinem Rücken zentrierte sich der Schmerz, den Bellatrix‘ Messer und die entzündeten Wunden hinterlassen hatten. Von seinen Oberschenkeln, ihrem nächsten Ziel, gar nicht erst anzufangen. Sein Becken fühlte sich gebrochen an. Er durfte nicht darüber nachdenken, was sie alles mit ihm gemacht hatte – was sie noch tun würde.

Er wollte nach Hause. Zu Harry und Remus, zu Draco. Auch wenn Draco ihn vielleicht nicht mehr haben wollte, wenn Bellatrix‘ dreckige Finger überall an ihm klebten.

Sirius atmete alles an Gefühlen, was er gerade nicht gebrauchen konnte, weg. Er blieb mit einem brennenden Feuer Wut im Magen sitzen. Zeit sich zu fokussieren.

„Lumos“, wisperte er und dimmte das Licht an seiner Zauberstabspitze. Das Zimmer war groß, hatte ein bequemes Himmelbett zwischen zwei bodenlangen Fenstern stehen. Die Vorhänge waren geschlossen, und seit langer Zeit war Sirius dankbar für Vorhänge.

Zwei weitere Türen führten wahrscheinlich in ein angrenzendes Badezimmer und einen Wandschrank. Der Schreibtisch an einem weiteren Fenster war aufgeräumt, sah aber aus, als wäre er jüngst und nicht schon seit Jahrzehnten unbenutzt. Pergamentrollen waren ordentlich zu Pyramiden gestapelt, Feder und Tinte standen bereit, und ein Buch war sogar noch aufgeschlagen, aber eingestaubt. In einer Ecke zwischen den hohen Bücherregalen, alle vollgestopft, stand ein Käfig und darin schlummerte das Monsterbuch der Monster, stieß bei jedem Atemzug kleine Pergamentfetzen aus.

Sirius grinste.

Das musste Dracos Zimmer sein.

Einen Moment lang vergaß er, dass Voldemorts Todesser ihm auf den Fersen waren, und setzte sich an den Ort, wo Draco seine Hausaufgaben in den Ferien gemacht hatte. Und anscheinend Zeitung gelesen hatte. Jede Menge Ausgaben des Tagespropheten waren in den Schubladen verstaut, Verwandlung heute, Zauberkunst-Magazine und Quidditch-Zeitschriften. Ganz unten fand er einen Packen Briefe, eng verschnürt und alle ungeöffnet, von Pansy Parkinson.

Dracos Zaubererschachspiel in der Ecke war bei einer Partie abgebrochen worden. Den schwachen Spielzügen der schwarzen Figuren – die Draco am liebsten benutzte – nach war die Partie schon älter als ein Jahr.

An der Wand hingen ein paar Bilder, vorwiegend Landschaften durch die Drachen oder geflügelte Pferde flogen. Das einzige Foto, das er entdeckte, war eines von Harry. Und in ihm steckten diverse Dartpfeile. Sirius war enttäuscht, dass er so eine Behandlung scheinbar nicht verdient hatte, bis er Dracos Nachttisch erreichte.

Zeitungsausschnitte lagen vollkommen durcheinander, zerknittert und unsauber ausgetrennt. Sirius erkannte den, der nach dem Kampf im Ministerium erschienen war, als man ihn erneut nach Askaban gesteckt hatte. Besonders gut sah er auf dem Foto nicht aus. Viel besser dagegen auf dem Foto, als er endlich als freier Mann entlassen worden war, Harry im Arm hielt und breit genug für sie beide grinste. Es sah aus, als hätte Draco mit der Schere diverse Male auf die Figuren im Foto eingestochen, aber sie hatten sich unversehrt retten können und in die heile Ecke gedrängt.

Sirius war einigermaßen zufrieden mit dem Eindruck, den er bei Draco hinterlassen hatte. Aber das hier war nicht mehr Dracos Leben, es war, als würde er nochmal in sein Zimmer im Grimmauld Place gehen, wie er es auf seiner Flucht vorgefunden hatte, frisch verlassen von seinem sechzehnjährigen Ich. Ein kleiner Sprung in der Zeit zurück.

Dracos Zimmer zeigte keine rebellische Ader – höchstens, dass er das Monsterbuch der Monster wie ein Haustier behandelte. Es war das Zimmer eines Jungen, dessen Vater keine Zeit oder Lust hatte eine Partie Schach mit ihm zu beenden, der viel zu viel Zeit darin investierte den Ansprüchen seines Namens gerecht zu werden, und das alles machte noch so viel verblüffender, dass er es für Sirius Black aufgeben hatte.

Andererseits… er war schon ziemlich cool.

Sirius‘ eingerissene Mundwinkel schmerzten von seinem Grinsen.

Ein Scheppern und Poltern vertrieb ihm jedes Lächeln wieder. Er hatte sich zu lange ablenken lassen.

Stimmen kamen aus dem Flur. „Wage es nicht dort irgendetwas anzufassen“, hörte er Narcissas Stimme. „Hast du gehört? Setz einen Fuß in das Zimmer meines Sohnes und ich werde –“

„Halt’s Maul“, schnauzte Rabastan. „Wenn er sich irgendwo versteckt, dann hier.“

Sirius hatte zwei Möglichkeiten, gut, drei, wenn er unter dem Bett verstecken mitzählte. Die Tür links oder rechts, ins Bad oder in den Schrank. Er entschied sich für das Badezimmer – und erwischte die falsche Tür. Sirius landete in einem riesigen Wandschrank, nicht einmal halb gefüllt mit Roben, etwas, das nach einer Quidditch-Robe der Magpies aussah, Kommoden mit Schubladen und Schuhen.

Zwischen älteren Roben durch zwängte Sirius sich bis ans Ende des Schrankes. Er tastete die Wand ab, suchte nach einem kleinen Fluchtweg für frustrierte Teenager.

Etwas Kaltes berührte seine Knöchel. Rasselnder Atem füllte den Schrank. Sirius erstarrte.

„Was willst du damit andeuten?“, keifte Narcissa. Sie war jetzt in Dracos Zimmer.

Rabastans schwere Schritte marschierten ziellos umher. „Tu doch nicht so. Dein kleiner Scheißer steht auf Black. Und Sirius war lang genug in Askaban, dass er nicht Nein sagen wird. Hah… Niemand sagt zu einem willigen Mund Nein, der auf Hüfthöhe rumkriecht.“

Eine schallende Ohrfeige durchbrach die Nacht.

Sirius drehte langsam den Kopf. Aus der Dunkelheit des Schrankes schälte sich eine Gestalt, eingehüllt in einen weiten Umhang. Sie streckte den Arm aus, ließ den Ärmel zurückfallen und streckte die knochige Hand nach ihm aus.

Ein Irrwicht, außer Draco versteckte einen Dementor in seinem Schrank.

Sirius hörte nicht auf die Stimme, die ihm einflüstern wollte, dass einer der Dementoren von draußen hier hereingekommen war. Das war nicht möglich.

„Du hast mich geschlagen. Du hast mich schon wieder geschlagen.“

„Du hast schon wieder meinen Sohn beleidigt! In meinem Haus verbitte ich mir solche Anschuldigungen. Rabastan… nimm deinen Zauberstab runter.“

Er würde seinen Zauberstab nicht senken. Er würde Narcissa ohne mit der Wimper zu zucken umbringen – und Sirius würde es Draco sagen müssen.

Der Dementor kam näher. Unter seiner Kapuze nahm das Rasseln zu, als er tief einatmete.

Sirius hob Mulcibers Zauberstab. Er horchte auf die Stimmen aus dem Zimmer, wartete auf eine Zauberformel… ihm wurde schlecht. Sirius wich so dicht er konnte an die Wand zurück. Er konnte nichts tun, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Der Dementor hatte freie Bahn für einen Abschiedskuss. Sirius rutschte auf den Boden, hielt sich den Kopf. Das ferne Echo von Schreien breitete sich zwischen seinen Schläfen aus.

Dann fiel Licht auf ihn. Die Schranktür war geöffnet worden. Durch Dracos Roben konnte er Rabastans aschfahles Gesicht sehen. Es verzerrte sich, als er den Dementor sah. Rabastan schrie auf und sprang zurück.

„Was…“ Narcissa schaute in den Schrank. Auch sie erbleichte beim Anblick des verwirrt umherschauenden Dementor. Ihr Schrei erstarb in der Kehle. Sie schlug die Tür zu, als Rabastan ihre Hand packte und sie fort zerrte.

Der Dementor taumelte hilflos umher. Dementoren kannten keine Hilflosigkeit.

Sirius seufzte erleichtert. Er richtete Mulcibers Zauberstab auf ihn und sagte: „Riddikulus.“ Der Dementor fiel mit einem Peng in sich zusammen. In dem Bündel seiner Roben lutschte ein apfelwangiger Baby-Dementor an einem Schnuller, der seinen tödlichen Mund perfekt verschloss.

Sirius hob das Bündel hoch, öffnete die Schranktür und legte es davor ab. Wenn er Glück hatte würde der Irrwicht es sich unter Dracos Bett gemütlich machen und die Todesser von hier fernhalten. Zumindest für eine Weile.

In der Zwischenzeit kramte er den Zwei-Wege-Spiegel aus seiner Tasche. Er konnte sein eigenes Spiegelbild erkennen, das erste Mal seit einer Ewigkeit. Er hätte sich lieber nicht gesehen. Sein Gesicht war zugeschwollen, verdreckt von Ruß und Blut, und eingerahmt von wirrem Haar.

„Harry?“, rief er in den Spiegel. Dieses Mal ein bisschen lauter. „Irgendwer? Hallo? Kann mich irgendwer hören?“

Und dann hörte er etwas. Es war ein Geräusch, als würde jemand Pergament auseinanderreißen. Dann folgte ein Schmatzen.

Sirius runzelte die Stirn. „Hallo? Wer ist da? Ron?“

Sein Spiegelbild verschwand. Stattdessen sah er Dunkelheit. Sie bewegte sich, als würde etwas darüber kriechen, das ein dichtes Fell hatte. Dazu das immer lauter werdende Kauen.

Dann verschwand das Ding, und eine kleine Ecke des Spiegels zeigte endlich ein anderes Gesicht.

Sirius hätte fast den Spiegel fallengelassen. „Draco?“

Einen Moment lang hielt er den Blick von grauen Augen fest, dann musste er den Spiegel senken. Die Schritte waren zurückgekommen. Viel mehr, als ein kleiner Irrwicht aufhalten konnte.


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