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Pureblood Pride - Bittersüße Rache

von Dr. S

Ein Klopfen donnerte durch Dracos pochenden Schädel. Er war in seinem Zimmer im Grimmauld Place. Schwerfällig löste er sein Gesicht aus dem Kissen. Auf dem silbergrauen Stoff blieben Dreck und Blutspuren zurück. Mit ihnen kam die Erinnerung zurück.

„Sirius?“ Hoffnungsvoll blickte Draco zur Tür. Aber nicht Black kam herein.

Fleur brachte ein Tablett mit einer Schüssel Suppe herein. Sie lächelte halb. „Fühlst du disch besser, Draco?“

„Wo ist Sirius? Was… ist passiert?“ Draco setzte sich auf. Er rieb sich die Stirn, brachte die Erinnerung aber nicht zurück. Nur die Flammen verschlangen noch einmal den Fuchsbau hinter seinen Augenlidern. „Wo ist Sirius?“, wiederholte er mit festerer Stimme.

Fleur stellte das Tablett auf Dracos Schoß. Sie setzte sich auf die Bettkante. „Iss. Du musst etwas essen.“

Draco rührte die Suppe nicht an. Er schaute Fleur in die Augen, eines angeschwollen von einem Schlag oder Fluch. Sie wich seinem Blick aus, nahm den Löffel und tauchte ihn in die Suppe.

„Bitte.“ Sie hielt den Löffel vor Dracos Mund, als wäre er ein Baby, das nicht hier-kommt-der-Besen spielen wollte. Mit einem Seufzen gab sie auf. „Lass misch deinen Kopf anse’en.“

Draco hätte sich nicht weniger um seine Kopfschmerzen scheren können. Er wich Fleurs Hand aus. „Du sagst mir jetzt, was passiert ist.“

„Isch kann… isch…“ Sie wrang die Hände ineinander. „Dumbledore ist gekommen, gleisch nachdem du disch fast umgebracht ’ast. Ohne ihn wären wir wahrscheinlisch alle tot. Er ’at Verstärkung mitgebracht, die Auroren, Kingsley, Nymphadora, et cetera. Dann ’at er das Feuer gelöscht, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Und die Todesser ’atten es auf einmal ganz eilisch zu verschwinden.“

„Das war nicht, was ich wissen wollte.“

Fleurs tiefblaue Augen wurden feucht.

Der Kloß in Dracos Hals schmerzte mittlerweile heftiger, als sein Kopf.

„Es tut mir leid, Draco.“

Er stieß das Tablett um. Brennendheiße Suppe floss über seine Unterschenkel. Fleur sprang auf und ihm aus dem Weg. Sie versuchte ihn festzuhalten.

„Das ist nicht wahr“, sagte Draco und schob sie weg. Er lief aus dem Zimmer. Der Grimmauld Place sah aus wie immer. Dunkel und abstoßend, längst verglühte Eleganz. Das Portrait von Blacks Mutter schrie die Eingangshalle zusammen. Black hätte sie zum Schweigen gebracht, wenn… Nein.

Draco rannte ins oberste Stockwerk. Blacks Zimmer war verschlossen. Er schlug seinen Zauberstab gegen das Schloss und sagte: „Alohomora.“ Die Tür glitt auf und gab den Blick auf das menschenleere Zimmer frei. Blacks Bett war unberührt, nur ein aufgeschlagenes Buch lag am Fußende. Die Bilder seiner Freunde, die meisten längst tot, beobachteten ihn neugierig. Potter Seniors abfälliger Blick vom Nachttisch aus brachte Draco dazu, die Tür kräftiger als notwendig zuzuschlagen.

Er schaute in Regulus‘ Zimmer nach, im Bad, sogar im Wandschrank. Im nächsten Stock wiederholte er das, und im Stock darauf bis hinunter ins Erdgeschoss. Das große Schlafzimmer sah bewohnt aus, Koffer und Kisten standen dort, wo einst Blacks Eltern ihre Nächte verbracht hatten, aber von Black selbst keine Spur. Im ersten Stock fand er die Antwort auf die fremden Sachen.

Ginny Weasley zog sich gerade um. Sie schrie auf, als Draco hereinplatzte, und warf ihren Pullover nach ihm. Draco wich aus.

„Hast du Black gesehen?“, fragte er unberührt.

„Raus“, gab Ginny flammendrot zurück. „Verschwinde!“

Draco hatte keine Zeit für so etwas. Die Wiesel-Familie, jetzt am Ende ihrer sowieso schon armseligen Existenz, hatte hier also Zuflucht gefunden. Es würde zu Black passen einem Haufen Obdachloser ein Dach anzubieten. Black mochte Gesellschaft. Je mehr, desto besser. Draco hatte Black am liebsten ganz für sich allein, aber er würde ihn auch teilen. Er wollte ihn bloß finden.

Charlie Weasley kam ihm auf der Treppe entgegen. Er hatte Bill wohl mit dem Portrait von Mrs. Black geholfen. Mit ausgestreckten Armen, übersät mit Schnitten, versuchte er Draco den Weg abzuschneiden.

„Hey, du bist wieder auf den Beinen, hm? Wie geht’s dir?“

Draco stieß ihn zur Seite. Er hatte das Wohnzimmer im Visier, aus dem Stimmen kamen. Bevor er es erreichen konnte, packte Bill Weasley ihn am Arm.

„Draco, warte mal. Wir –“

„Lass mich.“ Er ging einfach weiter, zog Bill einen Schritt mit, bevor er losgelassen wurde. Ohne Stopp stieß er die Tür auf. Granger und das Wiesel saßen auf der Couch. Sie zuckten auseinander, entwirrten ihre Patschehände. Granger stand sogar auf.

„Malfoy –“

Draco schlug die Tür zu, ehe der mitleidige Tonfall ihn den Batzen Flüche auf Granger halsen ließ, den sie schon so viele Jahre verdient hatte – und diesmal wäre sie nicht mit menschlicheren Zähnen davon gekommen.

Bill stand ihm wieder im Weg. „Draco, können wir uns nicht kurz –“

„Nein.“ Er tauchte unter Bills Arm durch und steuerte auf die Treppe zur Küche zu. Black war ständig in der Küche. Manchmal fand man ihn dort sogar mitten in der Nacht, schlafend neben einem leeren Glas, das nach Alkohol roch. Man musste ihn wachrütteln, damit er sich ins Bett legte, und dann musste man sich eine neckende Standpauke anhören, weil man selbst nicht im Bett war. Aber Draco schlief ohne Black schlecht oder gar nicht. Er war dankbar für den warmen Hundekörper gewesen, der unter seine Decke gekrochen oder sich am Fußende zusammengerollt hatte.

Die Küchentür schlug auf, knallte gegen die Wand und fegte einen leeren Bilderrahmen herunter. Potter stolperte rückwärts die Treppe herauf. „Ich will mich nicht hinsetzen!“, brüllte er und stieß gegen Draco, der auf der schmalen Treppe nicht hatte ausweichen können.

Sie blieben flüchtig aneinander hängen. Potters Gesicht, die Wangen vom Zorn rot besprenkelt und seine Augen erschreckend vertraut glühend, machte ihm Angst. Schnaubend wie ein Hippogreif schob Potter ihn zur Seite und rannte nach oben. Die Haustür knallte kurz darauf. Granger und das Wiesel fingen an zu diskutieren, ein dumpfes Stimmengemetzel, das Draco auf dem Weg in die Küche nicht weiter verfolgte.

Dumbledore saß am Küchentisch, die vertrocknete Hand mit der gesunden verschränkt. Draco suchte den langen Tisch zweimal nach jemand anderem ab, duckte sich dann sogar und schaute nach einem schwarzen Fellknäuel, das sich unter dem Tisch versteckt haben könnte.

Dumbledores sanfte Augen hatten jeden verzweifelten Schritt verfolgt. „Hast du auch einige Flüche für mich vorbereitet?“

Auf dem Tisch lag ein Stück Holz, von Asche und Ruß geschwärzt, aber ganz. Draco erkannte die Ornamente, die Länge, trotzdem nahm er den Zauberstab in die Hand.

„Das ist seiner“, sagte Draco. „Wieso haben Sie den? Wie soll er zurückkommen, ohne…“

„Draco…“ Dumbledores Blick versuchte ihm eine Traurigkeit aufzuzwingen, für die Draco keinen Platz hatte. „Du hast das Feuer von Nahem erlebt. Es war unerbittlich. Sirius hat getan, was er konnte, um deine Tante von Harry, Ginny und Gabrielle fernzuhalten, damit sie es nach draußen schaffen. Seine Sicherheit war ihm dabei nicht wichtig. Wir haben seinen Zauberstab in den Überresten des Fuchsbaus gefunden. Dort –“

„Und sonst nichts“, zischte Draco. „Sie haben keine… keinen… Sie haben nicht richtig gesucht.“

„Wir haben wenig gefunden, weil Bellatrix‘ Flammen alles verschlungen haben. Die Weasleys haben so gut wie alles verloren –“

„Die Weasleys interessieren mich nicht. Und wenn Sie mir nicht helfen wollen, Black zu finden, dann gehe ich ihn eben alleine suchen.“

„Er ist fort, Draco. Dort, wo er ist, kannst du noch nicht nach ihm suchen.“

Draco blieb im Türrahmen stehen und ballte die Fäuste um Blacks Zauberstab. „Sie sind ein Lügner“, spuckte er Dumbledore über die Schulter entgegen. „Sie machen das nur, weil Sie mich nicht ausstehen können. Sie haben ihn mir immer weggenommen, haben ihn gefeuert, seine Briefe abgefangen, ihm dämliche Aufträge für Ihren dämlichen Orden gegeben und jetzt –“ Draco schnappte nach Luft. Seine Brust hob und senkte sich, als wäre er um den Schwarzen See gespurtet. „Sie widern mich an.“

Dumbledore nickte. „Ich wünschte, mich zu beleidigen würde irgendetwas ändern. Wenn es dir hilft, mach ruhig weiter.“

Dracos Kehle schmerzte, als hätte er den Cruciatus-Fluch verschluckt. „Wenn er noch sauer auf mich ist und das tut, um nie wieder mit mir reden zu müssen, okay. Sagen Sie mir bloß, dass es ihm gut geht.“

Dumbledore wirkte erschöpft und alt. „Du warst sehr mutig, gestern Nacht und in den letzten Monaten. Sirius hat dich mit aller Kraft unterstützt. Er hätte dich nie im Stich gelassen“, sagte er mit einer Ruhe in der Stimme, die Draco ihm die Kehle herausreißen lassen wollte. „Es tut mir leid, dass ich es euch schwerer gemacht habe. Ich tat, was ich für das Richtige hielt.“

Draco wischte sich eine Träne weg. „Sie sind ein Lügner. Ich glaube Ihnen kein einziges Wort.“ Er rannte die Treppe nach oben, trampelte Mrs. Black wieder wach. Sie schrie und keifte und kein einziges Wort davon galt ihrem Sohn.

Charlie war sofort zur Stelle, um sie hinter ihren Vorhang zu zwängen. Bill versperrte Draco mit Granger und Ginny den Weg zur Haustür.

„Wo willst du hin?“, fragte er.

„Ich gehe Black suchen.“ Er fing sich Blicke ein, als hätte er eine todbringende Form von Drachenpocken.

„Ich lasse nicht noch einen Teenager aus diesem Haus laufen“, sagte Bill. „Geh –“

„Du hast mir gar nichts zu sagen!“, blaffte Draco.

„Malfoy, du trägst noch nicht einmal Schuhe“, sagte Granger. „Beruhig dich erstmal und –“

„Halt’s Maul, Granger. Hier ist kein Lehrer, dem du mit deinem rechthaberischen Getue in den Hintern kriechen kannst.“

„Krieg dich wieder ein, Malfoy“, fuhr Ginny ihn an und schob sich vor Granger. „Du hast kein Recht dich so aufzuführen. Sirius hat mir genauso viel wie Harry oder dir bedeutet, und ich laufe nicht raus in den Regen, um mich von den nächstbesten Todessern zu ihm schicken zu lassen.“

Draco rieb Blacks Zauberstab so fest zwischen den Fingern, dass rote Funken herausschossen und Bills Hemd ankokelten. Bill klopfte den glühenden Stoff aus und machte ein Stück Platz. Draco besetzte die Lücke und schaute auf Ginny herunter.

„Sag das nochmal.“

Sie hob das Kinn. „Oh, gerne. Zu schade, dass alles, was ich sage, an deinem riesigen Ego abprallt. Glaub es oder nicht, Malfoy, aber du bist nichts Besonderes. Nach allem, was passiert ist, sollte dir das allmählich mal klar werden. Wir alle haben Sirius gemocht.“

„Gut, er ist also die einzige Familie, die du noch hast? Ich würde gerne zusehen, wie du Potter das ins Gesicht sagst.“

„Er war wie Familie, da ist kein Unterschied“, fauchte Ginny hochmütig, wie eine wütende Katze.

„Da ist ein gewaltiger Unterschied“, erwiderte Draco. „Du hast keine Ahnung, was ich fühle.“

„Ich denke, das ist ziemlich offensichtlich. Du hast Angst. Ohne Sirius gibt es hier nämlich niemanden, der dich ausstehen kann, niemanden, der auf dich aufpassen würde. Die Todesser würden dich schneller in ihre Finger kriegen, als Harry dir den Schnatz unter der Nase wegschnappt. Und du willst abhauen, um dich rechtzeitig bei ihnen einzuschleimen.“

„Das reicht jetzt.“ Bill hatte seinen verkohlten Hemdärmel gerettet und schob seine kleine Schwester zurück. Er stellte sich in Dracos Schusslinie, zwang ihn Blacks Zauberstab wieder zu senken. „Ihr solltet euch beide –“

„Nein, sie hat Recht“, sagte Draco. „Ihr könnt mich nicht leiden. Ich euch auch nicht. Black ist alles, was ich noch habe. Niemand nimmt ihn mir weg, verstanden?“

Granger fixierte ihn mit tränenden Augen, während Ginny aussah, als würde sie den Rauswurf von Hogwarts in Kauf nehmen, um ihm ihren Flederwicht-Fluch auf den Hals zu hetzen.

Bill fasste ihn an der Schulter. „Lass uns nach oben gehen. Du musst etwas essen, deine Wunden ansehen lassen und ein Bad nehmen. Sirius hätte bestimmt nicht gewollt, dass du –“

„Fass mich nicht an, du wertloses Narbengesicht! Wenn ich gehen will, dann gehe ich.“

Bills Augen erkalteten wie ein See, der von Blitzeis erfasst wurde. Er packte Draco und drängte ihn vorwärts, hob ihn sogar von den Füßen, schleifte ihn aber größtenteils ins Wohnzimmer.

Draco fluchte und beleidigte Bill unter Einsatz aller kreativen Ressourcen, auf die er gerade Zugriff hatte. Und das waren nicht viele.

Bill warf ihn auf das Sofa. Er musste Draco an den Schultern gegen die Lehne pressen, um ihn auf dem Platz zu halten. „Hör mir gut zu. Ich werde das nur ein einziges Mal sagen. Auf keinen Fall lasse ich dich in diesem Zustand aus dem Haus. So bist du in zwei Minuten tot, auch wenn du zäh wie eine Kakerlake bist.“

Draco schoss vor, dicht an Bills vernarbtes Gesicht. „Nenn mich nicht so.“

Bill umfasste Dracos Gesicht, grub seine Finger fest in Dracos Fleisch, gegen verkrustete Schnitte, die er ganz vergessen hatte. „Er ist tot, Draco. Du willst das nicht hören, suchst nach irgendeinem Hoffnungsschimmer, aber das ändert nichts. Sirius ist nicht mehr da. Und ich werde nicht zulassen, dass du ihm hinterherspringst.“

„Er ist nicht tot“, presste Draco hervor.

„Was?“ Im Türrahmen stand Potter, klatschnass, und im Nacken gepackt von Professor Snape. Genau, wen Draco gebraucht hatte.

Er schlug Bills Hände weg und lief auf Snape zu. Potter ließ ihn nicht aus den Augen. Der Zorn war aus seinem Gesicht verraucht, ließ es leer und blass zurück. Seine grünen Augen leuchteten immer, vielleicht jetzt ein wenig hoffnungsvoller.

„Sagen Sie es ihnen“, verlangte Draco. Er griff Snapes weiten Robenärmel. „Sagen Sie ihnen, dass es Black gut geht.“

Hinter Potter und Snape tauchten die restlichen Wiesel und Granger auf.

„Harry, hör nicht auf ihn“, sagte Ginny.

Potter hörte nicht auf sie. „Was meinst du, Malfoy?“

„Es macht keinen Sinn.“ Draco fühlte sich inmitten der ungläubigen Blicke wie frisch aus der geschlossenen Abteilung des St. Mungos ausgebrochen. „Er ist Potters Pate, lebendig ist er so viel mehr wert. Wieso ihn töten?“

„Wieso nicht?“, warf Ginny ein.

„Sie haben niemanden getötet“, sagte Draco. „Dabei hatten sie mehr als eine Gelegenheit. Der Dunkle Lord wollte niemanden töten.“

„Er wollte nur zeigen, dass er es kann. Jederzeit“, sagte Granger. Bill schaute sie an, als wolle er sie zurechtweisen, dass sie Draco auch noch ermutigte. „Ich… hab gehört, wie er es selbst zu Dumbledore gesagt hat.“

Weasley hob die Hand. „Ich auch.“ Zögerlich senkte er sie wieder und schaute auf den Boden.

Potter blickte von seinen besten Freunden zu Ginny. Sie schnaubte.

„Wenn dem so wäre, würde dein Onkel nicht darüber Bescheid wissen?“

Draco zog die Augenbrauen fest zusammen.

„Oh, sag bloß, du wusstest nicht, dass er unten im Keller hockt? Rodolphus Lestrange ist doch dein Onkel, oder Malfoy?“

Draco schaute Snape hilfesuchend an.

„Sie haben ihn unter dem Hochzeitszelt vergessen. Jemand hat ihn gelähmt“, erklärte er. „Wir konnten ihn schlecht den Auroren übergeben. Er wäre nie nach Askaban gekommen. Jetzt, wo das Ministerium so gut wie dem Dunklen Lord gehört.“

„Was?“, entfuhr es Draco.

„Seht ihr.“ Ginny verschränkte die Arme vor der Brust, als wäre ihre Haltung sowieso nicht abwehrend genug. „Er weiß nicht einmal, was passiert ist. Ihn hat ein Stück Haus am Kopf getroffen. Niemand sollte auf ihn hören, ehe er runtergekommen ist.“

„Ich bin hier, weil Professor Dumbledore mich gebeten hat ihm etwas Veritaserum für unseren Gast zur Verfügung zu stellen“, sagte Snape. Der Tumult um ihn herum gefiel ihm nicht und er fixierte sich auf Draco. „Ich bin nicht gekommen, um über Black zu reden.“

„Aber es geht ihm gut? Sie müssen es wissen. Der Dunkle Lord sagt Ihnen alles.“ Dracos Herz schlug vor Aufregung so hart gegen seine Brust, als versuche es aus seinem Rippenkäfig auszubrechen. „Sie sind doch auf Dumbledores Seite. Sie müssen ihm sagen, dass es Black gut geht.“

Snapes tiefschwarzer Blick barg weniger Hoffnung, als ein aufziehendes Gewitter. „Black ist tot.“

Dracos Herz setzte aus, und für diesen Moment, und lange danach, wünschte er es würde stehenbleiben. Die Tränen kamen zurück, brannten sich auf seine Netzhaut und fielen, kaum dass er das Kinn senkte, um sie zu verstecken. Er ließ Snape los, ließ die Umgebung einfach an sich vorbeirauschen und zwängte sich durch die Wiesel-Meute hinaus in den Flur.

Mit verschwommenem Blick rannte er in den zweiten Stock, musste Fleur ausweichen und verbarrikadierte sich wegen ihr im Bad. Er versuchte einen Grund zu finden, warum er sich zusammenreißen sollte. Er fand keinen.

Der erste Schluchzer hallte von den Wänden wider, erschütterte Dracos ganzen Körper. Er drehte den Wasserhahn auf, ließ das Wasser laufen, bis es sich mit dem prasselnden Regen und seinem Weinen vermischte.

Es konnte nicht sein, dass Black von einem Tag auf den anderen einfach so verschwand. Es war nicht möglich. Draco drehte Blacks Zauberstab in den Händen, wischte mit seinen tränenverschmierten Fingern den Ruß vom Griff.

Das war nicht möglich.

~*~

Malfoy Manor lag im Dunkeln, nicht wie eh und je, eine tiefere, alles verschlingende Finsternis. Das Kaminfeuer schaffte es kaum zu den Armsesseln, auch nicht als sie grün aufleuchteten. Snape trat aus dem Feuer und mitten in einen Streit hinein.

„Er ist dein Ehemann, du Schlampe! Zeig ein bisschen Mitgefühl!“

Bellatrix‘ Lachen war unverkennbar, purer Wahnsinn in Heiterkeit getränkt. Dafür, dass sie ein aufgeschlitztes Gesicht und ein Auge weniger hatte, war sie sehr gut drauf. Sie tanzte durch den Salon und wich geschmeidig dem uralten Porzellan aus, das Rabastan nach ihr warf.

Erst, als er ein Licht entzündete und in den Raum warf, machte er Lucius und Narcissa aus. Sie hatten sich an den Rand des Raumes ans Fenster verzogen, saßen zusammen auf der Fensterbank. Narcissa versuchte immer noch jedes Detail über Draco aus Lucius herauszuquetschen. Am Tisch saßen Mulciber und Dolohov, schenkten den Streithähnen genauso wenig Aufmerksamkeit, wie Hintergrundmusik von Celestina Warbeck. Erst das magische Licht ließ sie aufblicken. Sie nickten Snape zu, mussten sich dann unter einer Teetasse ducken, die Rabastan geworfen hatte.

Snape räusperte sich. Rabastan fuhr herum und eilte schlitternd auf ihn zu.

„Haben sie meinen Bruder?“ Er riss Snape fast um, so stürmisch warf er sich gegen ihn.

Bellatrix giggelte. „Sag’s ihm, Severus. Er ist ganz krank vor Sorge um seinen geliebten Bruder.“

Snape hob über so viel gute Laune eine Augenbraue. „Es geht ihm gut. Es ist der Orden des Phönix, über den wir sprechen. Sie werden ihn nicht töten.“

„Kannst du ihn mir wiederbringen?“, fragte Rabastan.

„Nein“, sagte Snape. „Meine Tarnung ist wichtiger. Ich konnte ihm falsches Veritaserum geben. Er wird niemanden von uns in Schwierigkeiten bringen.“

Rabastan schubste ihn weg. Er hatte nicht viel Kraft. Der Kampf um den Fuchsbau hatte ihn und viele andere angeschlagen, der Rest erholte sich von dem Vorstoß aufs Ministerium. Zwei Kämpfe an einem Abend waren nicht geplant gewesen. Snape hatte Dumbledore vor der Attacke aufs Ministerium warnen können, aber das Bellatrix sich ohne Vorwarnung auf den Fuchsbau stürzte und nicht die Hochzeit platzen ließ, damit hatte er nicht rechnen können.

Rabastan ließ sich in den Sessel fallen und starrte ins Feuer, ein harter Glanz in den Augen, als wolle er am liebsten sofort und alleine in den Grimmauld Place stürmen. Dem Fidelius-Zauber sei Dank konnte er das nicht. Draco war sicher. Gebrochen, in jeder möglichen Weise und heftiger, als er erwartet hatte, aber sicher. Und ohne Black gab es keinen Grund für Risiko mehr in seinem Leben.

„Severus?“ Lucius war von Narcissa vorgeschoben worden. Rabastan fixierte sie. Er hatte sich Lucius geschnappt, soweit Snape gehört hatte, und ihn zurückgebracht ohne zu wissen, dass sein Bruder sich nicht hatte rühren können. Das nagte an ihm.

„Ich habe nicht viel Zeit“, sagte Snape.

Lucius schaute zu Narcissa, formte Worte mit dem Mund und ging zurück ans Fenster.

„Wo ist er?“, fragte Snape Narcissa.

Sie hakte sich bei ihm ein und führte ihn aus dem Salon. „Hast du ihnen gesagt… Hast du Draco gesagt, dass –“

„Was hat er Dracolein gesagt?“ Bellatrix trippelte ihnen hinterher. „Dass er seine Pfötchen von scharfen Dingen lassen soll? Cissy, du enttäuschst mich. Rabastan schert sich mehr um seinen Versager von Bruder, als du dich um deine Schwester.“

„Sei ruhig, Bella.“

„Oh, keine Sorge. Ich bringe dir Draco wieder. Zumindest sein hübsches Gesicht, wenn ich es ihm abgeschnitten habe.“

Narcissa ließ Snape los und knöpfte sich ihre Schwester vor. Es war bewundernswert, dass sie dafür den Mut und die Kraft aufbrachte. Bellatrix, im Licht der Eingangshalle, sah furchteinflößender denn je aus. Ihr langes schwarzes Haar wickelte sich um das entstellte, schlecht versorgte Gesicht. Ihre leere rechte Augenhöhle wurde von den Schatten verschluckt. Das andere Auge blitzte umso blutrünstiger. Sie hatte anscheinend einen guten Tag und eine wunderbare Nacht gehabt.

Snape vermied es über Details nachzudenken. Auf der Treppe in der Eingangshalle fand er, wenn er gesucht hatte. Tom Riddle, merkwürdig so von ihm zu denken, saß auf der Treppe. Er wirkte noch jünger, als sein Antlitz war, wie ein schmollender Teenager, der von seinen Eltern nicht auf einen Ball mitgenommen worden war. Snape musste an James Potters arrogante Miene denken.

Naginis imposanter Schlangenkörper schlängelte sich um Tom herum, zischelte als sie den Neuankömmling bemerkte.

Tom fixierte Snape. Nur seine Augen zeigten, wie alt seine Seele wirklich war.

„Ich habe –“

Tom brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Wann kommt er?“

Snape zog eine Augenbraue hoch.

„Der Rest von mir“, erläuterte Tom. „Er kann sich nicht ewig in Osteuropa herumtreiben und euch planlos euch selbst überlassen. Alleine rennt ihr gegen Wände.“

„Ich bin mir sicher“, sagte Snape schnarrend, „dass du eher einen Weg finden würdest ihn zu kontaktieren, als ich.“

Tom grinste. „In der Tat. Aber das würde die Überraschung zerstören, nicht wahr? Und ich würde so gerne sein Gesicht sehen – oder das, was davon noch übrig ist. Darum –“

Ein Aufschrei aus den Kellergewölben schnitt Tom das Wort ab. Er mochte es gar nicht unterbrochen zu werden. Schnelle Schritte hallten von den hohen Wänden wider, als der Störenfried aus dem Keller floh.

Snape wartete auf ein Zeichen, ehe er sich der Gestalt zuwandte.

„Geh nur“, sagte Tom. „Versuch aber nicht auf deiner Schleimspur auszurutschen.“

Snape verkniff sich seine sarkastische Antwort. Er eilte auf Avery zu, der sich seinen Arm hielt. Blut tropfte auf den teuren Marmorboden.

„Er hat mich gebissen“, keuchte Avery und zeigte Snape die klaffende Wunde, die sich quer über sein Dunkles Mal zog. „Ich geh da nicht mehr runter. Soll Wurmschwanz das doch machen. Ihn braucht sowieso niemand.“ Mit Blick auf Tom murmelte er: „Magisches Blut hin oder her…“

Snape beäugte die tiefen Bissspuren. „Bitte Narcissa um einen Trank und Verband, dann sollte das bis morgen wieder verheilt sein. Ich kümmere mich um ihn.“

„Nimm einen Maulkorb mit“, murrte Avery.

Snape zwang sich zu einem Grinsen. Wenn überhaupt möglich, war es im Keller noch dunkler. Es gab kein Fenster, soweit er wusste, und kein einziges Licht. Als er die Treppe nach unten stieg, drang nur das Knurren zu ihm nach oben. Dann blitzten die Augen in der Dunkelheit auf, wanderten von einer Seite der vergitterten Tür zur nächsten. Das schwarze Fell ging nahtlos in die Dunkelheit über.

Snape blieb an der Tür stehen. Das Knurren erstarb. Eine Sekunde später lauerte kein riesiger Hund mehr an der Tür, sondern Sirius Black. Blut verklebte seine Zähne, als er sein widerwärtiges Grinsen zeigte.

„Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich froh bin dich zu sehen“, murmelte Black. Seine Stimme war heiser. Snape erleuchtete das rußverschmierte Gesicht. Schrammen und Kratzer beschädigten Blacks Aussehen kaum. Die gekrümmte Haltung und blutbefleckte Kleidung erlaubte Snape mehr Genugtuung zu fühlen.

Bellatrix musste lange ihren Spaß mit Black gehabt haben, wenn er sich kaum auf den Beinen halten konnte.

„Solltest du nicht“, sagte Snape gedehnt. Er schöpfte den Moment ausgiebig aus, als Blacks Grinsen einknickte. „Du wirst hier unten verrotten. Langsam, aber sicher. Ich wünschte, ich hätte genug Zeit, um hier zu sitzen und dabei zuzusehen, wie du von deiner Cousine zu Tode gequält wirst.“ Er beugte sich vor, bis seine Nasenspitze die Gitterstäbe berührte. Blacks Atem roch nach Blut. Vor allem sein eigenes. Snapes Lippen kräuselten sich zu einem Grinsen. „Niemand wird wegen dir kommen. Sie denken alle, dass du schon tot bist. Dumbledore, Potter… der arme Draco ist am Boden zerstört. Keine Sorge, ich werde auf ihn aufpassen.“

Blacks Hundeschnauze verkeilte sich in den Gitterstäben. Zähnefletschend versuchte er Snape, wenigstens seine Nase, zu zerfleischen.

Er hatte sich rechtzeitig aufgerichtet. „Rache ist verdammt süß, Black.“


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