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Fanfiction

Neubeginn - Schuldgefühle

von schildies

Hallo meine lieben Leser :-)
Ich wollte mich doch einmal bei euch allen herzlich dafür bedanken, dass ihr meine Geschichte lest und sie auf eure Favoliste gesetzt habt!
Besonders bedanken möchte ich mich bei LittleHuba für sein tolles Review! Ich fühle mich sehr geehrt, dass dir meine Geschichte so gut gefällt!
Also: viel Spaß mit Harry!
Liebe Grüße, schildies


7 Schuldgefühle

Als Harry das nächste Mal wach wurde, hielt niemand seine Hand und er hatte auch nicht das Gefühl, als wenn sich in seiner unmittelbaren Nähe eine andere Person befinden würde. Er war aufgrund dieser Tatsache beinahe erleichtert, denn jetzt erinnerte er sich wieder an die Schlacht um Hogwarts und an Freds Tod und auch daran, dass Remus und Tonks, und wer weiß wie viele andere unschuldige Menschen noch, tot waren. Alle gestorben, weil er sich nicht früher ausgeliefert hatte. Dabei war es doch sein Schicksal gewesen zu sterben, sich ohne Verteidigung töten zu lassen, um somit die Chance zu eröffnen, Voldemort ein für allemal zu vernichten.
Aber er hatte versagt; hatte unbedingt erst den Horkrux suchen müssen, hatte es nicht über sich gebracht, seinen Freunden die Wahrheit zu sagen. Hätte er es nur getan, niemand außer ihm hätte sterben müssen. Ron und Hermine hätten das Diadem gefunden und zerstört, irgendjemand hätte die Schlange und schließlich Voldemort getötet.

Harry lag unbeweglich da und spürte nun auch, dass sich der eigenartige dumpfe Schmerz, oder vielmehr der Druck, den er am Tag zuvor (wenn es überhaupt der vergangene Tag gewesen war) sowohl auf seinen Augen, als auch auf seiner Stirn gespürt hatte, deutlich verstärkt hatte. Auch seine Augen wurden nach wie vor am Öffnen gehindert.
Um sich von den schrecklichen Gedanken an die Schlacht und den Tod so vieler Unschuldiger ein wenig abzulenken, erkundete er das erste Mal seit er wach war zögernd seinen Körper. Er merkte, dass er den rechten Arm bis hoch zur Schulter nicht bewegen konnte, ebenso sein linkes Bein. Ansonsten spürte er am ganzen Körper einen leichten, pochenden Schmerz, er fühlte sich mehr wie ein Echo als wie ein wirklicher Schmerz an; vermutlich hatten sie ihm starke Schmerzmittel gegeben.
Aber all das, ebenso wie die Frage, was mit seinen Augen war, warum sie verklebt waren und sich das unangenehme Gefühl verstärkt hatte, war ihm eigenartig fern, es war momentan nicht wichtig, nicht relevant.
Viel wichtiger war die Frage, was am Tag der Schlacht noch passiert war, an das er sich nicht erinnern konnte. Er fragte sich, warum in Merlins Namen er noch lebte. Er war schließlich fest entschlossen gewesen, sich von Voldemort töten zu lassen. Wie konnte es da sein, dass er noch lebte? Er versuchte sich zu erinnern, was nach der Explosion und Freds Tod geschehen war, aber so sehr er sich den Kopf auch zerbrach, er fand es nicht heraus. Er erinnerte sich noch an das zweite Ultimatum und daran, dass er beinahe erleichtert gewesen war, dass Voldemort es ihm so einfach machte; Ron und Hermine freilich hatten ihn geschockt angesehen und etwas von ?wir müssen uns einen neuen Plan ausdenken' gesagt. Sie waren dann gemeinsam zur Großen Halle gegangen, er hatte durch die offene Tür nicht nur die Leichen von Remus, Tonks und vielen anderen, die er nicht kannte, sondern auch die trauernde Familie Weasley gesehen und gewusst, dass er nicht in der Lage war, sich ihnen zu stellen; er hatte ihnen einfach nicht in die Augen schauen können. Ron und Hermine waren ohne einen weiteren Blick auf ihn in die Halle gegangen und Harry war froh gewesen, dass sie es ihm so einfacher machten. Er hatte sich daraufhin seinen Tarnumhang übergestreift und war langsam und schweren Herzens in Richtung des großen Eingangsportals gegangen. Aber was war danach passiert? Genau wie am Tag zuvor schienen die Erinnerungen hinter einem dichten Nebel verborgen zu liegen. Was mochte nur noch schreckliches passiert sein, dass sein Gehirn sich weigerte, die Erinnerungen daran freizugeben?
Er wusste es nicht und es machte ihm Angst, vor allem, da er sich fragte, ob der Horkrux, der all die Jahre unbemerkt in ihm gelebt hatte, vernichtet war. Konnte es sein, dass er vielleicht doch noch existierte?
Sein innerstetes Gefühl sagte ihm, dass es nicht der Fall war. Er müsste es doch spüren, wenn Voldemort tot und ein Teil seiner Seele in ihm weiterleben würde; aber er spürte nichts, absolut gar nichts.
Mal davon abgesehen, hatte Snape doch gewusst, was zu tun war und durch seinen Brief hatten es auch Ron und Hermine gewusst. Die Frage war natürlich, ob sie den Brief gefunden und gelesen hatten. Er bezweifelte es allerdings kaum, denn wenn sie die Schlacht tatsächlich gewonnen und er Voldemort getötet hatte - ?Moment!', Harry hielt mitten in der Überlegung inne - hatte Ginny nicht gesagt, dass er Voldemort getötet hatte? Wenn das tatsächlich so war, und Ginny würde sich so etwas schließlich nicht einfach ausdenken, dann musste der Horkrux in ihm vernichtet sein, denn Harry würde schließlich Voldemort nicht töten, wenn er doch wusste, dass dieser nicht sterben konnte, solange in ihm selbst noch ein Stück von dessen Seele lebte.
Harry atmete einmal tief durch. Es musste so sein, wie er dachte: der Horkrux in ihm war vernichtet und aus welchem Grund auch immer war er selbst am Leben. Er hatte zwar absolut keine Ahnung, wie das möglich sein konnte, aber der Gedanke war einfach zu schön und auch zu plausibel, als dass er sich seiner erwehren könnte. Mal davon abgesehen, hatte er in der Vergangenheit schon so viel Unglaubliches gesehen und erlebt, dass er gerne glauben wollte, dass er einmal mehr dem Tod von der Klinge gesprungen war.

In diesem Augenblick klopfte es plötzlich an der Tür. Harry zuckte kurz zusammen, aber ehe er auch nur den Mund aufmachen konnte, hörte er schon eine ihm sehr bekannte Stimme verschlafen „Herein!“ sagen. Die unvermutet vertraute Stimme überraschte ihn so, dass er ein weiteres Mal daran scheiterte, seine Augen zu öffnen.
Er hatte zwar von dem kurzen Gespräch Nevilles mit den Besuchern nicht zugehört, aber dennoch wusste er, dass es sich um Ron und Hermine handelte.
Auf der einen Seite freute er sich sehr, Gesellschaft von seinen beiden engsten Freunden zu bekommen; sie würden ihn ablenken und außerdem würden sie ihm seine Fragen beantworten, sodass er endlich Gewissheit bekommen würde, ob die Horkruxe tatsächlich alle vernichtet waren. Andererseits aber hatte er vor allem vor der Begegnung mit Ron Angst. Er würde mit ihm über Fred reden müssen, und er wusste nicht, wie Ron damit umging, vor allem nachdem er wusste, dass Harry diese ganze Schlacht hätte verhindern können. War er momentan überhaupt schon in der Lage, sich dem zu stellen? Vielleicht wäre es das beste, er würde sich schlafend stellen. Das war mit verklebten Augen schließlich keine allzu schwere Übung. Er hörte, wie sich Schritte seinem Bett näherten.
„Harry?“, Hermines Stimme klang fragend. „Bist du wach?“
Er war unschlüssig, wie er reagieren sollte. Schließlich entschied er sich aber doch dafür, sich ihnen jetzt zu stellen. Für das Gespräch mit Ron würde er ohnehin nie wirklich bereit sein und je länger es hinausschob, desto unangenehmer würde es werden.
„Hi ihr beiden.“, sagte er somit mit dem Versuch eines Lächelns.
Ehe er sich versah hatte er auch schon Hermines buschige Haare im Gesicht. Ihre Umarmung war zwar stürmisch, aber ungewöhnlich sanft, so als habe seine Freundin Angst, er könnte zerbrechen, wenn sie ihn zu hart anfasste. Als Hermine von ihm abgelassen hatte, war auch schon Ron da, klopfte ihm auf die Schulter und begrüßte ihn mit einem jovialen „Hi, Mann. Schön, dich auch endlich mal wieder wach zu sehen.“ Harry erwiderte die Begrüßung noch einmal mit einem gezwungenen Lächeln und einem: „Hi Ron, hi Hermine. Schön, dass ihr da seid!“ Es war ein sonderbares Gefühl, die Stimmen seiner Freunde zu hören, ihre Umarmungen zu fühlen, sie aber nicht zu sehen; am Tag zuvor bei Ginny war es zwar auch komisch gewesen, aber diesmal war es ihm sehr viel stärker und vor allem schmerzlicher bewusst.
Ehe er noch weiter seinen trüben Gedanken nachhängen konnte, fing Hermine an zu sprechen: „Ginny hat uns schon erzählt, dass du gestern schon wach warst, dich aber an nichts erinnern kannst. Das ist vermutlich ein Schutzmechanismus deines Körpers…“
„Sie ist gestern extra nach Hogwarts appariert um in der Bibliothek zu recherchieren.“, unterbrach Ron Hermines Redeschwall. Obwohl Harry eigentlich gar nicht danach zumute war, musste er doch grinsen. Das Bild einer Hermine, die die halbe Bibliothek von Hogwarts durchforstete um an Informationen zu kommen, war einfach zu vertraut.
Dann wurde er aber wieder ernst. „Ja, du hast wohl recht. - Ich erinnere mich jetzt wieder.“ Er wandte seinen Kopf betreten nach links, weg von seinen beiden Freunden. Jetzt wäre wohl der Zeitpunkt gekommen, sich bei Ron zu entschuldigen. Würde er es noch länger hinauszögern, würde es nur noch schwerer werden. Jetzt war er sonderbarerweise sogar ganz froh darüber, nicht sehen zu können, denn er hätte Ron nicht in die Augen schauen können, zu genau erinnerte er sich an den Schmerz und die Wut, die darin gewesen waren, nachdem Fred gestorben war. Während der Schlacht war ihm das nicht so schwer gefallen, aber da hatte sie auch etwas zu tun gehabt, was sie beide von dem Verlust abgelenkt hatte; aber jetzt war alles vorbei, jetzt musste er sich bei Ron entschuldigen, sich seiner Trauer und seiner Wut auf ihn stellen.
So drehte er beinahe widerwillig den Kopf in die Richtung, in der er Ron vermutete, holte noch einmal tief Luft und sagte dann: „Es tut mir so leid, Ron.“ Es folgte Stille und da Harry nicht sehen konnte, wusste er nicht, wie er diese Stille deuten sollte. Erst nach einer gefühlte Unendlichkeit hörte er Hermine leise sagen: „Ich glaube er meint Fred, Ron.“ Harry fiel ein Stein vom Herzen, es war also keine Verachtung oder unterdrückte Wut, sondern lediglich Unverständnis gewesen, das für diese unangenehme Stille gesorgt hatte. „Da kannst du doch nichts für, Harry. Du hast den Gang schließlich nicht in die Luft gesprengt.“ Harry hörte den Unglauben aus Rons Stimme. Er schien ihm also tatsächlich nicht die Schuld an Freds Tod zu geben. Das erleichterte ihn zwar, aber gleichzeitig graute es ihm auch vor der Reaktion von Mrs. Weasley, George, Percy und all den anderen Mitgliedern der Familie, die sich in all den Jahren so um ihn gekümmert und die ihn sogar als Teil der Familie akzeptiert hatte. Und selbst, wenn sie ihm nicht die Schuld geben würden, Harry würde sich wohl immer schuldig fühlen für den Tod von Fred, ebenso wie den von Remus, Tonks und allen anderen.
„Nein, aber ich hätte es verhindern müssen. Ich hätte mich nur früher ausliefern müssen.“, Harrys Stimme war nach wie vor leicht belegt.
„Was redest du da, Harry?“ kam es erhitzt, beinahe streitlustig von Ron und auch Hermine versuchte ihn zu beschwichtigen: „Harry, du darfst dir keine Vorwürfe machen, du hättest es nicht verhindern können. Und selbst wenn, darfst du nie vergessen, dass sie alle freiwillig gekommen sind. Du hast niemanden gebeten oder gar gezwungen, zu kommen oder mit dir gegen Voldemort zu kämpfen.“
„Aber wenn ich nicht da gewesen wäre, wären sie alle noch am Leben. Und wenn ich nicht so blöd gewesen wäre, erst den …“, er zögerte kurz, fiel ihm doch gerade noch rechtzeitig ein, dass Neville auch da war „… ich meine das Diadem finden zu wollen, hätte auch keine Schlacht stattgefunden.“
„Wir hätten das Diadem nicht ohne dich gefunden.“, Hermines Stimme war sachlich, sie meinte wirklich, was sie sagte.
„Ich hätte es euch sagen können, dann hättet ihr es gefunden.“
„Nein, Harry, wir hätten es nicht gefunden, zumindest hätten wir ewig dafür gebraucht.“
„Und außerdem, meinst du im Ernst, wir wären zu zweit mit Malfoy, Crabbe und Goyle klargekommen?“
„Wenn ich nicht bei euch gewesen wäre, hätten sie euch gar nicht verfolgt.“ beharrte Harry weiterhin auf seiner Meinung. Im Prinzip war er seinen Freunden dankbar dafür, dass sie ihn und sein Verhalten verteidigten, aber trotzdem konnte er ihre Meinung nicht teilen. Er war sich sicher, es hätte auch anders geklappt und dann wären nicht so viele gestorben.
„Harry,“ sagte Hermine in sehr ernstem, beinahe schon mütterlichen Ton, „es macht doch gar keinen Sinn, ewig darüber nachzudenken, was wir hätten anders machen können, es ist nun mal alles so gelaufen, wie es gelaufen ist und wir tun niemandem einen Gefallen damit, wenn wir uns Vorwürfe machen. Meinst du, Fred, oder einer der anderen Toten hätten gewollt, dass du dir Vorwürfe machst und dir die Schuld an ihrem Tod gibst?“ Als von Harry keine Reaktion kam, gab unerwartet Ron die Antwort:
„Du meinst doch nicht im Ernst, dass Fred gewollt hätte, dass du dir Vorwürfe machst oder gar die Schuld an seinem Tod gibst?“ Harry musste gegen seinen Wille lächeln. Nein, das hätte Fred mit Sicherheit nicht gewollt. Vermutlich hätte er Witze gerissen und sich über Harry lustig gemacht; wie sehr er sich doch überschätzen würde.
„Aber, George? Und deine Mum? - Wie kommen die damit klar?“ Harry erinnerte sich noch sehr gut an das Bild der weinenden Familie Weasley, die um Freds Körper versammelt gewesen war. Selbst Mr. Weasley hatte geweint.
„Naja, es ist natürlich hart, gerade für die beiden. Du kennst ja Mum, die war schon ziemlich fertig: erst hat sie endlich den einen Sohn wieder, dann stirbt der andere. Und sie macht sich Vorwürfe, dass sie ihn vielleicht zu oft gerügt und ihm zu selten gesagt hat, wie stolz sie auf ihn ist …“
„Aber sie wird damit klarkommen, Harry. Das ist doch ganz klar. Und sie gibt dir auch nicht die Schuld. Niemand gibt dir die Schuld.“ Hermines Worte beruhigten Harry ein wenig. Das, was Ron gesagt hatte, war ihm schon sehr nah gegangen und er hatte sich wieder an Mrs. Weasleys Irrwicht, damals in den Sommerferien vor seinem fünften Jahr, erinnert, er hatte wieder gesehen, wie der Irrwicht sich in Freds Leiche verwandelt hatte. Nun war ihre größte Furcht eingetroffen, sie hatte eines ihrer Kinder verloren.
„Und George?“, fragte er trotzdem. Er wollte die Antwort zwar eigentlich gar nicht hören, aber er musste es einfach wissen.
„Der verkriecht sich die meiste Zeit in ihrem Zimmer und wenn er zum Essen runterkommt, kriegt man kaum ein Wort aus ihm raus. Das ist schlimmer als Mums Geheule. Echt, gerade George, der doch sonst immer über alles Witze gerissen hat.“
Rons Worte waren wie Stiche in Harrys Herz. Er hatte es befürchtet, es geahnt; wie hätte es auch anders sein können, schließlich waren die beiden unzertrennlich, oder besser untrennbar gewesen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen der Zwillinge alleine gesehen zu haben. Alles hatten sie gemeinsam gemacht, sogar ihre Sätze gemeinsam gesprochen. Wie musste das nur für George sein, ohne sein zweites Ich, seine zweite Hälfte gewissermaßen?
„Der wird sich schon wieder fangen. Macht euch darüber mal keine Sorgen.“, brach plötzlich Percys Stimme die entstandene Stille. Harry schreckte zusammen, hatte er doch gar nicht gewusst, dass Percy auch anwesend war. War er etwa auch verletzt und lag, ebenso wie Neville, hier mit ihm in seinem Zimmer? Erst jetzt machte er sich auch über Neville Gedanken. Es erschreckte ihn, diese beiden hier zu treffen. Er hoffte inständig, dass sie nicht schwer verletzt waren. Er wusste nicht, ob er noch mehr Leid, Krankheit und Tod aushalten konnte. Zumal er schon so nicht wusste, wie er jemals der Familie Weasley wieder gegenübertreten sollte, nachdem er dafür verantwortlich war, dass Fred nicht mehr am Leben war; wie sollte es dann erst sein, wenn nun auch noch Percy schwer verletzt war? Die Weasleys würden ihn sicher hassen für das, was er ihrer Familie angetan hatte.
„Hallo Harry.“, sprach Percy weiter. Seine Stimme hörte sich eigentlich genauso an, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte, er hörte keine Wut darin. „Es freut mich, dass du wach bist. Immerhin liegen wir jetzt schon vier Tage auf dem gleichen Zimmer und ich habe dich immer nur schlafend gesehen.“
„Hallo Percy.“, erwiderte Harry.
„Ich wollte euch nicht unterbrechen. Ihr habt sicherlich noch einiges zu besprechen.“
Harry war unschlüssig. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich auch bei Percy zu entschuldigen, ihm sein Beileid auszusprechen, aber er wusste nicht, wie er das machen sollte. Aber jetzt war der einzig richtige Zeitpunkt dafür, also schluckte er noch einmal und sagte dann, den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war gerichtet: „Es … es tut mir sehr leid, Percy, was mit Fred passiert ist. Ich … ich möchte dir mein Beileid aussprechen und mich entschuldigen, obwohl es keine Entschuldigung dafür gibt.“ Es wunderte Harry, dass er jetzt Worte fand, die er eben, Ron gegenüber, nie gefunden hätte
„Das ist nett von dir Harry. Mir tut es auch leid, einen meiner Brüder verloren zu haben, so kurz nachdem ich wieder zur Familie zurückgefunden habe. Ich bin nur froh, dass ich mich gerade vorher noch mit allen versöhnen konnte. Das wäre mir doch sehr nachgegangen, wenn das für einen von ihnen zu spät gekommen wäre.“ Harry lächelte nur traurig und nickte.

Es herrschte erneut Stille und Harry fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis er sich wieder an alles erinnern könnte. Was war wohl noch in dieser Nacht passiert, dass sein Körper sich noch immer schützen wollte? Waren etwa noch mehr Menschen gestorben? Daran, dass das, was sein Gehirn ihm vorenthielt, weniger mit anderen, als vielmehr mit ihm selbst zu tun haben könnte, kam ihm gar nicht in den Sinn.
Erneut brach es aus ihm heraus, er musste es einfach wissen: „Was ist noch passiert? Sind … sind noch mehr …?“, er konnte nicht weiter sprechen, konnte es nicht aussprechen.
„Nein, Harry, im Verbotenen Wald ist, beinahe wie durch ein Wunder, keiner von unseren Leuten mehr gefallen und auch niemand schwer verletzt worden.“ Harry atmete auf, es schien ihm ein Stein vom Herzen zu fallen. Wenigstens etwas! Wenigstens waren nicht noch mehr Unschuldige gestorben in diesem sinnlosen Krieg.
Aber dennoch musste er wissen, wie viele es waren und ob außer Fred, Remus und Tonks noch andere, die er kannte tot waren. Also atmete er noch einmal tief durch, dann fragte er geradeheraus: „Wie viele sind es? Und … wer?“ Harry hatte unglaubliche Angst vor der Antwort. Würde er es aushalten das Ausmaß seiner Schuld vor Augen gehalten zu bekommen? Könnte er sich noch in die Augen sehen, wenn er wusste, wie viele unschuldige Menschen wegen ihm und für ihn in den Tod gegangen waren? Bei dieser Redensart musste er innerlich bitter lächeln. Er würde wohl niemals mehr die Gelegenheit bekommen, sich in die Augen zu sehen.
Es herrschte Stille; Harrys Herz klopfte ihm bis zum Hals; hätte er es gekonnt, er hätte die Augen geschlossen, auch wenn er ahnte, dass es keinen Unterschied gemacht hätte.
Nach zehn Sekunden, die ihm wie Stunden vorgekommen waren, war es erneut Hermine, die sehr leise und beinahe tonlos antwortete: „Es sind insgesamt vierundfünfzig tot.“ Harry blieb fast das Herz stehen. Vierundfünfzig unschuldige Personen waren gestorben, nur weil er so dumm gewesen war, nach Hogwarts zu kommen und dann auch noch Ewigkeiten nach dem Horkrux zu suchen, anstatt sich auszuliefern! Vierundfünfzig! Das waren fast anderthalb Jahrgänge von Hogwartsschülern! Das durfte nicht wahr sein! Es war schlimm genug, dass er für den Tod von Cedric, von Sirius, von Moody und jetzt auch noch von Fred, Remus und Tonks verantwortlich war. Und jetzt kamen noch fünfzig andere hinzu! Wer es wohl war? Wie viele von ihnen kannte er wohl? Waren es Schüler, vielleicht sogar Lehrer? Ehemalige Schüler oder Einwohner von Hogsmead? Er musste es wissen, auch wenn es vermutlich noch einmal ein ziemlicher Schock sein würde. „Wer?“ seine Stimme war so leise, beinahe tonlos, dass er nicht wusste, ob die Angesprochenen sie überhaupt gehört hatten. Es dauerte wieder einige Augenblicke und Harry spürte instinktiv, dass Hermine ihn mitfühlend, aber auch forschend ansah, bevor sie antwortete: „Außer Fred noch Remus, Tonks und Colin Creevy, von denen, die wir persönlich kennen.“ Es versetzte Harry zwar einen Stich, dass Colin tot war, vor allem, weil er vermutlich noch minderjährig gewesen war, aber es erleichterte ihn dennoch, dass zumindest nicht noch mehr Menschen, die er gut gekannt hatte, gefallen waren.
Er nickte Hermine dankbar zu. Das war es, was er hatte wissen wollen und müssen, wer von seinen Freunden und guten Bekannten tot war. Alles weitere würde er später erfahren. Jetzt war anders erst einmal wichtiger. Er wunderte sich selbst, woher er plötzlich den Mut ebenso wie die Gefasstheit hatte, sich sachlich zu informieren, aber er hörte sich schon wenige Augenblicke später erstaunlich ruhig fragen: „Was ist mit den anderen? Wie viele sind verletzt?“
„Es sind ungefähr hundert Verletzte, aber ungefähr ein Viertel von ihnen ist schon wieder zuhause und die meisten anderen werden wohl auch vollständig wieder hergestellt werden. In Lebensgefahr schwebt definitiv keiner mehr.“
Harry war erleichtert. Keiner in Lebensgefahr, die meisten würden vollständig wieder hergestellt werden. Das war gut, sehr gut sogar.
„Was ist mit den anderen? Ist außer Neville und Percy noch jemand verletzt? Und wie geht es den beiden überhaupt?" "Mach dir darüber mal keine Sorgen. Außer den beiden hatten einige leichte Verletzungen, aber Madam Pomfrey konnte sich um alles kümmern. Nur Luna musste für eine Nacht hierher kommen, ist aber schon wieder vollkommen fit.“, antwortete Hermine ihm. Er war erleichteret musste aber doch noch wissen, wie es um Neville und Percy stand. Es war ihm zwar unangenehm, aber er wusste, dass er die beiden wohl selber fragen musste. Ansonsten hätte Hermine ihm wohl auch darauf schon geantwortet.
Er schluckte, dann wandte er den Kopf nach links und fragte: "Neville, Percy, wie geht es euch? Seid ihr schwer verletzt und wie lange müsst ihr noch hier bleiben?"
"Ich habe lediglich einen relativ leichten Fluch voll abbekommen, ansonsten einige Streifflüche und ein paar Kratzer. Die Heiler haben mich schon ziemlich gut wieder hinbekommen, wollen mich allerdings noch einige Tage zur Beobachtung hier behalten.", ergriff Percy als erster die Gelegenheit, ihn zu informieren. "Und er hat schon wieder voll zu seiner alten Art zurückgefunden", raunte ihm Ron leise ins Ohr. Harry musste schmunzeln.
"Das freut mich, Percy, dass es dir schon wieder besser geht. Was ist mit dir, Neville?"
"Mir geht es auch schon wieder gut. Ich muss aber immer noch viele Tränke nehmen. Die Heiler sagen aber, dass ich nächste Woche wohl entlassen werde."
"Das freut mich zu hören, Neville!"
Harry merkte, dass er langsam wieder müde wurde. Dieses kurze Gespräch und vor allem die vielen neuen Informationen, die er erhalten hatte, hatte ihn stärker angestrengt, als er erwartet hatte.
Aber eine Frage blieb noch offen, ehe er sich wieder der angenehmen Ruhe eines hoffentlich traumlosen Schlafes hingeben konnte.
Da er zu müde war, um sich groß über Formulierungen Gedanken zu machen fragte er gerade heraus: „Was ist mit Voldemort? Ginny hat gesagt, er wäre tot, aber wie kann das sein? Ich meine, ich …“ er stockte. Er hatte sagen wollen ?bin schließlich noch am Leben', aber er brachte diese Worte einfach nicht über die Lippen.
Er hörte beide nach Luft schnappen, konnte beinahe sehen, wie Ron ungläubig seinen Mund aufriss und sich Hermines Blick von Unglauben langsam in Erkenntnis verwandelte. „Du erinnert dich noch gar nicht an alles.“, war ihr Kommentar. Harry senkte beinahe beschämt den Kopf und schüttelte ihn. „Ich erinnere mich noch, wie wir zur Großen Halle gegangen sind … und … und uns dann getrennt haben…“ Er musste krampfhaft versuchen die Bilder von Remus und Tonks leblosen Körpern und von der trauernden Familie Weasley aus seinem Kopf zu verbannen. „Ab da wird alles irgendwie dunkel. Ich erinnere mich nicht, egal, wie sehr ich es auch versuche.“
Erneut folgte Stille und Harry fragte sich zum wiederholten Male, was die beiden wohl taten. Ob sie Blicke wechselte oder ihn mitleidig ansahen? Niemand war mehr gestorben, hatte Hermine gesagt, was konnte dann so schlimmes passiert sein, dass sie so lange mit der Antwort zögerten? Wäre er nicht so müde gewesen und hätte er nicht so vehement alle Gedanken an seinen körperlichen Zustand in die aller hinterste Ecke seines Gedächtnisses verbannt, hätte Harry sicherlich eine Ahnung gehabt, was im Verbotenen Wald passiert war, aber so war er nur ratlos und darauf bedacht zu erfahren, ob Voldemort wirklich tot war und wie es sein konnte, dass er noch am Leben war.
So hob er also herausfordernd seinen Kopf und wiederholte seine Frage: „Was ist jetzt mit Voldemort und dem letzten ihr-wisst-schon-was, beziehungsweise den beiden letzten?“
„Voldemort ist definitiv tot, Harry. Seine Leiche wurde verbrannt.“, nach einer kurzen Pause fuhr Hermine fort: „Snape hat die Schlange getötet und … und der andere … ist auch vernichtet.“
Harry atmete erleichtert durch. Er hatte also recht behalten. Alle Horkruxe, auch der in ihm selber, waren vernichtet. Mehr musste er für den Moment nicht wissen. Es war momentan nicht wichtig, wie er überlebt hatte, Hauptsache war, dass Voldemort tot war. Und wenn sie seine Leiche verbrannt hatten, dann war er definitiv tot. Außerdem würden seine Freunde ihm nicht sagen, dass der Horkrux in ihm vernichtete war, wenn sie sich nicht absolut sicher wären.
Er hob noch ein letztes Mal den Kopf in ihre Richtung, sagte „Danke!“ und fühlte im nächsten Moment schon, wie er in einen tiefen Schlaf fiel.


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