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Fanfiction

Neubeginn - Sentimentalitäten

von schildies

So: weiter gehts :-)
Vielen Dank euch allen, die ihr meine Story lest! Besonders natürlich danke ich Golfo für sein nettes Review!! Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt! Tja, der Cut *verschmitzt grins* musste einfach sein ...
Hoffe, das Kapitel gefällt dir!
Liebe Grüße, schildies


4. Sentimentalitäten

Unendliche Müdigkeit, die nach und nach von seinem ganzen Körper Besitz ergriff, war das einzige, das er spürte, als er langsam und allmählich wieder zu Bewusstsein kam. Es fühlte sich so an, als ob er noch nicht einmal seinen kleinen Finger würde heben können. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er noch schlief. Er kannte dieses beklemmende Gefühl, das einen manchmal kurz vorm Aufwachen ergreift. Und doch fühlte es sich anders an, weder als würde er noch schlafen, noch so, als wäre er kurz davor aufzuwachen.
Alles fühlte sich unheimlich nebelig und dumpf an, so als befände er sich in einer Art von Vakuum.
Dazu kam, dass er im Augenblick gar nicht wusste, wo er sich überhaupt befand oder wer er war.
Eigenartigerweise war ihm dies aber auch gleichgültig. Er fühlte sich gut und spürte ein weiches, warmes Bett unter sich. Alles schien viel zu friedlich zu sein, als dass man sich Gedanken oder gar Sorgen darüber zu machen brauchte, wo man war oder was mit einem geschah.
Mit der Zeit nahm er nicht nur die weiche Matratze unter und die warme Decke über sich wahr, sondern auch den seltsam reinlichen Geruch, der ihn umgab. Es war nicht einfach der Geruch eines gut gelüfteten Raumes, nein, es war der reinliche Geruch eines Krankenzimmers. Es wunderte ihn nicht im geringsten, dass er sich in einem solchen befand. So seltsam träge und taub fühlte es sich nicht an, wenn man nur durch eine einfache Gehirnerschütterung sein Gedächtnis verloren hatte.

Mittlerweile konnte er auch leise undeutliche Laute um sich herum wahrnehmen. Als er sich darauf konzentrierte, merkte er, dass es Stimmen waren; zwei Personen, die sich leise zu unterhalten schienen. Die beiden Stimmen kamen ihm seltsam vertraut vor. Irgendwie erleichterte es ihn ungemein, diese beiden Stimmen zu hören. Er konnte nicht sagen, warum es ihn beruhigte; er war zuvor ja noch nicht einmal beunruhigt gewesen. Er wollte diesen beiden Personen gerne mitteilen, dass er wach war und es ihm gut ging.
Vorsichtig versuchte er seine Augen zu öffnen. Vergebens. Seine Lider bewegten sich keinen Millimeter. Vielleicht sollte er versuchen, etwas zu sagen, überlegte er daraufhin. Aber auch dieses Vorhaben scheiterte daran, dass sein Körper ihm einfach nicht gehorchte. Resigniert sah er von weiteren Versuchen sich bemerkbar zu machen ab und versuchte stattdessen herauszubekommen, worüber sich die beiden Personen unterhielten. Vielleicht konnte er ja dadurch herausfinden, warum ihm ihre Stimmen so vertraut erschienen. Waren es vielleicht Freunde, Geschwister oder gar Eltern von ihm? Er wusste es nicht, konnte auch noch immer nicht verstehen, über was die beiden sprachen.
Bis sich plötzlich eine dritte Stimme in das Gespräch einmischte. Der Klang dieser Stimme elektrisierte ihn beinahe. Er war sich diesmal absolut sicher, dass er diese Frau kannte; und nicht nur das, er war sich sicher, dass er sie sehr, sehr gerne hatte. Er würde ihre Stimme unter tausenden heraus erkennen. Sie schien auch näher bei ihm zu sein, oder aber lauter zu sprechen, denn er verstand jedes Wort, das sie sagte, auch wenn er den Sinn dessen nicht erfassen konnte. „Mir gefällt es ja auch nicht, Ron, aber ich denke, Hermine hat Recht.“ Ron. Hermine. Waren das die Namen der beiden Personen, die sich eben unterhalten hatten? Auch die Namen kamen ihm bekannt vor, auch wenn sich in seinem Gehirn noch immer kein Zusammenhang einstellten wollte.
Ein unverständliches Brummen, gefolgt von einem leicht gereizten: „Ihr wollt also wirklich, dass die Heiler zu diesem mürrischen, fetthaarigen, harkennasigen Kerl hingehen und ihn bitten, dass er sich um Harry kümmert? Obwohl die beiden sich vom ersten Augenblick an gehasst haben?“ war Rons Erwiderung auf das, was die junge Frau gesagt hatte.
Ein dritter Name: Harry. Die drei berieten offenbar darüber, ob eine anscheinend nicht besonders sympathische Person sich um diesen Harry kümmern sollte.
Ein mehr als sonderbares Gefühl machte sich in ihm breit, so als ob er genau wissen müsste, was diese Worte bedeuten sollten. Aber so intensiv er auch nachdachte, es stellte sich keine Erkenntnis ein, weder wer die Personen waren, die hier in seinem Zimmer saßen, noch wer dieser Harry war, über den sie sich unterhielten.
Langsam entfernten sich die Stimmen wieder von ihm und er konnte nicht ausmachen, ob sich seine Besucher entfernten, oder ob es nur er selber war, der allmählich wieder in die Tiefen der Bewusstlosigkeit glitt.


*******



Es war 19:20 am Montag den 4. Mai 1998 und Severus Snape eilte die Treppenstufen zum vierten Stock des Sankt Mungo Hospitals für magische Krankheiten und Verletzungen hinauf.
Am Nachmittag hatte plötzlich die Eule von Heiler Devon bei ihm an die Scheibe geklopft und der Heiler hatte ihn in seinem Brief dringend gebeten, sich möglichst noch an diesem Abend bei ihm einzufinden.
Nachdem Minerva McGonagall ihn am Vormittag in seinem Elternhaus aufgesucht hatte, war er darauf vorbereitet gewesen, dass es dazu kommen konnte. Hatte seine Kollegin sich doch nicht nur äußerst wortreich bei ihm entschuldigt („Wir wissen beide, dass Sie es nicht hören wollen und ich keine Frau vieler Worte bin, aber da müssen wir jetzt beide durch.“), sich von ihm zur neuen Schulleiterin von Hogwarts ernennen lassen und ihn über die neuesten Entwicklungen ins Bild gesetzt („Ich habe Ihnen den Tagespropheten mitgebracht, Severus. Da ich aber nicht davon ausgehe, dass Sie auch nur einen Blick hinein werfen werden, werde ich Sie über das Wichtigste informieren.“), sondern ihm auch die überraschende Nachricht überbracht, dass Potter sehr wohl am Leben und im Sankt Mungos Hospital untergebracht war.
Auch dieses Mal wusste Severus nicht, wie er empfand. Es ließ ihn nicht kalt diese Achterbahnfahrt, immerhin war er es gewesen, der Potters Todesurteil überbracht hatte. Dennoch verbot er sich jegliche Gefühlsregung, nicht nur Minerva gegenüber.

So war Severus nicht besonders überrascht gewesen, als die Eule des magischen Krankenhauses an seine Scheibe geklopft hatte, auch wenn es ihn ärgerte, dass sie sich nicht gleich mit ihm in Verbindung gesetzt hatten. Wie viel schneller wäre es gegangen, hätte Severus den Heilern die Liste der Flüche geben können!
Äußerst widerwillig hatte er seine Zustimmung gegeben, um 19:30 ins Sankt Mungos zu kommen. Er hatte diesen späten Termin nicht etwa gewählt, weil er noch wichtige andere Termine gehabt hätte, Minerva war die einzige Besucherin dieses Tages gewesen, sondern eher, weil es ihn maßlos geärgert hatte, dass hier schon wieder über ihn und seine Zeit verfügt wurde. Er hatte es so satt, von anderen benutzt zu werden, die Aufträge anderer erledigen zu müssen. Er hatte so gehofft, nach dem Tod des Dunklen Lords endlich frei zu sein, endlich das tun und lassen zu können, was er wollte.

Aber er hatte sich nicht entziehen können, hatte sich schon denken können, um was es wohl ging: vermutlich hatten sie den ein oder anderen Fluch, der auf dem Jungen lag, nicht brechen können und hofften nun, vom ihm einen Gegenfluch oder einen Heiltrank entweder fertig geliefert oder gar entwickelt zu bekommen.
Er hatte mit einer solchen Anfrage gerechnet, immerhin kannte er die Unfähigkeit der Heiler, was schwarzmagische Flüche anging, aber es ärgerte ihn maßlos, dass sie sich damit so lange Zeit gelassen hatten. Nicht, dass es ihn kümmern würde, wenn Potter nun einen Schaden davontrug, aber es ärgerte ihn, dass die Heiler anscheinend anderthalb Tage damit zugebracht hatten entsprechende Gegenflüche zu suchen und es ihnen erst jetzt einfiel, dass sie es vielleicht alleine gar nicht schaffen könnten. Diese Kombination aus Unfähigkeit gepaart mit Ignoranz und Arroganz war schon immer etwas gewesen, mit dem Severus schlecht bis gar nicht umgehen konnte. Das war schon damals in seiner Schulzeit mit Potter und Black so gewesen und auch jetzt als Lehrer gab es mehr als genug Schüler, die genau diese Charaktereigenschaften besaßen und ihn damit schier zur Weißglut brachten. Potter junior stand hierbei natürlich an erster Stelle, aber es gab viele ehemalige und aktuelle Schüler, die ihm darin kaum nachstanden.
Ebenso wie eben auch die Heiler im Mungos. Seitdem Severus ihnen einmal mehr zufällig hatte helfen können, baten sie ihn manchmal bei besonders schwierigen Flüchen um Hilfe. Zu seinem großen Leidwesen betrachteten ihn die Heiler offensichtlich lediglich als allerletzte Lösung, sodass er jedes Mal unter enormen Zeitdruck arbeiten musste. Wie oft hatte Severus schon darum gebeten, frühzeitig in Kenntnis gesetzt zu werden. Wenn seine Hilfe dann nicht von Nöten wäre, würde er schließlich auch kein Honorar verlangen. Aber offensichtlich wollten die Heiler unbedingt beweisen, wie gut sie doch alleine zurecht kamen, nur um genau durch dieses Verhalten ihre eigene Unfähigkeit unter Beweis zu stellen.

Und als wenn seine Stimmung aufgrund dieser Gedanken nicht ohnehin schon einen deutlichen Tiefpunkt erreicht hätten, wäre er vorhin in der Eingangshalle doch beinahe auf die neugierigste, verleumderischste, nervenaufreibendste Journalistin des gesamten Vereinigten Königreiches gestoßen. Glücklicherweise hatte er ihre unverkennbare Krokodillederhandtasche gerade noch rechtzeitig wahrgenommen, sodass er sein Äußeres noch hatte verändern können, bevor er in ihr Blickfeld gelangt war. In dem Mann mit dem grünen Seidenumhang, dem weißen Hemd und dem tief ins Gesicht gezogenen Spitzhut (der ohne Schwierigkeiten Minerva McGonagalls Kopfbedeckung Konkurrenz machen konnte) und dem gut gepflegten Vollbart würde wohl niemand Severus Snape, ehemaligen Todesser, rechte Hand des Dunklen Lords und Zaubertränkemeister in Hogwarts, erkennen. Nichtsdestotrotz hatte Severus es sehr eilig gehabt durch die Eingangshalle und ins Treppenhaus zu gelangen. Ein kleiner Ablenkungszauber hatte das Übrige getan um ihn vor neugierigen Fragen dieses Weibstücks von einer Frau zu verschonen.
Seitdem Kimkorn damals von den Todesser-Prozessen ?berichtet' hatte und gegen Dumbledore und ihn eine wahre Hetzkampagne eingeleitet hatte, war schon allein ihr Name oder die Spitze einer grünen Feder für Severus Grund genug den Raum beinahe fluchtartig zu verlassen. Und ganz offensichtlich hatte diese Frau im Laufe der Jahre an Boshaftigkeit noch weiter zugelegt, ohne dabei aber die alten Skandale zu vergessen. Es war zum rasend werden. Er konnte sich gut vorstellen, warum dieses Weibsbild heute hier war, schließlich hatte sie schon seit dem Trimagischen Turnier damals einen Narren an Potter gefressen. Vermutlich würde sie sich demnächst zur Sonderberichterstatterin in Sachen Harry Potter aufstellen lassen und in den nächsten Wochen eine Biographie des ?Auserwählten' vorlegen. Allein schon der Gedanke an die pure Möglichkeit einer solchen Biographie löste bei Severus einen Brechreiz aus.
Der Junge würde seine neugewonnene Publizität in vollen Zügen genießen. Vermutlich würde er jedem, ob er nun wollte oder nicht, ein Autogramm geben und versuchen jedes einzelne Exemplar seiner Biographie handzusignieren. War er nicht sogar mit Autogramm-Verteilen schon in seinem zweiten Schuljahr aufgefallen? War da nicht eine Szene mit dem Creevy-Jungen gewesen?
All diese Gedanken brachten Severus dermaßen aus der Fassung, dass er beinahe den Ausgang zum vierten Stock verpasst hätte.
Er blickte auf seine Uhr: erst 19:25. Er hatte zwar nicht überpünktlich sein wollen, sondern lieber ein bis zwei Minuten nach der verabredeten Zeit, aber nach seiner Fast-Begegnung mit Rita Kimkorn war er nicht in der Stimmung noch in die Krankenhaus-Kantine zu gehen, um sich einen Kaffee zu holen.
So verwandelte er seine Erscheinung wieder in ihren eigentlichen Zustand zurück, begab sich zum Büro des Heilers, beschwor sich einen Stuhl herauf und wollte sich gerade darauf setzten, als die Bürotür aufging und Heiler Devon herauskam. „Oh, Guten Abend, Professor Snape. Sie sind schon da. Kommen Sie doch bitte herein. Ich bin gleich für Sie da.“ sagte er mit einem Lächeln, das aber nicht über die Sorgen und das Schlafdefizit des Heilers hinwegtäuschen konnte. ?ich bin gleich für Sie da' schnaubte Severus innerlich. Als wenn er etwas von ihm wollen würde und nicht umgekehrt!

Nach circa fünf Minuten kam der Heiler mit zwei Bechern Kaffee in der Hand zurück, setzte sich Severus gegenüber an seinen Schreibtisch und schob ihm einen der Becher zu. „Sie trinken Ihren Kaffee schwarz, Professor?“ Es war kaum eine Frage und so nickte er nur knapp und wartete darauf, dass der Heiler das Gespräch eröffnen würde.
In der Wartezeit hatte Severus seine Gefühle wieder vollkommen unter Kontrolle gebracht und seine Okklumentikschilde erneuert. So saß er nun ruhig abwartend da, nippte an seinem Kaffee und beobachtete den Heiler, der seine Sorgen ebenso wie die Müdigkeit gar nicht mehr zu verbergen versuchte.
Nach mehreren Minuten der Stille ergriff Devon endlich das Wort: „Wie Sie sich sicher denken können, habe ich Sie wegen Harry Potter hierher gebeten Professor.“ Auf Severus knappes Nicken hin sprach der Heiler weiter: „Ich habe zwei Anliegen an Sie.“ Severus horchte auf. Zwei Anliegen? Was konnte der Heiler denn noch von ihm wollen, außer Gegenflüche zu finden? Vielleicht wollten sie einen komplizierten Heiltrank? Auch auf diesem Gebiet hatte er dem Hospital schon des öfteren helfen können (eine Tätigkeit, die sich in den letzten Jahren zu einer recht lukrativen Einnahmequelle entwickelt hatte).
Aber Severus kam nicht dazu, weiter über die mögliche zweite Anfrage nachzudenken, denn der Heiler hatte bereits begonnen ihn über den zu brechenden Fluch und dessen Auswirkungen auf den Jungen zu informieren. „… Fluch auf Mr. Potters Augen, der schon große Teile von Netzhaut und Sehnerven beschädigt hat und sich langsam bis zum Gehirn vorarbeitet. Wir haben natürlich sofort die üblichen Maßnahmen zur Behandlung von schwarzmagischen Flüchen eingesetzt, aber alles, was wir erreichen konnten ist, das Fortschreiten des Fluches zu verlangsamen. Wir waren bisher noch nicht in der Lage ihn zu entschlüsseln, geschweige denn einen Ansatz zu einem Gegenfluch zu finden. Unserer Vermutung nach, wird er aber spätestens in drei bis vier Tagen das Sehzentrum erreicht haben und es ist zu befürchten, dass er sich von da aus weiter im Gehirn ausbreitet.“ Gegen seinen Willen entstand bei diesen Worten vor seinem inneren Auge das Bild von einem hilflos im Bett liegenden Potter, der nach und nach seine Wahrnehmungs-, seine Bewegungs- schließlich sogar seine Denkfähigkeit verlor und dann mit dem Übergreifen des Fluches auf sein Stammhirn elendig ersticken oder aber einem Herzstillstand erliegen würde. Ja, der Junge würde früher oder später einen qualvollen und elendigen Tod sterben, wenn Severus Snape, keinen Gegenfluch fand.
Mit einem innerlichen Seufzen nickte Severus leicht und sagte: „Ich werde mich darum kümmern.“
Er tat das nicht um Potters Willen, im Prinzip auch nicht wegen seines Versprechens Lilys Sohn zu schützen, sondern weil es niemand, absolut niemand, verdient hatte, einen so qualvollen Tod zu sterben. Severus Snape war kein Unmensch und er ergötzte sich auch nicht am Leid anderer. Seitdem er sich vom Dunklen Lord abgewandt hatte, hatte er immer versucht so viele Personen wie möglich vor Schaden oder gar vor dem Tod zu bewahren. Dies war ein wichtiger Grund, warum er sich immer aufs Neue auf die Anfragen von Heiler Devon und seinen Kollegen einließ. Der andere Grund war professioneller Ehrgeiz. Schon in seiner Schulzeit hatte er seine Freizeit mit Vorliebe damit verbracht Flüche zu kreieren und Gegenflüche zu finden. Es hatte ihn zwar maßlos geärgert, dass Potter und Black damals seine Sprüche übernommen und dann auch noch gegen ihn selber eingesetzt hatten; und dass nun auch noch ausgerechnet Potter junior das Buch des Halbblutprinzen gefunden hatte! Aber diese Tatsache hatte nicht dazu geführt, dass er es aufgegeben hätte, eigene Zaubersprüche zu finden. Wenn er ehrlich zu sich war, waren die Aufträge des Mungos ihm meist eine sehr willkommene Ablenkung und die Stunden, die er mit dem Ausknobeln von Flüchen verbrachte waren ihm beinahe die liebsten.
Ja, einen komplizierten Gegenfluch auszuknobeln wäre genau die richtige Tätigkeit für die nächsten ein bis drei Tage. Sie würde ihm Beschäftigung bieten und ihn von unliebsamen Gedanken abhalten. Dass er dafür mindestens zweimal Potter an seinem Krankenlager aufsuchen musste konnte seine momentane Hochstimmung nur bedingt trüben; immerhin würde Potter von seiner Anwesenheit gar nichts mitbekommen.
„Was ist Ihre andere Anfrage, Heiler? Ich würde gerne möglichst zeitnah mit meinen Forschungen beginnen, nachdem Sie ja mittlerweile anderthalb Tage sinnlos verschwendet haben.“ fragte er somit weit weniger scharf, als er es eigentlich vorgehabt hatte.
„Natürlich, Professor. Aber der Grund, warum wir uns erst so spät bei Ihnen gemeldet haben liegt hauptsächlich darin, dass Mr. Potters Verletzungen …“ Severus winkte ab. Er wollte keine langatmigen Entschuldigungen und Erklärungen hören, die noch dazu alles nur schlimmer anstatt besser machen würden.
Der Heiler verstummte sofort und zog in einer lächerlichen Geste die Schultern kurz nach oben.
Es schien ihm sichtlich unangenehm zu sein, seine zweite Anfrage vorzutragen, denn er atmete einmal tief durch, bevor er zu sprechen begann: „Es fällt mir äußerst schwer, Sie darum zu bitten, Professor, vor allem, weil ich weiß, wie … schwierig Ihr Verhältnis zu Mr. Potter ist.“
Worauf wollte der verdammte Heiler eigentlich hinaus? Wollte er ihn vielleicht als persönliches Kindermädchen für Potter einstellen? Bei dieser absurden Vorstellung musste Severus unvermittelte innerlich schmunzeln, wurde aber sofort wieder ernst, als der Heiler fortfuhr: „Aber ich sehe momentan leider keine andere Möglichkeit. Ich weiß nicht, ob Sie heute den Abendpropheten gelesen haben?“ Ein verständnisloses Heben der Augenbrauen genügte dem Heiler offensichtlich als Antwort, denn er holte ein weiteres Mal tief Luft und fuhr fort: „Die Presse hat herausbekommen, dass Mr. Potter hier ist. Wir haben für morgen früh um 9:00 Uhr eine Pressekonferenz angesetzt, aber wir bezweifeln, dass wir die Journalisten langfristig von Mr. Potter fernhalten können.“
„Und was hat das alles mit mir zu tun, Heiler? Soll ich Rita Kimkorn ein Interview geben und ihr erzählen, wie heldenhaft und mutig Potter doch war, als er den Dunklen Lord getötet hat?“ fragte Severus mehr um seine eigene Anspannung loszuwerden als aus wirklicher Ungeduld heraus.
„Wir würden Mr. Potter gerne an einen geschützten Ort bringen, brauchen aber jemand kompetenten, der sich um ihn kümmern kann.“, kam der Heiler nun sofort zur Sache.
„Und was hat das mit mir zu tun?“ stellte Severus, der sehr wohl wusste, was der Heiler da gerade für eine ungeheuerliche Anfrage an ihn gerichtet hatte, sich dumm.
„Professor Snape, wir können momentan leider keinen unserer Heiler entbehren. Wir haben jedes Zimmer belegt und kommen schon so mit der Arbeit kaum nach. Auch Madam Pomfrey in Hogwarts hat alle Hände voll zu tun. Unterstützung aus dem Ausland zu beantragen würde uns auch wenig bringen, weil die frühestens in zwei Wochen hier wäre.“ Severus konnte die Hilflosigkeit des Heilers jetzt nicht nur aus seinen Worten, sondern auch aus seiner Stimme heraus hören. Wäre er nicht in jahrzehntelanger Übung gegen jegliche Gefühlsregung und insbesondere gegen Mitleid abgehärtet, hätte er jetzt vermutlich alleine um des Heilers Willen zugestimmt.
„Tja, so ein Glück aber auch, dass Sie sich in solch prekärer Lage so frühzeitig an mich wenden.“ schnarrte er stattdessen in sarkastischem Tonfall. Er sah die Wut in Devon aufsteigen und empfand dabei eine diebische Freude.
„Ich dachte, das hätten wir geklärt, Professor!“ knurrte der Heiler in kaum unterdrückter Wut.

Schon allein bei der Vorstellung, sich um irgendjemanden ?kümmern' zu sollen, drehte sich Severus der Magen um. Er hatte die anderthalb jährige Heiler-Basis-Ausbildung damals auf Befehl des Dunklen Lords absolviert, um für Notfälle, wenn der eigentliche, fertig-ausgebildete Heiler verhindert war oder Unterstützung brauchte, zur Verfügung stehen zu können. Er hatte diese Tätigkeit schon damals gehasst. Andere Leute anfassen, ihre Wunden versorgen, Verbände wechseln, ihnen womöglich auch noch beim waschen helfen. Nein! Es war schon damals für ihn wie eine Strafe gewesen (vielleicht war es sogar als solche gemeint gewesen; Severus hatte es nie herausgefunden) und er hatte sich geschworen, nur in äußersten Notfällen (und ein Befehl des Dunklen Lords war immer ein solcher) sein Wissen anzuwenden. Glücklicherweise waren diese Notsituationen in den vergangenen neunzehn Jahren (bzw. den zweieinhalb Jahren vor dem Fall und den drei Jahren nach der Wiederauferstehung des Dunklen Lords) nur zweimal eingetreten: einmal hatte er einen Todesser, der bei einem Überfall verletzt worden war, erstversorgen müssen und das andere Mal einen Gefangenen, aus dem man noch Informationen herauspressen wollte. In jüngster Zeit hatte der Lord noch einen zweiten vollausgebildeten Heiler gewinnen können, sodass Severus in dieser Hinsicht nicht mehr gebraucht wurde.
In der Ausbildung war ihnen gesagt worden, dass es in Krisenzeiten möglich wäre, alle, die auch nur rudimentäre Kenntnisse in Heilmagie hätten, zwangszuverpflichten, aber es war schnell klar geworden, dass ein solcher Fall wohl nie eintreten würde. Zum einen war der bürokratische Aufwand einfach zu groß und zum anderen gingen so gut wie alle, die einen Abschluss in Heilmagie machten, in den aktiven Dienst. Severus kannte niemanden, der so wie er die Ausbildung quasi nur zur Aufbesserung seines Allgemeinwissens gemacht hatte. Aus diesen Gründen hatte sich Severus Snape die letzten anderthalb Jahrzehnte keinerlei Gedanken mehr darüber gemacht, dass er noch einmal in die Verlegenheit kommen könnte, seine Fähigkeiten in diesem Gebiet unter Beweis stellen zu müssen.
Und jetzt das! Jetzt sollte er für Wochen Verantwortung für jemanden übernehmen und sich um ihn kümmern. Und dieser jemand war auch noch kein Geringerer als der ?Auserwählte', der ?Vernichter des Dunklen Lords', wie er demnächst wohl genannt werden würde.
„Nein!“ Er war überrascht, dass er das Wort laut ausgesprochen hatte, aber es störte ihn nicht sonderlich, schließlich war dies seine endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit. „Ich stehe für diese Aufgabe nicht zur Verfügung. Da müssen Sie sich schon jemand anderen suchen oder aber mit Kimkorns Spionage-Attacken zurechtkommen.“
„Das Problem dabei ist, dass eine entsprechende Person mindestens die Heiler-Basisausbildung erfolgreich absolviert haben muss. Meines Wissens sind Sie der einzige, der diese Qualifikation hat und nicht im aktiven Dienst steht. Leider kann ich Sie auch nicht vorübergehend als Assistenz-Heiler einstellen. Sie verzeihen, aber Sie haben vor über zehn Jahren Ihre Ausbildung abgeschlossen und sind seitdem nicht mehr im aktiven Dienst gewesen.“
So hatte er das Ganze auch eingeschätzt. Für eine so außergewöhnliche ?Aufgabe' konnten sie ihn nicht einfach so verpflichten. Die Alternative, wenn er sich nicht mit dem nervigen, geltungssüchtigen Jung-Helden herumschlagen wollte, wäre, dass sie ihn für den regulären Dienst einstellten. Aber dazu würde es nicht kommen, weil er beinahe zwei Jahrzehnte nach seiner Ausbildung nicht mal so eben einen Assistenz-Heiler, der vermutlich schon jahrelang im Mungos Dienst tat, würde ersetzen können. Severus nickte innerlich zufrieden. Da war er noch einmal erfolgreich um die absolut unmöglichste ?Aufgabe', die er je angetragen bekommen hatte, herum gekommen. Nur gut, dass Albus nicht mehr lebte. Der hätte ihn womöglich auch für diese ?Aufgabe' wieder weich bekommen. Er hätte ihn mal wieder an Lily und sein Versprechen erinnert, ihm die Alternativen bildreich ausgemalt und ihn schließlich so lange mit seinen durchdringenden blauen Augen angesehen, bis er letztendlich zugestimmt hätte, schon allein um nicht bei jeder Begegnung mit ihm diesen enttäuschten Blick ertragen zu müssen.
„Überlegen Sie es sich, Professor. Sie würden der magischen Gemeinschaft einen großen Dienst erweisen, wenn Sie sich Mr. Potters annehmen würden.“ unterbrach der Heiler in beinahe flehendem Ton seine Gedanken. ?der magischen Gemeinschaft einen großen Dienst erweisen' klangen die Worte in ihm nach. Pah! Als wenn ihn das auch nur im Geringsten kümmern würde. Mal davon abgesehen: was hieß hier magische Gemeinschaft? Er würde Heiler Devon und seine Kollegen einen Dienst erweisen und vielleicht auch noch dem ein oder anderen Patienten, der sich von Kimkorn und Co belästigt fühlen könnte. Die magische Gemeinschaft würde sich einen Dreck darum scheren, wenn er Potter aufpäppeln würde; mal davon abgesehen, dass sie ihn dafür pfählen würden, dass er ihren Helden vor ihrem Zugriff bewahrt hätte.
Und Potter selbst? Dem würde er den größten Bärendienst erweisen, schließlich brachte er ihn um seine öffentliche Präsens. Was freilich fast schon wieder ein Grund für Severus wäre, das ?Angebot' doch anzunehmen. Er würde es genießen, Potter alles zu verbieten, was ihm Freude machen könnte. In erster Linie würde er natürlich jegliche Interviews unterbinden. Darüber hinaus könnte er in dieser Position auch Besuche der Weasleys und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten verhindern. Er würde Potter im Haus einsperren und jeglichen Besuch untersagen. Er könnte, zumindest in der ersten Zeit, alles, wonach es ihm je gelüstet hatte, mit Potter machen, er könnte sich nicht einmal dagegen wehren. Ein kurzes gehässiges Grinsen stahl sich in seinen Geist, als er sich vorstellte, wie er Potters Schmerztränke absetzte, ihn bis zur vollkommenden Erschöpfung physiotherapeutische Übungen machen ließ oder es ihm verbot, seine Freunde zu sehen.

Dann aber dachte er noch einmal ernsthaft darüber nach, was es bedeuten würde, die ?Aufgabe' tatsächlich zu übernehmen. Er würde wochenlang mit Potter unter einem Dach leben müssen und ihm nicht nur Heiltränke verabreichen und seine Wunden versorgen, sondern sich zu allem Überfluss vermutlich auch noch mit allen möglichen verwöhnten Wünschen herumschlagen müssen. Und Potter würde es ausnutzen, hilflos im Bett zu liegen und sich von seinem ehemaligen Professor bedienen zu lassen. Da würde es nur bedingt helfen, dass Severus mehr Macht denn je über ihn hätte. Das hatte den vermaledeiten Burschen schließlich noch nie gestört oder gar davon abgehalten, sich ihm gegenüber respektlos zu verhalten.
Nein, das war die Genugtuung, Potter zu quälen, ihn um seine Publicity zu bringen und ihn seine Macht spüren zu lassen, wahrlich nicht wert. Schon allein die Vorstellung all die verhassten Heiler-Tätigkeiten zu allem Überfluss auch noch bei Potter ausführen zu müssen lösten tatsächlich beinahe körperliche Übelkeit bei Severus aus. Nein und nochmals nein! Das konnte wirklich niemand, nicht einmal Albus, von ihm verlangen.
Mit diesem Gedanken erhob er sich. „Vielleicht können Sie ja ein paar Leute zur Bewachung einstellen. Und jetzt sagen Sie mir bitte Potters Zimmernummer, ich möchte nicht noch mehr Zeit verschwenden.“ war sein letzter Kommentar zu diesem Thema.

Wenige Minuten später stand er vor Potters Zimmertür. Heiler Devon hatte sich in Hinblick auf seine Patienten entschuldigt (allerdings nicht ohne einen letzten Kommentar, dass Severus sich bei ihm melden solle).
Er klopfte kurz an die Tür (es war immerhin möglich, dass sich gerade ein Pfleger im Zimmer befand) und öffnete sie, nachdem er, wie erwartet, keine Antwort erhalten hatte. Er wunderte sich, als er eintrat und erkannte, dass es sich um ein Dreibettzimmer handelte und tatsächlich alle drei Betten belegt waren. Severus war der festen Überzeugung gewesen, sie hätten den ?Helden der Zaubererwelt' in ein Einzelzimmer gelegt.
Sein Blick wanderte von einem Bett zum anderen und erstaunlicherweise kannte er alle drei Patienten. Zu seiner großen Erleichterung schienen sie allerdings alle zu schlafen. Auf einen Kontakt zu jedem der drei hätte er nicht nur momentan lieber verzichtet.
Am nächsten an der Tür lag Neville Longbottem, daneben unverkennbar ein Weasley (er hatte die Weasley-Söhne nie auseinanderhalten können, obwohl ihm dieses Gesicht erstaunlich bekannt vorkam, allerdings nicht aus dem Zaubertränkeunterricht) und ganz am Fenster die Gestalt mit den wirren schwarzen Haaren musste wohl Potter sein.

Um so schnell wie möglich wieder aus diesem Zimmer herauszukommen ging er zügigen Schrittes durch den Raum direkt auf das am Fenster stehende Bett zu.
Als er direkt davor stand und kurz auf Potter hinunter blickte, musste er mit Widerwillen feststellen, dass ihn dessen Anblick nicht vollkommen kalt ließ. Es ärgerte ihn, dass er, obwohl er doch sehr genau wusste, wie es um dessen Gesundheitszustand bestellt war, beim Anblick von Potters abgeklebten Augen in dem beinahe leichenblassen, mit kaltem Schweiß bedeckten und von feuchtem Haar eingerahmten, Gesicht ein leicht ungutes Gefühl in der Magengegend bekam.
Es ärgerte ihn, dass er so fühlte. Es war schließlich nicht so, als wenn er selten bis nie mit leidenden, sterbenden oder toten Menschen zu tun gehabt hätte. Durch seine Zeit als Todesser und später als Spion war er was solchen Anblick betraf abgehärtet und die große Schlacht vor zwei Tagen hatte auch nicht gerade dazu beigetragen, dass ihm der Anblick des Todes fremd geworden wäre.
Aber es war schließlich etwas anderes, sterbende Menschen blutverschmiert und im Dreck liegend auf einem Schlachtfeld oder aber todkranke Menschen, die man dazu auch noch sehr genau kannte, gewaschen und verbunden in einem sterilen Krankenbett liegen zu sehen. Zumindest versuchte sich Severus davon zu überzeugen, dass dies die hauptsächliche Ursache für seine Reaktion war.
So musste es wohl sein, schließlich hasste er Potter aus dem Grunde seines Herzens für das, was und wer er war und wie er sich verhielt. Er hasste ihn einfach dafür, dass er „Potter!“ war.



*******



Nach einer scheinbar endlosen Zeit ohne Gefühl, ohne Gedanken, in tiefster Schwärze gefangen, trieb das Bewusstsein des jungen Mannes langsam wieder in die Nähe der Oberfläche.
Er spürte wieder die weiche Matratze unter und die warme Decke über sich und roch den nun schon vertrauten reinen Geruch des Krankenzimmers.
Es war zwar diesmal vollkommen still um ihn herum - keine leisen, weit entfernten Stimmen waren zu hören - aber dennoch spürte er, dass er nicht alleine war. Er konnte nicht sagen, woran er es merkte, ob er unterbewusst hörte, wie die andere Person (oder waren es gar mehrere?) sich bewegte oder wie sie atmete oder ob er ihre Anwesenheit auf irgendeine andere Art und Weise wahrnahm. Er spürte nur, dass er nicht alleine war und dass zumindest eine Person, wer immer sie auch war, nicht hier war, um ihn zu besuchen, sondern vielmehr eine bestimmte Aufgabe erfüllte; ob es vielleicht ein Heiler war? Während er noch darüber nachdachte und sich auch fragte, ob die Person ihm vielleicht könnte schaden wollen, durchbrach plötzlich ein fast schon drohend gezischtes „Potter!“ die Stille. Der junge Mann im Bett wusste nicht, warum ihn der Klang der Stimme und das eine Wort, das sie gesprochen hatte, so erschreckte. Es war nicht die Tatsache, dass die Person plötzlich gesprochen hatte, die ihn so aufwühlte. Nein, irgendetwas rührte sowohl die Stimme des Mannes, als auch das eine Wort, das dieser gesprochen hatte, in ihm an. Er wusste weder, was, noch ob es negativ, oder vielleicht sogar positiv war. Er spürte nur den plötzlichen Drang die Augen aufzuschlagen und aus dem Bett aufzuspringen. Er versuchte es, aber nach wie vor gehorchte sein Körper ihm nicht: seine Augenlider bewegte sich keinen Millimeter. Resigniert gab er den Versuch auf. Er war immer noch aufgewühlt und spürte nun auch, dass sowohl sein Herz, als auch seine Atmung unnatürlich schnell gingen. Er konnte sich diese heftige Reaktion auf das eine gesprochene Wort nicht erklären, konzentrierte sich aber zunächst darauf sich wieder zu beruhigen und seine Atmung zu normalisieren.
Nach kurzer Zeit gelang ihm dies auch und er wandte seine Gedanken wieder der Frage zu, warum ihn diese Stimme und dieses Wort so aufgewühlt hatten. „Potter!“ Das war ein Name und dieser Name kam ihm mehr als nur vertraut vor. Vielleicht war es sogar sein eigener Name? Der junge Mann war zu müde, um sich darüber weiter Gedanken zu machen. Ebenso wenig wie über den Besitzer dieser Stimme, die ihm so eigenartig bekannt vorkam. Er ahnte, dass er den Mann - denn um eine Männerstimme hatte es sich zweifellos gehandelt - nicht besonders mochte, wenn auch keine Gefahr von ihm auszugehen schien. ?Und wenn doch, kann ich mich sowieso gegen ihn nicht zur Wehr setzen.' war sein letzter Gedanke bevor er erneut in tiefste Schwärze und Bewusstlosigkeit glitt.



********



Er hatte den Namen gar nicht laut aussprechen wollen; er war ihm ganz unwillkürlich über die Lippen gekommen; als er es bemerkte, hatte er es schon nicht mehr zurücknehmen können. Hoffentlich hatte er jetzt nicht einen der anderen beiden geweckt.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die beiden nach wie vor ruhig zu schlafen schienen, blickte er zum Körper des Jungen vor sich und was er dort sah, ließ ihn stutzen: das konnte doch gar nicht sein! Der Junge lag im Koma und bekam überhaupt nicht mit, was um ihn herum geschah! Da konnte er unmöglich beim Klang seines Namens zusammengezuckt sein. Und doch hatte es für einen kurzen Moment so ausgesehen, als sei genau das passiert; natürlich nur kurz und ganz minimal, kaum wahrnehmbar, aber dennoch geschehen. Severus' Blick wanderte sofort zu dem Gerät, von dem er wusste, dass es Potters Herzschläge sichtbar machte. Und dort fand er die unwiderlegbare Bestätigung: der Junge hatte tatsächlich einen Schrecken bekommen, sein Herzschlag hatte für mehrere Schläge ausgesetzt, nur um nun umso schneller Blut durch den Körper zu pumpen. Auch Potters Atmung ging unnatürlich schnell. Er überlegte einen kurzen Moment, ob er eingreifen musste, immerhin war der Körper des Jungen mehr als nur geschwächt und Severus konnte gut darauf verzichten, dass den Junge hier, vor seinen Augen, einen Herzstillstand ereilte.

Während er noch überlegte, welcher Spruch in diesem Fall wohl der richtige wäre, bemerkte er, dass sich der Herzschlag des Jungen schon von selbst wieder beruhigt hatte: zwar ging er noch immer etwas schneller als zuvor, was aber eher ein positives, als ein negatives Zeichen war; immerhin hatte das Herz des Jungen nach Severus' Ansicht zuvor sehr langsam geschlagen. Hatte der kurze Schreck etwa Potters Lebensgeister wieder geweckt, fragte er sich leicht schmunzelnd. Er wunderte sich, warum ihn diese Vorstellung in gewisser Weise freute. Es sollte ihm doch eigentlich gleichgültig sein, wie es um Potters Gesundheitszustand bestellt war. Hätte es ihm auch einen leichten, erfreuten Stich versetzt, wenn es sich um eine ihm vollkommen fremde Person gehandelt hätte?
Es was gleichgültig, ob es eine allgemeine, oder eine speziell auf Potter bezogene Regung gewesen war, er war einen kurzen Moment sentimental gewesen, aber das war nun wieder vorbei. Er würde sich mit Sicherheit nicht davon leiten lassen. Er war schließlich nicht Potter oder ein anderer gefühlsduseliger Gryffindor! Er würde nun die Zauber sprechen, die nötig waren, um die Komponenten des Fluches zu entschlüsseln und dann nach Spinners End apparieren um den Gegenfluch zu finden.
Aber darüber hinaus würde er sich aus der ?Potter-Angelegenheit' heraushalten. Schlimm genug, wenn dieser vielleicht sein siebtes Jahr nachholen und nach Hogwarts zurückkommen würde; dass Potter, auch wenn Severus einen Gegenfluch fände, blind sein würde, ignorierte er nach wie vor gewissenhaft.
Mit einem tiefen innerlichen Seufzer wandte er sich nun den verschiedenen Diagnose- und Entschlüsselungszaubern zu.


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