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Neubeginn - Die "Versammlung"

von schildies

Severus hörte von oben, aus „seinem“ Zimmer in das er sich, nachdem er Potter bei den Weasleys abgeliefert hatte, zurückgezogen hatte, wie zunächst der Rest der Weasley-Clans, dann Minerva und dieser Trampel von Halbriese und zu guter letzt der Zaubereiminister höchstselbst gekommen waren.
Erstaunlicherweise hatte noch nicht einmal der Halbriese Blacks Mutter geweckt.
Severus wartete noch eine Minute, dann erhob er sich.
Es hatte ihn erstaunt, dass ausgerechnet Potter ihn zu dieser „Versammlung“ eingeladen hatte. Er habe es verdient, die Wahrheit zu erfahren, waren seine unpassend pathetischen Worte gewesen.
„Immerhin hätten wir ohne Sie Voldemort nie besiegen können.“
Severus unterdrückte den Drang, den Jungen für die Nennung des Namens anzufahren. Es widerstrebte ihm zwar nach wie vor, wenn Potter in seiner trotzigen Selbstüberschätzung den Dunklen Lord beim Namen nannte, aber der Junge war trotz allem derjenige gewesen, der Ihn getötet und dabei einiges riskiert und verloren hatte.
„Außerdem“, hatte Potter kaum hörbar hinzugeführt, „wäre ich ohne Sie längst tot.“
Severus hatte die Augenbrauen gehoben, wohl wissend, dass Potter es nicht sah.
Das Verhalten des Jungen war Severus ein Rätsel. Was versprach er sich davon? Wollte er sich Severus so gewogen halten, trotz all der Frechheiten, die er sich ihm gegenüber erlaubte? Severus wusste es nicht und so tat er das, was er in solchen Situationen immer tat: er blaffte Potter an: „Wie überaus typisch für Sie, Potter, dass Sie es nicht nur offensichtlich als eine Ehre ansehen, einer Ihrer phantastischen Geschichten lauschen zu dürfen,“
Potter holte vernehmlich Luft und Severus sprach mit etwas gehobener Stimme weiter: „sondern zusätzlich vergessen, dass ich als Ihr Heiler gerade bei einer solch emotionalen Gelegenheit über Ihren Gesundheitszustand zu wachen habe.“
Es war für Severus eine Genugtuung, wie Potter sicht- und hörbar um Fassung und eine Erwiderung rang.
„Davon abgesehen kann ich mich nicht erinnern, Ihnen die Zustimmung für das Abhalten derartiger Versammlungen gegeben zu haben.“
„Ich habe doch gerade gesagt, dass Sie entscheiden müssen, ob das hier oben oder unter stattfindet.“
Severus ärgerte die Anmaßung in der Stimme des Jungen. In Hogwarts hätte er ihm dafür Punkte abgezogen. Er musste sich dringend eine Handhabung gegen solcherlei Unverschämtheiten überlegen.
„Und Besuch zu empfangen werden Sie mir ja wohl nicht verbieten … Sir!“
„Hier ist nicht der Krankenflügel von Hogwarts und merken Sie sich das: Hier gibt es keine Sonderbehandlung für den Helden der Zaubererwelt.“
Er spie ihm die Worte mit größter Genugtuung entgegen.
Potter schäumte vor Wut und Severus war sich sicher, hätte er einen Zauberstab in der Hand gehabt, es hätte sich ein wahrer Funkenregen daraus ergossen.
„Halten Sie Ihr Temperament im Zaum, Potter!“
„Ach ja?! Jetzt bin es wieder ich? Sie sind doch derjenige, der mich fortwährend provoziert. Von der ersten Zaubertrankstunde an hassen Sie mich. Und warum? Weil mein Vater Ihnen damals übel mitgespielt hat und Sie denken, ich wäre wie er! Verdammter Mist! Ich finde es genauso scheiße wie Sie, wie mein Vater sich damals verhalten hat! Sie kennen mich überhaupt nicht, wenn Sie denken, ich wäre wie er!“
Es folgte eine lange Pause, in der Potter schwer atmete und Severus das erste Mal seit langem wirklich verwirrt war. Aufgrund des überraschenden Inhalts konnte Severus sogar über die flegelhafte Ausdrucksweise vorerst hinweggehen.
Hatte Potter sich gerade ernsthaft gegen seinen ach so großartigen Vater gestellt?
Das war vollkommen unmöglich. Potter verehrte seinen vermaledeiten Vater und ließ nicht den Hauch eines Schattens auf ihn kommen. Wer etwas anderes behauptete, gehörte dringend aus seinen Geisteszustand untersucht.
Genau das war die Erklärung!, erkannte Severus in diesem Moment. Potter war mit Tränken vollgepumpt, außerdem vor gerade einmal einer Woche eine beträchtliche Zeit lang gefoltert worden, dazu blind und potentiell depressiv. Er konnte Potters Aussage somit mit gutem Gewissen ignorieren und zur Tagesordnung übergehen.

Nach außen und auch vor sich selbst rechtfertigte er seine Teilnahme an der „Versammlung“ damit, dass er über Potters Gesundheitszustand wachen musste.
In Wirklichkeit aber zerfraß es ihn nach wie vor, dass Potter, Granger und Weasley etwas wussten, was Dumbledore ihm nicht hatte anvertrauen wollen. Er nahm es dem alten Mann nach wie vor übel, dass er ihm nach allem, was er getan hatte, nicht genug vertraute, um ihm das zu sagen, was er dem Okklumentik-Versager Potter auf dem Silbertablett präsentierte!
Welch eine Demütigung, jetzt vor Potter kriechen zu müssen! - nach allem, was er für den Jungen - für Lily - getan hatte. Ja, da musste er Potter einmal zustimmen, ohne ihn wäre der Junge schon lange nicht mehr unter den Lebenden.
Aber er wäre nicht Severus Snape, wenn er sich davon beeinflussen und die Ehre nehmen lassen würde! Wie viel Demütigung hatte er sich in seinem Leben schon gefallen lassen müssen.
Er würde sich im Hintergrund halten, ein Auge auf Potter, und kühl-beherrscht bis spöttisch-amüsiert der fantastischen Geschichte seiner ehemaligen Schüler lauschen.

Er straffte noch einmal seine Schultern, prüfte seine Gesichtsmuskeln und Okklumentik-Schilde und eilte beherrscht die Treppe hinunter.
Als er die Keller-Küche betrat, fand er, wie nicht anders zu erwarten, die Gesellschaft in wildem Durcheinander „sich unterhalten“. Severus schüttelte es innerlich. In Hogwarts war er an klönende und lärmende Schüler gewöhnt und seine Kollegen wahrten zumeist den Schein von Zivilisiertheit.
Er schloss die offene Tür geräuschvoll und legte einen Auftritt wie in seinen Unterrichtsstunden hin.
Es war sehr befriedigend, dass wenigstens seine ehemaligen Schüler darauf reagierten und sofort verstummten.
„Ah, Severus. Da sind Sie ja.“, begrüßte Molly Weasley ihn und wies ihm, als sei er einer ihrer zahlreichen Kinder, sogleich einen Stuhl an. Es widerstrebte ihm zwar, aber er begnügte sich mit einem finsteren Blick und setzte sich an den einzigen freien Platz am Kopf des langen Tisches.
Prüfend ließ er seinen Blick über die Anwesenden schweifen: über den ganze Weasley-Clan, minus den toten Zwilling. Sein Blick blieb am überlebenden Zwilling kurz hängen. Es war offensichtlich derjenige, den sein verunglückter Sectumsempra im Sommer getroffen hatte. Er wirkte ungewohnt ernst, aber nicht übermäßig deprimiert.
Sein Blick wanderte weiter zu Longbottom und der kleinen Lovegood. Was Severus überraschte war, dass noch nicht einmal Longbottom seinen Blick abwendete, sondern ihn fest und ein wenig schuldbewusst ansah.
Lovegoods Blick war entrückt wie immer und wieder einmal wunderte Severus sich, wie dieses verträumte Mädchen ihm das Leben hatte schwer machen können.
Shacklebolt, McGonagall, der Halbriese und dann, in der Mitte des Tisches, Potter, eingerahmt von der kleinen Weasley und von Granger. Er war still und wirkte nervös. Wahrscheinlich plante er schon seinen großen Auftritt.

„Ähm, ja, da nun alle da sind, fange ich mal an.“, ergriff nach einer kurzen Pause Granger das Wort. Es war nicht weiter verwunderlich, dass die oberschlaue Hexe die Leitung übernommen hatte.
„Schön, dass Sie und ihr alle gekommen sind und seid und sich die Zeit genommen haben, obwohl so viel zu tun ist.“ Sie sah dabei besonders zu Shacklebolt, der auch gleich erwiderte: „Ich bin es doch, der Informationen und Erklärungen haben wollte. Und ich danke euch dreien, dass ihr mir nicht nur drei-vier Sätze zur Erklärung, sondern gleich die ganze Geschichte erzählt.“.
„Das ist doch nur logisch.“, platzte Weasley heraus. Potter schwieg auch weiterhin.
Granger fuhr fort: „Ja, Ron hat Recht. Warum wir in Gringotts eingebrochen sind, hat mit allem anderen zu tun und da dachten wir, könnten wir auch gleich alles erzählen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ihr und Sie haben?“
„Ich habe mir den ganzen Nachmittag freigehalten und erst um 18:30 Uhr wieder einen Termin.“, ergriff erneut der Zaubereiminister das Wort. Die anderen nickten und murmelten zustimmend.
„Okay. Harry wird anfangen und von seinen Stunden bei Professor Dumbledore erzählen.“ Sie sah Potter auffordernd an und drückte ihm kurz die Hand. Potter lächelte flüchtig zurück. „Ähm, ja …“ Er räusperte sich und begann noch einmal: „Ich fange am besten mit der Prophezeiung an.“
Ein kollektives Zusammenzucken, fast so, als sei der Name des Dunklen Lords laut ausgesprochen worden.
„Sie ist im Ministerium zwar zerbrochen, aber Professor Dumbledore war derjenige, vor dem sie gemacht wurde. Er hat sie mir gezeigt, nachdem wir aus dem Ministerium zurückgekommen sind.“
Eine kurze Pause, Potter schien mit sich zu ringen.
„Noch nicht einmal Ron und Hermine kennen den genauen Wortlaut. ?Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen naht heran … jenen geboren, die ihm dreimal die Stirn geboten haben, geboren wenn der siebte Monat stirbt … und der Dunkle Lord wird ihn als seinen Ebenbürtigen kennzeichnen und er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt … und der eine muss von der Hand des anderen sterben, denn keiner kann leben, während der andere überlebt.'“
Es folgte ein langes, betretenes Schweigen. Mrs. Weasley schluchzte wiedereinmal.
„Ähm, ja. Das ist dir Prophezeiung. Sorry Neville, wenn du das auf diese Weise erfährst, aber die Prophezeiung traf ursprünglich auch auf dich zu. Auch du bist Ende Juli geboren und auch deine Eltern haben Voldemort dreimal die Stirn geboten.“
Longbottom riss ungläubig die Augen auf.
„Voldemort kannte nur die halbe Prophezeiung…“
Severus spürte unwillkürlich die Blicke aller Anwesenden auf sich. Albus, vielmehr sein Portrait, hatte ihm gebeichtet, dass er Potter einen Teil der Wahrheit hatte erzählen müssen, weil Trelawney geplaudert und Dumbledore selbst zu viel verraten hatte.
Severus war fuchsteufelswild gewesen. Wie hatte der alte Mann Potter nur so viel sagen können? Es war doch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der unerhört neugierige Junge, der sich doch erwiesendermaßen andauernd in Angelegenheiten mischte, die ihn nichts angingen, herausfand, dass er es gewesen war, der damals die Prophezeiung weitergegeben hatte.
„… und er wollte die Gefahr so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Aus irgendeinem Grund entschied er sich für mich.“
Severus war überrascht, dass Potter die Gelegenheit ungenutzt gelassen hatte.
„Vielleicht, weil ich ein Halbblut bin, wie er selber …“
Es schien selbst in diesem erlauchten Kreis nicht bei allen bekannt gewesen zu sein, dass der Vater des Dunklen Lords ein Muggel gewesen war.
Potter schien dies allerdings nicht zu registrieren und fuhr ungerührt fort: „Auf jeden Fall kam er nach Godric's Hollow, meine Mutter opferte sich für mich, ich überlebte und der Fluch fiel auf Voldemort zurück. Dadurch hat er mich gekennzeichnet.“ Er fuhr sich sehr bedacht über seine Stirnnarbe, „Seitdem hatte ich eine Verbindung zu ihm, habe gespürt, wenn er in der Nähe war oder wenn er besonders starke Gefühle hatte. Außerdem konnte ich Parsel und mein Zauberstab ist der Zwilling von Voldemorts.“
Eine kurze Pause entstand. Niemand schien sich zu trauen, etwas zu sagen.
„Dumbledore meinte, die Macht, die der Dunkle Lord nicht kennt, wäre die Liebe.“
Severus musste ein gehässiges Auflachen unterdrücken. Das war mal wieder so typisch für den alten Mann. Wahrscheinlich glaubte er diese Lächerlichkeit sogar selber. Zumal die Liebe vermutlich tatsächlich einzige „Macht“ war, die der Junge besaß, auch wenn sie sich zumeist in Idiotie äußerte. Die einzige wirklich entscheidende „Leistung“ des Jungen war sein bereitwilliger „Tod“ gewesen. Bei allem anderen hatte er mehr Glück als Verstand, Grangers Hilfe und Weasleys Dabeisein, um von Albus' Fäden-Ziehen und Severus' eigenen Leistungen gar nicht erst zu sprechen.
„Ähm, ja“, fuhr Potter geistlos wie immer fort, „Im vorletzten Jahr hat Professor Dumbledore mir Einzelstunden gegeben und mir alles erzählt und gezeigt, was er in all den Jahren über Voldemorts Leben herausfinden konnte.“
Potter begann nun sehr umständlich und langatmig von der heruntergekommenen Reinblüterfamilie, aus der die Mutter des Dunklen Lords gekommen war, der Grausamkeit, die er schon in der Kindheit gezeigt hatte, der einnehmenden Art in der Schule, der Öffnung der Kammer des Schreckens und der Ermordung von Vater und Großeltern zu berichten.
Severus nahm die Informationen einerseits beinahe begierig auf, gleichzeitig wuchs aber auch sein Zorn auf Dumbledore. Warum in Merlins Namen hatte der alte Mann ihm nicht genug vertraut, um ihm das ebenfalls zu erzählen? „Ich bevorzuge es, meine Geheimnisse nicht alle in einen Korb zu geben.“ Severus schnaubte innerlich. Der Schulleiter hatte ihm noch nicht einmal sagen wollen, dass er dem Jungen von der Vergangenheit des Dunklen Lords erzählte!
Wenn er wieder in Hogwarts war, würde er zweifellos dem Portrait im Schulleiterbüro einen Besuch abstatten.
„Die nächste Erinnerung, die Professor Dumbledore mir gezeigt hat, war die wichtigste. Sie war von Professor Slughorn. Riddle fragte ihn darin nach Horkruxen.“
Irgendetwas klingelte bei diesem Wort bei Severus. Es war ihm, als habe er es irgendwann schon einmal irgendwo gelesen, konnte sich aber beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wo es gewesen war, geschweige denn, um was es sich dabei handeln könnte.
„Am besten erzählt Hermine erst einmal, was Horkruxe sind.“
Severus wappnete sich für ein gewohnt atemloses Aufsagen auswendiggelernter Inhalte.
„Als Horkrux bezeichnet man ein Objekt, in das eine Person einen Teil seiner oder ihrer Seele eingeschlossen hat. Durch eine sehr böse Tat, in der Regel einen Mord, spaltet sich die Seele des Menschen und durch eine Menge sehr sehr dunkler Zauber, kann man ein Stück seiner Seele an ein Objekt binden, das den Teil der Seele schützt und den Menschen am Leben erhält, auch wenn der Körper stirbt. Der Teil der Seele ist abhängig von seinem Behälter. Anders als die Seele im menschlichen Körper, die keinerlei Schaden nimmt, wenn der Körper stirbt, kann ein Horkrux nicht ohne sein Gefäß existieren. Somit wird der Horkrux vernichtet, sobald das Objekt, in dem er eingeschlossen ist, unwiederbringlich zerstört ist.“
Das also war das große Geheimnis der Unsterblichkeit des Dunklen Lords! Und das war es auch, was Dumbledore ihm unter allen Umständen hatte vorenthalten wollen, nur um es ihm dann in der Nachricht an Potter doch noch anzudeuten.
Es erklärte so vieles, sowohl in Albus' und Potters Verhalten, als auch in den Aussagen und dem Verhalten des Dunklen Lords.
Potter war ein Horkrux gewesen, ebenso Nagini und der Ring, der Dumbledore getötet hatte.
Auf der Suche nach Horkruxen war Albus in seinem letzten Lebensjahr und Potter, Weasley und Granger im vergangenen Jahr durchs Land gezogen.
Wie viele Horkruxe mochte der Dunkle Lord wohl hergestellt haben?
Ein weiterer in Gringotts und einer in Hogwarts. Das waren sechs, zusammen mit dem Teil, der im Körper des Dunklen Lords verblieben war, waren es sieben Teile. Das würde passen, obwohl Severus sich nicht vorstellen konnte, dass der Dunkle Lord etwas von dem Teil seiner Seele in dem Jungen gewusst hatte, andernfalls hätte er ihn mit Sicherheit nicht getötet!
Während Severus noch über all dies nachdachte, hatte Potter wieder zu sprechen begonnen und Teile dessen gesagt, das Severus sich schon selber zusammengereimt hatte.
Er erzählte auch von dem Ring, der Albus getötet und der angeblich nicht nur ein Erbe der Slytherin-Familie gewesen, sondern auch den „Stein der Auferstehung“, eines der drei sagenumwobenen „Heiligtümer des Todes“ enthalten habe. Es verärgerte Severus maßlos, erfahren zu müssen, dass Albus Dumbledore offenbar nicht nur naiv genug gewesen war, eine derart abstruse Geschichte für wahr zu halten, sondern dass er dieser Legende und seiner eigenen Sentimentalität sein Leben geopfert hatte. Was sollte er noch von einem Mann halten, der nicht nur süßigkeiten-vernarrt und manipulativ, sondern auch noch in höchstem Maße realitäts- und selbstvergessen gewesen war? Was hatte er sich von diesem Mann in all den Jahren nicht alles sagen lassen? Wie hatte es diesem großen Mann und Zauberer passieren können, einen Horkrux an den Finger zu stecken?
Potter löste auch das Rätsel um die sieben Seelenteile: der siebte, bzw. vielmehr der erste, war das Tagebuch, das der Dunkle Lord über die Öffnung der Kammer des Schreckens geführt und das durch Lucius Unbesonnenheit schon vor Jahren von Potter zerstört worden war.

„Nach der Schule wollte Riddle Lehrer werden, was Professor Dippet ihm aber verweigerte.“, fuhr Potter weiter fort, „Er fing dann zur Verwunderung aller bei Borgin und Burke's an und fand dabei zwei Artefakte der Hogwarts Gründer: das Slytherin-Medaillon, das seine Mutter verkauft hatte, als sie kurz vor seiner Geburt Geld brauchte, und den Becher von Hufflepuff. Er tötete die Besitzerin, lenkte den Verdacht auf ihre Hauselfe und stahl die beiden Gegenstände. Dann wissen wir zehn Jahre nichts von ihm und dann kommt er wieder nach Hogwarts und fragt bei Professor Dumbledore nach der Stelle in Verteidigung. Er wollte dabei wahrscheinlich nach weiteren Besitztümern der Gründer suchen. Außerdem versteckte er einen Horkrux im Raum der Wünsche.
Ähm, das war das. Vielleicht erzähle ich noch kurz, was ich mit Dumbledore gemacht habe, in der Nacht, als er starb.“
Potter erzählte, wie er mit Albus in einer Höhle war, wie der Schulleiter sich mit einem Trank selbst geschwächt hatte und wie sie mit letzter Kraft nach Hogwarts zurückgekommen waren.
Es war nicht sonderlich schwer zu erraten, dass dies eine stark gekürzte und bearbeitete Version der Ereignisse war und dass Potter einiges verschwieg.
„Den Rest kennen Sie ja.“, war er lahme Abschluss seines Berichtes.
„Ich hab' gleich gewusst, dass ich gehen musste, um die übrigen Horkruxe zu finden und zu vernichten. Ich konnte Ron und Hermine nicht daran hindern, mitzukommen.“
Molly Weasley schluchzte bei diesen Worte besonders vernehmlich und Severus konnte wiedereinmal nur innerlich den Kopf schütteln. Es überraschte ihn nicht, dass Potter offenbar idiotisch genug gewesen war, zu glauben, die wahnwitzige Unternehmung alleine bewältigen zu können. Dennoch hatte dies nichts mehr mit Mut oder Opferbereitschaft zu tun, sondern war reine Selbstüberschätzung und Idiotie.
Potter sah an Granger vorbei ins Leere und Severus war erstaunt, als nun diese an seiner Stelle weiter sprach.
Er musterte Potter kritisch. Er wirkte erschöpft, aber keineswegs besorgniserregend überanstrengt.

Das meist von dem, was nun Granger, nur zeitweise von Weasley und Potter ergänzt, erzählte, war Severus vage durch Phinias Nigellus und seine gelegentlichen Kontakte zum Dunklen Lord und den Todessern bekannt.
Über die Details, gerade diejenigen zum Einbruch ins Ministerium, konnte Severus nur innerlich den Kopf schütteln und sich davon abhalten, zu genau darüber nachzudenken. Diese Kinder schienen das Glücks-Potential beinahe der gesamten magischen Bevölkerung des Vereinigten Königreiches auf sich vereint zu haben, dass sie heil aus dem Ministerium voller Todesser entkommen konnten. Und das nach gleich zwei herausragenden Spitzen der Potter'schen Idiotie! Severus hätte selbst Harry Potter doch für etwas intelligenter gehalten, als dass er das magische Auge aus Umbridges Bürotür nehmen musste. Und dann sämtliche Muggelgeborene befreien zu müssen! Severus musste schwer an sich halten, um nicht ausfällig zu werden. Wie konnte ein Mensch nur so wenig Bezug zur Realität haben, um nicht zu begreifen, dass zu viel auf dem Spiel stand, als dass man den Helden spielen konnte?

Erst als Granger von einem belauschten Gespräch über die Replik des Schwertes erzählte und Ginevra Weasley sich herausfordernd an Longbottom und Lovegood wandte und sagte: „Hab' ich euch nicht gesagt, dass unsere Aktion nicht vergeblich war?“, mischte Severus sich zumindest durch einen tödlichen Blick ein. Diese ungeheure Dummheit hatte ihn immerhin eine beträchtliche Anzahl an Nerven gekostet!
Ginevra sah ihn kurz an und hatte zwar den Anstand rot zu werden und den Blick abzuwenden, sagte aber dennoch herausfordernd: „Aber es hatte wirklich seinen Sinn, Sir!“ Sie sah zu Granger, die nickte. „Ja, das stimmt, Sir. Hätten Sie das Duplikat des Schwertes nicht nach Gingotts bringen lassen, hätten wir nicht erfahren, dass ein Horkrux im Lestrange-Verließ war.“
Severus hob die Brauen.
„Was natürlich nicht in Abrede stellt, dass diese Aktion Ihnen viel Ärger bereitet hat und wir Ihnen sehr dankbar sind, dass Sie Ginny, Neville und Luna vor den Carrows bewahrt haben, Sir.“
Diese Schleimerei war Severus zuwider, obwohl ein kleiner Teil tief in ihm auch befriedigt über diese Worte war.
„Aber auch das brachte uns vorerst nicht weiter.“, fuhr Granger fort. „Das Schwert war nur ein weiteres Objekt, das wir finden mussten. Da uns nichts anderes einfielt und wir von Professor Dumbledores Verbindung zu Bathilda Bagshot wussten, gingen wir nach Godric's Hollow, um nach dem Schwert zu suchen.“
Granger verstummte und sah angespannt zu Potter, der erneut das Wort ergriff und berichtete, wie sie in eine Falles des Dunklen Lords gegangen und nur mit knapper Not hatten entkommen können. Es wunderte Severus weniger, dass er von dieser Blamage des Dunklen Lords nichts erfahren hatte, wohl aber, welchen Aufwand dieser betrieben und welch dunkle Magie er eingesetzt hatte, um Potter an dem Ort zu fassen, an dem dieser ihm schon einmal beinahe das Leben genommen hatte.
Obwohl er vom Dunklen Lord einiges gewohnt war, musste selbst Severus zugeben, dass ihn die Schilderung nicht gänzlich kalt ließ.
So verwunderte es ihn auch nicht, dass Potters Bericht, wenn auch ungewöhnlich kurz und unverkennbar lückenhaft, noch deutlich tränenreicher aufgenommen wurde, als alles Vorherige.
„Ähm, das nächste, was es zu erzählen gibt, ist also ähm, wie wir das Schwert wirklich bekommen haben. Professor Snape hat es uns gebracht, aber natürlich so, dass wir nicht wussten, dass er es war, der es uns gegeben hat.“, fuhr Potter beinahe ohne Pause fort.
Jetzt, wo Severus erfuhr, was der Grund für Potters Beinahe-Ertrinken in jenem Weiher war, hätte er den Jungen am liebsten geschüttelt.
Wie dumm konnte ein Mensch sein, sich komplett zu entkleiden, sogar seinen Zauberstab am Ufer zurückzulassen, und die Kette mit dem Horkrux um den Hals zu behalten!
Severus kannte keine Worte für diese unbeschreibliche Dummheit.
Schon damals hatte er sich ob der lächerlichen Vorstellung, den „Jungen-der-lebte“, den „auserwählten Bezwinger des Dunklen Lords“, in einem kleinen Weiher ertrinken zu sehen, sehr beherrschen müssen, aber nun wäre Severus gerne erneut zu Albus gegangen, um seiner Wut Luft zu machen.
Diese unsägliche Dummheit hätte Severus beinahe die Deckung gekostet! Wäre Weasley damals nicht gerade im rechten Moment gekommen, Severus selber hätte Potter aus dem See ziehen müssen.

Nachdem Potter geendet hatte, wirkte er müde und erschöpft. Bevor aber Severus oder jemand anderes etwas hätte sagen können, hatte der Junge die Lehne des magischen Rollstuhls schon in die horizontale Position gebracht und die Augen geschlossen.
Granger begann nun ausführlich von den „Heiligtümern des Todes“ zu berichten. Aus dieser Legende, die sich auf das Kindermärchen von den drei Brüdern stützte, das einige Verrückte wie Xenophelius Lovegood und wie sie nun wussten, Albus Dumbledore, für bare Münze nahmen, stammte auch der „Stein der Auferstehung“, von dem Potter schon zu Beginn erzählt hatte. Offenbar waren sie durch ein Symbol, das Albus in das Märchenbuch, das er Granger vererbt hatte, hineinschrieb, darauf gekommen, dieser Legende auf die Spur zu kommen.
Es zeugte Severus Meinung nach einzig von der totalen Verzweiflung, in der die Jugendlichen sich befundne hatten, dass sie allen Ernstes nichts besseres zu tun gewusst hatte, als dieser Legende nachzuspüren. Man mochte sich die Haare ausraufen und sich darüber wundern, dass diese drei tatsächlich zum Erfolg gelangt waren.
Es war unglaublich, dass Albus das Schicksal der gesamten Gesellschaft, der magischen, wie der nichtmagischen, tatsächlich in die Hände dieser drei gerade einmal volljährigen Magier gelegt hatte. Wieso bei Merlin und den vier Hogwarts-Gründern, hatte Albus, wenn schon nicht ihn selber, so doch den ein oder anderen des Ordens eingeweiht oder es zumindest Potter gestattet, dies zu tun?
Severus hatte Geheimniskrämerei und unorthodoxe Vorgehensweise des ehemaligen Schulleiters noch nie verstehen können, aber dies hier war der absolute Gipfel der Unverständlichkeit, wie ihm jetzt noch einmal sehr viel deutlicher als schon das ganze letzte Jahr hindurch, deutlich wurde. Wie viel schneller, effektiver und vor allen Dingen von weniger glücklichen Umständen abhängig, hätte die Horkrux-Suche gestaltet werden können, wenn zwei oder drei erfahrene Zauberer oder Hexen dabei gewesen wären!

In der Schilderung der „Heiligtümer“ machte ihn lediglich die Erwähnung des Elderstabes stutzig. Auch der Dunkle Lord hatte diesen mächtigsten aller Zauberstäbe gesucht - und er hatte behauptet, ihn gefunden zu haben, im Grab von Albus Dumbledore!
„Auch wenn Sie es für Gerücht und Legende halten, es gibt die Heiligtümer wirklich. Über den Stein der Auferstehung hat Harry ja schon berichtet und vom Elderstab wissen Sie“, Granger sah nun direkt zu Severus, „vielleicht etwas und auch den Tarnumhang kenne Sie. Harry hat ihn von seinem Vater geerbt und er ist von Generation zu Generation in der Familie des jüngsten Bruders, Ignotus Peverell, weitergegeben worden. Vom Elderstab und vom Stein der Auferstehung wird Harry später noch erzählen.“
Alle Augen richteten sich auf Potter, der sich nicht rührte und den Eindruck erweckte, fest zu schlafen.
Was für eine unglaubliche Naivität. Nur weil Potter einen Tarnumhang besaß glaubte er gleich, es sei derjenige in der Legende! Das war wirklich mal wieder pure Selbstüberschätzung.
Der Rest des Berichtes von Lovegoods Verrat, der Flucht, der Gefangenschaft in Malfoy Manor und dem Einbruch bei Gringotts, brachte lediglich die Neuigkeit mit sich, dass Bellatrix das Schwert gesehen, in Panik verfallen, Granger gefoltert, dabei den dreien aber zu der Erkenntnis verholfen hatte, dass ein weiterer Horkrux im Lestrange-Verließ versteckt sein musste. Severus war überrascht, zu erfahren, dass es offenbar Potter gewesen war, der zu dieser Erkenntnis gelangt war.
Nach der ausführlichen Schilderung des Gringotts-Einbruches, der nicht nur zur Erkenntnis des Dunklen Lords geführt hatte, dass Potter seine Horkruxe sammelte, sondern sozusagen im Gegenzug diesem offenbarte, dass der letzte Horkrux in Hogwarts war, erzählten sie von einem kurzen Intermezzo in Hogsmead, aus dem Aberforth Dumbledore sie rettete, worauf Longbottom sie durch seinen geheimen Zugang zum Schloss brachte. Dieser kurze Bericht Longbottoms war neben demjenigen über die Horkruxe der mit dem größten Erkenntnisgewinn für Severus. In all der Zeit hatte er sich gefragt, wie Longbottom und die anderen das machten und wo sie sich versteckten. Nun, wo er die Lösung kannte, war es beinahe enttäuschend einfach.

„Ja,“, setzte Granger an, nachdem sie auf die Uhr gesehen hatte, „es ist jetzt vier Uhr. Sollen wir vielleicht eine kurze Pause machen?“
Die Blicke aller Anwesenden wanderten erneut zu dem nach wie vor reglosen Potter. Aus dem entstehenden zustimmenden Gemurmel wurde schnell Unruhe, der Herr zu werden noch nicht einmal Molly Weasley im Stande war. In Folge dieser Ausweglosigkeit wandte sie sich mit dem Hinweis darauf, Kaffee holen zu wollen, der Küchenzeile zu.
Nach einer Zeit, die er für angemessen hielt, erhob Severus sich ebenfalls. Ehe er die Tür aber hatte schließen können, fing er fatalerweise den verzweifelt-bittenden Blick Hermine Grangers auf und es bedurfte keiner besonderen Fantasie, aus diesem Blick zu schließen, dass Potter erwacht war. Severus' Blick wanderte zu seinem „Patienten“, der desorientiert und leicht panisch ins Leere starrte. Mit einem unterdrückten Schnauben ging er zügig-bestimmt zu seinen ehemaligen Schülern.
„Was gibt es, Potter?“, schnarrte er missgelaunt, kaum war er bei diesen angelangt, „Brauchen Sie einen persönlichen Babysitter oder warum mussten Sie mich von meiner Pause abhalten?“
„Nein, ich …“, stotterte Potter.
„Ich wollte, dass Sie zurückkommen, Sir.“, mischte Granger sich ein. „Würden Sie Harry bitte noch einmal durchchecken und nachsehen, ob wir gleich weitermachen können oder besser nicht?“
„Ich hab' dir doch gesagt, dass es mir gut geht, Hermine!“, giftete Potter seine Freundin an.
„Ich weiß, Harry, aber Professor Snape ist dein Heiler und muss das Okay geben.“
„Ich habe mich doch ganz offensichtlich gerade ausgeruht und ich muss doch keine Tanzeinlage hinlegen oder so!“
„Ruhe! Beide. Und Sie halten still, Potter.“
Zu seiner Erleichterung verstummten die beiden tatsächlich sofort und Severus konnte einen Diagnosezauber über Potter sprechen.
Was dieser ihm zeigte, gefiel dem Heiler in Severus ganz und gar nicht. Die kleine Unterredung hatte Potters Zustand ganz offensichtlich verschlechtert: seine Temperatur war wieder leicht gestiegen und auch ansonsten hatten körperliche und psychische Anstrengung deutliche Spuren hinterlassen.
Severus sah Potter noch einmal prüfend an. Es wunderte ihn, dass er offensichtlich Schwäche und Unwohlsein unterdrückte und vor seinen Freunden verbarg. In all den Jahren hatte Severus gedacht, Potter würde seine zahlreichen Aufenthalte im Krankenflügel in vollen Zügen genießen und sich in seinen kleinen Unpässlichkeiten baden.
Seit er ihn nun aber hier erlebte und sehr genau wusste, wie angeschlagen sein Patient wirklich war, ergab sich für Severus ein ganz anderes Bild.
Zu sagen, dass Potter nicht wehleidig war, war eine Untertreibung. Zwar gab Severus ihm weiterhin Schmerzmittel, aber er wusste sehr gut, dass diese nicht alle Schmerzen überdeckten. Dennoch klagte Potter nicht und ließ es sich auch nicht anmerken.
Auch den Schock von dauerhafter Blindheit und möglicherweise langwieriger Rehabilitation schien er erstaunlich gut aufgenommen zu haben. In seiner Zeit im Sankt Mungos hatte Severus sehr viele erwachsene Hexen und Zauberer gesehen, die weitaus schlechter mit ihren wesentlich geringeren Verletzungen umzugehen in der Lage waren.
Trotz allem wunderte es Severus, dass Potter die sich hier doch zweifellos bietende Gelegenheit ungenutzt ließ.
War er so darauf bedacht, seine Geschichte heute zuende zu bringen bzw. dachte er, eine solch „gute“ Gelegenheit biete sich nicht wieder oder hatte er vor, seine Krankheit später noch sehr viel wirkungsvoller in Szene zu setzen?
Zwar wusste Severus, dass er als Heiler anders entscheiden musste, dennoch konnte er nicht widerstehen, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen und sagte somit: „Fassen Sie sich kurz. Vielleicht kann Miss Granger Sie unterstützen.“ Er sah auf die Uhr und fügte hinzu: „In einer halben Stunde geht es weiter.“ Es wunderte Severus, auf Potters Gesicht Erleichterung und Dankbarkeit, aber keinen Triumph erkennen zu können. Bevor er ging, gab er Potter noch einen hochdosierten Stärkungstrank, den dieser mit angewidertem Gesicht, aber ohne Widerspruch trank.

Die kurze Zeit, die ihm oben in „seinem“ Zimmer blieb, nutzte Severus, um einen Trainingsplan für Potter zu erstellen. Sobald sein Zustand es zuließ, würde er mit einfachen Bewegungsübungen beginnen. Viel zu lange schon hatte er untätig im Bett gelegen und sich so gut wie gar nicht bewegt.
Am nächsten Nachmittag würde Devon kommen und prüfen, ob sich die Magiekonzentration, die es bisher verhindert hatte, weitere von Potters Verletzungen zu heilen, so weit normalisiert hatte, dass zumindest die noch vorhandenen inneren Verletzungen geheilt werden konnten. Die gebrochenen Rippen würden sie auf natürlichem Wege zusammenwachsen lassen und um Schulter und Bein würden sie sich vermutlich in der kommenden Woche kümmern.
Bis dahin würde Severus aber nicht warten, ehe er ihn wieder aus dem Bett holen würde. Er würde ihn so oft wie möglich in den Rollstuhl stecken und darüber hinaus all die Muskelstärkungsübungen mit ihm machen, die er in den Muggel-Physiotherapiebüchern, die er sich in Muggellondon gekauft hatte, gefunden hatte. Zwar kannte er auch aus seiner Ausbildung einige Übungen, die für bettlägerige Patienten geeignet waren, aber im Gegensatz zu den Zauberern, hatten die Muggel einige Erfahrungen mit langwierigen Verletzungen.
Vielleicht konnte er Potter auch schon ehe sein Bein geheilt war ohne Rollstuhl ein wenig durch das Zimmer „hüpfen“ lassen. Das versprach zumindest ein wenig Abwechslung und eine amüsante Erfahrung zu werden.
Erst wenn alles verheilt war, würden sie richtig einsteigen können, sowohl in die Rehabilitation, als auch ins ?Mobilitätstraining'. Gerade letzteres würde nicht einfach werden und Severus hoffte, dass er von seiner Aufgabe erlöst werden würde, bevor es damit richtig zur Sache gehen würde.

Nachdem Severus wieder bei den anderen angelangt war und diese sich wieder beruhigt hatten, erzählte Potter erstaunlich knapp von seinem Aufeinandertreffen mit den Carrows im Ravenclawturm, von Severus' unrühmlichen Abgang und den Erinnerungen, die er dem Jungen gegeben hatte
Die Nachricht von Horkrux und Notwendigkeit des Todes wurde erwartet emotional und tränenreich aufgenommen, obwohl Severus sich nicht nur darüber wunderte, wie sachlich Potters Bericht war, sondern vor allem darüber, dass er kaltblütig genug gewesen war, unter diesen Umständen auf den Aufbewahrungsort des Horkruxes zu kommen und seinen Freunden in dem Wissen gegenüberzutreten, sterben zu müssen, ihnen aber dennoch nichts davon zu sagen.
Weasley übernahm es im Folgenden nicht nur von der Zerstörung des Bechers in der Kammer des Schreckens zu berichten, eines Details, das Severus doch sehr verwunderte und befremdete, sondern auch von ihrem Aufeinadertreffen mit Malfoy und seinen beiden Leibgarden. Es wunderte Severus nach wie vor, dass Draco sich keine anderen Helfershelfer als die beiden unfähigsten Zauberer der ganzen Schule suchte.
Weasley erzählte wie bei den vorherigen Episoden äußerst ausschweifend, unstrukturiert und vor allem von sich überzeugt.
Obwohl es ihm widerstrebte, kam Severus doch nicht umhin zu registrieren, dass es Weasley und nicht Potter war, der all jenes in seinen Erzählungen zum Ausdruck brachte, das er dem „Jungen der lebte“ immer unterstellt hatte.
Potters Bericht über das große Finale war so absurd, dass Severus sich am Ende fragte, ob er nicht doch an der Wahrheit der Schilderung glauben sollte, zumal er sich selbst doch noch vor wenigen Minuten über die knappe Schilderung der rationalen Handlungsweise gewundert hatte.
Freilich war es nicht unwahrscheinlich, dass Potter angesichts seines Beinahe-Todes halluziniert hatte. Wer war er schon, dass er beurteilen konnte, was passierte, wenn man vom Avada Kedavra getroffen wurde? Und Severus war schließlich dabei gewesen, hatte gesehen, wie der Todesfluch den Jungen getroffen und wie er „tot“ zu Boden gefallen war.
Es ärgerte ihn zwar maßlos, aber Severus würde akzeptieren müssen, dass in jener Minute, die er leblos auf dem Waldboden gelegen hatte, etwas mit Potter geschehen war, was sich seiner Vorstellungswelt entzog.
Weniger abgeklärt umgehen konnte Severus allerdings mit der Vorstellung des Steines der „Auferstehung“. Nach allem, was er an diesem Nachmittag gehört hatte, fiel es ihm ungewöhnlich schwer, dies als Wichtigtuerei Potters abzutun. Er war weit davon entfernt, den Jungen zu bewundern oder auch nur für seine Rolle zu akzeptieren, dennoch hatte sich etwas in seiner Wahrnehmung begonnen zu verändern. Potter hatte in den letzten Stunden nicht so gewirkt, wie jemand, der seine Heldenrolle genoss und haarsträubende Geschichten erfand, um Aufmerksamkeit zu erregen. Mit Sicherheit war es auch seiner körperlichen Schwäche geschuldet, dass er nicht nur die überwiegenden Redeanteile seinen Freunden überlassen, sondern teilweise ungewöhnlich knappe Berichte geliefert hatte. Dennoch war nicht eingetreten, was Severus erwartet hatte, dass Potter seine Rolle als geschwächter Kranker genoss und ausnutzte um Aufmerksamkeit zu erregen. Im Gegenteil schien er sich zusammenzunehmen, um sich möglichst wenig anmerken zu lassen. Weder erbat er eine Pause, noch eine Verschiebung und es hatte auch keinen „plötzlichen Schwächeanfall“ gegeben.
Zu all diesem schien es nun wenig zu passen, dass Potter eine gänzlich erfundene Geschichte vom Erscheinen seiner Eltern und deren Anhang zum besten gab.
Severus musste sich sehr gegen die Vorstellung erwehren, wie er selber diesen Stein nutzte. Würde er endlich in Frieden leben können, wenn er sich bei Lily hatte entschuldigen können?
Aber wie würde sie reagieren? Trotz allem, was er in den letzten Jahren für die „gute“ Seite getan hatte, war er überzeugter Todesser gewesen, hatte er sie und ihre Familie verraten, hatte dafür gesorgt, dass sie tot und ihr Sohn Waise war.
Severus musste sich selber ermahnen, die Kontenance zu wahren. Er durfte sich nicht so gehen lassen, das war ausgeschlossen und unter seiner Würde.


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