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Fanfiction

Die Rumtreiberzeit - James in Aktion

von Kathi Weasley

Im Klassenraum war nur das schnelle Kratzen von vielen Federn auf Pergamenten zu hören, während Professor Stuart durch die Reihen ging und hier und da ein paar Stichworte einwarf, die sie ebenfalls unbedingt in ihren Abschlussprüfungen bei den Erklärungen von den unterschiedlichen Zaubersprüchen wiedergeben sollten. Lilys Pergament war von oben in der ersten Zeile bis unten in den kleinsten Winkel bereits beschrieben, wohingegen Jules mit den wildesten Abkürzungen schneller mitzuschreiben versuchte, wobei Lily bezweifelte, dass sie nach dieser Stunde beim Durchlesen ihrer Aufzeichnungen überhaupt noch wissen würde, was die einzelnen Buchstaben bedeuteten. Schon jetzt war es ihr selbst ein Rätsel, was A. K. = t. + gr. bedeuten sollte.
Da Jules aber schon seit dem gestrigen Nachmittag mit rätselhaften und ungewöhnlich wortkargen Verhalten geglänzt hatte, verkniff Lily sich einen spitzen Kommentar zur Mitschreibtechnik ihrer Freundin.
Hinter ihnen hüstelte jemand verhalten in seine Hand. Gleich darauf erklang gedämpftes Gelächter aus der Reihe hinter den beiden Gryffindor-Mädchen. Selbstredend teilte Professor Stuart sogleich missbilligende Blicke aus.
„Black, Potter. – Solange sie nicht gewillt sind, ihre Witzeleien mit uns allen zu teilen, empfehle ich ihnen ihr Lachen ebenso für sich zu behalten.“, sprach der Professor und Lily schlich sofort ein kleines Grinsen auf das Gesicht.
Bevor James oder Sirius jedoch eine Erwiderung abgeben konnten, kam ihnen die Schulglocke zuvor, die das Ende des Verteidigungsunterrichts ankündigte. Fast so schnell wie Apparierende verschwanden fast alle Schüler sofort aus dem Klassenraum.
Professor Stuart fing mit verzweifeltem Unterton an die Hausaufgaben in die quasselnde und fliehende Schülermenge zu rufen, was wahrscheinlich aber nur von den wenigsten noch wahrgenommen wurde.
„Bitte vergessen sie nicht, dass die Prüfungen im Mai sind!“, rief er erinnernd noch, bevor er sich erschöpft durch die grauen Haare fuhr, die er zweifelsohne – wie er immer behauptete – zum Großteil durch die Schüler dieser Klasse erlangt hatte. „Das ist vor Weihnachten!“
Ein paar näherstehende Schüler lachten kurz auf, verschwanden aber trotzdem eilig aus dem Zimmer, da die Minuten bis zur nächsten Unterrichtsstunde ihnen durch die Finger rannen und somit ebenso die Zeit zum Reden mit ihren Mitschülern schrumpfte. Lily und Jules schulterten ihre Umhängetaschen und verabschiedeten sich vom Professor, bevor sie sich vor der Türe des Raumes trennten.
Wie im Allgemeinen Wenige ihrer Klassenstufe hatte Lily schließlich Alte Runen belegt, wo sie lediglich Remus als Leidensgenossen – wobei das Leid sich ihrer Meinung nach bei diesem Fach sogar in Grenzen hielt – hatte.

Als sie in den Gang zum Runenklassenzimmer einbog, rempelte sie aus Versehen James an, der in die entgegengesetzte Richtung hetzte und Sirius dicht auf den Fersen hatte.
„Hey, Lily.“, grüßte James sie kurz und Lily erwiderte seinen Gruß freundlich, während sie den Träger ihrer Umhängetasche richtete, der bei ihrem Zusammenstoß verrutscht war.
Sirius hatte nur ein flüchtiges Grinsen für sie übrig, bevor er wieder einer missmutigen Miene auf seinem Gesicht Platz machte. Unsicher beobachtete Lily sein Verhalten, während James seinen Kumpel fragend ansah. Allerdings hatte er diesen Gesichtsausdruck bei seinem besten Freund in den letzten Stunden bereits so oft betrachten können, dass er langsam ernsthaft besorgt war, ob er selbst etwas ausgefressen hatte.
„Wohin ward ihr unterwegs?“, fragte Lily lächelnd im Versuch Smalltalk zu machen, um Sirius ein wenig aus der Reserve zu locken.
Dieser mimte aber tapfer weiter den Taubstummen und wäre wohl noch so weit gegangen seine Fingernägel angestrengt zu betrachten, wäre nicht Remus mit Danielle in ihr Möchtegern-Gespräch eingedrungen. Danielle ließ gerade geräuschvoll ihre Kaugummiblase zerplatzen, weshalb Remus sie irritiert anstarrte.
„Sonntag ist ein Hogsmeade-Ausflug oder?“, fragte sie neugierig und strich sich ein paar Haare hinter das Ohr, die ihr immer mal wieder in das Gesicht fielen.
Lily nickte nur ein wenig überfordert wegen des plötzlichen Themenwechsels. Doch Danielle schien diese Kopfbewegung schon zufrieden zu stellen, denn sie klatschte nur fröhlich in die Hände und verschwand wieder zu ihren Freundinnen, die an einem Fenster im Gang auf sie gewartet hatten.
„Ich weiß immer noch nicht genau, was ich von ihr halten soll.“, sagte Remus Lupin skeptisch, während er Danielles Schritten mit den Augen folgte.
Lily lächelte mild auf seine Aussage hin und sah nervös auf ihre Armbanduhr. Der Unterricht würde jeden Moment weitergehen. Gerade als sie sich bei den drei Rumtreibern entschuldigen wollte, wandte Remus ebenfalls ein zum Runenunterricht gehen zu müssen, weshalb sie sich ihm einfach anschloss und James und Sirius kurz zum Abschied zuwinkte.

Normalerweise vermied Annabeth es tunlichst Sport zu machen, aber wenn Zuspätkommen als Sportart zählen würde, wäre sie am heutigen Tag ziemlich aktiv geworden. Zu allererst war sie als Letzte gerade noch vor Prof. Stuart in den Klassenraum von Verteidigung gegen die dunklen Künste gestürzt und jetzt hetzte sie schon wieder wie bei einem 100m-Sprint zu ihrem Ziel, nämlich dem Zimmer, in dem nun Geschichte der Zauberei begann. Auch wenn für sie klar war, dass der weder körperlich noch geistig vollständig anwesende Professor ihre Abwesenheit nicht bemerken würde, konnte sie persönlich gut auf den Augenblick, in dem die halbschlafenden Schüler und Schülerinnen sie alle träge anstarrten, verzichten.
„Cool bleiben, Annie.“, keuchte sie außer Atem, als sie vor der Klassenzimmertür angekommen war, und legte die rechte Hand auf den Türhenkel.
Ohne noch einen langen Moment damit zu verschwenden, sich über ihr Zuspätkommen weiter zu ärgern, drückte sie den Türhenkel hinunter und erlebte eben diesen Augenblick, auf den sie gerne verzichtet hätte. Leise schloss sie die Tür hinter sich und murmelte eine kurze Entschuldigung in Richtung des Professors, bevor sie durch den engen Gang zwischen den Bänken hindurch schlich, um sich auf einem leeren Sitzplatz in einer der hinteren Reihen niederzulassen.
Als sie an einer Sitzbank gefüllt mit schlafenden Hufflepuffs vorbei ging, verfing sich ihr Fuß jedoch in der Umhängeschlaufe einer am Boden liegenden Tasche. Ihre Hände versuchten noch schnell nach etwas zu fassen, wo sie sich festhalten konnte, doch bevor sie sich versah, landete sie auch schon auf dem Boden.
Ein paar Schüler in ihrer Nähe fingen an zu kichern und prusten. Schnell rappelte sich Annabeth wieder vom Boden auf und tipselte mit Blick auf den Boden zu dem erstbesten leeren Sitzplatz, den sie sehen konnte, ohne auf etwaige Tischnachbarn Acht zu geben.
„Gute Slapstick-Einlage, Watson.“, raunte ihr von der Seite jemand zu und sie konnte förmlich das Grinsen auf seinem Gesicht hören.
„Ich hab alles gegeben.“, entgegnete sie und drehte sich zu ihrem Tischnachbarn um.
Sirius, an dessen anderer Seite James saß, hatte anscheinend vor ihrem Auftauchen die Zeit damit verbracht, kleine Kritzeleien auf seinem Pergament zu verewigen. Annabeth‘ Meinung nach waren die gar nicht mal so schlecht.
„Unglücklicherweise ist das wahrscheinlich sogar wahr. Aber du kannst ja von den Besten noch lernen.“, sagte Sirius grinsend.
Annabeth‘ Gesicht spiegelte seinen Gesichtsausdruck und sagte: „Meinst du damit Jules?“
Einen Augenblick später wurde ihr klar, dass sie damit wohl etwas Falsches gesagt haben musste, denn Sirius‘ Miene verdüsterte sich sekündlich mehr. Annabeth zog den Kopf ein und beschäftigte sich zu interessiert damit, ihre Feder in der Tasche zu suchen.
„Sag nicht nochmal diesen Namen.“, hörte sie Sirius nur murmeln und sie nickte schnell.
Im Hintergrund leierte Professor Binns geschichtliche Daten herunter ohne der Unruhe in seiner Klasse Beachtung zu schenken.

Sirius schmiss mit verärgerter Miene seine Schultasche neben sein Bett und sich selbst gleich darauf. Er hörte mit einem Ohr wie James sich ebenfalls auf seinem Bett niederließ und in seiner Tasche nach etwas kramte. Einen Augenblick später machte sein Freund auch schon geräuschvoll etwas auf, was wie eine Süßigkeitenverpackung klang, und Sirius setzte sich grummelnd auf.
„Kaugummi?“, schlug James ihm grinsend vor und hielt ihm die fast volle Packung mit den Kaugummikugeln hin.
„Ist noch Himbeere dabei?“, fragte Sirius hoffnungsvoll, wurde aber enttäuscht als James verneinte.
„Der Letzte ist eben in meinen Mund gewandert.“, grinste James breit.
Es war offensichtlich, dass er nur Spaß machen wollte, jedoch bekam Sirius, der den ganzen Tag schon an alles anderer als guter Laune litt bzw. sich in seinem Ärger und Verdruss suhlte – so zumindest hatte Remus ihn heute gerügt - , diese Aussage sofort in den falschen Hals.
„Ist ja toll.“, fauchte er gereizt und trat gegen seine ohnehin schon am Boden liegende Tasche.
Aus dem Augenwinkel sah er wie James ihn stirnrunzelnd musterte. Selbst diese Blicke störten ihn heute dermaßen stark, dass er kurz davor war schon wieder eine patzige Entgegnung herauszuschleudern.
Schließlich konnte James anscheinend seinen Kommentar sich nicht länger verkneifen und meinte: „Was hat dir denn den Zauberstab so verknotet? Du benimmst dich wie ein bissiger Hund.“
Bissiger Hund. Wie überaus passend gewählte Worte.
„Gar nichts.“, presste Sirius zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Dass dieses Gar nichts braune Haare hatte und ihn mal wieder bei einer Gelegenheit erwischt hatte, wo er sein Gehirn anscheinend mal wieder an einen Obdachlosen vorher verliehen hatte, musste er James ja nicht auf die Nase binden. Wie sich herausstellen sollte, war das aber auch gar nicht nötig, denn James durchschaute seine Fassade trotzdem.
„Dieses Gar nichts hast du jetzt aber schon seit gestern.“, warf er ein und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Und es hat dich nicht zu interessieren. – Kümmere dich lieber um Evans.“, sagte Sirius und bemerkte selbst wie bescheuert seine Antwort klang.
Er benahm sich, wie James vorher so schön beschrieben hatte, wie ein bissiger Hund. Ein bissiger Hund mit den Verhaltensweisen eines bockigen Kindes. James schien das genauso zu sehen.
„Gut, dann frag ich Jules. – Die hat nämlich dasselbe Gar nichts wie du wahrscheinlich.“, entgegnete James und sein Tonfall hatte nun ebenfalls eine genervte Färbung angenommen.
„Mach doch.“, grummelte Sirius. „Die wird sich freuen, wenn sie dir davon erzählen kann.“
Ein Seufzen ertönte aus James‘ Richtung und er stand von seinem Bett auf. Als Sirius aufsah, lehnte James an seinem Bettpfosten und grinste ihn schief an.
„Da liegt also der Hund begraben.“, sagte er und gegen seinen Willen musste Sirius über diesen Kommentar auch grinsen.
„So drastisch hätte ich das jetzt nicht ausgedrückt, aber ja.“, murmelte der Rumtreiber und schüttelte über die Metapher seines Freundes nur den Kopf.
James jedoch runzelte aufgrund Sirius‘ Eingeständnisses nachdenklich die Stirn. Es schien so, als ob er eine Frage stellen wollte, die Reaktion seines besten Freundes aber nicht absehen konnte. Die Unsicherheit diesbezüglich schien ihm ins Gesicht geschrieben, weshalb Sirius seiner Frage zuvorkam und bereits die Antwort darauf gab.
„Sie hat mich erwischt.“, nuschelte er und fuhr sich genervt von sich selbst durch die Haare.
Er wusste nicht genau, warum ihn diese Tatsache an sich so störte, aber sie tat es. James‘ Miene hatte sich durch die Aussage von Sirius aber nicht aufgehellt.
„Sie hat dir eine gewischt?!“, wiederholte er schockiert, was Sirius dazu brachte breit zu grinsen.
„Hätte sie garantiert auch gerne gemacht, aber sie war zu sehr damit beschäftigt mich wegen ein bisschen Flirten zu maßregeln.“, gestand Sirius augenverdrehend.
James horchte auf.
„Wie meinst du das: ein bisschen Flirten? Hat sie dich etwa dabei gesehen? Wie hat sie reagiert?“, hinterfragte James und Sirius runzelte über die vielen Fragezeichen hinter seinen Sätzen die Stirn.
Sein bester Freund klang wie eine Klatsch-und-Tratsch-süchtige Fünftklässlerin.
„Ja, hat sie. – Das ist es außerdem: Sie hat mich weder angeschrien noch mir eine gewischt. Nur irgendwelches unzusammenhängendes Zeug geredet.“, beschwerte sich Sirius fast, als ob es ein Vergehen wäre, ihn bei solchem Verhalten nicht anzuschreien oder zu hauen.
„Ernsthaft?“
„So ernst wie ich Sirius heiße.“, entgegnete der Rumtreiber, doch diesmal blieb jegliches Grinsen aus.
James wuschelte sich nachdenklich durch die Haare, während er gedanklich seine Schlüsse zog. Dass Jules dermaßen ruhig reagiert hatte, beunruhigte ihn sehr und erinnerte ihn an ihr Verhalten gegenüber Anthony Gardner – diesem eingebildeten Fatzke aus Hufflepuff – dem sie kurz vor dem Beziehungsaus wahrscheinlich sogar, wenn er ihr die Haare abgeschnitten hätte, Honig um den Mund geschmiert hätte.
„Das ist nicht gut, Tatze.“, sprach er leise. „Das ist gar nicht gut.“
„Ich hatte es schon befürchtet.“, meinte Sirius trocken. „Sie ist verrückt geworden oder?“
James schwieg daraufhin. Wenn es denn das wäre.

Das ständige Murmeln im Gemeinschaftsraum klang in Lilys Ohren schon wie das eifrige Summen von einem großen Bienenschwarm.
„Denkst du echt?“, flüsterte eine Fünftklässlerin am Nebentisch ihrer Freundin zum zehnten Mal zu.
Lily hätte wirklich gerne gewusst, welche Lügen ihre Sitznachbarin ihr aufzählte wie Primzahlen bei einer Mathematik-Olympiade. Nachdem sie die vorigen Minuten immer wieder ihren eigenen und James‘ Namen hatte fallen hören, fand sie, dass ihr die Neugier somit nur zu Recht zustand.
„Kannst du mal diese Vokabel für mich nachschlagen, Lily?“, fiel Remus ihr in ihre Gedanken hinein, der ihre geistige Abwesenheit anscheinend nicht bemerkt hatte.
Lily schüttelte kurz den Kopf, um sich wieder zu sortieren und auf die Alte Runen-Hausaufgaben zu konzentrieren. Leider schien sich ihr Gehirn nur zu gern auf andere Dinge zu fokusieren, als auf die Übersetzung eines jahrhundertealten Textes. Stattdessen spukten ihr sämtliche W-Fragen durch den Kopf, die sie momentan belasteten. Wieso benahm sich Jules so komisch? Waren sie und James jetzt zusammen? Wann würde das ständige Getuschel und Gerede hinter ihrem Rücken endlich ein Ende finden? Wohin würden diese Anschläge und das Morden an Unschuldigen noch führen? Besonders Letzteres schlug ihr gehörig auf den Magen, hatten sie doch erst an diesem Morgen wieder einen Artikel mit ähnlichem Thema lesen können.
Ihr Blick huschte zu Remus, der wahrscheinlich verwandte Sorgen auf der Seele hatte. Erst vor kurzem konnte sie heimlicher Zuhörer eines Streites zwischen ihm und Annabeth werden. Daraus wurde deutlich, dass Remus ihrer Beziehung angesichts der Gefahr, die von ihm aus ging, ein Ende bereiten wollte, Annabeth sich aber gegen diese Gegebenheit und seine Einwände sträubte wie eine störrische Wildkatze. Lily konnte sie gut verstehen, aber kam nicht umhin sich zu fragen, wie es in ein paar Wochen, wenn das Schuljahr sein Ende gefunden hatte, aussehen würde.
Der Rumtreiber neben ihr kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und schenkte ihr einen auffordernden Seitenblick.
„Klar.“, antwortete sie fahrig und schlug das Wörterbuch der Runen auf. Um welches Wort war es nochmal gegangen?

Lautes Geplauder belebte die Große Halle, als die Siebtklässler beim Abendessen munter zu Hünchen, Nudelauflauf, Kartoffelgratin und anderen Köstlichkeiten griffen. Lily, die von den Übersetzungsstrapazen des Nachmittags ziemlich ausgelaugt war, tat sich gerade ihre zweite Portion Steak-und-Nieren-Pastete auf den Teller, als sie aus dem Gelächter und Gerede ihrer Mitschüler ebenso das laute Kreischen einer Eule heraushörte. Verwundert hob sie ihren Blick zu der verzauberten Decke der Halle und dabei zu der Öffnung, durch die Posteulen morgens immer ihren Weg hinein in das Schloss fanden. Tatsächlich flog eine einsame braun gefiederte Eule mit rasantem Tempo gerade auf den Gryffindortisch zu und stand allem Anschein nach kurz vor einem Schwächeanfall.
„Ähm, James?“, fragte Jules vorsichtig und der Angesprochene wandte sich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu ihr um. „Ist das nicht eure Eule?“
„Eule?“, wiederholte James perplex und schnaubte kurz. „Welche Eule? Bist du sicher, dass dir keiner was in deinen Kürbissaft geschmuggelt hat?“
Julia Bloom verdrehte nur genervt auf den irriwtzigen Vorschlag ihres Freundes die Augen.
„Da oben, Matschbirne.“, meinte sie trocken und deutete in Richtung der erschöpften Eule, die nun schon so nah bei ihnen war, dass die Schüler im Umkreis die Köpfe einzogen und ihre Umhänge schützend als Regenschirm verwendeten, als fürchteten sie einen Bombenregen.
James‘ Augen weiteten sich überrascht und verwirrt zugleich, war er doch ebenso wie Lily bestens über die normalen Postzeiten informiert und somit nicht auf Briefe um diese Uhrzeit eingestellt gewesen. Kurz huschte sein Blick zu Lily, die ihn ein wenig besorgt beobachtete. Ihrer Meinung nach könnte Post dieser Art genauso gut mit der Aufschrift Alles liegt im Argen! geliefert werden.
Nach der nun folgenden Bruchlandung der Eule, dem daraus resultierenden Pommes-Regen und wildem Durcheinander – „Meine Haare!“ „Die guten Pommes!“ „Mach das weg!“ – nahm James den Brief mit zusammen gezogenen Augenbrauen aus dem Schnabel der Eule. Mit undefinierbarer Miene drehte er den Brief so, dass er den Absender lesen konnte und gleichzeitig keiner seiner Freunde sofort seine Nase mit in das Kuvert reinstecken konnte.
Seine Eltern schrieben normalerweise nur früher als zu den Frühstückszeiten ihre Briefe, wenn sie Neues über den Nachbarsjungen erfahren hatten. Wegen eines unglücklichen Vorfalls aus James‘ früherer Kindheit hatte dieser nämlich eine Verletzung erlitten, die zwar dank sofortiger Heilung keine weiteren bleibenden Schäden hinterlassen hatte, jedoch James, als er klein gewesen war, große Sorgen und Schuldgefühle bereitet hatte.
Wie James also schon vermutet hatte, thematisierte der Brief seiner Eltern das derzeitige Befinden des Jungen, der wie sich herausstellte gar kein so kleiner Junge mehr war, sondern eine Arbeitsstelle in der Abteilung für magische Spiele und Sportarten im Zaubereiministerium antreten würde. James grinste unbewusst über die Neuigkeiten und musste sich unwillkürlich an einen zwei Jahre jüngeren Ewan Norton erinnern, der in Hogwarts für sein Haus – Hufflepuff – ein Tor nach dem anderen in jedem Quidditchspiel schoss und die Gryffindor-Quidditchmannschaft in jeder Trainingseinheit an den Rand der Erschöpfung brachte, nur durch seine gelungenen Paraden in den vorherigen Spielen. Allein der Gedanke daran hatte Geoffrey, dem vorherigen Kapitän der Gryffindors, jedes Mal einen Nervenzusammenbruch und das Verlangen nach einem frischen Krug Butterbier beschert. Meistens hatten Trainingseinheiten dieser Sorte dann in der Küche geendet, wo jeder Spieler sich die Leidenshymne von Geoffrey anhören und danach mit Versprechungen ala „Ich werde alle Bälle halten!“ und „Never ever, Ewan! – Unsere Abwehr ist diesmal topfitt!“ glänzen musste.
Unwillkürlich musste James glucksen und zog damit den Blick von Lily auf sich, die anscheinend nicht ganz seine Reaktion nachvollziehen konnte.
„Alles in Ordnung, James?“, fragte sie ihn vorsichtig und er nickte zu Antwort, während er fröhlich anfing sein Hünchen weiter zu verspeisen.
Sirius nahm seine wortkarge Erwiderung gleich als Anstoß für ihn einzutreten: „Logo. Krone hat alles im Griff, nicht wahr?“
Lily verdrehte gleichsam mit James genervt von der Einmischung Sirius‘ die Augen. Die Lektion, wann und wie lange man in bestimmten Situationen lieber Schweigen als Quasseln sollte, hatte Sirius im Benimmbuch anscheinend geflissentlich übersprungen.
Somit meinte sie zu dem Rumtreiber nur spitz: „Richtig. Vielleicht sollte sich unser Double B – Paar davon mal eine Scheibe abschneiden?“
Sirius runzelte verständnislos die Stirn, während Jules ihrer Freundin nach ein paar Überlegungssekunden mit dem Ellbogen in die Seite stieß.
„Darüber reden wir später noch, Lily!“, zischte sie ihr leise zu.
In diesem Moment schien auch bei Sirius der Groschen zu fallen, denn seine Augen verengten sich sekündlich mehr. Da seine Wangen jedoch ebenfalls eine verräterische Rotfärbung angenommen hatten, war die Wirkung seiner bedrohlichen Schlitzaugen jedoch nicht halb so einschüchternd wie vermutlich erhofft.
„Evans, wenn du-“, fing er auch schon an zu wettern, was James zum Glucksen veranlasste. Ohne auch nur zu wissen, was sein Freund sagen wollte, begann er zu lachen. „Ähm Krone? Bist du okay?“
„Selbstnatürlich.“, nuschelte James mit vollem Mund und breitem Grinsen.
Lily lächelte belustigt über das Verhalten des Potters. Immer wieder konnte sie nur darüber staunen, wie sehr sich ihre Stellung zu James Potter und seinen Freunden in diesem Jahr geändert hatte.

Der Rauch vom erloschenen Feuer im Gemeinschaftsraumkamin der Gryffindors zog langsam in Richtung des Tisches, wo die Siebtklässler sich für diverse Recherchen, Lernereien und Schreibarbeiten niedergelassen hatten. Während Lily und James für das angesetzte Schulsprechertreffen Themen besprachen, tauschten die anderen Gryffindors sich neben ihnen über den weitreichenden Stoff für die Abschlussprüfungen aus.
James trug seit dem Abendessen ein breites Grinsen im Gesicht zur Schau, welches Lily, obweohl sie den Grund für seine Fröhlichkeit nicht wusste, ebenfalls glücklich machte. Wenn James so gutgelaunt war, konnte ja nur etwas außerordentlich Gutes der Auslöser dafür sein. Den Gedanken, dass auch ein anderes Mädchen Grund sein könnte, verschob sie tunlichst in das hintereste Eck ihres Gehirns, bis James schließlich selbst das Thema anschnitt.
„Wo ist denn jetzt mein Brief hin?“, murmelte er am Ende ihrer Arbeiten fahrig und tastete suchend in seiner Tasche nach dem Brief seiner Eltern, den er beim Abendessen erhalten hatte.
Als er ihn schließlich gefunden hatte und ordentlich in eines seiner Bücher steckte, platzte es neugierig aus Lily heraus: „Ist er von jemandem Bestimmten?“
Eine Sekunde später fiel ihr die Dummheit ihrer eigenen Frage auf, denn: Wie konnte man hier mit „Nein“ antworten? James schien sich ihr da nur anschließen zu können.
„Ähm ja natürlich.“, antwortete er zögerlich. „Er ist von meinen Eltern.“
Lily horchte überrascht auf: „Deinen Eltern? Wieso schreiben sie dir nicht zu den normalen Briefzeiten? Ist etwas Schlimmes passiert?“
Nachdem was sie in ihren vergangenen Schuljahren mitbekommen hatte, war es höchst ungewöhnlich, dass Verwandte oder Angehörige sich mit ihrer Post nicht an die angesetzten Zeiten hielten. Wieso sollten also gerade James‘ Eltern sich nicht an die Morgenpostzeiten halten?
„Daran, dass sie wohl einfach meine nur schwer verzichtbare Gesellschaft vermissen, denkst du wohl gar nicht erst, was?“, schmunzelte er angesichts ihrer Reaktion.
Lilys Wangen nahmen eine leicht rötliche Färbung an, als sich ein Grinsen auf James‘ Gesicht ausbreitete.
„Doch – also ich meine – natürlich, vermissen sie dich, James – ich meinte doch nur, dass-“, rhabarberte sie drauf los und fühlte sich dabei, als würde sie sich in ihren eigenen Worten nur noch mehr verheddern.
„-ich bestimmt wieder was ausgefressen haben müsste.“, meinte James schelmisch. Das alltägliche Grinsen hatte sich schon wieder in voller Gänze auf seinem Gesicht ausgebreitet. „Ausnahmsweise war ich aber ein braver Junge in letzter Zeit. Bekomm ich jetzt was dafür?“
Lily lachte kurz auf und trank einen Schluck von ihrer Flasche Kürbissaft.
„Ich weiß nicht genau, ob ich mich mit einem Glas Kürbissaft zufriedengebe-“, sagte James spitz, woraufhin sich Lily an ihrem Saft verschluckte. „-oder einem Hustenanfall.“
Er klopfte ihr hilfsbereit auf den Rücken, um dem Hustenanfall schnell die Stirn zu bieten. Lily stellte den Saft kurzerhand ab und räusperte sich ein wenig, bevor sie wieder auf ihr Gespräch einging.
„Was wollten deine Eltern denn, wenn es schon nicht wegen irgendeinem Mummpitz von dir war?“, sie stieß ihn freundlich in die Seite, während James‘ Grinsen ein wenig schwand.
Seine Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen und er beäugte Lily fast misstrauisch. Sie hielt seinem Blick unsicher stand. Es schien fast so als würden Minuten vergehen, in denen sie diesen Starrwettbewerb durchführten, der, wie Lily jedoch feststellen musste, keinen Sieger zu haben schien, da sowohl James als auch sie im selben Moment den Blickkontakt abbrachen.
„Das habe ich aber nicht einmal Sirius erzählt.“, murmelte er zu sich selbst und Lily stockte kurz der Atem.
James und Sirius teilten sich doch sonst alles! Sie würde es nicht einmal wundern, wenn sie sich die Unterwäsche teilen würden. Welchen Grund konnte es also geben, dass James seinem besten Freund und Mit-Rumtreiber etwas vorenthielt?
Gerade als sie den Potter auch schon eben dies fragen wollte und eine Antwort stoppen wollte, fing James jedoch schon an ihr den Grund des Briefs zu erklären.
„Zuhause haben wir einen Nachbarn. Er heißt Ewan Norton. Vielleicht kennst du ihn ja – er war vor nicht allzu langer Zeit auch hier in Hogwarts. Ich kannte ihn aber schon lange vor Hogwarts. Als wir Kinder waren, da…“

Lily lauschte aufmerksam seiner Geschichte, während James nebenbei nervös an einem Eselsohr seines Pergaments spielte. Sie konnte schließlich auch verstehen, warum James diese Erinnerung an seine Kindheit nicht auch Sirius erzählt hatte. Esmusste für den kleinen James Potter furchtbar und schön zugleich gewesen sein, als sein erstes Zauberkunststück etwas so Großes und Starkes bereits gewesen war. Schon damals, als er den Nachbarsjungen mit solcher Wucht und dieser unsichtbaren Macht oder Magie den Hügel hinunter stieß, war er der Zauberer gewesen, wie er heute hier vor ihr saß. Ihr tat es im Herzen weh, als er ihr von der nachfolgenden Abneigung und Ignoranz der Familie Norton berichtete. So etwas hatte James nicht verdient gehabt. Er war so viel mehr wert – schon damals.

James atmete abschließend noch einmal tief durch und wartete gespannt Lilys Antwort ab.
„Ach James, wenn ich das gewusst hätte…“, flüsterte sie und blickte ihn mit großen Augen an.
Der Potter zuckte nur wegwerfend mit den Schultern, lehnte aber ihre anschließende Umarmung nicht ab. Die Nähe, die zwar immer noch ungewohnt für ihn und sie war, aber zunehmend an Normalität gewann, umfing ihn wie ein warmer Umhang.
Lilys Lippen berührten ihn sanft an der Wange, bevor sie die Umarmung beendete. Ein Lächeln umspielte nun ihre Lippen, während wieder die sanfte Röte ihre Wangen zierte. Selbst James‘ Mund hatte sich zu einem leichten Grinsen wieder verzogen.
Die Stille zwischen ihnen gab ihm den Moment, um in seinem Kopf wieder die Frage zu bilden, die er der rothaarigen Siebtklässlerin schon seit mehreren Tagen hatte an den Kopf werfen wollen.
Zögernd sprach er die Worte nun aus, bevor er sie wieder verdrängen würde: „Was ist das hier im Moment zwischen uns? Ich meine – wo stehen wir im Moment?“
Lilys Lächeln verrutschte zuerst ein bisschen, aber als sie einen Augenblick später seine Hand langsam in ihre nahm, wusste James, dass er mit der Frage keinen Fehler gemacht hatte.
„Ich weiß nicht genau, James, aber ist das wirklich wichtig? Solange wir uns haben?“, entgegnete sie und ihre Augen strahlten ihn vertrauensvoll an.
James konnte seinen Ohren kaum trauen, als er das hörte. Meinte sie gerade wirklich das, was er dachte, dass sie meinen würde?
„Heißt das, dass du mit mir – also – zusammen sein willst?“, rückversicherte er sich vorsichtig und als er ihr Nicken sah, durchflutete ihn ein Glücksgefühl, wie er es schon seit langem nicht mehr gespürt hatte.
„Ja, James.“, antwortete sie. „Ja, das heißt es.“
Und dann küsste sie ihn auf den Mund. Mitten im Gemeinschaftsraum. Wo jeder, der wollte es mit ansehen konnte. Und es war Lily in diesem Moment ganz egal, denn James und sie gehörten zusammen.

Es war wahrscheinlich für sie beide das mit schönste Gefühl, dass sie je empfunden hatten. Alles passte und stimmte perfekt und es war, als ob sie sich schon tausendmal vorher geküsst hätten. Eine Normalität und Selbstverständlichkeit lag in diesem Kuss und dies bestätigte Lily noch einmal von ganzem Herzen, dass das hier genau das war, was sie wollte. Sie wollte zu James gehören und er zu ihr. Und so sollte es ab jetzt auch sein.


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