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Fanfiction

Die Rumtreiberzeit - Schwarze Kleidung

von Kathi Weasley

Schon als Lily an diesem Samstagmorgen aufwachte, wusste sie, dass dieser Tag keiner von diesem friedvoll dahin wabernden Tagen sein würde, die einem einfach den Gefallen tun würden, klamm heimlich vorbei zu ziehen, sodass man sich plötzlich schon am Tag darauf befinden würde.
Als sie auf die Uhr auf ihrem Nachttisch blickte, bemerkte sie noch dazu, dass es erst 5 Uhr am Morgen war und somit noch viel zu früh, um aufzustehen und zum Frühstück zu gehen. Nach einer kurzen Überlegung, ob sie nicht vielleicht einfach schon den Aufsatz für Kräuterkunde beginnen sollte, entschied sich Lily noch ein wenig liegen zu bleiben, um ihre Freundinnen nicht zu wecken.
Im Bett neben ihr wälzte sich Jules gerade herum, als ob sie im Traum gerade jemanden mit Kung Fu verscheuchen wollte. Sie strampelte ihre Bettdecke von sich und verpasste sich unabsichtlich selbst noch einen Stoß gegen die Nase, was sie jedoch nicht zu stören schien. Nachdem Jules ihre Kung-Fu-Künste ihrem Traumgegner bewiesen hatte, blieb sie still liegen und atmete laut durch den Mund ein und aus. Lily schmunzelte amüsiert.
Dabei fiel ihr jedoch wieder ein, was sie überhaupt so früh hatte aufwachen lassen: Die Beerdigung ihrer Eltern. Ihr Lächeln zog sich wieder aus ihrem Gesicht zurück und machte einer Miene der Furcht Platz. Die volljährige Hexe zog ihre Bettdecke bis hoch ans Kinn, als wollte sie darunter verschwinden. Ängstlich blickte sie hoch an die Decke des Schlafsaals, als ob sie deren Einsturz fürchtete. Tatsächlich jedoch hatte die Rothaarige vor etwas ganz anderen Angst.
„Ich kann das nicht.“, flüsterte Lily in den Schlafsaal, obwohl sie wusste, dass ihre Freundinnen ihr keine Antwort geben würden. „Ich kann das einfach nicht. Ich kann da nicht hingehen. Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.“
Für jeden Außenstehenden, der neben ihrem Bett gestanden hätte, wäre nach diesen geflüsterten Aussagen unschwer zu erkennen gewesen, dass Lily sich nicht imstande dazu fühlte, die Beerdigung ihrer Eltern zu besuchen. Jedoch wie bei den meisten unangenehmen Gegebenheiten gehörten diese besonders zu denjenigen, die man nicht so leicht umgehen konnte.
Lily wisperte noch eine Weile weiter Ausreden und Begründungen in den ansonsten schlafenden Raum, wo nur das hörbare Ein- und Ausatmen ihrer Freundinnen eine Schein-Antwort darstellen konnte, weshalb sie nicht zur Beerdigung konnte, wollte oder sollte. Als sie selbst zu der Erkenntnis kam, dass jedes noch so starke Gejammer ihr nicht weiter helfen würde, weil sie ebenso wie sie vom Gemütszustand her nicht konnte, wollte oder sollte, andererseits als Tochter zu der Beerdigung gehen sollte oder gar musste. Es führte einfach kein Weg daran vorbei.
Ein paar Meter von ihr entfernt, grummelte Alice gerade unverständlich vor sich hin, während sie ihre Beine unter der Decke anzog und den Hintern gen Decke streckte. Trotz ihrer misslichen Lage musste Lily angesichts von Alice‘ komischer Stellung leicht lächeln. In einem anderen der fünf Betten im Schlafsaal regte Jules sich gerade und gähnte herzhaft, während sie nun allmählich aufzuwachen schien. Lily drehte ihren Kopf zu ihrer besten Freundin und grinste diese erfreut an, als sie deren offene Augen sah.
„Morgen, Lils.“, murmelte Jules.
Wenn Lily den Wachheitszustand ihrer Freundin in ein Raster von 1 bis 10 einordnen musste, wobei 10 wach und 1 schlafend wäre, hätte Jules eine respektable Nummer 3 bekommen, trotz der offenen Augen und der unmissverständlichen morgendlichen Begrüßung.
Einen Moment später bestätigte sich ihre Einschätzung, als ein leises Schnarchen aus dem Bett von Julia Bloom ertönte. Gerade wieder eingeschlafen, wurde sie jedoch schon aus dem Schlaf gerissen, als Alice sich lautstark gähnend, reckend und streckend in ihrem Bett aufrichtete und allem Anschein nach jeden Knochen in ihrem Körper knacken ließ, als ob sie sich auf einen Boxkampf vorbereiten wollte.
Als sie Lilys offene Augen erblickte, fing sie auch schon an mit ihr zu reden ohne den anderen schlafenden Mädchen Beachtung zu schenken.
„Guten Morgen, Lily. Sag mal, hast du heute Nacht auch so schlecht geschlafen? Also wenn ich’s nicht besser gewusst hätte, würde ich ja sagen, es war Vollmond. Ich konnte überhaupt nicht wirklich schlafen.“, maulte Alice und fing an aus ihrem Kleiderschrank Anziehsachen herauszuziehen.
Da Wochenende war, durften die Schüler ihre normale Kleidung tragen und konnten auf Schuluniformen verzichten.
Lily runzelte auf Alice‘ Aussage hin nur die Stirn, da sie keinerlei von Schlafstörung bei dieser bemerkt hatte. Andererseits gab es für sie momentan Wichtigeres zu bedenken, als Alice‘ Irren über astronomische Gegebenheiten.
Jules war dabei offenbar ihrer Meinung, denn sie erinnerte Alice liebenswürdig daran, dass Lily heute bestimmt andere Sorgen hatte, als den Mond oder sonstige Unsinnigkeiten.
„Dann leg dich doch einfach wieder hin, wenn du so müde bist.“, fügte Jules noch hinzu und ließ sich dann wieder zurück in ihr Kissen fallen.
„Wenn ich mich jetzt hinlege, kann ich sowieso nicht mehr schlafen. Deshalb steh ich lieber jetzt auf und-“, erklärte Alice.
„-weckst uns auch noch mit auf.“, beendete Jules den Satz ihrer Freundin. „Total nachvollziehbar.“
Die Trockenheit in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Alice jedoch widmete ihrer Freundin nur eine hochgezogene Augenbraue und überging ansonsten ihre Aussage.
„Naja jetzt, wo ihr schon wach seid, könnt ihr ja mit mir aufstehen.“, sagte sie und griff nach ihren Waschsachen. „Toll oder?“
„Der Wahnsinn.“, erwiderte Jules.
Lily schrieb dem Wort Wahnsinn in diesem Augenblick eindeutig Doppeldeutigkeit zu.

Die Erkenntnisse des Vormittags sollten nicht die einzigen an diesem Tag bleiben, denn als Lily an diesem Nachmittag in ihre schwarze Kleidung schlüpfte, wurde ihr wieder klar, warum schwarz als Farbe sehr umstritten war. Denn eine wirkliche Farbe hatte ihre Kleidung nicht. Sie wurde schon allein vom Anblick ihrer Kleidung traurig.
„Wie wär’s noch hiermit?“, fragte Annabeth sie und wedelte mit einem rosa Stofftaschentuch vor ihrer Nase herum.
Jules schnaubte ungläubig und riss Annabeth das Stofftaschentuch aus der Hand.
„Ist das dein Ernst, Annie?“, fragte sie und drückte der verdatterten Siebtklässlerin das rosa Tuch wieder in die Hand.
Überrumpelt stolperte Annabeth ein paar Schritte rückwärts und sah verwirrt zu dem Tuch, welches sie mit den Fingern unsicher festhielt.
„Warum denn? Ich wollte nur nett sein.“
„Und vor lauter Nettigkeit hast du dein Taktgefühl gleich mal über Bord geworfen.“, meinte Jules trocken und Annabeth‘ Wangen nahmen einen leicht rötlichen Schimmer dadurch an.
Sie verzog sich wieder zu ihrem Bett und stopfte das Taschentuch in ihren Koffer.
Lily zog ohne einen Kommentar ihre schwarze Jacke an, stimmte aber in ihren Gedanken Jules zu.

Als sie die Treppe der Mädchenschlafsäle hinab ging und im Gemeinschaftsraum ankam, bemerkte sie sogleich, dass James schon auf sie wartete. Sirius und er lachten gerade vergnügt über ein paar Zweitklässler, die anscheinend gerade nicht gerade erfolgreich den Feraverto-Zauber übten. Ihre Kröten waren allem Anschein gerade in einem Zwischenstadium Kröte-Kelch. - Sozusagen ein Krelch oder aber eine Kelöte.
Lily war trotz deren lustigem Erscheinungsbild nicht nach Lachen zumute. Gerade als sie den Gemeinschaftsraum durchquerte, bemerkten die beiden Witzbolde sie.
„Hey Lily.“, grüßte James sie lächelnd.
„James.“
Sirius boxte sie spielerisch in die Seite aufgrund ihrer einsilbigen Antwort.
„Jetzt mach‘ mal nicht so ein grimmiges Gesicht, Evans.“, forderte er sie auf und Lily zog ungläubig eine Augenbraue hoch. „Krone steht doch schließlich noch vor dir.“
Sirius grinste breit, während Lilys Augenbrauen in Richtung Haaransatz wanderten. James zupfte Sirius warnend am T-Shirt und machte ihm mit wild umher blickenden Augen auf seine Weise begreiflich, dass er sich gerade auf gefährlichem Territorium befand.
Jemand legte Lily eine Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen, doch sie hätte keine roten Haare, wenn ein Handauflegen einfach so das Brodeln in ihrem Inneren wieder unterbinden könnte. Sie schüttelte unwirsch die Hand auf ihrer Schulter ab und piekte Sirius mit dem Zeigefinger in die Brust.
„Jetzt mach‘ mal nicht so ein grimmiges Gesicht, Evans.“, zitierte sie dem Siebtklässler und piekte ihn noch einmal mit dem Zeigefinger. „Sag mal, merkst du eigentlich noch was?“
Sie trat einen Schritt von ihm zurück und zog James am Arm mit sich aus dem Gemeinschaftsraum.
Als sie hinaus ging, hörte sie noch wie Jules Sirius laut zurechtwies.

„Wir habenunsheutehierversammelt, um den TodzweiergeliebterMenschen zu betrauern.“, leierte der ebenfalls schwarz angezogene Mann gelangweilt und redete dabei in Etappen aber so schnell, dass Lily sich Mühe geben musste, um seine Worte verstehen zu können.
Die zwei Ministranten an seiner Seite schwenkten mit stummer Unzufriedenheit das Weihrauchfass, während ein Dritter das Weihrauchschiffchen hielt. In ihrer Umgebung hielten sich einige Leute Taschentücher vor den Mund, um den penetranten Geruch des Rauchs nicht einzuatmen.
Lily und James standen ein wenig abseits der Trauergemeinde unter einer Trauerweide und nahmen so nur im Verborgenen an der Beerdigung teil. Wie Lily schon geahnt hatte, war jedoch sogar das immer noch unangebracht für Petunia, die Lily mit einer Miene aus blitzenden Augen und einem strichartigen Mund strafte.
Es hätte also schlimmer sein können, wie Lily fand. Vorherige Wutausbrüche ihrer Schwester hatten sie gelehrt, dass eine Steigerung in jeder Hinsicht möglich war.
„Ms. Petunia Evans wird nun ein paar-“, der Pfarrer hustete heftig, als eine Weihrauchwolke seinen Kopf verschlang. Sein Kopf tauchte ein paar Sekunden später knallrot wieder aus der Wolke auf. „-Worte-“, die Kette des Weihrauchfasses rasselte, als die Ministranten mit einem Schmunzeln weiter Weihrauch in Richtung des Pfarrers schwenkten. „-sprechen.“
Der Pfarrer, der allem Anschein nach noch mehr dazu hatte sagen wollen, warf nun einen warnenden Blick zu den Jugendlichen, die allesamt jedoch mit unschuldigen Rehaugen zu ihm auf blickten. Mit einer wegwerfenden und verzeihenden Geste wandte sich der Pfarrer wieder der Zeremonie zu.
„Ms. Evans. Würden Sie-?“, begann er und deutete neben sich als Zeichen, dass sie dort ihren Platz einnehmen sollte.
Lily war so klar wie Veritaserum, dass sie selbst mit dieser Anrede nicht gemeint war. Spätestens aber als Petunia mit stolzer Miene nach vorne zum Grab ihrer Eltern stakste und ihre Rede vorbrachte.
Lily wusste nicht genau, wie sie mit den Worten ihrer Schwester umgehen sollte. Selbst James neben ihr fühlte sich nicht wohl, als ihre magischen Fähigkeiten in aller Öffentlichkeit als „ein Leben langer Gendefekt“ verpackt wurden und Hogwarts von einer Minute auf die andere keine Zauberschule sondern ein „Institut zur Verbesserung ihrer Lebenschance und –fähigkeit“ war.
James räusperte sich hörbar neben ihr und ein paar Trauergäste wandten sich pikiert zu ihm um. - Unter ihnen war auch Vernon Dursley.
Lily glaubte auch aus dieser Entfernung seinen Walrossbart erzittern zu sehen. Eine merkwürdige beerenartige Farbe breitete sich auf seinem Gesicht aus und seine Augen verengten sich ebenso wie die seiner Verlobten vorher.

James legte einen Arm um Lily und zog sie beschützend an sich. So ein Muggel sollte ihr keine Angst machen. Erst recht nicht einer wie dieser Mensch gewordene walrossbärtige Kugelfisch.

„Vernon und ich werden sie schrecklich vermissen.“, sagte Petunia als Letztes und tupfte sich nicht vorhandene Tränen mit einem Stofftaschentuch weg.
Die Trauergemeinde brach daraufhin in einstimmigen Schniefen, Schnäuzen und Schluchzen aus, aber das schien für Petunia Applaus genug zu sein, um sich guten Gewissens wieder neben Vernon stellen zu können und eine todtraurige Miene aufzusetzen.
Wo Petunias Miene jedoch nur eine billige Showeinlage war, um ihr Gesicht zu wahren, schien Lily jedoch wirklich den Tränen nahe.
„Wie kann sie nur-“, schniefte sie leise und James strich ihr beruhigend über das Haar. „-sowas sagen. Ich war immer für sie da. Was nur hab ich ihr angetan? Was?“
Tränen kullerten über ihre Wangen. Sie drückte ihr Gesicht in James‘ Hemd und je mehr dieser spürte, wie die salzige Flüssigkeit sein schwarzes Hemd befeuchteten, desto größer wurde sein Hass auf Petunia Evans.

Der Pfarrer zitierte noch eine Bibelstelle, bevor er das Ende der Trauerfeier bekannt gab und einen Schmaus in einem nahegelegenen Restaurant ankündigte, dem man sich anschließen sollte. Von einer Sekunde auf die andere schienen sämtliche Trauergäste die Pilgerreise in Richtung Restaurant aufzunehmen. Petunia und Vernon schüttelten Hände, sprachen Dankensworte, nickten erschöpft drückten Tränen raus und – lieferten kurzum die Showeinlage ihres kurzen bisherigen Lebens.

James war noch nie zuvor auf einer Muggel-Beerdigung gewesen und war sich sicher auch nie mehr eine zu gehen. Wo Zauberer-Beerdigungen Trost spenden und Mut zureden sollten, schien diese Art von Beerdigung die Leute noch trauriger zu machen. Zumindest wirkte das am Beispiel von Lily so, denn als ihre Panda-Augen ihn verquollen ansahen, wollte er am liebsten ebenfalls in Tränen ausbrechen.
„Wollen wir-“, Lily hickste kurz auf. „-gehen? Ich – halt das hier – einfach nicht mehr aus.“
Gerade als James eilig anfangen wollte zu nicken, fuhr eine weibliche Stimme dazwischen.
„Ich fürchte, du musst dich noch ein paar Augenblicke gedulden, ehe du und dein verrückter Freund abhauen könnt.“, sagte sie.
Es schien, als ob Petunia durch ihre gelungene Showeinlage bei der Beerdigung sich sogar imstande sah, gegen zwei volljährige Zauberer anzutreten. Ihre Miene war spöttelnd und ihre Augen blickten abwertend zu den beiden Magiern. Noch nie zuvor hatte James jemanden so eine starke Aversion gegen jemanden empfunden. – Abgesehen von der gegen Severus Schiefelus Snape.
„Was willst du denn noch, Tunia? Hat dir deine Ansprache eben noch nicht gereicht? Willst du etwa noch etwas loswerden? Ich kann mir nicht vorstellen, was das sein könnte.“, meinte Lily und wischte sich mit dem Jackenärmel über die Augen.
Sie wünschte, sie hätte das Angebot über das rosa Stofftaschentuch von Annabeth angenommen.
Petunia lächelte nur und sagte: „Das eben? – Das war doch gar nichts. Aber was fällt dir auch ein, hier überhaupt aufzutauchen, Lily? Was wird denn jetzt Vernon von mir denken? Soll er etwa glauben, ich wäre verrückt? So wie du? Denkst du eigentlich überhaupt einmal nach?“
Es platzte ein Kragen.
Genauer gesagt: James‘ Kragen.
„Denkst du eigentlich mal nach?“, fragte er zurück und Petunia schnappte empört nach Luft.
Entweder hatte sie in dem Glauben gelebt, dass außer Lily alle Zauberer nur „Hex-Hex“-Laute von sich gaben und mit manischen Blicken um Feuerchen herum hüpften oder aber James alleine sie nicht ansprechen würde.
„Du stehst hier vor deiner weinenden Schwester und alles, woran du denkst, ist dieses Walross?“, fragte James ungläubig und Lily blickte fast dankbar zu ihm auf.
Diesmal jedoch beachtete er ihre Miene nicht, sondern lieferte sich ein spannendes Blickduell mit Petunia. Letztlich sah Petunia schnell weg, als ob James sie geschlagen hätte.
„Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich habe keinmal an diesen Pfarrer gedacht.“
„Ich habe ja auch nicht von dem Pfarrer geredet.“
Petunia schnappte wieder nach Luft.
„Du wagst es!“, zischte sie und ihre Augen quollen dabei so stark aus ihren Höhlen, dass James fürchtete, sie würden aus ihnen heraus fallen.
Doch trotz dieser Furcht ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Gut erkannt. – Wie heißt es doch so schön: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.“, sagte er altklug. Selbst ein kleines Grinsen konnte er in dieser Situation nicht verbergen.
Wenn Petunia innerlich ebenfalls ein Lächeln zeigte, unterdrückte sie es nun, denn ihre Miene wurde mit jedem Wort von James wütender.
„Wer genau bist du eigentlich?“, fragte sie schließlich giftig.
Die Finger ihrer rechten Hand, die fest um den Henkel ihrer kleinen Handtasche geschlungen waren, nahmen schon eine weiße Farbe an.
„Dein schlimmster Alptraum. – Glaub mir.“, antwortete James spöttisch und zog eine Augenbraue hoch, als ob er sie dazu auffordern würde, ihm zu widersprechen.
Petunia schien kurz davor ihn entweder anzufauchen oder aber die Flucht zu ergreifen. Bei dem Gedanken an das Letztere musste James sich ein Grinsen verkneifen.
„Ich glaube so einem wie dir kein Wort. Ihr seid doch alle nur – Verrückte! Spinner! Kranke!“, zischte sie und blickte sich kurz danach um, um sich zu versichern, dass auch ja keiner ihren Ausbruch mitbekommen hatte.
Zu mehr als einen enttäuschten Blick war Lily nun nicht mehr fähig. Sie konnte einfach nicht fassen, wie sehr ihre Schwester Petunia sie doch verachtete – oder gar hasste. Hatte sie denn wirklich sämtliche alten Zeiten vergessen, in denen sie gemeinsam auf den Schaukeln in der Nähe ihres Zuhauses gelacht hatten? Oder was war mit den vielen Stunden, in denen sie zusammen Fangen oder Verstecken gespielt hatten?
Zwischen den Schwestern hatte immer eine starke Bindung bestanden in ihrer Kindheit. All ihre Verwandten hatten sich immer gewundert, dass sie sich so gut verstanden, wo sie doch äußerlich sowie innerlich so verschieden waren.

Rückblick: Lilys Sechster Geburtstag
„Lily, du bist aber groß geworden!“, grüßte Onkel Bertie sie fröhlich und hob das kleine rothaarige Mädchen hoch, um sie danach fest an sich zu drücken.
Lily kicherte und zappelte unruhig mit den Beinen als Zeichen wieder festen Boden unter den Füßen haben zu wollen. Onkel Bertie setzte sie wieder ab und strich ihr über die roten Haare.
Danach kniete er sich vor sie und hielt ihr ein kleines grünes Päckchen entgegen zusammen mit einer kleinen Geburtstagskarte.
„Damit kannst du immer schön mit deiner Schwester zusammen spielen.“, erinnerte er sie und Lily nickte eifrig.
Schnell rannte sie zu Petunia, die damit beschäftigt war ihrer Mutter überall hin zu folgen. Gerade stand sie neben dieser, während die Erwachsenen sich über irgendetwas angestrengt unterhielten, von dem selbst Petunia wahrscheinlich noch nichts verstand.
„Tunia! – Komm, wir machen zusammen Onkel Berties Geschenk auf!“, schlug Lily vor und Petunias Augen fingen an vor Freude zu strahlen.
Eilig folgte sie ihrer Schwester zu der Wohnzimmercouch, um sich dann hinplumpsen zu lassen und Lily das Päckchen aus den Fingern zu reißen.
„Lass mich! Ich will das aufmachen!“, bestimmte Petunia und fing schon an die Verpackung mit hastigen Fingerbewegungen zu entfernen. Die Geburtstagskarte schmiss sie einfach auf den Boden.
Lily verfolgte aufgeregt jede Handbewegung ihrer Schwester, während langsam der Inhalt des Päckchens zum Vorschein kam. Es war eine wunderschöne Puppe mit großen braunen Augen und braunen Haaren. – Genau wie Petunia.
Lily strich mit einem ihrer kleinen Finger über die geflochtenen Zöpfe der Puppe, während ihre Schwester mit gerunzelter Stirn diese begutachtete.
„Aber – die sieht ja genauso aus wie ich!“, stellte Petunia fest und sah Lily mit verstörtem Blick an.
Lily nickte begeistert und zeigte dann in Richtung der Treppe, die nach oben in den zweiten Stock des Hauses zu ihren Kinderzimmern führte.
„Jetzt können wir immer zusammen mit den Puppen spielen, Tunia!“, freute sie sich und zog ihre Schwester an der Hand mit sich die Treppe hinauf in deren Kinderzimmer.
Die Kinderzimmer der beiden Mädchen ähnelten sich nicht im Geringsten. Wo Lilys Zimmer eher in hellen Blau gestrichen war, hatten Petunias Wände die Farbe von zartem Rosa. Ein Bett mit filigranen Verzierungen im Holz nahm den größten Teil ihres Zimmers ein, wogegen Lilys Bett eher klein war. Ein riesiges Bücherregal mit den verschiedensten Kinderbüchern, die ihre Eltern ihr vorlasen und Lily langsam schon versuchte selbst lesen zu können, prangte an einer Wand in ihrem Zimmer. In Petunias Zimmer dagegen waren maximal zwei Bücher zu finden, die Lily ihr mal zum Lesen ausgeliehen hatte. Leider lagen diese beiden aber ungeachtet auf dem Boden des Kinderzimmers gleich neben einer braunhaarigen Puppe mit braunen Augen. Wo Lilys Puppe der richtigen Petunia glich, ähnelte die rothaarige Puppe von Petunia der richtigen Lily. Es war als wären die Schwestern nicht nur in Wirklichkeit, sondern auch in ihren Fantasiewelten für immer verbunden.
Lächelnd nahm Lily ihre Schwester bei der Hand und sagte kichernd: „So sind wir immer zusammen. Auch wenn wir es eigentlich nicht sind. – Verstehst du?“
Ein ehrliches Lächeln breitete sich auf Petunias Gesicht aus und um sich rück zu versichern fragte sie nochmal: „Also bist du so immer bei mir? Wir sind immer zusammen?“
„Klar!“, antwortete Lily und drückte ihrer Schwester deren eigene Puppe in die Hand. „Und wenn ich mal nicht da bin, hast du immer noch eine Klein-Version von mir!“
Die Schwestern fingen an zu kichern.

Genau fünf Jahre später fand Lily eine Klein-Version von sich selbst in der Mülltonne wieder. Kurz nachdem sie erfahren hatte, dass sich ihr Leben drastisch ändern würde. Denn sie war eine Hexe.
Rückblick: Ende

Petunia kehrte ihrer Schwester und James den Rücken zu und stapfte mit wütender Miene in die Richtung des Restaurants davon. Für sie war die Unterhaltung wohl beendet.
Lily und James standen wie versteinert immer noch unter der Trauerweide, von deren Platz sie die Beerdigung beobachtet hatten. Es schien fast unwirklich, dass vor ein paar Minuten noch ein Geistlicher von Zusammenhalt und Mitgefühl gepredigt hatte und eben Petunia ein Beispiel für das genaue Gegenteil dieser beiden Einstellungen gezeigt hatte.
„Lily?“, fragte James sanft und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Geht es dir gut?“
Fast wollte Lily lachen.
„Das ist mit Abstand die dümmste Frage von allen Fragen, die du mir jemals gestellt hast.“, entgegnete sie nüchtern.
Trotz der bedrückenden Lage zuckten ihre Mundwinkel ein wenig nach oben, was James ungemein freute. Er grinste sie an.
„Vielleicht ist diese Frage schlauer: Willst du – willst du vielleicht mit mir zusammen sein?“, fragte er sie zögernd und wollte sich danach am liebsten auf die Zunge beißen. „Ich weiß, es ist gerade der falsche Zeitpunkt und eigentlich hätte ich das jetzt gar nicht fragen sollen – und wollen. Aber – vielleicht…“

Vielleicht war es wirklich der falsche Zeitpunkt. Und vielleicht wäre es an einem anderen Ort ebenfalls passender gewesen als auf einem Friedhof. Und vielleicht sah weder Lily wunderschön mit ihren verweinten Augen aus noch James passend gekleidet mit seinem feuchten Hemd.
Vielleicht.
Sicherlich jedoch küsste Lily James in diesem Moment zum ersten Mal auf den Mund.


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