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Fanfiction

Die Rumtreiberzeit - Das Ticken der Uhr

von Kathi Weasley

„Seit Anfang des Schuljahres hast du dich total verändert, Lily.“, warf Severus Snape ihr vor. „Ich kann nicht glauben, dass das noch du bist. Was hat Potter mit dir nur gemacht? Hat er dir einen Liebestrank untergejubelt? Ich gehe zu Dumbledore, wenn das wirklich-“
„Liebestrank? Dumbledore? – Wovon sprichst du, Sev?“, fragte Lily geschockt.
Der Gedanke, dass sie bis vor ein paar Sekunden noch auf Wolke Sieben geschwebt war, schien wie weggeblasen.
„James und ich, wir sind – nun ja – er ist wirklich toll, wenn man ihn besser kennen lernt. Du würdest anders über ihn denken, wenn du wüsstest, wie er wirklich ist. Ich mag ihn wirklich sehr, Severus.“, erklärte Lily langsam und fühlte sich dabei, als würde sie an eine Wand reden.
„Nein. Nein, Lily. – Wir beide, Lily, wir waren uns doch einig, dass Potter ein Nichtsnutz ist. Wir haben ihn gehasst. – Zusammen, Lily. Wie konntest du uns nur aufgeben? Und wie konntest du mich durch Potter eintauschen? Unser Wir für dein Neues ach-so-tolles Wir wegschmeißen? Wie konntest du nur so egoistisch sein?“, fragte Snape und sah enttäuscht zu Boden.
Lily wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Fragen des Slytherins schienen ihr völlig übertrieben und seine Gedanken verdreht. Sie hatte weder jemanden gegen irgendwen eingetauscht noch etwas weggeschmissen. Um ihre vorherige Abneigung gegenüber James war es ihr nicht schade. Ohne die ganzen Meinungsverschiedenheiten – die sie abgesehen davon ja immer noch hatten – und das ständige Gezanke – welches ebenfalls zeitweise noch auftrat – war es doch sowieso viel angenehmer.
„Severus, sei doch bitte vernünftig.“, bat sie den Slytherin, um das Gespräch wieder auf eine rational verständliche Basis zu bringen. „Ungeachtet deines Hasses gegenüber James, der meiner Meinung nach keine wirkliche Substanz mehr hat, da James ein richtig netter Mensch ist: Du hast kein Recht mehr mir vorzuschreiben, mit wem genau ich befreundet sein darf und mit wem nicht. Das hattest du eigentlich noch nie. Freunde zu sein bedeutet nicht jemanden den ganzen Tag lang nur für sich zu haben und nicht mit anderen teilen zu wollen. Es bedeutet auch Vertrauen zu haben und die Wünsche des anderen zu respektieren. Und, bei allem Verständnis, Severus, ich glaube du verstraust mir kein Stück mehr, geschweige denn, dass du James etwas Respekt wenigstens entgegen bringst.“
„Aber, Lily, natürlich vertraue ich dir. Es geht mir doch nur um Potter! Er ist an allem schuld. Er hat dich einer Gehirnwäsche unterzogen oder was-weiß-ich mit dir gemacht. Er hat-“, erklärte Severus Snape wütend, doch Lily unterbrach ihn.
„James hat mir gezeigt, was es bedeutet für etwas zu kämpfen, Freunde zu haben, auf die man sich immer verlassen kann, und mir noch dazu die Augen geöffnet im Bezug auf ihn.“, sagte Lily stolz, jedoch trieb es ihr nichtsdestotrotz die Tränen in die Augen.
Ein paar Jahre zuvor hätte Severus Snape garantiert nie so über sie oder mit ihr gesprochen. Sie waren die besten Freunde gewesen und noch mehr: Vertrauenspersonen. Man konnte sich aufeinander verlassen. Nun schien alles zerbrochen und das obwohl Lily sich immer so sehr für ihre Freundschaft, die von vielen ungläubig beäugt worden war, eingesetzt hatte. Sie hatte ihn gegen Miesmacher und natürlich auch die Rumtreiber verteidigt verdammt! Und das alles sollte jetzt auf einmal nichts mehr wert sein? Sie konnte es nicht fassen.
Sowie die Freundschaft mit James und ihre neugewonnenen Gefühle für ihn ihr Leben zurzeit bereicherte, so sollte nun anscheinend ein anderer Teil ihr weggenommen werden. War es denn wirklich zu viel verlangt einmal im Leben keine Probleme zu haben?
„-keinen Wert mehr, Lily.“, endete Severus Snape seine ausschweifende Rede und wandte sich von ihr ab.
Er ging mit hängendem Kopf den Gang entlang und hinterließ eine völlig überrumpelte Lily.
Wenn sie doch nur wüsste, was er gesagt hatte.
Sie wischte die Träne, die ihre Wange herab kullerte mit einer hastigen Handbewegung weg und lief ebenfalls den Gang entlang. Sie wünschte sich nur, sie könnte den Gedanken an dieses verstörende Gespräch genauso wegwischen wie lästige Tränen, denn eigentlich wollte sie in den kommenden Freistunden für ihre UTZe lernen.
Auch wenn die Aussicht auf ein trockenes Buch für Alte Runen oder aber Geschichte der Zauberei nicht unbedingt die besten waren, hoffte sie sich damit auf andere Gedanken bringen zu können. Als sie in den Gemeinschaftsraum also eintrat, wollte sie zum ersten Mal ihre Freunde verfluchen – oder aber sich selbst. Ihre Tränen hatten sie nämlich leider trotz allem Wegwischen verraten. Oder war es ihre betrübte Miene im Allgemeinen gewesen? Auf jeden Fall würde sie jetzt mit Fragen bombadiert werden und das war im Moment eigentlich das Letzte, was sie gewollt hatte.
„Lily! Was ist denn los mit dir? Du bist ja völlig aufgelöst.“, stürmte Jules schon auf sie zu und fiel ihr vermeintlich tröstend um den Hals.
Kurz danach ließ sie sie wieder los und strich ihr mütterlich ein paar Haare aus dem Gesicht.
„Erzähl schon.“, forderte sie sie auf und zwang sie auf einen Sessel im Gemeinschaftsraum.
Lily rutschte unwohl in dem Sessel vor und zurück. Nach kurzer Überlegung schüttelte sie jedoch den Kopf.
„Ich will jetzt nicht darüber reden, Jules.“, sagte Lily erschöpft und packte ihr Alte Runen-Buch aus.
Sie blätterte bis zum Inhaltsverzeichnis und fuhr mit dem Finger zu ihrem aktuellen Lernkapitel. Danach schlug sie mit zittrigen Fingern die Seite auf und fing an zu lesen, auch wenn es ihr angesichts der Umstände schwer fiel sich zu konzentrieren.
Nach gefühlten hundert Seiten und tausend Seufzern von Lily klingelte es endlich zum Mittagessen. Der Gemeinschaftsraum, der sowieso nur hauptsächlich mit Siebtklässlern gefüllt gewesen war, leerte sich augenblicklich fast vollständig. Lily blieb mit Jules noch zurück, um in Ruhe ihre Sachen zusammen zu packen und sich gemächlich auf den Weg zu machen. Dabei begegneten sie auch Sirius und James, die gemeinsam von draußen durch das Schultor eintraten und sofort in die Große Halle abbogen. Die beiden lachten aus vollem Halse und Lily fühlte sich noch schlechter als zuvor. Sie kam sich schäbig vor, dass sie James in gewisser Weise schon wieder die Schuld an ihrem Zerwürfnis mit Severus Snape gegeben hatte und war froh, dass er darüber nicht Bescheid wusste. Sie wollte nicht, dass James böse auf sie war.
Jules hatte sie zu Plätzen bei den vier Rumtreibern gezerrt und ihr schon Essen auf den Teller geschaufelt. Still fing Lily an dieses zu vertilgen und hörte nur mit einem Ohr bei den Tischgesprächen zu.
„Irgendein Viech hat Hagrid vorhin über das ganze Schulgelände gejagt oder aber andersrum. So genau konnte man das nicht erkennen. – Zum Brüllen komisch!“, erzählte Sirius gerade und prustete dabei die Hälfte seines Mundinhaltes in Julias Gesicht.
Angeekelt wischte diese sich mit der Serviette über das Gesicht, während Sirius sie über den Tisch hinweg grinsend beobachtete. Ihrem Mund entkam jedoch kein maßregelnder Kommentar mehr, sondern sie schaufelte sich nur eine Gabel Auflauf in den Mund.
James sah mit besorgter Miene zu Lily, während er aß und bemerkte ihren leicht abwesenden Gesichtsausdruck.
„Lily?“, begann er fragend. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so traurig.“
Die Angesprochene schreckte auf und sah verstört in seine Augen.
„Was hast du gesagt? Entschuldige, ich war in Gedanken.“, sprach sie und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.
James erwiderte es und vergaß schon wieder ganz, weshalb er sie angesprochen hatte.
„Nicht so wichtig. Hast du schon etwas am Wochenende vor?“, fragte er sie und Lily schüttelte daraufhin den Kopf. „Wie wäre es wenn wir in der Winkelgasse gemeinsam etwas essen gehen?“
„Essen gehen?“, quatschte Sirius dazwischen und grinste breit. „Kann ich mitkommen?“
James stieß seinen Freund missmutig in die Seite und dieser verschluckte sich an seinem Schluck Kürbissaft. Während Remus ihm daraufhin auf den Rücken schlug, damit sein Freund nicht erstickte, wartete James gespannt auf Lilys Antwort.
„Und: Was sagst du?“, fragte er sie nochmal interessiert.
Lily lächelte breit und nickte zustimmend.
„Wenn McGonnagal das erlaubt, gehe ich gerne mit dir essen, James.“, meinte sie und erntete von James ein strahlendes Lächeln.
Lapidar machte er mit der Hand eine wegwischende Bewegung, als ob McGonnagal für ihn kein Hindernis darstellen würde.
„Die gute Minerva und ich, wir sind doch so gut wie per du.“, entgegnete James ihr.
Lily lächelte kurz, schlug sich einen Moment später aber die Hand vor den Mund, als ein lautes Räuspern hinter James erklang. Erschrocken drehte er sich um und sah geradewegs in Professor McGonnagals zusammen gekniffene Miene. Obwohl sich ihre Lippen an den Seiten minimalst zu einem Lächeln kräuselten, blieb sie ansonsten von der Situation vollkommen unberührt.
„Mr. Potter, auch wenn ich sie nur ungern enttäusche, muss ich ihnen leider sagen, dass wir nicht weiter von der Vornamenbasis entfernt sein könnten.“, sprach sie ernst und blickte danach zu Lily. „Ms. Evans, dürfte ich sie morgen Nachmittag um vier Uhr auf eine Unterredung in mein Büro bitten? Es geht um eine ernste Angelegenheit, die ihre Familie anbelangt.“
Lily starrte die Professorin erschrocken an und nickte wie ferngesteuert.
„Ich – ich meine, natürlich komme ich. Aber, Professor, was ist denn passiert? Sind-“, fragte Lily eilig, wurde jedoch von der Professorin unterbrochen.
„Genaueres besprechen wir morgen Nachmittag, Ms. Evans.“, wimmelte sie die Schülerin ab und ging steifen Schrittes weiter zum Lehrertisch.
Mit mulmigem Gefühl und der Gewissheit, dass sie jetzt wohl kaum noch einen weiteren Bissen runterbringen konnte, schob Lily nun ihren Teller von sich. Ihre Freunde sahen besorgt zu ihr und beobachteten ihre Reaktion.
„Lily – es wird schon nichts Schlimmes passiert sein.“, munterte Jules sie auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Ihre Freundin blickte nur ungläubig zu ihr. James räusperte sich nun geräuschvoll und legte sein Besteck ebenfalls klirrend auf den Teller.
„Jules hat recht, Lily. – Vielleicht ist dein Vater auch befördert worden.“, schlug James vor und wagte ein zögerliches Lächeln, was von Lily jedoch nicht erwidert wurde. Sie schüttelte den Kopf.
Alice versuchte als Nächste ihr Glück.
„Möglicherweise haben deine Eltern sich einen Hund zugelegt.“, schlug sie vor, erntete aber nur ein Kopfschütteln. „Dann haben sie sich eben getrennt.“ Kopfschütteln als Antwort. „Oder deine Schwester hat ihre Verlobung aufgelöst!“ Kopfschütteln.
Alice‘ Miene verdüsterte sich und sie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wenn du unbedingt möchtest, dass etwas Schlimmes passiert ist. – Bitte.“, meinte sie mit missmutiger Miene.
Frank zog vorsichtig seinen Arm von ihrer Schulter. Wenn Alice wütend war, sollte man sich besser in Acht nehmen. Er rutschte ein paar Zentimeter von ihr weg, um Sicherheitsabstand zu wahren. Alice warf ihm daraufhin einen missmutigen Blick zu, wodurch Frank sichtlich in sich zusammen schrumpfte.
Lily erklärte sich währenddessen: „Natürlich möchte ich nicht, dass etwas Schlimmes passiert ist. Aber McGonnagal hätte mich sicher nicht zu sich gebeten, wenn es nicht etwas sehr Dringendes wäre. – Sei doch mal ehrlich, Alice: Hat sie jemals jemanden zu sich gerufen, wenn ein Familienmitglied befördert oder aber eine Verlobung geplatzt ist?“
Alice blickte nachdenklich auf ihre Hände und schüttelte dann nur unwillig den Kopf.
„Soweit ich weiß nicht.“, antwortete sie noch und aß danach den letzten Bissen ihres Auflaufs auf.
Gabel und Messer weggelegt, griff sie nach ihrer Tasche und zog Frank mit sich aus der Großen Halle raus. Ihre Freunde blieben still schweigend zurück und vertilgten ebenfalls noch die letzten Reste auf ihren Tellern, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg zu Zauberkunst machten.

„Noch gibt es keinen Grund aus zu ticken, Lily.“, raunte Jules ihr von der Seite zu.
Lily nickte nervös. Trotz allem Mut-Zusprechen ihrer Freundin war sie so hibbelig und ängstlich als ob sie von einem Rudel Knallrümpfiger Kröter verfolgt werden würde und fürchtete, dass sie jeden Moment rücklings eingeholt werden könnte. Kein einziges Wort hatte sie außer der Überschrift der heutigen Stunde auf ihr Pergament gebracht und trotz mehrfacher Ermahnungen seitens Professor McGonnagal konnte sie nichts beruhigen und überreden, sich dem Unterricht zu zuwenden. Kein Wunder eigentlich – immer wenn sie nach vorne zur Professorin sah, malte sie sich im Kopf die schlimmsten Ereignisse aus, was mit ihrer Familie passiert sein könnte. Eines Furcht einflößender als das andere. Daraufhin stellte sie sich das mitleidige Gesicht ihrer Professorin vor – wenn diese denn so einen Gesichtsausdruck überhaupt in petto hatte. Sie schüttelte eilig ihren Kopf, um den Gedanken an das Mitleid und die Worte des Beileids zu verdrängen. Noch wusste sie schließlich noch nicht mal, ob es sich wirklich um etwas Schlimmes handelte. Also warum jetzt schon verrückt machen?
Sie atmete tief durch und hörte gerade in diesem Moment, wie McGonnagal ihnen die Hausaufgaben für die nächste Stunde sagte. Schnell kritzelte sie die Aufgabenstellung auf ihr fast leeres Pergament, bevor sie dieses zusammen rollte und in ihre Tasche schob.
„Komm schon, Lily. Wenn du dich beeilst, kannst du noch deine Sachen im Gemeinschaftsraum abstellen, bevor du zu McGonnagal musst.“, sagte Jules zu ihr und blieb in der Tür des Klassenzimmers stehen, um auf ihre Freundin zu warten.
James und Sirius waren ebenfalls noch da geblieben, wie Lily in diesem Moment auffiel.
„Es wird schon alles nicht so tragisch sein.“, sprach James und drückte kurz ihre Hand, während sie den Weg über die Treppen einschlugen.
Lilys Herz klopfte wie verrückt. Ob es wegen James‘ Berührung oder ihrer immer mehr steigenden Nervosität lag, konnte sie nicht sagen. Ihre Nerven lagen so oder so schon blank.
Selbst Sirius, der mit Jules vor ihnen lief, drehte kurz den Kopf nach hinten zu ihr und meinte leicht lächelnd: „Wird schon schief gehen, Evans!“
Ein kleines Lächeln schlich sich auf Lilys Gesicht und sie sah den Siebtklässler dankbar an. Dass selbst er ein nettes Wort für Lily übrig hatte, überraschte sie positiv. James zeigte seinem Freund grinsend einen Daumen nach oben für diese freundliche Geste, jedoch hatte sich Sirius in diesem Moment schon wieder nach vorne umgewandt.
Der Weg zum Gemeinschaftsraum war schneller zurück gelegt als sonst und ebenfalls viel zu schnell kam somit das gefürchtete Treffen mit Professor McGonnagal. Lily ging hoch in ihren Schlafsaal, um ihre Umhängetasche dort abzulegen. Dort atmete sie zudem ein paarmal tief durch und schmiss sich eine Ladung kaltes Wasser in das Gesicht. Danach stieg sie die Treppen wieder hinab in den Gemeinschaftsraum, wo ihre Freunde sich in einer Sitzecke niedergelassen hatten. Alice und Frank bogen sich gerade wegen irgendetwas vor Lachen und auch Peter und Sirius hatten ein breites Grinsen auf den Gesichtern. Lily aber war im Moment überhaupt nicht zum Lachen zumute.
„Soll ich dich noch zu McGonnagals Büro begeiten, Lily?“, fragte sie James plötzlich.
Unbemerkt schien er sich zu ihr gesellt zu haben und lächelte sie nun aufmunternd an. Dankbar für das Angebot nickte Lily und ging ihm voran durch das Porträtloch aus dem Gemeinschaftsraum.
Die Gänge waren noch voll mit Schülern und Schülerinnen, die von ihren letzten Stunden auf dem Weg zu ihren jeweiligen Gemeinschaftsräumen waren. Alle lachten, grinsten, plauderten und waren fröhlich. Lily hatte das Gefühl mit jedem lächelnden Gesicht noch nervöser zu werden.
Wie würde es ihr nach dem Gespräch wohl gehen? Würde sie dann auch lachen und grinsen? Oder gar weinen? Vielleicht hätte sie sich ein Taschentuch mitnehmen sollen. Nein. Es ist bestimmt nichts Schlimmes. Taschentücher wären sinnlos.
Andererseits war vielleicht gar nicht ihr Wohlergehen danach der springende Punkt, sondern vielmehr das von ihren Eltern und Petunia. Wie es ihnen wohl ging? Vielleicht schwebten sie gerade in diesem Moment in Gefahr. Vielleicht wurden sie ja entführt – oder gefoltert – oder - oder - oder –
„Ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass du gerade alle Foltermechanismen, die es auf der ganzen Welt gibt, durchgehst.“, sagte James und platzte somit in ihre Gedanken. Ein kleines Grinsen lag auf seinen Lippen. „Verdammt, Lily. Du bist noch nicht einmal in ihrem Büro und schon machst du dir so viele Sorgen, als ob ihre Todesurkunden schon vor dir liegen würden.“
Er legte ihr beide Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich, sodass sie sich genau gegenüber standen. Ihre Augen waren vor Furcht geweitet und sie biss nervös auf ihrer Lippe herum. Ohne zu wissen, was er da tat, legte er ihr einen Finger auf die Lippen und hielt sie davon ab. Er wollte nicht, dass sie sich wehtat.
„Lily, wenn du da jetzt reingehst und es wirklich schlimme Nachrichten sein sollten-“, Lily sog an dieser Stelle scharf Luft ein. „-dann darfst du dich danach trotzdem nicht zurückziehen. Du solltest mit jemandem darüber reden. Mit wem du auch möchtest. Ich muss es nicht sein. Nur irgendjemand, dem du vertraust. Man darf seine Trauer nicht in sich rein fressen. – Dann tut es nur noch mehr weh. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.“, sagte James und atmete tief durch. „Also versprichst du mir das? – Dass du mit jemandem redest danach?“
Er sah sie besorgt an und Lily konnte nicht anders als zu nicken. Es klang so verständnisvoll und plausibel, was er da sagte. Sie verstand völlig, dass er wollte, dass sie sich nicht verschloss und war fest davon überzeugt, dass sie es selbst nach einem ernüchternden Gespräch mit der Professorin fertig bringen würde, sich mit jemandem über dieses zu unterhalten. Darin sah sie kein Problem.
„Danke, Lily.“, meinte James und strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht.
Danach nahm er sie zögerlich in den Arm, um ihr still ein wenig Halt zu geben. Er hatte das Gefühl, dieser Gedanke kam auch bei ihr an, denn sie legte ebenfalls ihre Arme um ihn und schien froh ihre Sorgen für einen Moment nicht allein tragen zu müssen.
Es war ein sehr angenehmes Gefühl. Dieses stumme Verständnis. Eine Zweisamkeit, die sie mit sonst noch keinem geteilt hatte. Natürlich hatte sie schon öfters Freunde umarmt, aber nicht in dieser Art. Diese Umarmung war nicht nur eine Umarmung, sondern auch noch ein Gespräch, welches nur sie und James hören und führen konnten. Sie tauschten sich stumm aus und verstanden einander. Ihre Lasten verteilten sich so gleichmäßig auf sie beide und so schien es ihnen beiden, als ob sie gemeinsam selbst das größte Übel ertragen könnten.
Doch auch der schönste Moment war nicht von Dauer und so ließen sie sich nach einer Ewigkeit, wie es ihnen beiden vorkam, los und standen unschlüssig vor einander.
James fuhr sich unsicher durch die Haare, während Lily ihre Hände knetete. Ihre Unsicherheit und Furcht war in dem Moment, als sie James losgelassen hatte, wieder in aller Gänze auf sie zurück geprallt und schien nun noch stärker anwesend zu sein als zuvor.
„Vielen Dank, James. Es ist wirklich sehr nett von dir, dass du-“, begann Lily, wurde jedoch jäh unterbrochen.
Die Tür neben ihnen ging auf und Professor McGonnagal trat mit strenger Miene in die Tür.
„Ms. Evans, schön, dass sie pünktlich sind. Wenn sie doch bitte rein kommen würden.“, forderte Minerva McGonnagal und trat einen Schritt zur Seite, damit Lily an ihr vorbei durch die Tür gehen konnte.
Etwas blass um die Nase schritt Lily in das Büro ihrer Lehrerin, welches sie sonst nur wegen Schulsprecherangelegenheiten oder aber wegen ihrer Noten betreten hatte. Wie sich die Zeiten doch geändert hatten. Sie wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass sie wegen einem T in Verwandlung hier wäre. Und das sollte schon etwas heißen.
„Setzen sie sich.“, ordnete die Professorin an und ließ sich auf dem Sessel hinter dem Schreibtisch nieder, während sie Lily den Stuhl gegenüber vorschlug.
Die Schülerin setzte sich gehorsam und öffnete schon den Mund, um mit einer Frage herauszuplatzen.
„Möchten sie einen Keks?“, fragte Prof. McGonnagal sie und schob ihr eine Keksdose hin.
„Nein, vielen Dank. Aber ich würde gerne-“, setzte Lily zum ersten Mal an.
Professor McGonnagal schien aber momentan noch nicht auf das Thema des Gesprächs kommen zu wollen.
„Noch nicht, Ms. Evans.“, sagte sie und blätterte in Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. „Nehmen sie sich einen Keks, meine Liebe. Besser werden sie nicht mehr.“
„Ich möchte wirklich nichts essen. Aber danke für das Ange-“, begann Lily von Neuem.
„Kein Grund sich ein zweites Mal zu bedanken, Ms. Evans. Das erste Mal hat vollkommen ausgereicht. Im Anbetracht ihrer Lage halte ich jedoch einen kleinen Keks für einen guten Zug.“, sagte die Professorin und sah über ihre Brille hinweg zu Lily, die nun nervös die Keksdose öffnete.
Sie fischte sich einen Keks heraus und legte danach den Deckel wieder auf das Döschen. Unsicher biss sie ein Stück ab und kaute darauf herum ohne etwas zu schmecken. Diese Situation im Büro wurde ihr langsam unheimlich.
„Welche Lage meinen Sie, Professor?“, fragte sie nach kurzem Nachdenken und fing den nun besorgten Blick ihrer Lehrerin ein.
Dann wanderten die Augen von Minerva McGonnagal wieder zu dem Keks in Lilys Fingern.
„Essen Sie ihren Keks, Ms. Evans.“, forderte sie und wandte ihren Blick wieder auf ihre Unterlagen. „Derartige Fragen beantworte ich später.“
„Aber, Professor, ich-“
„Ms. Evans, ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt.“
„Ja doch, aber-“
„Sie haben ihren Keks noch nicht aufgegessen.“
„Nein, aber das ist doch vollkommen-“
„Sehen Sie? Also essen sie ihn auf.“
Lily steckte sich schnell den Rest des Ingwerkekses in den Mund und kaute eilig. Danach schluckte sie und atmete tief durch, um Kraft für den nächsten Gesprächsansatz zu schöpfen. Diese Keksgeschichte hatte sie jetzt schon viel zu viel Zeit und Nerven gekostet.
„Professor, wie angeordnet habe ich den Keks gegessen. Darf ich jetzt-“, meinte Lily, wurde aber wieder von der Professorin unterbrochen.
„Nehmen Sie sich noch einen.“
„Ich will aber keinen Keks mehr, Professor! Ich will wissen, was passiert ist! Ich will wissen, warum-“, verlangte Lily und sprang von ihrem Stuhl auf.
Ihre Geduld war am Ende und genauso stand es um ihre Nerven. Warum hielt sie Professor McGonnagal denn auch so hin? Wieso musste sie erst Kekse essen, bevor sie die zum eigentlichen Gesprächsthema kamen? Wozu sollte das gut sein?
Professor McGonnagal hatte ihre Unterlagen nun von sich geschoben und beäugte Lily streng aber auch abschätzend. Schließlich nahm sie die Keksdose wieder an sich und zauberte mit einem Zauberstabwink zwei Tassen Tee herbei. Ein Zuckerdöschen erschien ebenfalls auf dem Schreibtisch.
Die Professorin häufte sich wortlos zwei Löffel Zucker in ihre Tasse und rührte dann gemächlich um, während Lily vor ihrem Tisch stand und keine Anstalten machte sich wieder hinzusetzen.
„Nehmen Sie wieder Platz, Ms. Evans.“, sagte die Professorin und wartete bis Lily widerstrebend ihrer Anordnung Folge geleistet hatte. „Da Sie eine Ungeduld, die seinesgleichen sucht, an den Tag legen, kommen wir also gleich zum Grund, weshalb ich Sie hergebeten habe.“
Lily atmete tief durch. Jetzt würde sie also endlich erfahren, was passiert war. Während Professor McGonnagal einen Schluck ihres Tees trank, hörte Lily nur noch das laute Ticken der Uhr in ihren Ohren. Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack.
„Ihre Eltern sind tot, Ms. Evans.“, sprach die Professorin ruhig.
Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack.


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