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Fanfiction

Zerbrechlich - Scherben-Lily

von Sternengreifer

Z e r b r e c h l i c h





Am Anfang stand der Kuss.

Flüchtig, zart und bittersüß lagen seine Lippen auf meinen. Eng umschlungen standen wir dort, hielten für die Dauer eines Augenblickes aneinander fest. Umspielt, umwoben. Und niemals länger als ein Schmetterlingsflügelschlag.

Dann war es vorbei. Schnell und nachdrücklich strich er mir über die Wange, sein undefinierbarer Blick bohrte sich für den Bruchteil einer Sekunde so intensiv in den meinen - und er verschwand. Ohne ein weiteres Wort trennten wir uns. Aufgesogen von träger Dunkelheit, die sich zäh ihren Weg durch diffuses Dämmerlicht bahnte, schwarzem Dickicht und dem moschusartigen Geruch des Waldbodens.

Der Kuss war fort, ehe unsere Berührung vollendet war. Es wäre sogar möglich, dass wir ihn in diesem Augenblick vergessen hatten, war er doch nicht mehr als ein kühler Hauch gewesen. Nichts Greifbares, nur ein schneller, unbedeutender Fehler - und gleichzeitig das tollkühne, hektische Versprechen, dass vielleicht doch alles wieder gut werden würde.


*


Getrocknete Blütenkelche.
In allen erdenklichen Farben und Formen hatte ich sie vor mir auf der rot-weiß karierten Zierdecke unseres Küchentisches ausgelegt.

Die Morgendämmerung hatte erst vor ein paar Minuten eingesetzt und die grellweiße Wintersonne knallte mit ungnädiger Gewalt durch das blitzblank polierte Küchenfenster auf kleine, zierliche Gänseblümchen, zerrupfte, violette Petunien und große, rote Lilienblüten.
Verblasst und grau waren sie mit den Jahren geworden und doch strahlten sie noch diese unbändige Schönheit und Zärtlichkeit aus, mit der sie einst eingefangen und zwischen die Seiten dicker Bücher gelegt worden waren, bis sie mit den Jahren rissig, dünn und doch unsterblich geworden sind.

Die Zeit hatte alle Farben ausgewaschen und doch lag hier der greifbare Beweis ihrer zerbrechlichen Lebendigkeit unmittelbar vor mir.

Osterglocken, Geranien, ja, selbst Primeln und winzige, immer noch leicht süßlich riechende Maiglöckchen, Margeriten, Narzissen, prächtige Pfingstrosen - meine Schwester hatte ihre Schönheit zwischen den Seiten eingefangen und sie allesamt unsterblich gemacht.

Und zwischen all diesen grazilen, zerbrechlichen Wundern lag sie nun, wie eine abstrakte, merkwürdige Fehlbildung.

Verblichenes, buntes Papier, unordentlich aufgeschichtet und ganz platt gepresst, nach all der Zeit, die sie nun schon unbeachtet in diesem Buch schlummerte.

Nach all den Jahren, in denen sie geschlafen hatte, irgendwo, ganz weit weg von hier, fand ich sie wieder.

Lily.



*


“Für dich!”, unbeholfen drückte er mir etwas Raues in die Hand und kämpfte mit aller Kraft gegen die Massen an Schülern, die ihn allesamt in Richtung Hogwartsexpress mitreißen wollten.

Verwundert versuchte ich seine Miene zu deuten und nahm mir nicht einmal die Zeit, einen Blick auf sein Geschenk zu werfen. Dicke Dampfschwaden hüllten uns ein und brachten mich zum Niesen.

Als sich der Rauch verzogen hatte, lächelte James nervös: “Wenn du den Zauber entfalten willst, musst du sie nur einmal kurz mit dem Zauberstab antippen und deinen Namen sagen”, langsam wurde es ruhiger um uns herum. Das Durcheinander an Schülern hatte sich gelichtet und der Kampf um die freien Abteile begann.

James schien etwas zu bemerken, was ich nicht wahrnehmen konnte. Er rümpfte tadelnd die Nase, zog mich in eine kleine Nische und sah mir fest in die Augen.

Ich konnte nicht anders als ein wenig verblüfft zurückzuschauen. Vorsichtig griff er nach meiner linken Hand und öffnete sie sanft.

Sein Geschenk entpuppte sich als eine bunte Papierrose. Unordentlich zusammengefaltet, mit viel zu kräftigen, irgendwie nicht zusammenpassenden Farben, lag sie zwischen meinen ausgestreckten Fingern.

Meinem fragenden, leicht belustigten Blick wich er gekonnt aus. “Lilien für Lily - ich bitte dich! Ein bisschen origineller muss es schon sein”, meinte er nur Augen verdrehend und zog seinen Zauberstab hervor.

Die riesige, rote Lok ließ einen ersten, ohrenbetäubend lauten Warnpfiff hören. Nervös verlagerte ich das Gewicht und sah auf die große Bahnhofsuhr. Drei Minuten vor elf.

“Ähm Potter -?”, fragte ich unbehaglich. Eine Horde Tauben zog flatternd an uns vorbei.

“Keine Sorge, Evans”, er betonte meinen Nachnamen mit einem spöttischen Grinsen, während er meine Hand weiterhin hielt. Erneut donnerte ein schriller Pfiff über unsere Köpfe hinweg. “Es dauert nur eine Minute.”

Dann tippte er vorsichtig mit dem Zauberstab gegen die Papierblume.

“Lily”

Er hauchte es nur, ein merkwĂŒrdiger Ausdruck lag in seinen Augen, wĂ€hrend er mich weiterhin unverwandt anstarrte.
Nur mein Name - und doch jagte mir der Klang seiner Stimme, als er ĂŒber seine Lippen ging, einen warmen Schauer ĂŒber den RĂŒcken.

Gebannt erwiderte ich seinen Blick, ehe er lĂ€chelnd auf die Papierrose deutete und dabei wie beilĂ€ufig ĂŒber meinen HandrĂŒcken strich.

Die Augen weit aufgerissen und den Mund zu einem kleinen, unregelmĂ€ĂŸigen 'O' geformt, starrte ich verzĂŒckt auf sein Geschenk.

Der Zauber hatte sich entfaltet.


*



Ihre kleinen, zierlichen Kinderpatschehändchen fuhren zielstrebig über den schweren, graubraunen Einband eines dicken Buches. Daddy Lexikon.

Sie bettete die Blumen ganz sanft auf das bedruckte Papier, schlug die Seite viel zu vorsichtig um und strich liebevoll darüber.
Eine Beerdigung. So hatte sie diesen Vorgang immer genannt.

Sie müssen erst sterben, um unsterblichen zu werden.
Deine Worte, Lily. Deine Schuld, Schwester.

Danach sah sie mich aus ihren verblüffend grünen Augen so vertrauensvoll an. Still und ernst, bis ich zögerlich nickte.

Ich werde dich nicht verraten, kleine Lily. Niemals.
Du lächelst.



*



Was bleibt von uns übrig, wenn alles andere vergeht?

Er war hier. Hatte sein Ziel erreicht.

Und der Mensch, mit dem ich mein Leben verbringen wollte, lag vermutlich tot in unserem Hausflur. Mit leeren Augen und noch immer warmer Haut, fast so, als sei er noch am Leben.
Doch er war tot.
Gestorben bei dem Versuch, mich und unseren Sohn zu beschützen.

Du darfst nicht daran denken.
Sei stark, sei mutig!
Bitte. Nur dieses eine Mal.


Für Harry.

Große, grüne Augen blickten mich aus einem blassen, schmalen Gesicht vertrauensvoll an.

Harry

So viel mehr als Liebe. Dieses Kind war mein Kind.

Nichts auf dieser Welt war so sehr Teil von mir - von uns - wie Harry.

Meine Augen, James’ Gesicht.
Wir und noch ein bisschen mehr.

Ich hatte die Antwort.



*



Zehn Jahre später fährst du mit deinen Fingern erneut über den Einband ebendieses graubraunen Buches.

Wir - das gibt es nicht mehr.
Unser Bündnis ist zerbrochen. Wir sind erwachsen geworden.
Du wirst bald heiraten, Lily, ich habe es bereits.

Ich beobachte dich. Eine kleine, kunterbunte Papierrose kommt zum Vorschein.

Du lächelst sanft, denkst vielleicht an das kleine Mädchen, das du einst warst, mit den großen, grünen Augen und den zwei langen Zöpfen, zu denen Mum deine Haare immer geflochten hat.

Ich habe oft an dieses Mädchen gedacht und irgendwie ist mir der Sinn, sie mit der jungen Frau zu verbinden, die nun vor mir steht und mir so fremd geworden ist, abhanden gekommen.

Wer bist du? Was willst du noch hier? Ich würde dich gerne fragen, was das Theater hier soll. Warum ich dir folgen sollte. Was du von mir willst.
Aber ich kann nicht.

Kein Wort kommt über unsere Lippen. Ich merke erst viel zu spät, dass meine Hände beben und meine Sicht verschwommen ist. Krampfhaft wende ich mich ab.

Die Papierrose ruht immer noch in deiner Hand. Du tippst sie vorsichtig mit deinem Zauberstab an und flüsterst, so leise, dass es auch nur Einbildung gewesen sein könnte, meinen Namen.

“Tunia”

Sie ist vollkommen. Schillernd bunt und perfekt. Lebendig.
Du spürst meinen Blick, drehst dich zu mir um und diese alberne Papierrose, die nun keine mehr ist, liegt vor meinen Füßen.

Ich starre sie an und laufe weg.

Das letzte Mal.
Für immer.


*



Ich vergaß diesen einen Kuss, der weder unser letzter, noch unser erster war und sich zugleich wie alles zusammen anfühlte, nie. Und ich bin mir sicher, dass er es auch nicht tat. Es geschah, einfach so. Ohne einen bestimmten Grund zu haben. So wie die Dinge manchmal eben laufen.

Ich weiß nicht, warum mir gerade jetzt der Sinn danach steht, an längst vergangenen Tagen festzuhalten.

Warum mir ausgerechnet in diesem Augenblick Severus’ Gesicht in den Sinn kommt.
Manchmal habe ich das, was wir sein könnten, vermisst.

Fehler, die keine waren.

Ich wünschte, ich könnte vergessen.

Petunia und James' Papierrose, die ich ihr einst vermacht habe.
Es ist vorbei.

Ich weiß es.

Harry.

Ich katapultiere mich zurück in die Gegenwart. Er braucht mich. Bis zum Schluss.

Ich muss es tun.



*



Du musst sie zurück in dieses Buch gelegt haben. Der Zauber ist vergangen.
Zerbrochen, genau wie du.

Sie ist gestorben.

Wellige, nasse Risse zieren nun ihre raue, kratzige Oberfläche. Es ist kalt geworden.

Und du bist fort.



*



Ich werde nie vergessen, wie es war, als Harry allein mir gehörte. Sein Weinen, sein Glucksen, sein verklärtes, unbewusstes, kleines Lächeln.

‘Mein Kind ‘. Diese Worte bedeuten so viel mehr. Sie bedeuten alles.

Das Gefühl, spätabends stundenlang vor seinem Bettchen zu sitzen, Lieder für ihn zu summen, die er gar nicht mehr hören kann und ihn dabei einfach nur zu betrachten, war unbeschreiblich. Seine winzigen Hände, die sich zu kleinen Fäustchen ballen, seine Augenbrauen, die er manchmal sanft zusammen zieht und seine schmatzenden, rosaroten Babylippen. Vollkommen.

Du gehörst zu mir.

Ihn sanft in den Schlaf zu wiegen, seine Tränen zu trocknen und seinen warmen, vertrauten Duft einzuatmen. Schlaflieder für ihn zu singen, die James zum Kichern bringen, weil ich eine wirklich miserable Sängerin bin - ganz still, ganz ruhig, meine Stimme ist nicht mehr als ein raues Wispern, das seine Träume durchwebt.

Es ist ein überwältigendes Gefühl. Alles gilt allein dir. Seine Tränen gehören dir, sein Lächeln, sein Duft - einfach alles.

Ein Knall ertönt und alles bebt. Ich sehe ihn an. Mein Kind.
Es tut so schrecklich weh, ihn allein lassen zu müssen.

Alles fĂŒhlt sich unwirklich, falsch an. Mein Herz schlĂ€gt immer schneller gegen meine Rippen, ich komme mir vor, wie ein zerrupftes, verzweifeltes HĂ€ufchen Elend . Nicht James, nicht ich. Nicht Harry.- Bitte.

Ich schließe die Augen, keuche auf und weiß nicht weiter. Kann nicht mehr klar denken - Panik, Angst durchziehen meine Gedanken, spinnen ein Netz um sie, bringen die Welt zum EinstĂŒrzen, alles ist trĂŒb und verschwommen, vorbei - bis sich der Schleier plötzlich hebt.

Das, was du liebst.

Ich werde ruhig, bin gefasst und drĂŒcke meinen Sohn an mein bebendes Herz, das, wie es scheint, die SchlĂ€ge eines ganzen Lebens in wenigen Sekunden aufbrauchen will.
Dann schaue ich ihm fest in die Augen, die meinen so Ă€hnlich sind, fahre ĂŒber sein schwarzes, strubbeliges Haar und atme tief seinen vertrauten Duft ein.

“Mein kleiner Harry.”, ich hauche es nur und er sieht mich an. So vertrauensvoll, so unschuldig, als würde es nur für ihn nur mich auf dieser Welt geben. Mich und James. Und dann bricht es aus mir heraus. Ganz leise erzähle ich ihm von uns, wie sehr wir ihn lieben und dass es uns leid tut.

“Du wirst so sehr geliebt.", fĂŒr einen Augenblick ist alles so still geworden - ich drĂŒcke Harry noch fester an mich, bis sein Herzschlag meinen berĂŒhrt.

"So sehr!", hauche ich mit Nachdruck, drĂŒcke einen Kuss auf sein Haar.

"Mummy liebt dich.", ich spĂŒre seinen Atem an meiner Schulter, streiche ihm langsam ĂŒber den RĂŒcken, ziehe die Falten seines blaugepunkteten Pyjamas liebevoll glatt.

"Daddy liebt dich." , die Worte werden schwerer. Die Vorstellung von James' LĂ€cheln tut furchtbar weh.

"Vergiss das nie.", ich schlucke, denn die Worte sind bleischwer geworden.

"Du musst jetzt stark sein." , ich kann sie nicht mehr lange tragen.

"Du musst jetzt mutig sein -"

Die Tür, die ich notdürftig mit einem Stuhl blockiert habe, wird aus den Angeln gesprengt und er steht vor mir.

Ich drĂŒcke meinem Sohn einen letzten Kuss auf die Stirn und lege ihn hastig in sein Gitterbettchen.
Ein letzter Blick zurĂŒck, dann drehe ich mich bebend zu meinem Angreifer um.

Mit ausgebreiteten Armen schirme ich Harry von seinen Blicken ab, flehe, bettle um das Leben meines Sohnes. Biete mich selbst an seiner statt an.

Ich weiß, was zu tun ist.




*



Du bist zerbrochen. Einfach so. Wie Glück und Glas. Fort gegangen, ohne dich zu verabschieden.

Und alles, was du mir gelassen hast, ist diese unvollkommene Kopie von dir, die mir aus deinen Augen heraus, die im falschen Gesicht sitzen, deine Blicke zu wirft.

Und jetzt sag mir - wie soll ich der Aufgabe gerecht werden, die du mir aufgetragen hast, wenn er doch der Grund ist?
Deine Augen im falschen Gesicht. Eine scharlachrote, langsam verheilende Narbe, die mir dein Versagen, deine unglaubliche Tat jeden Tag aufs Neue vorhält.
Er ist nicht du.
Nur er.

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Ich hoffe, es hat irgendjemanden zumindest ein klitzekleines bisschen gefallen :)


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