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Stranger Than Sympathy - Kriechtier

von Dr. S

Der nächste Morgen war schon eher Mittag. Dracos Augenlider waren schwer wie Blei und wollten erst nach gefühlten Stunden aufgehen. Er sah anfangs nicht viel. Das verschwommene Licht der Mittagssonne wurde aber mit jeder Sekunde unerträglicher. Draco drehte sich murrend auf die andere Seite.

Er riss schlagartig die Augen auf, als neben ihm ein anderer Mensch lag. Dann fiel ihm wieder ein, warum Cormac McLaggen neben ihm lag. Draco versteckte seinen Mund hinter der Hand, als würde er jeden kurzen Kuss so ungeschehen machen können.

Er hatte einen Kerl geküsst, einen bescheuerten Gryffindor obendrauf, und das in dem Haus seines Vaters. Draco hatte kein gutes Gefühl dabei. Er hatte dafür ein angenehmes, ziemlich kribbeliges Gefühl, wenn er zurück an die letzte Nacht dachte.

Cormac hatte im Moment wohl gar kein Gefühl. Er schlief wie ein Stein. Er schnarchte und sabberte nicht, sah nicht einmal dämlich aus. Wie sollte man sich bei diesem Anblick schämen?

Draco rutschte nah an Cormac heran, der sich keinen Millimeter rührte, auch nicht, als Draco ihn probeweise anpustete. Erst, als er sich sicher war, dass Cormac nicht nur so tat, als würde er schlafen, traute Draco sich die kurzen Haarsträhnen zu berühren. Er strich durch das weiche Chaos und lächelte. Im Schlaf waren Cormacs Gesichtszüge entspannt und noch viel hübscher anzusehen, ganz gleichmäßig und symmetrisch. Draco tastete sich behutsam zu Cormacs Lippen. Er beugte sich ein Stück vor. Cormac war warm und sein Körper an den richtigen Stellen weich genug, um sich anzukuscheln. Draco spielte mit dem Gedanken ihn zu küssen.

Nur nicht lange, dann fand er es doch ein wenig unheimlich, jemand anderen im Schlaf zu beobachten und auch noch anzutatschen.

Draco stand auf und ließ Cormac alleine zurück. Es fiel ihm unerwartet schwer zu gehen. Er schaute mehr als einmal zurück, sogar noch, als er die Tür schon geschlossen hatte. Einfach abzuhauen gehörte sich in solchen Situationen auch nicht. Cormac sollte aber nicht glauben, dass Draco mehr in ihm sah, als einen dämlichen Gryffindor. Er war vielleicht ganz in Ordnung und sah auch halbwegs passabel aus, aber sonst hatte Draco nichts für ihn übrig. Überhaupt nichts.

Auf dem Weg nach unten knöpfte Draco sich sein Hemd zu und bemerkte dabei rote Flecken an Stellen, wo keine roten Flecken sein sollten. Ihm wurde ganz heiß bei dem Gedanken, wie sie entstanden waren, und genau deswegen schloss er das Hemd bis zum letzten Knopf.

„Guten Morgen, Schätzchen“, grüßte seine Mutter ihn, als Draco den Salon betrat, wo sie sich von diesem heruntergekommenen Hauselfen, der bei ihnen Unterschlupf gefunden hatte, anhimmeln ließ. „Flohpulver ist wieder da. Haben du und dein Freund gut geschlafen?“

Draco versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber er war sich ziemlich sicher, dass er rot werden würde, wenn seine Mutter ihn weiter so bohrend ansah. „Ja.“ Die gepresste, hohe Stimme machte ihn nicht weniger verdächtig. Narcissa beäugte ihn misstrauisch.

„Hast du in deinen Sachen geschlafen?“

Draco schaute an sich runter. Das zerknitterte Hemd war auch geschlossen offensichtlich. „Ähm… Wir haben noch geredet und da bin ich wohl eingeschlafen.“

Narcissa versuchte noch einen Moment lang Dracos Lüge zu durchschauen, dann kaufte sie ihm alles zum vollen Preis ab. „Wenn ihr noch frühstücken wollt, dann in der Küche. Es ist schon abgeräumt.“ Sie wandte sich wieder dem herumkriechenden Hauselfen zu, dessen Namen Draco immer vergaß. Die dicke fleischige Nase, die schlaffe Haut und die großen Fledermausohren erinnerten ihn merkwürdigerweise an etwas ganz anderes: dass sein Vater ständig unterwegs war.

„Mutter?“ Draco wandte sich nur schwer von dem Hauselfen ab. „Vater ist noch nicht wieder da, oder?“

„Dein Vater hat zu tun, Draco. Es ist schade, dass er in deinen Ferien keine Zeit hat, ich weiß. Du musst ein bisschen Verständnis zeigen.“ Sie lächelte ihn an. „Du hast ja jetzt einen Freund, der dir ein bisschen Gesellschaft leisten kann.“

Draco zwang sich zurückzulächeln. Die Bezeichnung ‚Freund‘ schien ihm zwar übertrieben, trotzdem war es Zeit Cormac aus dem Bett zu werfen, und weil er ein netter Mensch war, würde er das übernehmen. Dann konnten sie zusammen frühstücken. Dracos Lächeln verlor jeden Zwang.

In der Eingangshalle steuerte er gleich auf die Treppe nach oben zu. Er nahm zwei Stufen auf einmal, weil er es nicht abwarten konnte, Cormac aus dem Bett zu werfen und seinen dämlichen Gesichtsausdruck zu sehen.

„Hey.“ Er kam nie dazu. Cormac wartete schon auf ihn, als Draco um die Ecke bog. „Da bist du ja. Hast mich einfach in diesem Labyrinth zurückgelassen…“

„Ich wollte dich wecken, aber du schläfst fester, als ein ausgeknockter Troll.“ Draco klang zum Glück nicht verlegen, aber einem wachen Cormac McLaggen gegenüber zu stehen war ihm unangenehm, verlockte ihn sogar den Boden anzusehen. Cormac ging es da wohl anders. Er grinste, sagte aber kein Wort und starrte ihn wie so oft einfach an. „Willst du… frühstücken?“

„Ich hätte schon ein bisschen Hunger.“ Cormac sah überhaupt nicht müde aus, wirkte im Gegensatz zu gestern sogar ausgesprochen entspannt, als er Draco entgegen kam. „Appetit, wohl eher.“ Er streckte die Hände aus, und Draco machte ganz instinktiv einen Schritt zurück. Normalerweise griffen Gryffindors nur so nach ihm, wenn er sie provoziert hatte und dafür büßen musste.

Cormac grinste nur breiter. Er machte einen verblüffend schnellen Satz vorwärts und packte Draco. „Guten Morgen“, sagte er, als würden sie sich jetzt erst sehen, seine Stimme war plötzlich auch wieder rau und leise. Draco mochte diesen Klang. Er jagte einen angenehmen Schauer seinen Rücken herunter.

„Morgen“, erwiderte Draco. Er starrte wie gebannt auf Cormacs Mund, der sich unaufhaltsam auf ihn zubewegte. Bedeutete das, dass sie einfach da weiter machten, wo sie aufgehört hatten, und nicht darüber sprachen, wie falsch das alles war? Es fühlte sich jedenfalls nicht falsch an. Er wollte Cormacs Lippen wieder auf seinen spüren – obwohl sie mitten in einem Gang standen, in den jederzeit seine Mutter laufen konnte.

Kurz bevor ihre Lippen sich trafen, schob Draco Cormac weg. „Frühstück gibt es unten in der Küche.“

„Hunger hab ich eher auf etwas anderes.“ Cormac versuchte noch einmal ihn zu küssen und es fiel Draco schwer das nicht einfach zuzulassen.

„Frühstück kann man es auch nicht mehr nennen. Brunch, vielleicht. Wir sollten brunchen.“

„Meinetwegen können wir noch ein bisschen warten und dann… lunchen“, sagte Cormac. Er ließ sich nicht davon abbringen, Draco küssen zu wollen. Seine Versuche waren so enthusiastisch, dass Draco beim Ausweichen lachen musste. Erst Cormacs Hände auf seinen Wangen ließen ihn stillhalten.

Er hatte nie geglaubt, dass grüne Augen auch hübsch sein konnten. Vor allem gefiel ihm, wie diese Augen ihn ansahen, als wäre er wirklich etwas ganz Besonderes, und wenn er so angesehen wurde, dann wollte er sich gar nicht mehr gegen einen harmlosen Kuss wehren. Er wollte es sogar. Er ertappte sich dabei, wie er Cormac näher zog und schon lange bevor er sich dazu entschieden hatte die Lippen öffnete.

„Draco?“

Er stieß Cormac weg, als hätte er sich verbrannt, und wischte sich über den Mund, als könnte man dort sehen, was er gerade vorgehabt hatte. Ohne Cormac anzusehen, ging er eilig zurück zur Treppe. Seine Mutter stand auf der letzten Stufe, stieg aber nicht höher, als Draco zu ihr nach unten kam.

„Was ist denn?“ Sie sah ihn schon wieder so an, als würde sie gerne seinen Kopf aufschrauben und darin herumwühlen. Draco versuchte wohl zu sehr sich nichts anmerken zu lassen.

„Ich muss kurz in die Winkelgasse“, sagte sie schließlich. „Wärst du bitte so freundlich und wirfst ein Auge auf Kreacher?“

„Wer?“

„Der Hauself.“

Draco war zu aufgewühlt, um zu verbergen, wie sehr ihn das nervte. „Seit wann müssen Zauberer auf Hauselfen achten? Und wie lange bleibt dieses Viech hier eigentlich noch? Fällt das denn keinem von denen auf?“

Narcissa klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter. „Es ist sehr wichtig für deinen Vater. Bitte, Draco.“

„In Ordnung.“ Draco gab sich immer noch keine Mühe so zu tun, als würde er es in Ordnung finden, dass er so schamlos ausgenutzt wurde. „Du bringst mir aber was mit, oder?“

„Natürlich.“ Noch einmal tätschelte Narcissa seine Schulter, verfehlte Draco dann aber mit ihrem Lächeln. Es landete hinter ihm. „Mr. McLaggen.“

Draco fuhr herum. Cormac hatte sich lautlos hinter ihn geschlichen und amüsierte sich prima über Dracos erschrockenes Gesicht. Dann nickte er Dracos Mutter zu.

„Mrs. Malfoy. Sie haben ein sehr hübsches Haus.“

„Ich weiß“, sagte Narcissa steif lächelnd. Normalerweise gab sie sich nicht solche Mühe nett zu Dracos Freunden zu sein – und Cormac war ja nicht einmal sein Freund. „Sie genießen Ihren Aufenthalt hoffentlich noch. Ich entschuldige mich.“

„Schönen Tag noch“, rief Cormac hinterher, als Narcissa durch die Haustür verschwand. Sobald die Tür geschlossen war, sagte er: „Deine Mutter ist ein ganz schön heißer Feger.“

Draco drehte langsam den Kopf zu Cormac. Wie sollte er das denn jetzt verstehen? Einerseits war es eine Tatsache, andererseits hätte er erwartet, dass Cormac wenn überhaupt ihm solche Komplimente machen würde. Draco hätte ihn dafür die Treppe runtergestoßen und sich innerlich geschmeichelt gefühlt. Jetzt war er nur verwirrt.

Er ließ sich das nicht anmerken und winkte Cormac augenrollend hinter sich her. „Küche.“

Gegenüber dem Salon lag ein kurzer Korridor, der in die Küche führte. Dort wartete noch warmes Rührei, ein bisschen Speck und Toast auf sie. Draco setzte sich zwar mit einem vollen Teller an den Tisch, verspürte aber keinen Hunger mehr. Er brodelte aus unerfindlichen Gründen innerlich und beobachtete, wie Cormac sein Essen herunterschlang, als hätte man ihn wochenlang ausgehungert. Vielleicht sollte Draco ihm auftischen, dass seine Mutter das gekocht hatte, dann würde Cormac sie demnächst mit seinen unheimlichen Blicken durchbohren und ihn in Ruhe lassen.

„Das ist echt gut.“ Besonders der Speck schien Cormac zu schmecken. Er visierte Dracos an, da hatte er noch nicht einmal aufgegessen. „Was ist das?“

„Hippogreif“, sagte Draco und fühlte sich endlich wieder nach einem Grinsen, als Cormac sich an seinem Speckstreifen verschluckte. „Das war ein Scherz.“

„Oh… kann ich dann deinen haben?“ Cormacs Gabel lieferte sich ein kurzes Duell mit Dracos, die dazu verdonnert war, im Rührei herumzustochern. Draco nickte und sofort war sein Speck verschwunden. „Das ist echt gut. Ich glaub, ich geh hier gar nicht mehr weg.“

„Um dich würde sich auch keiner Sorgen machen.“ Draco musste sich räuspern und ruinierte so den subtilen Übergang zu seiner nächsten Frage. Dann konnte er sie auch gleich direkt stellen: „Würdest du denn gerne noch ein bisschen bleiben?“

Cormac hörte auf zu essen, um Draco anzulächeln. „Das würd ich gerne.“

Draco lächelte zurück. Der sture Augenkontakt wurde ihm aber schon nach kurzer Zeit unangenehm und er schaute auf sein Rührei, das sich unangetastet auf seinem Teller türmte. Cormac folgte seinem Blick.

„Du hast ja noch gar nichts gegessen“, bemerkte er und steckte seine Gabel in Dracos Rührei. Es war extrem unhöflich, sich mit dieser Begründung einfach zu bedienen. Draco wollte etwas nicht so Nettes sagen, aber die Gabel direkt vor seinem Mund hinderte ihn daran. „Mund auf.“

„Das ist nicht dein Ernst.“ Draco wich der Gabel glucksend aus. „Hör auf damit. Das ist total kindisch.“

„Ich find’s unglaublich fürsorglich“, sagte Cormac. „Jetzt öffne den Mund.“

Draco gab widerwillig nach. Der Happen Rührei schmeckte allerdings stark nach Verlegenheit. Cormac starrte ihn beim Essen an, als würde er am liebsten ein Stück von Draco abbeißen. Er starrte ständig auf diese Weise, sogar während des Spiels gestern. Es war eigentlich eindeutig, dass er sich ein bisschen verguckt hatte. Schmeichelhaft war das schon, aber Draco wollte mehr Gefühle von seiner Seite aus ungerne zulassen. Es machte ihm richtig Angst, wenn er nur in Erwägung zog, dass er sich aus anderen Gründen als Neugierde und einer Prise Sympathie füttern ließ.

Cormac wollte damit gar nicht mehr aufhören. Draco musste mit vollem Mund heftig abwinken, damit er in Ruhe gelassen wurde. Cormac aß das Rührei für ihn auf, während Draco versuchte alles mit einem Schluck Kürbissaft herunterzuspülen.

„Du siehst richtig niedlich aus, wenn du isst.“

Das hatte Cormac jetzt nicht wirklich gesagt. Draco fasste das als Beleidigung auf. „Wenn du isst, dann muss ich immer daran denken, wie du dich vor meinen Füßen ausgekotzt hast.“

Cormacs Stimmung ließ sich davon nicht erschüttern. „Du hast mich mit Blut bespritzt. Das ist viel abstoßender.“

„Ach?“

„Widerlich. Und total vernarbt ist dein Finger auch.“ Cormac griff nach Dracos Hand, umklammerte seine Finger und suchte vergeblich nach Narben auf Dracos Mittelfinger. Draco wollte schon ein triumphierendes Lächeln aufsetzen, aber als er Cormacs strahlendem Blick begegnete, war er sich nicht mehr so sicher, ob es jemals um die Wunde gegangen war, die diesen ganzen Schlamassel verursacht hatte.

Cormac hielt seine Hand. Draco hätte ihm dafür die Nase brechen sollen, hätte ihn mit dem Zauberstab aufschlitzen sollen, zumindest hätte er den Wunsch verspüren sollen, aber es widerstrebte ihm irgendetwas zu tun, um diesen Moment zu zerstören. Er traute sich nicht einmal seine Hand zu bewegen. Cormac streichelte seine Finger, seinen Handrücken, und machte eine ganz banale Geste erschreckend schön. Draco wurde richtig warm.

„Draco?“ Cormac wartete darauf, dass Draco ihn ansah, bevor er sich räusperte und langsam weitersprach: „Ich wollte dir sagen… äh, ich hab… ich glaub, ich hab… ähm…“

Draco hob eine Augenbraue und verschlimmerte Cormacs Gestammel so noch. Er wollte gar nicht hören, was Cormac plante, um diesen Moment zu zerstören, und irgendeine höhere Macht schien ihn zu erhören.

„D-Draco, was… wer ist das?“

Draco drehte sich um und ließ blitzschnell Cormacs Hand los. Dieser schrumpelige Hauself stand direkt neben ihm und starrte aus großen Augen zu ihm hoch.

„Kriechtier“, sagte Draco.

„Kreacher.“ Der Elf wagte es ihn zu korrigieren. Wäre es Dracos Hauself, dann würde er jetzt im Ofen sitzen. So oder so würde er gleich im Ofen landen, wenn er weiter glotzte, als hätte er Draco mit Cormac im Bett erwischt.

„Ist das…“ Cormac betrachtete angewidert den dreckigen Lendenschurz und das verfilzte Ohrhaar. „Ist das euer Hauself?“

Draco fand die reine Vorstellung so lächerlich, dass er auflachte. „Nein, er ist nur irgendein –“

„Kreacher dient der altehrwürdigen Familie Black. Master Sirius hat ihn fortgeschickt“, redete der Hauself dazwischen, die Augen auf Cormac fixiert. Hinter der trüben Schicht lauerte ein Funken Abscheu.

„Master… Sirius…“ Cormac sah aus, als würde er sein Essen gleich hochwürgen, obwohl Draco ihm versichert hatte, dass Kreacher es nicht gekocht hatte. Er sah genauso blass aus, wie an dem Tag, als Draco ihn das erste Mal getroffen hatte. „Sirius Black? Der Massenmörder?“

„Der Elf ist schon alt und verwirrt. Er –“

Er unterbrach Draco gerne. „Oh, nein. Master Sirius ist zu gut, um zu töten. Er wurde reingelegt von –“

„Alt und verrückt, wie ich gesagt habe.“ Draco stand auf und versuchte den Hauselfen zu packen. Kreacher machte einen Satz nach hinten, den Blick immer noch auf Cormac gerichtet. Wie ein Käfer krabbelte er über den gefliesten Boden, wann immer Draco ihn greifen wollte.

„Warte.“ Cormac hielt Draco fest, fasste ihn eng um die Hüfte, um ihn von Kreacher fernzuhalten. Dabei war der Ofen so nah. „Vielleicht ist er nicht verrückt. Lass ihn doch kurz ausreden.“

Draco verstand erst nicht, dann wurde ihm klar, dass Cormac glaubte, er würde Kreacher wirklich für verrückt halten. Er konnte das hier also noch retten.

Cormac hockte sich auf den Boden und begab sich auf eine Augenhöhe mit einem Hauselfen. Ein abstruser Anblick.

„Was hast du sagen wollen? Sirius Black hat sich reinlegen lassen?“

Draco versuchte verzweifelt sich zu überlegen, wie er das wieder in Ordnung bringen konnte. Er könnte Kreacher einfach nehmen und ihn endlich in den Ofen sperren. Oder er probierte es erst mit Zeichen und Gesten hinter Cormacs Rücken.

Kreacher ignorierte das. „Askaban… sogar meine Herrin war stolz auf ihn… dann muss Kreacher erfahren, dass Master Sirius hintergangen wurde… meine Herrin wäre untröstlich gewesen…“

„Von wem?“, fragte Cormac.

Kreacher öffnete die fleischige Schnauze, um zu antworten. Draco trat ihm mit voller Wucht gegen den Schädel. Er hörte es knacken.

„Draco!“ Cormac sprang auf und breitete die Arme aus, um Draco davon abzuhalten, Kreacher endlich in den Ofen zu stopfen. „Was soll das denn? Er wollte gerade –“

„Er ist verrückt! Er tischt dir kompletten Schwachsinn auf, McLaggen.“

„Wenn es kompletter Schwachsinn ist, warum regst du dich dann so auf?“

Draco verschlug es die Sprache.

„Verstehst du nicht, was das bedeuten würde?“ Cormac strahlte richtig bei der Aussicht irgendjemandem helfen zu können – sei es auch nur ein wertloser Pseudo-Massenmörder. „In diesem Hauself stecken Informationen um ganze Titelseiten zu füllen.“

„Er lügt“, sagte Draco ganz langsam, um den Gryffindor aus seiner Vorstellung voller Ruhm und Ehre zu befreien. „Glaub ihm bloß nicht. Wieso sollte der Hauself eines flüchtigen Massenmörders bei uns hausen? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“

Cormacs Miene verdüsterte sich, der zukünftige Ruhm verabschiedete sich zwar, aber seine Ehre ließ Cormac nicht los. „Du wusstest das alles.“

Draco schluckte.

„Merlins Bart, du hast das alles gewusst und nichts getan?“ Cormac wurde wieder ganz blass. Er warf einen sehnsüchtigen Blick zum Stuhl, setzte sich aber nicht, sondern schaute Draco voller Enttäuschung an. Und nicht einmal die herablassende Enttäuschung, die sein Vater zeigte, wenn Draco im Quidditch verlor oder nicht Jahrgangsbester wurde. Cormacs Gesichtsausdruck tat viel mehr weh.

„Ich habe nicht… Ich… Du darfst niemandem davon erzählen“, sagte Draco leise. Er fühlte sich ohnehin schon ganz klein und schrumpfte noch ein Stück zusammen, als Cormacs Blässe Zornesröte wich.

„Da sitzt ein Kerl… keine Ahnung, fünfzehn Jahre unschuldig im Knast, wird vom ganzen Ministerium gesucht und du willst nicht nur, dass ich das niemandem erzähle, es interessiert dich gar nicht! Wie kann man so kalt sein?“

Als Draco nichts antwortete, drehte Cormac ihm dem Rücken zu. „Wo willst du hin?“

Cormac winkte nur ab. Er stürmte kopflos in die Eingangshalle, und als Draco ihm folgte, schaute er orientierungslos von der Eingangstür zum Salon. Mit Draco im Rücken schien der Salon attraktiver.

„McLaggen, warte mal. Du kannst nicht einfach abhauen!“

Cormac stolperte über dieselbe Falte im Teppich wie heute Nacht. Draco baute sich vor ihm auf und versperrte den Weg zum Kamin.

„Das hat doch nichts mit mir oder dir zu tun. Können wir nicht einfach da weitermachen, wo wir eben aufgehört haben?“ Draco schöpfte Hoffnung, als Cormac ihn nicht gleich wieder anschrie. Er griff nach Cormacs Hand, entschied sich dann aber in letzter Sekunde für sein Handgelenk. Da Cormac nicht versuchte ihn abzuschütteln, musste das die richtige Geste gewesen sein. Draco lächelte versöhnlich.

„Und ich wollte, dass du mich magst.“ Cormac schüttelte den Kopf. „Das bist du gar nicht wert.“

Draco ließ ihn los. Cormac ging an ihm vorbei zum Kamin. Das Zischen des Flohpulvers und die gemurmelte Adresse war das Letzte, was Draco von ihm hörte.

Er setzte sich auf die Couch und schaute in die längst wieder rotorangenen Flammen.

Kreacher kroch in sein Blickfeld, die Schnauze irgendwie schief und blutend von Dracos Tritt. Er grinste breit und verschlagen.

„Warum hast du das getan?“, fragte Draco.

Der Elf reckte voller Stolz das Kinn. „Die Herrin hat Kreacher beigebracht, dass zwei Zauberer sich nicht näherkommen dürfen. Kreacher hat nur getan, was seine Herrin gewollt hätte.“ Etwas grimmiger fügte er hinzu: „Und Master Sirius hat Kreacher aufgetragen immer zu erwähnen, dass er unschuldig ist.“

Draco stand langsam nickend auf. Kreacher war von dem Tritt noch benommen und konnte nicht ausweichen, als Draco ihn packte und hochhob.

„Wo trägt der Junge Kreacher hin?“

„Zum Ofen.“


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