von RealPhoenixx
Der Oneshot ist eine Art Epilog zu \"Voldemorts Erbe\" und datiert ein paar Jahre nach dem Tod Harrys.
Vielleicht ist er ja auch ein ganz kleiner Trost...
* * * * * * * * * *
Langsam und zögernd schreitet eine junge Frau in langem nachtblauem Kapuzenumhang den Hauptweg des Friedhofes in dem kleinen Ort Godric’s Hollow hinunter.
Hohe Buchen, deren Blätter noch von der Feuchtigkeit des vor kurzem gefallenen Regens glänzen, stehen stumm auf beiden Seiten der kleinen Allee.
Die Frau schaut sich suchend um und biegt in einen schmalen, von blühenden Rhododendronbüschen gesäumten Seitenweg ein. Immer stockender werden ihre Schritte und endlich verharrt sie vor einem nur zimmergroßen Stück Wiese, auf dem drei Gräber die in sattem Grün schimmernde Rasenfläche unterbrechen.
Zwei der Ruhestätten bilden eine Einheit, sind durch eine marmorne Umrandung und den am oberen Ende in der Mitte aufragenden schwarzglänzenden Stein miteinander verbunden.
Rosen, lachsrote und cremefarbene, blühen üppig auf beiden Gräbern und verströmen ihren betörenden Duft.
Nichts davon jedoch vermag das Interesse der jungen Frau zu wecken, ihre Aufmerksamkeit gilt einzig der dritten Grabstätte.
Eine schwarze Marmorplatte erhebt sich bis in sechs Fuß Höhe aus dem Boden, darauf nennen goldene Lettern den Namen und die Verdienste des hier Ruhenden.
Das Grab selbst ist ebenfalls von Rosenbüschen überwuchert, deren Blüten alle in tiefem Rot leuchten. Nur am Kopfende, zu Füßen des zwischen Grab und Marmorplatte stehenden steinernen Engels, prunkt eine einzelne Pflanze mit großen, flaumigen Rosen in makellosem Weiß.
Nähertretend streift die Frau die Kapuze ihres langen Umhangs nach hinten und lange, leuchtendrote Locken gleiten über ihre Schultern. Sie umrahmen ein schmales Gesicht, in dessen großen hellbraunen Augen Tränen schimmern.
Tiefe Trauer liegt auf ihren zarten Zügen, als sie dicht an das Grab herantritt und niederkniet.
In stummem Gedenken neigt sie den Kopf und verharrt, versunken in ihren Gedanken und Erinnerungen.
„Ginny?“
Geräuschlos ist ein Mann zwischen den Rhododendren erschienen. Sein langes Haar leuchtet im gleichen Rot wie das der jungen Frau.
Groß und hager, in einen Umhang aus struppigem hellgrauem Fell gekleidet, steht er da und nimmt mit einem einzigen intensiven Blick das Bild der Ruhestätten in sich auf.
Als er den Engel sieht, werden seine Augen plötzlich groß und irren dann zu der vor ihm knienden Gestalt.
Seine Lippen öffnen sich, doch er bleibt stumm. Später, nach Minuten erst, beugt er sich zu ihr hinunter und legt sanft seine Hand auf ihre Schulter.
„Komm, es wird Zeit.“
Tief aufatmend nickt sie und erhebt sich mit einer geschmeidigen Bewegung.
Noch einmal schaut sie auf das Grab, so als wolle sie sich das Bild auf ewig einprägen. Dann wendet sie sich um und geht mit gesenktem Kopf davon.
Nach einem letzten Blick auf die Engelsstatue folgt ihr der Mann und legt, auf dem Hauptweg angekommen, fürsorglich den Arm um die schlanke Gestalt.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, verlassen die Geschwister den Friedhof.
Hinter ihnen jedoch wacht für alle Zeit über Harry Potters Grab der steinerne Engel, dem ein wissender Bildhauer die Gesichtszüge Ginny Weasleys gab.
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