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Fanfiction

I Know - I Know - II

von LiliaRose

"Du siehst nicht gut aus, Draco", bemerkte Pansy besorgt und fasste zur Seite, um ihm eine Haarsträhne aus der Stirn zu wischen. Genervt schlug er ihre Hand beiseite.
"Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt", gab er monoton zurück und blätterte in seinem Zauberkunstbuch. Dass Pansy längst wusste, dass er nicht vorhatte zu lesen und das Buch lediglich als Vorwand missbrauchte, nicht mit ihr sprechen zu müssen, war ihm egal. Seit sie an die Schule zurückgekehrt waren, bedachte sie ihn mit sorgenvollen Blicken, versuchte herauszufinden, was ihn beschäftigte, und hatte es mittlerweile sogar geschafft, auch alle anderen in ihrem Jahrgang in die Sache hineinzuziehen.
"Ich möchte nur... Draco, du musst dir helfen lassen", flüsterte sie und rutschte ein Stück näher zu ihm heran, um ihm ihre Hand auf den Unterarm zu legen. "Was auch immer du vorhast, es tut dir nicht gut. Vielleicht..."
"Hör auf dich zu benehmen, als würde dich das alles etwas angehen, Pansy und halt dich gefälligst aus meinen Angelegenheiten raus", schmiss er ihr entgegen. Ruckartig zog sie ihre Hand zurück, als hätte er sie geschlagen. Aus dem Hintergrund vernahm Draco das Gelächter der jüngeren Jahrgänge, jenen Summton, der immer dann entstand, wenn viele Menschen leise durcheinander sprachen.
"Du... du gehst mich etwas an." Draco wandte sich Pansy zu. Ihre Augen schwammen in Tränen, ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst, sie schluckte. Tief durchatmend schlug Draco das Buch zu und legte es zur Seite. "Ich hab dir schon einmal gesagt, dass ich nicht darüber sprechen kann. Und ich hab dir gesagt, dass ich deine Hilfe nicht benötige. Es ist alles in Ordnung, ich bin nur... überarbeitet", log er und erhob sich von dem bequemen Sofa. "Es ist alles ein bisschen viel. Der Unterricht und... die Sache mit meinem Vater." Er verzog seinen Mund zu einem müden Lächeln. "Ich werd schon klar kommen, mach dir keine Sorgen."
Pansy sah nicht danach aus, als wolle sie auch nur einem einzigen seiner Worte Glauben schenken, dennoch nickte sie verstehend.
"Gut, dann... ich bin müde. Wir sehen uns morgen", verabschiedete er sich und beeilte sich in seinen Schlafsaal zu verschwinden.

Vor der Tür angekommen, hielt er inne. Blaises Stimme drang deutlich zu ihm hinaus. "... hab dir doch schon gesagt, dass ich nichts aus ihm rausbekomme. Was weiß ich, was er treibt. Wahrscheinlich will er nur angeben und er hat überhaupt nichts zu erledigen. Seit sein Vater in Askaban hockt, ist er sonderbar geworden. Ich glaube, er tickt aus." Zustimmendes Gemurmel war zu hören. "Ich werd jedenfalls nicht nochmal versuchen ihn darauf anzusprechen. Das gibt ihm doch nur noch mehr Anlass, uns vorzumachen, er wäre total beschäftigt." Weiter hörte Draco nichts, da er auf dem Absatz kehrt gemacht hatte und zurück in den Gemeinschaftsraum stürmte. Er ignorierte Pansys fragenden Blick, schubste ein paar Kinder aus dem Weg, die er für Erstklässler hielt, und verließ den Kerker mit eiligen Schritten. Getragen von blinder Wut lief er die Treppen hinauf in die Vorhalle und wandte sich den Flügeltüren zu, die er mit beiden Händen kraftvoll aufstieß. Der erste Atemzug kühler Nachtluft brannte wie Feuer in seinen Lungen, umspielte sein vor Zorn erhitztes Gesicht und strich die verirrten Strähnen blonden Haares aus seiner Stirn. Die Türen fielen schwer ins Schloss und hinterließen nichts als Dunkelheit, die sich um Draco ausbreitete. Es brauchte einige Momente, ehe sich seine Augen daran gewöhnt hatten, dann stieg er die wenigen Stufen hinab und trat auf die weiche Rasenfläche. Eine ganze Weile lang lief er ohne ein bestimmtes Ziel umher. Er lief einfach, um zu laufen, um sich in Bewegung zu halten, seinen Zorn abzureagieren. Er war wütend. Auf Blaise, den er für einen Freund gehalten hatte, auf Pansy, deren nervtötende Fragen ihn zu verfolgen schienen: "Was ist es, was du da tust?", "Du tust doch nichts Gefährliches?" Die Antworten darauf erschreckten ihn, machten ihm Angst. Zu leicht war er zu durchschauen. Er schaffte es nicht, seine Tarnung aufrecht zu erhalten. Wie ein Idiot lief er umher und trug zur Schau, wie elend er sich fühlte, wie sehr ihm der Druck zu schaffen machte. Die Maske der Verschlossenheit hatte nicht standgehalten und war dabei zu bröckeln, mit jedem gescheiterten Versuch ein wenig mehr. Er hasste sich dafür, seinem Vater nicht gerecht zu werden, seiner Familie nicht gerecht zu werden, die alle Hoffnung in ihn setzte. Er würde scheitern und damit sein eigenes und das Todesurteil seiner Familie unterzeichnen.

Kraftlos sank er auf die Erde hinab, einige Meter vom Ufer des spiegelglatten Sees entfernt. Er konnte nicht weiter laufen, sich nicht ständig Gedanken darüber machen, was alles schlief ging. Früher oder Später würde er daran zu Grunde gehen, nur allein weil er sich einbildete, dass er keine Chance hatte seinen Auftrag auszuführen. So würde er nicht enden - am Druck zerbrochen, wie ein weinerlicher, kleiner Hufflepuff. Soweit würde er es nicht kommen lassen.
Mühsam rappelte er sich auf und machte sich auf den Weg zurück zum Schloss.

"Pertifikus Totalus", hörte eine bekannte Stimme, nicht weit entfernt, als er in sich zusammensackte und bewegungsunfähig auf dem stetig kühler werdenden Rasen liegen blieb. In seinem Blickfeld tauchte eine in Schatten getauchte Gestalt auf. Die Umrisse des unordentlichen Haares, zeichneten sich deutlich vor dem vom Halbmond erhellten Himmel ab. "Ich schätze, ich sollte diese Chance wahrnehmen und mich bei dir für die gebrochene Nase revanchieren, Malfoy", sagte er trocken und ging in die Hocke. "Aber weißt du was? Ich finde du siehst beschissen genug aus, und um ehrlich zu sein ist die Genugtuung, deinen Vater nach Askaban gebracht zu haben, um einiges mehr wert, als eine kaputtgetretene Nase." Draco erkannte sein hämisches Lächeln, als die Ganzkörperklammer von ihm abfiel und Harry sich wieder erhob, allerdings keine Anstalten machte, sich von ihm zu entfernen.
Als wäre er noch immer gelähmt, blieb Draco an Ort und Stelle liegen und rührte sich nicht. Er starrte nur hinauf, zu Potter und seinem erhobenen Zauberstab, der drohend auf ihn gerichtet war.
"Kein Angriff, Malfoy?", wollte Harry wissen.
Langsam schüttelte Draco den Kopf. Tatsächlich hatte er nicht vor Potter anzugreifen. Wozu auch? Er hatte andere Probleme und keine Kraft, sich in einen dieser dämlichen Wettstreits zu vertiefen, die ohnehin auf nichts anderes hinauslaufen würden, als einen Aufenthalt im Krankenflügel und noch mehr aufgestaute Wut.
Mit in Falten gelegter Stirn, ließ Harry seinen Zauberstab sinken und beäugte den Feind zu seinen Füßen skeptisch. "Was zum Teufel ist los mit dir, Malfoy?", platzte es aus ihm heraus. "Keine Angriffe, keine Beleidigungen, wenn wir uns über den Weg laufen, keine dämlichen Bemerkungen über die Minderwertigkeit von Muggelgeborenen..." Ratlos schüttelte Harry den Kopf. "Hat dich die Gefangennahme deines Vaters den Verstand gekostet?"
Draco schwieg eisern. Neben all der Angst um sein Leben und das Leben seiner Familie, neben der Enttäuschung über Blaise und der Wut auf sich selbst, war kein Platz mehr für Hass auf Potter.
"Antworte mir wenigstens, vedammt noch mal", erzürnte sich Harry.
"Keine Kraft." Die Worte hatten Dracos Mund verlassen, ehe er sie hätte aufhalten oder sortieren können und nun schämte er sich dafür.
Er zuckte zusammen, als Harry sich neben ihm niederließ, die Knie an den Körper herangezogen. Schweigend blickte er in die Ferne, über den schwarzen See hinweg, auf die weißen Gipfel der Berge, die im Mondlicht ohne halt zu schweben schienen. "Ich kann nichts dafür, dass dein Vater in Askaban sitzt", sagte er elanlos. "Er hat etwas Falsches getan. Es ist nicht meine Schuld."
"Dann hör auf dich dafür entschuldigen zu wollen", entgegnete Draco und brachte sich in eine sitzende Position. Im Augenwinkel erkannte er, dass Harry ihn ansah. Nur wenige Zentimeter waren sie von einander entfernt, eine Distanz, welche die Körperwärme des anderen erahnen ließ.
"Ich weiß nicht, was...", begann Harry zögerlich, doch Draco unterbrach ihn:
"Du weißt nicht, was du sagen sollst?" Harry nickte. "Gar nichts, Potter. Wie du sagtest, es war nicht deine Schuld und ich brauche dein Mitleid nicht, falls es das ist, was du mir gerade entgegenzubringen versuchst." Er stützte sich im mittlerweile feuchten Gras ab und erhob sich. Ehe er sich aufmachte und zurück zum Schloss ging, hörte er Harrys geflüsterte Worte: "Ich bemitleide dich nicht."

~*~*~*~


"Verdammt", schrie Draco auf und trat gegen den großen Schrankkoffer, der angelehnt an der Wand stand. Geräuschvoll fiel er um und knallte gegen die Wand, als Draco noch einmal nachtrat.
"Ich hab nur das gemacht, was du von mir verlangt hast", verteidigte sich Goyle schuldbewusst, der auf seinem Bett saß und in sich zusammenzusinken schien.
Draco stützte seine Handflächen an die raue Mauer und ließ seine Stirn dagegen sinken. "Hast du es ausgepackt, um zu sehen was es ist?", fragte er leise. "Hast du sie irgendeinen Mist machen lassen, als du sie mit dem Imperius belegt hast?"
"Nein, ich hab das gemacht, was du gesagt hast, Draco
"Erzähl mir keinen Mist", brüllte Draco wütend und stieß sich von der Wand ab. "Du musst etwas falsch gemacht haben. Ich kann mir keine Fehler erlauben, hab ich dir das nicht gesagt?"
"Doch... ich..."
"Du, was? Du bist ein Trottel, der nicht einmal dazu im Stande ist, eine einfache Anweisung zu befolgen, Goyle." Mit geballten Fäusten trat er auf ihn zu und lehnte sich zu ihm hinunter. "Du weißt, dass ich Einfluss habe?"
Angesprochener Nickte hektisch.
"Geh mir aus den Augen", zischte Draco und sah seinem Freund hinterher, der sofort aufsprang und aus dem Schlafsaal flüchtete.

Müde rieb er sich über die Augen und ließ sich auf eines der Betten fallen. Er schämte sich vor sich selbst, vor seinem Vater, der mit jedem verstrichenen Tag, den er in Askaban verbringen musste, erkannte, dass sein Sohn ein nichtsnuztiger Versager war, der es nicht zustande brachte, diesen Auftrag auszuführen. Es war nicht Goyles Schuld gewesen, dass sein Plan nicht funktioniert hatte, das wusste er. Von Anfang an hatte er erkennen müssen, dass die Sache aussichtslos war und nun lag ein Mädchen im Koma, das niemals mit dem Medaillon in Berührung hätte kommen dürfen. Merlin sei Dank, dass sie nicht gestorben war. Er konnte nur hoffen, dass er die Spuren sauber genug verwischt hatte, so dass man nicht auf die Idee käme, dass er es gewesen war, der das Medallion in das Schloss schleusen wollte. Aber was hatte er erwartet? Dass dieses Mädchen ins Schloss spazierte, geradewegs zu Dumbledore lief und dieser dann auch noch dämlich genug wäre, das Päckchen ohne Bedenken zu öffnen? Jeder Idiot musste darin die Tat eines Verzweifelten erkennen. Und Draco war verzweifelt. Die Zeit lief ihm davon.

"Draco?", hörte er Pansys Stimme dumpf durch die Tür zu ihm hineindringen. "Draco, bist du da drinnen?"
"Verschwinde", gab er kraftlos zurück.
Doch Pansy verschwand nicht, stattdessen öffnete sie die Tür einen Spalt breit und lugte zu ihm hinein. "Was ist los? Goyle sah aus als hätte er einen Knallrümpfigen Kröter gesehen, er ist einfach an uns vorbeigerannt und..."
"Was willst du?", presste Draco zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schloss die Augen, als flehe er sich selbst um Geduld an.
"Ein Brief. Ich hab einen Brief für dich." Pansy betrat den Raum, ging langsam auf Draco zu und streckte ihm ein zusammengerolltes Stück Pergament entgegen. "Ist vorhin gekommen. Ich wollte dich nicht stören, aber..."
"Gib schon her." Draco entriss ihr den Brief und betrachtete ihn eine Weile. Vor ein paar Tagen hatte er seiner Mutter geschrieben, sie gefragt ob es ihr gut ginge und ihr versichert, dass bei ihm alles in Ordnung wäre. Seit er nach Hogwarts zurückgekehrt war, hatte er nichts mehr von ihr gehört. Ihm wurde leichter ums Herz, als er daran dachte, dass Worte in der Handschrift seiner Mutter hier unter seinen Fingern lagen und darauf warteten, von ihm gelesen zu werden. Ehe er den Brief entrollte, blickte er zu Pansy auf, die noch immer vor ihm stand und ihn abwartend musterte. "Ich wäre gern allein", sagte er, mit einer Stimme, die weniger Bitte als Befehl ausdrückte, und erntete dafür das resignierte Kopfnicken, das Pansy in den letzten Wochen des Öfteren gezeigt hatte. Sie wandte sich um, schritt aus der Tür und zog sie hinter sich zu. Bevor er das Schloss einrasten hörte, rief Draco seiner Freundin ein "Danke" hinterher, dann legte er sich auf den Rücken und entrollte den Brief, neugierig auf Informationen seiner Mutter.

Mein lieber Draco,

deiner Mutter und mir geht es gut. Sie ist derzeit verhindert und bat mich, Dir an ihrer Stelle zu schreiben. Ich hoffe, dass Dein Vorhaben voran kommt. Falls Du Hilfe benötigen solltest, wende Dich bitte an mich, Du weißt, ich stehe hoch in der Gunst des Dunklen Lords.
Draco, es ist möglich, dass Professor Snape Dir ebenfalls anbieten wird Dir zu helfen. Der Dunkle Lord ließ verlauten, dass er vor hat, Dir den Auftrag aus den Händen zu reißen, Dich zu manipulieren. Ich begebe mich in große Gefahr, indem ich Dir diese Information zukommen lasse, sollte der Dunkle Lord davon erfahren... ich möchte mir gar nicht ausmalen, was mich als Strafe erwartet. Außerdem wird er langsam ungeduldig und zweifelt an Deiner Loyalität ihm gegenüber. Deine Mutter bekam seinen Zorn bereits zu spüren und ich kann nur hoffen, dass ich ihn weiterhin zu etwas Geduld anhalten kann, sodass nichts Schlimmeres geschieht.
Ich werde Dich auf dem Laufenden halten, bitte tu das Selbe und unterrichte mich über Deine Fortschritte, sodass ich Deine Mutter schützen kann.

In Liebe und Besorgnis,

Bellatrix.


Draco zerknüllte das Pergament in seiner Hand, sprang vom Bett auf und rannte aus dem Schlafsaal, durch den Gemeinschaftsraum und die Treppen hinauf. Seine Augen brannten, die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, ein Horrorszenario ersetzte das nächste, während seine Beine ihn irgendwo hintrugen, Hauptsache weg, weg von hier, weg von seinem Leben und den erschreckenden Ausmaßen die es angenommen hatte. Schwer atmend sank er mit dem Oberkörper gegen eine Tür und drückte sie mühevoll auf, als bestünde sie aus massivem Stahl. Er schlüpfte durch den Spalt und lehnte sich gegen das Türblatt, an dem er langsam mit dem Rücken gen Boden rutschte. Die Knie nah an den Körper herangezogen, vergrub er sein Gesicht in den zitternden Händen, mit der rechten noch immer den Brief umklammert.

Sie ist derzeit verhindert und bat mich, Dir an ihrer Stelle zu schreiben.

Womöglich wurde sie gefoltert, vielleicht war sie eingesperrt, vielleicht war sie längst nicht mehr am Leben, oder hauchte in eben diesem Moment ihren letzten Atemzug aus. Und es wäre allein seine Schuld.


Deine Mutter bekam seinen Zorn bereits zu spüren und ich kann nur hoffen, dass ich ihn weiterhin zu etwas Geduld anhalten kann, sodass nichts Schlimmeres geschieht.


Es war seine Schuld, es war seinem Versagen zu verdanken, dass der Dunkle Lord zornig war und es seine Mutter an seiner Stelle spüren ließ. Sein Kopf sank nach hinten gegen die Tür, er kniff die Augen zusammen und verzog sein Gesicht, als erleide er selbst die körperlichen Schmerzen, die seiner Mutter zugefügt wurden. Er wünschte, er wäre an ihrer Stelle, könnte ihr das Leid abnehmen und die Strafen für seine Unfähigkeit selbst entgegen nehmen. Doch er saß hier fest, gezwungen seine Mutter sich selbst zu überlassen; vor einer Aufgabe, deren Erfüllung ihm unerreichbar erschien. Heiße Tränen rannen über seine Wangen, sammelten sich an seinem Kinn, tropften hinab und benetzten das zusammengeknüllte Pergament in seinem Schoß.

"Aber, aber, wer wird denn da weinen?", erklang eine hohe, gekünstelt mitleidige Stimme. Draco riss erschrocken die Augen auf und sah sich um. Erst jetzt erkannte er, dass er sich in einer Toilette befand. "Bist du traurig, mein Lieber?", hallte es aus einer der Kabinen. Einen Augenblick später schwebte der Geist eines jungen Mädchens daraus hervor. Mit schief gelegtem Kopf, blieb sie einige Zentimeter über dem Boden schwebend vor ihm stehen und schob die Unterlippe vor. "Traurigkeit steht dir aber gar nicht gut", säuselte sie mit gespitzten Lippen.
"Verpiss dich", entgegnete Draco und zog die Knie noch ein wenig fester an seinen Körper.
"Natürlich, der armen Myrte muss man nichts erzählen, lieber beleidigt man sie und spült sie das Klo runter..."
Draco runzelte die Stirn und beobachtete das Geistermädchen, welches sich bläulich schimmernd auf ihn zu bewegte und sich in die Luft legte, als ließe es sich auf ein unsichtbares Bett nieder, sodass es nun auf Dracos Augenhöhe schwebte. "Ich bin auch oft traurig", erzählte das Mädchen wehmütig. "Man lacht mich aus und wirft mit Gegenständen nach mir. An so etwas gewöhnt man sich nicht. Was ist mit dir? Wirst du auch ausgelacht?" Draco schüttelte den Kopf. "Was ist es dann?", bohrte sie weiter. "Werfen die anderen mit Gegenständen nach dir?"
"Nein."
Sie blickte ihn schief an und rückte sich die Brille zurecht, indem sie sie mit dem Zeigefinger den Nasenrücken hinaufschob. "Vielleicht sollten wir uns erst einmal bekannt machen. Ich bin Myrte." Sie streckte ihre durchsichtige Hand hervor, um sie Draco anzubieten. Der jedoch starrte sie nur weiterhin an. "Na gut... ich weiß natürlich wer du bist. Du bist Draco Malfoy, nicht wahr?", lächelte sie triumphierend. "Ich kenne fast jeden Schüler, weißt du? Ich verstecke mich in den Abflussrohren und belausche sie heimlich." Draco war sich nicht sicher, ob er diese Information als interessant oder erbärmlich erachten sollte. "Dich habe ich auch schon belauscht", sprach sie in einem Ton weiter, als erzähle sie von einem besonders gelungenen Fischfang. "Du hast dich über diesen Jungen aufgeregt. Harry Potter."
"Ja, kann sein", entgegnete Draco. Er wischte sich über das Gesicht, da die langsam trocknenden Tränen auf seinen Wangen juckten.
"Du sprichst oft von ihm, nicht wahr? Ist er der Grund, weswegen du so traurig bist?", wollte Myrte wissen und drehte sich auf die Seite, wobei sie ihren Ellenbogen in der Luft abstützte und das Gesicht in ihre Handinnenfläche legte, um Draco besser betrachten zu können.
Dieser schüttelte den Kopf. "Himmel, nein."
"Er spricht auch ziemlich oft von dir", erklärte Myrte und grinste mit geschlossenen Lippen.
"Tut er das?", entgegnete Draco milde überrascht.
"Jah."
Eine Weile blickte Draco sie an, unschlüssig, ob er die Unterhaltung am Laufen halten, oder doch besser von hier verschwinden sollte. Doch eigentlich fand er das Mädchen fast ein wenig sympathisch, wenn man einmal davon absah, dass sie ihm hinterher spionierte. "Was sagt er denn über mich?", fragte er schließlich, so beiläufig wie irgend möglich.
"Ooooch", machte Myrte, drehte sich auf den Rücken und ließ den Kopf nach hinten fallen, sodass sie Draco nun über Kopf betrachtete. Es schien ihr ein wahnsinniges Vergnügen zu sein Geheimnisse auszuplaudern. "So dies und das. Meistens spricht er davon, was für ein aufgeblasener Angeber du bist. Aber in letzter Zeit...", sie machte eine Pause und legt eine Hand an ihr Kinn, als müsse sie sich ganz stark konzentrieren, um sich zu erinnern, wobei sie einen Pickel an ihrem Kinn erspürte, den sie nun versuchte auszudrücken. "In letzter Zeit, ist es schlimmer geworden. Ich glaube, er ist hinter dir her."
"Hinter mir her", echote Draco.
"Mhm. Seine Freunde streiten sich mit ihm über dich, weil er herausfinden möchte, was du treibst. Er sagt immer..." Ihr Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an, als sie die Lippen zu einem 'O' formte und mit tiefer Stimme sprach: "Ich weiß, dass er etwas vor hat." Dann grinste sie wieder und zwinkert Draco durch dicke Brillengläser zu, während sie es nun endlich geschafft hatte den Pickel auszudrücken.
Draco starrte mit zusammengezogenen Brauen zu Boden. Potter war ihm also auf die Schlichte gekommen, Merlin weiß, wie er das geschafft hatte. Er musste aufpassen, sich Potter vom Hals halten und jeder Auseinandersetzung aus dem Weg gehen, wenn er nicht riskieren wollte aufzufliegen.
"Hab ich etwas Falsches gesagt? Bist du jetzt wieder traurig?", fragte Myrte und drehte sich langsam wieder herum, um Draco geradewegs in die Augen blicken zu können.
"Nein... Myrte. Kannst du mir einen Gefallen tun?", wollte Draco wissen und erblickte zufrieden den erfreuten Ausdruck in Myrtes Gesicht, ehe sie ein schnelles "Sicher" verlauten ließ. "Häng dich an Potters Fersen und horch ihn aus."
"Heißt das, dass du mich wieder besuchen kommen wirst?", fragte Myrte hoffnungsvoll.
"Jeden Tag", entgegnete Draco und richtete sich auf. "Wenn du das für mich tust."
"In diesem Fall…", sagte Myrte gedehnt und grinste breit. "Ich werde sehen, was sich machen lässt."
"Gut, dann. Bis morgen", zwinkerte Draco ihr zu und verließ die Toilette.

~*~*~*~


"Ich kann nicht glauben, dass wir Harry nicht zuhören wollten, als er uns ständig erzählte, dass er sich sicher sei, du hättest etwas vor", sagt Hermine bestürzt. Ihre rechte Hand umschlingt die Linke, die Knöchel treten deutlich hervor, als wolle sie sich selbst weh tun, um sich zu bestrafen. "Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie er sich gefühlt haben musste, selbst als mir klar geworden ist, dass er die ganze Zeit recht gehabt hat."
Die orangefarbene Glut wird heller, ein leises Knistern ist zu vernehmen, dann das Geräusch von ausgepustetem Rauch. "Ihr wart zu blind um es zu bemerken. Er hat sich verändert und ihr habt es nicht gesehen." Dracos Stimme klingt nicht anklagend, es ist mehr eine Feststellung, der Bericht seiner Erfahrungen. "Ihr wisst bis heute nicht, wie sehr er sich damals verändert hat", fügt er fast flüsternd hinzu und tritt an den Tisch heran, um die Zigarette in den überfüllten Aschenbecher zu werfen.
Ron presst die Zähne aufeinander, was sein Kiefer um einiges breiter wirken lässt. "Was willst du damit sagen?"
"Alles zu seiner Zeit, Weasley", erwidert Draco und lässt sich das erste Mal seit Beginn seiner Geschichte am Tisch nieder. "Alles zu seiner Zeit."


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