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Fanfiction

WoherWohin - Begegnungen

von käfer

Vorab@capella: Vielen Dank für Deine Meldung! Was Maggies Verfolger will, ist klar: Erstens ihr Angst machen und zweitens ihren Onkel fangen, denn auf ihn sind etliche Galleonen Kopfgeld ausgesetzt...
Lyzette habe ich nicht aus den Augen verloren, aber es gibt im Moment nicht viel Interessantes zu berichten. Sie arbeitet im deutschen Zaubereiministerium in der Allgemeinen Verwaltung und ist inzwischen mit einem gewissen Klaus Lindner verheiratet. Aber keine Angst, sie taucht in unserer Geschichte wieder auf!



Was muss das für ein Gefühl sein, wenn man sich plötzlich selbst gegenübersteht? Das weiß wohl nur Jack Longbottom...





Jack Longbottom

begegnete sich selbst. Das passierte hin und wieder, es war nichts dabei. Normalerweise nickte er sich kurz zu - mit sich sprechen konnte er nicht -, und eilte seiner beiden Wege, von einer unsichtbaren Kraft getrieben.
Doch heute war alles anders. Fasziniert beobachtete er vom Schaukelstuhl aus, wie er zum Serviertisch ging und ein Glas Whisky eingoss. Welch eleganten Bewegungen! „Ein stattliches Kerlchen bist du, Jack Longbottom“, sagte er bewundernd, als der Jack aus der anderen Zeit sich umdrehte.
„Ich bin Magierpräsident. Ich habe die Macht“, erwiderte der und hob das Glas.
Jack im Schaukelstuhl trank sich selber zu. Dann war er plötzlich dreimal vorhanden: Er saß einmal im Schaukelstuhl, ein zweites Mal sich gegenüber im Sessel und ein dritter Jack Longbottom schritt gerade zum Serviertisch. Sie prosteten sich zu. „Auf ex!“, verlangte Jack im Schaukelstuhl und alle drei tranken ihr Glas leer.
Plötzlich war das Kaminzimmer in so gleißend helles Licht getaucht, dass Jack nur noch gelbe und rote Flecken sah, die sich zu einem rasenden Wirbel vereinigten.
Alles explodierte.



Philip Bloxam

traf seinen Freund in dessen winzigem Arbeitszimmer. Erwartungsvoll sah Steve auf: „Und?“
„Er wird zwei Tage tief schlafen und dann einen dritten brauchen, um seine Kopfschmerzen loszuwerden.“
„Warum hast du ihn zurückgeholt?“
„Er war längst noch nicht hinüber. Der Alte ist zäher als gedacht; irgendwas scheint ihn gegen das Gift immun zu machen. Aber bei dem vielen Whisky, den er säuft, wird er schon noch draufgehen. – Inzwischen: komm und lass uns Spaß haben!“ Er hielt eine goldene Kette hoch, an der ein kleines Stundenglas baumelte.




Rosy Flint

war absolut nicht sicher, ob sie das Richtige tat.
Sie liebte Roger, und er erwiderte ihre Liebe. Aber ihre Beziehung war auf Lügen gebaut. Roger hatte ihr erzählt, er kenne seinen Vater nicht, doch so, wie Sirius Lupin reagiert hatte, als sie ihm sagte, ihr Freund sei in Norwegen, wusste sie, dass das nicht stimmen konnte. Was tat Roger wirklich? War er am Ende doch ein Spion? Lief Rosy jetzt geradewegs in die Falle, wenn sie nach Norwegen fuhr? War Roger überhaupt dort? Er hatte versprochen, sie am Flugplatz abzuholen, aber würde er kommen? Und was dann?
Sie selbst hatte wahrscheinlich noch viel mehr gelogen. Sie hatte behauptet, ein Squib und Waisenkind aus den USA zu sein und nur als Putzhilfe im Wolfshaus zu arbeiten. Roger hatte das alles geglaubt – tatsächlich oder nur scheinbar?
Was, wenn er erfuhr, wer sie wirklich war? Oder wusste er es längst und am Flughafen von Oslo warteten ein paar britische Geheimdienstler darauf, sie festzunehmen?
Als das Flugzeug zur Landung ansetzte, hatte Rosy einen Entschluss gefasst. Sie würde reinen Tisch machen und sie wusste auch, wie sie damit beginnen würde.
Die Abfertigung dauerte ewig. Die Passagiere mussten in einem Raum warten, in dem es nichts weiter als weit voneinander entfernt stehende Stühle gab. Kameras waren auf sie gerichtet, selbst in der Toilette. Einer nach dem anderen wurde von einem streng blickenden Uniformierten in einen Nebenraum geholt. Rosy fiel auf, dass die Männer viel schneller abgefertigt wurden als die Frauen und sie bekam Angst.
Als allerletzte Passagierin wurde Rosy in den Kontrollraum gewunken. Man stellte ihr Fragen nach Name, Herkunft, Beruf und Grund der Einreise, durchleuchtete ihren Pass von allen Seiten und kontrollierte ihr Gepäck auf das genaueste. Rosy musste alles auspacken, was sie mithatte, jeder Slip wurde ausgeschüttelt. Doch den Zauberstab, gut getarnt als Riesenbleistift in einer Rätselzeitung, fand man nicht.
Nach der entwürdigenden Prozedur war Rosy so erleichtert, dass sie ihr Vorhaben zunächst vergaß und sich Roger, der geduldig auf der anderen Seite gewartet hatte, einfach in die Arme warf. „Die haben mich gefilzt bis auf die Haut“, stöhnte sie.
Roger antwortete: „Der britische Magierpräsident ist in der Stadt. Und der hat bekanntlich was gegen Frauen. Hat ein Gerücht streuen lassen, dass Terroristinnen einreisen und Stunk machen wollen. So was wird hier immer sehr ernst genommen. Lass uns schleunigst verschwinden! Ich habe alles organisiert.“
´Lass uns schleunigst verschwinden´! Roger wusste etwas! Und schon war das Misstrauen wieder da. Wohin brachte er sie?
Ohne ein weiteres Wort griff Roger nach ihrem Koffer, nahm sie fest an die Hand und zog sie auf den Vorplatz zu den Bushaltestellen. Sie mussten zehn Minuten warten, ehe ein bequemer Überlandbus vorfuhr, der sie in ein abgelegenes Nest weit im Norden des Landes brachte, wo Roger eine Holzhütte am Rande der Ortschaft gemietet hatte.
Als sie am Abend mit einer Flasche Wein vor der Hütte saßen und übers Land schauten, fasste Rosy sich ein Herz und sagte: „Ich habe deinen Vater gesehen.“
Roger lächelte jenes entwaffnende Lächeln, dass Rosy stets dahinschmelzen ließ, und antwortete: „Und ich würde dich auch lieben, wenn du wirklich ein Squib und eine Putzfrau wärst.“



Gülcan S., Zimmermädchen im Hotel Süral, Side, Türkei

Nachtschichten waren grauenvoll. Zunächst mussten die Putzwagen für zwei Etagen gereinigt und bestückt werden, und wehe, man verzählte sich bei den Shampoo-Flaschen. Danach waren unzählige Gläser zu polieren und auf Tabletts zu stapeln. Hatte man das geschafft, wartete ein Riesenberg frisch gewaschener Handtücher auf das Falten. Bis weit nach Mitternacht hielten einen allerdings die Sonderwünsche der Pauschaltouristen in Atem.
Andere Mädchen mussten viel weniger Nachtschichten schieben als Gülcan und sie wusste warum: einige der Zimmermädchen steckten der Hausdame Geld und Geschenke zu, um von lästigen Diensten befreit zu werden. Gülcan tat das nicht, sie brauchte jeden Cent, um die Aufnahmegebühr für die Magische Universität Istanbul bezahlen zu können.
Ein Hupsignal ertönte, auf dem Pult blinkte eine Lampe. Zimmer 318, der Neuangekommene. Einzeln reisender Mann, bestand auf ein Zimmer mit Meerblick. Verdächtig.
„Eine Flasche Rotwein und zwei Gläser!“, befahl er schnarrend.
Gülcan überlegte, ob sie den teuersten Wein nehmen sollte oder den sauersten. Sie entschied sich für Ersteres. Ehe sie anklopfte, vergewisserte sie sich, dass sie ihren Zauberstab griffbereit hatte. Man konnte nie wissen…
Der Mann fläzte in zerknitterten Kleidern im Sessel. Trotz der spärlichen Beleuchtung trug er eine dunkle Brille. In der rechten Hand, die lässig auf der Lehne ruhte, hielt er eine dicke, kalte Zigarre. Eklig.
„Schenk ein und setz dich!“
Na, der ging ja ran! Meistens versuchten einzeln reisende Männer erst am Strand und in der Bar Anschluss zu finden, ehe sie sich an die Zimmermädchen heranmachten. Vielleicht war der Kerl ja ein Spion der Hotelleitung und würde morgen dem Direktor berichten.
Gülcan öffnete die Flasche, goss zwei Gläser ein, ging drei Schritte rückwärts und deutete einen Knicks an, genau so, wie sie es im Seminar gelernt hatte. Sie konnte nichts riskieren, musste froh sein, dass sie überhaupt Arbeit hatte.
„Setz dich!“, brummte der Mann.
„Verzeihung, Sir, aber das ist uns nicht erlaubt.“
„Ach komm schon, zier dich nicht so, die anderen machen das doch auch!“
„Selbst wenn, ich tue es nicht.“ Er war wohl wirklich ein Kontrolleur.
Jetzt griff er in die Tasche und holte ein Bündel zerknitterter, schmieriger Geldscheine heraus. „Hast du Lust, dir was extra zu verdienen?“
„Es ist verboten“, sagte Gülcan unsicher. Gegen einen kleinen Nebenverdienst hätte sie nichts einzuwenden, die Frage war nur, was der schmierige Typ von ihr wollte. Ins Bett würde sie mit ihm keinesfalls gehen, Gülcan verabscheute Männer.
„Wo kein Kläger, da kein Richter.“ Der Kerl grinste so schmierig, wie sein Geld aussah. „Du sollst weiter nichts tun, als mir ein bisschen was über die britischen Gäste zu erzählen.“ Er hielt das Geldbündel in ihre Richtung.
Gülcan schluckte. Das Bündel würde dreimal für die Aufnahmegebühr reichen. Doch warum sollte sie ihm etwas über britische Gäste erzählen? Wahrscheinlich war das Ganze nur ein Trick und wenn sie darauf einging, war dies ihre letzte Schicht.
„Wir dürfen nicht über die Gäste sprechen und wir wissen auch nicht viel von ihnen.“
„Kannst du nicht für mich eine Ausnahme machen?“ Er nahm ein zweites Geldbündel in die Hand. „Ich glaube, der Mann, der in Zimmer 331 wohnt, ist ein alter Freund von mir. Du weißt nicht zufällig, wie er heißt?“
„Nein, Sir. Tut mir Leid.“
Ein drittes Geldbündel landete auf dem Stapel. „Ist er alleine hier? Nimmt er Frauen mit aufs Zimmer?“
„Keine Ahnung.“ Gülcan kämpfte mit sich. Wenn sie das Geld annahm, sofort kündigte und gleich nach Istanbul flog, war es ihr Geld. Schmutziges Geld, im wahren wie im übertragenen Sinne des Wortes.
Nein, der Mann war ein Lockvogel des fiesen Direktors. Sie würde gar nicht bis zum Ausgang kommen.
Der Mann leckte seine Finger an, zupfte einen Geldschein aus dem obersten Bündel und steckte ihn Gülcan in die Schürzentasche. „Überleg´s dir“, raunte er ihr ins Ohr. Sein Atem roch widerlich, nach Schnaps und Knoblauch. Gülcan schüttelte sich und ging zur Tür. „Auf Wiedersehen“, sagte sie kalt, zog mit spitzen Fingern den Geldschein aus der Tasche und ließ ihn fallen.
Glücklicherweise piepte es in ihrer Schürzentasche, ein anderer Gast hatte einen Wunsch.
Später, beim Gläserpolieren, überlegte Gülcan, ob sie nicht eine Chance vertan hatte. So einen Batzen Geld für ein paar Auskünfte – das war leichter Verdienst. Er wollte doch nur wissen, wie der Mann in Zimmer 331 hieß. – Moment mal! Wenn Henry Wilde wirklich ein alter Freund von Donald Cutter war, brauchte Cutter doch kein Zimmermädchen zu fragen, sondern konnte den Mann direkt ansprechen. Da war was faul! Hatte nicht ein Fernglas auf der Fensterbank gelegen? Und ein Zauberstab in seinem Ärmel gesteckt?
Gülcan gingen all die Spionage- und Kriminalromane durch den Kopf, die sie gelesen hatte. Vielleicht war Cutter ein Killer, von irgendjemandem auf den letzten britischen Tränkemeister angesetzt? Die Zimmermädchen erfuhren eine Menge über ihre Gäste, wenn sie nur Augen und Ohren aufmachten - und wie Gülcan die Magische Rundschau lasen.
Gülcan fasste einen Entschluss. Mochte es sie auch ihren Job kosten, sie musste Henry Wilde warnen. Schnell skizzierte sie das Gesicht von Donald Cutter auf einen Zettel und schrieb dazu: „Dieser Mann nennt sich Donald Cutter, hat behauptet, ein Freund von Ihnen zu sein und fragte nach Ihrem Namen.“ Den Zettel schob sie unter der Tür von Zimmer 331 durch und ging wieder an die Arbeit.

Am anderen Morgen erschienen weder der Gast aus Zimmer 331 noch die Witwe mit den vier Kindern aus dem Zimmer gegenüber zum Frühstück.



Lydia Lupin

„Mir ist da unten in Australien was Komisches passiert“, sagte Igor Krum. „Ich habe Gordon Denver getroffen, stellt euch das mal vor!“
„Das kann nicht sein!“, entgegnete Ted scharf; sein Haar färbte sich violett. „Denver hockt jeden Tag im Ministerium und macht den Pampel für Longbottom.“
„Wenn ich es doch sage! Ich kenne Denver von früher, er war es!“
„Habt ihr miteinander gesprochen?“, mischte sich Lydia ein.
„Zu mehr als ´Hallo, was machst du denn hier?´ war keine Zeit, unsere Busse kamen. Und dann habe ich ihn nicht mehr gesehen.“
Ted atmete auf.
Lydia sagte entschieden: „Igor, es ist besser für dich, wenn du vergisst, dass du Gordon Denver jemals gekannt hast“ und schwang ihren Zauberstab.



PS: Donald Cutter ist uns schon mal begegnet, könnt ihr euch erinnern? - Roger Dippet ist der nette Kellner aus dem Café in Interlaken, und wessen Sohn er ist, habt Ihr sicher schon im letzten Kapitel erraten.


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