von käfer
Heute ist Jacks großer Tag, der fünfte Jahrestag seiner Amtsübernahme. Und den will er groß feiern. Alles ist vorbereitet.
@shadow: Alles ist vorbereitet!
Jack Longbottom
erwachte beizeiten und sprang aus dem Bett. Er freute sich; heute war sein großer Tag. Mit Mühe nur konnte er sich überwinden und erst frühstücken, ehe er seine neuen Kleider anzog. Es war gut so, denn vor lauter Aufregung zitterte seine Hand und das Rührei landete auf Jacks Bauch.
Endlich war es soweit und er legte sein Festgewand an. Er drehte sich vor dem Spiegel und betrachtete sich stolz. Der Zeitumkehrer lag noch da. Jack überlegte, ob er ihn mitnehmen sollte oder nicht. Dann fiel ihm ein, dass er sich unter die Zuschauer mischen könnte und so einerseits den Triumph noch einmal genießen und andererseits sehen und hören konnte, wer ihm zujubelte und wer nicht.
Sich seiner Wichtigkeit bewusst, rief er nach seinem Privatsekretär. Steve Cattermole kam, verbeugte sich, ohne eine Miene zu verziehen und sagte ganz dienstbeflissen: „Eure Eminenz haben gerufen?“
„Das Programm für heute!“, schnarrte Jack.
„Neun Uhr Eintreffen im Ministerium. Spalier aller Angestellten. Ordensübergabe, mit Fragezeichen versehen“, referierte Cattermole. „Zehn bis zwölf Uhr Empfang der Manufakturherren. Anschließend Pause. Mittagessen. Massage.
Fünfzehn Uhr Abfahrt zum Trafalgar Square. Ankunft dort gegen sechzehn Uhr. Bis achtzehn Uhr Empfang der Zaubereiminister der Welt.“
Ein schönes Programm.
Remus Lupin
gähnte. Die vergangene Nacht war viel zu kurz gewesen, aber er hoffte, dass sich die Zeit gelohnt hatte, die er in die Vorbereitung des heutigen Tages investiert hatte. Obwohl Steve Cattermole, Longbottoms Privatsekretär, der natürlich aus Steuergeldern finanziert wurde (aber selbst dafür gab es inzwischen die gesetzliche Erlaubnis), ihn anwiderte, hatte Remus-Gordon sich mit ihm angefreundet. Cattermole war ein unglaublicher Angeber, man brauchte nur eine geschickte Frage zu stellen, ein passendes Stichwort zu liefern und schon erfuhr man alles, was man wissen wollte, und noch ein bisschen mehr.
Remus wurde immer noch überwacht, aber er wusste, wie er die Überwachung so stören konnte, dass man nicht hörte, was in seinem Arbeitsraum gesprochen wurde. Nicht umsonst war er der Jahrgangsbeste bei der Aurorenausbildung gewesen. Jetzt konnte er all das verwenden, was er damals gelernt hatte. Magierpräsident Longbottom wird sich wundern.
Hoffentlich.
Wie nicht anders erwartet, rauschte Cattermole halb neun ins Büro. „Klappt alles?“
„Ich hoffe“, erwiderte Remus. „Bin ehrlich gesagt ein bisschen nervös.“ Das war noch nicht einmal gelogen.
„Ist Scrimgeour schon da?“
Remus zuckte gekonnt zusammen. „Nein, aber… eigentlich wollte er längst hier sein. Hoffentlich geht es dem Minister nicht zu schlecht. Ich frage besser mal nach.“
„Tu das. Wenn ich anrufe, hat er gleich wieder schlechte Laune.“
Es war ein offenes Geheimnis und Remus´ Werk, dass der Zaubereiminister den Privatsekretär des Magierpräsidenten nicht leiden konnte. Und die Garantie für Remus´ Job: Scrimgeour wollte keinesfalls auf „Gordon Denver“ als Ersten Untersekretär verzichten.
Eine Minute vor um neun erhielt Remus die Nachricht, dass der Zaubereiminister eingetroffen war. Eine halbe Minute vor neun hetzte er hinunter ins Atrium, wo er seinen Platz im Spalier einnahm, eine Sekunde vor dem Minister und drei Sekunden nach dem Eintritt des Magierpräsidenten. Pflichtschuldig stimmte er ins „Hipp-hipp-hurra“ ein, das etwas müde klang, da die meisten der Männer die halbe Nacht auf den Beinen gewesen waren, damit beschäftigt, die Folgen einer Störung der zentralen Wasser- und Energieversorgung zu beseitigen.
Longbottoms Gesichtsausdruck erinnerte Remus an die kleine Andromeda, wenn sie auf den Weihnachtsbaum zuging.
Der Zaubereiminister stammelte die Sätze, die Remus ihm aufgeschrieben hatte. Scrimgeour war längst nicht mehr in der Lage, in der Öffentlichkeit zusammenhängend zu sprechen. Remus ahnte, wer und was die Ursache dafür war und er vermutete, dass Scrimgeour auf die gleiche Weise geheilt werden konnte, auf die seine Mutter seinerzeit Fleur Krum geheilt hatte. Dumm war nur, dass niemand in die Nähe des Zaubereiministers gelangte, erst recht kein Heiler, sah man von Philip Bloxam ab, der eine Marionette von Longbottom und diesem hörig war.
Longbottom zischte: „Wo ist der Orden?“ Auf seinem Gesicht malte sich Enttäuschung, die sich rasch in Wut verwandelte, als Scrimgeour naiv fragte: „Welcher Orden?“
Der Magierpräsident gab dem Zaubereiminister einen Schubs, so dass dieser taumelte und vom Zweiten Untersekretär aufgefangen werden musste.
„Denver! Mitkommen!“, bellte Longbottom und stapfte los.
Remus sah sich irritiert um. Für einen Moment spürte er Longbottoms Präsenz sowohl vor sich, wo er den Mann sah, als auch hinter sich, wo niemand stand. Wurde er langsam verrückt? So etwas war ihm schon öfter passiert und immer war es Longbottoms Präsenz gewesen, die er doppelt gespürt hatte, nie die einer anderen Person. Darüber musste er dringend einmal mit Sirius reden.
„Bring Mr. Scrimgeour nach Hause und pass gut auf ihn auf!“, wies Remus den Zweiten Untersekretär an, einen einfallslosen, stumpfsinnigen Befehlsempfänger, der einen so komplizierten Namen hatte, dass er von allen nur „Pit“ genannt wurde.
Remus erreichte Longbottom am Aufzug, ließ ihm höflich den Vortritt und drückte auf den Knopf. Obwohl die Fahrt nur ein paar Sekunden dauerte, kam es Remus vor wie eine Stunde, denn in diesem engen Raum fuhren ihm Longbottoms Ausdünstungen scharf in die Nase. Wonach roch dieser Mann bloß? Heute ausnahmsweise nicht nach Schweiß, sondern nach Lockhart´s Superdusch, dazu die übliche kalte Alkoholnote, aber was war das andere? Dies hatte Remus noch nirgendwo anders gerochen, nur bei Jack Longbottom. In der Hoffnung, dass Longbottom nichts merkte, hielt Remus ein Reagenzglas an Longbottoms Körper und verstöpselte es. Vielleicht konnte Henry Wilde diesen Duft identifizieren.
Im Büro wartete bereits Cattermole. Er verbeugte sich und sagte eifrig: „Es ist alles vorbereitet, Eure Eminenz.“
„Ihr zwei durchsucht jeden Gast aufs gründlichste! Ich will keine unangenehme Überraschung erleben.“
Jetzt verbeugte sich auch Remus. „Wird gemacht, Eure Eminenz.“
Die Leibesvisitation erwies sich als notwendig, denn der zweite Gast hatte ein Flugblatt in der Tasche, in dem dazu aufgerufen wurde, die Feierlichkeiten des heutigen Tages zu boykottieren. Mit dem Flugblatt verschwand auch die Erinnerung des Drachenledergerbers an selbiges.
Viel hatten Remus und Cattermole nicht zu tun, die Manufakturherren kamen alles andere als zahlreich. Cattermole wurde bleich und bleicher. „Das werde ich ausbaden müssen“, flüsterte er Remus zu, als die Empfangszeit zu Ende war und statt der geladenen 30 nur vier Männer gekommen waren.
„Hoffentlich hast du die Einladungen richtig geschrieben und verteilt“, raunte Remus mit ein bisschen Mitleid in der Stimme zurück.
„Das hat er doch alles selber gemacht.“
Remus fragte sich nur, wann.
Den zweiten Teil dieses denkwürdigen Tages gibt es im nächsten Kapitel; heute brauchen alle Beiteiligten erst mal eine Pause...
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