von käfer
Vorab: @shadow: *grins* Du hast recht, "Lord Jacklebolt" ist viiieeel zu lustig! Auf solche Ideen würde unser lieber Jack auch gar nicht kommen! Ich fürchte, in dieser für ihn so wichtigen Sache verlässt ihn sein Einfallsreichtum....
Noch ist Longbottom in Hogwarts (es gibt schließlich Kündigungsfristen), was immer noch für Aufregung sorgt, aber auch in den Familien von Maggie und Lyzette passieren aufregende Sachen - ausreichend, um dieses Kapitel mit "Aufregung" zu überschreiben. Viel Spaß beim Lesen!
Lyzette
„Hier, für dich!“ Maggie warf den Brief herüber. Lyzette dirigierte ihn auf den Schreibtisch, ohne den Zauberstab zu benutzen, nur mit dem rechten Zeigefinger. Post von Tony, nanu??? Der schrieb doch nur, wenn etwas Aufregendes passiert war. Neugierig begann Lyzette zu lesen.
„Du meine Güte!“, japste sie, als sie fertig war.
„Was ist denn?“, fragte Maggie, „Schlechte Nachrichten?“
Lyzette schüttelte den Kopf; sie musste erst noch einmal lesen. Doch auch als sie zum zweiten Mal bei „Liebe Grüße. Dein ratloser Tony“ angekommen war, schnappte sie nach Luft. „Das gibt´s doch gar nicht!“, rief sie, immer wieder den Kopf schüttelnd. „Tony wird Vater, mit einem Mädchen aus Dads Fabrik. Sie gehen nicht mal zusammen, haben nur ein einziges Mal miteinander geschlafen, einfach so, und Peng! Und jetzt erwartet Tony Rat von mir und will, dass ich ihm helfe und Mum und Dad darauf vorbereite. Ich, das kleine, dumme Schwesterchen, das noch mit Puppen spielt!“ Lyzette schnaubte. „Das kann er vergessen! Soll er selber zu Mum und Dad gehen und beichten!“
„Dann schreib´ ihm das!“, meinte Maggie. „Aber vermeide Formulierungen wie ´ich weiß keinen Rat´ oder so. Er soll ganz schnell zu euren Eltern gehen und ihnen sagen, was passiert ist.“ Dumpf setzte sie hinzu: „Eure Eltern sind doch vernünftig, im Gegensatz zu meinen.“
Besorgt sah Lyzette hinüber zu Maggie. Die hockte zusammengesunken auf dem Bett und kämpfte mit den Tränen.
Maggie ließ sich nur selten etwas anmerken, aber Lyzette wusste, dass tiefe Trauer in ihrer Freundin nagte. Maggie verstand nicht, wie und warum sich ihre Mutter so verändert hatte, dass niemand mehr mit ihr reden konnte, der nicht ihre verschobenen Ansichten teilte. Maggie fürchtete sich vor den Ferien: vor den Wochen bei ihren Eltern, weil die versuchten, sich gegenseitig beim „Fürs-Kind-sorgen“ auszustechen; vor der Zeit bei den Wildes und bei Lyzette, weil diese Familien ihr vorführten, wie es daheim sein könnte. Lyzette hatte Angst, dass Maggie etwas Unbedachtes tun könnte, wusste jedoch nicht, wie sie ihrer Freundin helfen konnte. Maggie blockte jeden Versuch ab, über ihre Sorgen zu reden. So versuchte Lyzette, ganz normal mit Maggie umzugehen, vermied aber Erzählungen von daheim.
Plötzlich sagte Maggie mit normaler Stimme: „Und wenn das Kind da ist, muss Tony auf einem Vaterschaftstest bestehen. Ein Cousin von meinem Dad hat mal ein halbes Jahr Alimente gezahlt…“
Lyzette sah, wie sich ein leichtes Grinsen in Maggies Gesicht schlich. Ihre Freundin hatte sich wieder gefangen.
„… ein halbes Jahr Alimente gezahlt. Dann hat er das Kind gesehen und festgestellt, dass es ziemlich schwarz war.“ Jetzt grinste Maggie breit. „Die Mutter war käseweiß und blond, und wie du weißt, sind die Duncans auch alles andere als dunkel.“
Lyzette musste lachen, zu ihrer unendlichen Erleichterung stimmte Maggie ein.
Jack Longbottom
„Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie selbst gekündigt haben?“
Die widerlich schneidende Stimme dieses Weibes, das sich Schulleiterin nennen durfte, bohrte sich in Jacks Hirn und vervielfachte das Kopfweh.
„Also sind Ihre Argumente gegenstandslos. Sie sind für drei Wochen beurlaubt und haben die Schule noch heute zu verlassen. Das ist mein letztes Wort.“
Jack fühlte sich, als habe man einen Eimer eisiges Wasser über ihm ausgekippt. Starr vor Hass sah er seiner – zum Glück bald ehemaligen – Chefin nach.
Weiber! Weiberstimmen! Warum nur hatten Weiber solche furchtbaren Stimmen, die im Hirn eines Mannes bohrten, dröhnten, sägten? Die Lupin spießte Eisnadeln in Jacks geplagten Kopf, Dorothea Selwyn keifte mit Kreissägenstimme, Lavinia jammerte wie eine kranke Katze. Dazu kamen die piepsigen Stimmen der Schulgören. Das erste und das letzte würde ihm ab jetzt erspart bleiben. Die Lupin glaubte doch nicht etwa, er würde nach den drei Wochen Zwangsurlaub wiederkommen und noch vier Wochen nach ihrer Pfeife tanzen? Philip Bloxam würde eine ordentliche Krankheit finden…
Er hatte selbst gekündigt, das war wohl wahr, aber die Lupin ihrerseits hatte das Kündigungsschreiben schon lange in der Schublade gehabt. Wie hatte sie getönt? „Was erwarten Sie nach drei Abmahnungen in einem Schuljahr eigentlich noch? Eine Beförderung? Die gibt es, aber nach draußen!“
Man musste die Rechte der Schulleiter den Lehrern gegenüber einschränken. Willkürliche Abmahnungen wie die, die er erhalten hatte, durfte es in Zukunft nicht mehr geben. Vielleicht sollte er einführen, dass der Zaubereiminister einer solchen Maßnahme zustimmen musste. Dann würden sich die Herren Direktoren dreimal überlegen, ob sie eine Abmahnung aussprachen oder nicht. Und Weiber wurden als Schulleiter nicht mehr zugelassen. Die Northern Witches School konnte man eigentlich schließen, wozu sollten Weiber so viel lernen?
Ein anderer Gedanke nahm im pochenden Rhythmus der Kopfschmerzen Gestalt an. Vielleicht sollte man die Ausbildung von Weibern und Jungen generell trennen? Die Weiber mussten lernen, einen Haushalt effektiv und sparsam zu führen und für die Familie zu sorgen, mehr nicht. Männer waren für das Regieren und die Geschäfte zuständig.
Jawohl. Zurück zur natürlichen Ordnung!
Das musste Jack in sein Notizbuch schreiben, damit er später ein Programm und Gesetzentwürfe daraus machen konnte.
Langsam setzte er sich in Bewegung.
Albus, der Geist
Tja, mein lieber Jack, mit den eigenen Waffen geschlagen, oder? Nach so vielen Jahren solltest du doch wissen, dass Lydia dir haushoch überlegen ist – in jeder Hinsicht! Aber du kommst ihr ja immer wieder mit undurchdachten Sprüchen, willst sie möglichst vor allen anderen miesmachen und wunderst dich dann, wenn du den kürzeren ziehst…
Was guckst du denn so sauertöpfisch? Bestimmt brummt dein Schädel ordentlich, hast ja letzte Nacht wieder gehörig in die Whiskypulle geguckt…
Da kommt Sir Henry. Was ist denn mit dem los? In den letzten Tagen ist er das reinste Nervenbündel, dabei war er bis vor kurzem die Ruhe in Person! Hoffentlich hängt in der jungen Ehe der Haussegen noch gerade!
Lydia Lupin
„Professor Wilde! Was ist bloß los mit Ihnen? Sie sind schon tagelang zittrig wie ein Hase, das reinste Nervenbündel! Ihnen ist hoffentlich klar, dass der Unfall heute Morgen voll und ganz Ihre Schuld war? Und dass Sie großes Glück haben, dass nichts weiter passiert ist?“
Lydia musterte den Tränkemeister. Wilde nickte schuldbewusst und knetete seine Hände. Mit welchen Problemen schlug der junge Mann sich herum? Lydia wollte ihm gern helfen, aus ganz und gar eigennützigen Gründen. Doch dazu musste sie die Ursachen dieser ungeheuren Nervosität und Schussligkeit kennen. Der Möglichkeiten gab es viele – also hieß es, vorsichtig auf den Busch zu klopfen und zu sehen, was heraussprang.
„Was beschäftigt sie so? Der Disput mit Longbottom von neulich?“
Wilde verharrte eine Weile reglos, ehe er den Kopf schüttelte. Hastig griff er in seine Umhangtasche, holte einen kleinen, eckigen Gegenstand heraus, sah darauf und ließ das Kästchen wieder verschwinden. Atmete auf.
Lydia fragte weiter. „Private Sorgen?“
Wilde nickte. Sprach endlich: „Bei Sylvie kann es jeden Moment so weit sein. Ich…“ Den Rest verstand Lydia kaum, sie konnte nur erraten, das er sagte: „… mache mir solche Sorgen…“ Was meinte er eigentlich mit ´jeden Moment so weit sein`? Lydia sah Wilde an; irgendwie tat er ihr leid, wie er so dasaß, mit gesenktem Kopf seinen Umhang knetete. Plötzlich ging ihr ein Licht auf. „Sie werden Vater? Meinen Glückwunsch, aber warum haben Sie das nicht vorher gesagt? Ich hätten Ihnen Urlaub gegeben; irgendeine Lösung lässt sich doch immer finden.“
„Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen.“
In diesem Augenblick piepste etwas in Wildes Kleidern. Er erstarrte und wurde weißer als eine frisch gekalkte Wand. Sein Mund klappte auf und zu, ohne dass er einen Ton hervorbrachte.
„Nun gehen Sie schon!“, drängte Lydia und schob ihn vom Stuhl.
„Auf dass sich die Zaubererschaft vermehre“, kam eine Stimme von oben, kaum dass sich die Tür hinter Henry Wilde geschlossen hatte. Lydia drehte sich um. Der Geist von Albus schaukelte im Kronleuchter. „Wenigstens kennen wir jetzt den Grund für das merkwürdige Verhalten unseres jungen Freundes und dürfen darauf hoffen, dass er bald zu seiner gewohnten Ruhe zurückfindet.“
„Ja, das dürfen wir wohl“, gab Lydia zurück. „Wenn dann noch das Schuljahr um ist und Longbottom weg, kehrt hoffentlich insgesamt wieder Ruhe ein in Hogwarts.“
„Darauf würde ich mich nicht verlassen, ebensowenig wie darauf, dass Longbottom nach den drei Wochen noch einmal zurückkommt.“
„Es würde mich sehr wundern, wenn er käme. Keine Angst, Albus, darauf bin ich vorbereitet.“
Maggie und Lyzette
„Du meine Güte, was ist denn in den gefahren?“ Lyzette konnte gerade noch beiseite springen, als Professor Wilde wie ein durchgegangenes Pferd an ihr vorbei raste.
Maggie ahnte, was ihren Onkel in einen geölten Blitz verwandelt hatte, und schwieg lächelnd.
„Was grinst du so? Weißt du genaueres?“ Lyzette sah ihre Freundin finster an.
Maggie nickte und sagte: „Ich verrat´s aber jetzt noch nicht.“
Lyzette gab sich Mühe, ihre Miene noch finsterer werden zu lassen und knurrte übertrieben böse.
Maggie knuffte ihre Freundin und sagte: „Familieninterna.“
Am Abend drängten sich große Schülertrauben vor den schwarzen Brettern. Lyzette schaffte es, einen Blick auf den Sonderstundenplan zu erhaschen.
„Sir Henry war in den letzten Tagen total nervös. Das ist Eins.“ Sie zählte an den Fingern mit. „Heute Nachmittag ist er gerannt wie ein angestochener Hase. Das ist zwei. Und jetzt hat er zwei Wochen Sonderurlaub. Drei. Könnte es sein, dass der Stammhalter angekommen ist?“ Erwartungsvoll sah Lyzette hinüber zu Maggie. Die hob den Blick von einer Karte, die eine Schleiereule gerade gebracht hatte, und sagte gedehnt: „Nein.“
„Sondern?“, fragte Lyzette zweifelnd. Sie war so sicher gewesen, dass ihre Vermutung stimmte.
„Es ist ein Mädchen.“
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