von käfer
Vorab @shadow: Ich weiß auch nicht, wie man Maggies Eltern wieder dazu bringen könnte, sich zu vertragen...
Maggie
„Mich braucht gar niemand zum Bahnhof zu bringen. Ich bin groß genug, um allein mit dem Bus zu fahren.“ Tränen rannen über Maggies Gesicht. Gestern Abend hatte es Zoff gegeben, weil die Mutter darauf bestanden hatte, Maggies Koffer zu kontrollieren und Maggie sich dem widersetzt hatte – sie wollte sich nicht wieder ihre Sachen wegnehmen lassen. Der Vater hatte sich auf Maggies Seite gestellt und den ganzen Abend hallte das Haus vom wütenden Streit der Eltern wider. Weinend saß Maggie bei Janet in der Küche, bis die Mutter dorthin kam und eine Szene machte.
Anlass für den morgendlichen Streit war der gut gemeinte Vorschlag des Vaters, nachdem sie Maggie gemeinsam zum Zug gebracht hätten, könne sich die Mutter den Nachmittag in London vertreiben, er habe noch einen geschäftlichen Termin wahrzunehmen. Die Sache gipfelte schließlich darin, dass die Eltern behaupteten, Maggie nicht gemeinsam zum Zug bringen zu können, aber jeder für sich allein das Recht dazu in Anspruch nahm.
Maggie raste in ihr Zimmer, griff den Koffer und sprang aus dem Fenster. Sie eilte zur Straße, hob den Zauberstab und dachte: `Ich will hier weg.´ Abwartend stand sie da. Junghexen und Zauberer ab dem 13. Lebensjahr durften allein mit dem Fahrenden Ritter reisen. Die Zweitklässler hatten eine kurze Einweisung bekommen, wie man den Bus rief und Maggie fragte sich, ob es geklappt hatte.
Nach kurzer Zeit tauchte ein dreistöckiger Bus auf und hielt punktgenau vor Maggie an. Die Tür ging auf, ein hochaufgeschossener, dürrer alter Mann in einer historisch anmutenden Uniform trat heraus und sagte: „Willkommen im Fahrenden Ritter, dem Transportmittel aller gestrandeten Hexen und Zauberer. Wohin soll denn die Reise gehen, kleines Fräulein?“
„Nach London, King´s Cross Station.“
„Ah, Hogwarts, stimmt´s? Heute ist der erste September. – Macht 30 Sickel.“
„Ich – ich hab´ nur Muggelgeld“, antwortete Maggie kleinlaut.
„Macht nichts. Das kriegen wir schon umgetauscht.“
Aufatmend stieg Maggie ein und ließ sich in den bequemen Sessel plumpsen, den der Schaffner ihr zuwies.
Sie sah sich um und seufzte. Wie altmodisch es in der Zaubererwelt manchmal zuging – welcher Bus oder Zug hatte schon noch einen Schaffner? Es gab überall Automaten, die zuverlässig Fahrkarten verkauften oder Auskünfte gaben, aber es war doch etwas anderes, mit einem Menschen zu reden…
Maggie und Lyzette
Maggie war viel zu zeitig auf dem Bahnhof; sie war die erste, die durch die Absperrung ging, kaum dass der Zug bereitgestellt worden war. Sie setzte sich in das Abteil ganz hinten, dass sie für gewöhnlich mit Lyzette teilte.
Lyzette kam wieder einmal auf den letzten Drücker. Maggie, die sich inzwischen Sorgen gemacht hatte, sprang auf. Schweigend umarmten sich die Freundinnen.
Als der Zug anruckte, sagte Lyzette leise: „Deinen Briefen nach zu urteilen, hattest du keine besonders fröhlichen Ferien, oder?“
Maggie winkte ab.
„Wenn du möchtest, erzähl´s mir. Vielleicht fühlst du dich dann besser.“
„Gibt nicht viel zu erzählen“, erwiderte Maggie rau. „Cattermoles Gefangenenlager war fast noch besser als der ganze Rest der Ferien. Großmama Bansleys Standardsatz war: ´Kein Wunder, dass deine arme Mutter so mit den Nerven runter ist.´ Von früh bis spät durfte ich mir das anhören.
Oma Duncan hat zwar nicht so genervt und war sogar mit mir Klamotten kaufen, aber ansonsten war es bei ihr total langweilig.
Und meine Eltern – die streiten sich nur noch.“ Maggie schluckte. „Ich bin hinten zum Fenster raus und ganz allein mit dem Fahrenden Ritter nach London gekommen. Wer weiß, ob die überhaupt schon gemerkt haben, dass ich fort bin.“ Nun kamen ihr doch die Tränen. Aber Maggie wollte nicht weinen. Energisch fuhr sie sich mit dem Ärmel über das Gesicht.
„Einen Lichtblick gab es aber.“ Maggie versuchte ein Grinsen. „Ich war zwei Tage bei Onkel Henrys Mutter und seinen Geschwistern eingeladen.“
Lyzette stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
„Weißt du, die haben zwar nicht so ein großes, schönes Haus wie wir und alle Kinder zusammen besitzen weniger Spielzeug als einer meiner Brüder alleine, aber das macht gar nichts. Die Wildes sind eine ganz fröhliche, herzliche Familie. Es war, als würde ich einfach dazugehören. Und Mrs. Wilde hat gesagt, ich könne jederzeit zu ihr kommen. Wenn es daheim ganz schlimm wird, mache ich das auch.“
Wieder musste sich Maggie die Augen wischen. „Jetzt erzähle du aber mal“, sagte sie betont forsch, „wie war es in der Schweiz?“
Statt einer Antwort stand Lyzette auf, wühlte in ihrer Tasche und überreichte Maggie ein bunt eingewickeltes Päckchen. „Für dich. Mach´s gleich auf!“
Zum Vorschein kam ein Photo-Viewer mit hunderten von Bildern. Lyzette, Katie und Susie hatten witzige Kommentare dazu gesprochen und zum ersten Mal seit langem lachte Maggie wieder laut und fröhlich. Ein Wermutstropfen blieb jedoch: sie wäre so gern dabeigewesen.
Als sie beim letzten Bild angekommen waren, sagte Lyzette: „Weißt du was? Meine Eltern haben Susie und Katie für den nächsten Sommer zu uns eingeladen. Es ist schon beschlossene Sache, dass sie kommen – und du bist natürlich auch dabei.“
„Wenn meine liebe Mami mir nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht“, erwiderte Maggie düster.
„Das wird sie nicht, dafür sorgt meine Mutter schon.“
Maggies Antwort ging im Quietschen der Bremsen unter; der Hogwarts-Express hatte sein Ziel erreicht.
Lydia Lupin und Terence Houseman
„Alles in allem wird es nicht leichter, das hohe Niveau der Ausbildung hier in Hogwarts zu halten.“
„Hohes Niveau?“, schnaubte Jack Longbottom verächtlich.
„Jawohl, Professor Longbottom. Die Hogwarts-Ausbildung hat ein hohes Niveau, bewiesen durch Prüfungsergebnisse und Vergleichstests. Mit Ausnahme von Kräuterkunde, aber auch das wird sich ändern, verlassen Sie sich darauf.“
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„Du solltest Longbottom endlich rausschmeißen.“
Lydia hob bedauernd die Hände. „Terence, glaub mir, ich hätte es längst getan, wenn es vernünftigen Ersatz gäbe. Aber schrullige alte Weiblein kann ich nicht einstellen.“
Die Hände auf dem Rücken verschränkt, stand Terence Houseman am Fenster und sah hinaus. „Es gehen seltsame Dinge vor im Ministerium. Mein Bruder berichtet mir immer wieder, dass Leute quasi von heute auf morgen ihre Meinung ändern. Einige der besten Leute haben gekündigt, aus Gründen, die weder er noch Albus Severus nachvollziehen können.
Und neuerdings taucht Longbottom immer öfter im Ministerium auf. Er nimmt regelmäßig an den Versammlungen des Magischen Rates teil; letzte Woche hat er eine einstündige Rede gehalten. Wenn du willst, gebe ich dir mal Bobbys Mitschrift – es dürfte auch für dich von Interesse sein.“
Lydia nickte gedankenverloren. Die letzte Sitzung des Magischen Rates hatte am 21. um 16 Uhr begonnen. Es war aber eindeutig Jack Longbottom gewesen, der ihr an diesem Tag kurz nach vier Uhr nachmittags in der Nähe von Malfoy Manor begegnet war.
„Bist du sicher, dass es unser Jack Longbottom war, der diese Rede gehalten hat? Und war die Versammlung wirklich am 21.?
„Zweimal ja. Ich wollte selbst hingehen, aber du weißt ja, parallel war die Sitzung des Animagus-Verbandes.“
Lydia schüttelte den Kopf und stieß die rechte Faust in die linke Handfläche.
„Was ist?“
„Irgendetwas stimmt nicht. Ich habe Longbottom am 21. in der Nähe seines Hauses getroffen, zu einer Zeit, als er nach deiner Aussage in London in der Ratsversammlung saß. Und es war Longbottom, dem ich begegnet bin, das schwöre ich.“
Jetzt war es an Terence, den Kopf zu schütteln. „Ich rede noch mal mit Bobby, gleich heute Abend.“
„Tu das. Ich will wissen, was mit unserem Kräuterkunde-Professor los ist. – Sag mal, ist dir auch aufgefallen, dass er über den Sommer unwahrscheinlich gealtert ist?“
„Stimmt, besonders erholt sah er nicht aus.“
Lydia, hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. „Irgendwas ist faul mit dem Kerl, und das ist nicht nur sein Körpergeruch.“
Terence Houseman fuhr herum. „Er führt ein Doppelleben. Einerseits führt er die Geschäfte von Scorpio Malfoy weiter und mischt sich in die Politik ein, andererseits ist er hier Lehrer. Wie schafft er das?“
Mit aufgerissenen Augen sah Lydia ihren Stellvertreter an.
Maggie
In der ersten Schulwoche erhielt Maggie außergewöhnlich viel Post und sogar ein Päckchen. Letzteres kam von Samantha Wilde und enthielt Kleidungsstücke. Obenauf lag ein Brief:
Liebe Maggie!
Als Du bei uns warst, konnte ich überhaupt nicht verstehen, warum Du so neidisch auf meine einfachen, billigen Kleider warst. Nachdem Deine Großmutter aber erzählt hatte, was für Scheußlichkeiten Du im Koffer hattest, habe ich es begriffen.
In den letzten Monaten bin ich ein wenig „ins Kraut geschossen“ und nach einer gründlichen Durchsicht ist mein Schrank jetzt ziemlich leer. Mit Mums Genehmigung schicke ich Dir alles, von dem ich meine, es könnte Dir passen und gefallen. Du darfst alles behalten, wenn Du möchtest, aber schicke mir doch bitte zurück, was Du nicht anziehst.
…
Viele liebe Grüße
Sam
Maggie bekam ein schlechtes Gewissen. Sie wusste, dass Mrs. Wilde die getragenen Sachen von Samantha in den Second-Hand-Laden brachte und dafür Schulsachen besorgte. Am liebsten hätte sie das ganze Paket zurückgeschickt, aber Lyzette meinte, dass Samantha dann vielleicht beleidigt sei.
Maggie sortierte also aus und behielt am Ende weit mehr als die Hälfte der Kleidungsstücke. Endlich musste sie nicht mehr die ganze Zeit in Schuluniform herumlaufen. Dass sie jetzt verspottet wurde, weil sie „so billige Fähnchen“ trug, störte sie nicht, denn es waren hauptsächlich Rosy Flint und Alice Benson, die stichelten. Und deren Äußerungen überhörte Maggie geflissentlich, auch wenn oft weh tat, was sie sagten.
Maggies Eltern hatten ihr getrennte Briefe geschrieben. Der Vater beklagte sich über die Mutter, die Mutter beklagte sich über den Vater und beide machten Maggie dafür verantwortlich, dass im Hause Duncan Streit herrschte. Maggie war wütend und schickte einen Heuler nach Hause. Wie ihre Eltern darauf reagierten, war egal. Hogwarts war unerreichbar für ignorante Muggel…
Ein dicker Brief kam von Patrick und Maggie bekam für eine ganze Weile nicht viel von ihrer Umgebung mit. Patrick verstand so gut, sie zu trösten…
Die interessantesten Zeilen schickte jedoch Tante Sylvie. Maggie grinste in sich hinein, als sie las, dass sich in der Familie Wilde Zuwachs ankündigte. Dann machte sie sich allerdings Gedanken darüber, wie ihre Mutter wohl darauf reagieren würde. Ob Sally ihrer kleinen Schwester „gute Ratschläge“ gab? Hoffentlich war Tante Sylvie schlau genug, selbst zu entscheiden, was sie tat und wie sie ihr Kind später erzog. Sally war im Moment eher ein abschreckendes Beispiel.
Wahrscheinlich wurde nun nichts aus Sylvies Plan, Maggies Eltern zu helfen, zur Vernunft zu kommen. Die Tante hatte bestimmt genug damit zu tun, ein Kinderzimmer einzurichten…
Erst viel später beschlich Maggie ein schrecklicher Gedanke: Was würde passieren, wenn Onkel Henry, wenn Professor Wilde in Hogwarts aufhören würde? Angst presste Maggies Herz zusammen, aber sie wagte nicht, mit irgendjemandem darüber zu reden, selbst Lyzette erfuhr nichts. Was ging es die Schüler an, wenn einer der Lehrer Vater wurde?
Jack Longbottom
schaute in den Spiegel und fluchte. Die Nacht hatte deutliche Spuren hinterlassen, zu deutliche! Wie hätte er aber auch ahnen können, dass dieser Robert Houseman so ein Mistvieh von Riesenköter hat! Jack hatte es mit Mühe und Not geschafft, über den Zaun zu klettern wie ein verdammter Muggel, denn auf dem Grundstück von Houseman lag neben etlichen anderen Schutzzaubern auch ein Anti-Disapparierfluch. So etwas sollte verboten werden!
Grummelnd betrachtete Jack die Kratzer im Gesicht und an den Armen. Da würde er wohl nur Aloe-Vera-Serum drauftun können, Diptamlösung half bei ihm einfach nicht. Von wegen, Diptam heilt alle Wunden! Und dann musste er sich eine plausible Ausrede für die lieben Kollegen einfallen lassen, vor allem für Houseman. Jack hatte endlich in Erfahrung bringen können, wer der Houseman im Ministerium war: der Zwillingsbruder des stellvertretenden Schulleiters. Kein Wunder also, dass die Lupin über bestimmte Dinge so gut Bescheid wusste! Terence Houseman klebte ebenso oft mit der Lupin zusammen wie mit seinem Bruder.
Da hatte Jack eine Idee. Die Lupin hatte ihn dazu verdonnert, die Venemosa Tentacula im Gewächshaus zwei zu stutzen, nachdem ein paar Schüler gebissen worden waren. Er sah nach der Zeit. Es war drei Uhr morgens. Der Zeitumkehrer ließ sich höchstens sieben Mal drehen, er würde also bei acht Uhr abends landen. Wo war er da gewesen? Nach dem Abendessen in der Großen Halle war er noch kurz in sein Büro gegangen und hatte dann bis gegen zehn im Sessel am Kamin gesessen. Das passte. Als er losgezogen war, um Robert Housemans Cottage zur Explosion zu bringen, war er niemandem begegnet. Es dürfte sich also keiner wundern, wenn er ihm nun über den Weg laufen würde. Nur die Kratzer musste Jack gut verbergen. Er setzte den Hut mit der breiten Krempe auf und zog ihn tief ins Gesicht. Wenn er nicht gerade direkt von vorn angeleuchtet wurde, dürfte niemand etwas bemerken.
Auf dem Weg zu den Gewächshäusern begegnete Jack Lydia Lupin; hastig bog er in eine Abkürzung ein. Es war ganz gut, dass die Alte ihn gesehen hatte. An seinem Ziel angekommen, machte Jack das Licht im Treibhaus so hell wie möglich und lief absichtlich an der Glaswand hin und her. Irgendeiner würde ihn schon bemerken; die spionierten ihm doch alle nach. Dann machte er sich mit der schärfsten Klinge, die er finden konnte, über die Ranken der bissigen Pflanze her und kassierte noch ein paar Striemen und Bissspuren im Gesicht. Die Ranken warf er auf den großen Komposthaufen, wo sich ein paar gefräßige Flubberwürmer gleich darüber hermachten.
Dann ging er auf dem längsten möglichen Weg zurück in seine Räume. Dummerweise war der einzige Lehrer, dem er begegnete, Jonathan Perkins. Der Alte bemerkte tatsächlich Jacks zerschrammtes Gesicht: „Was bei Merlins Zipfelmütze ist denn mit Ihnen passiert, Longbottom? Sie sehen ja aus, als wären Sie in einen Kampf mit Teufelsschlingen verwickelt gewesen.“
Das war das perfekte Stichwort für das perfekte Alibi! „So ähnlich! Die Venemosa Tentacula in Gewächshaus zwei war so gewuchert, dass die Schüler nicht mehr in Ruhe arbeiten konnten. Es war ein harter Kampf, aber ich habe das Zeug stutzen können.“
Perkins machte ein Geräusch und eine Geste, die Jack nicht deuten konnte. Sie hätten Verständnis und Bedauern ausdrücken können, aber auch Hohn und Spott. Egal, Hauptsache, ihn hatte jemand gesehen, wie er zerschunden aus dem Gewächshaus kam.
Inzwischen war es kurz nach zehn; Jack sah gerade noch einen Zipfel seines Umhanges auf der Wendeltreppe zum Seitenausgang im Nordflügel verschwinden. Perfekt.
Jack wusch sich mit lauwarmen Wasser und überlegte dabei, was er mit der Nacht noch anfangen könnte. Um drei Uhr musste er im Badezimmer sein, sonst würde er sich wieder selber suchen müssen. Aber er hatte keine Lust, irgendetwas zu tun. Also zog er sich aus, stellte den Wecker auf zwei Uhr fünfundvierzig und kroch ins Bett. Müde war er aber auch nicht, also begann er, über seine nächsten Schritte nachzudenken. Übermorgen war Zahltag, das durfte er nicht verpassen. Lord Voldemort hatte seine Gefolgsleute nicht bezahlt, er hatte geglaubt, dass alle aus purem Idealismus für ihn arbeiteten. Diesen Fehler würde Jack nicht wiederholen. Seine Diener bekamen Lohn und hatten stets die Aussicht auf mehr Geld für bessere Leistungen. Einem Batzen Gold lief man eher hinterher als nebelhaftem Ruhm.
Und Lord Voldemort hatte noch etwas falsch gemacht: er hatte viel zu viele wichtige Dinge seinen Leuten überlassen, statt sich selbst darum zu kümmern. Das Tagebuch des Lords enthielt zwar kaum Klartext, aber einiges konnte Jack sich zusammenreimen, wenn er die verschiedenen Eintragungen mit anderen Notizen verglich, die er in der Villa gefunden hatte. Und genau deshalb war er heute Abend aufgebrochen, um Robert Houseman zu beseitigen. Dumm nur, dass er scheitern würde…
Über diesen Gedanken musste er wohl eingeschlafen sein, jedenfalls erwachte er von lautem Rasseln. Mühsam quälte Jack sich aus dem Bett. Ihm taten alle Knochen weh, der Magen brannte und der Kopf wollte explodieren. Mit tränenden Augen suchte er in seinem Medizinschrank nach Gehirnklar und Schmerzfrei, dann begab er sich ins Bad und stellte sich unter die Dusche, ohne das Wasser aufzudrehen. Neuerdings brannte ihm die Haut, wenn er duschte oder badete, so dass er darauf lieber verzichtete. Er sah sich hereinkommen, vor den Spiegel treten und hörte laute Flüche, ehe er zum Stundenglas griff und verschwand. Aufatmend trat Jack aus der Dusche und vor den Spiegel, um das Aloe-Vera-Serum aufzutragen.
Viel zu langsam begann die Medizin zu wirken, ließ das Hämmern im Kopf nach, hörte der Magen auf zu brennen. Jack kämmte sich und stieß einen Fluch aus, viel schlimmer als vorhin. Im Kamm blieben ganze Büschel von seinem Haar hängen und als er mit der Hand über den Kopf tastete, hielt er Strähnen dünnen, strohtrockenen grauen Haars zwischen den Fingern. Wenige Minuten später stand Jack Longbottom mit spiegelnder Glatze da, genau wie damals, als er begonnen hatte, Schlafkurztrank zu nehmen.
Wohl oder übel musste Jack noch einmal aus dem Haus und sich eine Perücke besorgen. Eines stand schon fest, seit er bemerkt hatte, dass die eingepflanzten Haare nicht mehr hielten: er würde diese Prozedur nicht noch einmal über sich ergehen lassen.
Albus, der Geist
Wieso ist mir Jack Longbottom gerade eben auf der Treppe begegnet, wenn er jetzt seine Wohnungstür aufschließt?????
Das ist merkwürdig, höchst merkwürdig. Dem muss ich auf den Grund gehen. Die Wohnungen der Lehrer sind zwar tabu für unsereinen, aber Tabus kann man brechen…
PS: Jack wurde doch gesehen, als er von dem missglückten Überfall zurückkam, aber dazu mehr im nächsten Kapitel...
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