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Fanfiction

WoherWohin - Hochzeit

von käfer

Vorab: @shadow: Bitte schlag nicht zu dolle zu, wenn Du Jack mit dem Besen verhaust! Meine Story wäre im Eimer, wenn er vor dem Ende kaputt gehen würde!!!


Maggie

„Was habe ich denn nun schon wieder verbrochen?!“ Zusammengesunken hockte Maggie da und starrte auf das Memo in ihrer Hand. „Ich soll morgen nachmittag um drei Uhr bei Professor Lupin sein. – Ob der Longbottom sich bei ihr beschwert hat, wegen gestern? Als ob diese Riesen-Strafarbeit nicht ausreichen würde! Die gesamte Schulordnung soll ich abschreiben und auswendig lernen, der hat doch ´ne Macke!“
„Hey, wer hat denn gesagt, dass du das eigenhändig abpinseln musst? Diktiere doch einfach deiner Feder, dabei lernst du es gleich.“
„Lyzette, wenn ich dich nicht hätte! Mein Kopf ist so vollgestopft, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.“
In der Tat hatte Maggie in den vergangenen Wochen wenig Positives erlebt.
Weil sie unbedingt den Stoff für die Zaubertränke-Begabtenförderung aufholen wollte, hatte Maggie oft bis in die Nacht hinein gelernt.
Auf die Aufnahmen aus dem Gemeinschaftsraum hatte die Mutter mit einem Heuler geantwortet. Maggie empfand es als Verrat, dass Tante Sylvie sich dazu hergegeben hatte. Nach wie vor trug Maggie von früh bis spät ihre Schuluniform.
Von Großmutter Duncan hatte sich Maggie zum Geburtstag dunkelgrünes Glanzgarn gewünscht und pinkfarbenes bekommen. „Tut mir Leid, Schätzchen, aber grün war schon alle.“ Da war dieses Wort wieder – Schätzchen! Dagegen hatte Maggie allmählich eine Art Allergie entwickelt.
Ihre miese Laune hatte Maggie im Unterricht zu unbedachten, grantigen, ungehörigen Äußerungen getrieben, die Punktabzüge und Strafarbeiten zur Folge hatten.
Kein Wunder also, dass Maggies Wochenendstimmung schlagartig verflogen war, als sie das Memo gelesen hatte.
Genau zwei Minuten vor um Drei stand Maggie am Freitagnachmittag vor dem Direktionsbüro, mit sauberen Händen, klopfendem Herzen und sich überschlagenden Gedanken.

„Guten Tag, Maggie! Bitte, setz dich!“ Die Direktorin musterte Maggie eine Weile schweigend, ehe sie begann: „Deine Eltern haben mich gebeten, dich dieses Wochenende nach Hause zu schicken. Deine Tante feiert ihren Geburtstag und hat die ganze Familie eingeladen.“
In Maggies Ohren rauschten ganze Wasserfälle. Es war völlig unüblich, wegen des Geburtstags einer Tante Sonderurlaub zu bekommen; es war noch nicht einmal ein runder Geburtstag. Und Tante Sylvie hatte noch nie die ganze Familie eingeladen, sie feierte sonst immer nur mit ein paar Freundinnen. Und warum lächelte Professor Lupin so komisch wissend?
„Du reist per Portschlüssel nach Hause und am Sonntag dann auch wieder hierher. Sei bitte in einer Stunde wieder hier.“
Vor lauter Verwirrung vergaß Maggie sogar, in die Bibliothek zu rennen und nachzuschauen, was ein Portschlüssel war.

„Hey, was ist denn mit dir passiert?“, fragte Lyzette, „du siehst ja aus, als wärst du der Moorhexe begegnet.“
„So fühle ich mich auch. Ich soll am Wochenende nach Hause kommen, weil Tante Sylvie ihren Geburtstag ganz groß feiern will. Das ist total unlogisch!“ Maggie riss ihren Schrank auf und kramte in den Sachen herum. Was sollte sie anziehen? Sollte sie der Mutter in den Kleinkinderklamotten gegenübertreten? Lieber nicht, die Mutter würde sich bloß freuen und einen Spruch mit „Na siehst du“ loslassen. Dann doch lieber die Schuluniform anbehalten.
Maggie packte ihre Rechenaufgaben ein und ließ ihre Schuhe sich selbst putzen. Pünktlich traf sie wieder vor dem Direktionsbüro ein. Professor Lupin warf einen fragenden Blick auf die Schuluniform, sagte aber zu Maggies Erleichterung nichts dazu.
„Weißt du, was ein Portschlüssel ist?“
Maggie fühlte ihre Ohren heiß werden und schüttelte den Kopf.
Professor Lupin gab ihr einen verzierten silbernen Handspiegel. „Hier, das ist einer. Portschlüssel sind Gegenstände, die so verzaubert sind, dass sie einen zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort bringen. Wenn der Spiegel hellblau leuchtet, musst du ihn anfassen, dann wirst du innerhalb von ein paar Sekunden nach Hause getragen. Und am Sonntagnachmittag um vier fasst du ihn wieder an und landest vor den Toren von Hogwarts. Hast du verstanden?“
Maggie nickte. In dem Augenblick wurde der Spiegel blau und Maggie fühlte sich nach oben gerissen. Für einen kurzen Moment sah sie unter sich das Schloss, dann wurde sie herumgewirbelt und landete schließlich unsanft auf dem Rasen hinter dem Haus ihrer Eltern.
Janet, die dicke Köchin, sah aus der Tür, sich im Laufen bekreuzigend rannte sie zu Maggie. „W-w-was zum Kuckuck war das gerade? M-m-miss Maggie, sind Sie das?“
„Schon gut, Janet, ich wollte dich nicht erschrecken.“
Maggie ging ins Haus und suchte ihre Eltern. Gleich nach der Begrüßung fragte die Mutter in verdächtig scharfem Ton: „Hattest du keine Zeit mehr, dich umzuziehen, oder warum trägst du noch die Schuluniform?“
Maggie biss sich auf die Unterlippe. „Ich fühle mich in den anderen Sachen einfach nicht wohl. Es reicht schon, wenn sich die anderen über meine Nase lustig machen, da muss ich ihnen nicht mit komischen Klamotten noch mehr Gelegenheiten zum Lästern bieten. Das tut echt weh!“
Die Mutter sah mit gerunzelten Brauen auf ihre Tochter herunter. „Was heißt hier ´komische Klamotten´? Was ich dir eingepackt habe, sind alles normale Kindersachen.“
„Eben“, erwiderte Maggie trotzig. „Kindersachen, für Fünfjährige. Damit kann man sich heutzutage mit dreizehn nicht mehr unter seinesgleichen wagen, ohne ausgelacht zu werden. Stell dich doch mal vor die Schule, in die ich früher gegangen bin, und guck dir an, was die Mädels anhaben. Und die sind alle kleiner als ich!“
„Du kommst aus einer normalen Familie und ziehst dich normal an! Was die anderen machen, interessiert mich nicht!“
Wütend zuckte Maggie mit den Schultern und verschwand in ihrem Zimmer. Als sie ihren Kleiderschrank öffnete, traf sie fast der Schlag. All ihre selbstgekauften Lieblingsstücke und die Geschenke von Tante Sylvie waren verschwunden, nur das, was die Mutter ausgesucht hatte, war noch da.
Als Maggie in ihrer Schuluniform zum Abendessen erschien, schwieg die Mutter, aber ihre Blicke kündigten ein Gewitter an. Das kam dann auch prompt nach dem Essen. Maggie war schnell genug gewesen und hatte sich aus dem Wohnzimmer einen Versandhauskatalog geangelt. Nachdem die Mutter eine Viertelstunde lang auf Maggie herumgehackt hatte, ohne auf Gegenwehr zu stoßen, ging ihr die Luft aus und Maggie konnte sprechen: „Mum, bitte! Wenigstens das olivgrün-bordeauxrot-changierende Kleid hättest du mir lassen können, das hast du im Sommer noch gut gefunden.“
„Wer weiß, wie du mich behext hast, dass ich dir das genehmigt habe!“
„Schau mal hier rein und guck dir an, was die Mädels in meinem Alter anhaben.“ Maggie schlug den Katalog auf. „Hier, siehst du das? Was anderes will ich doch gar nicht haben, nur ein bisschen was modernes und nicht das kratzige Zeug von Oma.“
„Maggie!!!“
Maggie seufzte. Es war hoffnungslos. Trotzdem machte sie noch einen letzten Versuch und blätterte auf die Seiten mit Kleinkindermode vor. Da leuchtete ihr der rosafarbene Pullover mit den Kätzchen entgegen. „Guck mal, die Kleine ist doch höchstens drei. Weißt du, wie die anderen gelacht haben, als ich damit im Gemeinschaftsraum aufgekreuzt bin? Ich habe seit Weihnachten nichts anderes mehr an als die Schuluniform.“
Die Mutter zuckte mit den Schultern. „Wenn dir das andere nicht gut genug ist, musst du eben die Schuluniform anlassen.“
Klapp, war die Tür zu und Maggie blieb mit ihrem Kummer allein. Vorsichtshalber steckte sie den Zauberstab weit weg. Den Portschlüssel-Spiegel legte sie auf den Schreibtisch. Dann schloss sie die Tür ab und begann, ihre Kleider zu sortieren. Am Ende lagen drei Stapel auf dem Bett. Der kleinste war der mit den Sachen, die man zur Not noch anziehen konnte, der größte der mit den Dingen, die zum Glück zu klein geworden waren. Den dritten hätte Maggie am liebsten in den Gartenteich geworfen, aber angesichts von Mutters schlechter Laune ließ sie es sein. Das konnte ja morgen eine tolle Geburtstagsfeier werden! Maggie hatte die Wahl, entweder in ausgewaschenen Bluejeans und tintenblauem Sackpullover hinzugehen oder aber in ihrer Schuluniform.
In dieser Nacht schlief Maggie sehr unruhig. Sie träumte davon, dass ihre Mutter sie in ein Kaufhaus mit lauter rosa Sachen schleifte. Maggie riss sich los und wollte wegrennen, aber sie kam nicht schnell genug voran. Außerdem wusste sie nicht, wohin, und gelangte in eine Abteilung mit gelben Strampelanzügen in Übergröße und die Mutter zwängte sie in so ein Dings hinein. Maggie bekam keine Luft mehr und wachte keuchend auf.

Beim Frühstück herrschte merkwürdige Stimmung. Die Mutter war sichtlich und hörbar aufgeregt, sie redete ununterbrochen und gab ihrer Verwunderung Ausdruck, dass ihre Schwester zwar nachdrücklich darauf bestand, keine Geschenke bekommen zu wollen, aber ihren Geburtstag ganz groß und mit allen Freunden und Verwandten feiern wollte. „Und sie besteht darauf, dass wir alle festlich gekleidet sind.“
In Maggies Hals wuchs ein Kloß. Sie hatte in ihrem Kleiderschrank nichts mehr gefunden, was sie auch nur halbwegs unter „festliche Kleidung“ einordnen könnte.
„Mum, kann ich nicht wenigstens ein paar von meinen Sachen zurückbekommen? Ich habe überhaupt nichts festliches im Schrank.“
„Mach dir keine Sorgen, Schätzchen, ich habe dir etwas hübsches gekauft.“
Da war dieses dumme Wort wieder! Schätzchen! Hilfe! Der Kloß in Maggies Hals wuchs. So, wie die Mutter mit ihr gesprochen hatte, sprachen andere Mütter mit ihren fünfjährigen Töchterchen. Und wer weiß, was die Mutter, so wie sie derzeit unter Geschmacksverirrung litt, unter „etwas hübschem“ verstand. Maggie dachte an ihren Traum mit den rosa Sachen.
Es kam schlimmer. Nach dem Frühstück kündigte die Mutter für Maggie eine tolle Überraschung an und führte sie in das Bügelzimmer. Dort hing ein zitronengelbes Etwas mit engem Oberteil, Puffärmeln, Rüschen und einem Tüllrock. „W-w-was ist das denn?“, fragte Maggie und kannte doch die Antwort.
Schon war ein leichter Anflug von Ärger im Gesicht der Mutter zu erkennen. „Du wolltest doch immer so was haben. Also – bitte schön. Das darfst du heute anziehen, aber erst kurz bevor wir gehen, damit du dich nicht schmutzig machst.“
Maggie schrie: „Begreifst du immer noch nicht, dass ich keine fünf mehr bin!?! So was wollte ich haben, als ich vier war! Aber doch jetzt nicht mehr!“
Das Geschrei hatte den Vater auf den Plan gerufen. „Was ist denn los?“
„Die kleine Madam weiß wieder mal nicht, was sie will. Erst wünscht sie sich so ein Kleid, und jetzt will sie es nicht anziehen.“
Neil Duncan sah stumm zwischen seiner Frau und seiner Tochter hin und her. Maggie sagte weinend: „So was wollte ich haben, als ich fünf oder sechs war, da hatten alle Mädchen so ein Kleid. Aber inzwischen bin ich dreizehn, da kann ich doch keine Babykleider mehr anziehen. Das ist peinlich!“
Der Vater fand seine Sprache wieder: „Ich glaube wirklich, dass Maggie inzwischen andere Sachen tragen möchte. Außerdem dürfte ihr das etwas zu klein sein.“
„Probier´s an!”, bellte die Mutter.
Maggie versuchte, sich in das Kleid zu zwängen, zu ihrer größten Freude war es vergebens. Die Mutter schimpfte vor sich hin.
Am Ende trug Maggie eine zu weite hellbraune Hose aus einem synthetischen Material, das kratzte und schnell Fäden zog, und dazu eine blaukarierte Bluse mit Schleifchen auf den Brusttaschen. Sie fand sich schrecklich und kein bisschen festlich und nahm sich vor, so schnell wie möglich von der Feier zu türmen und sich zu verstecken. Vielleicht gelang es ihr, mit Tante Sylvie unter vier Augen zu reden.

Weil der Vater wieder zum Aufbruch gedrängt hatte, lange ehe es Zeit war, loszufahren, waren die Duncans die ersten, die in dem Landhotel ankamen. Noch nicht einmal Tante Sylvie war da. Sie wurden auf einen Kaffee ins Restaurant gebeten, es war nicht besonders gut besucht, aber Maggie fühlte jeden einzelnen Blick wie tausend Nadelstiche auf sich. Was mochten die Leute wohl denken, wenn sie eine Familie sahen, bei der Vater und Söhne in dunklen Anzügen und blütenweißen Hemden auftraten, die Mutter ein Kleid nach der allerneuesten Pariser Mode trug, und die Tochter in Schlabberhosen und karierter Bluse danebenstand?
Nach einer endlosen Zeit kamen die anderen, allen voran Oma Bansley. Sie begrüßte Sally: „Sag mal, weißt du, was das ganze hier soll? Von wegen festlicher Kleidung und so? Deine Kleine wollte wohl wieder nicht in ein Kleid schlüpfen, was?“
Maggie verschwand auf der Toilette und ging so der Oma aus dem Weg.
Die Familie war nicht groß. Eine alte Tante kam mit ihrem Lebensgefährten, zwei Cousins mit ihren Frauen, aber zu Maggies Erleichterung ohne die Kinder. Die fünfzehnjährige Cynthia wollte Model oder Schauspielerin werden, am besten beides, und sie hätte Maggie den ganzen Abend Vorträge über Mode gehalten. Etwas anderes kannte sie nämlich nicht.
Tante Sylvies Freundinnen standen in zwei kichernden Grüppchen beieinander. Dann und wann warf die eine oder andere einen Blick auf Maggie.
Endlich erschien Tante Sylvie. Im krassen Gegensatz zu ihren aufgetakelten Gästen trug sie ein schlichtes graues Kostüm.
Sylvie begrüßte ihre Familie und Freunde, führte sie in ein Zelt und bat alle, Platz zu nehmen und noch ein paar Minuten Geduld zu haben.
Die Stühle standen in Reihen wie im Kino; Maggie löste sich von ihrer Mutter und setzte sich in die letzte Reihe hinter die dicke Grace.
Tante Sylvie kam wieder zum Vorschein. Sie trug nun ein bezauberndes smaragdgrünes Kleid und hatte eine Blume im Haar. Sie sprach, aber Maggie hörte nicht zu, sie sah nur das Kleid an und träumte davon, es selbst zu tragen.
Plötzlich standen alle auf. Mechanisch tat Maggie es ihnen nach. Das Blut gefror ihr in den Adern. Neben Tante Sylvie stand, gekleidet in einen schwarzviolett glänzenden Anzug, Henry Wilde.
Wie betäubt und wie durch Wasser hindurch beobachtete Maggie, was vorn vor sich ging. Sie kam erst wieder zu sich, als sich das Paar unter dem Beifall aller Gäste küsste.
Tante Sylvie hatte soeben Maggies Tränkeprofessor geheiratet. Sylvie Wilde. Onkel Henry.
Maggie hoffte, dass alles nur ein böser Traum war. Doch der Griff der Mutter an ihrem Oberarm schmerzte sehr real. „Maggie! Geh gratulieren!“
Maggie stand stocksteif da und rührte sich nicht. In ihren Ohren rauschte es, vor den Augen tanzten bunte Kringel. Der Vater legte ihr beide Hände auf die Schultern und sah sie besorgt an. „Maggie, was ist denn? Du bist ja ganz grün im Gesicht!“
Mühsam formte Maggie die Worte: „Er-ist-mein-Lehrer.“
„Waaas?“, fragten alle gleichzeitig.
„Der Mann da vorne, der, den Tante Sylvie gerade eben geheiratet hat, das ist mein Lehrer für Zaubertränke.“ Maggie hatte ihre Stimme kaum unter Kontrolle.
„Ach du meine Güte!“, rief der Vater, „Sylvie hätte uns das mal lieber sagen sollen.“
Die Mutter drängte sich wieder nach vorn. „Maggie, mach schon, geh gratulieren. Das gehört sich so!“
Der Vater schob sie sanft beiseite. „Lass sie. Das muss ein Riesenschock für Maggie gewesen sein, den muss sie erst verdauen.“
Maggie sank zurück auf ihren Stuhl und starrte ins Leere. Irgendwann stand eine fremde Frau vor ihr, sah sie an und fragte sanft: „Geht´s dir nicht gut, Mädchen?“
Maggie schüttelte den Kopf.
„Magenschmerzen?“
Maggie schüttelte den Kopf, stand auf und ging weg. Sie versteckte sich in einer Ecke hinter großen Kübelpflanzen. Niemand beachtete sie, bis plötzlich Henry Wilde vor ihr stand.
„Maggie, hallo“, sagte er sanft.
Maggie schluckte und musste sich sehr zusammenreißen, um Professor Wilde nicht anzubrüllen.
„Auch hallo“, quetschte sie heraus.
Henry Wilde lächelte. „Wie es scheint, bin ich jetzt dein Onkel.“
Maggie nickte verlegen und schaute zu Boden. Mit einem Mal wurde ihr wieder bewusst, wie unmöglich sie gekleidet war, das Blut stieg ihr schneller in den Kopf als es herausgeflossen war.
„Das war ´ne ziemliche Überraschung, als ich dich dort hinten gesehen habe, aber noch überraschter war ich, als Sylvie mir gesagt hat, dass du ihre Nichte bist.“
Maggie schwieg betreten. Sie wäre am liebsten geflohen, aber Professor Wilde versperrte ihr den einzigen Ausgang aus ihrem Versteck.
Die fremde Frau von vorhin tauchte wieder auf. „Henry, hast du sie gefunden? Kann ich irgendwie helfen?“
„Ist gut, Mutter. Ich krieg das schon in den Griff. Muss ein ganz schöner Schrecken für Maggie gewesen sein, dass ihre Tante ihren Lehrer heiratet.“
„Ach, DAS ist ihr in den Magen gefahren! Na, da weiß ich Abhilfe.“ Schmunzelnd wuselte die Frau davon und kam ein paar Sekunden später mit einem dampfenden Becher zurück. „Hier, trink. Das gibt dir den Boden unter den Füßen wieder.“
Maggie schlürfte gehorsam das heiße, bitter-süße Gebräu. Belebende Wärme rann durch ihre Kehle, breitete sich im Körper aus, erreichte Zehen und Fingerspitzen. Die Knie hörten auf zu schlottern, das Rauschen in den Ohren ebbte ab.
„Besser?“, fragte Mrs. Wilde.
„Ja, danke.“
„Gut“, sagte Henry lächelnd, „dann kann ich dir jetzt meine jüngeren Geschwister vorstellen.“
Aber so weit sollten sie gar nicht kommen; Tante Sylvie gesellte sich zu ihnen.
„Meinen Glückwunsch, Tante Sylvie“, sagte Maggie mit nunmehr fester, fröhlicher Stimme. „Mir scheint, du hast endlich den richtigen Mann gefunden. Allerdings hättest du mir ruhig einen Wink geben können, dass du mit meinem Tränkeprofessor zusammen bist.“
„Stimmt. Ich wusste auch nicht, dass deine Nichte in Hogwarts lernt“, ergänzte der frischgebackene Ehemann.
Tante Sylvie lächelte verlegen. „Ich wollte nicht, dass Maggie bevorzugt oder strenger behandelt wird.“
Maggie grinste. „So wie ich ihn einschätze, eher letzteres. Obwohl – noch strenger geht kaum.“
„In der Beziehung hatte ich ein gutes Vorbild“, erwiderte Henry. „Übrigens, Maggie, privat steht es dir natürlich frei, mich Onkel Henry zu nennen, aber im Klassenraum sollte ich doch besser Professor Wilde bleiben.“
„Schon klar, Onkel Henry“, sagte Maggie und die Worte fühlten sich gut an auf der Zunge.
Unvermittelt sagte Tante Sylvie: „Weißt du, Maggie, für meine Hochzeit hättest du dich ruhig ein bisschen hübscher machen können.“
Maggie fauchte: „Sag das mal meiner Mutter! Die hat doch darauf bestanden, dass ich das Zeugs anziehe, weil ich in das gelbe Babykleid nicht reingepasst habe, das sie für mich besorgt hatte. - Übrigens finde ich es gemein, dass du für sie den Heuler geschrieben hast.“
"Heuler? Ich habe dir keinen Heuler geschrieben, Ehrenwort. Das kläre ich mit Sally, aber nicht heute."
Für Maggie wäre der Tag gelaufen gewesen, wenn nicht die ältere Mrs. Wilde sie bei den Schultern genommen und zu ihren Jungs geführt hätte. „Die interessieren sich nicht dafür, was du anhast; für die ist es wichtiger, ob du Poker spielen kannst.“
Das stimmte. Maggie hatte zwar nicht viel Übung beim Pokern, aber sie lernte rasch. Als später etwas flottere Musik gespielt wurde, forderte der fünfzehnjährige Patrick sie zum Tanzen auf. „Ich hätte nie gedacht, dass Henrys Lieblingsschülerin so locker drauf ist. Das war heute bestimmt nicht die letzte Partie Poker mit uns beiden.“ Maggie schüttelte grinsend den Kopf, während sie übers Parkett hüpften. Christoph flirtete mit Samantha Wilde, Sally und Neil Duncan saßen bei einem Schoppen Wein beieinander, redeten, lachten und hielten Händchen, Henry Wilde führte seine Schwiegermutter an die Bar und aller Ärger war vergessen.

Am Sonntag fiel das Frühstück mit dem Mittagessen zusammen. Die Duncans waren alle noch ziemlich müde und entsprechend still. Nur die Mutter grummelte vor sich hin und warf dann und wann Maggie einen finsteren Blick zu. Nach der ersten Tasse Tee fragte sie: „Sag mal, Maggie, was war eigentlich gestern mit dir los? Ich habe schon befürchtet, du würdest wieder die ganze Feier schmeißen.“
„Wieso ´wieder´?“, fragte Maggie trotzig, „Ich habe noch nie eine Feier GESCHMISSEN!“
Die Mutter sah sie für einen Moment irritiert an, dann knurrte sie: „Also – was war los?“
„Erschrocken bin ich, das war los! Als ich mitgekriegt habe, dass Tante Sylvie ausgerechnet meinen Lieblingslehrer heiratet, bin ich einfach nur furchtbar erschrocken. Ich hab´ mich gefühlt, als hätte ich eine Faust in die Magengrube gekriegt, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen und eins auf den Deckel gegeben, alles gleichzeitig.“
„So sahst du auch aus“, sagte der Vater und fasste die Mutter beim Handgelenk. „Lass sie in Ruhe, ja? Es ist doch nichts passiert.“
Die Mutter brummte etwas Unverständliches, ließ Maggie aber in Ruhe. Nach dem Essen packte Maggie die paar Sachen zusammen, die ihr tragbar erschienen, dann setzte sie sich hin und versuchte, ihre Rechenaufgaben zu machen. So richtig konzentrieren konnte sie sich nicht, sie hatte Angst, nicht rechtzeitig fertig zu sein, wenn der Spiegel hellblau wurde. Versonnen mit dem Portschlüssel spielend saß Maggie am Tisch, als die Mutter hereinkam. Kaum hatte sie den Spiegel gesehen, war das eigentliche Anliegen anscheinend vergessen.
„Was ist das für ein verziertes Ding? Woher hast du das?“
Maggie fuhr herum, weil die Mutter so scharf gesprochen hatte. „Meinst du den Spiegel? Das ist ein Portschlüssel.“
„Ein was? Sag´ die Wahrheit! Woher hast du das?“
„Das ist nicht wirklich ein Spiegel, sondern ein Portschlüssel. Damit kehre ich nachher nach Hogwarts zurück.“
„Du sollst die Wahrheit sagen! Woher hast du den Spiegel?!“
„Der gehört Professor Lupin. Sie hat ihn mir gegeben, damit ich ganz leicht nach Hogwarts zurückkomme. Der Spiegel ist verzaubert.“
„So´n Quatsch!“
„Mum, das ist kein Quatsch. Hat dir deine Schwester nie was erzählt? Wenn man´s kann, kann man jeden beliebigen Gegenstand so verzaubern, dass er einen an ein bestimmtes Ziel trägt. Professor Lupin hatte wohl zufällig den Spiegel hier in der Hand, damit bin ich am Freitag hergekommen und damit gehe ich in ein paar Minuten auch wieder zurück.“
Die Mutter schüttelte den Kopf. „Gib das Ding her, das sperre ich weg. Du brauchst so was nicht.“
„Mum, neeeiiin!“
Maggies Schrei rief den Vater herbei. „Was ist denn hier los?“
„Guck dir an, was für Schnickschnack deine Tochter neuerdings hat. Einen verzierten Silberspiegel braucht die Dame!“
Maggie hielt krampfhaft den Spiegel fest. „Das ist ein Portschlüssel. Wenn der nachher blau leuchtet und ich halte ihn fest, fliege ich innerhalb von ein paar Sekunden nach Hogwarts. Genauso bin ich hergekommen. Und der Spiegel gehört mir nicht, den muss ich morgen der Direktorin wiedergeben.“
„Stimmt das?“, fragte der Vater streng.
„Ja“, sagte Maggie.
„Sie bindet uns einen Bären auf“, sagte die Mutter.
In dem Moment begann der Spiegel, zartblau zu leuchten. Maggie schaffte es gerade noch, ihre Tasche zu greifen und „Tschüss“ zu sagen, dann wurde sie davongetragen.

Maggie war froh, wieder in Hogwarts zu sein. Eigentlich war sie gern zu Hause und sie liebte ihre Mutter, aber was die im Moment tat und vor allem, warum sie es tat, konnte Maggie nicht verstehen.
Als Maggie ins Zimmer trat, war Lyzette gerade dabei, ihre Palette zu reinigen. Auf der Staffelei stand ihr neuestes Werk: Ein Mädchen mit wehenden Haaren und weißen Gewändern flog auf einem Fabelwesen über einen See dem Sonnenuntergang entgegen. Maggie seufzte neidisch, ließ ihre Tasche fallen und sagte; „Hi, da bin ich wieder.“
Lyzette drehte sich um und runzelte die Brauen. „Hast du immer noch Streit mit deiner Mutter wegen der Klamotten?“
„Nicht nur das.“ Maggie gab sich keine Mühe, den Ärger in ihrer Stimme zu verbergen. „Mum hätte mir beinahe den Portschlüssel weggenommen, nur weil der Spiegel ein bisschen verziert und aus Silber ist. Möchte mal wissen, was in ihr vorgeht.“ Maggie warf die Sachen aus ihrer Tasche aufs Bett.
„Hey, womit könnte ich dich ein bisschen ablenken? – Ach, ich weiß. Du, gestern früh habe ich Sir Henry gesehen, der sah vielleicht schnuckelig aus, ganz so, als wollte er heiraten.“
„Er HAT geheiratet“, erwiderte Maggie dumpf, „und zwar meine Tante.“
„Waaas?“ Lyzette ließ die Palette fallen und starrte Maggie mit aufgerissenen Augen an.
„Sie haben es geheim gehalten bis zum letzten Moment. Wir saßen alle da wie im Kino, keiner wusste, was das sollte, und plötzlich stand Henry Wilde vorn neben Tante Sylvie, dann kam noch so ein Typ und hat was von Liebe und Treue geredet und ihre Hände ineinander gelegt, und dann haben sie sich geküsst. Ein Alptraum, sage ich dir, ein Alptraum!
Aber seine Familie ist richtig nett. Du, stell dir vor, Sir Henry hat noch sieben jüngere Geschwister und alle haben darauf verzichtet, nach Hogwarts zu gehen, damit es keine Probleme gibt, wenn sein Traum in Erfüllung geht und er hier Lehrer wird…“
Maggie blieben die Worte im Hals stecken.
„Was ist denn?“, fragte Lyzette besorgt.
„Hoffentlich muss ich jetzt nicht die Schule wechseln. Ich meine, Lehrer und Schüler dürfen nicht eng miteinander verwandt sein; das habe ich erst am Freitag in der Schulordnung gelesen.“
Ratlos sahen sich die Freundinnen an.




Ob Maggie wohl in Hogwarts bleiben darf?


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