von käfer
Vorab: @shadow: Ich weiß auch nicht, warum Deine Meinung über Jack L. "verpiept" wurde. Ich schwöre, ich war´s nicht!!! (Der Klartext interessiert mich brennend!!!)
Warum die ganze Sache mit Voldemort verheimlicht wird - so genau weiß das niemand. >käfer< vermutet, dass jemand Bestimmtes nicht will, dass man sich daran erinnert und Schlüsse ziehen kann....
Leider muss ich Dir mitteilen, dass Longbottom noch einiges "anstellen" wird, schließlich sind wir noch nicht mal ganz bei der Hälfte der Geschichte angelangt. Lass ihn bitte leben, ich brauche meinen Bösewicht noch!
Und jetzt begleiten wir ihn auf die Geburtstagsfeier seiner Schwiegermama...
Jack Longbottom
Verdammt, verdammt und noch mal verdammt! Diese alberne Feier brachte eine Menge Probleme für Jack. Er hatte seine Wochenendabendaufsicht wegtauschen müssen und nun einen Dienst an einem Wochenende erwischt, an dem er am Freitag ein Treffen seiner Hütergruppe angesetzt hatte und am Samstag das Jahrestreffen der Obersten Hüter stattfinden würde. Da schaffte er es nicht, in seiner Villa zu meditieren und sich auf das Kommende einzustellen. Aber dieses Problem würde sich lösen lassen, er musste sich ja nicht den Stress machen und dort Streife gehen, wo die Gören nachts rumlungerten.
Ein weiteres Problem hatte Jack bereits gelöst. Sein vertrottelter Schwager hatte den unsinnigen Vorschlag gemacht, er könne seinen schwachsinnigen Sohn gleich mitbringen. Jack hatte sich sehr bemühen müssen, ruhig zu bleiben und höflich zu antworten. „Ich halte das für keine gute Idee. Wenn herauskommt, dass Simon mein Neffe ist, wird er die Schule wechseln müssen. Dann kann ich nichts mehr für ihn tun.“ Das hatte Selwyn eingesehen; er würde den Bengel selbst abholen.
Blieb nur noch das größte Problem: Jack musste Lavinia so weit aus ihrer Lethargie holen, dass sie beide ein respektables Paar abgaben, ohne dass seine Frau als allzu munter und selbständig auffiel. Schließlich würden auch einige von Jacks Geschäftspartnern bei der Feier aufkreuzen, da durfte es keine Pannen geben. Vielleicht half dieser Imperius-Fluch, von dem Jack kürzlich in einem der verbotenen Bücher in der Verbotenen Abteilung gelesen hatte. Aber bevor er ihn bei Lavinia einsetzte, musste er ihn ausprobieren, am besten bei der kleinen Heulsuse aus dem ersten Jahrgang.
Da standen die Erstklässler vor ihm und zitterten. So war es richtig: ein Lehrer war eine Person der Macht, vor einem Professor musste man erzittern. Für die heutige Stunde hatte sich Jack für die Gören etwas ganz Übles ausgedacht: sie sollten Faulstrauchknollen ernten. Das war eine äußerst unappetitliche Arbeit, das Substrat, in dem die Knollen lagen, bestand zu einem Drittel aus Drachendung, einem Drittel aus Thestralmist und einem Drittel aus Kompost, dem möglichst viel Bubotubler beigemischt sein sollte. Kein normaler Gärtner erntete Faulstrauch- knollen mit der Hand, aber Jack rechnete nicht damit, dass auch nur eines der Gören im Lehrbuch geblättert und den Erntespruch gefunden hatte. Im letzten Jahr war es ausgerechnet das Schlammblut Hamilton gewesen, die als einzige den Zauberstab gezückt hatte. Jack hatte ihr fünfzig Punkte wegen Nichtbefolgen von Anweisungen abgezogen. Mit Unbehagen erinnerte er sich an den Auftritt, den er daraufhin mit Fairbanks und Houseman gehabt hatte. Das würde ihm dieses Jahr nicht wieder passieren.
Ach ja, die Gören warteten darauf, dass er die Befehle zum Arbeiten gab. Wo stand die Heulsuse? Direkt vor ihm, gut. Wie ging das gleich? Den Zauberstab auf die Person richten, ganz fest wollen, dass derjenige nur tut, was man ihm befiehlt und „Imperio!“ sagen.
Es schien zu funktionieren, die Heulsuse bekam einen starren Blick und ihr ohnehin ausdrucksloses Gesicht sah richtig blöde aus. Perfekt. Was sollte er ihr befehlen? Den Zauberstab immer noch auf die Göre gerichtet, dachte Jack `Tunk mit der Nase in den Kübel`, und das Mädchen beugte sich vor und berührte mit ihrer Nasenspitze die Erde. Perfekt. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte Jack. Wenn das so einfach war… Das Gör begann zu kotzen, igitt.
Jacks Blick wanderte die Runde herum, blieb an Simon Selwyn hängen. Wenn der seinem Papa erzählte,… „Stopp!“, rief Jack laut, „Stopp! Wer hat euch denn gesagt, dass ihr mit den Händen in dem Zeug wühlen sollt? Oder gar die Nase reinstecken? Ihr habt wieder mal eure Hausaufgaben nicht erledigt! Der Erntespruch steht doch groß und breit im Lehrbuch; das gibt Zusatzaufgaben für alle!“
Das Glücksgefühl hielt an; Jack sah neue Möglichkeiten auf sich zukommen. Dieser Imperius-Fluch war eine wunderbare Sache. Er würde diese Woche noch ein bisschen üben und dann konnte er am Samstag Lavinia getrost mitnehmen.
Es durfte nichts schief gehen. Es konnte nichts schief gehen. Jack hatte alles genau geplant.
Als er am frühen Freitagabend nach Malfoy Manor kam, war das Kleid für Lavinia bereits geliefert und die Zofe wartete befehlsgemäß auf ihn. Jack hatte die Trine sorgfältig ausgesucht. Die stablose Squib stammte aus einer ärmlichen und damit unbekannten Familie. Das war der erste wichtige Punkt für die Einstellung gewesen. Sie war geistig zurückgeblieben und galt als begrenzt lernfähig. Sie konnte lesen, aber nicht verstehen, was sie las. Das war der zweite wichtige Punkt für ihre Einstellung gewesen. Sie verstand etwas von Mode. Der dritte Punkt.
Jack übte ein letztes Mal den Imperius-Fluch und ließ die Trine vor ihm im Staub kriechen. Es funktionierte, wieso auch nicht. Er hob den Fluch auf und befahl ihr, das Kleid zu prüfen. Mit verklärtem Blick tastete die Trine an dem Stoff herum, betrachtete Nähte und Stickereien. „Es ist perfekt, Sir.“
Jack schickte das Mädchen weg und widmete sich Lavinia. „Weißt du, was morgen für ein Tag ist, Liebling?“
Seine Frau sah ihn mit großen Augen an und schüttelte langsam den Kopf.
„Sieh auf den Kalender!“
So etwas wie Erkennen und Erschrecken trat in Lavinias Augen. „Morgen hat meine Mutter Geburtstag. Ich habe es völlig vergessen. Was sollen wir ihr schenken?“
Jack zwang ein Lächeln auf seine Lippen. „Es ist nicht nur irgendein Geburtstag, sondern der achtzigste. Und der wird richtig groß gefeiert. Liebes, hast du etwa die Einladung nicht gelesen?“
Lavinia sah ihn verständnislos an.
„Mach dir keine Sorgen, meine Liebe, ich habe an alles gedacht. Wir schenken ihr einen Einkaufsgutschein für Ballingford´s. Und dein Kleid für morgen hängt schon in deinem Ankleidezimmer. Möchtest du es sehen?“
Freudige Erregung trat in Lavinias Augen. Das Kleid passte, sie jauchzte entzückt.
„Morgen wird jemand kommen und dich schön machen für die Feier. Heute solltest du beizeiten schlafen gehen.“
Gehorsam zog sich Lavinia zurück.
Jack sah seine Post durch, dann kontrollierte er das Haus. Malfoy Manor war luxuriös eingerichtet, aber unpersönlich wie ein Museum. Jack mochte es nicht; sein wahres Zuhause war die Villa von Lord Voldemort.
Beim Rundgang fiel ihm auf, dass er noch nie auf dem Dachboden von Malfoy Manor gewesen war und er nahm sich fest vor, dies nachzuholen. Schließlich musste sich ein Hausherr in seinen vier Wänden auskennen.
Am Samstag fühlte Jack sich ausgeruht wie schon lange nicht mehr. Er hatte mehr als zwei Stunden am Stück geschlafen und spürte weder Kopf- noch Magenschmerzen. Diese Tatsache gab ihm zu denken; wahrscheinlich brauchte er doch mehr Ruhe. Wenn er dann effektiver arbeiten konnte, war die Ruhezeit nicht verschwendet.
Den Vormittag verbrachte er im Wesentlichen damit, Lavinia einer sorgfältigen Hypnosebehandlung zu unterziehen. Für den Nachmittag ordnete er für seine Frau ein Duftbad an, danach kamen die Friseuse und die Kosmetikerin. Nach zwei Stunden war das Kunstwerk Lavinia Longbottom fertig.
Auch Jack hatte sich einen Friseur kommen und einen neuen Festumhang maßschneidern lassen. Mr. und Mrs. Longbottom von Malfoy Manor waren wirklich ein stattliches Paar.
Ohne dass auch nur ein Hauself etwas mitbekam, setzte Jack seine Frau unter den Imperius-Fluch.
Die große Feier sollte im prunkvollen Sommerschloss der Selwyns stattfinden. Vor gut hundert Jahren hatte der Großvater von Marc Selwyn das Anwesen mit allem drum und dran beim Pokern gewonnen. Damals hatte es noch etliche Pächter gegeben, die den Reichtum der Selwyns begründet hatten. Aber seit Marc in seiner Geldgier den Pachtzins höher und höher getrieben hatte, musste einer nach dem anderen aufgeben und weggehen. Jack schätzte, dass das Familieneinkommen der Selwyns kaum noch reichte, um Stadthaus und Landschloss zu unterhalten.
Nachdem Scorpio Malfoy vom Pferd gefallen war, hatten die Selwyns gehofft, dass Lavinia in den Schoß der Familie zurückkehren würde – und mit ihr das Malfoysche Vermögen. Aber der Zufall – dem Jack auf die Sprünge geholfen hatte – wollte, dass der Anwalt, der das Geld der Malfoys verwaltete, derselbe war, der sich um die damals noch bescheideneren Früchte von Jack Longbottoms Geschäften kümmerte. Jack hatte mit dem Mann immer auf freundschaftliche Weise verkehrt, so war es ihm ein Leichtes gewesen, an die nötigen Informationen zu kommen. Der Anwalt erkannte Jacks Ideen als seine eigenen und Lavinia war so geschockt, dass es ihr nicht in den Sinn kam, etwas anderes zu tun, als der Familienanwalt ihr vorschlug.
Die Heiler hatten ihr Spaziergänge und frische Luft verordnet; Jack wusste es so einzurichten, dass er die schöne, bleiche Spaziergängerin in ihrem Park antraf und ihr Komplimente machte. Sehr bald schon begann Lavinia, ihm ihr Herz auszuschütten und von da an ging alles wie von selbst.
Einzig ihre Mutter murrte: „Er ist nur ein einfacher Lehrer!“, aber Jack hatte sie schnell davon überzeugen können, dass er in Hogwarts nur arbeitete, um der Schulleiterin einen Gefallen zu tun. „Eigentlich bin ich Kaufmann“, pflegte er zu sagen, „aber meine Geschäfte laufen fast von allein.“ Das hatte die Alte dann doch überzeugt. Nach der Hochzeit hatte Jack die Selwyn-Sippe weitestgehend aus dem Haus gedrängt; Besuche gab es nur selten.
Lavinia strahlte, als sie vor dem hell erleuchteten Schloss apparierten. „Hier bin ich schon ewig nicht mehr gewesen“, seufzte sie.
„Das ist kein Wunder, meine Liebe. Deine Eltern verbringen die meiste Zeit in ihrem Stadthaus und kümmern sich nicht mehr wirklich um den alten Kasten hier. Ich bin gespannt, ob sie den Ballsaal ansehbar hergerichtet haben. Hoffentlich ist er wenigstens ein bisschen geheizt, nicht dass du dich noch erkältest.“
Jack unterdrückte ein Grinsen, denn obwohl seine Worte nur für Lavinia bestimmt waren, hatte er laut genug gesprochen, dass zwei alte Schachteln alles mit angehört hatten. Prompt steckten die beiden Vetteln ihre Köpfe zusammen und tuschelten.
Vor der weit geöffneten Tür zum Ballsaal stand Dorothea Selwyn, von Kopf bis Fuß in Lila gehüllt und mit funkelndem Schmuck behängt. Sie begrüßte gerade überschwänglich den Leiter der Abteilung für Magische Strafverfolgung. „Mein lieber Roger, wie schön, dass du kommen konntest“, aber bei Lavinias Anblick schob sie den breitschultrigen Mann beiseite.
„Lavinia, mein Herzblatt! Dein Anblick ist heute für mich die größte Freude!“ Die Mutter umarmte die Tochter; Lavinia japste: „Mama, bitte, du erwürgst mich ja! – Oh, jetzt ist mein Halsband aufgegangen, oh nein!“
Jack, ganz der aufmerksame Ehemann, hatte sich rasch gebückt und das Schmuckstück aufgehoben. Dorothea nahm es ihm aus der Hand. „Zeig mal her, was ist das denn? Das kenne ich ja noch gar nicht.“
Lavinia gab keine Antwort, sie starrte irgendwohin. Jack dachte: ´Los, antworte! Das ist ein Geschenk von Jack.´
„Das ist ein Geschenk von Jack“, hauchte Lavinia mechanisch. „Oh, wie schön ihr den Saal geschmückt habt!“, setzte sie hinzu und schritt durch die Tür. Jack folgte ihr und nahm es seiner Schwiegermutter etwas übel, dass sie ihm nicht einmal Guten Abend gesagt hatte.
Schon jetzt hatte er genug; wenn er Lavinia auf die Art die ganze Zeit unter Kontrolle halten musste, würde es ein sehr anstrengender Abend werden.
Jack bugsierte Lavinia durch den Ballsaal, darauf bedacht, den Verwandten auszuweichen und einflussreichen Leuten zuzulächeln. Lavinia unter Kontrolle zu halten, erwies sich als relativ einfach, solange er sich ganz auf sie konzentrieren konnte. Sie lächelte, wenn er es wollte und nickte jemandem freundlich zu, wenn er ihr befahl, zu nicken. Ansonsten bedachte sie ihre Umgebung mit den kühlen Blicken, die einer Dame ihres Standes durchaus gestattet waren.
Einen kritischen Augenblick gab es, als ein langjähriger Geschäftspartner Jack bemerkte und, seine für ihr einnehmendes Wesen bekannte Ehefrau am Arm, auf ihn zustürzte. „Mein lieber Longbottom, na, das ist ja eine Überraschung! Hätte nicht erwartet, Sie hier zu treffen!“
„Die Überraschung ist ganz meinerseits, Arbuthnot“, entgegnete Jack lächelnd. „Übrigens, das ist Lavinia, meine Gattin. Sie gehört zur engeren Verwandtschaft von Dorothea Selwyn.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Longbottom.“ Arbuthnot deutete einen Handkuss an. „Gestatten, Monique, meine treusorgende Ehefrau und Stütze in allen Lebenslagen.“
Jack deutete ebenfalls einen Handkuss an. Als er sich wieder aufrichtete, knackte etwas in seiner Wirbelsäule, für einen Moment blieb ihm die Luft weg, die Verbindung zu Lavinia riss ab. Erschrocken bemerkte er so etwas wie Zorn auf ihrem Gesicht, außerdem setzte sie gerade zum Sprechen an. Es konnte nichts gescheites sein, was sie da sagen wollte. Ganz schnell erneuerte er den Imperius-Fluch, der Zorn machte einem höflichen Lächeln Platz. „Die Feier wird gleich offiziell eröffnet“, ließ Jack sie sagen. Wie zur Bestätigung marschierte ein Geschwader Hauselfen mit Tabletts voller Sektgläser herein. Jack schaffte es, für Lavinia alkoholfreien Sekt zu bekommen; er selber würde sich ein einziges Glas gönnen. Er musste auf jeden Fall klaren Kopf behalten.
Den behielt er, und damit die Kontrolle über Lavinia. Einzig beim Essen bekam er Schweißausbrüche. Lavinia sollte selbstverständlich neben ihrer Mutter sitzen; gegenüber hatte man ihren Bruder und dessen Bagage platziert. Jack musterte Valery Selwyn, sie war unvorteilhaft in ein schlecht sitzendes Kleid gewickelt, einfallslos frisiert und grauenvoll geschminkt. Jack hatte keine Zeit zu überlegen, ob das Kleid und Peters Anzug wohl geborgt waren oder aus dem Gebrauchtwaren- laden stammten. Er musste darauf achten, was Lavinia tat, gleichzeitig mit der alten Tante neben ihm Konversation machen und die Fragen eines schräg gegenüber sitzenden Herrn beantworten, der nicht nur diesem penetranten Terence Houseman ähnelte, sondern auch noch Houseman hieß. Ohne seine konzentrationsfördernden Tränke hätte Jack das Essen wohl kaum überstanden. So aber schaffte er es, gleichzeitig nach rechts zu sprechen und nach links Lavinia zu befehlen.
Unter dem Vorwand, dass Lavinia sehr erschöpft sei, verließen die Longbottoms die Feier kurz vor Mitternacht als erste.
Aber nicht Lavinia war erschöpft, sondern Jack. Daheim überantwortete er seine Frau sofort ihrer Zofe, ging in sein Schlafzimmer, trank einen doppelten Whisky, zog sich die Schuhe aus und fiel aufs Bett. Zufrieden mit sich und der Welt schlief er ein, so wie er war, in seinem neuesten und teuersten Anzug.
PS: Der Houseman unter Dorotheas Gästen ist Robert "Bobby" Houseman, Terence´s Zwillingsbruder. Er arbeitet im Mininsterium.
Am Sonntag gibt´s die nächste Familienfeier...
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