von käfer
Vorab: @sahdow: Es sieht tatsächlich so aus, als würde sonst niemand Kommis schreiben - also bleib mir bitte, bitte treu!
Bitte, bitte nicht hingehen und meinen Jack L. erwürgen! Der wird als Bösewicht noch gebraucht!!!
Wir Ihr Euch hoffentlich noch erinnert, wollte sich Arthur Potter mit Maggie treffen. Nun ist es soweit…
Maggie
Zwei Tage vor dem Ende der Weihnachtsferien sollte das lang geplante Treffen mit Arthur Potter stattfinden. Maggies Mutter hatte als Treffpunkt ihr eigenes Lieblingscafe bestimmt, und sie begleitete Maggie dorthin, da sie der Meinung war, dass nicht ganz dreizehnjährige Mädchen nicht mit Männern allein sein durften.
Die Mutter hatte Maggie verboten, den glänzend schwarzen Hosenanzug und die dunkelrot changierende Bluse anzuziehen, die sie von Tante Sylvie bekommen hatte und statt dessen darauf bestanden, dass Maggie zu hellbraunen Wollhosen den von der Großmutter gestrickten lindgrünen Pullover anzog. Maggie fühlte sich äußerst unwohl; Hose und Pullover kratzten und waren nach der vorletzten Mode gearbeitet. So etwas trugen siebzigjährige Omas, aber keine jungen Mädchen; die Mutter ließ sich aber zu nichts anderem bewegen. Maggie schämte sich. Außerdem vermisste sie ihren Zauberstab, den der Vater noch immer in Verwahrung hatte.
Die Mutter trug ein schickes Kostüm und hatte sich so hübsch gemacht, dass der Vater beim Abschied mit gerunzelter Stirn murmelte: „Bloß gut, dass Maggie dabei ist.“
Alles in allem waren das ungünstige Voraussetzungen für ein Treffen mit einem bekannten Journalisten. Maggie fühlte sich hin- und hergerissen zwischen ihrer Neugier und dem Wunsch, ganz tief im Boden zu versinken. Während der Fahrt in die Stadt trotzte Maggie den Versuchen der Mutter, ein Gespräch anzufangen, und grübelte stattdessen darüber nach, wie sie den Pullover loswerden könnte, ohne sich Ärger einzuhandeln.
Als Maggie und ihre Mutter auf das Café zugingen, trat ihnen ein Mann entgegen und fragte: „Sie sind Mrs. und Miss Duncan, nicht wahr?“
Die Mutter bejahte freudestrahlend, man machte sich miteinander bekannt. Arthur Potter war groß und schlank, er trug das rotbraune Haar kurzgeschnitten, hinter einer silberglänzenden Brille funkelten muntere grüngesprenkelte Augen. Er sprach kultiviert mit angenehmer Stimme und hatte gute Manieren. Maggie fand ihn sofort sympathisch.
Auf dem Weg zu ihrem Tisch kam es Maggie so vor, als würden alle Gäste des gut besuchten Cafés sie anstarren. Das war nicht verwunderlich, wenn hinter einem so gut aussehenden Paar ein derart hässliches Mädchen in Omaklamotten hertrottete. Maggie fühlte, wie das Blut in ihr Gesicht stieg, sie senkte den Kopf, damit es von den Haaren verborgen wurde. Auf ihrem Platz machte sie sich ganz klein, am liebsten wäre sie ganz verschwunden.
Arthur Potters Blicke ruhten eine Weile auf Maggie. Ihr wurde heiß, mit Mühe unterdrückte sie die Tränen. Bestimmt dachte der Journalist, dass sie so doof war wie sie aussah.
Nach ein paar allgemeinen Sätzen kam Potter zu seinem Anliegen: „Ich arbeite derzeit an einer Studie über das Leben von muggelstämmigen Zauberern und ihren Familien und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich dabei unterstützen würden.
Auf Sie bin ich gestoßen, weil Maggie im Herbst an einer Diskussion im „Tagespropheten“ teilgenommen und in diesem Rahmen mir persönlich einen äußerst interessanten Brief geschrieben hat. Aber das wissen Sie ja sicher, Mrs. Duncan.“
„Nein, davon weiß ich nichts“, erwiderte die Mutter scharf.
Maggie protestierte schwach: „Aber ich habe dir doch davon geschrieben…“
Die Mutter bedeutete Maggie mit einer kurzen Bewegung, zu schweigen. Potter ließ seine Augen zwischen Mutter und Tochter hin- und herwandern.
„Nun, wie auch immer, Mrs. Duncan, haben Sie erst von der Existenz der Hexen und Zauberer erfahren, als Maggies Brief für Hogwarts kam oder -“
Die Mutter ließ Arthur Potter keine Zeit, seine Frage zu vollenden. Sie richtete sich auf, klimperte mit den Wimpern und sagte lächelnd: „Nein, meine jüngere Schwester Sylvie ist eine Hexe und als solche in Hogwarts zur Schule gegangen. Daher hat es mich nicht gewundert, dass meine Tochter magisch begabt ist.“
„Aha. Wissen Sie, ob es früher schon magisch begabte Menschen in ihrer Familie gab?“
Die Mutter klimperte wieder mit den Wimpern und strich sich mit einer affektierten Geste das Haar zurück, ehe sie antwortete: „Wir wissen nur, dass meine Urgroßmutter ein Verhältnis mit einem Zauberer gehabt haben muss, dessen Ergebnis mein Großvater war. Aber weder er noch mein Vater waren Zauberer.“
Potter sah Maggie an: „Weißt du, wie dieser Zauberer hieß?“
„Severus Snape“, platzte die Mutter heraus, ehe Maggie antworten konnte.
Potter lächelte. „Das habe ich vermutet. Ich habe Bilder von Snape gesehen, Maggie sieht ihm unglaublich ähnlich. – Gehe ich richtig in der Annahme, dass Snape nicht zu Ihrer Familie gehört hat?“
„Ja. Allem Anschein nach war das Verhältnis nur von ganz kurzer Dauer und auf keinen Fall von der Familie geduldet.“
Potter fragte: „Haben Sie damals bei Ihrer Schwester irgendwelche magischen Ausbrüche bemerkt?“
„Oh ja.“ Die Mutter strich sich über das Haar. „Es passierte immer dann, wenn es am unpassendsten war. Und je öfter und strenger Sylvie bestraft wurde, umso schlimmer wurde es. Sylvie war allerdings auch die wildere von uns beiden.“
Sally Duncan legte den Kopf schief und nahm die Schultern zurück. Maggie dachte: ´Wenn Dad dich so sehen würde…´
Potter stellte der Mutter noch mehr Fragen. Maggie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Der Pullover kratzte.
Endlich wandte sich der Journalist wieder an Maggie: „Wann und wie hast du eigentlich zum ersten Mal gemerkt, dass du ein bisschen anders bist als andere Kinder?“
„Da war sie drei“, antwortete die Mutter schnell an Maggies Stelle. „Eine ältere Frau, so eine von der besserwisserischen, rechthaberischen Sorte, hatte Maggie geschubst und anschließend behauptet, Maggie habe sie getreten. Maggie hat geschrien. ´Das ist gar nicht wahr!´, darauf bekam die Frau Warzen im Gesicht.“
Arthur Potter sagte sanft. „Ich wollte das eigentlich von Maggie und aus Maggies Sicht hören. Kannst du dich daran erinnern?“
„Nein, nicht richtig. Ich weiß noch, dass ich mich bei der Frau entschuldigen sollte, aber ich weiß nicht mehr, warum.“
„An welche magischen Ausbrüche erinnerst du dich?“
Maggie dachte nach.
„Damals auf dem Spielplatz“, schlug die Mutter vor, „Erinnerst du dich gar nicht mehr, Schätzchen?“
Maggie war sauer. ´Schätzchen´ hatte die Mutter gesagt! Schätzchen! Maggie war doch keine drei mehr!
Der Pullover kratzte. Maggie erinnerte sich an etwas. „Wie alt ich damals war, weiß ich nicht mehr, aber ich bin noch nicht zur Schule gegangen. Da sollte ich einen rosa Pullover anziehen, das wollte ich aber nicht. Helle Klamotten konnte ich noch nie leiden! Mum hat mir das Ding einfach übergezogen. Ich habe mir gewünscht, dass der Pullover verbrennt – und in dem Moment ist er wirklich in den Kamin geflogen und in Flammen aufgegangen. Ich war ganz schön erschrocken.“
Die Mutter war rot geworden, fasste sich aber gleich wieder. „Aber Schätzchen“, sagte sie mit der geduldigen Stimme einer Krankenschwester in der Nervenklinik, „ich glaube, da erinnerst du dich nicht mehr richtig. Du hast den Pullover selbst ins Feuer geworfen.“
„Hab´ ich nicht! Und ich weiß noch genau, dass der Pullover gebrannt hat, obwohl gar kein Feuer im Kamin war!“
Die Mutter seufzte und machte eine bedauernde Geste.
„Wie sind Sie eigentlich damit zurechtgekommen, dass Maggie – nun, sagen wir mal – dann und wann etwas passierte?“
Sally strich sich mit den Fingerspitzen eine Haarsträhne aus der Stirn, ehe sie antwortete.
Maggie wurde das Benehmen ihrer Mutter allmählich peinlich. Sally Duncan schmachtete Arthur Potter regelrecht an, aber was Maggie als noch schlimmer empfand, war, dass sie selbst behandelt wurde wie ein Kleinkind. So hatte sich Arthur Potter das Gespräch bestimmt nicht vorgestellt. Er hatte doch Maggie treffen wollen und nicht ihre Mutter! Aber Potter merkte anscheinend gar nicht, wie er eingewickelt wurde. Jetzt erzählte er schon Anekdötchen aus der Redaktion des „Tagespropheten“, die beiden lachten und plauderten. Und Maggie saß da wie bestellt und nicht abgeholt; inzwischen juckte ihr der ganze Körper.
Maggie räusperte sich. Potter schaute sie an.
„Sie haben da etwas auf dem Jackett, Mr. Potter.“
Maggie suchte Augenkontakt und strengte sich an, Mr. Potter ihre Botschaft zu übermitteln. Nichts deutete darauf hin, dass er verstand. Potter entfernte das Krümel von seinem Revers und wandte sich wieder Sally zu.
Nächster Versuch: „Mum, wie spät ist es? Dad wartet bestimmt schon.“
Das wirkte endlich. Arthur Potter sah auf die Uhr. „Ach du liebe Güte! So spät schon! Ganze drei Stunden haben wir jetzt hier gesessen und geplaudert!“
„Und mit Ihrer Studie sind Sie überhaupt nicht vorangekommen, nicht wahr?“, fragte Maggie boshaft und bekam unter dem Tisch einen Tritt gegen das Schienbein.
„Oh, nun, einiges habe ich durchaus erfahren.“ Potter lächelte Maggie an. „Aber ich denke, wir sollten uns jetzt wirklich verabschieden. Danke für den netten Nachmittag, Mrs. Duncan.“
Die Mutter packte Maggie derb am Handgelenk und zog sie aus dem Café. Wieder fühlte Maggie aller Augen auf sich gerichtet, dazu kamen die bohrenden Blicke von Arthur Potter in ihrem Rücken.
Kaum saßen die beiden im Auto, legte die Mutter auch schon los: „Was war das eigentlich für eine Schau? Erst himmelst du diesen Kerl an, der fast so alt ist wie dein Vater, und dann rutschst du die ganze Zeit auf dem Stuhl herum und scharrst dich. Hast du dein gutes Benehmen in dieser Schule gelassen?!“
„Du hättest dich mal sehen sollen! Dein Geflirte war ja oberpeinlich! Und was das Scharren angeht – halte du mal drei Stunden ruhig, wenn die Klamotten am ganzen Körper kratzen! Ich hab´ mich sowieso total blamiert mit dem Omapullover!“
„Maggie! Ich verbiete dir, so zu reden! Meine Mutter hat sich ganz viel Mühe gegeben und wollte dir eine Freude machen. Sie hat monatelang gestrickt und du dankst es ihr überhaupt nicht.“
„Ich habe Oma schon paar Mal gesagt, dass ich hellgrün nicht ausstehen kann. Außerdem ist das Ding total altmodisch, so was hat man vielleicht in den fünfziger Jahren getragen. Das gleiche gilt für die Hose. Die ziehe ich nie mehr an, ich hab bestimmt die Beine voller Pusteln davon.“
„Maggie, reiß dich zusammen! Ich bin deine Mutter und ich weiß immer noch, was am besten für dich ist.“
Maggie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und schwieg den Rest der Ferien.
Sie machte den Mund nur auf, um unmittelbar vor der Abfahrt nach London den Vater zu fragen, ob sie den Zauberstab wiederbekommen könne. „Auf dem Bahnsteig, habe ich gesagt“, antwortete Neil Duncan, aber er zeigte Maggie wenigstens, dass er den Zauberstab bei sich hatte.
Maggie bekam ihn tatsächlich erst wieder, als sie in den Zug stieg. Etliche andere Schüler beobachteten die Szene, es war peinlich.
„Endlich geht´s wieder nach Hogwarts“, seufzte Maggie, als sie sich zu Lyzette ins Abteil setzte.
„Hattest du Ärger mit deinen Eltern?“, fragte Lyzette mitfühlend.
„Mehr als ich vertragen kann“, brummte Maggie und kramte ihre Schuluniform hervor.
Lyzette quollen die Augen aus den Höhlen, als sie den hellgrünen Pullover sah. „Wer hat dir denn dieses Monstrum aufgezwungen?“
Maggie antwortete nicht, sie hatte die Vorhänge zugezogen, riss sich die Kleider vom Leib und warf Hose und Pullover achtlos auf den Boden. „Lieber laufe ich den Rest des Jahres in der Schuluniform herum als dass ich das anziehe, was Mum mir eingepackt hat.“
Dann erzählte Maggie von ihren nicht allzu angenehmen Ferien, später berichtete Lyzette von dem Spaß, den sie gehabt hatte, und so hatten die Mädchen bis zur Ankunft in Hogwarts zu tun.
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