von käfer
Seufz, immer noch keine neuen Reviews...
Wir befinden uns am frühen Morgen vor dem bewussten Gewächshaus...
Maggie und Lyzette
Das unscheinbare graue Buch musste noch einige Tage ungelesen im Regal liegen. Grund war eine saftige Strafarbeit, die sie am Morgen nach dem nächtlichen Ausflug aufgehalst bekamen.
Bibbernd und auf der Stelle hüpfend standen die Erstklässler vor Gewächshaus zwei. Maggie und Lyzette spähten ins Innere, konnten aber nichts erkennen, die Scheiben waren beschlagen.
Langsam wuchs der Unmut der Kinder. „Er könnte uns wenigstens in den Vorraum lassen. Nachher meckert er wieder, wenn wir noch nicht so weit sind.“ Bill Maxwell vergrub die Hände tief in den Umhangtaschen.
Vom Schulgebäude her war der Stundengong zu hören, aber auch jetzt war von Professor Longbottom nichts zu sehen. Das war ungewöhnlich. „Vielleicht hat er nach seinem nächtlichen Geschäft verschlafen“, flüsterte Lyzette in Maggies Ohr.
„Untypisch“, raunte diese zurück.
Nach fünf Minuten sagte Rosy Flint: „Vielleicht sollte einer von uns zur Direktorin gehen?“
„Kannst du ja machen“, sagte Joshua Taylor. „Das letzte Mal bin ich gegangen, jetzt seid ihr Slytherins mal dran.“
In dem Moment kam mit wehendem Umhang Professor Longbottom angelaufen.
„Was steht ihr denn hier draußen rum? Wollt ihr etwa schwänzen? Der Unterricht findet im Klassenzimmer statt, das habe ich doch gestern laut und deutlich gesagt.“
„Nein, haben Sie nicht. Sie haben ausdrücklich gesagt, wir sollen heute hier drin Glibbernde Schleimlinge pikieren“, erwiderte Lyzette.
„Nein, habe ich nicht. Wir werden uns heute theoretisch mit dem Anbau von
Mentha x piperita befassen, das habe ich gesagt.“
„Haben Sie nicht!“ Maggie schrie am lautesten.
Longbottom wandte sich ihnen zu. „Aha. Duncan und Hamilton, wer sonst sollte die Klasse zu einem solchen Unsinn überreden. Zehn Punkte Abzug für jede von Euch und zehn Punkte für die Ravenclaws, weil ihr diesen Unfug mitgemacht habt.“
„Das ist ungerecht, Professor. Sie haben gesagt, wir sollen hier warten und wir haben niemanden aufgewiegelt. Die ganze Klasse kann es bestätigen.“
Zustimmende Rufe von allen Seiten. „Genau.“ „Sie haben gesagt, wir pikieren heute Glibbernde Schleimlinge.“
„Ruhe!“, brüllte Longbottom. „Duncan und Hamilton finden sich morgen um vier Uhr im Gemüsegarten ein. Zur Strafe für ihr vorlautes Geschrei werden sie den gesamten Gemüse- und Blumengarten von Unkraut befreien – und zwar ohne den Einsatz ihrer magischen Fähigkeiten.“
Maggie und Lyzette klappten die Kinnladen herunter. Der Garten war größer als die Große Halle! Noch einmal rissen sie die Augen auf – nämlich als sie sahen, dass alles total verunkrautet war. „Klar, dass das hier vergammelt. Longbottom hat ja anderes zu tun“, lautete Maggies verbitterter Kommentar.
Lydia Lupin
Als Lydia Lupin am späten Nachmittag nach der Begabtenförderung noch einmal in ihr Büro ging, fand sie ein Blatt Papier auf dem Fußboden. Aus ausgeschnittenen Zeitungsstücken war ein Text aufgeklebt: „Kontrollieren Sie Gewächshaus zwei. Longbottom hat dort Kisten gelagert.“
Das war die dritte Meldung derselben Sache. Zum Teufel, das sollte sie ernst nehmen. Heute morgen, kaum dass sie ihre Bürotür hinter sich geschlossen hatte, war Albus hereingezischt. Er hatte ihr ebenfalls von fünf Kisten berichtet, die Longbottom in Gewächshaus zwei gelagert hatte. Er war noch nicht richtig fertig gewesen, da kam Terence Houseman herein und berichtete, wie er gestern Abend Licht in Gewächshaus zwei gesehen hatte und später nicht hineinkam. Mit einem Bockstinkefluch war die Tür gesichert gewesen, obwohl sich eigentlich nur Glibbernde Schleimlinge darin befinden dürften…
Dummerweise hatte sie am Vormittag einen Termin im Ministerium gehabt. Bei ihrer Rückkehr wurde sie von Erstklässlern empfangen, die sich über Professor Longbottom beschwerten. Gestern hatte er die Schüler vor das Gewächshaus zwei bestellt, heute morgen jedoch behauptet, er hätte gesagt, sie sollten ins Theoriezimmer kommen. Und er hatte Punkte abgezogen, als die Schüler protestierten. Und Maggie Duncan und Lyzette Hamilton eine saftige Strafarbeit verpasst. Zu dumm, dass die Schulordnung vorsah, dass Strafarbeiten nur durch den aufgehoben werden konnten, der sie verhängt hatte.
Erst jetzt hatte sie Zeit, im Gewächshaus nach dem Rechten zu sehen.
Nachdenklich betrachtete Lydia das Blatt mit den aufgeklebten Buchstaben. Wer mochte ihr auf diese Art eine Nachricht zukommen lassen? Lehrer oder Angestellte wohl kaum. Longbottom war bei den Kollegen nicht beliebt, wenn es Beschwerden gab, kamen die Lehrer persönlich zu ihr. Hauselfen? Eher nicht. Sie kümmerten sich nur auf ausdrücklichen Befehl der Schulleitung und auch dann nur ungern um die Angelegenheiten der Lehrer. Der Brief stammte wohl eher von einem Schüler, der zu verbotener Stunde unterwegs gewesen war und nun nicht wagte, zu ihr zu gehen. Sie erinnerte sich daran, dass sie sehr oft an Severus´ Seite abends durch die Gänge gewandert war. Seine scharfen Sinne hatten häufig die Gegenwart von Schülern wahrgenommen und auch er selber war als Kind nachts herumspaziert. Und er hatte dem Hausmeister mit solchen geklebten Briefen Nachrichten zukommen lassen, wenn er irgendwo über ein Mäusenest gestolpert war…
Lydia breitete das Blatt vor sich aus und hielt die Hände mit dem Zauberstab darüber. Schade, solide Handarbeit. Der Brief verriet nichts über seinen Urheber. Nach Fingerabdrücken wollte sie nicht suchen, das war zu aufwändig.
Eine unbestimmte Ahnung schlich sich in ihre Gedanken. Albus hatte ihr einmal von zwei kleinen Slytherin-Mädchen berichtet, die er nachts auf einem leeren Gang getroffen hatte. Wer weiß? Maggie Duncan schien einiges von Severus geerbt zu haben…
Lydia riss sich von ihren Gedanken los und marschierte zu den Gewächshäusern. Sie prüfte die Luft um Nummer zwei, aber es war nichts von Magie zu spüren. Das Gewächshaus war abgeschlossen, der Bockstinkefluch weg. Sie öffnete die Tür mit ihrem Generalschlüssel, machte Licht und trat ein. Wieder prüfte sie die Luft, wieder negativ. Die Direktorin sah sich um. Auf der linken Seite standen halbwüchsige Schleimlingspflanzen. Die ersten der unscheinbaren, aber stark riechenden Blüten waren gerade zu sehen. Auf der rechten Seite reihten sich Kästen mit winzigen Pflänzchen aneinander. Lydia ging die Reihe ab. Nichts verriet, dass in der Nacht hier etwas anderes gestanden hatte. Oder doch? Waren nicht hier Pflänzchen geknickt? Da ein paar umgefallen und verwelkt? Dort die Erde gelockert, als wäre die Kiste abgestürzt?
In der hinteren Ecke lagen ein paar Erdkrümel und ein großer Holzsplitter. Sie hob ihn auf, er passte unten an die zweite Kiste. Also doch! Nur war sie – wieder
einmal – zu spät gekommen.
Wenn sie nur wüsste, wer die nächtlichen Beobachter waren…
Sie fuhr herum. Vor ihr stand Professor Longbottom, die Augen geweitet, ansonsten aber sehr beherrscht. „Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches, Direktorin?“
„Man hat mir berichtet, dass gestern sehr spät am Abend hier Licht brannte und jemand hier war. Da wollte ich mich überzeugen, dass alles in Ordnung ist.“
„Ich hatte gestern meine Geldbörse verloren und habe bis spät in die Nacht gesucht.“
„Haben Sie sie gefunden?“
„Im Gewächshaus eins.“ Longbottom zwang ein Grinsen auf sein Gesicht. Lydia wusste, dass er log, aber nicht, wie sie ihm die Wahrheit entlocken konnte, außer mit Veritaserum. Doch dessen Anwendung war strengstens verboten und nur dem Zauberergamot in begründeten Fällen gestattet.
„Übrigens, die Erstklässler haben sich über Ihren Auftritt heute morgen beschwert.
Sie können es ruhig zugeben, wenn Sie einen Fehler gemacht und vergessen haben, Bescheid zu geben. Ihre Punktabzüge sind nicht gerechtfertigt und die Strafarbeit für Maggie Duncan und Lyzette Hamilton ist völlig überzogen. Es ist Ihre eigene Aufgabe, Sir, für Ordnung bei Blumen und Gemüse zu sorgen. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie morgen im Garten mitmachen und die Strafarbeit zumindest reduzieren. Ganz aufheben wäre mir natürlich lieber.
Betrachten Sie dies als letzte Warnung. Denken Sie daran, dass Ihre letzte Abmahnung wegen einer ähnlichen Sache noch lange nicht annulliert ist. Guten Tag.“
Damit drehte sie sich um und ging zurück in ihr Büro. Sie musste etwas unternehmen. Longbottom benahm sich verdächtig, aber Beweise hatte sie nicht.
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