von käfer
Da sind wir wieder bei unseren Mädels im Zug...
Eigentlich wollte ich dieser FF ein Personenregister voranstellen, das von Kapitel zu Kapitel vervollständigt wird, aber leider ist das nicht mit freigeschaltet worden. Weiterführen werde ich es trotzdem, vielleicht haben die Moderatoren irgendwann ein Einsehen...
Maggie und Lyzette
„Na, das war aber knapp“, sagte eine Stimme aus der Ecke. Lyzette schaute sich um. Im Halbdunkel kaum zu sehen hockte ein Mädchen in der Ecke. Sie war kreidebleich und hatte Ringe um die Augen.
„Entschuldige, wenn ich dich gestört habe. Aber ich war wirklich spät dran und da habe ich vor lauter Panik die einfachsten Höflichkeitsregeln vergessen. Ich kann auch mich woanders hinsetzen, wenn du deine Ruhe haben willst. Dir geht´s anscheinend nicht so gut, oder?“
Das fremde Mädchen richtete sich auf. „Ich bin putzmunter und du kannst auf jeden Fall hier bleiben. Ich habe schon befürchtet, dass ich mich alleine im Abteil langweilen muss. Und was mein schreckliches Aussehen angeht – ich sehe immer aus, als ob ich todkrank wäre. In Wirklichkeit bin ich der gesündeste Mensch der Welt. Kann mich nicht erinnern, jemals einen Schnupfen gehabt zu haben.
Übrigens – ich heiße Maggie Duncan.“
„Hi, und ich bin Lyzette Hamilton, die einzige Hexe in unserer ganzen großen Familie. Keine Ahnung, woher ich die Magie habe.“
Maggie antwortete: „Was die Magie angeht – meine Tante Sylvie ist eine Hexe; sie war sogar Hogwarts-Schülerin und hat mit allerhand erzählt. Aber woher die Magie kommt – auch sie hat keine Ahnung. Unser Stammbaum reicht nicht allzu weit zurück, und da steht nichts darüber drin.
Und welchem Vorfahren ich dieses grausame Äußere zu verdanken habe, weiß ich auch nicht. In der Familie meines Vaters sind alle mehr oder weniger blond oder rothaarig und haben Sommersprossen. Und in der Sippe meiner Mutter ist ein bisschen Afrikanerblut drin, die sind alle ziemlich braun.
Dad hat meinetwegen ganz schön Theater gemacht, er glaubte wohl, Mum wäre fremdgegangen. Aber der Gentest war eindeutig.“
Mit großen Augen hatte Lyzette gelauscht. „Mein Dad hat auch Ärger gemacht, als sich herausstellte, dass ich eine Hexe bin. Er hat auch einen Vaterschaftstest gemacht; das Ergebnis war ebenfalls eindeutig. Trotzdem verstehen sich meine Eltern nicht mehr ganz so gut seitdem. Sie beschuldigen sich gegenseitig, keinen „sauberen“ Stammbaum zu haben. Völlig verrückt, wenn du mich fragst. Als ob das so wichtig wäre, von wem man abstammt.“
Maggie nickte und wechselte das Thema: „Ich glaube, ich ziehe mich erst mal um. Ich muss aus diesem Dings raus, in das Mum mich gesteckt hat.“
Lyzette betrachtete das Kleid. „Was hast du denn, das sieht doch hübsch aus.“
„Willst du´s haben? Ich hasse solche Klamotten, die gerade mal über´s Knie gehen. Den Fetzen zieh ich nie wieder an, das weiß ich genau.“
Lyzette fragte: „Bist du dir sicher? Ich finde, es sieht gar nicht so schlecht aus.“
„Ich bin mir sicher“, sagte Maggie ein bisschen verärgert und hielt sich eine weite, glänzend schwarze Bluse und einen bodenlangen Hosenrock an den Körper. „Das sind meine Lieblingsstücke. Mum wird ausflippen, wenn sie merkt, dass ich das alles mitgenommen habe. Sie hat´s mir nämlich verboten. Und, stell´ dir vor – ich sollte heute ein ärmelloses, grellrotes Seidenkleid anziehen, mit einem Oberteil, das so eng ist, dass man jede einzelne Rippe sieht.“
Lyzette lachte. „Das wäre wirklich furchtbar! - Ich fühle mich in Jeans und Bluse am wohlsten und davon habe ich jede Menge.“
Maggie meinte: „Am besten, ich fahre gleich in die Schuluniform. Sonst muss ich mich dann noch mal umziehen. – Hey, tu mir einen Gefallen, und ziehe das Grüne mal an. Ich glaube, das steht dir viel besser als mir.“
„Soll ich wirklich…?“ Lyzette zögerte.
„Mach schon!“, drängte Maggie, wedelte mit ihrem Zauberstab und sagte: „Motate. Klax.“ Die Vorhänge fuhren zusammen; der Riegel schnappte zu und verschloss die Abteiltür.
Lyzette staunte. „Du kannst schon…?“
Maggie nickte. „Ich war viel bei meiner Tante, die hat mir allerhand Nützliches beigebracht. Und jetzt im Zug darf ich endlich probieren, er gilt als zur Schule gehörig.“
Wenig später stand Lyzette in Maggies grünem Kleid da. Es passte wie angegossen und stand ihr tatsächlich gut.
„Tu mir den Gefallen und behalte das.“
„Kannst du denn einfach deine Kleider verschenken? Ich meine, das war doch bestimmt teuer, oder?“
„Ist mir egal. Mum hat es gegen meinen Willen gekauft. Ich komme schon klar mit ihr.“
Als der Zug am Abend auf der alten, abgelegenen Station von Hogsmeade ankam, wusste Maggie Duncan alles über Lyzette Hamilton und umgekehrt.
Sie hatten sich die ganze Fahrt über angeregt unterhalten und festgestellt, dass sie die gleichen Probleme, aber auch ähnliche Interessen hatten.
In Lyzettes Köfferchen steckte das grüne Kleid, und als Lyzette darauf bestanden hatte, Maggie dafür ihre bestickte schwarze Jeans zu geben, hatten die Mädchen verabredet, noch mehr Sachen zu tauschen.
Nach der Fahrt kommt bekanntlich die Einteilung. Natürlich gibt es den Sprechenden Hut auch im Jahre 2073 noch...
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