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Fanfiction

Slytherin Hearts - got no friends, got no lover

von SaphiraMalfoy

Die zahlreichen Ereignisse zu Beginn der Ferien machten es schwer zu glauben, dass lediglich ein paar Tage vergangen waren, seit sie die Schule verlassen und die Heimreise angetreten hatte. Im Gegensatz dazu flog die verbleibende Zeit förmlich an Saphira vorbei; der Jahreswechsel kam und ging, ohne dass sie großartig Notiz davon nahm.

Den Tag ihrer Rückkehr nach Hogwarts sehnte Saphira gleichsam herbei wie sie ihn fürchtete, denn nach Professor Slughorns Weihnachtsfeier gab es einige Angelegenheiten, die sie dringend klären musste. Tatsächlich warteten nach den Ferien noch einige überraschende Offenbarungen auf die junge Black, mit denen sie im Traum nicht gerechnet hatte.

Die Beziehung zu ihrer Mutter befand sich in einem merkwürdigen Schwebezustand. Zu keinem Zeitpunkt waren sie sich emotional noch einmal so nahe gekommen wie bei ihrem Gespräch im ehemaligen Schlafzimmer von Cecilia und Regulus, doch kühlte die Stimmung zwischen ihnen auch nicht zur Gänze wieder ab. Beide schienen bedacht darauf, die andere nicht zu kränken und somit das zarte Band der jüngsten Annäherung zu zerreißen, doch wollten sie ihre neu gewonnene Nähe auch nicht überstrapazieren.
Ihre Verabschiedung am späten Sonntagnachmittag einige Tage nach Neujahr fiel jedoch vergleichsweise herzlich aus.
„Pass auf dich auf“, sagte Cecilia leise und schloss ihre Tochter für einige Sekunden in die Arme, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr getan hatte.

Noch während Saphira in den Kamin stieg, um über das Flohnetzwerk zurück nach Hogwarts zu reisen, blieb ihr Blick an der Älteren haften, und sogar auf dem Weg von Snapes Büro zum Gemeinschaftsraum spürte sie noch die Wärme der Haut ihrer Mutter auf der eigenen. Von einem ungewohnten, geradezu befremdlichen Gefühl beschlichen fragte sie sich, ob das Eis zwischen ihnen allmählich zu tauen begann und eine dauerhafte Änderung ihres angespannten Verhältnisses möglicherweise nicht gar so utopisch war wie bislang angenommen. Doch was genau fühlte sie? War es Heimweh?

Ehe sie fähig war, diese Gedanken zu Ende zu spinnen, beförderte der Klang einer vertrauten Stimme die junge Black zurück in die Realität.
„Phia, hallo!“
Die Angesprochene blickte auf und entdeckte Pansy nur wenige Schritte vor dem Wandteppich, welcher den Eingang zu den Räumlichkeiten der Slytherins verbarg.
Sie wechselten ein paar Worte und Pansy berichtete, sie und Marcus hätten sich ausgesprochen und wollten es noch einmal miteinander versuchen. Saphira lauschte ihren Ausführungen aufmerksam, hielt sich ihrerseits jedoch zurück und behauptete, ihre Ferien seien weitestgehend unspektakulär gewesen.
Schließlich sagte Pansy:
„Nun, ich gehe hoch in die Eulerei, kommst du mit oder sehen wir uns später?“ Die Blonde schüttelte den Kopf und lächelte. Sie glaubte zu wissen, an wen der Brief in Pansys Hand adressiert war. Die gute Laune der Freundin war fast ansteckend und mit einem Hauch von Überraschung stellte Saphira fest, dass sie Pansy ihr Glück kaum neidete.
„Ach ja“, stieß die junge Parkinson aus und drehte sich noch einmal zu ihr um. „Laterale Inhibition.“
„Bitte was?“, fragte Saphira und blickte verständnislos drein.
„Das neue Passwort“, lachte Pansy. „Es lautet Laterale Inhibition.“

+

„Blaise“, rief Saphira zaghaft, als sie den Gemeinschaftsraum betrat und ihn alleine auf einem der Sofas nahe den Kaminen entdeckte. Das Hochgefühl, welches sie in Pansys Gegenwart kurzzeitig empfunden hatte, ebbte rasch ab, als sie sich nun leibhaftig mit einem der Menschen konfrontiert sah, der ihr in den vergangenen Tagen heftiges Kopfzerbrechen bereitet hatte. Noch dazu war es seltsam, nach dieser turbulenten Zeit zurück in Hogwarts zu sein, wo alles so erschien, als wären all diese eminenten Ereignisse nie geschehen. Der Dunkelhäutige blickte auf und beobachtete die näher tretende Saphira mit gemischten Gefühlen.
„Hey“, begrüßte er sie, erhob sich und vollführte eine undefinierbare Geste mit dem Arm, ehe er nachdenklich über seinen Hinterkopf rieb und abwog, ob eine Umarmung selbstverständlich oder möglicherweise unpassend war. Saphira erging es ähnlich und es fiel ihr sichtlich schwer, den Blickkontakt länger als ein paar Sekunden aufrecht zu erhalten. Schließlich berührte sie kurz seinen Unterarm und bedeutete ihm, sich mit ihr hinzusetzen.
„Ich …“, begann sie und suchte nach den richtigen Worten, um diese Konversation einzuleiten, wobei sie betreten auf ihre im Schoß gefalteten Hände sah. Die Stimmung zwischen ihnen war merkwürdig angespannt; keiner von beiden schien so recht zu wissen, wie er sich verhalten sollte und bei Merlins geblümter Unterhose, wer konnte es ihnen verdenken? Seit der ersten Klasse waren sie Freunde, kannten einander so gut und wussten den anderen doch nicht einzuschätzen. Sie hatten eine gefährliche Grenze überschritten, miteinander geschlafen aus Gründen, die nicht so recht erklärbar schienen. Es war nicht richtig gewesen, so viel stand fest. Doch wie sollte es nun weitergehen?

„Nun, ich denke, wir sollten reden“, meinte Saphira, atmete tief durch und blickte auf. Blaise` dunkle Augen fixierten sie einen Moment wachsam, dann nickte er leicht und entgegnete nach einer nachdenklichen Pause schlicht:
„Es tut mir leid.“
Seine Entschuldigung bedurfte keiner spezifischeren Erläuterung, denn Saphira wusste genau, wovon er sprach, und war froh, das heikle Thema nicht selbst anschneiden zu müssen. Zugleich erleichterte es ihr Gewissen ungemein, dass auch Blaise Schuld und Unsicherheit ob ihres gemeinsamen Fehltritts empfand.
Milde lächelnd hauchte Saphira: „Mir ebenso.“

Die gesamten Weihnachtsferien hatte sie kaum darüber nachgesonnen, jede Erinnerung an diese Nacht rasch in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins geschoben, sobald sie vor ihrem geistigen Auge aufflammte, um sich die möglichen Folgen dieser törichten Unbedachtheit nicht zu vergegenwärtigen; doch nun konnte und wollte sie nicht mehr davor fliehen. Die Klärung der Situation war unausweichlich und absolut notwendig, aber die Angst, ihren besten Freund womöglich für immer zu verlieren oder ihr gutes Verhältnis in Mitleidenschaft gezogen zu sehen, strömte jäh mit grausamer Heftigkeit auf sie ein.
„Hör zu, ich … Bei Salazar, ich hoffe inständig, jetzt nichts Falsches zu sagen, denn deine Gefühle zu verletzen oder dir etwas Unsinniges zu unterstellen ist das Letzte, was in meiner Absicht liegt, aber es lässt sich wohl nicht vermeiden, also …“, begann sie mit zittriger Stimme, um Zeit zu schinden und die richtige Formulierung zu finden.
„Ich lege wohl besser nur meine Sicht der Dinge dar und versuche nicht, deine Motive zu deuten, denn das führt nur zu Missverständnissen und Kränkungen, deshalb … Genug der Vorrede. Ich war … betrunken und einsam. Dir wird sicherlich nicht entgangen sein, dass es mir in den vergangenen Monaten nicht besonders gut ging, was zu großen Teilen meinem Liebeskummer wegen Draco zuzuschreiben ist. Ich sehnte mich nach Nähe und … und einem Weg, meinen Ängsten und dem Schmerz zu entfliehen. Du warst da und wir hatten eine Menge Spass miteinander. Ich habe dich gerne und … Ich habe dich benutzt und das war nicht richtig von mir.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und die junge Black war kaum in der Lage, ihrem eigenen Redeschwall zu folgen, so sehr fürchtete sie eine negative Reaktion seinerseits.
„Ich möchte die eben genannten Aspekte nicht als Ausrede missbrauchen, aber sie sind die einzige Erklärung, die ich für mein Verhalten habe, und ich hoffe so sehr, dass wir trotzdem irgendwie -“
„Saphira, stopp“, unterbrach Blaise ihre hektischen Ausführungen und legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
Meinetwegen brauchst du dir wirklich keine Vorwürfe machen. Ich hatte vermutlich schon bedeutend mehr Gelegenheitssex, als du es dir in deinen kühnsten Träumen ausmalen kannst, und für gewöhnlich bin eher ich derjenige, der die Mädchen ausnutzt. Wir scheinen uns hier jedoch in nichts nachzustehen, denn ehrlich gesagt erging es mir ähnlich wie dir. Zugegebenermaßen ist dieses Argument, was dich angeht, wohl schlüssiger, aber auch ich war nicht allzu gut drauf und habe andere … Angelegenheiten und Personen aus meinem Gedächtnis verbannen wollen, so kam eins zum anderen. Das … passiert“, sagte er und lächelte grimmig. Im Nachhinein erschien diese Entwicklung so absurd tragisch, dass sie schon fast wieder komisch war.

„Hat es funktioniert? Das Vergessen meine ich“, erkundigte sich Saphira und beobachtete ihn aufmerksam, während ihr ganz allmählich ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Langsam beruhigte sich ihr Pulsschlag und sie fühlte sich in seiner Nähe nicht mehr gar so unwohl.
Blaise lachte trocken auf und beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage: „Bei dir denn?“
„Nein … Wir waren wohl im gleichen Maße bescheuert“, stellte sie fest, woraufhin Blaise verdrossen mit dem Kopf ruckte.
„Du warst noch Jungfrau“, stieß er plötzlich aus und taxierte die Kleinere wachsam. Es war eher eine Feststellung als eine Frage, aber Saphira verspürte nicht den Drang, dies zu vertiefen.
„Nicht der Rede wert“, wehrte sie daher rasch ab und versuchte, das Thema zu wechseln, indem sie fragte: „Wer oder was hat dir die Laune an diesem Tag verhagelt?“
„Ebenfalls nicht der Rede wert“, replizierte Blaise mit hochgezogenen Augenbrauen.
„In Ordnung“, seufzte Saphira nach einigen Sekunden unangenehmen Schweigens. „Du hast Recht, es wäre nicht fair, auf deine Frage nicht einzugehen, im Gegenzug jedoch zu verlangen, dass du meine beantwortest.“
„Dann sind wir uns ja einig“, schmunzelte Blaise und streckte die Beine aus, um sich bequemer hinzusetzen, doch wirkte sein Gebaren unnatürlich und eher gezwungen denn locker. Allem Anschein nach wollte er die Angelegenheit als geklärt abhaken. Diese Rechnung hatte er jedoch ohne Saphira gemacht, die ganz und gar nicht akzeptieren wollte, dass weitere Unstimmigkeiten und unausgesprochene Probleme ihre ohnehin schon schwer angeschlagene Freundschaft zusehends ins Wanken brachten.

„Exakt“, bestätigte sie und sah ihm direkt ins Gesicht, während sie ihre Scham überwand und die Wahrheit offen aussprach: „Ja, ich war noch Jungfrau. Folglich habe ich nicht mit Draco geschlafen, auch wenn er dieses Gerücht offensichtlich unverblümt verbreitet hat. Aber das konntest du schließlich nicht wissen, also mach dir deswegen keine Vorwürfe. Du hast nichts getan, dem ich nicht zugestimmt habe. Zuvor habe ich mich lange gegen diese Form der körperlichen Nähe gesträubt und kann bis heute nicht genau definieren, weshalb ich es nicht wollte, aber … ich konnte einfach nicht. Es hat mir viel bedeutet und ich war davon überzeugt, dass ich dieses Erlebnis nur mit einem Jungen teilen möchte, den ich liebe und mit dem ich mein Leben verbringen werde, doch dann … dann kam alles anders. Die Sache mit Draco hatte sich erledigt und plötzlich schrieb meine Mutter, sie hätte einen geeigneten Heiratskandidaten für mich ausgespäht und … das hat mich alles so dermaßen überfordert. Sie wollte - beziehungsweise will mich mit jemandem verloben, den ich kaum kenne, mit einem fremden Mann, den ich nicht liebe. Ein Mann, an den ich mein Leben lang gebunden sein werde und mit dem ich - ob ich es nun will oder nicht - in der Hochzeitsnacht schlafen muss. In Anbetracht dieser Tatsache suchte ich mit allen Mitteln zu verhindern, dass dieser Mann derjenige sein würde, der meine Unschuld raubt. Versteh mich nicht falsch, ich habe das nicht geplant, aber als wir uns schon einmal so nahe waren, dachte ich: jetzt oder nie. Es war mir lieber, diesen intimen Moment mit jemandem zu teilen, den ich wenigstens ausstehen kann, als einem völlig unbekannten Menschen ausgeliefert zu sein“, erklärte sie und merkte dabei, wie gut es tat, darüber zu sprechen. Es half ungemein, die Situation selbst besser zu verstehen und sich ihren Fehler zu verzeihen, denn die einzige Person, der sie ob dieses Ereignisses zürnte, war sie selbst.

„Ich verstehe …“, murmelte Blaise wahrheitsgetreu, sann noch über Saphiras Ausführungen nach und rechnete nicht mit ihrer Aufforderung:
„Jetzt bist du dran.“
„Mh?“, stieß Blaise verwirrt aus und hakte schnell nach: „Hast du ihn nun eigentlich getroffen? Deinen Verlobten in spe?“
„Lenk nicht vom Thema ab. Aber ja“, tadelte Saphira sein Ablenkungsmanöver, doch Blaise fragte unerbittlich weiter, ohne ihrer Anmerkung Beachtung zu schenken.
„Und, ist es jemand, den man kennen sollte?“ Es war ihm überdeutlich anzumerken, dass er nicht erpicht darauf war, selbst Gegenstand dieser Unterhaltung zu werden.
„Du hast ihn auf der Weihnachtsfeier vielleicht gesehen. Drew Selwyn, der Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung“, erklärte sie knapp.
„Oha“, machte Blaise und nickte mit unergründlicher Miene. „Ein hohes Tier.“
„Sehr richtig, und das lässt er ununterbrochen heraushängen, aber … ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Ich kann mir vorstellen, dass er mich beeindrucken und … gewisse Gefühle in mir auslösen kann, dennoch glaube ich nach wie vor nicht, dass eine Vermählung eine gute Idee wäre“, fasste Saphira den Stand der Dinge zusammen und versuchte, ihre Gedanken nicht allzu sehr in Richtung Drew abschweifen zu lassen. „Kommen wir also zurück zu deinen Angelegenheiten. Denn ich finde, wir sollten offen zueinander sein und über alles reden als beste Freunde. Vorausgesetzt du möchtest das noch sein.“
„Das möchte ich“, beteuerte Blaise, legte der Kleineren sanft einen Arm um die schmalen Schultern und drückte sie kurz an sich. Sie lächelte, aber in ihren Augen glitzerten Tränen.
„He, nicht weinen, ist doch alles gut“, sagte er und stupste sie aufmunternd an.
„Mache ich nicht“, hauchte die junge Black mit belegter Stimme, ehe sie sich über die Augen wischte und erneut verlangte:
„Nun erzähl schon.“
„Es ist kompliziert, Saphira“, seufzte Blaise und rieb sich mit den Handflächen unbehaglich über die Oberschenkel.
„Oh, gut. Mit kompliziert kenne ich mich hervorragend aus. Ich bin quasi Experte auf diesem Gebiet, ganze Bücher könnte ich damit füllen“, witzelte Saphira, lehnte sich vor und sah ihn gespannt an.

„Ich denke schon seit Wochen darüber nach, aber ich komme zu keinem Ergebnis. Heute Morgen noch dachte ich: Scheiß drauf, scheiß auf alles und rede mit der entsprechenden Person, sag ihr die Wahrheit und sieh, wie sie darauf reagiert; mehr als ihre Ablehnung kannst du nicht bekommen und die hast du bereits. Doch jetzt …“, begann Blaise vorsichtig und man musste kein Genie sein, um zu bemerken, welch beachtliche Mühe er sich gab, nicht versehentlich Details preiszugeben, die verrieten, um wen es sich handelte.
„Von wem sprichst du?“, fragte Saphira also direkt und musterte den Freund mit großen Augen.
„Das tut nichts zur Sache.“
„Blaise!“
„Ich … habe Gefühle“, druckste er herum, woraufhin Saphira die Augen verdrehte und trocken erwiderte:
„Gut zu wissen.“
„Für jemanden“, ergänzte er langsam.
„Ein Mädchen?“ In Anbetracht der Umstände empfand sie seine Heimlichtuerei nun wahrlich als ein wenig unangebracht.
„Nein, einen neurotischen Kanarienvogel“, antwortete Blaise sarkastisch. Saphira überging dies und deutete sein albernes Ausweichmanöver als Zustimmung.
„Kenne ich sie?“, drängte sie voller Neugier zu erfahren.
Anstelle einer Antwort zuckte Blaise nur die Schultern.
„Nun lass dir doch nicht jedes Detail einzeln aus der Nase ziehen“, bat Saphira leicht genervt.
„So einfach ist das nicht“, brummte er und vermied es, die Freundin anzusehen.
„Ihr habt miteinander geschlafen und du hast ihren Namen vergessen?“, spekulierte Saphira ins Blaue hinein.
Blaise schüttelte den Kopf.
„Sondern?“ Allmählich verlor Saphira die Geduld und verstand allmählich ihre Mitmenschen, die nicht selten ihre Verschwiegenheit missbilligten.
„Ich weiß nicht, ob - und wenn ja - was sie für mich empfindet“, brachte Blaise hervor, ohne ihren Blick zu erwidern.

„Also, wer ist sie? Oder wenn dir das lieber ist: Was ist so kompliziert daran? Nur die Tatsache, dass du nicht weißt, ob sie dich auch mag? Da muss doch mehr hinter stecken, sonst würdest du nicht so ein Drama daraus machen. Oder hängt ihr Männer tatsächlich so sehr an eurem Stolz, dass ihr es nicht verkraften könnt, wenn ein Mädchen weiß, dass ihr sie mögt, sie dies aber nicht erwidert? Was macht es für einen Sinn, deshalb lieber im Unklaren und auf jeden Fall alleine zu bleiben?“ Saphira verstand ihn wirklich nicht. Natürlich hatte auch sie lange mit sich gehadert, ob sie die Beziehung mit Draco eingehen sollte - und ob diese Entscheidung nun richtig oder falsch gewesen war, wusste sie selbst heute nicht einzuschätzen - jedoch war dies etwas vollkommen anderes gewesen. Schließlich … Nein, eigentlich durfte sie sich nicht anmaßen, dies zu beurteilen, denn was wusste sie schon über Blaise und seine potentielle Geliebte? Rein gar nichts, hüllte er sich doch vehement in Schweigen und tat so geheimnistuerisch, als hütete er eine verboten mysteriöse Information, die sein Leben erschütterte, gäbe er sie versehentlich preis.

„Ich mag sie nicht nur, ich …“ Mitten im Satz brach Blaise ab und verzog das Gesicht, als handelte es sich bei dem, was er nicht aussprechen wollte, um etwas Unanständiges, gar Verbotenes.
„Du liebst sie?“, fragte Saphira vorsichtig und zermarterte sich den Kopf, wen um alles in der Welt er meinte. War es möglich? Konnte es tatsächlich sein, dass Blaise ernsthaft verliebt war und das bereits seit Monaten, ohne dass sie - seine angeblich beste Freundin - auch nur das Geringste davon bemerkt hatte? Wahrlich, sie hatte zu lange in ihrer eigenen schmerzerfüllten Welt gelebt, es sich darin bequem gemacht, sämtliche Türen und Fenster verschlossen, die Vorhänge zugezogen und keinen Blick in die Realität gewagt. Was mochte sonst noch spurlos an ihr vorbeigezogen sein?
„Möglicherweise“, gab Blaise nach einigen Sekunden zu und rieb sich mit beiden Händen über die kurz geschorenen Haare, ohne Saphira anzusehen. Stattdessen schweifte sein Blick durch den überfüllten Gemeinschaftsraum. Die meisten Schüler waren heute aus den Ferien zurückgekehrt und saßen nun in Grüppchen zusammen, beklagten sich lautstark über anstrengende Familientreffen oder zeigten sich gegenseitig ihre zahlreichen Weihnachtsgeschenke. Immer wieder übertönte beherztes Lachen das Stimmengewirr, doch nicht jeder schien fröhlich und ausgelassen zu sein. Neben den unbekümmerten Jugendlichen, die über Belanglosigkeiten diskutierten, gab es auch Schüler, die mit sorgenvoller Miene ernste Gespräche führten. Die angespannte politische Lage beschäftigte manche Slytherins ebenso wie die Mitglieder der anderen Häuser, denn selbst hier gab es Halbblüter und Kinder, deren Eltern dem Dunklen Lord einst gefolgt waren, sich später jedoch von ihm abgewandt hatten. Die drohende Gefahr, welche unaufhaltsam greifbarer wurde, belastete einige unter ihnen immer schwerer.

„Wo liegt dein Problem?“, stieß die Blonde plötzlich ungeduldig aus und stupste ihn an.
„Sie ist nicht …“, Blaise brach ab und blickte sich misstrauisch um, als vergewisserte er sich, von niemandem belauscht zu werden, ehe er mit gesenkter Stimme weitersprach, „ … nicht das, was man sich unter einer standesgemäßen Verbindung vorstellen würde“, brachte er mühsam hervor und atmete grimmig aus.
Sprachlos musterte Saphira ihn eine Weile und versuchte zu begreifen, was er da eben gesagt hatte.
„Schau nicht so schockiert, du bist schließlich diejenige, die dauernd mit Schlamm- und … mit Nicht-Reinblütern rumhängt, meine Fresse, das treibt mich in den Wahnsinn!“, klagte der Dunkelhäutige, wobei er ein Gesicht zog, als wollte er jemandem große Schmerzen zufügen, wüsste jedoch nicht so recht, wen er für seine missliche Lage verantwortlich machen sollte.
„Willkommen in meiner Welt, mach es dir gemütlich“, grinste Saphira, nachdem sie den ersten Schock verdaut hatte, und tätschelte ihm mitfühlend den Rücken.
„Danke, äußerst hilfreich“, schnaubte Blaise und seine Miene verfinsterte sich zusehends.
„Entschuldige“, hauchte Saphira, konnte sich ein amüsiertes Lächeln jedoch nicht verkneifen. „Du hast wohl Anlauf genommen und bist zehn Meter über deinen Schatten gesprungen, das ist … beeindruckend. Die letzten zwei Zentimeter schaffst du jetzt auch noch. Ich meine … wenn deine Gefühle echt sind, dann … du musst es ihr sagen, wer auch immer sie ist.“
„Phia, das-“, hakte Blaise fast ein wenig zornig ein, doch Saphira hob beschwichtigend eine Hand und gebot ihm Einhalt, um ihren Standpunkt ausführen zu dürfen.

„Das Problem, vor dem du stehst, ist mir nicht fremd und ich verstehe dich, glaub mir, Blaise, ich verstehe dich absolut, aber ich habe auch gelernt, dass es Momente gibt, in denen man Entscheidungen treffen muss, die sich kurzfristig sehr unangenehm anfühlen, die dein Leben auf den Kopf stellen und dir sehr große Schwierigkeiten bereiten werden; doch wenn diese gemeistert sind, wird womöglich der Rest deines Lebens durch eine viel bessere Sache bereichert werden. Vielleicht geht es schief, das Risiko besteht durchaus. Aber was wäre das Leben ohne Risiko? Ist es nicht besser, etwas aufzugeben, von dem man keinen sonderlichen Nutzen hat, um etwas sehr viel Schöneres zu gewinnen?“ Beinahe war die junge Slytherin beeindruckt von ihren eigenen Worten.
„Mh“, machte Blaise und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen nachdenklich an. „Wer bist du und was hast du mit Saphira gemacht? Das klingt so gar nicht nach dir.“
„Ich habe viel nachgedacht in den Ferien“, gab Saphira nur kryptisch zur Antwort. Vielleicht war es falsch, die Entscheidung gegen ihre kranken Gewohnheiten und für ein Leben in Gesundheit mit Blaise` Situation zu vergleichen, aber auf eine Weise empfand sie es als passend. Sie brauchte nicht auszuführen, auf welchen Aspekt ihres Lebens sie diese Weisheit umzusetzen plante, das tat nun nichts zur Sache, doch sie fand, dass auch Blaise diesen Ratschlag befolgen sollte.
„Denk einfach darüber nach. Wenn du sie wirklich liebst, wirst du dir jemals verzeihen, es ihr nicht gesagt, es nicht wenigstens versucht zu haben? Vielleicht weist sie dich zurück, ja. Vielleicht werdet ihr es nicht leicht haben, sehr gut vorstellbar. Aber willst du nicht wenigstens wissen, was passiert wäre? Was ist, wenn du eines Tages aufwachst und dir vorwirfst: Hätte ich nur.“

Unwillkürlich schweiften ihre Gedanken zu Draco ab. Tat sie richtig daran, ihn weiterhin abzuweisen, oder sollte sie ihm nicht vielleicht doch eine allerletzte Chance geben? Rein objektiv gesehen verdiente er es in ihren Augen nicht, aber brachte diese Feststellung irgendjemanden einen Schritt weiter? Konnte man die Entscheidung, einen Menschen aus seinem Leben zu streichen oder sich ihm wieder anzunähern, nach solch simplen Regeln fällen? Und welche Alternative hatte sie schon? Ob Saphira ihm je wieder vertraute, ließe sich nur feststellen, indem sie noch einmal eine Beziehung mit ihm einging. Doch dies war nicht der einzige Aspekt, der sie davon abhielt. Mehr und mehr wuchs auch die Angst in ihr, sich nur deshalb so sehr zu Draco hingezogen zu fühlen, da er das kleinere Übel darstellte. Der Gedanke erschreckte die junge Black, fühlte sich dermaßen falsch an … Sie beide verband so viel mehr, ihre Geschichte war einzigartig, prägend und bedeutungsschwer für ihr Leben. Es war nicht richtig, diese vertraute Basis echter, tiefer Gefühle durch eine rationale Zweckentscheidung zu verfremden. Ein geradezu unsinniger, absolut idiotischer Gedanke in Anbetracht der Umstände, doch Saphira konnte es nicht.

„Sie kann mich nicht ausstehen“, durchbrach Blaise ihren Gedankenfluss und gab damit einen subtilen Hinweis zur Identität des Objektes seiner Begierde, den Saphira jedoch nicht begriff.
„Hat sie dir das gesagt?“, wollte sie überrascht wissen und musterte den Freund eingehend.
„Unzählige Male. Es mir entgegengebrüllt, durch ihr Verhalten demonstriert, in mein Ohr gestöhnt …“, führte er aus und konnte nicht verhindern, dass bei dieser Erinnerung der Anflug eines neckischen Grinsens über sein Gesicht huschte.
„Du … Ihr habt also bereits … Blaise, nun rück schon mit der Sprache heraus!“, forderte Saphira unruhig. Es war zum verrückt werden. Es bestand für sie kein Zweifel daran, dass er eigentlich darüber sprechen wollte, schließlich provozierte er ihr Nachfragen durch seine vagen Andeutungen geradezu.
„Ist schon eine Weile her, aber -“ Weiter kam er nicht, denn plötzlich erklang direkt vor ihnen eine Stimme, bei deren Klang Blaise jäh verstummte und für einige Sekunden starr auf seine verschränkten Finger herabblickte.

Saphira hingegen blickte auf, als sie ihren Namen vernahm und musterte Tracey, zu der sie nach ihrem peinlichen Verhütungsnotfall am ersten Ferientag keinerlei Kontakt mehr gehabt hatte.
„Können wir reden?“, fragte Tracey umschweifslos und ohne die Spur eines Lächelns. Unwillkürlich verspürte Saphira ein Unbehagen, denn so ernst hatte sie Tracey selten erlebt.
„Ja, ich …“ Die Blonde räusperte sich und warf einen Seitenblick auf Blaise. Eigentlich empfand sie es als unangebracht, ihr Gespräch einfach abzubrechen, und etwas in ihr wäre einer Konfrontation mit Tracey liebend gerne entgangen, doch wusste sie, dass eine Unterhaltung längst überfällig war und wenn diese unangenehm verlaufen sollte, so war es besser, es rasch hinter sich zu bringen und nicht länger aufzuschieben.
Noch während Saphira mit sich haderte, warf Blaise betont desinteressiert ein:
„Geh nur.“ Dabei vermied er es weiterhin, die vor ihm stehende Tracey anzusehen, widmete stattdessen seine volle Aufmerksamkeit einem losen Faden an seinem Umhang, welcher wahnsinnig spannend zu sein schien.
„Wir reden später weiter, in Ordnung?“, sagte Saphira, während sie sich erhob, und Blaise nickte lässig.
„Alles gut, das hat Zeit.“

+

Während sie wortlos den Raum durchquerten, ließ Saphira ihre letzte Begegnung in Gedanken hektisch Revue passieren. Schon vor zwei Wochen hatte sich Tracey ihr gegenüber seltsam distanziert, geradezu harsch benommen und keinerlei Verständnis oder Mitgefühl für Saphiras missliche Lage gezeigt. Es stand außer Frage, dass die junge Black an ihrer damaligen Situation selbst Schuld getragen hatte und ihr fielen dutzende Gründe ein, weswegen Tracey zu Recht nicht gut auf sie zu sprechen sein könnte, doch hatten sie diese Angelegenheiten Saphiras Erachtens nach zuvor ausführlich geklärt. So sehr sie sich auch den Kopf zermarterte, ihr fiel schlichtweg keine Erklärung für Traceys Betragen ein, und das machte ihr Angst. Was, wenn die Freundin ihr in Wahrheit nie verziehen hatte?


Doch die Beweggründe, auf Saphira wütend zu sein, waren für Tracey längst sekundär geworden. In den vergangenen zwei Wochen hatte Tracey kaum über das unerfreuliche Vorkommnis nachgesonnen, denn die junge Black war mitnichten die Einzige, deren Ferien unangenehme Überraschungen und drastische Veränderungen mit sich gebracht hatten.
Nur für den Bruchteil einer Sekunde hatte Tracey den spitzen Stachel der Eifersucht noch einmal tief in ihrem Herzen verspürt, als sie Saphira und Blaise miteinander sah. Zwar waren ihre Gefühle für diesen elenden Mistkerl keineswegs verschwunden, doch hatte ihr Leben eine wesentlich schlimmere und unvorhergesehene Wendung genommen, durch welche ihr kindlicher Liebeskummer geradezu lächerlich bedeutungslos geworden war. Nur ein Randfragment im Strudel der ungewissen Zukunft, die sich so bodenlos bedrohlich anfühlte, nun, da ihre Vergangenheit, ihre ganze Identität sich von einem auf den anderen Tag in Schall und Rauch aufgelöst zu haben schien …

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Kapitelvorschau
126 - Ein kurzer Erinnerungsrückblick bezüglich dessen, was Tracey in den Ferien über sich und ihre Vergangenheit erfahren hat und eine … nennen wir es Interaktion mit Blaise. Schließlich huscht Astoria durchs Bett *chrm* Bild.
127 - Mehr Astoria-Draco-Drama und Harry hat Kacke am Schuh, was Saphira und Luna ihm jedoch verschweigen.
128 - Jemand, den die Autorin abgöttisch liebt, stirbt.


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