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Fanfiction

Slytherin Hearts - Next to Normal

von SaphiraMalfoy

Viel Spass beim Lesen des letzten Weihnachtsferienkapitels. Im nächsten befinden wir uns dann endlich wieder in Hogwarts.

_____________________________________




„Deine Anteilnahme ist wirklich reizend, ich bin gerührt, doch wo war deine angebliche Fürsorge in den letzten sechzehn Jahren? Jedes Mal, wenn du mich bei den Malfoys zurückgelassen hast, hoffte ich so sehr, du mögest mich einfach dort lassen und nie wieder abholen, während meine größte Angst war, du könntest diesen Wunsch Wirklichkeit werden lassen.“

Erneut schlug ihre Wut in Verzweiflung um und die junge Black ersehnte eine adäquate Reaktion ihrer Mutter, desperat darauf hoffend, sie möge ihre Anliegen nicht länger ignorieren.
Für einen winzigen Moment entglitt Cecilias Mimik und offenbarte, dass die Aussage ihrer Tochter sie keineswegs ungerührt ließ. Rasch glätteten sich ihre Züge, doch in den Augen der Älteren spiegelte sich unverkennbarer Schmerz wider und es kostete sie sichtlich Mühe, die Fassung zu bewahren. Erst nach einigen Sekunden, in denen Mutter und Tochter sich sprachlos angestarrt hatten, rang Cecilia sich zu einer Antwort durch.


„Ich habe versucht, dir ein normales Leben zu bieten“, sagte Cecilia langsam und mit merkwürdig belegter Stimme. Ihr Blick verharrte einige Zentimeter neben Saphira, doch schien sie den Raum um sich herum gar nicht wahrzunehmen, sondern in längst vergangene Zeiten zu sehen. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete tief durch, ehe sie leise und ungewohnt sanft weitersprach:
„Es gab Wochen, gar Monate, in denen ich mich außerstande sah, für dich zu sorgen“, erklärte sie vorsichtig und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Die Enttäuschung ob ihrer eigenen Schwäche und Unfähigkeit, welche sie jahrelang hinter einer sorgfältig gepflegten Fassade emotionaler Kälte auch vor sich selbst zu verleugnen gesucht hatte, verwandelte sich in ein beängstigend reales Gefühl.
„Ich hielt es für vernünftiger, deine Fürsorge zeitweise jemandem zu überlassen, der dieser Verantwortung gewachsen war“, gab Cecilia zu und erschrak über ihre eigenen Worte. Es war erniedrigend einzugestehen, dass ausgerechnet eine Frau wie Narzissa - der sie stets ein schwaches, instabiles Gemüt und fehlende Gefühlskontrolle unterstellt hatte - sogar für zwei Kinder Sorge tragen konnte, während Cecilia nicht einmal imstande war, sich um ihr eigenes zu kümmern.

Saphira schwieg und spürte ihre Wut allmählich abebben. Es lag ihr auf der Zunge, Cecilia vorzuwerfen, sie hätte sich auch in den Zeiten, die sie zusammen verbrachten, kaum um sie geschert, doch Saphira schluckte die Worte herunter. Was wusste sie schon? Und was konnte sie ihrer Mutter vorhalten? War sie selbst nicht oft genug unfähig, sich um ihr eigenes Wohl zu sorgen? Vielleicht sollte sie froh sein, dass ihre Mutter genug Verantwortungsbewusstsein besessen hatte, sich Unterstützung zu suchen. Aber erklärte dies all die Jahre emotionaler und physischer Distanz?
Die Atmosphäre zwischen ihnen war kaum erträglich. Ruhig zu bleiben, sich zuzuhören und die eigene Trauer nicht länger durch Zorn zu überdecken war eine schmerzlich neue Erfahrung. Emotionale Gleichgültigkeit vorzutäuschen oder sich von ungezügelter Wut lenken zu lassen, war leicht. Sich auf die Sichtweise des anderen einzulassen und den seelischen Schmerz nicht zu übertünchen, tat auch körperlich weh. Saphira biss sich auf die Unterlippe und blinzelte ihre Tränen fort, während sie darauf wartete, dass ihre Mutter weitersprach. Ihr war nunmehr sterbenselend zumute.

„Ich muss gestehen, dass ich mich in den ersten Jahren nach dem Tod deines Vaters zu sehr von meinen Gefühlen habe lenken lassen. Es stellte ein unerträglich hartes Stück Arbeit dar, zu alter Stärke zurückzugelangen. Versteh daher bitte, weshalb ich dich von früh an lehren wollte, nicht Sklave deiner Emotionen zu sein“, führte Cecilia weiter aus, als hätte sie Saphiras Gedanken gehört.
Die Erinnerungen an die Zeit nach Saphiras Geburt beschämten sie zutiefst. Demütigend war der Gedanke an die Nächte, in denen nur der Alkohol es vermocht hatte, ihre Trauer zu betäuben. Mit stark überdosierten Schlaftränken waren ihr Geist und ihr Körper außer Gefecht gesetzt worden, sodass selbst die Schreie ihres Säuglings sie nicht erwecken konnten.

+

Fünf Tage lang hatte Cecilia das Kind nach der Geburt bei sich behalten. Fünf quälende Tage, die sie an den Rande des Wahnsinns getrieben hatten.
Erschöpft ob des Schlafmangels, ausgelaugt und müde lehnte Cecilia an der Wand und starrte auf die Wiege am anderen Ende des Raumes. In ihrem Kopf pochte es heftig und kein Heiltrank linderte die Schmerzen, die das Weinen des Kindes zusätzlich verschlimmerte - oder verursachte? Cecilia konnte es nicht sagen, wusste kaum mehr, welcher Tag es war, wie spät und …
„Was willst du?“, entfuhr es ihr plötzlich. Mit zornigen Schritten durchquerte sie den Raum, bis sie vor der Wiege mit dem unablässig schreienden Baby stand.
„Du bist gewickelt, hast getrunken, was möchtest du?“
Ihre Finger krallten sich in ihre Haare und hinterließen rote Striemen auf der Kopfhaut, während Cecilia krampfhaft versuchte, nicht die Nerven zu verlieren.
„Hör endlich auf zu schreien“, bat sie und in ihrer Stimme schwangen Verzweiflung und Hilflosigkeit mit. Sie fürchtete zu wissen, was dem Kind fehlte, doch dies war die eine Sache, welche zu geben sie außerstande war. Sie konnte Saphira nicht länger als unbedingt notwendig anfassen, sie in den Armen halten und ihre Haut berühren, zärtlich sein …
Ein Geräusch aus dem Flur ließ sie aufschrecken und in heller Aufregung das Zimmer verlassen.
„Regulus?“, hörte Cecilia ihre eigene Stimme hysterisch verzerrt rufen und wurde sich im selben Augenblick gewahr, dass dieser irrationale Wunschgedanke hoffnungslos war. Regulus war tot. Fort. Für immer von ihr gegangen und hatte sie verlassen.
Ursache des Polterns war nur ein dummer, verfluchter Hauself! Wie sie diese unfähigen Viecher hasste. Hass - eine so viel annehmbarere Emotion als Trauer.

Das Weinen wollte und wollte nicht aufhören, schien ihren eigenen unerträglichen Schmerz widerzuspiegeln, den Cecilia so vehement zu unterdrücken suchte. Unruhig lief sie im Zimmer auf und ab und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Der Bezug zur Realität drohte ihr zu entgleiten. Sie wusste weder ein noch aus, fühlte sich desorientiert und schwach. Kopf und Glieder waren zentnerschwer, ließen sich nur mit höchster körperlicher Anstrengung bewegen, doch fand sie keine Ruhe, war unfähig, sich einen Moment hinzusetzen oder gar zu schlafen.
Sekunden-, minuten-, stunden- oder gar tagelang war Cecilia wie betäubt, nahm die Welt um sich herum kaum wahr, bis urplötzlich Millionen und Abermillionen Eindrücke mit brutaler Heftigkeit auf sie einströmten, ihr die Luft zum Atmen raubten und unbezwingbare Angstgefühle in ihr weckten. Und da war niemand, niemand, der ihr half, denn sie wollte keinen Menschen um sich haben, mit niemandem sprechen, nicht so gesehen werden. Bei Salazar, sie verlor den Verstand!

Mit einem Mal erklang das flehentlich um Zuneigung bettelnde Wimmern des Kindes nur noch gedämpft durch den Raum. Irritiert blickte Cecilia sich um und sah vor sich die Wiege, doch das Baby wurde von einem großen Kissen verdeckt, dessen Herkunft sie sich nicht erklären konnte. Einige Sekunden starrte sie sprachlos darauf, während das Kind unter dem Kissen unruhig zu strampeln begann, um sich von dem schweren Stoff zu befreien, der es zu ersticken drohte.
Jäh erwachte Cecilia aus ihrer Starre und riss das Kissen vom Leib des Babys herunter.
Das hatte sie nicht gewollt, das hatte sie nicht getan!
Panisch verließ sie den Raum und suchte in ihrem Gedächtnis verzweifelt nach einer Erinnerung daran. Aber da war nichts, nicht das Geringste. Sie konnte sich nicht entsinnen, wie das Kissen dorthin gelangt war, was sie wenige Minuten zuvor getan hatte und … und …

+

Von solch einer Schwäche gepeinigt zu werden war nicht nur eine Schande für den Betroffenen, sondern gleichsam eine Gefahr für andere. Strenge Erziehung war die beste Vorbereitung, um derartige Bürden ertragen zu können.

„Ich wollte, dass du so normal wie nur irgend möglich aufwächst und dir alle Türen in der reinblütigen Gesellschaft offen stehen, obwohl du als uneheliches Kind ohne Vater und männliche Geschwister immer einen makelbehafteten Stand haben wirst - es sei denn, du gleichst diesen durch eine vorteilhafte Ehe aus.“
„Ich muss wirklich nicht normal sein, davon bin ich meilenweit entfernt“, seufzte Saphira und schüttelte verdrießlich den Kopf. „Ich habe jahrelang mein Bestes gegeben, erfolglos wie ich nun begreife. Doch auszubrechen gelingt mir genauso wenig. Selbst daran scheitere ich, wie mir meine erneute Einweisung ins St. Mungo bewiesen hat.“
„Du warst bei dem Lernheiler Pye? Dem Schlammblut?“, wiederholte Cecilia das einige Minuten zuvor Gesagte plötzlich mit alarmierter Stimme, als habe sie Saphiras Worte erst jetzt erfasst.
„So ist es“, bestätigte Saphira, straffte die Schultern und hielt dem durchdringenden Blick ihrer Mutter stand, ohne zu blinzeln. „Und ich habe mit ihm geschlafen, welch eine Schande.“ Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein spöttischer Ausdruck über ihre blassen Züge und es schien, als genösse sie die Bestürzung ihrer Mutter. „Es tut mir nicht leid, aber sorge dich nicht, zwischen uns sind keine tieferen Gefühle im Spiel. Ich werde nicht fortlaufen, obgleich ich es in Erwägung zog. Mir war das alles zu viel. Selwyn und das Gerede von Heirat, mein ganzes Leben … Ich wollte mich lebendig fühlen, etwas Dummes anstellen, das allem widerspricht, was ich für gewöhnlich zu tun genötigt werde, ich weiß auch nicht …“
„Frauen wie wir haben kein Leben. Wir suchen hübsche Kleider aus, pflegen unser Äußeres und wissen stets im rechten Augenblick das Passende zu sagen - oder zu verschweigen“, erwiderte Cecilia, die ohne ihren strengen Tonfall und die kontrollierte Mimik wesentlich jünger, beinahe verletzlich wirkte.
„Doch in Wahrheit sind all die Teegesellschaften, Bälle und Wohltätigkeitsveranstaltungen, die wir besuchen, lediglich Warteräume. Wir warten auf einen Mann, der sich unserer annimmt, finanzielle Sicherheit bietet und uns dann vorschreibt, wie wir unser Dasein zu fristen haben“, ergänzte Saphira und fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben zumindest ein Stück weit verstanden. Wusste ihre Mutter vielleicht doch ganz genau, was in Saphira vorging? Empfand sie möglicherweise ähnlich, war nur charakterlich stärker und disziplinierter, um all diese gesellschaftlichen Schikanen schadlos über sich ergehen zu lassen?

Doch ehe Saphira sich an den Gedanken gewöhnen konnte, kehrte Cecilia zu ihrem üblichen Gebaren zurück und wechselte abrupt das Thema. Das Entsetzen über die Worte ihrer Tochter hielt sich in Grenzen, denn sie hatte bereits befürchtet, dass dergleichen passiert sein könnte. Aus der Haut zu fahren änderte nichts, viel eher musste die Energie auf die Schadensbegrenzung fokussiert werden.
„Wenn dir Mr. Selwyn nicht zusagt, so mach mir einen anderen Vorschlag oder bitte mich, nach weiteren heiratsfähigen Kandidaten Ausschau zu halten. Es gibt einige gut situierte Witwer unter den Reinblütern - “
„Mutter, wie oft willst du mich noch anweisen, jemanden zu ehelichen, nur weil es dir in den Kram passt?“, unterbrach Saphira sie harsch und verschränkte die Arme vor dem Körper.
„So viele Male es benötigt, um dich zur Vernunft zu bringen.“
„Und du meinst, ich würde einwilligen, jemanden zu heiraten, der mir noch fremder ist als Draco oder Drew? Jemanden, der möglicherweise fünfmal so alt ist wie ich?“, empörte die junge Black sich und schnaubte zynisch auf. „Wenigstens wäre ich so jemandem nicht ewig ausgeliefert. Sollte dir zufällig ein Greis über den Weg laufen, der ohnehin bald das Zeitliche segnet, bitte.“
Cecilia hob angespannt eine Augenbraue und schien mit ihrer Beherrschung zu ringen, ehe sie ausführte:
„Schau, der Punkt ist, wenn du einen der beiden nun ausschlägst, da deine Vergehen noch nicht publik geworden sind, bist du töricht. Dir ist wohl bewusst, wie schnell derartige Gerüchte sich verbreiten, nicht wahr? Du sagst, das Schlammblut hat dich ins Krankenhaus gebracht. Unterliegst du wirklich dem Irrglauben, das wäre niemandem aufgefallen, der bereit ist, diese Information zu streuen? Schlimm genug, dass du vermutlich schon dank Draco keine Jungfrau mehr bist, doch das … Unzucht mit einem Schlammblut, das keinen Knut in der Tasche hat! Welcher anständige Mann wird dich noch freiwillig zur Frau nehmen? Sei froh, wenn Mr. Selwyn nichts von dieser Sache erfährt. Selbst Draco - und möge er dich noch so sehr lieben - wird dieser Skandal schockieren. Uns bleibt nur zu hoffen, diese Eskapade möge niemals ans Tageslicht kommen, denn sollte jemand von dieser … Sache -“
Sache?“, fuhr Saphira ihr scharf dazwischen und stemmte die Fäuste in die Hüften, während sie unruhig im Zimmer auf und ab lief. Unter ihren Schuhen knirschte das Glas der zersprungenen Parfumflasche, und auch das gleichmäßige Rauschen des Meeres besänftigte ihr Gemüt nicht. „Du meinst Augustus Pye, meinen sehr geschätzten Freund, mit dem geschlafen zu haben ich in keinster Weise bereue.“
„Sprich bitte nicht so“, zischte Cecilia, deren Geduld allmählich an eine gefährliche Grenze stieß.
Ich bin nicht diejenige, die mit Schimpfwörtern um sich wirft!“, replizierte Saphira brüskiert, doch Cecilia ignorierte diesen Vorwurf.
„Dieser Fehler kann dich jede Chance kosten, dein derzeitiges Leben in Wohlstand fortzuführen.“
„Mutter, die Zeiten ändern sich“, wandte die Jüngere ein. „Du wirst es von deiner ach so skandalösen Tochter nicht vermuten, aber im Vergleich zu meinen Altersgenossinnen gelte ich in Hogwarts noch als eine der prüdesten Schülerinnen.“
„Nicht in unseren Kreisen“, widersprach Cecilia spitz. „Und es tangiert mich nicht, auf welche Weise andere Mädchen ihren Ruf ruinieren. Angesichts deines verantwortungslosen Umganges mit dir selbst, deiner Gesundheit und deinem Körper, der dein einziges Kapital darstellt, wäre es vielleicht vernünftiger, wenn Draco das Anwesen tatsächlich erbt, meinst du nicht auch?“

Einen sprachlosen Moment lang starrte Saphira ihre Mutter nur an, erschrocken über ihre harschen Worte, die wie trockenes Holz die Glut ihres Zornes schürten.
„Natürlich stört es dich nun nicht mehr, wenn all das hier in Dracos Besitz übergeht, weil du mich dessen nicht länger für wert erachtest. Ich wünschte, du würdest es einfach zugeben. Ich bin ein hoffnungsloser Fall, Mutter. Du hast mich längst aufgegeben, also hör auf so zu tun, als würde es dich noch kümmern!“, spie sie aus und kämpfte mühsam mit den aufsteigenden Tränen.
„Das ist nicht wahr und das ist dir wohl bewusst, Saphira“, antwortete Cecilia in merkwürdig ruhigem Tonfall. „Ich möchte lediglich anmerken … Bring Draco nicht gegen dich auf.“
„Warum nicht? Was ändert das?“, verlangte Saphira missgestimmt zu erfahren und biss die Zähne zusammen, um weiteren verbalen Ausbrüchen vorzubeugen.
„Es könnte der Tag kommen, an dem du auf seine Unterstützung angewiesen bist“, erklärte Cecilia langsam und trat einen Schritt auf ihre Tochter zu, deren Haltung sie traurig stimmte. Hilflos dabei zusehen zu müssen, wie das eigene Kind sich zugrunde richtete und jede rettende Hand fortschlug, war unerträglich.

„Oh, ich verstehe. Wenn ich mich selbst ruiniert habe, brauche ich einen reichen und angesehenen Beschützer, hinter dem ich mich verstecken kann und der mir Obdach gewährt, ehe ich als Bordsteinschwalbe in Muggellondon ende …“, übersetzte Saphira die Andeutungen ihrer Mutter unverblümt. Gemessen an Cecilias Schweigen bestand kein Zweifel an der Richtigkeit ihrer Deutung, und obwohl Saphira die Ansichten ihrer Mutter nicht fremd waren, tat es weh und raubte ihr sämtliche Energie, die sie eben noch darauf verwendet hatte, Cecilia bewusst zu provozieren.
„Ich weiß, du meinst es gut, und vielleicht tust du all dies nur aus … Liebe zu mir, aber ich weiß auch, was ich ertragen kann. Eine Ehe, die nur aus Untergebenheit und Verpflichtungen besteht, gehört nicht dazu. Es tut mir leid, deinen Erwartungen nicht gerecht zu werden, es lag nie in meiner Absicht, dich zu enttäuschen, doch dies übersteigt meine Fähigkeiten“, fügte sie leise hinzu und sah betreten zu Boden. Womöglich hatte Cecilia sogar Recht. Ihr Betragen war kindisch gewesen und hatte sie keinen Schritt weiter gebracht.

„Ich liebe dich, Saphira. Und ich möchte dich nicht in Schande und ohne finanzielle Absicherung untergehen sehen. Es bräche mir das Herz.“ Es war das erste Mal seit mehr als acht Jahren, dass Cecilia ihre Gefühle für ihre Tochter so offen darlegte und wahrhaftig aussprach, doch Saphira war emotional zu aufgewühlt und verwirrt, um diesen Beweis mütterlicher Liebe augenblicklich zu begreifen. Die Worte drangen nicht in ihr Bewusstsein durch, brauchten eine Weile, bis sie mental verarbeitet und empfunden werden konnten.
„Ich bin beschädigte Ware, Mum. Hör auf, mein Leben hundert Jahre im Voraus zu planen, denn je mehr du mir vorschreibst und mich kontrollierst, desto weniger werde ich selbst daran arbeiten, es in geregelte Bahnen zu lenken“, gestand die Jüngere stattdessen halb vorwerfend, halb bittend.
„Deshalb zerstörst du deine Gesundheit? Um mir etwas zu beweisen? Um es mir heimzuzahlen? Saphira, bist du dir auch nur ansatzweise bewusst, welcher Mensch am meisten unter deiner Tyrannei an dir selbst zu leiden hat?“, gab Cecilia in beinahe bedauerndem Tonfall zurück.
„Ja, das ist mir bewusst! Ich … meine Güte, hast du die Sprüche der Heiler nun auswendig gelernt oder woher rühren diese plötzlichen Lebensweisheiten?“, giftete Saphira abwehrend.
Cecilia überging diesen Kommentar und ergänzte lediglich: „Führe deine Therapie fort und werde gesund. Tu es nicht für mich oder irgendjemand anderen, tu es für dich. Wenn du hättest sterben wollen … wir haben mehr als genügend Heiltränke im Apothekerschrank, die überdosiert tödlich wären, und das weißt du. Aber das willst du doch nicht. Es hätte zahllose Wege gegeben, doch du hast nichts davon je probiert, nicht wahr? Also sei vernünftig und füge dir keine irreparablen Schäden mehr zu, die du später bereuen wirst.“
Zum ersten Mal wurde deutlich, dass Cecilia seit den vergangenen Sommerferien mehr als ein intensives Gespräch mit Heiler Hunter geführt hatte. Saphira sah sie nur perplex an, war nicht fähig, darauf zu antworten. Die überhebliche Kälte war nun vollständig aus der Stimme ihrer Mutter verschwunden und es klang wahrhaftig, als machte Cecilia sich ernsthafte Sorgen um ihre Tochter.

Als Saphira nicht antwortete, nahm Cecilia behutsam ihre Hand und sah ihrem Kind fest in die Augen, ehe sie in Richtung des angrenzenden Raumes nickte.
„Komm mal mit“, forderte sie ihre Tochter mit ungewohnt sanfter Stimme auf, löste den Griff um ihre Finger und schritt voran.

Cecilia schloss die Tür zwischen Ankleideraum und Schlafzimmer, wie um die intimen Vergangenheitserinnerungen auszusperren, doch auch dieser Raum erweckte einen unwirklichen, beinahe gespenstischen Eindruck und zeugte unübersehbar von längst vergangenen Tagen. Selbst durch die geschlossenen Fensterläden konnte man das Meer auch in diesem Zimmer noch hören. Ein dumpfes Gemurmel erklang, wann immer sich die Wellen an den hohen Felsen der Bucht brachen.

„Ich möchte dir etwas zeigen“, begann Cecilia und widmete sich dem Kleiderschrank. Sie griff hinein und holte ein Kleid daraus hervor, welches sich in einem schwarzen Kleiderschutz befand.
„Walburga bestellte eine renommierte Schneiderin aus Paris für die Anfertigung ein“, sagte sie und befreite die exquisite Robe aus der Schutzhülle, die leise raschelnd zu Boden glitt. Saphiras Blick haftete sprachlos an dem feinen weißen Stoff des mit raffinierter Spitze versehenen Hochzeitskleides.
„Das Kleid, welches seit Generationen in meiner Familie weitergegeben wurde, fiel dem Brand zum Opfer, bei dem auch meine Eltern starben. Ich selbst hatte nie die Gelegenheit, dieses hier zu tragen, doch würde ich es dir gerne überlassen. Damit es dir passt, müssen wir es natürlich ändern lassen, aber -“
„I-ich weiß nicht, was ich … Mum“, stammelte Saphira und streckte vorsichtig die Hand nach dem hübschen Stoff aus. Es fühlte sich befremdlich an. Richtig und falsch zu gleich. Unwirklich.
„Du musst nicht zustimmen, selbstverständlich darfst du dir auch ein eigenes anfertigen lassen“, meinte Cecilia, räusperte sich und machte Anstalten, den Kleiderschutz vom Boden aufzulesen.
„Nein, ich … ich nehme es sehr gerne“, warf Saphira rasch ein und suchte nervös nach den richtigen Worten, um ihre Gefühle zu verbalisieren. „Das ist außerordentlich … gütig von dir. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke, Mum. Ich weiß das sehr zu schätzen.“ Sie sprach rasch und mit brüchiger Stimme, war überwältigt von den unerwarteten, wenn auch subtilen Zuneigungsbekundungen ihrer Mutter und wusste nicht recht damit umzugehen.
„Weinen solltest du deshalb nicht“, kommentierte Cecilia den erneuten Tränenausbruch ihrer Tochter mit undefinierbarer Miene.
„Es ist nur …“, schluchzte Saphira und wischte sich mit dem Ärmelsaum übers Gesicht. „Das alles macht es so real, so greifbar … Eine Heirat, bei Merlin, ich kann es mir fast vorstellen, doch … in meiner Phantasie ist da nur Draco an meiner Seite. Ich habe solche Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Aber woher soll ich nur wissen, was die richtige ist?“

„Du musst lernen, deine Gefühle zu kontrollieren, ehe sie dich kontrollieren“, erwiderte Cecilia. „Sei streng mit dir, sei stark gegenüber denjenigen, die dir schaden können, und wappne dich vor Verletzungen. Hätte ich mich damals von meinen Emotionen leiten lassen, wären wir nun nicht hier.“
Wie falsch sie mit dieser Annahme lag, erkannte Cecilia nicht. Wahrlich war sie überzeugt davon, die absolute Macht über ihre Gefühle zu haben, doch war ihr Schmerz in all den Jahren der Verdrängung und Verleugnung lediglich gewachsen, anstatt zu vergehen. „Du musst mit kühlem Kopf entscheiden, was langfristig das Beste für dich ist“, erklärte sie und fügte nach einem Moment hinzu:
„Ich mache dir einen Vorschlag zur Güte. Bevor du volljährig bist, musst du keine endgültige Entscheidung treffen. Die Weihnachtsferien in einem Jahr eignen sich jedoch bestens für eine kleine Verlobungsfeier. Heiraten wirst du jedoch erst, nachdem du deinen Abschluss bestanden hast. Was hältst du davon?“
„In Anbetracht der Tatsache, dass ich dieses Schuljahr vermutlich ohnehin nicht bestehen werde …“, nuschelte Saphira, über deren Gesicht die Andeutung eines Lächelns huschte.
„Wie bitte?“, fragte Cecilia schneidend.
„Ich gebe mir Mühe“, versprach die Jüngere und strich noch einmal fasziniert über die Hochzeitsrobe, ehe ihre Mutter sie wieder an sich nahm.
„Das will ich aber auch meinen“, sagte Cecilia und wandte sich von ihrer Tochter ab, um das Kleid zurückzuhängen. Keine Sekunde länger konnte sie es in Händen halten; der pure Anblick bereitete ihr körperlich wahrnehmbare Schmerzen. Das Symbol ihrer unglücklichen Liebe weiterzugeben fühlte sich richtig an, beinahe befreiend. Es war Zeit loszulassen und wenigstens ihrer Tochter eine annehmbare Zukunft zu wünschen.

Zurück im Schlafgemach schüttelte Cecilia fast unmerklich den Kopf und ließ ihren Blick traurig über die Einrichtung schweifen, ehe sie sehr leise sagte:
„Man will gar nicht glauben, dass er für immer fortgegangen ist, nicht wahr? Man könnte meinen, er sei bloß zu einem Spaziergang aufgebrochen und in ein paar Stunden säße er wieder im Salon beim Abendessen.“
Und es ging ihr nicht nur in diesen Zimmern so. Das ganze Haus, jede kleinste Nische erinnerte sie stetig an Regulus, seine Abwesenheit war permanent spürbar, ließ sich nicht abschütteln. Doch manchmal, wenn sie spät nachts vergeblich nach der erlösenden Betäubung des Schlafes suchte, bildete sie sich ein, seine Finger zu fühlen, die sacht über ihren Rücken strichen, glaubte sie, der Schatten seiner Gestalt legte sich über ihr Gesicht, da er wieder einmal weit nach Mitternacht von einem Auftrag für den Dunklen Lord zurückgekehrt war - doch es war nichts weiter als eine Wolke, die sich vor den hellen Mond geschoben hatte und dessen Licht verschluckte. Unzählige Male war sie aufgeschreckt in dem Glauben, gespürt zu haben, wie sein Gewicht die Matratze herunterdrückte, seinen vertrauten Geruch wahrnehmen zu können und seine sanfte Stimme zu hören. Aber Regulus war nie zurückgekehrt, und so sehr sie sich auch eine Zeit lang an den Fakt zu klammern gesucht hatte, dass sein Leichnam nie gefunden worden war, so wusste sie doch tief in ihrem Herzen, schon Sekunden bevor Kreacher ihr die schreckliche Nachricht offenbart hatte, dass jedwede Hoffnung auf eine unbeschwerte, glückliche Zukunft längst verloren war.

„Glaubst du, dass er uns jetzt sehen kann?“, flüsterte Saphira mit kratziger Stimme und sah ihre Mutter mit geweiteten Augen an. „Glaubst du, die Toten kehren zurück, um die Lebenden zu beobachten und auf sie … aufzupassen?“
Cecilia starrte sie unverwandt an und sagte kein Wort.
„Manchmal - in den letzten Weihnachtsferien besonders - beschleicht mich zu Hause das Gefühl, nicht alleine zu sein. Fast, als wäre noch jemand … hier. Aber nicht auf unheimliche Weise, sondern viel eher … vertraut, nah … tröstlich“, führte Saphira aus und erschauderte bei der Erinnerung an diesen speziellen Tag, an dem sie sich ihrem Vater näher denn je gefühlt hatte.
Endlich reagierte ihre Mutter auf das Gesagte, hob jedoch nur skeptisch die Augenbrauen und entgegnete:
„Sei nicht albern, Saphira. Wer tot ist, kehrt nicht mehr zurück. Nur schwache, furchtsame Menschen werden zu Geistern, und Regulus … Geister könntest du sehen. Das hast du dir eingebildet.“
Letzteres betonte sie mit Nachdruck und es stand außer Frage, dass dieses Thema für sie beendet war. Darüber nachzusinnen brachte nichts als erneutes Leid und elende Grübeleien mit sich. Und es änderte doch nichts. Ob er sie nun aus einer jenseitigen Dimension heraus beobachtete oder nicht … ihre irdische Qual blieb dieselbe.

„Vermutlich hast du Recht“, seufzte Saphira.
„Natürlich habe ich das“, sagte Cecilia und deutete zur Tür. „Du solltest etwas essen, es ist spät.“
„Ja“, bestätigte Saphira, nickte zögernd und griff dann vorsichtig nach der Hand ihrer Mutter. Diese zuckte kurz zurück, ließ es dann jedoch zu, dass Saphiras Finger sich um die ihren schlossen. Einige Sekunden lang blickten Mutter und Tochter sich schweigend in die Augen, dann lächelte Saphira fast unmerklich und hauchte:
„Danke, Mum.“
Cecilia erwiderte nichts, sondern tat so, als wäre nichts Besonderes vorgefallen, und verließ das Zimmer, nachdem Saphira ihre Hand losgelassen hatte.
Diese hingegen verharrte noch einen Moment in dem befremdlichen Raum, ehe sie ihrer Mutter auf den Flur hinaus folgte. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, erstarb das Meeresrauschen und die Erinnerung an die vergangene Stunde fühlte sich surreal an wie eine illusorische Imagination. Und doch … Saphira wusste tief in ihrem Herzen, dass sie ihrer Mutter an diesem Tag emotional so nahe gewesen war wie nie zuvor - und möglicherweise nie wieder sein würde.

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Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen (:

Kapitelvorschau: Rückkehr nach Hogwarts, Fokus auf Blaise und Tracey. Astoria huscht durchs Bild und Draco tut, was er immer tut: nichts Gutes.


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