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Fanfiction

Slytherin Hearts - Stille Nacht

von SaphiraMalfoy

(Willst du bestimmen, statt and're zu fragen,
musst du lernen über Leichen zu gehen.)


Und so spaltete sich ihr aktives Handeln von ihren Ansichten ab, führte in eine gänzlich entgegengesetzte Richtung, die jedoch gewissermaßen dasselbe Ziel verfolgte:
ein Stück Normalität zurück gewinnen, die Realität wieder wahrnehmen und daran teilhaben. Und zum Teufel noch eins, die Welt der Todesser war nun einmal ihre Realität, umgab sie in jeder Lebenslage, war Teil ihrer Familie, ihrer Herkunft, Gegenwart, Zukunft … Wahrscheinlich behielt Draco am Ende Recht, wenn er behauptete, weder sie noch er könnten dem entfliehen. Es gab keinen Ausweg, man würde sie nicht ihrer Wege ziehen, diesen Grausamkeiten auf ewig den Rücken kehren lassen. Andromeda hatte es geschafft, Sirius ebenfalls. Doch Saphira wagte es nicht, sich mit einem von ihnen zu vergleichen. Sie waren stark, unabhängig und hatten Hilfe von außen gehabt; Saphira hingegen war … zu feige, noch nicht charakterstark genug und außerdem … außerdem war sie die Letzte der Blacks. Als Andromeda geflohen war, hatte man keinen Versuch unternommen, sie zurückzuholen. Sie stellte nichts weiter als einen Schandfleck auf dem Familienstammbaum dar und es existierten noch zwei weitere Töchter, welche diesen Verrat durch eine standesgemäße Heirat wieder wettmachen konnten. Sirius` Vergehen konnte durch Regulus ausgeglichen werden; doch Saphira war ein Einzelkind. Die letzte Hoffnung, diese Familie in Ehre statt in Schmach versiegen zu lassen.
So furchterregend all dies auch war, musste Saphira sich der Wirklichkeit früher oder später ohnehin stellen und momentan war alles besser, als nun auf ihrem Zimmer zu hocken und im Elend zu versinken - oder schlimmer noch, sich mit Narzissa auseinandersetzen zu müssen, die ebenso schwach und wehrlos erschien wie Saphira sich fühlte.

Bella war die einzige Person, die sie nicht ansah, als fiele sie jeden Moment tot um oder liefe Gefahr, den Verstand zu verlieren. Ironischerweise war sie der einzige Mensch aus der Familie, mit dem Saphira sich noch identifizieren konnte - obgleich es ihr innerlich widerstrebte, sich mit einer Todesserin zu vergleichen.
Und ausgerechnet jetzt, da sich ihre Einstellung zu festigen begann, Saphira endgültig davon überzeugt war, dass zwischen Reinblütern und Muggelstämmigen kein Wertunterschied bestand, baute sie eine Bindung zur dunklen Seite auf. Eine Bindung, die rein subjektiv und emotional mit dem Wunsch verbunden war, irgendwo dazuzugehören, eine Familie zu haben, jemanden, der sie verstand. Sie hieß die Verbrechen ihrer Tante nicht gut, doch Bellatrix, die noch verrückter erschien als Saphira selbst, umgab eine so starke, unabhängige Aura, etwas, das Saphira bewunderte, wonach sie sich immer gesehnt hatte …
Lag der Hang zum Extremen, das Gen der Gestörten möglicherweise schlichtweg in der Familie? War sie ohnehin vom Schicksal dazu verdammt worden, nicht mehr alle Eulen auf der Stange zu haben?
Immerhin war ihr Vater allem Anschein nach freiwillig in den Tod gegangen. Seine Motive konnte Saphira bis heute nicht nachvollziehen. Für eine bessere Welt … dass sie nicht lachte! Schöne neue Welt, wahrhaftig. Inzwischen wusste Saphira kaum noch, ob sie ihn derart glorifizieren sollte, wie sie es in den vergangenen Jahren getan hatte, ob es überhaupt Sinn ergab, sich nach ihm zu sehnen. Er hatte sie im Stich gelassen, sie und ihre Mutter. Im Auftrag des Dunklen Lords, wie es schien. Und was hatte es ihnen gebracht? Nichts als Kummer und Elend. Was hatte es dem Dunklen Lord genutzt? Offensichtlich ebenfalls rein gar nichts, schließlich war der Unnennbare selbst kurz darauf gefallen … wenn auch nicht für immer.
Regulus` Opfer war sinnlos gewesen. Für nichts war er gestorben. Gar nichts.
Doch unter ihrer wachsenden Wut auf ihn brodelte noch immer die Sehnsucht danach, ihm nahe zu sein, ihn zu verstehen, über ihn zu sprechen.
Bellatrix hatte ihn vielleicht besser gekannt als Narzissa, wusste womöglich sogar mehr über seine Handlungsabsichten als ihre Mutter.
Für den Dunklen Lord … Alle waren sie hier gleich!
Alle, alle, alle.
Weshalb sich länger dagegen sträuben? Sie entrann diesem Spinnennetz doch ohnehin nicht. Es gab keinen Ausweg. Draco hatte dies begriffen und Saphira begann langsam aber sicher, sich dem zu beugen.

+

Von Finsternis umgeben steht das blonde Mädchen vor einem Haus, das es nicht sieht. Nahezu unaufspürbar haben die Sicherheitszauber es für Magier gemacht. Verborgen vor neugierigen Blicken und unerwünschten Eindringlingen steht es zwischen den anderen Backsteingemäuern, wiegt seine Bewohner in falscher Sicherheit und Ruhe. Behaglich sitzen sie vor dem Kaminfeuer, stoßen mit Glühwein auf die freien Tage an, die sie gemeinsam in der Liebe und Geborgenheit ihrer Familie verbringen wollen, und ahnen nicht, welches Unheil sich hinter ihrer akkurat gestutzten Hecke zusammenbraut …

Die Schwärze der sternklaren Nacht wird von den hübschen Weihnachtsbeleuchtungen der umstehenden Muggelhäuser durchbrochen, deren Funkeln die reinweiße Schneedecke reflektiert, doch scheinen die kleinen Lichter das Fleckchen Rasen, auf dem Saphira steht, nicht zu erreichen. Noch immer rieseln sachte Flocken vom Himmel herab und bedecken die tief ins Gesicht gezogene Kapuze der jungen Hexe. Durch ein gekipptes Küchenfenster eines der Nachbarhäuser klingt fröhliches Gelächter in die hereinbrechende Nacht hinaus; doch scheint es an eben jener Grundstücksgrenze zu erlischen, die das Nachbarhaus von dem Zielobjekt trennt.
Neugierig kneift Saphira die Augen zusammen, späht durch die kahlen Äste einer schneebedeckten Hecke zu der Geräuschquelle herüber und entdeckt hinter dem hell erleuchteten Fenster eine Frau mittleren Alters, die fröhlich summend ein Blech mit Keksen aus dem Ofen hervorholt. Kichernd necken sich neben ihr zwei junge Mädchen, reiben sich die Gesichter gegenseitig mit Mehl und Puderzucker ein und veranstalten ein ungeheures Chaos, was ihre Mutter jedoch lediglich mit einem nachsichtigen Kopfschütteln tadelt, ehe sie in das glückselige Gelächter ihrer Töchter miteinstimmt.

Während die Familie nicht übermäßig reich erscheint, in eher einfachen Verhältnissen lebt, kann Saphira nicht umhin zu bemerken, wie viel ärmer ihre eigenen Weihnachtsfeste gewesen waren. Zwar hatte sie jahrein, jahraus teure, beinahe schon dekadente Geschenke erhalten, war mit materiellen Zuwendungen aller Art überhäuft worden - daran hatte es ihr nie gemangelt, keineswegs -, doch war die Stimmung zwischen ihr und Cecilia stets angespannt, verkrampft, nahezu körperlich spürbar unterkühlt gewesen, eisiger noch als die Temperaturen in dieser winterlichen Dezembernacht. Fast fühlt Saphira den emotionslosen Blick ihrer Mutter noch heute im Nacken, mit welchem diese sie beim Auspacken der zahllosen Päckchen taxierte.
Keine Worte vermögen es, die unbändige Sehnsucht danach zu beschreiben, nun anstelle dieser Mädchen sein zu dürfen, die Zeit zurückzudrehen und eine andere Kindheit verlebt zu haben …

Schon will Saphira den Blick abwenden, als sich hinter der Mutter plötzlich die Küchentüre öffnet und ein dunkelhaariger Mann den Raum betritt. Augenblicklich springen die Mädchen auf ihn zu, umarmen ihn herzlich und beginnen eifrig plappernd auf die frisch gebackenen, herrlich duftenden Kekse zu deuten. Lachend nimmt der Mann die kleinere der Töchter auf den Arm und gibt seiner Frau einen liebevollen Kuss. Es scheint ihn nicht im Geringsten zu kümmern, dass die Kinder seine Kleidung mit Mehl und Teig verunreinigen; all diese Oberflächlichkeiten sind nichtig, solange die Familie nur zusammen ist, zufrieden, gesund und munter …

Wütend ob ihrer eigenen Sentimentalität schnaubt die junge Black auf und beißt sich auf die Unterlippe, als sie spürt, wie eine einsame Träne an ihrer Wange hinabrinnt, eine gerötete Spur auf ihrer Haut hinterlässt, so bitterkalt wie die eisige Atmosphäre im Anwesen der Steels, welche sich aller Wärme des lodernden Kaminfeuers und der abertausenden Kerzen zum Trotz niemals hatte vertreiben lassen.


Endlich - nach wenigen Minuten, die Saphira wie eine gefühlte Ewigkeit vorgekommen sind - taucht auch Bellatrix wieder auf, reißt sie aus ihren melancholischen Erinnerungen und stellt eine beinahe willkommene Ablenkung von der märchenhaften Darbietung einer heilen Familie dar, die für Saphira niemals Realität gewesen ist.

Gut einen Meter vor Bellatrix schlurft ein Mann wie von unsichtbaren Fäden geleitet durch den zentimeterhohen Schnee auf Saphiras Standpunkt zu. Ein Muggel, wie sie seiner merkwürdigen Bekleidung nach urteilt. Grotesk, fast gruselig mutet der Anblick seiner erschlafften Mimik an, die Gesichtsmuskeln vollführen keinerlei Bewegung, nicht der Hauch eines Lebenszeichens huscht durch sein fahles Antlitz, doch sein leerer Blick ist starr auf das Anwesen gerichtet, welches weder Saphira noch ihre Tante sehen können. Bellatrix` Theorie hat sich bestätigt: Für Muggel ist dieses Gebäude noch immer sowohl sichtbar als auch zugänglich. Vermutlich wurde der Schutzzauber erst vor kurzem ausgesprochen und es wäre den Nicht-Magiern höchst merkwürdig erschienen, hätte sich eines der Nachbarhäuser plötzlich in Luft aufgelöst.

Reglos vor Nervosität und Angst folgt Saphira dem Mann mit den Augen und bereut ihren Entschluss allmählich. Ihre Nerven sind zum Zerreißen gespannt, jede Faser ihres Körpers brennt vor Erregung und im Augenblick ist es ihr nicht möglich einzuschätzen, ob sie dies als gutes oder schlechtes Zeichen deuten soll. Ist die Ablenkung von den eigenen Problemen förderlich? Stellt dies eine Chance dar, sich selbst zu beweisen, dass sie stärker ist, als bislang geglaubt? Oder stürzt sie sich selbst durch diese Unternehmung nur noch tiefer in den Abgrund ihrer seelischen Verfassung hinein …

Im Vorbeigehen tippt Bellatrix ihrer Nichte mit dem Zauberstab auf den Kopf und erweckt diese nun endgültig aus ihrer Erstarrung. Auf Bellatrix` Berührung hin rinnt ein kalter Schauer Saphiras Rücken hinab, als schmelze ein riesiger Eiswürfel auf ihrem Kopf, dessen Tropfen nun an ihrer Haut abperlen. Doch so schnell sich das unangenehme Gefühl über ihren gesamten Körper ausgebreitet hat, ist es auch schon wieder verschwunden und Saphira hebt fasziniert eine Hand vor das Gesicht, welche die Musterung des Bürgersteigs vor ihr perfekt nachahmt. Auf den ersten Blick ist sie in der Dunkelheit nicht zu erkennen, solange sie sich nicht bewegt.

Flüchtig weist Bellatrix sie zur Wachsamkeit an, ehe sie dem Muggel eine Hand auf die Schulter legt und ihn unbarmherzig weiter in Richtung Grundstücksgrenze drängt.
Für den Bruchteil einer Sekunde sieht es so aus, als liefe sie gegen eine unsichtbare Mauer, wäre nicht fähig, diese Barriere zu durchdringen. Aus einigen Metern Entfernung beobachtet Saphira, wie Bellatrix eine komplizierte Bewegung mit dem Zauberstab vollführt und eine Beschwörungsformel murmelt, ehe die Dunkelheit auch sie und den Nicht-Magier verschluckt.

Tief einatmend schließt Saphira die Augen und ermahnt sich zur Ruhe, als das Aufflackern eines grünen Lichtblitzes urplötzlich die idyllische Weihnachtsmärchenlandschaft der gepflegten Straße durchbricht, so grell, dass die junge Hexe es selbst durch ihre geschlossenen Lider hindurch wahrnehmen kann. Im ersten Schreckmoment glaubt Saphira, eines der unzähligen kitschig-bunten Lichter wäre explodiert, doch das triumphierende Aufkreischen Bellatrix` hinter der sorgfältig gestutzten Buchsbaumhecke belehrt sie eines Besseren. Der Schutzzauber scheint tatsächlich nicht besonders wirkungsvoll gewesen zu sein, da Saphira ihre Tante nicht nur hören, sondern selbst das unverkennbare Markenzeichen des schrecklichsten der Unverzeihlichen Flüche sehen kann.
Sie hat ihn umgebracht, schießt es der jungen Hexe durch den Kopf und es ist ihr nicht möglich, das unkontrollierbare Zittern zu unterdrücken, welches ihren Körper für kurze Zeit durchzuckt.
Doch was hat sie erwartet? Immerhin ist sie mit Bellatrix hier und dieser Mann war bloß Mittel zum Zweck, bedeutungslos und ohne Wert in den Ansichten der Anhänger Voldemorts.

Für die folgende halbe Stunde ist dies das Letzte, was Saphira von ihrer Tante vernimmt …

+

Diabolisch kichernd versetzt Bellatrix dem Arm der Leiche einen Tritt, um ihn aus dem Weg zu schieben, und eilt von finsterer Vorfreude durchdrungen auf das Haus zu; gleichgültig ob des toten Körpers eines Familienvaters.
Diese sogenannte Schutzmaßnahme war lachhaft! Glauben diese Narren wirklich, man könne erfahrene Todesser wie sie damit fernhalten?

Geräuschlos lässt sie das Schloss der Haustüre aufschnappen und betritt den von Kerzen erhellten Flur.

Doch Vorsicht ist nicht länger von Nöten, denn als das Aufblitzen des Todesfluches die unschuldige Weiße des Schnees schändete, die Straße für den Bruchteil einer Sekunde in tödlich grünes Licht tauchte, wurden sich die Bewohner des Hauses gewahr, dass ihr trügerisches Sicherheitsgefühl ein schwerwiegender Irrtum war.
Abrupt ersterben die fröhlichen Gespräche, als hätte man den Ton eines Radios abgedreht, und einen quälenden Schreckmoment lang ist es totenstill im Wohnzimmer des Hauses. Einzig das Gelächter der beiden Kleinkinder verebbt nicht sofort, denn diese unschuldigen Geschöpfe bemerken erst anhand der Reaktion ihrer Verwandten, dass etwas nicht in Ordnung ist. Beklommen tauschen die Erwachsenen hilfesuchende Blicke aus, ehe Olivia Benson (die Besitzerin dieses Hauses und Mutter der beiden Kinder Casey und Finn) als erstes aus ihrer Schockstarre erwacht. Der fassungslose Blick ihres Ehemannes Elliot ist auf die Tür gerichtet.
„Mummy, was hast du?“, fragt die kleine Casey und sieht ihre Mutter aus unwissenden braunen Augen heraus an, die niemals etwas Böses gesehen haben, nichts von dem schrecklichen Unheil ahnen, welches das Schicksal für sie bereit hält.

+

Bellatrix kann die aufsteigende Panik beinahe körperlich spüren, die Angst der Anwesenden fast riechen. Unwillkürlich verzieht sich ihr Mund zu einem teuflischen Lächeln und in ihren dunklen Augen glimmt bitterböse Lust auf. Blutdürstige Vorfreude durchpulst ihre Adern und versetzt sie in freudige Erregung, als sie einen Schritt auf die Wohnzimmertüre zugeht und nur noch wenige Zentimeter sie vom grausamen Vergnügen trennen.
Endlich wieder ein abendlicher Ausflug nach ihrem Geschmack. Nur sie ganz allein bestimmt über Tod und Leben, hat keine nutzlosen Idioten an ihrer Seite, die ihr nur im Wege stehen und den Ruhm beim Dunklen Lord für sich selbst einheimsen wollen, denn heute handelt sie auf eigene Faust. Nicht umsonst hat sie ihre naive Nichte als Wachposten mitgenommen, die keinen blassen Schimmer davon zu haben scheint, was ihr Ex-Freund in den vergangenen Monaten getrieben hat, und nicht verstehen wird, weshalb Bellatrix ausgerechnet diese Familie aufsucht. Auf welche Weise Bella ihrem unfähigen Neffen in dieser Nacht zu helfen versuchen wird, soll vorerst geheim bleiben. Insbesondere schmierige Verräter wie Snape geht ihre Unternehmung nicht das Geringste an.


Das Splittern der Holzfasern klingt wie Musik in Bellatrix` Ohren. Indessen Elliots jüngerer Bruder Nicolas das Zerspringen der Türe wie in Zeitlupe beobachtet, nutzt Bellatrix den Moment der Ablenkung, um den jungen Mann zu entwaffnen und mit einem Petrificus-Totalus zu belegen. Seinen Zauberstab nimmt sie an sich und verstaut den eigenen in der Innentasche ihres Umhanges, die mordlustig funkelnden Augen fest auf die Hausherrin gerichtet, welche sich aufopfernd vor ihrem Mann und den Kindern aufgebaut hat und mit furchtgetränktem Blick die Todesserin fixiert. Diese erbärmliche Frau tut schon ganz recht daran, sich zu ängstigen. Die unzähligen Geschichten über Mrs. Lestranges zahllose Verbrechen sind ihr bereits zu Ohren gekommen, dennoch spielt sie der Todesserin mit ihrem Verhalten bloß in die Hände.

„Bitte, nehmen Sie sich, was Sie wollen. Töten Sie mich, entführen Sie mich, nur lassen Sie meine Familie am Leben“, bringt Mrs. Benson mit bebender Stimme hervor. Die Hand, in welcher sie ihren Zauberstab hält, zittert ununterbrochen und ihre Augen füllen sich mit Tränen der Besorgnis angesichts des bevorstehenden Horrors. Noch immer fühlt es sich so unwirklich an. Falsch, wie ein wirrer Traum, schlichtweg surreal. Natürlich wurde der Schutzzauber nicht aus heiterem Himmel über das Haus gelegt, denn die Häufigkeit der Ãœberfälle auf Muggelstämmige, Ministeriumsbeamte und Anhänger Dumbledores hat in den vergangenen Monaten eine erschreckende Regelmäßigkeit erlangt, doch was sollten die Todesser ausgerechnet von ihnen wollen? Leider unterliegt man nicht selten dem leichtsinnigen Aberglauben, solch schreckliche Schicksale ereilen nur die anderen, aber niemals die eigene Familie …

Ein kehliges Lachen entrinnt Bellatrix` Rachen, als Elliot Benson nach der Hand seiner Frau greift und sie zurückzudrängen versucht.
„Liv“, haucht dieser jämmerliche Squib und will sein Leben scheinbar für das seiner Familie opfern … Welch ein Narr! Als würde dies irgendeinen Unterschied machen. Dem Tode ist er ohnehin geweiht und ob er sich diesem nun freiwillig stellt oder nicht wird in Bellatrix keineswegs so etwas wie Mitgefühl auslösen. Nur eine einzige Person (abgesehen von ihr selbst) wird dieses Haus heute Abend noch lebend verlassen. Und dabei wird es sich weder um den Squib noch einen seiner Bastarde handeln.

„Ich bin es doch, wegen dem Sie hier sind!“, schreit der Abschaum Bellatrix beinahe an, woraufhin sie nur milde amüsiert aufschnaubt und gelangweilt den Kopf schüttelt ohne diese wertlose Platzverschwendung auch nur anzusehen.
„Olivia“, raunt sie mit gänsehauterregender Lieblichkeit in der Stimme. „Ich darf doch Olivia sagen, nicht wahr?“ Ohne eine Antwort abzuwarten fährt sie fort, wobei ihr Lächeln mit jedem Wort breiter wird. Das leise Wimmern der Kinder lässt sie vor Entzücken fast vorzeitig handeln. Kaum etwas ist befriedigender als der süßliche Todesschrei widerlicher Squib-Kinder … Doch die Blagen werden noch benötigt, müssen als Druckmittel herhalten, ehe Bellatrix all ihre leeren Versprechungen brechen und ihre Gelüste stillen darf …

„Mir ist zu Ohren gekommen, Sie besitzen einen Laden für magische Antiquitäten. Wertvolle Möbelstücke, selbstaufräumende Kleiderschränke et cetera, et cetera … Vor einigen Jahren noch sollen Sie experimentierfreudig gewesen sein, sich selbst mit der Verzauberung dieser interessanten Gegenstände befasst und wahrhaft einzigartige und kostbare Raritäten erschaffen haben, doch heutzutage … Nun, soweit ich weiß, beschränken Sie sich inzwischen auf die Restauration eher harmloser, langweiliger Alltagsgegenstände. Woher rührt dieser Sinneswandel?“, erkundigt sich Bellatrix im lässigen Plauderton und schenkt der Familie ein breites Lächeln, das vom Wahnsinn zeugt, welcher in ihrem Innern lebt.
„I-ich …“, stammelt Olivia, die im Angesicht des personifizierten Bösen, das in Gestalt von Bellatrix Lestrange in ihr Haus eingedrungen ist, kaum ein Wort hervorbringt, gar nicht imstande ist, einen klaren Gedanken zu fassen.
Entnervt verdreht Bellatrix die Augen, schnippt spielerisch mit dem fremden Zauberstab in ihrer Hand und belegt den Familienvater mit einem ungesagten Imperius-Fluch.

Wie in Trance setzen sich die Füße des Mannes in Bewegung und er schenkt seiner Frau keinerlei Beachtung, die erschrocken nach ihm ruft.
„Elliot! Elliot, sieh mich an. Wehr dich dagegen!“, fleht sie, doch es ist aussichtslos. In ihrer Verzweiflung vergisst sie ihre eigenen magischen Kräfte - oder ist es ihr Unterbewusstsein, das sie davon abhält, Mrs. Lestrange anzugreifen, einen Kampf mit ihr zu riskieren, den sie ohnehin verlieren würde?
Inzwischen ist Elliot Benson auf der anderen Seite des Wohnzimmers angelangt, führt Bellatrix` Willen aus und richtet seinen Bruder Nicolas auf, sodass dieser - reglos und unfähig, in irgendeiner Weise in das Geschehen einzugreifen - genau beobachten kann, was die Todesserin mit seinem Zauberstab anstellt und seiner Familie antut.

„Geben Sie es auf. Er wird nicht auf Ihre Bitten hören. Nie wieder“, kichert Bellatrix an Olivia gewandt und tritt drohend einen Schritt auf die Frau zu, hinter deren Rücken sich die beiden Kinder am ganzen Leib bebend zusammenkauern.
„Ãœberspringen wir also das nette Geplauder und kommen gleich zur Sache … Sie sollen ein äußerst seltenes Talent besessen haben, sofern man den Gerüchten Glauben schenken darf“, sinniert sie weiter und schwenkt beiläufig den Zauberstab, woraufhin der Squib neben ihr zusammenbricht und unter dem Einfluss des Cruciatus-Fluches markerschütternde Schreie von sich gibt, die von den hohen Wänden widerhallen, die Kinder zum Weinen bringen …

„Oh, bitte. Bei dieser Geräuschkulisse kann sich doch kein Mensch unterhalten“, tadelt Bellatrix den sich unter Todesqualen windenden Mann und belegt ihn kurzerhand mit einem Schweigezauber, ehe sie sich wieder an Olivia wendet.
„Wo waren wir stehen geblieben?“
„Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen möchten, nur lassen Sie meinen Mann in Frieden“, bettelt das törichte Schlammblut. Vergebens.
„Keine Sorge, es wird nicht lange dauern … Kein dreckiger Squib oder Muggel hat den Cruciatus je länger als ein paar Minuten überlebt. Das Bindegewebe hält dem Druck nicht stand. Es wird reißen … die Organe platzen auf und an den daraus resultierenden inneren Blutungen stirbt ein minderwertiges Wesen wie er sehr rasch. Es ist bald vorüber … nur noch ein paar … Minuten“, erklärt Bellatrix ungerührt, als habe sie alle Zeit der Welt, und weidet sich einen genussvollen Moment am Anblick des Sterbenden, ehe sie erneut auf ihr Anliegen zu sprechen kommt.
„Weshalb wirft eine so talentierte Frau die Chance darauf, ihre niedere Herkunft durch wahres Können auszugleichen, fort, um Antiquitäten zu verscherbeln?“ Die Motive Mrs. Bensons tangieren Bellatrix nicht wirklich, doch bereitet ihr die Erniedrigung dieser jämmerlichen Untermenschen ein viel zu großes Vergnügen, als dass sie ihnen gnädig sein und ihrem Leid ein frühzeitiges Ende bereiten wollte.
„E-es gab einen Unfall … Einer meiner Mitarbeiter kam zu Schaden und befindet sich seitdem auf der geschlossenen Abteilung im St. Mungo. Er wird vermutlich nie wieder gesund werden und ich - Um Himmels Willen, hören Sie doch auf damit! Ich sage Ihnen alles, aber bitte …“, wimmert Olivia, hebt die Zauberstabhand, um endlich einzugreifen, doch zwischen ihren verkrampften Fingern befindet sich nichts mehr … Mrs. Lestrange hat sie längst entwaffnet und es ist ihr nicht einmal aufgefallen. Geschlagen lässt sie die Hände sinken und ergibt sich seufzend ihrem Schicksal.
„Ich wollte verhindern, dass sich dergleichen wiederholt oder mein Wissen für unrechte Zwecke ausgenutzt wird, aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich werde tun, was Sie verlangen, alles, nur -“ Olivia versagt die Stimme und es kostet sie all ihre Ãœberwindungskraft, stehen zu bleiben und nicht auf den in Agonie zuckenden Leib ihres geliebten Mannes zuzustürmen. Hinter ihrem Rücken kauern sich noch immer die beiden Kinder zusammen und sie den Blicken der Todesserin auszuliefern, wäre der schlimmste Fehler, den sie nun begehen könnte.

„Wie überaus gütig, meine Liebe“, säuselt Bellatrix, während Elliot Bensons Muskeln ein letztes Mal kontrahieren, er röchelnd nach Luft schnappt, ehe seine Gliedmaßen erschlaffen und das Licht in seinen Augen für immer erlischt.
„Nein!“, kreischt Olivia und spürt, wie ihre Knie nachgeben, ihr Körper bebend zu Boden gleitet. Ihr panischer Schrei vermischt sich mit dem Schluchzen ihrer Kinder, die sich an sie klammern und denen sie keinen Trost spenden kann. Sie darf der Todesserin nicht den Rücken zuwenden … Tränenblind ringt sie um Atem und versucht, nicht den Verstand zu verlieren, einen kühlen Kopf zu bewahren, um ihre Kinder irgendwie lebend aus diesem Horrorszenario zu erretten.
„Was wollen Sie denn nur?“, bringt Olivia verzweifelt hervor und kämpft gegen den unbesiegbaren Schmerz an. Es fühlt sich an, als habe man ihr Herz in Stücke gerissen, ihre heile Welt binnen Minuten in Abermillionen winzige Glassplitter zerschlagen, welche sich nun durch ihre Adern fressen, sie innerlich zerschneiden, ihre Venen verstopfen und ihr Herz vergiften.
Bellatrix` wahnhaftes Gekicher schmerzt in ihren Ohren und löst ein anderes Gefühl in ihr aus. Rasende Wut befällt sie, übertüncht die Trauer und weckt das Verlangen, der durchgeknallten Irren an die Gurgel zu springen, ihr die dämonisch glimmenden Augen mit bloßen Fingern auszukratzen.
„Lassen Sie Nicolas und die Kinder gehen. Nehmen Sie mich mit, wohin auch immer!“, verlangt sie stattdessen und kann den Blick kaum von der Leiche ihres Gatten abwenden.
Lass es sich um einen Albtraum handeln … Lass dies nicht wahr sein!

„Liv“, flüstert Bellatrix süßlich und fixiert ihr Opfer mit unverhohlener Belustigung auf dem Gesicht, das vom langen Aufenthalt in Askaban gezeichnet ist: hohlwangig und verlebt, doch nicht minder furchterregend als zur letzten Schreckensherrschaft durch den Unnennbaren.
Es ist mehr als demütigend, diesen einst durch ihren Mann liebevoll konnotierten Spitznamen aus dem Munde seiner Mörderin zu vernehmen, und Olivia wünscht sich nichts sehnlicher, als dass dieses Monster ihr gegenüber endlich zur Sache kommt, beendet, was immer sie plant, denn ihr Durchhaltevermögen ist bald erschöpft. Mit letzter Kraft schafft sie es, in die grässliche Fratze der verhassten Frau zu blicken, die eine ekelerregende Gelassenheit ausstrahlt. Unverkennbar … diese Bestie ist kaum noch annähernd menschlich, gleicht eher einem Raubtier, das es bevorzugt, mit seiner Beute zu spielen, ehe es seine Gier an ihr stillt.

„Ich verspreche Ihnen, wenn Sie meine Fragen zu meiner Zufriedenheit beantworten, wird Ihren Bälgern nichts geschehen“, lügt Bellatrix mit gebleckten Zähnen und eisiger Kälte in der rauen Stimme. Nur mühsam unterdrückt sie ein sarkastisches Auflachen. Als bestünde irgendeine Chance auf Gnade ... Diese Schandflecke, entstanden aus der Verbindung zwischen einem Squib und einem Schlammblut, werden der genetischen Auslese durch Bellatrix` Eingreifen so oder so zum Opfer fallen.
„Erinnern Sie sich daran, dass Sie vor etwa sechs Jahren ein defektes Verschwindekabinett an Mr. Borgin verkauft haben?“ Eigentlich widerstrebt es Bellatrix, diesem Taugenichts von einem Neffen in solchem Ausmaße unter die Arme zu greifen, doch wird auch sie allmählich unruhig. Es liegt alleine in Dracos Hand, die Ehre der Familie Malfoy wiederherzustellen, und da ihre vermaledeite Schwester nun einmal die Gattin Lucius Malfoys ist, unter dessen Leitung der Auftrag in der Mysterien-Abteilung in den Sand gesetzt wurde, hängt auch Bellatrix` Ansehen vom Erfolg oder Misserfolg ihres Neffen ab. Außerdem wäre die Schmach unerträglich, würde Snape Narzissas Wunsch nachkommen und Dumbledore an Dracos Stelle töten … Nein, diese Missgeburt hat sich lange genug beim Dunklen Lord eingeschleimt, spricht mit gespaltener Zunge, lügt und hintergeht die Todesser, dessen ist Bellatrix sich sicher. Ihm ist nicht zu trauen.

„Ja, das habe ich“, erwidert Olivia ohne Zögern und ahnt fast, worauf Mrs. Lestrange hinaus will. Kurz bevor sie sich aller schwarzmagischen und gefährlichen Gegenstände entledigt hat, fand sie damals heraus, dass eine Verbindung zwischen ihrem Kabinett und einem weiteren besteht, welches sich in Hogwarts befindet. Ausgerechnet in der Schule voller unschuldiger Jugendlicher. Doch dies ist nicht die Zeit für Heldentaten.
„Fein“, murmelt Bellatrix, deren volle Aufmerksamkeit nun auf den neuen Informationen liegt. „Sagen Sie mir, gibt es eine Möglichkeit, es zu reparieren, den Durchgang zu seinem Gegenstück freizumachen?“
„Den gibt es“, antwortet Olivia sehr leise, sieht ihre düsteren Vorahnungen bereits Wirklichkeit werden. „Allerdings ist der Schrank, den ich Borgin verkaufte, bereits intakt. Einzig das Gegenstück muss defekt sein, doch das lässt sich mit viel Geduld durch einen fähigen Zauberer beheben.“
„Wie?“, verlangt Bellatrix energisch zu erfahren und durchbohrt das Schlammblut vor ihr beinahe mit ihren stechenden Blicken.
„Ich kann mich nur bruchstückhaft entsinnen, doch in meiner Werkstatt befindet sich ein Ordner mit Unterlagen darüber. Ich habe mein Vorgehen exakt aufgezeichnet“, erklärt Olivia rasch. Hoffnung flammt in ihr auf, der naive Irrglaube, sie habe den Wunsch der Todesserin nun erfüllt. Doch es ist noch nicht vorbei.

„Na, was stehen wir dann noch hier herum?“, kommt es von Bellatrix, die urplötzlich an Olivias Arm reißt und sie von ihren Kindern wegzerrt. Sie wirft einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, um sich zu vergewissern, dass die magische Strafverfolgung ihr noch nicht auf den Fersen ist, bevor sie der verstörten Hausbesitzerin in das angrenzende Nebengebäude folgt, welches von außen einer Garage gleicht, doch in Wahrheit als Werkstatt der Antiquitätenhändlerin fungiert.
Nervlich am Ende, doch noch immer stumm darum betend, dieser Alptraum möge ein baldiges Ende finden, kramt Olivia den eingestaubten Ordner mit den Unterlagen über das Verschwindekabinett aus ihrem Aktenschrank hervor und überreicht ihn der Todesserin, die sich rasch vergewissert, dass es sich dabei um keine arglistige Täuschung handelt. Zufrieden lässt Bellatrix den Ordner auf Taschentuchgröße schrumpfen und steckt ihn ein.

„Verbindlichsten Dank“, raunt sie und drängt Olivia zurück in das Wohnhaus. Mit einem abartigen Grinsen auf den vor Erregung geröteten Lippen wendet Bellatrix sich Nicolas Benson zu, der durch den Petrificus-Totalus gelähmt noch immer in einer Ecke steht und das Geschehen tatenlos mitansehen musste. Bellatrix löst den Zauber, wispert: „Imperio“, und beobachtet gebannt, wie der Zwanzigjährige willenlos und ohne die Möglichkeit, eine Gefühlsregung zu offenbaren, in die Küche schlurft.
„Was zum Teufel wollen Sie noch?“, kreischt Olivia plötzlich auf. Jedwede Selbstbeherrschung ist von ihr abgefallen. Sie tobt und schreit, schlägt mit bloßen Händen auf die Todesserin ein, doch diese wehrt sie mit einem lässigen Schlenker ihres Zauberstabes ab, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
„Verschwinden Sie! Ich habe Ihnen alles gesagt, hauen Sie -“ Mitten im Satz hält Olivia inne, denn soeben hat ihr Schwager den Raum wieder betreten, hält ein langes, scharfes Küchenmesser in der rechten Hand und steuert direkt auf ihre Kinder zu.
„Nicolas“, bringt sie mit hoher Stimme hervor. Panisch lässt sie von der Todesserin ab, stürmt auf den Bruder ihres toten Mannes zu und versucht ihm das Messer zu entwinden, doch ehe sie seinen Arm auch nur zu fassen bekommt, durchdringt die spitze Klinge ihre Haut. Wieder und wieder sticht Nicolas wie von Sinnen auf sie ein und Olivia registriert kaum, dass die schmerzerfüllten Schreie, welche in ihren Ohren widerhallen, die ihren sind. Mit letzter Kraft dreht sie den Kopf, als er von ihr ablässt, doch kann sie die Augen kaum mehr offen halten. Stechender Schmerz durchzuckt jede Faser ihres Körpers, aus dem das Blut in Strömen herausfließt, und allmählich schwindet ihr Bewusstsein. Durch einen glasigen Schleier nimmt sie schemenhaft wahr, wie Nicolas ihr den Rücken zuwendet und sich zu den beiden kleinen Gestalten herabbeugt.
Gott ist tot, ist der letzte klare Gedanke, den Olivias Hirn formulieren kann, ehe das Blut ihre durchlöcherte Lunge füllt und die Welt um sie herum in ewiger Finsternis versinkt.

+

Die Zeit des Wartens zieht sich für Saphira schier endlos in die Länge. Das leiseste Rascheln in den blätterlosen Sträuchern zu ihrer Linken lässt sie erschrocken zusammenfahren und selbst das Knirschen ihrer eigenen Füße auf der von Raureif überzogenen Rasenfläche erweckt in ihr die paranoide Vorstellung, von unsichtbaren Schatten umzingelt zu werden … eingekesselt, beobachtet, dem Phantom ihrer Ängste vollkommen ausgeliefert. Bebend vergräbt sie die ob der Kälte nahezu taub gewordenen Finger in der Manteltasche und sieht sich beklommen um. Wenn sie nur wüsste, welcher Anlass ihre Tante hierher geführt hat … Die Antwort auf all ihre Fragen, die Wahrheit über Dracos Beweggründe, sein unerklärliches Verhalten und ihre Trennung scheinen Welten entfernt und sind doch zum Greifen nahe. Unerreichbar nur für die junge Black, verborgen hinter all den Lügen und Ausflüchten, dem Schweigen ihrer Familie.

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Es ist Bellatrix nicht mehr möglich, die Vollendung ihres Kunstwerkes in Ruhe bis zum Schluss zu genießen, denn noch während Nicolas damit fortfährt, die Leben seines Neffen und seiner Nichte auszulöschen, glüht das Medaillon in ihrer Tasche siedend heiß auf: ein Warnsignal von Saphira. Bei Salazar, wehe der Kleinen, wenn sie falschen Alarm geschlagen hat, nur grundlos in Panik geraten ist …
Blitzschnell löst Bellatrix den Imperius-Fluch und übt einen partiellen Gedächtniszauber aus, der Nicolas Benson vergessen lässt, was sich in der vergangenen halben Stunde zugetragen hat. Es wäre fatal, könnte er der magischen Strafverfolgung den Grund für den Überfall der Todesserin mitteilen. Doch töten will sie ihn nicht. Zu gerne hätte sie sich an seinen schrecklichen Schuldgefühlen geweidet, die ihn unweigerlich überkommen werden, sobald er registriert, dass er selbst seine Familie getötet hat. Er soll sich an sie erinnern, dem Ministerium als traumatisierter Zeuge dienen, damit diese Narren sich ins Gedächtnis rufen, wie machtvoll und unbesiegbar die Anhänger des Dunklen Lords sind. In Todesangst sollen die Feinde des mächtigsten Zauberers aller Zeiten erzittern und sich darüber im Klaren sein, dass ihre Familie die nächste sein könnte, sollten sie ihren sinnlosen Widerstand gegen ihn nicht endlich aufgeben.

Klappernd fällt das Messer in seiner Hand zu Boden, als Nicolas` Bewusstsein sich wieder einschaltet. Blut klebt an seinen Händen, seiner Kleidung … überall Blut. Zu seinen Füßen wimmert die kleine Casey, mehr tot als lebendig … Was hat er getan?
Schockiert fährt er herum, als hinter ihm ein schrilles, wahnhaftes Lachen erklingt, doch ehe er überhaupt begreifen kann, was geschehen sein muss, stürmt die schwarzhaarige Frau auch schon aus dem Haus, wirft seinen Zauberstab - mit welchem all diese grausamen Taten ausgeführt wurden - achtlos zu Boden, und überlässt Nicolas seinem Nervenzusammenbruch.

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Hinter dem Stamm einer großen Eiche versteckt wartet Saphira atemlos und mit wild pochendem Herzen auf die Rückkehr ihrer Tante, stumm darum betend, sie möge rechtzeitig herauskommen. Vor wenigen Minuten tauchten wie aus dem Nichts einige Auroren auf, die zweifelsohne ein Warnsystem für Todesflüche besitzen müssen und ihnen deshalb so rasch auf die Spur gekommen sind.
Glücklicherweise haben sie zunächst größere Schwierigkeiten damit, den Schutzzauber aufzuheben, als zuvor Bellatrix.
Panisch blickt Saphira sich um, verlagert das Gewicht nervös von einem Bein auf das andere und tritt dabei versehentlich auf einen trockenen Ast, dessen Zerbrechen ein verräterisches Geräusch in der Stille der Nacht verursacht.
„Homenum revelio“, ruft einer der Ministeriumsbeamten aus und augenblicklich enthüllt der Zauber Saphiras Standort.
„Dort versteckt sich jemand!“, schallt es zu ihr herüber und jedwede Fähigkeit, einen rationalen Gedanken zu fassen, verlässt die junge Black. Kopflos sprintet sie los, rennt in Richtung der Straße und bemerkt nicht, dass im selben Moment Bellatrix in die Dunkelheit hinaustritt.
Den Auroren, die sich nur mehr auf die davonlaufende Gestalt konzentrieren, entgeht dieses Detail ebenfalls.

Atemlos und mit stechender Seite versucht Saphira, den Flüchen auszuweichen, und gerät auf dem spiegelglatten Asphalt ins Straucheln, als sie über die Schulter hinweg einen Abwehrzauber ausüben will. Ungeschickt fällt sie zu Boden, schürft sich Hände und Knie auf und verflucht ihre steifgefrorenen Gelenke, die ihr den Dienst versagen.

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P.S.: Was hatte es dem Dunklen Lord genutzt? Offensichtlich ebenfalls rein gar nichts, schließlich war der Unnennbare selbst kurz darauf (die Treppe herunter) gefallen … wenn auch nicht für immer, (denn dieses Erlebnis führte dazu, dass er den Treppenlift erfand).


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