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Fanfiction

Slytherin Hearts - An Deck der sinkenden Welt

von SaphiraMalfoy

Erwähntes Buch Instruction and advice for the young bride von Ruth Smythers (1894) existiert tatsächlich, doch da ich den Text nur auf Englisch besitze, musste ich ihn selbst übersetzen, weshalb er mit der deutschen Fassung wohl nicht wörtlich übereinstimmen wird, zumal ich es etwas frei übersetzt habe, damit es nicht so behindert klingt, aber ich bezweifle, dass das irgendjemanden tangiert.

Ach ja ... erinnert sich noch jemand an die Kette aus dem Kapitel Toujours pur? Sie wird eine Rolle spielen. Zunächst eine kleine, später eine etwas größere (symbolisch betrachtet). Zur Sicherheit habe ich im Kapitel nochmal alles dazu erklärt.

@ madame_x: Uh, sorry, dass es so lange gedauert hat. Deinen Kommentar beantworte ich dir nächste Woche per Mail, ich fahre morgen früh wieder nach Hamburg und … gnar, Stress. Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut und das nächste Kapitel gibt es dann auch nächste Woche, versprochen.

________________________________________



Unterdessen studierte Ariadne, die es sich nahe des Kamins bequem gemacht hatte, amüsiert grinsend ein Buch, während Bellatrix und Barty, die endlich einen gemeinsamen Nenner gefunden hatten, sich bei einem Glas Feuerwhiskey über Rabastans schwerwiegende Fehler in jüngster Vergangenheit ausließen. Das Objekt ihrer Lästereien hingegen stand mit nachdenklich finsterer Miene auf der Terrasse, rauchte und sann darüber nach, wie er die Person, die ihn über sechzehn Jahre lang hintergangen, ihm ein entscheidendes Detail vorenthalten hatte, der Lüge überführen und zur Strecke bringen konnte ... Sie hatte sich geweigert, Rabastan Lestrange zu heiraten, hielt sich schon immer für etwas Besseres und besaß noch dazu die Frechheit, ihm zu verschweigen, dass sie höchstwahrscheinlich sein Kind zur Welt gebracht hatte. Wenige Wochen zuvor erst hatte sich ihm dieser Verdacht aufgedrängt und raubte ihm seitdem jedwede Konzentration, was der Grund für seine missglückten Aufträge und den Zorn der anderen Todesser auf ihn war. Es grämte ihn zutiefst, dass er sich von dieser miesen Schlampe in einem solchen Grad aus dem Konzept bringen ließ, aber ein überstürzter Eingriff wäre taktisch unklug. Kreuzte sie spontan seinen Weg, wüsste er nicht, ob er sich beherrschen könnte oder die verräterische Hure auf der Stelle qualvoll zu Tode foltern würde. Nein, das war keine ideale Lösung. Sie sollte leiden, doch nicht nur kurzfristig. Sie sollte für ihre Fehler bezahlen, jedes Jahr, das sie ihm genommen hatte, einzeln abbüßen; jede Sünde bedauern; jeden anderen Mann, dem sie sich hingegeben hatte, bitter bereuen ...


Bevor Saphira eine Gelegenheit ergreifen konnte, sich unauffällig Ariadne oder Bellatrix anzuschließen, bat Cecilia sie mit strenger Miene beiseite. Widerwillig gehorchte die junge Black und ahnte bereits, worauf dies hinauslaufen sollte, während sie aus den Augenwinkeln zu Selwyn hinüberschielte, der wie zufällig in ihrer Nähe stand und vermutlich nur vorgab, einen antiken Holzschrank zu begutachten.
„Lächeln, Saphira“, ermahnte Cecilia sie, woraufhin die Angesprochene nur säuerlich den Mund verzog und mit den Augen rollte.
„Stell dich nicht so kindisch an und besitze die Freundlichkeit, Mr. Selwyn unsere Ahnengalerie zu zeigen. Er interessiert sich sehr für die Genealogie der Reinblutfamilien und weiß es bestimmt zu würdigen, wenn du ein wenig Zeit mit ihm verbringst“, wies Cecilia sie in einem Tonfall an, der keinerlei Widerspruch zuließ.
„Mum, bitte. Zwing mich nicht dazu“, flehte Saphira mit gesenkter Stimme und hoffte vergeblich, ihre Mutter würde verstehen, wie sie sich fühlte, dass ihr diese komplette Situation absolut zuwider war und sie einfach in Frieden gelassen werden wollte. „Das wird nicht funktionieren, ich kann ihn nicht ausstehen und daran wird sich nichts ändern.“
Seufzend erwiderte Cecilia, die ebenfalls sehr angespannt und sogar ein wenig erschöpft wirkte: „Tu mir den Gefallen und sperr dich nicht dagegen. Noch besteht keine bindende Vereinbarung. Alles, worum ich dich bitte, ist dich höflich mit ihm zu unterhalten und deine Vorurteile abzubauen. Glaub mir, einen besseren Mann zu finden wird nicht leicht sein. Mr. Selwyn ist intelligent, er ist erfolgreich, ambitioniert und wohlhabend. Es würde dir an nichts mangeln und du wärst die Frau an der Seite eines hohen Ministeriumsbeamten, besser kannst du es kaum treffen“, beschwor sie ihre Tochter in der Hoffnung, Saphira würde den Ernst der Lage begreifen und sich zumindest ein bisschen kooperativ zeigen.
„Wenn du so begeistert von ihm bist, warum heiratest du ihn nicht selber?“, zischte Saphira garstig und kniff wütend die Lippen zusammen. Nie zuvor hatte sie ihrer Mutter dermaßen offenkundige und unverhohlene Widerworte gegeben und war ihr gegenüber in einem solchen Maße frech geworden, aber sie hatte es endgültig satt, sich wie ein Püppchen herumschubsen zu lassen und stets zu tun, was andere von ihr erwarteten. Das Maß war voll. Bis hierher und nicht weiter, nicht mit ihr. Jetzt nicht mehr.
„Nicht in diesem Ton, Fräulein!“, gab Cecilia harsch zurück und sprach dabei so leise, dass niemand ihre Auseinandersetzung bemerkte. Kurz schloss sie die Augen und strich sich eine Strähne ihres langen, goldblonden Haares hinters Ohr, sodass ihre Frisur wieder akkurat saß, ohne den kleinsten Makel aufzuweisen. Doch etwas störte das Bild der stets unfehlbaren, fast schon künstlich wirkenden Perfektion, die Cecilia Steel umgab und um die ihre Tochter sie insgeheim immer ein wenig beneidet hatte. Zum ersten Mal fiel Saphira auf, dass ihre Mutter müde und gestresst aussah. Um ihre Augen und Lippen herum malten sich kleine Fältchen ab, an die Saphira sich nicht erinnern konnte, und auch ihr Haar wirkte stumpfer, weniger glänzend im Vergleich zu früher. Aber ehe die junge Hexe sich dessen im vollen Umfang bewusst werden konnte, flüsterte Cecilia ihr eindringlich zu, sie solle sich nicht so stur anstellen und endlich über ihren kindlichen Stolz hinwegkommen. Noch während sie sprach, wandte sie sich von ihrer störrisch dreinschauenden Tochter ab und winkte Selwyn zu sich heran.

Rasch glättet Saphira ihre Gesichtszüge, setzte ein kühles, distanziertes Lächeln auf und begrüßte den jungen Mann mit einem knappen Nicken, während sie dem Blick ihrer Mutter auswich, sich jedoch anstandslos von ihr aus dem Salon hinaus durch den langen Korridor geleiten ließ, bis sie vor einer deckenhohen eichenen Flügeltüre standen.
„Du kennst dich aus, Saphira“, meinte Cecilia, doch ihr Blick schien viel eher zu sagen:
Benimm dich bloß!
An Selwyn gewandt fügte sie hinzu: „Lasst euch ruhig Zeit, noch ist der Abend jung, aber bitte entschuldigt mich. Als gute Gastgeberin sollte ich nicht durch Abwesenheit glänzen.“ Scheinbar aufmunternd lächelte Miss Steel ihnen zu, ehe sie die beiden - wie von ihrer Tochter bereits befürchtet - alleine zurückließ.

+

Draco (der gerade rechtzeitig durch die Tür am anderen Ende des Salons getreten war, um zu beobachten, dass Saphiras Mutter das Zimmer verließ â€“ gefolgt von dem einzigen Mädchen, das zu heiraten er bereit war, und dem Kerl, der ihm diese Position streitig machen wollte) starrte den dreien erschrocken hinterher und wäre ihnen augenblicklich hinterher gegangen, hätte Narzissa ihn nicht am Kragen gepackt und dies verhindert.
„Tu ja nichts Unüberlegtes“, mahnte sie ihn und fügte im Flüsterton hinzu: „Wenn du sie wirklich heiraten willst, brauchst du Cecilias Zustimmung und die erhältst du keinesfalls, wenn du dich wiederholt daneben benimmst. Verständlicherweise ist sie ohnehin nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen, nach dem, was du dir mit ihrer Tochter geleistet hast.“
„Aber -“, warf Draco ein, doch seine Mutter brachte ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen.
„Warte, bis du mit ihr alleine sprechen kannst und bleib um Merlins Willen ruhig. Es hilft dir nicht, dich von deinen Emotionen übermannen zu lassen. So schwer es auch sein mag ... Versuche, rational zu denken und vernünftig zu sein. Was ihr beide nun bitter benötigt, ist Rückhalt und Sicherheit. Wenn du aufbrausend und gefühlsgesteuert handelst, setzt du sie nur zusätzlich unter Druck.“
„Fragt mich eigentlich jemand, unter welchem Druck ich stehe?“, nuschelte der junge Malfoy wütend vor sich hin und unterdrückte seine innere Unruhe nur mühsam.
„Oh, Liebling“, hauchte Narzissa und griff behutsam nach der Hand ihres Sohnes, der ihr jedoch auswich und unfreundlicher als ursprünglich geplant sagte: „Lass mich in Frieden, ich muss nachdenken!“

Schwer ausatmend und seinen Zorn auf sich und die Welt unter Kontrolle haltend ließ er sich auf das Sofa gegenüber des Kamins sinken und war fast froh darüber, durch Ariadnes belangloses Herumgenerve von seinem Kummer abgelenkt zu werden.
Diabolisch kichernd blätterte die Schwarzhaarige durch ihre Lektüre und warf Malfoy dabei immer wieder geringschätzige Blicke zu, bis dieser harsch aufschnaubte und sich erkundigte, was bei Salazar denn so komisch wäre.

„Nun ja“, grinste Ariadne nur süffisant und hielt das Buch hoch, in welchem sie schon seit Beginn der Feier gelesen hatte, sodass Draco den Titel (Instruction and advice for the young bride von Ruth Smythers) erkennen konnte.
„Als Geschenkidee für deine Verflossene geradezu ideal. Ich nehme an, es wird ihr als zukünftige Mrs. Selwyn gute Dienste leisten. Doch wie ich vernommen habe, durftest du bereits als bedauernswertes Übungsobjekt fungieren“, erklärte sie und verkniff sich ein Lachen, als sie den beinahe verletzten Ausdruck auf Malfoys Gesicht sah.
„Deinem gekränkten Dackelblick entnehme ich, dass du bereits über die Gegebenheiten informiert bist?“, schmunzelte sie, woraufhin Draco ein wütendes Geräusch von sich gab und die Augen zu Schlitzen verengte.
„Oh, es scheint gefährlich zu werden. Ich schlottere fast vor Angst, Blondie. Gehst du gleich wie ein tollwütiger Terrier auf mich los? Wenn du noch röter anläufst, muss ich dir wohl ein anderes Buch empfehlen. Es nennt sich: Madame Blavatskys Ratgeber für einfachen Stuhlgang.“ Eigentlich tat Saphira ihr leid, denn einen Kerl wie Selwyn wünschte sie wirklich niemandem an den Hals, aber Malfoy zu triezen war schlichtweg zu amüsant.
„Halt deine Klappe, Crouch, oder ich sorge dafür!“, blaffte er sie an und war froh, dass seine Mutter außer Hörweite war. Ariadne überging diesen Kommentar, lehnte sich entspannt zurück, schlug wahllos eine Seite des Buches auf und begann daraus vorzulesen.
„Die oberste Regel lautet: Gib wenig, gib es selten, vor allem jedoch, gib es ungerne. Anderenfalls könnte das, was eine anständige Ehe werden sollte, zu einer Orgie sexueller Lust verkommen. Und obwohl ich noch nie mit unserer lieben Freundin intim war, klingen diese Sätze fast, als könnten sie aus dem Mund der prüden Zicke stammen, findest du nicht auch?“, fragte sie spöttisch und fuhr ohne eine Antwort abzuwarten mit ihren Ausführungen fort. „Die kluge Braut sollte ihrem Mann während der ersten zwei Ehemonate maximal zwei kurze sexuelle Annäherungen die Woche erlauben und im Laufe der Zeit alles daran setzen, diese Häufigkeit zu reduzieren. Vorgetäuschte Krankheiten, Müdigkeit und Kopfschmerzen gehören daher zu den besten Freundinnen einer Frau in dieser Zwangslage.
Die meisten Männer leiden von Natur aus an Perversion und ihnen auch nur den Hauch einer Chance auf deren Erfüllung zuzugestehen, würde in einer endlosen Aneinanderreihung der widerwärtigsten Praktiken enden. Zu diesen Praktiken gehören unter anderem die Durchführung des normalen Aktes in abnormen Stellungen und das Berühren des weiblichen Körpers mit dem Mund; auch könnten sie im Gegenzug von der Ehefrau verlangen, sich ihrem eigenen abscheulichen Körper mit dem Mund zu nähern. - Igitt, igitt!“ Ariadne legte eine prätentiöse Pause ein und weidete sich an Malfoys zornig verzerrtem Ausdruck.
Nachdem sie Saphira in den vergangenen Sommerferien gefragt hatte, ob das Getratsche all der jämmerlichen Mädchen, die sich (angeblich) von Malfoy hatten flachlegen lassen, denn wahr sei und Malfoy tatsächlich so überragend gut im Bett wäre, wusste Ariadne zwar, dass Saphira nicht mit dem arroganten Schleimbeutel geschlafen hatte, doch wie nahe ihm die provokante Erinnerung daran ging, ahnte Aria nicht.

„Ariadne Crouch, hältst du dies für ein angemessenes Konversationsthema?“, erklang die schneidende Stimme Cecilias, die sich von den beiden Intimfeinden unbemerkt angepirscht hatte und nun mit zornig funkelnder Miene auf Ariadnes Lektüre herabsah.
„Das Buch fand ich in deiner Bibliothek, liebste Stiefmutter“, antwortete Aria mit einem Unschuldslächeln und fügte unbeirrt an Draco gewandt hinzu:
„Vermutlich beherrscht Saphira bereits alle Regeln der Kunst und du solltest das Buch eher Astoria schicken, damit sie ihr Verlangen, eine perfekte Kopie deiner Verflossenen zu werden, endlich stillen kann und wir alle unsere Ruhe haben.“
„Also eines müssen wir definitiv festhalten“, warf Bellatrix, die Cecilia gefolgt war, boshaft kichernd ein und lehnte sich über deren Schulter, um das gute Erinnerungsstück näher in Augenschein nehmen zu können. „Der Ratgeber ist tatsächlich enorm hilfreich ... Ich habe die feine Madame damals daran ersticken lassen, grausige Hure eines Muggel, die sie war.“
Mit einem Seitenblick auf Bellatrix, deren Kopf noch immer auf ihrer Schulter ruhte, hob Cecilia streng eine Augenbraue an und ließ das Gesagte unkommentiert, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr Mundwinkel leicht zuckte. Dessen ungeachtet streckte sie ihre Hand nach dem Buch aus und verlangte von ihrer Ziehtochter im Befehlston, ihr dieses auszuhändigen.
„Ich weiß gar nicht, was du hast, Cilia“, widersprach die junge Crouch lässig und machte keinerlei Anstalten, ihr zu gehorchen. „Ich dachte, ich soll mich weiterbilden und mit den Gepflogenheiten der reinblütigen Gesellschaft vertraut machen. Ich befolge lediglich deine Anweisungen.“
„Stell dich nicht dümmer, als du bist!“, herrschte Cecilia, die sichtlich um Contenance rang, sie an. „Du weißt sehr gut, wie ich das gemeint habe, junge Dame. Das stellt wohl kaum ein akzeptables Thema für eine Gesellschaft dar, dessen wirst selbst du unerzogenes Gör dir bewusst sein.“
„Sachte“, grinste Bellatrix belustigt, legte der langjährigen Freundin einen Arm um die Taille und raunte ihr so leise, dass es außer Cecilia niemand hören konnte, ins Ohr: „Du warst doch früher nicht so prüde.“ Für den Bruchteil einer Sekunde schloss Cecilia die Augen, spürte Bellatrix` Atem an in ihrer Halsbeuge, raue Lippen streiften ihr Ohr und ein altbekanntes, gleichsam begehrt wie verabscheutes Gefühl breitete sich in ihr aus. So schnell wie sie Besitz von ihr ergriffen hatten, verbannte Cecilia die unangebrachten Empfindungen wieder, entwand sich dem Griff der Dunkelhaarigen und entfloh der Situation, indem sie zu Barty hinübereilte, um diesen vergeblich zu beschwören, sein ungehobeltes Balg endlich unter Kontrolle zu bringen. Gelangweilt folgte Bellatrix ihr und Ariadne las weiter, als hätte diese Unterbrechung überhaupt nicht stattgefunden.

„Sobald die Frau ihr Nachtgewand angezogen und alle Lichter gelöscht hat, soll sie still im Bett liegen und ihren Bräutigam erwarten. Während dieser sich durch den Raum tastet, soll sie keine Geräusche von sich geben, um ihm den rechten Weg zum Bett zu weisen, damit er dies nicht als Zeichen der Ermutigung missdeutet. Sie soll ihn im Dunkeln tappen lassen. Es besteht immer die Hoffnung, er könne stolpern und eine Verletzung erleiden, welche sie als Vorwand nutzen kann, um ihm sexuelle Annäherungen zu verweigern.“ Gedankenversunken vernahm Draco Ariadnes Stimme kaum noch und bemerkte auch Rabastan nicht, der sich zu ihnen gesellt hatte und mit einem Seitenblick auf Bellatrix, die inzwischen glücklicherweise weit genug von ihnen entfernt stand, sagte: „Na, wenn das nicht nach einer Nacht mit der reizenden Mrs. Lestrange klingt. Aber danach fragen wir meinen bedauernswerten Bruder lieber nicht.“

+

Noch nie hatte Saphira sich in dem schmalen, gänzlich unmöblierten Zimmer mit den hohen Wänden, die zu beiden Seiten von Porträts gesäumt waren, sonderlich wohl gefühlt und es weiterstgehend vermieden, sich dort aufzuhalten. Die ernsten Blicke der Porträtierten, welche jeden Schritt, den man tat, mit Adleraugen verfolgten, hatte sie wie Nadelstiche im Nacken gespürt und das beharrliche Schweigen ihrer Ahnen komplettierte die unangenehme Stimmung zusätzlich. Jedes kleinste Geräusch, das leiseste Räuspern hallte unnatürlich laut von der steinernen Decke wider und das flüchtige Rascheln der Umhänge, welches man vernahm, wann immer ein Bewohner der Gemälde seine steife Haltung minimal veränderte, erschreckte die blonde Hexe immer wieder aufs Neue.
Einzig die kleine Nachbildung des Stammbaums der Familie Black, welche sich auf die letzten fünf Generationen beschränkte, hatte ihre Aufmerksamkeit im vergangenen Jahr stärker auf sich gezogen; doch konnte die bloße Auflistung von Namen, Geburts- und Sterbedaten keine der zahllosen Fragen beantworten, die ihr auf der Seele brannten. Wer waren diese Leute gewesen, wie sahen sie aus, welche Wünsche und Träume prägten ihren Werdegang und weshalb hatten so viele von ihnen bereits in jungen Jahren das Zeitliche gesegnet?
Zweifelsohne hätten ihre Vorfahren zumindest teilweise darüber Auskunft geben können, schließlich waren die Steels als altehrwürdige Reinblutdynastie seit Jahrhunderten gut mit ihresgleichen betraut, doch verloren ihre Ahnen kein Wort an die Letzte der Blacks und den Grund dafür kannte Saphira ganz genau. Es musste etwa sechs oder vielleicht sogar fast sieben Jahre her sein, lag noch vor dem Datum ihrer Einschulung, da hatte sie ein Gespräch zwischen ihrer Mutter und deren Vater belauscht, das dem jungen Mädchen auf brutale Weise ihren Platz in der Welt gewiesen hatte.

*

Es war bereits nach einundzwanzig Uhr und die etwa zehnjährige Saphira hätte längst im Bett sein sollen, doch fand sie keinen Schlaf und war herunter gekommen, um sich aus der Küche ein Glas Wasser zu holen. Unsicher blieb sie im Türrahmen stehen, als sie feststellte, dass ihre Mutter sich noch im Wohnraum aufhielt, und lauschte neugierig den leisen Stimmen, die an ihr Ohr drangen.
„Cecilia, hör endlich auf, dich zu beklagen, und sei dankbar, dass dein Onkel Amadeus dich überhaupt noch für wert erachtet, in diesem Haus leben zu dürfen“, sagte Humbert Steel herablassend zu seiner Tochter, die sich im flackernden Licht einer Kerze über etwas beugte, das Saphira von ihrem Standpunkt aus verborgen blieb. Nie zuvor hatte sie das Porträt ihres Großvaters sprechen gehört, obwohl es bis zu diesem Abend stets neben dem Kamin gehangen hatte.
Cecilia blieb stumm.
„Ein uneheliches Kind zur Welt bringen, unverheiratet bleiben ... Ich dachte, wir hätten dich zu einer anständigen jungen Dame erzogen! Egal, wie viele Jahre noch ins Land streichen werden, deine Entscheidung bleibt mir unbegreiflich“, fuhr der alte Mann gewichtig fort, während Cecilia sich langsam aufrichtete. Die Vorwürfe, welche er ihr machte, waren Saphira inzwischen schrecklich vertraut; wusste sie doch, dass ihre Mutter sich selbst deswegen grämte, aber sie aus dem Mund eines anderen Familienmitgliedes zu hören, war ihr neu.
„Es war nicht meine Schuld!“, entgegnete Cecilia in einem merkwürdig schwachen Versuch, sich zur Wehr zu setzen, die Stimme von einer solchen Verzweiflung geprägt, wie Saphira es bei ihrer Mutter nie zuvor vernommen hatte.
„Ich konnte nichts dafür.“ Mit angehaltenem Atem vernahm die junge Black, wie Cecilia ein Schluchzen unterdrückte, das ihr durch Mark und Bein ging. Obgleich sie einige Meter von ihr entfernt stand und Cecilia sich nicht einmal bewusst war, dass ihre Tochter sie beobachtete, schmerzte es Saphira bedeutend mehr, die Trauer ihrer Mutter zu spüren, als wenn Cecilia sie angeschrien hätte. Das Bedürfnis, sich neben sie zu setzen, in den Arm genommen zu werden und sich gegenseitig Wärme und Geborgenheit zu schenken, wuchs ins Unermessliche und die schiere Unmöglichkeit, sich ihrer Mutter auf irgendeine Weise zu nähern - sei es nun emotional oder körperlich - machte die dargebotene Situation beinahe unerträglich.
„Ich bitte dich, Cecilia. So bedauerlich es auch sein mag, dass dein Verlobter ums Leben kam, so musst du doch zugeben, dass alleine die Tatsache, vor eurer Hochzeit schwanger geworden zu sein, selbstverschuldet und absolut unnötig war. Und ganz unabhängig davon bestand keine Notwendigkeit, den Bastard zur Welt zu bringen. Derartige Probleme lassen sich beseitigen. Du hättest nicht in solcher Schande leben, ein wertloses Balg aufziehen und alleine für dessen Unterhalt aufkommen müssen. Die ganze Welt hätte dir offen gestanden, wenn du deinen Fehler nur behoben hättest!“
Nicht fähig, zur Gänze zu begreifen, was ihr Großvater meinte, doch sich vollends bewusst, dass sie selbst der Fehler war, über den gesprochen wurde - das Kind, das niemand haben wollte, das es nicht geben sollte, das Verursacher allen Unheils war - hatte Saphira fluchtartig das Weite gesucht, wobei ihr die fast lautlos ausgesprochene Antwort ihrer Mutter entgangen war.
„Aber sie ist doch Regulus` Tochter.“ Kaum mehr als ein tonloses Flüstern, das immer leiser wurde, bis Cecilia die letzten Worte nur noch stumm mit den Lippen formte.
Und ich liebe sie, so wie ich ihn geliebt habe.

Am nächsten Tag war das Porträt verschwunden und begegnete Saphira erst Jahre später in der Ahnengalerie wieder, wohin sämtliche Gemälde ihrer Vorfahren verbannt worden waren. Einzig ihre Großmutter Lucy verweilte an ihrem angestammten Platz in der Eingangshalle, lächelte kühl und distanziert auf jeden Besucher herab und verlor ebenfalls kein einziges Wort.

*

Bastard, Problem, Schande, Fehler, wertlose Platzverschwendung. Genau das stellte Saphira in den Augen ihrer sogenannten Familie mütterlicherseits dar und der Wunschgedanke, die andere Hälfte ihrer Vorfahren würde diese Meinung nicht teilen, hatte mit den Jahren solch utopische Ausmaße angenommen, dass sie inzwischen wie besessen von der Vorstellung war, den letzten verbliebenen Blacks näher zu kommen. Doch wollte sie nicht nur akzeptiert und toleriert, sondern wahrhaftig als vollwertiges Mitglied der Familie angenommen und respektiert werden, vergaß dabei allerdings, dass Narzissa dies bereits ihr Leben lang tat. Zwar zweifelte Saphira nicht an der aufrichtigen Zuneigung Mrs. Malfoys, aber erschien sie ihr zu banal, zu oberflächlich und einfach zu sein. Diese Liebe hatte sie sich nicht erkämpfen müssen; sie war wie selbstverständlich bereits ihr ganzes Leben lang vorhanden gewesen, zu simpel, zu natürlich, nicht überzeugend genug. Es war genauso, wie Cecilia all die Jahre über betont hatte: Narzissa war zu offenherzig und gutmütig, schwach und in dieser kalten Welt vollkommen deplatziert.
Saphiras zerrüttetes (oder viel eher nie wirklich vorhanden gewesenes) Selbstwertgefühl brauchte einen stärkeren Halt und den glaubte sie in der nahezu mütterlichen Liebe ihrer Tante nicht mehr zu finden. Viel eher beschränkte sich ihre irrationale Sehnsucht auf die Anerkennung derer, die schwer zu erreichen waren, ihr imponierten und als potentielle Vorbilder fungierten. Doch obwohl die einzigen beiden infrage kommenden noch lebenden Blacks so gegensätzlich sein mussten wie Tag und Nacht, war es Saphira derweil unmöglich zu entscheiden, wem von beiden sie eher nacheifern wollte.
Ihre Tante Bellatrix, die sie nur flüchtig kannte, stellte in den Augen der jungen Hexe durchaus eine bewundernswert souveräne Persönlichkeit dar, vor der sogar ein Mann wie Selwyn kuschte, und in ihrer momentanen Zwangslage würde Saphira nahezu alles darum geben, ein wenig mehr zu sein wie sie. Noch dazu war diese eine Todesserin und Regulus damit wahrscheinlich näher als Narzissa oder Andromeda es je sein konnten. (Wie gewaltig sie sich in diesem Punkt täuschte, sollte Saphira leider erst bedeutend später erfahren.)
Andererseits fühlte die junge Black sich in der reinblütigen Gesellschaft unwohler denn je, träumte davon, auszubrechen, fortzulaufen, ein neues Leben zu beginnen, fernab der konservativen Zwänge, denen sie sich als reinblütige Dame zu beugen hatte, weit weg von all dem Hass, der Wut, der Aggression auf Zauberer, deren Blut weniger rein war als das ihre, was sie angeblich zu wertlosen Menschen herabstufte. Was für ein bodenloser Schwachsinn ...
Und an dieser Stelle kam Andromeda ins Spiel. Von der Familie verstoßen, weil sie für ihre Belange eingetreten war, geheiratet hatte, wen sie liebte, unabhängig von seinem Blutstatus und der Meinung ihrer Verwandten. Konnte ihre Tochter Nymphadora am Ende recht behalten mit den Vorwürfen, welche sie Saphira gegenüber geäußert hatte? Sollte sie Augustus fragen, ob er Nymphadora kontaktieren könnte ...? Würde Andromeda ihr helfen, sich von den Ketten ihrer Herkunft zu befreien?
Und vor allem ... Wollte Saphira das überhaupt?
Die junge Hexe wusste keine Antwort darauf, war vollends verwirrt und unfähig, eine Entscheidung zwischen den Extrema zu fällen, welche ihre Tanten repräsentierten, denn beide besaßen ihren ganz eigenen Reiz.


Unwillkürlich erschaudernd kniff Saphira die Augen zusammen, als die Türe leise hinter ihrer Mutter ins Schloss fiel und sie sich der prekären Lage gewahr wurde, in welcher sie sich befand. Noch stand sie mit dem Rücken zu Selwyn, war wie gelähmt und wagte es kaum, Luft zu holen, geschweige denn sich ihm zuzuwenden. Indes breitete sich die unbehagliche Stille nicht nur in dem gruselkabinettähnlichen Zimmer aus, sondern schien auch auf Saphira überzuschwappen, nahm Besitz von ihrem Verstand und hinterließ ein erschreckend körperlich spürbares Gefühl der Leere. Ihre Gliedmaßen fühlten sich taub und unbeweglich an, ihr Kopf schien wie mit Luft gefüllt zu sein, gedankenlos und tot, als wäre sie jeglichen Selbstgefühls beraubt worden und hätte noch dazu ihre komplette Identität eingebüßt. Einen Moment lang hatte die junge Black nicht den blassesten Schimmer, was sie sagen, fühlen oder denken sollte, starrte nur mit ausdrucksloser Miene zu Boden.
Doch dauerte dieser Augenblick kaum fünf Sekunden an und als Selwyns eiskalte, souveräne Stimme die Luft zu zerreißen schien, brachen die schier festgefahrenen Gedankenverkettungen endlich auf, lösten sich laut klirrend aus ihrer Schockstarre und wuchsen in Saphiras Kopf zu einem hektisch durcheinander kreischenden Chor an, der sie wachrüttelte und dazu brachte, sich endlich zu rühren. Ganz langsam, fast wie in Zeitlupe drehte die Blonde sich auf dem Absatz zu Selwyn um, wagte es allerdings nicht, ihm in die Augen zu sehen. Urplötzlich spürte Saphira, wie sie in alte Muster zurückfiel, all ihre Vorsätze vergaß und zumindest kurzzeitig ganz dem Ideal entsprach, das ihre Mutter ihr abverlangte. Es war, als hätte man ihre Persönlichkeit einfach ausgelöscht und nur eine ferngesteuerte, willenlose Puppe hinterlassen, die brav lächelte und ihr Kleid glatt strich, den Rücken gerade und das Kinn gereckt hielt. Stocksteif und einstudiert.
Die Verwirrung hatte die Oberhand gewonnen, denn wer sie sein sollte und wer sie sein wollte waren solch gegensätzliche Charaktere ... War es eventuell klüger, den Rat ihrer Mutter zu befolgen und Selwyn wenigstens eine Chance zu geben, obgleich ihr die Vorstellung einer arrangierten Ehe dermaßen zuwider war, dass es kaum eine Rolle spielte, ob der entsprechende Mann ein unerträgliches Arschloch oder eine nette Person war? Noch bevor Saphira fähig war, diese Überlegung zu vollenden, lenkte Selwyn, der ihre Gedanken bis dato interessiert mithilfe von Legilimentik studiert hatte, die Aufmerksamkeit endgültig auf sich.

„Es freut mich wirklich außerordentlich, dich so rasch wiederzutreffen, Saphira“, beteuerte er und betonte ihren Namen, als wäre er etwas besonders Schönes, das nur er alleine zu würdigen wusste.
„Bedauerlicherweise kann ich dieses Kompliment nicht aufrichtig zurückgeben und eine Lüge halte ich nicht für ein solides Fundament einer neuen Bekanntschaft, weshalb ich geheuchelte Schmeicheleien unterlassen werde. Ich hoffe, Sie verstehen das“, vernahm Saphira ihre eigene Stimme wie aus weiter Ferne und begriff viel zu spät, was sie soeben von sich gegeben hatte. Einen Moment lang hielt sie den Atem an und wartete angespannt seine Reaktion ab, befürchtete, er könne erzürnt reagieren, war jedoch nicht bereit, ihre Aussage zu revidieren oder sich gar zu entschuldigen. Schließlich handelte es sich lediglich um die Wahrheit und die junge Hexe hatte wahrlich keine Lust mehr, die Illusion einer Person zu mimen, die sie weder war, noch sein wollte.
Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie beobachten, wie die Augenbrauen des dunkelhaarigen Mannes sich zusammenzogen, doch dann verwandelte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht in ein amüsiertes Schmunzeln.
„Ich nehme an, deine Mutter hat dich inzwischen über unsere - nennen wir es Zukunftspläne - unterrichtet“, stellte er fest und Saphira deutete ein Nicken an.
„Nun, ich habe vollstes Verständnis für deinen Unmut. Eine junge Frau, kaum sechzehn Jahre alt, träumt noch davon, ihre Entscheidungen eigenständig zu treffen, glaubt zu wissen, was das Richtige für sie ist, lässt sich von ihren Gefühlen leiten und vergisst dabei häufig, ihren Verstand einzusetzen“, meinte er in herablassendem Tonfall.
Ungläubig starrte Saphira ihn an und fragte sich, ob er sie gerade als dumm bezeichnet hatte.
„Aber ich bezweifle, dass dies auf dich zutrifft“, fügte Selwyn angesichts ihrer entrüsteten Miene hinzu und sein widerwärtiges Grinsen wurde ein wenig breiter.
Noch immer schweigend musterte sie ihn und überlegte krampfhaft, was er ihr zu unterstellen versuchte.
„Du bist überrascht, nicht wahr? Hast nicht damit gerechnet, fragst dich, ob ich bei unserer vorhergegangenen Begegnung bereits davon wusste und weshalb ich dich nicht darüber in Kenntnis gesetzt habe. Vermutlich hätte mich etwas Derartiges ebenfalls gekränkt, aber seien wir ehrlich: War das der richtige Rahmen für eine solche Unterhaltung?“
Da Saphira dies für eine rhetorische Frage hielt, ersparte sie sich eine Antwort und wartete darauf, dass er zu sprechen fortfuhr.
„Lass uns einen Neuanfang wagen“, sagte er und das widerwärtig selbstsichere Grinsen auf seinem Gesicht machte es Saphira unheimlich schwer, zurück zu lächeln.
„Mein Name ist Drew und ich bin hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Black“, sagte er geschwollen, ergriff ihre Hand hauchte ihr wie schon auf der Weihnachtsfeier einen Kuss auf die hervorstechenden Knöchel, der Saphira eine unangenehme Gänsehaut bescherte, und es kostete sie all ihre Selbstbeherrschung, ein ekelerregtes Schaudern zu unterdrücken.
„Ich bin Saphira und kann noch immer nicht behaupten, sonderlich begeistert von der jetzigen Situation zu sein“, gestand sie und hoffte, ihre offenkundige Ablehnung seiner Person würde ihn in irgendeiner Weise abschrecken, doch entgegen ihren Erwartungen schien ihn dies viel eher zusätzlich zu belustigen.

„Liebes“, begann er, woraufhin Saphira ihm am liebsten das Wort abgeschnitten und verboten hätte, sie so zu betiteln, doch sie brachte keinen Laut hervor.
„Ich bin recht gut über die Frau, deren Nähe ich begehre, informiert und weiß um deine kürzlich in die Brüche gegangene Beziehung mit dem jungen Malfoy und diverse andere Vorkommnisse deines Lebens, die es dir vermutlich erschweren, offen für Neues zu sein und zu erkennen, was das Richtige ist; doch lass uns nicht zu Beginn schon über die unschönen Seiten des Lebens sinnieren, sondern tun, was deine Mutter uns empfohlen hat, und über deine Vorfahren sprechen.“
Saphira zuckte perplex die Schultern und ärgerte sich, nicht die Redegewandtheit Ariadnes zu besitzen, die niemals um eine freche Erwiderung verlegen war, oder den Mut Traceys, die Selwyn ganz unverblümt vorgehalten hätte, was sie von ihm hielt, um schließlich ohne weiteres Höflichkeitsgeplauder das Weite zu suchen.

Zu verwirrt, um sich eine schlagfertige Antwort zurecht zu legen, schritt Saphira wie es der Anstand gebot freundlich lächelnd neben ihm her und erzählte ihm vollkommen ton- und emotionslos alles, was sie über die Porträtierten zu berichten wusste. Aufmerksam folgte Selwyn ihren Ausführungen, stellte hier und da eine Frage, die Saphira jedoch selten zu seiner Zufriedenheit beantworten konnte, da ihr abgesehen von oberflächlichen Randdaten wenig über die Vergangenheit ihrer Familie bekannt war. Sein Wissensdrang verwunderte die junge Black, da sie den Besuch in der Ahnengalerie eher für einen Vorwand ihrer Mutter gehalten hatte, sich alleine mit ihrem Verlobten in spe zu unterhalten, doch offenbar interessierte er sich wirklich dafür. Obwohl die eigene Unwissenheit ihr dabei zugute kam, das Gespräch nicht unnötig in die Länge zu ziehen, ärgerte Saphira sich zunehmend darüber, denn jede offene Frage führte ihr deutlicher vor Augen, wie schlecht sie über die Vergangenheit der Steels informiert war und wie sehr sie sich das Gegenteil wünschte. Noch dazu ließ es sie ungebildet und fast schon dumm erscheinen, was ihre Chancen, Selwyn gegenüber stark und souverän zu wirken, gegen null sinken ließ.

Während sie sprach, versuchte Drew abermals, ihren Geist zu durchdringen und eine Logik hinter ihren rasch hin und her springenden Gedanken zu erkennen, was ihm jedoch nur teilweise gelang. Hatte er dies zuvor noch für eine recht merkwürdige (oder missglückte) Okklumentik-Technik gehalten, wurde ihm allmählich bewusst, dass die junge Hexe aktiv nicht das Geringste dafür tat, ihren Geist zu verschließen, sondern schlichtweg hektische und wirre, kaum nachvollziehbare Gedankengänge verfolgte, zu rasch von einem Thema zum nächsten wechselte und emotional so sehr geladen war, dass er viel eher spürte, wie unwohl die Jüngere sich fühlte, als dass er verstand, worüber sie nachdachte.
Aber eine Sache hatte er begriffen: Die Schicksale ihrer Familienmitglieder interessierte sie ebenso brennend wie ihn, doch lag ihr Augenmerk weniger auf den Steels, als viel eher auf den Blacks. Ein Umstand, der ihm quasi in die Hände spielte ...

Nachdem sie den kompletten Raum durchquert hatten, blieben sie vor dem Stammbaum der Blacks stehen, welchen Selwyn kurz studierte, ehe er sich an Saphira wandte und sie von Kopf bis Fuß musterte. Auf den ersten Blick unterschied sie sich in Haltung und Gebaren nicht in signifikanter Weise von anderen wohlerzogenen, reinblütigen Töchtern, die zu ehelichen er in Betracht gezogen hatte. Sah man hingegen genauer hin, waren ihr Krankheit und psychisches Gebrechen deutlich anzusehen; kein besonders hübscher Anblick und dennoch ... besonders, interessant, herausfordernd. Das rebellische Funkeln in ihren zu groß geratenen, grünen Augen reizte ihn, sie zu bändigen, ihren Willen zu brechen und sie zu unterwerfen, bis er sie nach seinen Vorstellungen geformt und zur perfekten Ehefrau erzogen hatte. Vermutlich bedeutete dieses Vorhaben ein gutes Stück Arbeit, Zeit musste investiert und Rückschläge eingebüßt werden. Aber wo bliebe bei fehlendem Widerstand der Spass an der Sache, dachte er und grinste das junge Mädchen eiskalt und berechnend an, woraufhin sie augenblicklich ein winziges Stück vor ihm zurückwich, kaum merklich und doch war es ihm nicht entgangen. Ein leichtes Schaudern und ein Aufflackern von Unsicherheit in ihrem Blick, das sie krampfhaft zu unterdrücken suchte. Fast perfekt, doch nicht gut genug, um ihn zu täuschen.
Der entscheidende Punkt auf seiner Liste war jedoch in der Tat ihre Herkunft. Seine Erben, geboren von der letzten, noch lebenden Black. Welcher Mann könnte dieser Verlockung schon widerstehen?
In seiner Jugend bereits hatte Drew eine kleine Besessenheit entwickelt, Stammbäume studiert, dunkle Flecken und Unreinheiten in den angeblich so reinblütigen Familien aufgedeckt, deren Mitglieder mit interessantem Lebenswandel studiert und alles über sie in Erfahrung gebracht, obsessiv Archive durchforstet und Berichte gewälzt, mal mehr und mal weniger dezent Informationen von ihren Nachfahren eingeholt. Es gab jedoch Dinge, über die man nirgendwo Auskunft erhielt; Wahrheiten, die so gut verborgen waren, dass man sie womöglich niemals aufdecken würde, und eine davon betraf Saphiras Vater Regulus Black. Sollte Drews Plan aufgehen, so würde er zumindest dieses Geheimnis am heutigen Abend endgültig lüften und seinen unstillbaren Wissensdrang damit ein wenig besänftigen ...


„Domitian Black“, sagte Selwyn und strich bedächtig mit dem Zeigefinger über die verblassenden Lettern auf dem Wandteppich, die dessen Namen bildeten. „Weißt du, weshalb er so früh verstarb?“, erkundigte er sich bei Saphira, die wie erhofft stumm den Kopf schüttelte, ohne ihn dabei anzusehen.
„Traurige Geschichte“, seufzte der Dunkelhaarige und machte eine bedeutungsschwere Pause, als würde ihm das Schicksal des Mannes tatsächlich nahe gehen, was Saphira ihm allerdings nicht abnahm. „Einst engster Vertrauter und bester Freund von Abraxas Malfoy, zunächst ein treuer Todesser, der sich jedoch ein solch unverzeihliches Vergehen leistete, dass der Dunkle Lord höchstselbst ihn zu Tode folterte. Es heißt, er habe eine überaus wertvolle Information besessen, die für den Lord von hoher Bedeutung war, diese jedoch nicht preisgegeben. Wer sich den Geboten des Unnennbaren widersetzt, muss die Konsequenzen spüren ...“, meinte er und ein fanatisches Glimmen leuchtete in seinen dunklen Augen auf, unterstrich die Wirkung seiner Aussage, und noch immer vermied Saphira es, ihn anzusehen, sodass Selwyn mit seiner Erzählung fortfuhr.
„Lucretia Black, verheiratet mit Ignatius Prewett. Exzentrisch, mit Hang zum Realitätsverlust, verbrachte zusammengerechnet mehrere Jahre in der geschlossenen Abteilung eines magischen Krankenhauses in Schottland, bis sie sich 1992 beim Brauen eines Zaubertrankes selbst in die Luft sprengte.
Walburga Black, deine Großmutter väterlicherseits, hat angeblich den Verstand verloren, nachdem zunächst ihr ältester Sohn Sirius die Familie in Verruf gebracht hatte, noch dazu der Jüngere, in den sie all ihre Hoffnungen gesetzt hatte, den frühen Tod fand und der Schock darüber seinen Vater nur wenige Monate später dahinraffte ...“

Obgleich Selwyn sich darum zu bemühen schien, nur mäßig interessiert zu klingen, spürte Saphira die Anspannung, die ihn erfüllte, inzwischen fast schon körperlich, bemerkte, wie seine Stimme mit jedem Wort ein winziges bisschen schneller und energischer wurde, als wolle er endlich zum Punkt kommen und den Grund für seinen Bericht offenbaren.

„Regulus Arcturus Black.“ Beim Klang dieses Namens horchte die junge Hexe auf und schenkte ihm endlich die Aufmerksamkeit, welche er sich von ihr erhofft hatte, konnte ihre Neugier nicht mehr verbergen und Selwyn erfüllte ihr Verlangen, seine Worte zu hören, mit Freude. Dabei war es nicht so, als könne er ihr etwas berichten, was sie nicht wusste. Das Gegenteil war der Fall. Genau genommen erhoffte er sich von ihr die Information, die er nirgends aufstöbern konnte. Doch sie musste es wissen, davon war der ambitionierte Todesser überzeugt, denn das Lesen ihrer Krankenakte war dahingehend zumindest teilweise sehr aufschlussreich gewesen. Wie vorteilhaft es doch sein konnte, sich bei einflussreichen Damen wie Lady Guildford einzuschmeicheln, die von so mancher Station ohnehin nichts hielt und der alleine sein Name und Blutstatus imponierte. Selwyn wusste von Regulus` Tagebuch (das zu lesen mit Ausnahme seiner Tochter niemand imstande gewesen war), ihren Träumen von seiner Vergangenheit (erschreckend real wie wahrhaftige Erinnerungen), vor allem jedoch hatte er erfahren, dass Saphira über den Tod ihres Vaters scheinbar bestens informiert war. Leider enthielt die Akte keinerlei Einzelheiten, da die misstrauische junge Hexe sie für sich behalten, oder die törichten Heiler das Niederschreiben desselbigen nicht für notwendig gehalten hatten, doch Selwyn war entschlossen, dies aus seiner zukünftigen Ehefrau herauszubekommen.
„Ebenfalls ein treuergebener Todesser, doch wenige Monate vor deiner Geburt verschollen und nur aufgrund eines Abschiedsbriefes und der Aussage eines Hauselfen für tot erklärt worden. Sein Grab ist leer, eine Leiche wurde nie gefunden. Nun, womöglich ist er überhaupt nicht tot, sondern nur untergetaucht; wer kann das so genau sagen? Vielleicht wurde ihm die Verantwortung zu viel und er hat es sich anders überlegt, wollte nicht heiraten, kein Kind großziehen und -“

Drew glaubte sein Ziel endlich erreicht zu haben und unterdrückte nur mühsam ein Grinsen, als Saphiras Contenance in sich zusammenfiel und sie ihm harsch das Wort abschnitt.
„Das ist nicht wahr! Er hat sich der Verantwortung nicht entzogen, ist nicht geflüchtet, er ist ... Er ist tot.“ Bei den letzten Worten bebte ihre Stimme gefährlich und sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, aber diese Blöße wollte sie sich vor Selwyn nicht geben. Zwar hatte sie nicht den blassesten Schimmer, was er mit seinem Verhalten bezweckte, doch sie wollte sich nicht provozieren lassen und mit einem unangenehmen Menschen wie ihm über ihren Vater sprechen. Was sie wusste, das gehörte alleine ihr, hatte sie lediglich Heiler Hunter und Professor Dumbledore berichtet, und dabei sollte es vorerst bleiben. Rasch mühte sie sich, die wiederkehrenden Erinnerungen an diese grausamste Nacht ihres Lebens zu unterdrücken, aber die markerschütternden Schmerzensschreie ihres Vaters klangen unbarmherzig in ihren Ohren nach und fast spürte sie noch des Todes klamme Finger, die sich fest um ihre Gliedmaßen schlossen und auch die junge Hexe mit unter die eiskalte Wasseroberfläche des modrig riechenden Sees zerren wollten ...

„Aber weshalb?“, entfuhr es Selwyn plötzlich, der nur schemenhafte Bildfetzen durch ihren Kopf huschen sah und nicht begriff, was dies alles zu bedeuten hatte. Wie könnte er auch, schließlich waren Saphira Regulus` Beweggründe ebenfalls schleierhaft.
„Bitte?“ So schnell wie sie in den furchterregenden Sog der Erinnerungen hineingezogen worden war, tauchte Saphira wieder daraus hervor und landete beinahe schmerzhaft in der Realität. Auch Selwyn riss sich zusammen und setzte seine gewohnte, überlegene Miene auf, ehe er so beiläufig wie irgend möglich nachfragte: „Was weißt du darüber?“
„Gar nichts“, entgegnete die Blonde hastig und kehrte dem Stammbaum den Rücken. Ihre vor dem Körper gefalteten Hände waren verkrampft und alles in ihr sträubte sich gegen die Vorstellung, noch eine weitere Minute mit ihm in diesem Raum zu verweilen.
„Das glaube ich dir nicht“, sagte er und folgte ihr raschen Schrittes zur Türe, wo er sich ihr in den Weg stellte.
„Was spielt das noch für eine Rolle? Er ist nicht mehr hier und wird es nie wieder sein“, schloss sie resigniert das Thema, hob den Kopf und sah ihm plötzlich direkt in die Augen, fest und entschlossen, ohne mit der Wimper zu zucken oder ein Zeichen von Unsicherheit zu empfinden. Woher sie ihre Gelassenheit auf einmal nahm, vermochte sie selbst nicht zu definieren, aber der Gedanke an ihren Vater bestärkte sie auf merkwürdige Weise. Was auch immer ihn dazu bewogen haben mochte, diese Höhle zu betreten, Regulus Black war standhaft geblieben und hatte seinen unbrechbaren Willen selbst im Angesicht des Todes nicht verloren; also konnte sie das in einer vergleichsweise wesentlich weniger bedrohlichen Situation auch.

„Aber wir sind hier, leben jetzt, haben noch Träume, Wünsche, Ziele, und du willst sie mir nehmen, weil du ausgerechnet mich zu deiner Ehefrau machen möchtest und ich frage mich, wieso?“
Einen Moment lang schwieg er und betrachtete die junge Dame eingehend, bis er schließlich seine Hand nach ihr ausstreckte und Saphira, die bereits mit dem Rücken zur Wand stand, keinerlei Möglichkeit besaß, sich ihm zu entziehen. Doch wider Erwarten fasste er sie nicht an, sondern griff nur nach der schweren Diamantkette, die um ihren Hals baumelte und welche Saphira seit Ewigkeiten nicht mehr getragen hatte. Es handelte sich um ein Erbstück der Familie ihres Vaters, welches Cecilia ihr zum vierzehnten Geburtstag geschenkt hatte und das laut Blaise` Erläuterung durch Temperaturveränderung den Blutstatus jedes Menschen anzeigte, der sie berührte.
„Hübsch“, kommentierte Drew das Schmuckstück und während er den Anhänger in seinen Fingern wendete, um die Inschrift auf der Rückseite lesen zu können, spürte Saphira, wie das Silber um ihren Hals augenblicklich glühend heiß auf ihrer Haut brannte, doch sie versuchte, sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen. Trotz der punktuellen Wärme breitete sich eine Gänsehaut auf ihren Armen aus, als sie Selwyns Atem auf ihrer Haut spürte und seine tiefdunklen Augen sich in die ihren zu bohren schienen. Die körperliche Nähe war kaum auszuhalten, sodass Saphira ihn am liebsten von sich geschubst und ihn angeschrien hätte, er solle sich von ihr fernhalten, doch sie brachte keinen Ton hervor, war wie gelähmt und fürchtete sich vor diesem Mann, obwohl er ihr kein Haar gekrümmt hatte.
„Du wirst es noch früh genug begreifen“, sagte er plötzlich freudlos lächelnd und ließ endlich von ihr ab.
„Wir sollten in den Salon zurückkehren. Es schickt sich nicht, mehr Zeit als unbedingt notwendig mit einer unverheirateten Dame zu verbringen“, beendete er das Gespräch und schritt an ihr vorbei, als hätten sie sich nur zufällig getroffen und ein paar belanglose Worte gewechselt. Paralysiert starrte Saphira ihm nach und wartete ab, ob er darauf bestehen würde, von ihr begleitet zu werden, doch er drehte sich nicht einmal nach ihr um.


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Södele, da meine Beta der Meinung war, das wäre genügend Input für ein Kapitel, enden wir hier. Was jetzt fehlt, das gibt es nächste Woche Freitag. (Bellatrix-Special sozusagen)
Und zu einem langen und ausführlichen Gespräch zwischen unseren beiden Lieblingsgrazien (Draco und Saphira) dann übernächste Woche.


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Daniel musste nicht nur schwimmen, spielen, Dialoge sprechen und auf Monster reagieren, die später per Computer hinzugefügt wurden, sondern er trug dabei auch Schwimmflossen an Händen und Füßen. All das absolvierte er sieben Meter tief unter Wasser in völliger Dunkelheit – bis ihm die Luft ausging und er das Zeichen gab: Einer der Stuntleute schwamm dann zu ihm hin und gab ihm seine Sauerstoffmaske zurück. Eine wirklich unglaubliche Leistung.
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