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Fanfiction

Slytherin Hearts - Im Herzen von Black

von SaphiraMalfoy

Nachdem die Stimmung beim Frühstück am ersten Morgen im Steel-Anwesen Draco ungeheuer angespannt vorgekommen war, Saphira ihn keines Blickes gewürdigt und ihrer Mutter nur garstige Antworten gegeben hatte, fasste der junge Malfoy einen Entschluss. Grübelnd saß er auf seinem Bett im Gästezimmer, das er bewohnte und das sich unangenehmerweise direkt neben Saphiras Schlafgemächern befand, und ließ seinen Blick nachdenklich aus dem Fenster schweifen. Die bedrückende Stille in diesem Haus war ihm schon bei seinen früheren Besuchen aufgefallen (obgleich er nur äußerst selten hier gewesen war), doch heute kam sie ihm besonders unnatürlich vor. Von nebenan war kein einziges Geräusch zu vernehmen, was ihn zu der Frage veranlasste, ob die Räume womöglich magisch schallisoliert worden waren, bis er sich daran erinnerte, dass er die Schritte seiner Mutter auf dem Flur hatte hören können, als er und Saphira im Sommer ...
Stöhnend erhob er sich und schüttelte die melancholischen Gedanken ab. Was Saphira und er nun seit Monaten miteinander veranstalteten führte zu nichts und war im höchsten Grade kindisch und belastend. Ja, er hatte Fehler begangen, ihr unzählige Male wehgetan, allerdings war auch Saphira nicht das Unschuldslamm, als welches sie sich gerne darstellte. Nun gut, möglicherweise oder eher gesagt höchst wahrscheinlich ... seinetwegen auch tatsächlich waren seine Vergehen im Vergleich zu ihren die Schlimmeren gewesen, aber was brachte es, sich fortlaufend anzugiften oder zu ignorieren? Sie würden verdammte zweieinhalb Wochen miteinander auskommen müssen und offen gestanden wünschte er sich insgeheim noch immer eine Versöhnung, obwohl seine Hoffnungen diesbezüglich gering waren. Doch was hatte er schon zu verlieren? Wie sonst sollte er sich folglich die Zeit vertreiben, wenn nicht dadurch, Saphira mit Entschuldigungen zu belästigen? (Bis sie ihm vergab oder ihm vor Wut endgültig das Genick brach.)
Das klang nach einem Plan.

Voller Tatendrang trat er hinaus auf den Flur und spürte seinen Enthusiasmus mit jedem Schritt, den er Saphiras Zimmer näher kam, schwinden, bis er sich beinahe zur Gänze in Luft aufgelöst hatte, was dazu führte, dass Draco geschlagene fünf Minuten unsicher vor dem Raum stand und die Klinke anstarrte, ohne den Mut aufzubringen, die Hand auch nur einen Zentimeter weit anzuheben. Glücklicherweise beobachtete ihn niemand bei seinem lächerlichen Vorhaben, denn seine Mutter war im Westflügel untergebracht und Ariadne gleich nach dem Frühstück mit ihrem Vater in das Anwesen der Crouchs verschwunden, worüber Cecilia - die seines Wissens die Hauselfen herumscheuchte, um das Abendessen vorzubereiten, zu dem sie einige Gäste geladen hatte - ziemlich erleichtert gewesen war.
Sei kein Waschlappen!, ermahnte er sich im Geiste, holte tief Luft und klopfte schließlich an das dunkle Holz. Dahinter blieb es mucksmäuschenstill. Noch einmal pochte er mit seinen Knöcheln gegen die Türe, diesmal lauter. Wieder nichts.
„Du, Saphira ...“, begann er zögerlich. „Ich bin es ... Draco. Ehm, Draco, weißt du? Der vielleicht größte Idiot, den du kennst“, rief er leise und lauschte auf ein Lebenszeichen von ihr, doch das einzige Geräusch, das an seine Ohren drang, war der Nachhall seiner eigenen Stimme im totenstillen Korridor.
„Mir fällt gerade nichts ein, was ich sagen soll. Ich hab noch nie mit einer Tür geredet“, nuschelte er eher zu sich selbst und kam sich mehr als bescheuert vor.
„Ich weiß, du bist derzeit nicht besonders gut auf mich zu sprechen, aber ich dachte ...“ Seine Stimme verebbte, während er verärgert das Gesicht verzog. „Ich leugne nicht, dass ich großen Mist gebaut habe, aber bitte ... hör mich wenigstens an!“, flehte er in Richtung Schlüsselloch, aber in Saphiras Zimmer blieb es leise. Zu leise. Unheimlich leise.
„Alles in Ordnung bei dir?“, erkundigte er sich nervös und begann in seinem Kopf diverse Horrorszenarien durchzuspielen, die dafür verantwortlich sein könnten, dass sie nicht antwortete. Viel zu gut kannte er sie, als dass er sich einreden konnte, sie würde nur nicht mit ihm reden wollen. Draco wusste genau, wozu sie fähig war, wenn es darum ging, sich selbst etwas anzutun, und wurde das ungute Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.

Vorsichtig drückte er die Klinke herunter und spähte in den Raum, bereits in der Erwartung, von einer wutschnaubenden Saphira zurechtgewiesen zu werden, dass keine Antwort auch eine Antwort wäre und er sich gefälligst verziehen solle, oder sie in irgendeiner Notlage vorzufinden, aber keine Menschenseele hielt sich in diesem Zimmer auf. Rasch vergewisserte er sich, dass sie nicht im Badezimmer war, und fand auch dort keine Spur von ihr. Unschlüssig stand er in der Mitte des Raumes und fröstelte leicht, da das Fenster sperrangelweit offenstand. Als er ohne weiter nachzudenken darauf zu schritt, um es zu schließen, entdeckte er auf der nebelverhangenen Wiese Saphira, die ihr großes, dunkelbraunes Pferd mit dem bescheuerten Namen Macavity in Richtung Waldweg führte. Seltsam, dachte er, befand sich der Gaul nicht seit Jahren im Stall des Malfoy-Anwesens, weil Cecilia die Pferde verkauft hatte? Natürlich konnte es sich genauso gut um ein anderes Vieh handeln, denn sonderlich gut kannte Draco sich mit Pferden nicht aus und bei dieser Entfernung konnte man ohnehin nicht genau sagen, ob es das gleiche oder nur ein ähnliches Tier war. Zumindest hatte er nun die Sicherheit, dass es ihr gut ging und es keinen Grund gab, sich um sie zu sorgen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Saphira innerhalb der nächsten Stunde hier auftauchen würde, war äußerst gering und Draco sollte ihr Zimmer wirklich verlassen und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern ... doch er bewegte sich keinen Millimeter auf die Tür zu. Stattdessen ließ er sich auf ihr Bett sinken, strich bedächtig über das exakt mittig liegende Kopfkissen und beobachtete, wie seine Finger kleine Kuhlen auf dem zuvor glatten Stoff hinterließen. In der noch immer kühlen Luft lag ganz sacht der süßliche Geruch ihres Parfums, der ihn betörte und sehnsüchtige Erinnerungen an die vergangenen Sommerferien in ihm weckte. Seufzend schloss er die Augen und fuhr unwillkürlich mit der Zunge über seine Unterlippe, glaubte für den Moment, ihre Küsse zu schmecken, die nackte Haut unter seinen Händen zu ertasten, ihr erregtes Stöhnen ganz nahe an seinem Ohr zu hören, während ihr Atem seinen Hals streifte, ihre Lippen begierig seinen Körper liebkosten ...
Ich will es, ich will es wirklich. Schlaf mit mir. Worte, die den jungen Malfoy noch heute beinahe um den Verstand brachten, deren Nachhall auf ewig in sein Gedächtnis eingebrannt zu sein schien.
Saphira, nicht! Seine bestimmte Erwiderung, als er realisiert hatte, welchen Fehler er im Begriff zu begehen war. Ein Satz, auf den er stolz war, den er bereute, für den er sich achtete und verfluchte. Es war das Richtige gewesen, das Einzige, was er für sie noch hatte tun können, doch wer entschied schon, was richtig und was falsch war? Wer setzte hier die Maßstäbe?
Was ist los? Eine Frage, auf die Draco ihr bis heute keine ehrliche Antwort gegeben hatte. Das konnte er schließlich nicht. Oder etwa doch? Würde es noch einen Unterschied machen? Verstünde sie, dass er nur zu ihrem Besten gehandelt hatte?
Zu ihrem Besten, sicher. Genau deswegen hatte er mit Pansy geschlafen. Für Saphira. Lachhaft!

Aller guten Vorsätze, sich erwachsen zu benehmen, zum Trotz durchstöberte Draco oberflächlich die Sachen, von denen er annahm, dass Saphira sie aus Hogwarts mitgebracht hatte, auf der Suche nach Hinweisen, dass auch sie noch immer an ihm hing, und wurde rasch fündig. In einem Buch, das neben ihrem Bett lag und anhand dessen Umschlag er deutlich erkannte, dass es aus einer Muggel-Bücherei stammen musste, steckten die beiden Briefe, die er ihr in den vergangenen Sommerferien geschickt hatte. Sie sahen reichlich mitgenommen aus, als wären sie dutzende Male gelesen worden, und an manchen Stellen war die Tinte verschmiert, als hätte sie Tränen darüber vergossen. Mit einer Mischung aus Neugier und Abscheu durchblätterte er das Buch und fand eine Widmung auf der ersten Seite, die davon zeugte, dass sie es erst kürzlich erhalten hatte, die Briefe folglich vor nicht allzu langer Zeit in Händen gehalten haben musste.

Alles Liebe zum Geburtstag, Saphira.
Du packst alles, wenn du nur fest genug an dich glaubst.
Kopf hoch, ich denke an dich.
Augustus
(23.11.1996)

Diese Zeilen hatte jemand in bemüht leserlicher Schrift in den Einband gekritzelt und Draco wusste plötzlich ganz genau, von wem Saphira dieses dreckige Muggelding hatte. Angewidert schmiss er es neben das Bett auf den Boden, ohne seine Briefe wieder hineinzulegen, denn darin sollten sie sich wirklich nicht befinden. Zu gerne wüsste er, was zwischen Saphira und diesem Abschaum lief. Oder vielleicht lieber nicht.
In ihrer Nachttischschublade entdeckte er Fotos von sich und Saphira, außerdem die Ohrringe, welche er ihr vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte und zu denen passend er ihr letzten Sommer, bevor er sich dazu entschlossen hatte, die Beziehung zu beenden, ein anderes Schmuckstück gekauft hatte. Ob er es ihr dennoch schenken sollte? Er selbst wusste schließlich nichts damit anzufangen.
Natürlich war es möglich, dass sich diese Gegenstände bereits seit Monaten hier befanden, andererseits hätte Saphira sie wegwerfen oder aus ihrem Zimmer verbannen können, doch das hatte sie nicht.
Unwillkürlich fiel ihm das Versteck ein, welches er durch den dummen Zufall kannte, vor anderthalb Jahren eine schreckliche Erinnerung Saphiras heimlich mitangesehen zu haben. Draco war sich bewusst, dass er diese Grenze kein weiteres Mal überschreiten sollte, doch er konnte nicht anders, unterlag dem Zwang, mehr über ihre Gedankengänge zu erfahren und in Ermangelung einer Möglichkeit, sofort persönlich mit ihr zu sprechen, kniete er sich auf den Boden und warf einen Blick unter das Bett. Zunächst entdeckte er nichts. Erst als er den Bettkasten abtastete, fanden seine Hände die kleine Schatulle, die von außen nicht zu sehen war und nach der er gesucht hatte. Mit wild pochendem Herzen und im vollen Bewusstsein, falsch zu handeln, zog er das schwarze Kästchen hervor und betrachtete es nachdenklich. Sollte er wirklich?

Nervös vergewisserte er sich, dass tatsächlich niemand auf dem Flur war und verriegelte die Türe, ehe er zurückging und der Schatulle den Zauberspruch Reclude Arcula zumurmelte, den er sich praktischerweise von damals gemerkt hatte. Leise klickte das Schloss und der Deckel sprang problemlos auf. Offenbar hatte Saphira nichts an ihren Sicherheitsvorkehrungen verändert und seine Dreistigkeit unterschätzt. Schwerer Fehler.
Auch in ihrem Versteck fanden sich weitere Bilder und Briefe von ihm, Davis und Zabini, sogar ein Foto dieser Spinnerin Lovegood, mit der Saphira jedoch nichts mehr zu tun zu haben schien. Angeekelt schnaubte der junge Malfoy auf, als ihm ein kariertes Papier in die Hände fiel, das ebenfalls von Augustus Pye unterzeichnet worden war. Deutlich spürte er lodernde Eifersucht in sich hochkochen, da er verbittert feststellte, wie offen Saphira mit ihm kommunizierte. Jedenfalls sprach das Schlammblut ihre Probleme an, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, stellte Fragen diesbezüglich und bat sie, Hilfe anzunehmen und niemals zu vergessen, dass es alleine um ihr Leben ging, das wertvoll war, weil sie nur dieses eine hatte ... Sie solle sich nicht vom Liebeskummer runterziehen lassen, denn der Nächste käme gewiss, meinte Pye.
Nein, verdammt, Draco wollte nicht, dass sie einen anderen fand! Aber er musste eingestehen, dass Pye in vielen Punkten recht hatte und plötzlich wich die Angst, die beiden könnte mehr als Freundschaft miteinander verbinden, einer bedeutend wichtigeren Erkenntnis:
Er selbst hatte es in all der Zeit strikt vermieden, näher auf diese heiklen Themen einzugehen, während Pye ganz selbstverständlich damit umging. Es war ein Fehler gewesen, der sie auseinander getrieben hatte, doch ihm fehlten stets die Worte, der Mut, ein Gesprächsanfang. Saphira pflegte es nun einmal, derartige Konversationen abzublocken und Draco war nie beharrlich, nicht hartnäckig genug gewesen, dem weiter nachzugehen. Aus purer Bequemlichkeit. Weil es doch so viel einfacher gewesen war, die Augen zu verschließen und sich einzureden, die Probleme verschwänden von alleine.

Vor lauter Wut über seine eigene Dummheit hatte er nicht bemerkt, dass er das dämliche, seltsam reinweiße Papier mit den komischen Linien darauf in seiner geschlossenen Faust zerknitterte. Notdürftig glättete er es, doch Saphira würde ohnehin bemerken, dass jemand in ihren Sachen gestöbert hatte und wer dieser jemand wohl sein mochte, war ihr vermutlich auch kein unlösbares Rätsel. Es war ohnehin alles egal. Noch mehr verabscheuen konnte sie ihn gar nicht.

Erneut warf Draco einen Blick in die Schatulle und sah unter den Fotos ein kleines Notizbuch hervorlugen, auf dessen Inhalt er am meisten erpicht war. Sofort erkannte er, dass es nicht dasselbe Tagebuch von damals war, sondern ein neues, das hoffentlich aktuelle Informationen enthielt, nach denen es ihn gelüstete. Hastig griff er danach, aber als sich seine Finger darum schlossen, verspürte er einen stechenden Schmerz auf dem rechten Handrücken. Erschrocken zuckte er zurück und besah sich einen länglichen Schnitt, der sich von seinem Knöchel aus einige Zentimeter über die bleiche Haut zog und augenblicklich zu bluten begann. Leise fluchend zog er seinen Zauberstab aus der Tasche und richtete ihn auf die klaffende Wunde, um sie zu verschließen.
Zunächst hielt er dies für einen Schutzzauber, den Saphira gegen Spione - oder eventuell ganz speziell gegen ihn - über das Tagebuch gelegt hatte, sodass er es nicht mehr anfasste, sondern mittels des Wingardium Leviosas aus der Holzkiste hinausschweben ließ. Bevor er sich damit befasste, nahm er den Inhalt der Schatulle noch einmal näher in Augenschein und stellte fest, dass seine Verletzung keineswegs magisch hervorgerufen worden war. Dort, wo zuvor das Notizheft gelegen hatte, befand sich eine mit frischem Blut (seinem Blut) verschmierte Glasscherbe und Draco wusste ganz genau, um was es sich hierbei handelte.
Traurig seufzend schüttelte der Blonde den Kopf und griff nach ihrem Tagebuch, obwohl er ahnte, dass ihn ihre Aufzeichnungen höchstwahrscheinlich mehr schmerzen würden als der Schnitt in seiner Haut.

29.10.1996
Ich fühle nichts. Bin wie betäubt, in Watte gepackt, als würde ich mit Scheuklappen durch die Welt gehen und kaum noch mitbekommen, was um mich herum geschieht. Nichts und niemand vermag es mehr, an mich heran zu kommen, zu eisern sind die imaginären Gitterstäbe, in die ich mein Herz gesperrt habe, zu undurchdringlich die unsichtbaren Mauern um mich herum, die niemand überwinden kann.
Du konntest es, Draco.

Ähnlich wie schon in jungen Jahren vermied Saphira es offensichtlich gründlichst, konkret auf Ereignisse einzugehen, sprach in Methapern und Symbolen, doch diesmal verstand Draco zumindest ansatzweise, worum es ging. Fast schon fühlte er sich angesprochen, als wäre dieser Text nicht für ein Tagebuch, sondern für ihn geschrieben worden.

12.11.1996
Die Nacht ist kalt, doch ich stehe barfuß im Schnee, gehe über spitze Steine und weiß, dass sie meine Haut verletzen, doch ich fühle es nicht. Da ist nichts. Es ist alles fort.

Die Stirn in tiefe Falten gelegt und gegen die immer größer werdenden Schuldgefühle ankämpfend, versuchte Draco zu ergründen, ob sie dies wörtlich oder bildlich meinte. Normalerweise nähme man an, dies sei nichts weiter als ein Sinnbild, doch seiner Exfreundin traute er durchaus zu, dies genauso gemeint zu haben, wie es dort stand. Genervt von ihren kryptischen Aussagen, mit denen er wenig anzufangen vermochte, blätterte er weiter und wünschte, sie würde sich verständlicher ausdrücken, ignorierte dabei, dass diese Aufzeichnungen nicht für ihn, für absolut niemanden abgesehen von Saphira selbst bestimmt waren.
Eine komplette Seite bestand aus nichts weiter als einem Oktoberdatum (von der Einhaltung einer chronologischen Reihenfolge hielt sie offensichtlich wenig) und einer merkwürdigen Anordnung teilweise verschmierter Blutstropfen. Fast mutete es wie abstrakte Kunst an und ein wenig abgestoßen fragte Draco sich, ob sie das mit Absicht getan hatte, dies eine grotesk verzerrende Darstellung ihres Leides, wie durch Malerei zu Papier gebracht sein sollte oder lediglich ein komischer Zufall war. Zufall? Was war bei Saphira schon Zufall?
Es schauderte den jungen Magier und am liebsten hätte er das Buch einfach weggelegt und nicht weiter darin gelesen, doch er konnte nicht anders, musste zwanghaft mehr in Erfahrung bringen, auch wenn es ihn selbst mehr belastete, als er ertragen konnte.

20.11.1996
Ich habe keinen Liebeskummer mehr, leide nicht mehr, weil ich rein gar nichts mehr empfinde. Dieses eiskalte Nichts hat Besitz von meiner Seele ergriffen, lässt mich verzweifeln, erfrieren und doch ... spüre ich es nicht.
Du hast mir wehgetan, mein Herz entzwei gerissen, bist derjenige, der blutende Wunden in meiner Haut hinterlässt, wenn auch nicht physisch, so bist es doch immer nur du, der mein Herz berührt, meine Hand führt, wenn ich die Klinge auf meine Haut setze. Du zerstörst mich, Draco.

Das war zu viel. Dracos Puls raste so schnell, dass er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte und ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Das stimmte so nicht, war einfach nicht fair! Er hatte nie gewollt, dass sie ... Nein, das war verflucht nochmal nicht seine Schuld, nicht seine! Dafür wollte er in Merlins Namen nicht die Verantwortung tragen, das war ihre Entscheidung. Ganz alleine ihre! Außerdem hatte sie es lange vor ihrer Beziehung bereits getan und konnte doch nun nicht ihn dafür zur Rechenschaft ziehen.
Am liebsten hätte Draco sich eine Feder gegriffen und eine Antwort darunter gekritzelt, doch er beherrschte sich und schlug die Seite mit bebenden Fingern um, während er sich in Erinnerung rief, dass Saphira ihm dies nicht persönlich geschrieben, sondern nur für sich selbst festgehalten hatte. Wie oft hatte er seine Exfreundin gedanklich verwünscht und ihr haltlose Vorwürfe gemacht ... Es lief auf dasselbe hinaus.

10.12.1996
Es wird besser, doch nie wieder gut.
Essen ist anstrengend, aber notwendig. Ich begreife. Oder will es zumindest versuchen.
Versuchen, ein Wort, das Augustus abgrundtief verabscheut. Es tut mir leid, Gus. Mehr steht nicht in meiner Macht.
Oh, bittersüße Lüge, erbärmliche Ausrede.

Inzwischen richteten sich ihre Einträge immer seltener an Draco, befassten sich immer weniger mit ihm. Trotzdem lasen sich viele noch wie ungeschickte Briefe, nun jedoch an einen anderen Menschen.
Vielleicht solltest du weniger davon für dich behalten, sondern dich verdammt nochmal denjenigen mitteilen, an die du dich hier richtest!, schoss es Draco durch den Kopf, der nicht sicher war, ob er wütend oder traurig sein sollte.
Es folgten ein paar Tage, an denen sie nichts notiert hatte, doch nach der Weihnachtsfeier bei Slughorn fand sich ein vergleichsweise langer Eintrag.

17.12.1996
So einfach war das also.
Ganz unspektakulär.
Mechanisch, befremdend, fürchterlich.
Und das soll schön sein?
Warum, Draco, wieso nur verbinde ich all dies noch immer mit dir? Denke unentwegt an unsere Stunden der Zweisamkeit und wünsche mir, das alles mit dir erlebt zu haben, nur weil ich mir einbilde, mit dir wäre alles bedeutend leichter und natürlicher, selbstverständlicher und angenehmer gewesen.

Verständnislos starrte Draco auf die Sätze und kapierte nicht, worum es darin ging. Was sollte mit ihm besser gewesen sein? Wovon sprach sie?

Doch hätte es mich letzten Endes nicht noch mehr zerstört? Schmerzt die Erinnerung an etwas Schönes, das einem fortan auf ewig verwehrt wird, wirklich mehr als der Gedanke an eine unangenehme Begebenheit, die man zu verdrängen sucht?
Doch soll ich in diesem Fall allem Positiven entsagen, aus purer Angst, es könne nicht ewig andauern?

»Ist die Liebe Trugbild oder ein Gefühl?*«

Hinter diese verworrenen Gedankenverkettungen stieg Draco wirklich nicht und mit jeder Zeile spürte er seine unbändigen Emotionen überkochen. Zorn machte sich in ihm breit und gewann allmählich die Oberhand. Er war so unsagbar wütend auf Saphiras bescheuertes Verhalten; auf sich selbst wegen allem, was er ihr direkt und indirekt angetan hatte; auf diesen Pye, der einfach nicht recht haben sollte, mit dem, was er schrieb; auf alle anderen, die nur die Augen verschlossen und nicht einschritten, obwohl sie sehr genau wussten, was mit Saphira los war; und auf diese merlinverdammte Scherbe, die er aus unerfindlichen Gründen in der freien Hand hielt, ohne sich daran zu erinnern, sie aus der Schatulle hervorgeholt zu haben.
Ein letzter Eintrag vom heutigen Morgen befand sich noch in Saphiras Tagebuch und obwohl Draco bereits speiübel war und er geladen vor nahezu unkontrollierbaren Gefühlen zitterte, las er wie unter dem Imperius-Fluch stehend weiter, als hätte er keine andere Wahl.

18.12.1996
Draco ist längst nicht mehr der Mittelpunkt meiner Gedanken, beherrscht mich dennoch unterschwellig. Ich kann ohne ihn leben, ohne ihn existieren und glücklich sein, doch ich kann nicht mehr lieben. Alles ist nur Ablenkung davon. Blaise war eine aufregende Sünde, ein (netter) gescheiterter Versuch. Versuch, versuchen, suchen, Versuchung ... wonach suche ich eigentlich? Immer nur nach Draco.
Und einer Erklärung.
Irgendetwas, das mir hilft, zu verstehen und zu akzeptieren. Es ein für alle Male aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Partielle Gedächtniszauber wären nützlich. Doch kann das Auslöschen einer bloßen Erinnerung meine Seele reinigen? Mich befreien? Oder wird das Gefühl der nicht zu füllenden Leere ewig anhalten, weil es mir unmöglich erscheint, mein Herz gänzlich jemand anderem zu öffnen?
Hilf mir, Gus. Mach, dass es aufhört.
Ich weiß, es ist zu viel verlangt, ein utopischer Wunsch, doch wenn ich mit dir zusammen bin, steht mein Gedankenkarussell für eine Weile still, kann ich mir vorstellen, jemand anderes zu sein. Nicht länger das reinblütige Mädchen, das bald an einen fremden Mann vermittelt wird, das nicken, lächeln und gehorchen muss, sondern nur ich.
Aber wer bin ich?

Natürlich, er war nicht mehr Mittelpunkt ihrer Gedanken. Deshalb erwähnte sie ihn auch als erstes und wieder und wieder und immer wieder!
Vergessen wollte sie also? Sich jemand anderem zuwenden? Bei Salazar, wenn sie nur die leiseste Ahnung hätte, was in der Welt um sie herum geschah, würde sie sich nicht mit derartigen Lappalien befassen! Und dieses Schlammblut brauchte sie gar nicht erst um Hilfe zu bitten. Was dachte sie sich eigentlich? Dachte Saphira überhaupt je rational über irgendetwas nach? Früher hatte er sie immer für einen reinen Vernunftmenschen gehalten, doch heutzutage schien sich das Blatt gänzlich gewendet zu haben. Sich ein wenig mehr auf ihre Herkunft und deren Traditionen zu besinnen würde ihr absolut nicht schaden, dachte Draco verbittert und überlas den Hinweis auf ihr derzeit größtes Problem völlig.
Wer sie war? Eine Black! Eine Black, die sich nicht mit Schlammblütern einzulassen hatte, die wissen sollte, wo ihr Platz war, die begreifen musste, welche Sorgen Draco momentan plagten ...
Am liebsten hätte er laut aufgeschrien, getobt, etwas Schweres zerstört, doch er rang um Beherrschung und rammte die Scherbe, die sich an mehreren Stellen schmerzhaft in seine Haut bohrte, heftig in das Tagebuch. Zumindest war das der Plan gewesen. Noch in der Bewegung spürte er mehr, anstatt es tatsächlich zu begreifen, dass etwas gewaltig schief ging, er emotional dermaßen geladen war, dass er die Kontrolle über seine magischen Fähigkeiten für den Bruchteil einer Sekunde verlor, und als er zögerlich die verletzte Hand anhob, erblickte er nur noch feine Glassplitter, die zwischen zwei Seiten des Notizheftes lagen.
Einen Augenblick lang starrte er sprachlos, fast schon mit schlechtem Gewissen auf das, was er angerichtet hatte, doch schließlich besann er sich. Es war schließlich nicht so, als hätte er einen wertvollen Gegenstand zerstört oder als wäre Saphira nicht in der Lage, ein anderes Schneidwerkzeug zu finden.

Ohne die Schnitte in seiner Handinnenfläche zu heilen oder sich die Mühe zu machen, das Zimmer in den ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen, schmiss er das Buch auf ihr Bett, schnappte sich seinen Zauberstab und verließ den Raum. Das Bedürfnis endlich mit ihr zu reden war unbändiger denn je und obgleich er keinen blassen Schimmer hatte, wo er nach ihr suchen sollte, begab er sich in die Eingangshalle, warf sich im Vorrübergehen seinen Wintermantel über, stieg hastig in seine Schuhe und trat hinaus auf die verregneten Ländereien.

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Kapitelvorschau: Ein Mutter-Tochter-Gespräch und die Klärung der Frage, weshalb Saphira überhaupt verheiratet werden soll; ein Abendessen unter Todessern und deren Nachkommen; ein untypischer Heiratsantrag und die Flucht nach Muggellondon. (Innerhalb der nächsten 3-4 Kapitel.)


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