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Fanfiction

Slytherin Hearts - Zwischen Traum und Wirklichkeit

von SaphiraMalfoy

@madame_x: Hallöchen ;)
OOC ist eine Abkürzung und bedeutet Out oft Charakter. Also wenn ein Charakter sich nicht so verhält wie im Original. Das Gegenteil davon ist IC(=In Charakter), also genau das, was ich versuche: Die Charaktere möglichst nahe am Original halten.
Ach herr je, welche FFs meinst du denn im Speziellen?
Wenn ich Zeit finde, habe ich das auf jeden Fall vor, aber momentan bin ich froh, wenn ich überhaupt dazu komme, SH zu schreiben. Bin sehr beschäftigt leider.
Vielen Dank für deinen Kommentar ;)

@Miss Magic: Hey,
Das Kapitel sollte die Stimmung auch ein wenig auflockern, war mal nötig.
Schön, dass es dir gefallen hat (:
Das mit Pansy war mir auch wichtig, da ich Pansy gerne habe, aber es ist auch noch Storyrelevant. Ich brauche die Freundschaft zwischen ihr und Saphira. Zu Pansy und Marcus kommt dann bald auch noch etwas.
Ariadne wird auch im nächsten (nicht in diesem hier, sondern in dem danach) eine Rolle spielen.
So, nun kann ich endlich das neue Kapitel einstellen.
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Liebe Grüße und viel Spass beim Lesen

________________________________________


Es waren noch zwei Tage bis zu Slughorns Weihnachtsfeier und Saphira verbrachte den Nachmittag mit Blaise, da Tracey etwas mit Sophie Roper, ihrer Freundin aus Ravenclaw, unternahm. Gleichzeitig mit Blaise und Tracey befreundet zu sein war ihr noch nie so kompliziert vorgekommen wie in diesem Schuljahr. Es glich einem Drahtseilakt, denn ihre Feindschaft schien einen bislang ungekannten Höhepunkt erreicht zu haben. Andauernd hatten die beiden sich in den Haaren, gifteten sich an und zerrten an Saphira wie Geschwister, die sich um ihr Lieblingsspielzeug stritten. Ihre Zeit so aufzuteilen, dass keiner von ihnen beleidigt war oder sich benachteiligt fühle, war mehr als anstrengend und raubte der jungen Black den letzten Nerv. Trotzdem unternahm sie lieber nur mit einem ihrer Freunde etwas alleine, denn das ewige Gezanke der beiden war sie inzwischen leid. Schön und gut, wenn sie sich nicht ausstehen konnten ... Aber weshalb gingen sie sich nicht einfach aus dem Weg oder ignorierten den anderen?

Da die junge Black beschlossen hatte, die Kleidung ihres Begleiters müsste zu ihrer eigenen passen, damit sie ein hübsches Bild zusammen abgaben, präsentierte Blaise ihr im Schlafsaal der Jungen gelangweilt einen Festumhang nach dem anderen und kam sich dabei ziemlich bescheuert vor. Saphira hingegen - die krampfhaft versuchte, sich wie ein ganz gewöhnlicher Teenager zu verhalten, um zumindest tagsüber nicht in ihren melancholischen Gemütszustand zurück zu fallen - genoss das unverfängliche Gespräch über Oberflächlichkeiten und die lockere Stimmung. Tiefgründigkeit und der Ernst des Lebens hingen ihr dermaßen zum Halse heraus, dass es sie beinahe gelüstete, sich ihr Mittagessen ein weiteres Mal durch den Kopf gehen zu lassen, doch sie hielt sich unter Kontrolle, denn sie verfolgte ein Ziel. Wenn sie bis zu den Weihnachtsferien ein bestimmtes Gewicht erreicht hatte, durfte sie laut Pomfrey den Fruchtbarkeitstrank wieder einnehmen; und wenn sie sich schon von der Traumvorstellung einer Hochzeit aus Liebe und einem Leben mit dem richtigen Mann verabschieden musste, so wollte sie sich nicht auch noch den letzten Grund nehmen, zu überleben. Irgendeinen Daseinszweck musste sie schließlich erfüllen.

„Wenn du dich nicht innerhalb der nächsten zehn Sekunden für irgendetwas entscheidest, dann gehe ich so“, motzte er, tippte sich mit dem Zauberstab gegen das dunkelblaue Hemd und färbte es knallpink.
„Oh Blaise, du bist -“, stieß Saphira empört aus und verkniff sich ein Lachen.
„Eine modische Koryphäe? Wunderschön? Unwiderstehlich?“, fiel er ihr neckisch ins Wort und drehte sich albern im Kreis, woraufhin sie mit den Augen rollte.
„Ein Troll.“
„Was genau wirst du denn anziehen?“, wollte er wissen. Die Blonde zögerte einen Moment und kaute auf ihrer Unterlippe herum, ehe sie zerknirscht antwortete:
„Ich habe mir spontan ein neues Kleid bestellt, weil ich in das, was ich tragen wollte, nicht mehr hinein passe“, erklärte sie kleinlaut und besah sich betreten ihre Oberschenkel, die in ihren Augen mindestens auf die dreifache Größe angeschwollen waren, seitdem sie regelmäßig aß. Sonderlich viel zugenommen hatte sie laut Pomfreys Wage zwar noch nicht, doch offensichtlich reichte es aus, um in den enger geschnittenen Roben eher einer Presswurst als einer eleganten jungen Dame zu gleichen und das war bitter. Ihre verschobene Selbstwahrnehmung macht sie blind für ihre noch immer viel zu magere, krankhaft dürre Gestalt und verhinderte die Erkenntnis, dass es keine Schande war, nicht mehr die Kleidergröße einer Zehnjährigen zu haben, sondern langsam wie ein pubertäres Mädchen auszusehen.
„Es nervt mich, dass wir nicht mehr nach Hogsmeade dürfen seit diesem Vorfall mit Bell. Hast du eigentlich eine Ahnung, was dort vorgefallen sein soll? Ich weiß nur, dass sie angegriffen wurde oder so ähnlich und nun im St. Mungo liegt, weil Madam Pomfrey nichts für sie tun konnte“, sagte sie schnell, um vom Thema abzulenken.
„Keinen blassen Schimmer.“ Desinteressiert zuckte Blaise die Schultern. „Warum fragst du nicht diesen Stecher von Davis, mit dem du neuerdings auch anbändelst?“, gab er plötzlich bissig zurück, was Saphira stutzen ließ.
„Bitte was? Augustus ist nicht ... weder mit Tracey noch mit mir, ich meine ... Wie kommst du darauf?“, fragte sie und verdrängte die Erinnerung an das Vergehen, welches sie beinahe begangen hätte, hastig aus ihren Gedanken. Viel zu häufig dachte sie in letzter Zeit an ihn, malte sich insgeheim aus, wie es wohl wäre, ihm nahe zu sein ... Das Verbotene war furchtbar verlockend, reizte die junge Hexe, die sich bislang keinen einzigen Fehltritt erlaubt hatte, der den reinblütigen Vorstellungen eines korrekt geführten Lebens widerspräche. Und das lag auch nicht in ihrer Absicht ... oder etwa doch?

Blaise machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Ist er nicht ein Schlammblut? Würde doch prima zu Davis passen“, zischte er giftig und Saphira begriff nicht, weshalb er plötzlich so garstig war. Selbst wenn ... Was interessierte es ihn, mit wem Tracey sich umgab?
„Woher weißt du das überhaupt?“ Verwirrt sah sie ihn an, konnte nicht nachvollziehen, warum er nun wieder so gereizt war und wie er überhaupt an diese Information kam.
„Der Flurfunk weiß alles.“ Dass es Malfoy gewesen war, der vorgestern lautstark darüber gelästert hatte, behielt er für sich, denn dieses Thema war in Saphiras Gegenwart nicht gerade ideal, wenn man keine Beerdigungsstimmung aufkommen lassen wollte.
„Wer erzählt denn solch einen Unsinn?“, murmelte sie und musterte ihren besten Freund prüfend, doch dieser schwieg eine Weile beharrlich, brachte sein Hemd wieder in den ursprünglichen Zustand und zog es sich über den Kopf.
„Stimmt es denn nicht? Reinblütig ist er jedenfalls nicht. Der Name wäre mir anderenfalls geläufig. Aber Pye ... wie das schon klingt!“, schnaubte der Dunkelhäutige und schüttelte abfällig den Kopf, während er seine verstreute Kleidung vom Boden aufsammelte und zurück in den Schrankkoffer packte.
„Eigentlich bezog ich mich lediglich darauf, dass er weder mit mir noch mit Tracey in irgendeiner Weise ... du weißt schon. Wir sind nur gut befreundet.“
„Aber dass er ein dreckiges Schlammblut ist leugnest du nicht“, stellte Blaise fest und verzog angewidert den Mund. Missmutig schürzte die Blonde die Lippen und ruckte undefinierbar mit dem Kopf.
„Lass gut sein, Blaise“, murmelte sie und ließ sich auf seinem Bett nieder, hatte weder Lust noch Kraft, mit ihm darüber zu zanken.
„Ich verstehe dich nicht. Wie kann dir das so egal sein? Das ist doch abartig. Warum gibst du dich mit solchem Abschaum überhaupt ab?“, fragte er genervt und setzte sich - obenrum noch immer unbekleidet - neben seine beste Freundin.
„Ich weiß es nicht. Vermutlich hast du recht“, entgegnete sie verdrießlich und starrte ins Leere. Verschwiegen wurden die seltsamen Überlegungen, von denen sie seit geraumer Zeit geplagt wurde und die ihr keine Ruhe gaben. Vielleicht waren die Ansichten, die man ihnen von klein auf eingetrichtert hatte, gar nicht so korrekt, wie man ihnen weiszumachen versuchte. Wie sonst war es möglich, dass sie in Tracey eine so wunderbare und herzensgute Freundin gefunden hatte; wie um alles in der Welt sollte ein Muggelstämmiger anderenfalls den hohen Anforderungen für die Ausbildung zum Heiler gerecht werden? Sie waren alles andere als dumm oder gar unfähig, keineswegs schlechtere Menschen im Vergleich zu den Reinblütern. Im Gegenteil. Wahrscheinlich waren sowohl Tracey als auch Augustus bessere Zauberer als sie selbst ... Zumindest waren Traceys Noten in einigen Fächern besser und dass Saphira einen Abschluss schaffen würde, mit dem sie - wäre es ihr gestattet - eine derartig schwierige Ausbildung beginnen konnte, bezweifelte sie stark. Zwar war sie nicht schlecht in der Schule, doch gehörte sie nicht gerade zu den Musterschülern, war allenfalls durchschnittlich begabt. Möglicherweise fehlte ihr auch nur der nötige Anreiz. Wozu war das überhaupt gut? Einen Beruf durfte sie ohnehin nicht erlernen und ihren potentiellen Ehemann tangierte ihr Abgangszeugnis wohl kaum.

„Natürlich habe ich recht“, meldete sich Blaise zu Wort und musterte die Freundin eingehend. Schon wieder schien sie in trübseligen Grübeleien zu versinken, was ihm ganz und gar missfiel. Er wollte irgendetwas sagen, um die Stimmung aufzulockern, doch alles, was ihm derzeit einfiel, waren Beschimpfungen gegen das Pack von Schlammblütern, das heutzutage scheinbar in dem Irrglauben lebte, sich alles erlauben zu können. Sie sollten froh sein, überhaupt einen Zauberstab führen zu dürfen und sich nicht anmaßen, die richtigen Zauberer auch nur schief anzusehen. Pye sollte die Finger lassen von anständigen Mädchen wie Saphira und ...
Ach verdammte Scheiße!, dachte er und mühte sich vergeblich darum, Tracey aus seinem Gedächtnis zu verbannen.

Um sich abzulenken und da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, legte er seine Hände urplötzlich an die Taille der Blonden und kitzelte sie. Das funktionierte bei Saphira immer. Außer ihr kannte er niemanden, der dermaßen empfindsam war und dem es wirklich nie gelang, sein Lachen dabei zu zügeln.
Es tat seine Wirkung. Augenblicklich zuckte die junge Hexe heftig zusammen, krümmte sich auf dem Laken und begann haltlos zu kichern.
„Nein, hör auf! Lass das, Blaise. Oh, bitte, hör auf!“, kreischte sie mit schriller Stimme, wand sich verzweifelt unter seinem unnachgiebigen Griff und versuchte, ihn von sich zu stoßen. Aber er kannte kein Erbarmen. Viel zu gut tat es, sie einfach nur unbeschwert lachen zu hören, anstatt sich ihre griesgrämige Miene noch eine Minute länger ansehen zu müssen.
„Nicht, bitte!“, flehte sie keuchend und keiner von ihnen bemerkte, dass hinter ihnen jemand den Schlafsaal betreten hatte. Ein blonder Junge stand wie versteinert im Türrahmen.


Schon von draußen hatte Draco laute Stimmen vernommen, von denen er zumindest eine sofort und unmissverständlich zuordnen konnte. Kurz hatte er überlegt, den Rückzug anzutreten und zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu kommen, da er ursprünglich die Einsamkeit und nicht Saphira gesucht hatte (die ihn vor wenigen Tagen auf solch hinterlistige Weise verletzt hatte, dass es ihm jetzt noch eine Gänsehaut über den Rücken jagte; sie war wahrhaftig nicht das Engelchen, für das er sie gerne hielt, aber gewissermaßen beeindruckte ihn dies beinahe), doch ein nahezu panisches Aufkreischen ließ den jungen Magier hellhörig werden. Ruckartig stieß er die Tür auf und blieb wie angewurzelt stehen. Auf einem der Betten rangelte ein halbnackter Zabini mit einem zierlichen, blonden Mädchen, das mit alarmierend schriller Stimme um Gnade winselte. Einige atemlose Sekunden lang fühlte Draco sich wie gelähmt, war nicht in der Lage, die Situation richtig einzuschätzen, geschweige denn sich auch nur zu rühren. Ihr klägliches Wimmern tat ihm in der Seele weh und der Vorsatz, sich nicht von seinen Emotionen lenken zu lassen, war vergessen. Die Sachlage erschien ihm eindeutig. Dieser dreckige Bastard vergriff sich an Saphira! Wie konnte er es wagen, wie ...
„Nicht, bitte!“, jammerte die Hexe und Draco erwachte schlagartig aus seiner Schockstarre, riss den Zauberstab aus der Innentasche seines Umhanges, richtete ihn mit wutverzerrter Miene auf Zabini und brüllte: „Stupor!“

Augenblicklich klappte der Dunkelhäutige in sich zusammen, stürzte rücklings vom Bett und landete mit einem unangenehm kracksenden Geräusch auf dem Boden. Inständig hoffte Draco, dass diese wertlose Kakerlake sich sämtliche Knochen gebrochen hatte. Vorzugsweise das Genick.
„Lass die Finger von ihr!“, warnte Draco den Bewusstlosen, obgleich dieser ihn vermutlich nicht hören konnte. Wie in Trance wandte er sich Saphira zu, die keuchend auf dem Bett lag, sich verwundert aufrichtete und ... lachte? Das konnte doch nicht der Wahrheit entsprechen, musste eine Sinnestäuschung sein. Hatte er sie nicht eben noch fast Weinen gehört?
Verwirrt sah sie auf den am Boden Liegenden hinab, rang um Atem und japste:
„Blaise? Alles in Ordnung?“ Endlich gebot sie mit dem hirnlosen Gekicher Einhalt, das Draco so verdammt falsch interpretiert hatte.

Als ihr Blick auf Draco fiel, erstarb ihr Gelächter gänzlich und ihr Gesicht wurde von einer Sekunde auf die andere todernst. Vor Zorn bebend stand er da - den Zauberstab noch immer auf Blaise gerichtet - schien regelrecht Mordgelüste gegen ihn zu hegen, und allmählich tröpfelte die Erkenntnis in Saphiras Bewusstsein. Was nur ein harmloses Spiel unter Freunden gewesen war, hatte für ihn vermutlich so ausgesehen, beziehungsweise sich angehört, als würde Blaise ihr gegen ihren Willen an die Wäsche gehen wollen.
„Draco, ich ... Du hast da etwas falsch verstanden, glaube ich“, hauchte sie mit erstickter Stimme und spürte einen Kloß in ihrer Kehle, der ihr das Sprechen erschwerte. Ohne den Blick von ihm zu wenden, glitt sie vom Bett und legte Blaise eine Hand auf die Schulter, hoffte, dass er sich nicht wehgetan hatte, während die Gedanken in ihrem Kopf wild umher kreisten, sich nicht ordnen ließen.
„Wir haben nur Spass gemacht“, hörte sie sich selbst sagen, konnte sich allerdings nicht daran erinnern, ihrem Mund den Befehl zum Sprechen gegeben zu haben.

Draco brachte keinen Ton hervor. Noch immer raste sein Puls und das Adrenalin flutete seine Adern; Blut rauschte in seinen Ohren und am liebsten hätte er alles kurz und klein geschlagen, schämte sich für seinen erbärmlichen Rettungsversuch. Wie dumm von ihm! Er musste fort von hier.

Der Ausdruck auf seinen blassen Zügen wandelte sich blitzschnell von zügelloser Wut über Entsetzen bis hin zu ... Eifersucht? Immer deutlicher wurde es, dass seine Beteuerung, er habe niemals aufgehört, sie zu lieben, keine Lüge gewesen war. Dennoch hatte er sie betrogen, erniedrigt, verlassen und gedemütigt. Es ergab schlicht und ergreifend keinen Sinn. Das Herz schlug der jungen Hexe bis zum Halse und am liebsten wäre sie aufgesprungen, hätte Draco angeschrien, endlich Klartext mit ihr zu reden, ihr zu sagen, was bei Salazar in seinem Spatzenhirn vorging, sich so unsäglich bescheuert zu verhalten. Aber sie war wie gelähmt, schaffte es nicht, auch nur einen Finger zu rühren und ehe sie sich versah, hatte Draco sich bereits auf dem Absatz umgedreht und war ohne ein weiteres Wort zu verlieren aus dem Raum gestürmt.

+

Darauf bedacht, möglichst kühn und gelassen zu wirken, mühte Draco sich darum, seinem Gesicht einen gelangweilten Ausdruck zu verleihen, und durchquerte den Gemeinschaftsraum gemächlich. Mit jedem einzelnen Schritt musste der junge Malfoy sich dazu zwingen, nicht loszurennen und die Flucht zu ergreifen. Erst als er einen ausgestorbenen Korridor erreichte, beschleunigte er seinen Gang. Innerlich brodelte ein Sturm der Emotionen in dem nach außen so unerschütterlich wirkenden Jungen.
Der Anblick Zabinis, der halbnackt über Saphira, seiner(!) Saphira kniete, wollte ihm partout nicht aus dem Kopf gehen, hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt.
Und er war auch noch so töricht gewesen, anzunehmen, all dies geschähe gegen ihren ausdrücklichen Willen. Aber nein, sie hatten nur miteinander herumgealbert, so wie Draco und Saphira es früher getan hatten. Damals hatte sie nur ihn körperlich so nahe an sich heran gelassen - zumindest dachte Draco dies - und nun schien sie sich wie ein ordinäres Schlammblutflittchen einem Kerl nach dem anderen an den Hals zu werfen. Erst diesem Pye, jetzt auch noch Zabini.
Den Umstand, dass Saphira nur ein wenig Spass mit ihren Freunden gehabt, keinen von ihnen auch nur geküsst hatte, er selbst hingegen gleich am ersten Tag mit Pansy im Bett gelandet war, ignorierte Draco geflissentlich.

Dieses Mädchen trieb ihn in den Wahnsinn, hatte binnen weniger Tage die Oberhand gewonnen und schien inzwischen ganz genau zu wissen, wie auch sie ihm wehtun konnte, nutzte diesen Umstand bewusst aus. Draco musste die Kontrolle über die Situation zurückerlangen, und zwar dringend.
Zwischen ihnen herrschte ein erbitterter Machtkampf, nichts weiter stellte die Liebe momentan für ihn dar.
Wer von ihnen konnte den größten Schaden anrichten, den anderen endgültig besiegen?
Ihr kleiner Racheakt hatte den jungen Malfoy fast zwei Tage gekostet, in denen er beinahe handlungsunfähig seinen zermürbenden Gefühlen nachgehangen und darüber sinniert hatte, was dies bedeutete. Schließlich war er zu dem Schluss gekommen, dass Saphira ihn nicht nur geküsst hatte, um auszutesten, ob er sie noch liebte, sondern dass sie sich dessen schon im Vorhinein bewusst gewesen war. Sie hatte ihn leiden sehen, ihn täuschen und verletzen wollen. In gewisser Hinsicht war sie keinen Deut besser als er, doch das bestätigte nur seine Ansichten. Eigentlich gehörten er und Saphira zusammen. Sich zu trennen war ein Fehler gewesen. Sie lernte schnell, ging inzwischen auf sein gemeines Spiel ein und schadete ihm damit mehr, als sie ahnen konnte. Stünden nur seine eigenen Gefühle und sein übermäßiger Stolz auf dem Spiel, wäre all dies nicht weiter tragisch, ließe sich händeln und irgendwie regeln, aber das war es nicht.
Dieses Theater war so kindisch, wenn man bedachte, worum es eigentlich ging, welche Bürde auf ihm lastete.

Im Raum der Wünsche - welch absurder Name für einen derart schicksalsträchtigen Ort - angelangt, lehnte er sich schwer atmend gegen das Verschwindekabinett und sank daran zu Boden. Was trieb er hier nur? Warum beschäftigte er sich ausführlicher mit Dingen, die keinerlei Bedeutung hatten, mit einem Mädchen, dem er niemals wieder nahe sein würde? Es gab weitaus Wichtigeres und darauf wollte er sich fortan konzentrieren; zumindest nahm Draco sich dies fest vor und erkannte, dass er eben dies schon viel früher ernsthaft hätte beschließen sollen. Liebe hin oder her, das Leben seiner Mutter war von weitaus größerem Wert und durch sein lächerliches Verhalten in Bezug auf Saphira ließ er sich von seinem Ziel ablenken, tat sich selbst weh und verhinderte, dass er den Fokus darauf richtete, Dumbledore zu töten. Sicherlich wäre sein Imperius stärker, der Erfolg größer gewesen, würden seine Gedanken nicht ständig um seine Verflossene kreisen. Vielleicht hätte sein Auftrag längst erfüllt, die Familie Malfoy wieder außer Lebensgefahr sein können.
Saphira war seine Schwachstelle und das Problem.

„Zum Teufel mit ihr!“, stöhnte Draco und hob den Kopf, welchen er zuvor in seinen bebenden Händen vergraben hatte. Sein Blick fiel auf einen Stapel Bücher, die er sich von Bellatrix hatte schicken lassen. Aus der Verbotenen Abteilung der Bibliothek konnte er sich schließlich nichts ausleihen, denn welcher Lehrer hätte ihm die Erlaubnis dazu ohne triftigen Grund unterschrieben? Und auf die Hilfe von Snape, diesem elenden Verräter, der nur selbst daran interessiert war, ihm seine Aufgabe streitig zu machen, konnte er gut und gerne verzichten. Ein dicker, in schwarzes Leder gebundener Wälzer befasste sich mit tödlichen Giften. Schon seit geraumer Zeit hatte er in Betracht gezogen, eines davon zu brauen und es auf irgendeinem Umweg - vielleicht wieder über Rosmerta - Dumbledore zukommen zu lassen. Die Zubereitung von Zaubertränken hatte ihm schon immer gut gelegen und auch ihm war nicht entgangen, dass viele Schüler diverse Dinge aus dem dämlichen Scherzartikel Laden der Weasleys bestellten, die unerkannt in die Schule gelangten, da Filch sich offenbar leicht durch unscheinbare Verpackungen wie beispielsweise Shampoo-Flaschen täuschen ließ. Aber auch andere magische Utensilien verpackten die Rotschöpfe scheinbar so geschickt, dass ihre Waren in rauen Mengen in der Schule kursierten. Zwar wollte Draco nichts von diesen blutsverräterischen Stümpern gutheißen, jedoch musste auch er zugeben, dass ihm einige Dinge, die sich in ihren Bestellformularen und Werbeheftchen fanden, durchaus nützen könnten. Insbesondere dieses peruanische Instant-Finsternispulver reizte ihn. Es wäre unbestreitbar praktisch, kurzfristig totale Dunkelheit zu erzeugen, wenn man rasch verschwinden musste. Kombiniert mit seiner Hand des Ruhmes, die sich leider noch zu Hause in seinem Zimmer befand, erschuf dies ein nahezu geniales Szenario. Nur er alleine wäre in der Lage, zu sehen, was um ihn herum geschah und welcher Weg der günstigste war. Vielleicht, wenn ihm tatsächlich nichts Besseres einfiel, würde er darauf zurückgreifen.

+

Weit nach Mitternacht schreckte Saphira aus dem Schlaf auf, hatte geträumt von einem Menschen, den sie gar nicht kannte, Geschehnissen, die sie selbst nicht miterlebt hatte und die ihr doch so vertraut vorkamen. Ihr Vater. Schon war wieder nur Regulus Black in ihrem Kopf, doch diesmal war sie sicher, dass es nicht echt gewesen war. Nur ein Traum, kein reales Ereignis, keine Erinnerung eines fremden Mannes, dem sie sich so verbunden fühlte, als hätte er sie tatsächlich großgezogen, ihr wahrhaftig gezeigt, dass er sie liebte. Alles war ihr so wirklich erschienen wie damals, als sie besessen von seinem Tagebuch sein halbes Leben im Schlaf ergründet hatte, doch heute konnte dem nicht so sein.
Was sie gesehen hatte waren ihre Eltern. Cecilia bedeutend jünger als heute, doch Saphira selbst war sechzehn Jahre alt, merkwürdig surreal. Eine Wunschvorstellung, ein utopischer Gedanke. Ihr Vater - so wie sie ihn vor über einem halben Jahr zuletzt gesehen hatte, vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahre alt - der auf Cecilia einredete, sagte, dass er es verbiete, das Kind an irgendjemanden zu verheiraten und wenn sie keinen Partner hätte, solle sie sich alle Zeit der Welt dafür nehmen, jemanden zu finden.
Es war unwirklich und nicht die Spur von Realität lag in diesem Traumgebilde, das nicht der Wahrheit entsprach, nichtig und falsch war. Nur das Produkt der Ängste und Sorgen, die sie nicht losließen. Tag und Nacht. Verworrene Gedankenketten durchzuckten ihren Geist, ließen die junge Hexe nicht zur Ruhe kommen, die schließlich aufstand, sich Schulumhang samt Wintermantel über das weiße Nachthemd zog und nach ihren Zigaretten griff. Den Geheimgang in den Kerkern, der aus dem Schloss heraus führte, hatte Tracey ihr gezeigt. Er wurde nicht bewacht, niemals.

Leise schlich sie hinab in den Gemeinschaftsraum und war heilfroh, diesen leer vorzufinden, doch der Schein trog. Kaum hatte Saphira das Zimmer halb durchquert, vernahm sie hinter sich ein leises Stöhnen und erschrak. Langsam drehte sie sich um, konnte niemanden erkennen, doch da war es schon wieder ... Kam eindeutig aus Richtung der Sofas, die etwas weiter hinten in einer Ecke des Raumes vor dem erlischenden Feuer standen. Offensichtlich war sie nicht alleine. Vorsichtig und sorgsam darauf bedacht, keinen Lärm zu veranstalten, schlich sie näher an die Sitzgruppe heran, war neugierig geworden, da derjenige irgendetwas vor sich hinmurmelte und ihr die Stimme entsetzlich bekannt vorkam.

Was sie nun zu sehen bekam, ließ der jungen Hexe den Atem stocken und ihre Wissbegier bereuen. Wäre sie doch einfach weitergegangen und hätte sich nicht davon beirren lassen. In Ruhe gelassen, wer immer dort nächtigte.
Es war Draco, der auf einer Couch lag, tief und fest zu schlafen schien und sich dabei unruhig umherwälzte. Auf einem Tisch erkannte sie das Zaubertrankbuch und einen halbfertigen Aufsatz; die Schreibfeder hielt er noch fest in seiner rechten Hand umklammert, einige Flecken grüner Tinte befanden sich auf seinem ansonsten blütenweißen Hemd und in seinem ängstlich verzerrten Gesicht. Tiefe Ringe unter seinen Augen verrieten, dass auch er in letzter Zeit wenig Schlaf fand, doch was Saphira an diesem Anblick am meisten verstörte waren seine leise gestotterten Worte.
„Nein“, keuchte er panisch und drehte sich ruckartig auf die andere Seite. „Nein, bitte. Ich kann das nicht, ich schaffe es nicht!“ Einen atemlosen Moment lang war es totenstill im Gemeinschaftsraum, dann sprach Draco mit derselben, furchteinflößenden Stimme weiter.
„Mum, nein. Bitte, sei nicht tot. MUM! Es tut mir leid, ich wollte das nicht. Meine Schuld, meine Schuld!“

Verwirrt trat sie noch näher an ihn heran und stand nun direkt vor dem in panischer Verzweiflung schwer atmenden Jungen, der keine zwei Sekunden still daliegen konnte. Das Gesicht hatte er ihr zugewandt, doch seine Augen waren geschlossen. Zaghaft beugte die Blonde sich zu ihm herab und strich ihm die schweißnassen Haare aus der Stirn, konnte nicht anders, als ihn zu berühren, bei ihm zu bleiben, sich zu fragen, was nur in ihm vorging, welche Alpträume ihn plagten.
„Phia“, hauchte er plötzlich und sie hielt den Atem an, erstarrte in ihrer Bewegung und musterte ihn eingehend. Nein, er schlief immer noch und als sie von ihm abließ, regte er sich wieder, stammelte Unverständliches vor sich hin und wimmerte ängstlich.
„Was ist nur los mit dir?“, flüsterte Saphira und sein grauenerfülltes Gemurmel ließ sie erschaudern, ihr die Nackenhaare zu Berge stehen.
„Töte sie nicht, lass sie in Frieden. Sie hat doch nichts damit zu tun!“ Auf seiner bleichen Stirn bildeten sich Schweißperlen und er zitterte, als läge er im Fiebertraum. Vielleicht war er wirklich krank, überlegte Saphira, und das alles hatte nichts zu bedeuten, war nur wirres Gefasel ohne jeglichen Bezug zur Realität. Aber diesen hatten Träume auf irgendeine subtile Weise immer, oder etwa nicht?
Ihr Verstand sagte ihr, sie solle einfach gehen, sich nicht um Draco kümmern (schließlich war er ein Arsch, hatte sie betrogen und ihr wehgetan), doch ihre Beine gehorchten ihrem Kopf nicht, ebenso wenig ihre Hand, die beruhigend über sein Haar strich. Behutsam setzte sie sich neben ihn, verwirrt und unfähig, es einfach gut sein zu lassen, sich von ihm fernzuhalten. Erneut berührte sie sein Gesicht, etwas zu unvorsichtig jedoch, denn plötzlich flogen seine Augen auf und er starrte sie an, als wäre sie ein Geist; ein Phantom, das nicht wirklich existierte, nur in seiner Phantasie Gestalt annahm. Blitzschnell schloss sich seine verschwitzte, bebende Hand um ihren Unterarm und Saphira zuckte heftig zusammen. Erschrocken öffnete sie den Mund, doch kein einziger Laut entwich ihrer trockenen Kehle; dafür schlug ihr Herz so hastig, dass sie das Blut in ihren Ohren rauschen hörte, den Pulsschlag an ihrem Hals fast spüren konnte.
„Halluzinationen“, krächzte Draco mit rauer Stimme und noch immer war Saphira wie versteinert und nicht in der Lage, sich zu rühren. Mit schweren Lidern rutschte er näher an sie heran und bettete seinen Kopf auf ihren Beinen, ehe er ihr Handgelenk freigab, doch nur, um seine Arme so fest um ihren Oberkörper zu schlingen, dass jedwede Flucht vereitelt wurde.
„Schöne Halluzinationen“, ergänzte er nuschelnd, während er sich noch enger an seine Exfreundin schmiegte und sein Gesicht in ihrem Umhang vergrub. Unbeholfen streichelte Saphira über seinen Rücken, war hin- und hergerissen zwischen so widersprüchlichen Gefühlen, dass sie diese absurde Situation - mit der sie beim besten Willen nicht umzugehen wusste - beinahe wahnsinnig werden ließ.
„Bleib bei mir“, hauchte er leise und mit einer Traurigkeit in der Stimme, wie Saphira sie bei ihm nie zuvor vernommen hatte und die sie mehr verletzte als jede Gemeinheit, die er ihr an den Kopf hätte werfen können.
„Was soll das bedeuten? Warum bist du so? Ich verstehe dich nicht, Draco. Was ist passiert?“
Auf ihre Fragen erhielt sie keine Antwort, nur weitere Rätsel gab er ihr auf; stammelte etwas von Tod und Verrat; Schande und Schuld; einer Aufgabe, die er nicht bewältigen konnte; einer Bürde, an der er zerbrach, die ihm alles nahm; seiner Mutter, die in seiner Phantasiewelt offensichtlich nicht mehr unter den Lebenden weilte und auch von Saphira selbst, der irgendjemand keinen Schaden zufügen sollte. Aber wer sollte das sein? Nichts davon ergab einen Sinn, zumindest nicht im Kopf der jungen Black. Wieso sollte Narzissa in Lebensgefahr schweben und warum befasste Draco sich dermaßen mit dem Tod? Vermutlich hatte er wirklich nur Fieber.

Die unschuldig kindliche Ruhe und Gelassenheit, welche ihn früher durch den Schlaf begleitet und um die Saphira ihn stets bewundert und beneidet hatte, war zur Gänze verschwunden. Es fühlte sich an, als würde sie diesen Menschen, mit dem sie nahezu ihr ganzes Leben verbracht hatte, kaum mehr kennen, als hege er ein dunkles Geheimnis, das er sorgsam vor der Außenwelt verbarg und das ihn des nachts heimsuchte, seine Unbeschwertheit raubte, für die Saphira ihn geliebt hatte. Tausende Gefühle tobten in ihr, sein Benehmen verschreckte sie. Den grauenvollen Sätzen, welche er von sich gab, versuchte sie einen Sinn zu verleihen, doch sie kam nicht auf des Rätsels Lösung, war blind für das, was ihr klar vor Augen liegen müsste, würde sie sich der düsteren Seite, der sich ihrer beider Familien verschrieben hatten, nicht so vehement verschließen. Gedankenversunken haftete ihr Blick an ihm und sie fragte sich, ob diese Nacht, diese seltsame Begebenheit und die unerwartete Nähe etwas an ihrer Situation und ihrem momentanen Verhältnis ändern würde, oder ob sie sich all dies möglicherweise nur einbildete, vielleicht niemals aufgestanden war, sondern immer noch oben in ihrem Himmelbett lag und träumte.

Irgendwann glitt auch die junge Hexe in einen seichten Schlaf, saß unbequem und eingeengt auf dem Sofa, hielt es kaum aus, Draco so nahe bei sich zu spüren, und wollte seine Nähe doch nie wieder aufgeben.

+

Todmüde öffnete Draco etwa gegen halb fünf Uhr morgens die Augen und wunderte sich, wo er war. Mühsam versuchte er, sich aufzurichten, doch sein linker Arm wurde von irgendetwas eingeklemmt und sein Nacken schmerzte gewaltig. Mit der rechten Hand stützte er sich ab und sein verschwommener Blick fiel auf die unfertigen Zaubertrankhausaufgaben, die er spät abends hatte erledigen wollen und über denen er zweifelsohne eingenickt war. Langsam drehte er den Kopf, um seinen anderen Arm von was auch immer zu befreien und erschrak, als er bemerkte, wer mit ihm auf der Couch saß und auf wessen Beinen er geruht hatte.
Von der plötzlichen Bewegung wachgerüttelt riss auch das Mädchen die Augen auf und starrte ihn sprachlos an.
„Saphira?“, murmelte er und schüttelte ungläubig den Kopf, während er sich an seinen merkwürdigen Traum erinnerte, der offenbar gar keiner gewesen war.
„Du bist also keine Einbildung ...“ Es war eher eine Frage als eine Feststellung. Stress, Angst und Schlafmangel nagten schwer an ihm, ließen den jungen Malfoy kaum einen klaren Gedanken fassen. Wenigstens war es ihm nun endlich möglich, seinen eingequetschten Arm zu befreien, der sich seltsam taub und leblos anfühlte, unangenehm kribbelte, als er die Finger bewegte.
„Ich schätze nicht, nein“, war alles, was seine Exfreundin darauf erwiderte. Ihre Miene war unergründlich und die Situation kam ihm dermaßen surreal vor, dass auch Draco die Worte fehlten. Stöhnend legte er den Kopf in den Nacken und straffte die Schultern. Jeder Knochen tat ihm weh, seine Gliedmaßen fühlten sich steif und verspannt an. Was für eine Nacht ...
„Okay“, sagte er nach einer Weile in das betretene Schweigen hinein und keiner von ihnen wagte es, dem anderen in die Augen zu sehen, einzugestehen, was so unmissverständlich zwischen ihnen im Raum stand, als hätte jemand die unausgesprochenen Worte in leuchtenden Buchstaben an sämtliche Wände gekritzelt.

Ich liebe dich. Ich will dich zurück. Sprich verdammt nochmal mit mir.

„Ich - ich sollte gehen.“ Verlegen erhob die Blonde sich, ohne ihn dabei auch nur anzuschauen, doch für den Bruchteil einer Sekunde schloss sich ihre Hand um seine Schulter und drückte sie sacht. Eine Geste, so flüchtig sie auch sein mochte, die bedeutungsschwerer war als alles, was sie nun hätte sagen können. Aus unerfindlichen Gründen war sie die halbe Nacht über bei ihm gewesen, hatte neben ihm gesessen, sich von ihm vermutlich fast zerquetschen lassen und trotz allem Leid, das er ihr angetan hatte, zürnte sie ihm nicht, sondern drückte stumm ihre Verbundenheit und Empathie für ihn aus. Subtil, aber dennoch klar und deutlich. Selbst durch den Stoff seines Schulumhanges konnte er spüren, wie kalt ihre Finger sich anfühlten.
Genau wie früher. Vertraute Realität.
Gebannt sah er sie an, konnte dem Drängen seines Herzens und der verzweifelten Einsamkeit, in der er zu ertrinken drohte, kaum standhalten, aber er blieb reglos und stumm.
„Draco, wenn es irgendetwas gibt, worüber du reden möchtest, wenn du ein Problem hast ... Ich bin da.“
Der Blonde schluckte schwer und schüttelte benommen den Kopf. Wie bei Salazar konnte sie dermaßen ruhig bleiben und ihm auch noch ihre Unterstützung zusichern? Hatte er etwa schon wieder im Schlaf gesprochen? Nicht grundlos legte er neuerdings jede Nacht einen Stillezauber über sein Bett.
Was hatte er gesagt? Wie viel wusste sie? Sollte er es tatsächlich wagen, ihr die Wahrheit zu sagen?
Fragen über Fragen und der nahezu unbezwingbare Wunsch, Saphira einzuweihen und wieder an seiner Seite zu wissen, übermannten ihn beinahe, doch die Zweifel waren größer. Es war unvernünftig. Und hatte er sich nicht am Nachmittag noch geschworen, sich von ihr fernzuhalten?

„Ich wüsste nicht, worüber wir sprechen sollten“, fuhr er sie harscher an, als es ursprünglich geplant war. Sein unfreundlicher Tonfall tötete jegliches Mitgefühl in ihr und machte ihr schmerzlich bewusst, was für ein Arsch ihr Exfreund sein konnte. Wie hatte sie das auch nur für eine einzige Sekunde vergessen können? Die letzten Stunden bedeuteten rein gar nichts.
„Abgesehen davon, dass du ganz schön schäbig aussiehst und dringend eine Dusche benötigst, fiele mir ehrlich gesagt auch nicht viel ein“, erwiderte sie spitz, wandte sich von ihm ab und war schon auf halbem Weg zu ihrem Schlafsaal, als Draco sich erneut zu Wort meldete.
„Saphira, ich-“
„Was?“, fauchte sie gereizt und funkelte ihn böse an. Sie hatte es so satt, sich von ihm herumscheuchen und manipulieren zu lassen, dass sie seine Worte gar nicht mehr hören wollte. Immer wieder diese winzigen Gesten, mit denen er sie erneut an sich band, ihre Aufmerksamkeit auf sich zog und ihr kurzfristig den Anschein vermittelte, gar nicht so mies zu sein, wie sie glaubte ...
„Ich will nur, dass du ... Ach, nichts“, sagte er hastig, als er ihre verbitterte Miene bemerkte, doch nun, da er ihr direkt in die Augen sah, hörte er seine eigene Stimme, die wie von selbst ein leises „Danke“ hauchte.
„Wofür?“, entwich es der jungen Black, die ihn entgeistert anstarrte und gegen das aufwallende Gefühl der Zuneigung ankämpfte.
Schulterzuckend näherte Draco sich ihr; auf seinen Lippen lag der Anflug eines Lächelns und ehe er an ihr vorbei schritt beugte er sich blitzschnell zu ihr herab und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Mit angehaltenem Atem und offenem Mund starrte Saphira ihm nach und schüttelte ungläubig den Kopf, während ihre Finger zitternd nach der Stelle tasteten, an welcher Dracos Lippen sie flüchtig berührt hatten.
„Man sieht sich“, warf er ihr über die Schulter hinweg zu und grinste innerlich über den verdatterten Ausdruck, der ihr Gesicht entstellte. Saphira aus der Fassung zu bringen gehörte schon seit er denken konnte zu seinen Lieblingsbeschäftigungen und hatte den Reiz durchaus nicht verloren. Eventuell könnte er zumindest versuchen, fortan ein wenig freundlicher zu ihr zu sein, um die Lage etwas zu entspannen. Doch nur unter der Voraussetzung, dass er nicht Gefahr lief, für sie ein rein platonischer Bekannter zu werden.
Niemals könnte er in Saphira nur eine Freundin sehen. Auf einer solchen Ebene miteinander zu interagieren war ihnen überhaupt nicht möglich.

Ob es dem Schlafmangel oder dem übermäßigen Körperkontakt mit seiner Exfreundin zu schulden war, tangierte Draco nicht, doch als er den Schlafsaal er Jungen betrat, durchflutete ihn ein seltsam euphorisches Hochgefühl und zum ersten Mal in diesem Schuljahr gab es etwas, worauf er sich freute. Weihnachten im Anwesen der Steels ...
Er konnte schließlich nicht ahnen, dass er Saphira mit diesem Versuch, ihr Verhältnis wieder in liebevollere Bahnen zu lenken, weiter von sich fort (und in die Arme eines anderen) trieb, als jedwede Beleidigung es vermocht hätte ...

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Im folgenden Kapitel widmen wir uns der Weihnachtsfeier, welche meines Erachtens relativ lustig gestaltet ist.


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Es ist wunderbar, wie furchtlos und entschlossen Dan sich jeder Aufgabe stellt. Manchmal drehten wir eine Szenenwiederholung nach der anderen, und jedes Mal spürte ich seine Entschlossenheit, es bei der nächsten Wiederholung des Takes noch besser zu machen. Das schätze ich so sehr an ihm: Er setzt wirklich alles daran, um seine beste Leistung zu zeigen.
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