von Ephri Potter
1. Runde
Die zwei Tage bis zu der ersten Sitzung der Priori verliefen ohne nennenswerte Vorkommnisse. Aus den Lagern der Besucher war nichts zu hören und die SchĂŒler hatten sich inzwischen an die GĂ€ste gewöhnt und konzentrierten sich nun wieder auf den Unterricht.
Harry hatte in der Zwischenzeit auch Gelegenheit gehabt mit Hermine zu sprechen. Diese war ĂŒberrascht gewesen, dass sich der Junge, Harry anvertraut hatte. Harry hingegen war ĂŒberaus erstaunt gewesen, als Hermine ihm erzĂ€hlt hatte, dass sie und Severus sich bereits ĂŒber das Thema und eine mögliche Hilfe unterhalten hatten. Sie stimmten alle darĂŒber ein, dass dem MĂ€dchen geholfen werden musste.
Unstimmigkeiten gab es noch bei der Frage, ob sie den Schulleiter ĂŒber die Situation und ihre Absichten informieren sollten. Harry und Hermine waren dagegen, Severus hingegen war der Ansicht, dass Albus auf jeden Fall darĂŒber bescheid wissen sollte, wenn seine Lehrer sich in die Lebensweise einer magischen Gemeinschaft einmischten.
Anscheinend schien seine Argumentation doch noch auf fruchtbaren Boden zu fallen und die beiden gaben, unter der Voraussetzung, dass man bis nach der ersten Sitzung mit einem GesprÀch warten sollte, nach. Severus, einverstanden mit dem Kompromiss, stimmte den beiden, oder doch wohl eher Hermine, zu.
Die groĂe Halle war von den Hauselfen, bis auf ein paar StĂŒhle, bereits leer gerĂ€umt worden. Albus betrachtete es zufrieden. âSchade, dass niemand von uns dabei sein kann. Nicht wahr?â, hörte er Minerva neben sich sagen. âJa, neugierig wĂ€re ich schon. Obwohl ich nicht glaube, dass es heute schon zu einer Entscheidung kommen wird.â, erwiderte der Schulleiter mit einem kurzen LĂ€cheln. âAh, Albus, gut dass ich dich treffe.â Severus war an sie herangetreten. âWas gibt es denn Severus?â âHĂ€ttest du heute Abend Zeit? Ich mĂŒsste etwas mit dir besprechen.â Auf Albus Gesicht spiegelte sich Ăberraschung wieder. âNatĂŒrlich. Sagen wir um 19.30, in meinem BĂŒro?â, schlug der Schulleiter vor. Severus nickte kurz und verschwand dann in Richtung Kerker. âWas er wohl von dir will?â, fragte ihn Minerva. âWas auch immer es ist meine Liebe, Hermine und Harry sind auch darin involviert.â Er zwinkerte ihr kurz zu und gemeinsam verlieĂen sie die groĂe Halle.
Die Einrichtung der Halle war inzwischen dem Ereignis entsprechend angepasst worden. 15 StĂŒhle, angeordnet in einem Kreis, standen in der Mitte der Halle. Drei StĂŒhle fĂŒr jedes Haus. Um die StĂŒhle herum waren Stangen mit den Bannern der einzelnen HĂ€user aufgestellt und in der Mitte des Sesselkreises stand ein schmaler Tisch, auf welchem sich eine alte Holztruhe befand.
Plötzlich war ein lautes Summen zu hören und zeitgleich erschienen die 15 Priori. Sie trugen einheitlich schwarze MĂ€ntel, hatten jedoch auf die Masken verzichtet. Jedes Haus nahm auf den fĂŒr sie vorbereiteten StĂŒhlen, Platz. Finn nickte den Vertretern der anderen HĂ€user höflich zu. Seitdem sie zur Priori aufgestiegen war, war sie darauf bedacht gewesen, die anderen HĂ€user freundlich und zuvorkommend zu behandeln. Finn sah, im Gegensatz zu anderen Vertretern, nicht so sehr die Unterschiede zwischen den HĂ€usern, sondern vielmehr eine einzigartige Vielfalt, die sie faszinierte. UnwillkĂŒrlich musste sie lĂ€cheln. Diese Einstellung hatte sie im Laufe ihrer Ausbildung bei Charles bekommen.
Ihr Blick schweifte zu den KalĂ©. Braxas starrte sie böse an. Schon lange schĂŒchterten Finn seine Blicke nicht mehr ein und dennoch, heute hatte sie das eigenartige GefĂŒhl, Angst vor ihm haben zu mĂŒssen. Neben Braxas saĂ Simon Lefay. Finn bemerkte, dass dessen Blick auf jemanden neben ihr gerichtet war. Irritiert drehte sie den Kopf und sah, dass Michael dem KalĂ© einen Ă€uĂerst eindeutigen Blick zuwarf.
âMichaels geheimnisvoller Freund kann doch unmöglich Simon sein!?â, fuhr es ihr durch den Kopf. Aber es wĂŒrde seine GeheimniskrĂ€merei ihnen gegenĂŒber erklĂ€ren, setzte sie den Gedankengang fort. Kein Wunder, dass er nicht wollte, dass John das erfuhr. Finn betrachtete die beiden nĂ€her und sah, dass Simon erwartungsvoll eine Augenbraue in die Höhe gezogen hatte. Sie kannte Simon gut genug, um zu wissen, dass dieser kein KostverĂ€chter war und Michael war, das stand auĂer Frage, ziemlich attraktiv. Finn runzelte die Stirn, denn sie wusste auch, dass Simon nichts ohne die Zustimmung von Morten tat. Und das dieser diese Beziehung akzeptierte war in ihren Augen Ă€uĂerst dubios. Sie musste nach der Sitzung unbedingt mit Michael sprechen.
Die Stimmen der einzelnen Personen ebbten ab und Ruhe kehrte ein. John erhob sich und schritt auf den Tisch zu. Vorsichtig öffnete er die Truhe und ein helles Licht erschien. BedÀchtig hob er den Gegenstand, welcher in der Truhe gelegen hatte, heraus und legte ihn auf den Tisch. Die Truhe selbst stellte er auf den Boden.
Bei dem Gegenstand handelte es sich um einen geschliffenen Stein, welcher in den unterschiedlichsten Farben schimmerte. An den fĂŒnf Seiten des Steines waren Zeichen eingraviert und jedes von ihnen strahlte eine unheimliche WĂ€rme aus. Der Stein selbst schien zu vibrieren und die Priori betrachteten ihn gefesselt. John war bereits zu seinem Platz zurĂŒckgekehrt, als ĂŒber dem Stein ein blaues Einhorn erschien. Das \'Penta hatte die Versammlung nun offiziell eröffnet und das erste Wort, durch die Darstellung ihres Schutztieres, dem Haus der Faws erteilt.
Diese ehrten zuerst den verstorbenen Ratsvorsitzenden und lobten seine BemĂŒhungen die Eintracht zwischen den HĂ€usern gefördert zu haben.
Dann wurde ĂŒber die weitere Vorgehensweise diskutiert. Die Faws waren dafĂŒr, eine erste, geheime Abstimmungsrunde durchzufĂŒhren. WĂ€hlbar waren alle anwesenden Vertreter. Dies stieĂ jedoch bei den KalĂ© auf Widerstand. âWollt ihr wirklich jetzt beginnen zu wĂ€hlen?â, fragte Braxas in den Kreis. âOhne euch die Argumente jener anzuhören, die am ehesten fĂŒr diese Position in Betracht zu ziehen wĂ€ren?â, fuhr er fort.
âGlaubst du, die richtigen Argumente zu haben um von uns gewĂ€hlt zu werden, Braxas?â, hörte man die spöttische Stimme eines Vertreters der Minta. Braxas warf ihm einen ĂŒberlegenen Blick zu. âBesser als deine sicherlich.â, höhnte er. Ein aufgeregtes Stimmengewirr erhob sich und die HĂ€user begannen untereinander mit Beleidigungen und Verspottungen nur so um sich zu werfen. Finn warf John einen bestĂŒrzten Blick zu. Dieser versuchte die angespannte Situation zu entschĂ€rfen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. Auch Michael versuchte die Wogen zu glĂ€tten. Finn konnte sehen, dass er Simon einen bittenden Blick zuwarf, den dieser aber gekonnt ignorierte und stattdessen einen Priori der Faws weiter traktierte.
Finn hatte angenommen, dass sie bei der ersten Sitzung zu keiner Entscheidung kommen wĂŒrden, aber einen Streit dieses AusmaĂes hatte auch sie nicht erwartet. Niemand schien mehr auf den anderen zu hören, geschweige denn Interesse an einem ersten Ergebnis zu haben.
JÀh erhob sie sich und ging mit festen Schritten auf den Tisch zu, fasste nach dem \'Penta\' und verstaute es in der Holztruhe. Aufgeschreckt durch die plötzliche KÀlte in dem Saal richteten sich alle Augen nun auf die Mitte des Kreises.
John warf ihr einen zufriedenen Blick zu. Die anderen registrierten nun auch, dass Finn das \'Penta\' weggerĂ€umt hatte und blickten sich betreten an. âIch glaube wir sollten die Sitzung fĂŒr heute beendenâ, sprach Finn in die Stille hinein.
Die anderen nickten und murmelten ein paar Entschuldigungen bevor sie aus der Halle verschwunden waren.
Braxas und seine Leute waren an Finn herangetreten und musterten sie verĂ€chtlich. âIch bin immer wieder ĂŒber deine schnelle Auffassungsgabe ĂŒberrascht.â, hörte sie Braxas sagen. âUnd doch hast du anscheinend noch nicht begriffen, dass du frĂŒher oder spĂ€ter fĂŒr deinen Verrat an mir bitter bezahlen wirst.â, setzte er gehĂ€ssig nach.
Wie vom Donner gerĂŒhrt stand Finn da. Die KalĂ© hatten den Saal bereits verlassen. âFinn? Hey Kleine?â, hörte sie John sagen. Sie blickte in seine freundlichen Augen und riss sich zusammen. âHat er dir gedroht?â, fragte John sie nun.
Finn nickte leicht mit dem Kopf. âEs war ja nicht das erste Mal John, und doch, dieses Mal war es so anders. Ich weiĂ nicht wie ich es beschreiben soll, aber ich hatte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Angst vor ihm.â, erklĂ€rte Finn. âDas Treffen ist irgendwie ziemlich aus dem Ruder gelaufen.â, Ă€uĂerte John sich nun. âWir sollten nun in unser Lager zurĂŒckkehren. Michael, nimmst du bitte die Truhe?â Gemeinsam teleportierten sie sich in ihr Zelt.
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