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Fanfiction

Faveur - Faveur

von Dr. S

„Louis Weasley?“

Louis drehte sich von seinem Cousin weg und demjenigen zu, der ihn so unhöflich von hinten angesprochen hatte.

Scorpius Malfoy schaute ihn aus großen, irgendwie unschuldigen grauen Augen an. Bei den langen, unglaublich dichten Wimpern, die in einem perfekten Bogen auf die gerade leicht rosa anlaufenden Wangen schlugen, breitete sich ganz automatisch Louis‘ Aufreißer-Grinsen auf seinem Gesicht aus.

„Anwesend“, sagte Louis. „Zumindest noch körperlich.“ Er zwinkerte dem ein oder zwei Jahre jüngeren Slytherin zu und lehnte sich dabei lässig gegen die Fensterbank in seinem Rücken. Neben ihm gluckste James Potter über Louis‘ Talent sich mit solchen Sprüchen nicht komplett lächerlich zu machen, verzog sich dann aber zum Glück hinter die nächste Ecke.

„Äh…“ Scorpius‘ Stirn knitterte regelrecht bei diesem scheinbar unerwarteten Annäherungsversuch. Seine Unsicherheit, ob er so etwas ernst nehmen sollte, wurde mehr als deutlich, als er die nervösen Finger ineinander verschränkte und ein schräges Lächeln präsentierte. „Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.“

Louis wollte die kurze Pause für eine weitere Zurschaustellung seiner Zuneigung nutzen, aber Scorpius fuhr ihm glatt übers Mundwerk, da hatte er gerademal die Lippen auseinander bekommen.

„Ich hab gehört, dass deine Mutter aus Frankreich kommt. Du sprichst doch bestimmt Französisch, oder? Weil meine Familie die Sommerferien dort verbringen wird, und ehrlich gesagt möchte ich nicht die ganze Zeit auf sie oder ein Wörterbuch angewiesen sein. Also?“

Louis‘ Lächeln war inzwischen Geschichte und purer Verblüffung gewichen. „Du willst, dass ich dir Französisch beibringe?“

„Die Sprache“, sagte Scorpius kühl, als müsste er das tatsächlich noch einmal präzisieren. Louis hatte sich nun wirklich nicht schon ausführlich überlegt, wie er das wieder in eine anzügliche Richtung drehen könnte.

„Natürlich“, versicherte er lächelnd und kassierte dafür einen skeptischen Blick aus bezaubernd grauen Augen. Leider hatte er wohl den falschen ersten Eindruck gemacht, um sie noch einmal bewundernd funkeln zu sehen. „Die Sprache, natürlich. Ich helf dir gerne. Immerhin bin ich Schulsprecher und muss mich um meine Schäfchen kümmern.“ Das penibel polierte Abzeichen auf seiner Brust zu präsentieren änderte an dem schlechten ersten Eindruck wohl auch nichts mehr. Scorpius beachtete das nämlich überhaupt nicht und drehte ihm einfach den Rücken zu.

„Morgen nach dem Unterricht in der Bibliothek. Ich bezahl dich auch“, sagte er über die Schulter und verschwand in Richtung der Kerker, als könne es ihm nicht schnell genug gehen.

Louis setzte sich auf die Fensterbank, die Arme schmollend vor der Brust verschränkend. Hatte er gerade eine Abfuhr kassiert? Nein, er hatte ja nicht einmal richtig zu landen versucht, also konnte man ihn auch nicht abblitzen lassen. Louis Weasley wurde niemals abgewiesen, dafür hatten die Veela-Gene seiner Mutter gesorgt. Scorpius Malfoy würde das auch noch verstehen.

„Louis?“ James lugte um die Ecke, hinter der er verschwunden war, um wenigstens den Anschein zu erwecken, er würde Louis in den richtigen Momenten die benötigte Privatsphäre lassen. „Du weißt, dass du kein Französisch kannst, oder?“

Louis legte den Kopf schief, die Augen immer noch stur auf den Eingang zu den Kerkern fixiert, obwohl Scorpius lange in den Schatten verschwunden war. Erst, als James in sein Blickfeld trat und wie wild mit der Hand vor seinem Gesicht wedelte, wandte Louis sich ihm zu.

„Ach…“ Louis winkte ab. „Das dürfte kein Hindernis sein.“

Mit einer ähnlich knittrigen Stirn wie Scorpius zuvor setzte James sich neben Louis. „Vielleicht irre ich mich ja, aber er hat dich doch gebeten ihm Französisch beizubringen. Wenn du’s nicht kannst, wie willst du das hinkriegen?“

Louis‘ logisches Denken war Scorpius wohl in die Kerker gefolgt, denn er grinste bloß vor sich hin, ohne James‘ Worte wirklich zu hören. „Es wird schon reichen, um ihn flachzulegen.“

James starrte ihn an. Durch das offene Fenster drang das Gezirpe eines nervigen Vogels.

„Sieh mich nicht so an, James“, murrte Louis schließlich eingeschnappt. „Er ist doch so süß.“

James verdrehte die Augen und stand wieder auf. „Du wirst versagen“, prophezeite er.

Das konnte Louis nicht auf sich sitzen lassen, sprang deshalb von der Fensterbank und hielt James seine Hand hin. „Wollen wir wetten?“

„Wollen wir einen schlechten Teenie-Film drehen?“

Louis lachte auf. „Du hast Angst, weil du weißt, dass eine Intelligenzbestie wie ich in Nullkommanichts Französisch lernen kann. Nicht nur, dass es in meinem Blut ist, ich muss dem Zuckerstückchen auch immer nur eine Stunde voraus sein. Das wird ein Kinderspiel.“

James wandte sich grinsend zum Gehen. „Dann macht’s ja keinen Sinn für mich zu wetten.“

Louis lief ihm mit immer noch ausgestreckter Hand nach. „Wenigstens um die Ehre?“

*

Die Bibliothek von Hogwarts war nicht gerade der romantischste Ort, mit den hohen Bücherregalen und den regelmäßigen Staubwehen, sowie dem mahnenden Zischen der Bibliothekarin. Louis hoffte darauf, dass diese staubige Atmosphäre so wenigstens zu einem positiven zweiten Eindruck führte.

Und tatsächlich lächelte Scorpius ihn wieder so goldig an, als er Louis endlich in der hintersten, ungestörtesten Ecke der Bibliothek gefunden hatte.

„Hallo“, grüßte er und legte seine fast aus den Nähten gehende Tasche auf den Tisch, bevor er sich Louis gegenüber hinsetzte. Dazu musste er einen riesigen Bücherstapel von dem Stuhl räumen, den Louis da extra platziert hatte, damit Scorpius sich neben ihn setzen musste. Er hätte sie festkleben müssen…

„Wie geht’s denn so?“, versuchte Louis Scorpius mit ein bisschen Smalltalk hinzuhalten.

Leider ging das komplett daneben. „Je vais bien.“ Scorpius lächelte ihn stolz an, was Louis zu erwidern versuchte ohne sich den panischen Hauch Überraschung anmerken zu lassen.

„Hat da jemand vorgearbeitet?“, presste er steif lächelnd hervor.

Scorpius‘ Wangen wurden leicht rosa, weil er sich geschmeichelt fühlte. Er winkte lächelnd ab. „So ein paar essentielle Sachen hab ich mir selbst beigebracht, bevor ich einfach nicht weiter wusste. Aber dafür hab ich ja jetzt dich.“

Louis nickte; innerlich rannte er gerade zurück in den Schlafsaal zu seinem Lehrbuch. Jedes Jahr drängte seine Mutter ihn endlich seine Wurzeln zu würdigen und Französisch zu lernen, zumindest Brocken, aber Louis hatte sich stets geweigert und jetzt bereute er das fürchterlich.

„Also… womit fangen wir an?“, fragte Scorpius, nachdem er Feder und Pergament herausgekramt hatte.

„Ja, wenn du Begrüßungsformeln schon drauf hast…“ Louis machte eine Pause, damit Scorpius ihm sagen konnte, dass er in diesem Bereich immer noch Defizite aufwies, bei denen Louis ihm helfen sollte. Nur schien das nicht der Fall zu sein. „Wo fahrt ihr denn hin?“

„Paris“, sagte Scorpius. Er seufzte schwer auf. „Die Stadt der Liebe. Ich hoffe, dass wir noch einen Abstecher… einfach irgendwo anders hin machen. Meine Eltern werden allein bei dem Gedanken an Paris immer… komisch.“

Louis verschränkte die Arme auf dem Tisch und lehnte sich interessiert vor. „Das klingt ja eher nach zweiten Flitterwochen. Bist du sicher, dass du mit nach Paris willst?“

„Na ja, alleine zu Hause sitzen will ich auch nicht.“

„Aber ihr habt doch diesen legendären Landsitz“, sagte Louis und stützte das Kinn auf seiner Hand auf. „Alleine dort zu bleiben muss ein Traum sein. Stell dir nur mal die Partys vor, die du da schmeißen könntest.“

Scorpius lehnte sich zu Louis herüber. „Es ist schrecklich unheimlich in dem alten Gemäuer.“

„Oh…“ Louis setzte sich aufrecht hin und räusperte sich. „Nun, manche würden das als Atmosphäre bezeichnen. Ich –“

„Ich würde jetzt wirklich gerne anfangen“, unterbrach Scorpius ihn. Er tauchte seine Feder in die Tinte und ließ einen Tropfen Smaragdgrün auf das Pergament tropfen, während er darauf wartete, dass Louis ihn in die Geheimnisse einer Sprache einweihte, die er nur dann hörte, wenn seine Mutter einen Wutanfall bekam.

„Okay, dann…“ Louis klatschte in die Hände. „Fangen wir doch mal an.“

Scorpius nickte und lächelte geduldig, während Louis sich in Schweigen hüllte. Ein weiterer Tropfen seiner faszinierend funkelnden Tinte fiel auf das Pergament.

„Sag mal, das ist ja hübsche Tinte. Wo hast du die denn her?“ Louis streckte die Hand nach dem Tintenfass aus und ließ sich sanft von Scorpius auf die Finger schlagen.

„Wie wär’s, wenn ich dir das Tintenfass schenke, nachdem wir fertig sind, hm?“, schlug Scorpius vor und setzte die Feder an. „Jetzt bring mir Französisch bei, Weasley.“

Bei dem Tonfall würde Louis Scorpius jetzt furchtbar gerne die Dinge beibringen, in denen er unumstritten der Beste war…

*

Hinter hohen Türmen aus Büchern verborgen bereitete Louis sich auf seine morgige Französischstunde mit Scorpius Malfoy vor, dem er zumindest heute noch hatte vorgaukeln können, er würde besser Französisch sprechen, obwohl genau das Gegenteil der Fall war.

Die Büchertürme wurden auseinander geschoben und James‘ Kopf tauchte in der Lücke auf. Aus verschlafenen Augen funkelte er Louis an, der doch schon aufgrund der ständigen Kommentare vom Schreibtisch in sein Bett gewechselt war. Hier las es sich viel schlechter, vor allem wenn man schon todmüde war.

„Es ist drei Uhr früh, Lou. Geh schlafen“, verlangte James.

Louis schüttelte den Kopf. „Ich muss besser vorbereitet sein. Noch einmal kann ich Scorpius nicht jede mögliche Begrüßungs- oder Abschiedsformel beibringen.“

James presste sich die Hände vor sein Gesicht und dämpfte so die sicherlich unschönen Worte, die Louis gar nicht hören wollte.

„Für morgen hab ich mir was ganz Tolles überlegt. Das wird mein Zuckerstückchen schmelzen lassen, als würde ich heißen Kaffee über ihn kippen.“

„Mach das bitte nicht, Louis“, flehte James fast.

Louis verstand, dass das vielleicht falsch rübergekommen war, aber er schob das auf seine Müdigkeit. „Ich muss mir nur noch dieses Vokabular einhämmern. Die Grammatik geht schon. Scorpius wird schon nicht merken, wenn ich was falsch mache. Die meiste Zeit wird er ohnehin mit meiner Zunge beschäftigt sein.“ Er zwinkerte James zu.

„Mach wenigstens die Vorhänge zu“, murmelte James und strafte Louis dann mit Ignoranz. Die Wichtigkeit dieser Angelegenheit schien sich James nicht zu erschließen. Es ging hierbei um Louis‘ Ego, das komplett zerbrechen würde, wenn Scorpius Malfoy ihn weiterhin derartig uninteressant zu finden schien.

*

Als Slytherin schien der siebte Stock Scorpius mehr als nur ein wenig suspekt zu sein. Er schaute sich ständig um, während Louis ihn zielstrebig durch die Gänge zog. Wenigstens lenkte die Umgebung ihn derartig ab, dass Louis endlich seine Hand hatte greifen können. Gut, er war nur bis zu Scorpius‘ Handgelenk gekommen, aber das war schon ein gehöriger Fortschritt zu dem Abstand, den Scorpius gestern eingehalten hatte.

„Und du bist der Meinung, dass du hier besser arbeiten kannst?“

Louis lachte. „Die staubige Luft in der Bibliothek ist einfach nicht meins. Französisch musst du leben, Scorpius.“

„Hast du einen Portschlüssel nach Frankreich organisiert, oder was?“, gluckste Scorpius, was auch eine Idee gewesen war, die Louis allerdings schnell verworfen hatte. Immerhin hatte er einen Raum, der dieses Flair genauso realistisch und dafür umsonst bieten konnte.

„So etwas in der Art“, sagte Louis geheimnisvoll und präsentierte Scorpius grinsend eine kahle Wand. „Äuglein zu, Zuckerstück.“

Scorpius schenkte ihm bei diesem Kosenamen einen warnenden Blick, schloss dann aber die Augen und konnte sich sogar ein Lächeln nicht verkneifen. Wahrscheinlich, weil er sich vorstellte, wie dämlich Louis aussah, als er vor der Wand auf- und abging, um die Tür zum Raum der Wünsche erscheinen zu lassen.

Louis griff Scorpius‘ Hand, diesmal richtig, nahm alle fünf schmalen Finger zwischen seine und genoss das kühlende Gefühl solange bis seine Hand Scorpius‘ aufgewärmt hatte. Währenddessen öffnete er die Tür und zog Scorpius in den Raum hinein.

Vor ihnen erstreckte sich die Szenerie einer typisch französischen Straße – jedenfalls das, was Louis für typisch und vor allem angemessen hielt. Ein niedliches kleines Café am Straßenrand einer architektonisch beeindruckenden Häuserfront. Kleine runde Tische mit weißen Tischtüchern unter einem grün-weiß gestreiften Baldachin, der in Anbetracht der künstlichen Sonne vollkommen unnötig war.

„Du darfst die Augen öffnen“, sagte Louis und drehte sich um, nur um festzustellen, dass Scorpius das schon längst gemacht hatte und bloß vor Staunen keinen Ton über geöffneten Lippen gebracht hatte. „Imposant, nicht wahr?“

Scorpius nickte beeindruckt. „Ich wusste nicht, dass das geht. Also… Wow.“ Scorpius steuerte auf die kleine Tafel vor dem Café zu, auf dem mit Kreide die nicht existierende Speisekarte geschrieben worden war. Er stupste sie an, als würde er dieses Objekt eher in Frage stellen, als ein ganzes Café innerhalb eines Raumes.

„Man muss nur genug Vorstellungskraft besitzen“, sagte Louis lässig, auch wenn es schwer war nicht damit zu prahlen, wie lange er daran gesessen hatte. Es so wirken zu lassen, als wären sie unter freiem Himmel und nicht in einem sehr großen Raum hatte ihn fast mehr Zeit gekostet, als sich Vokabeln einzutrichtern.

„Es ist wirklich hübsch“, sagte Scorpius und setzte sich zum Glück gleich an einen der kleinen Tische. Wenn er in das Café gegangen wäre, hätte er nämlich nichts weiter als eine kahle Wand vorgefunden. „Aber wie hilft mir das Französisch zu lernen?“

„Du willst doch bestimmt mal einen Kaffee trinken gehen“, sagte Louis und ließ sich lächelnd auf den Stuhl neben Scorpius nieder. Er hatte von vorneherein dafür gesorgt, dass die Tische klein genug waren, damit sie eng beieinander sitzen mussten. „Franzosen trinken ständig Kaffee. Ich steh da nicht so drauf. Hätten wir ein Date, dann würden wir Tee trinken gehen.“

Scorpius hob eine Augenbraue. Er sah trotzdem noch schrecklich niedlich aus, selbst wenn er versuchte den kalkulierenden Slytherin heraushängen zu lassen.

„Also, wenn der Ober kommt und dich fragt, was du haben willst – Qu’est-ce que je vous sers – dann kannst du sagen: J’aimerais un thé au citron. Den trink ich nämlich am liebsten, wenn du dir das merken willst.“

Scorpius kramte in seiner Tasche nach seinem Pergament, aber Louis griff sein Handgelenk.

„Nein, nein… Wir lernen Französisch, indem wir es leben. Keine Notizen.“ Vor allem, weil er vergessen hatte, wie man das meiste Zeug schrieb. „Einen Tee mit Zitrone kannst du dir doch wohl merken.“

„J’aimerais un thé au citron“, wiederholte Scorpius leise und setzte dann zu einer Frage an, die Louis sicherlich nicht beantworten können würde. Schnell lenkte er ab, indem er mit seinem Zauberstab eine Teekanne und zwei Tassen heraufbeschwor. Scorpius vergaß glatt, was er hatte sagen wollen, und lächelte Louis an, der die Teetassen bis zum Rand füllte. „Danke –“

„Wie war das?“

Scorpius schmunzelte. „Merci.“

„Wunderbar.“ Louis stellte die Teekanne weg und rührte in seiner Tasse herum. „Wenn dich jetzt jemand fragt, ob du Zucker möchtest - tu prends le sucre – dann antwortest du ganz einfach – Non, je suis diabétique –“

„Oh, das tut mir leid“, sagte Scorpius ohne nachdenken zu müssen. Sprachgefühl besaß er definitiv. Verstörend viel Sprachgefühl…

Louis zog eine Augenbraue hoch und schaute Scorpius an. „Ich bin kein Diabetiker. Ich wollte dir nur eine größere Auswahl an höflichen Phrasen bieten, die du benutzen kannst, wenn du das schreckliche französische Essen ablehnst. Wusstest du, dass die Schnecken essen? Grotesk.“

„Jaah…“ Scorpius drückte sich davor eine Konversation zu beginnen, indem er sich hinter seiner Teetasse versteckte und einen großen Schluck trank. „Was kann ich denn noch sagen, wenn ich keine Schnecken essen will?“

Louis hatte keinen blassen Schimmer, wie Franzosen Schnecken nannten. Er stieß einen schweren Seufzer aus. „Du könntest sagen, dass du allergisch bist… Je suis allérgique à… à… was immer du eben nicht essen willst.“

„Schnecken?“ Scorpius trank noch einen Schluck und wurde zum Glück von Louis‘ Tee abgelenkt. „Mhm, der ist wirklich gut…“

„Nicht wahr? Mit ganz viel Liebe gemacht.“ Louis lehnte sich lächelnd zu Scorpius, der aus den Augenwinkeln heraus beobachtete, wie die Distanz zwischen ihnen kürzer und kürzer wurde.

„Und…“ Schließlich drehte Scorpius sich zu ihm um und klimperte unschuldig mit den Wimpern. „…was heißt Schnecke?“

Louis schluckte. „Scorpius, ich will ehrlich zu dir sein.“ Er griff Scorpius‘ Teetasse und zog sie aus den wunderbar weichen Fingern, die er sobald er freie Hände hatte wieder fest umschloss. „Ich kann mich furchtbar schwer konzentrieren, wenn wir zusammen sind.“

Scorpius‘ hübsche Augen weiteten sich. Seine Mundwinkel zuckten in ein niedlich schüchternes und irgendwie unsicheres Lächeln. Es sollte Louis nicht überraschen, dass Scorpius ihm glaubte, trotzdem wunderte es ihn, dass er so leicht knackte, was eine verflucht harte Nuss gewesen zu sein schien. Das raubte Scorpius fast seine ganze Attraktivität, auch wenn diese Haut, weißer als Milch, und der sich darauf ausbreitende Rotschimmer so todbringend verlockend waren, dass er seine Hand nicht mehr zurückziehen konnte.

„Escargots“, wisperte Scorpius.

„Was?“ Louis‘ Hand zuckte von Scorpius‘ Gesicht weg und er musste mit ansehen, wie sich dort ein wahrlich fieses Grinsen ausbreitete.

„Schnecken. Escargots sind Schnecken. Meine Mutter geht schrecklich gerne französisch essen“, sagte Scorpius. „Aber das wusstest du bestimmt.“

„Die Essgewohnheiten deiner Eltern hab ich leider nicht studiert“, ließ Louis sich nicht anmerken, dass seine Körpertemperatur gerade um einige Grad gestiegen war. Er wurde nicht rot, wenn er log, und genauso wenig wurde er wegen körperlicher Nähe rot. Scorpius war süß, aber nicht so süß.

„Weasley, dein Geflirte ist schmeichelhaft, aber lass uns bitte weitermachen. Ich kann in Frankreich nicht von Tee überleben“, sagte Scorpius lachend. Er streckte sich nach der Karte und, als Louis nach seiner Hand greifen wollte, schlug er sie gegen Louis‘ Brust. „Dann sag mir mal, wie man die hier liest.“

Louis nahm schmunzelnd die Karte und lehnte sich zu Scorpius, drückte sich Schulter an Schulter gegen ihn. „Le plat du jour ist das Tagesmenü…“

*

„Du hängst dich da ganz schön rein“, sagte James, als er Louis seinen Aufsatz für Verteidigung gegen die dunklen Künste zum Korrekturlesen angeboten hatte und abgewiesen wurde. Dabei ließ Louis sonst keine Gelegenheit aus den Besserwisser heraushängen zu lassen. Immerhin wusste er alles besser.

„Ich kann später einen Blick drauf werfen“, murmelte Louis mit der Feder im Mund. Er kaute an der Spitze herum, während er versuchte sich das neue Dutzend Vokabeln einzuprägen. „Wenn du so auf meine Meinung abfährst…“

„Mich interessiert mehr, wie’s mit Malfoy läuft.“ James lag bäuchlings auf seinem Bett und fing jetzt an mit dem Beinen zu baumeln, grinste dabei von einem Ohr bis zum anderen. „Du scheinst ihn richtig zu mögen.“

„Nein.“ Louis schüttelte auf der Stelle den Kopf, nahm den Blick aber nicht von seinem Buch. „Er ist ein versnobter Perfektionist. Mit sowas kann ich nicht.“

„Weswegen du auch seit Wochen jeden Nachmittag mit ihm verbringst und auch noch Französisch lernst. Ich kann mich erinnern, dass du mal auf deine Liebe zu Groß Britannien geschworen hast, dass das niemals passieren wird.“

Louis‘ Logik hatte sich inzwischen unten in den feuchten Gemäuern der Kerker eingenistet und würde da in nächster Zeit auch nicht herauskommen. Deswegen konnte er solche Sätze einfach ignorieren und sich darauf konzentrieren diese Sache hinter sich zu bringen.

„Ich will ihn bloß flachlegen“, sagte er desinteressiert.

„Wie weit sind deine Lippen denn da schon gekommen?“, wollte James wissen. Sein Grinsen war hörbar und es brauchte einen eiskalten Blick von Louis, um es ihm auszutreiben. „Oho, ich wünschte gerade, ich hätte wenigstens um die Ehre gewettet.“

Louis warf sein Französisch-Buch nach James.

*

Sie machten einen Spaziergang über die Ländereien von Hogwarts, hatten die Hütte des Wildhüters hinter sich gelassen und näherten sich jetzt dem Seeufer. Scorpius setzte sich auf einen moosbewachsenen Felsen, der groß genug war, damit Louis sich neben ihn setzen konnte – ein großer Fortschritt.

„Und…“ Scorpius schaute zum Himmel, wo die Sonne gerade von einer bauchigen Wolke verdeckt wurde. „Quel temps fait-il?“

Mittlerweile fühlte Louis sich eher, als wäre er derjenige, der abgefragt werden würde. Scorpius strahlte übers ganze Gesicht, und im Schein der untergehenden Nachmittagssonne glitzerte sein weißblondes Haar golden, so wunderschön verführerisch, dass Louis zum ersten Mal verstehen konnte, warum Kobolde so versessen auf ihr Gold waren. Er konnte seine Finger auch nicht davon abhalten nach den seidigen Strähnen zu greifen, schaffte es doch aber nie sie zu erreichen.

„Il fait… nuageux.“ Louis schüttelte den Kopf. „Aber das klingt so negativ. Die Sonne ist ja nur kurz weg.“

„Wir üben ja auch nur. Ich will nicht die ganze Zeit beau sagen.“ Scorpius stupste mit dem Ellenbogen in Louis‘ Seite, als der es wagte die Augen zu verdrehen. „Wetter ist immer das perfekte Smalltalk-Thema. Wenn ich ein paar Leute kennenlernen will, sollte ich das können, nicht wahr?“

„Du willst mit Franzosen übers Wetter reden und mit mir nicht einmal über dein Lieblingsfach. Das find ich beleidigend.“ Louis kassierte dafür noch einen Stoß mit dem Ellenbogen und konnte seinen Schmollmund deswegen nicht lange aufrechterhalten. Mit einem Grinsen stupste er Scorpius mit der Schulter an. „Du könntest trotzdem mehr mit mir reden. Über andere Sachen als Französisch. Das wäre auch eine Übung, wie man Leute kennenlernt.“

„Deine unzähligen Onkel und Tanten würden mich vierteilen, wenn ich versuche dich kennenzulernen.“ Scorpius streckte sich nach einem flachen Stein, der im sandigen Ufer steckte. Er beschäftigte sich damit die glatte Oberfläche sorgfältig von jedem Sandkorn zu befreien, während Louis ihn musterte.

„Denkst du das wirklich?“, fragte er schließlich und bekam ein Schulterzucken von Scorpius zu sehen. „Die sind doch auch irgendwann erwachsen geworden.“

„Rose Weasley“, sagte Scorpius, als würde das alles erklären. „Sie war verknallt in mich, hat mir eine Valentinskarte in unserem dritten Jahr hier geschickt und ihr Vater hat das mitgekriegt. Er ist zu meinem Vater gerannt und hat ihm gedroht, dass er jegliche romantische Interaktion zwischen uns bereuen würde. Mein Vater hat das natürlich nicht kleinlaut auf sich sitzen lassen. Kurz darauf klebte im ganzen Salon Schleim an den Wänden – und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass das zusammenhängt.“

Louis konnte nicht anders, als lauthals darüber zu lachen, und je stärker er versuchte, nicht darüber nachzudenken, desto plastischer manifestierte sich das verschleimte Bild vor seinen Augen. Scorpius wartete geduldig ab, bis Louis sich beruhigt hatte.

„So viel zu dem Thema“, schloss Scorpius.

„Ach, komm schon…“ Louis klopfte aufmunternd auf Scorpius‘ Schulter, nur irgendwie wurde der finstere Gesichtsausdruck davon nicht heller. Er vermisste Scorpius‘ Strahlen von eben, aber da schienen sich ebenfalls dichte Wolken vorgeschoben zu haben. „Meine Eltern hassen deine nicht. Und meine Mutter geht zum Beispiel auch furchtbar gerne französisch essen.“

Scorpius lächelte kaum merklich, aber selbst die kleinste Regung seiner Mundwinkel ließ ihn gleich erkennbar niedlicher aussehen.

„Du brauchst also keine doofen Franzosen für Smalltalk. Du kannst einen halben haben, Zuckerstück.“

Scorpius lächelte jetzt richtig und schaute Louis dabei auch noch direkt an, schüttelte dann aber augenrollend den Kopf, fast so, als würde er das nicht ernst nehmen. „Es ist nur… einfacher in Frankreich. Keiner kennt dich, hat Vorurteile wegen deinem Namen oder erkennt auf hundert Meter, dass du der Sohn eines Ex-Todessers bist.“

„Das…“ Louis runzelte die Stirn. „Das klingt, als wärst du schon dort gewesen.“

„Mhm…“ Scorpius drehte seinen Stein zwischen den Fingern. Er sah Louis lächelnd an. „Dann bin ich aufgewacht.“

Louis gluckste und beobachtete, wie Scorpius ausholte und seinen Stein geschickt über die Oberfläche des Sees hüpfen ließ. Die ringförmigen Wellen breiteten sich glitzernd auf dem Wasser aus, fünf an der Zahl, was Louis‘ Ansicht nach ein beeindruckendes Ergebnis für einen Jungen war, der manchmal scheinbar grundlos plötzlich umfiel.

„Ich…“ Louis räusperte sich und suchte selbst einen Stein, um Scorpius‘ fragendem Blick auszuweichen. Er fand nur einen ziemlich unförmigen, der nicht einmal einen Sprung schaffte. Scorpius lachte ihn dafür zu Recht aus. „Wenn du unbedingt fremden Leuten näherkommen willst… wieso Franzosen? Elende Froschfresser… Mann, ich hasse Franzosen.“

„Tu m’étonnes“, sagte Scorpius leise. Louis schaute ihn verwirrt an, wusste zuerst nicht, ob er die leise Stimme nicht verstanden hatte, oder ob es einfach an den Vokabeln lag.

„Pardon?“ Louis versuchte mit einem Lächeln Scorpius dazu zu kriegen den Satz noch einmal zu wiederholen, aber er bekam nur ein Kopfschütteln geschenkt. „Ich hab’s akustisch nicht verstanden.“

„Vielleicht sollten wir weitermachen“, sagte Scorpius.

„Aber wir haben uns doch gerade nett unterhalten.“

„Eben“, schien Scorpius darauf abzuzielen Louis‘ Lächeln im Keim zu ersticken. „Das ist dein letztes Jahr hier, Louis. Selbst wenn du kein verfluchtes Wiesel wärst, würde es sich nicht lohnen dich kennenzulernen. Du bringst mir Französisch bei und wir haben dabei eine durchaus angenehme Zeit. Fertig.“

Louis war zu sehr mit dem fremden Ziehen in seiner Brust beschäftigt, als dass er sich um einen ungerührten Gesichtsausdruck bemühen könnte. Er wandte den Blick ab und deutete in Richtung des Verbotenen Waldes.

„Gut… Dann lass uns über la forêt interdite reden.“

*

„Hasst du Scorpius Malfoy?“

Die Frage schien James überhaupt nicht zu interessieren. Er saß auf der Couch im Gemeinschaftsraum und las versteckt hinter seinem Lehrbuch einen Comic. Erst als Louis sich räusperte, lugte James kurz zu ihm und schüttelte den Kopf.

„Ich find ihn okay. Würde ihn jetzt nicht flachlegen wollen, aber das mag an dieser obskuren Heterosexualität liegen unter der ich leide.“

„Sehr lustig…“ Louis verschränkte die Arme vor der Brust und starrte in die Asche des Kamins. Nach einer Weile stupste James‘ Fuß gegen seinen Oberschenkel, verlangte nach der ganze Aufmerksamkeit, die Louis der kalten Asche hatte schenken wollen.

„Wieso? Hasst du ihn etwa nicht? Magst du ihn vielleicht sogar?“, nervte James ihn mit einem wissenden Grinsen.

Louis verdrehte in James‘ Richtung die Augen. „Und wenn? Ich bin unverständlicherweise nicht mehr als ein wandelndes Wörterbuch für ihn.“

Anstatt ihm eine aufbauende Antwort zu geben giggelte James wie seine kleine Schwester bei nicht jugendfreien Szenen eines Films. Louis hatte sowieso keine Lust sich jetzt diesen „Ich hab’s dir ja gesagt“-Blick anzutun, deswegen glitt er elegant vom Sofa und reckte hochmütig das Kinn.

„Das ist sowieso alles deine Schuld“, sagte er schnippisch.

„Was?“ James klatschte Buch und Comic auf das Sofa. „Ich hab doch gar nichts –“

„Aber dein Vater“, fuhr Louis ihn an. „Wenn der sich einmal in seinem Leben nicht wie der Retter der Welt aufgeführt hätte, dann würde Scorpius mich wenigstens kennenlernen wollen!“

„Entschuldige mal, aber mein Vater ist der Retter der Welt“, gab James entrüstet zurück. „Und Scorpius will dich kennenlernen, sonst würde er wohl kaum –“ James stoppte abrupt, die Lippen fest aufeinander pressend.

Louis zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Er schüttelte warnend den Kopf, als James sich unschuldig hinter sein Buch verziehen wollte.

„Was wolltest du sagen?“

James wusste, dass er sich nicht lange drücken konnte und lenkte seufzend ein. „Du weißt, dass mein Vater diese komische Malfoy-Obsession hat, nicht wahr? Er will immer gerne wissen, wo Scorpius‘ Vater sich rumtreibt, welchen Umgang er pflegt, wann er duschen geht –“

„Komm auf den Punkt“, unterbrach Louis.

„Scorpius Malfoy fährt regelmäßig nach Frankreich. Sein Französisch ist um Längen besser als Onkel Rons Parsel.“

Louis klappte der Mund auf, und jeder Schmetterling in seinem Magen nutzte diese Gelegenheit um wegzufliegen. Er drehte James den Rücken zu. Nicht realisiert zu haben, dass er derartig bloß gestellt worden war, übertraf den merkwürdigen Schmerz in seinem Brustkorb um Längen.

„Er hat mich verarscht. Mich!“ Louis ballte die Hände zu Fäusten. „Das wird er bereuen…“

„Louis…“ James warf sich auf die Rückenlehne der Couch, als Louis in Richtung der Schlafsäle davon eilte. Aber was auch immer er hatte sagen wollen wurde von Louis‘ trampelnden Schritten die Treppen nach oben übertönt.

*

Scorpius wartete unter der Buche am Rand des Schwarzen Sees auf ihn. Still vor sich hinlächelnd, verträumt zum Himmel schauend und mit einem unschuldigen Rotschimmer auf den Wangen. Aber so unschuldig wie er tat, war er überhaupt nicht, das wusste Louis jetzt, und genau deswegen konnte er den großen Augen so zornig gegenüber treten.

„Du bist ein bisschen spät.“ Scorpius ließ sich sein Lächeln noch nicht vertreiben und klopfte neben sich. Louis‘ Blick fiel auf einen geflochtenen Korb aus dem ein weiß-grün kariertes Tuch heraushing. „Ich dachte, wir frühstücken französisch. Als Dank dafür, dass du mir so viel geholfen hast.“

Louis verschränkte die Arme vor der Brust, um sich vor der attackierenden Niedlichkeit zu schützen. „Geholfen? Dabei dich über mich lustig zu machen?“

Scorpius blinzelte, aber mit den Wimpern zu klimpern würde ihn nicht retten.

„Du weißt schon, wovon ich rede“, bohrte Louis weiter, aber Scorpius tat weiter so, als wäre er die Unschuld in Person. „Soll ich dich in brüchigem Französisch fragen, damit du in perfektem Französisch antworten kannst?“

Endlich blitzte Verständnis in Scorpius‘ Augen auf. Er nahm die Hand von dem Korb und stemmte sich mit ihr hoch, begegnete Louis nun fast auf Augenhöhe. Versöhnlich wollte er die Hand auf Louis‘ Schulter legen, was nur dazu führte, dass Louis demonstrativ einen Schritt nach hinten machte.

Scorpius beobachtete Louis‘ Reaktion skeptisch. „Bist du sauer?“

„Nein, ich find’s toll mich dermaßen zum Demiguise zu machen“, sagte Louis mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „Weißt du überhaupt, was ich auf mich genommen hab, um diese Scheißsprache zu lernen?“

„Du meinst, was du auf dich genommen hast, um mich ins Bett zu kriegen“, korrigierte Scorpius amüsiert.

Louis fand das überhaupt nicht lustig. „Das hat ja nicht mal funktioniert! Ich hab mich vollkommen umsonst blamiert“, platzte es in einer peinlich hohen Tonlage aus ihm heraus. „Wieso machst du sowas?“

„Wieso machst du sowas?“, gab Scorpius gelassen zurück. „Du bist ein Arschloch, Louis Weasley. Ein ambitioniertes Arschloch, aber ein Arschloch.“

„Wenigstens hab ich einen besseren Grund sowas zu tun, als mich als Arschloch zu entlarven.“ Louis verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte so ungerührt wie möglich auszusehen. „Sag mir, wieso.“

„Parce que je t’aime“, sagte Scorpius und senkte verlegen den Blick, kaum dass Louis erneut der Mund aufklappte, so weit, dass alle Schmetterlinge wieder hinein und in seinen Magen flogen. Scorpius scharrte mit dem Fuß über den Boden und verknotete die Hände ineinander, geduldig auf eine Antwort wartend.

Von Louis kam nichts.

Scorpius schaute ihn durch dichte Wimpern hindurch an und klimperte wieder mit ihnen, versuchte sein errötendes Gesicht mit einem süßlichen Lächeln zu überspielen. „Das heißt, dass ich dich mag.“

„Ich weiß, was das heißt“, fuhr Louis barsch dazwischen. „Aber ich glaub dir so einen Scheiß auch nicht, wenn du ihn in Russisch rumposaunst. Du bist ein kleiner, perfider Slytherin. Kein Wunder, dass dich keiner ausstehen kann! Wie der Vater, so der Sohn.“

Scorpius atmete tief durch. „Ich wollte nur –“

Louis drehte sich auf den Absätzen um und marschierte in Richtung Schloss.

„Louis, warte doch mal!“, rief Scorpius ihm so ungewohnt scharf nach, dass Louis aus reiner Verblüffung stehenblieb. Er drehte sich wieder herum. Scorpius kam auf ihn zu, stoppte aber eine Armlänge entfernt, als Louis seinen kältesten Blick zeigte. „Du kannst mir wenigstens zuhören.“

„Wieso sollte ich?“

Scorpius stieß ein abfälliges Schnauben aus. „Ja, wieso solltest du? Du wolltest mich ja bloß ins Bett kriegen. Ich wollte bloß Zeit mit dir verbringen. Und dabei wollte ich dir eben zeigen, dass ich gut in irgendetwas sein kann. Wer kann denn ahnen, dass du so weit gehen würdest, nur für… für sowas!“

„Wer kann denn ahnen, dass du sowas bringst?!“

„Ich mag dich eben!“

„Ich mag dich auch!“

Scorpius riss verdutzt die Augen auf. Sein bescheuertes Wimpernklimpern war ihm endlich vergangen. Louis spürte Hitze in seine Wangen steigen – ein ungewohntes, unangenehmes Gefühl. Er wünschte sich trotzdem, Scorpius würde das ernst nehmen.

„Nein“, sagte Scorpius stattdessen. „Du willst bloß… das Eine.“

Louis verstand nicht was daran falsch sein sollte. „Du willst auch nur das Eine.“ Scorpius zog eine Augenbraue hoch. „Ein anderes Eine, aber es läuft auf dasselbe hinaus.“

„Darauf, dass es nichts bringt? Deine Familie hasst meine, und meine deine. Es wäre Nonsens etwas miteinander anzufangen.“ Scorpius ließ den Kopf hängen, schwang ihn dann wieder hoch und wischte sich das Blondhaar aus der Stirn. „Ich wollte nur ein paar nette Erinnerungen…“

Louis biss sich auf die Unterlippe, als sich Scorpius‘ funkelnde Augen auf ihn richteten. Er versuchte für den Bruchteil einer Sekunde sich zurückzuhalten, schnellte dann aber ungebremst vor und küsste Scorpius.

Ein kurzer, harter Kuss, während dem er Scorpius‘ heißwerdendes Gesicht fest umschlossen hielt. Unnötig, wie er kurz darauf merkte, als Scorpius seinen Kuss erwiderte. Dabei drängte Scorpius sich so dicht gegen ihn, dass die Schmetterlinge in Louis‘ Magen in Flammen aufgingen.

Nur widerwillig löste er sich und atmete schwer gegen Scorpius‘ Lippen aus.

„Hier hast du was, an das du dich erinnern kannst“, murmelte er und schob Scorpius von sich weg, wandte sich dann langsam zum Gehen. „Davon hättest du viel mehr haben können.“

Louis konnte erschreckend viele Schritte gehen, ohne dass Scorpius ihn zurückhielt. Und dann gab er es auf darauf zu warten…

*

„Liebeskummer, Louis, steht dir überhaupt nicht“, sagte James, nachdem er vergeblich versucht hatte Augenkontakt aufzubauen.

Louis hatte sich auf eine Fensterbank in einem ziemlich verlassenen, düsteren Korridor gesetzt. Es unterstrich seine Stimmung wunderbar, dass er die Wange gegen das Fenster pressen und deprimiert den an der Scheibe herunterlaufenden Regen beobachten konnte. Stil hatte er im Gegensatz zu Würde immer noch.

„Weißt du, ich kann gar nicht glauben, dass Scorpius Malfoy dir so viel bedeutet haben soll. Wahrscheinlicher ist, dass du auf den Scherben deines Egos sitzt. Dabei hat Malfoy eigentlich wirklich nur logisch Pro und Contra abgewogen. Du bist ein Arschloch, Louis. Sich von dir benutzen lassen, wäre genauso schlimm, wie eine Beziehung mit dir zu führen. Also war’s die beste Lösung, dich nur graben zu lassen. Jetzt hat er ein schönes Loch, das er sich immer wieder ansehen kann, ohne dass sein gebrochenes Herz im schlammigen Grund versinkt!“

Louis drehte langsam den Kopf herum und fühlte sich schon von James‘ Grinsen ausgelacht. „Deine Metapher ist vollkommen unangebracht, James, weil er mein Herz gebrochen hat.“

James gluckste.

„Du bist mein Freund. Eigentlich solltest du auf meiner Seite stehen“, sagte Louis empört.

„Ich hab das von vorneherein für eine Scheißidee gehalten“, verteidigte James sich.

„Ja, und wenn du vielleicht ein bisschen positiver eingestellt wärst, dann würde Scorpius nicht denken, dass unsere Familien sich über Generationen hinweg sabotieren müssen.“

„Ach, komm schon!“ James verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Seit wann interessiert dich die Meinung deiner Eltern? Dann hättest du vor Jahren angefangen Französisch zu lernen und… und du hättest Malfoy gar nicht erst in Erwägung gezogen, weil du weißt, dass auch eine kurze Sache keine Begeisterung auslösen würde. Als Lily in ihn verknallt war –“

„Lily?“ Louis runzelte die Stirn. Der Junge war beliebter, als er gedacht hatte… Scorpius war aber auch zum Anbeißen niedlich.

„Ja, versteh ich auch nicht. Mum hat’s ganz zufällig in ihrem Tagebuch gelesen und ist glatt durch die Decke gegangen“, sagte James schulterzuckend. „Vermeide also, dass Onkel Bill zum Wolf wird und hak die Sache ab.“

„Du machst die ganze Sache nur wieder schmackhafter“, sagte Louis gezwungen lächelnd. James kaufte ihm das ab und wandte sich augenrollend ab.

„Was auch immer… Ich muss zum Quidditch.“

Louis widmete sich so ganz alleine wieder seinem Fenster. Der Regen nieselte nur noch gegen die Scheibe, aber es war immer noch finster genug, damit er seine Spiegelung erkennen konnte. Hinter ihm tauchte bald darauf ein weiterer blonder Haarschopf auf.

„Louis?“

„Hast du gelauscht?“ Louis drehte sich herum und ließ die Beine von der Fensterbank baumeln. Scorpius schaute ihn allerdings so verwirrt an, dass Louis sich gleich erklärte: „Ich hab mit James geredet. Wir reden ständig darüber, wie gerne du Menschen aus unserer Familie das Herz brichst.“

Scorpius‘ verwirrter Gesichtsausdruck wich Verärgerung. „Gut, dann geh ich eben wieder.“

Louis griff Scorpius‘ Handgelenk. „Warte“, bat er und zwang Scorpius sich herumzudrehen. „Was willst du denn? Soll ich dir noch einen Gefallen tun?“

Scorpius wirkte unsicher und senkte den Blick auf Louis‘ Finger, die immer noch fest um sein Handgelenk geschlungen waren. Louis ließ daraufhin lieber los und legte die Hände auf seinen Knien ab. Es wurde unangenehm still zwischen ihnen.

„Nein“, sagte Scorpius schließlich, da hatte Louis schon fast vergessen, was er als letztes gesagt hatte. Anscheinend hatte es Scorpius aber doch so sehr zu schaffen gemacht, dass er sich jetzt wirklich zum Gehen wandte. Louis sah zu, wie er sich einige Schritte entfernte, und glitt dann von der Fensterbank.

„Scorpius?“ Louis schluckte leicht, als Scorpius sich erwartungsvoll zu ihm drehte. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“

Scorpius‘ Verblüffung war pures Gold wert. Er lächelte ganz leicht und hob die Schultern. „Kommt drauf an…“

„Würdest du mir Französisch beibringen?“

Scorpius öffnete den Mund.

„Die Sprache“, fügte Louis daraufhin lächelnd hinzu.

Scorpius lächelte zurück.

„Meine Mutter würde dich lieben, wenn du mir die Froschfresser-Sprache sympathisch machst.“ Louis hielt Scorpius seine Hand hin. Eine gefühlte Ewigkeit musste er warten, bis Scorpius ebenfalls die Hand ausstreckte und Louis‘ Fingerspitzen hauchzart streifte. Louis zögerte nicht länger und umschloss Scorpius‘ Hand, wollte sie allzu bald auch nicht mehr loslassen.

„Okay“, hauchte Scorpius, als müsste er Louis noch eine Antwort geben. Dabei hatte sein Lächeln schon ausgereicht, damit Louis gedanklich schon einmal seinen Sommer in Scorpius‘ Landsitz plante.

„Schön…“

Scorpius‘ Lächeln wurde größer. Die freie Hand legte er auf Louis‘ Brust und entfernte einen unsichtbaren Fussel von der Robe, krallte sich dann an dem schwarzen Stoff fest. „Vielleicht…“ Er zog Louis näher, bis sie Brust an Brust standen. „Vielleicht finden wir ja auch etwas, das du mir beibringen kannst.“

„Ich wüsste da schon was“, sagte Louis und lehnte sich zu einem wohlverdienten zweiten Kuss vor.


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