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Fanfiction

Die Hände des Teufels - Auf dem Schiff

von HufflepuffsUrenkel

Sie waren ein Stück vom Haupthafen entfernt gelandet. Es gab zwar einige Muggel, die hier arbeiteten, doch die meisten Menschen in diesem Bereich des Hafens von Constanza trugen Umhänge und Spitzhüte.
Nicoleta hätte gern die Stadt erkundet; sie war neugierig auf die Muggelwelt, von der sie bisher kaum etwas gesehen hatte. Sie war wie alle Kinder in der Verwandtschaft zu Hause unterrichtet worden, bis sie den Brief aus Durmstrang bekommen hatte. Sie hatte mitgehört, dass einige Kinder von Freunden ihrer Eltern nach Beauxbattons oder der neu gegründeten inländischen Zaubereischule Trei Zimbri gingen. Die weite Entfernung und die fremde Sprache schreckten viele von Durmstrang ab und viele glaubten nicht, dass die Akademie am Polarkreis sich wirklich von den Dunklen Künsten gelöst hatte.
Nicoletas Vater, der Auror Leonidas Arcan, war jedoch konservativ und hielt Durmstrang nach wie vor für die beste Zaubereischule. Im Sommer hatte er täglich mit seiner Tochter Russisch geübt, ja sogar mit ihr fast ausschließlich gesprochen, damit Nicoleta die Sprache beherrschen lernte. „Priwjót, ja Nika. Ty taksche pojédesch v Durmstrang?“, fiel ihr ein, hallo, ich bin Nica, fährst du auch nach Durmstrang?
„Du hast’s gut!“, quengelte Alexandru, Nicoletas fünfjähriger Bruder. „Diese riesigen Gebiete, in denen es kaum Muggel gibt! Man kann bestimmt weit fliegen!“
„Du kommst auch bald dorthin, Alex!“, meinte die Mutter. „Und Nica hat auch lange warten müssen.“

Seit er sich halbwegs auf dem Besen halten konnte, interessierte den Jungen kaum etwas anderes. Freilich hatte er einen Kinderbesen, mit dem man kaum zehn Meter hoch kam und höchstens vierzig oder fünfzig Kilometer beziehungsweise zwölf bis vierzehn Magische Meilen in der Stunde fliegen konnte, doch er reizte die Möglichkeiten dieses Besens voll aus und der Vater war stolz und meinte, Alex werde einmal ein ebenso guter Quidditchspieler wie er in seiner Jugend.
Nicoleta dagegen hatte viele Talente, Fliegen gehörte allerdings nicht dazu. In ein oder zwei Jahren würde vermutlich ihr Bruder darin besser sein als sie.

Es waren nicht viele Hexen und Zauberer, die auf das legendäre, für Muggel unsichtbare Schiff warteten. Die meisten Kinder und Jugendlichen schienen sich zu kennen.
„Buna ziua patrone! – Guten Morgen, Chef!“, grüßte eine Frau Nicoletas Vater.
Das Mädchen erinnerte sich: Das war Elena Sagriescu, deren Söhne nun in die dritte und fünfte Klasse gehen mussten.
Der blonde Junge dort drüben könnte vielleicht auch Erstklässler sein, dachte Nicoleta. Und die beiden Mädchen mit den langen Zöpfen sicher. Sie waren ja deutlich kleiner als sie selbst.
Nicoleta ging auf die beiden zu. „Hi, seid ihr auch neu in Durmstrang?“, fragte sie.
„Ja. Das ist Alina und ich bin Mira“, sagte die eine.
Nicoleta lachte. „Ich heiße Nica. – Sorry, meine Mama heißt auch Mira, deshalb hab ich gegrinst.“
„Gibt viele Miras: Radomiras, Cedomiras und eben Dragomiras wie mich“, meinte Mira.
„Weißt du, in welches Haus du kommst?“, fragte Alina. „Wir kommen sicher nach Svetskaja. Unsere Mütter waren dort und Miras große Schwester ist dort. Und unsere Väter waren in Ogonjiska, das ist dasselbe für Jungen.“
„Weiß ich doch. Mein Vater war auch in Ogonjiska, aber meine Mutter in Schit’nika. Mal sehen, was sie mit mir machen. Überall gab es gute und schlechte Zauberer – und überall Schwarzmagier und andere, sagt mein Vater.“

„Niemand weiß vorher, wohin er kommt“, sagte der jüngere der beiden Sagriescus. „Du – du bist doch die Tochter von Direktor Arcan, oder?“
„Arcan ja, Direktor ist Papa aber nicht. Nica heiß’ ich übrigens.“ Dies war eine Lüge und nicht aus Bescheidenheit: Die Identität von Auroren war, wie Nicoleta von ihren Eltern mehrmals eingeschärft worden war, Staatsgeheimnis. Wenn ihr Vater zu häufig öffentlich mit „Herr Direktor“ tituliert würde, könnte dies leicht auffallen. „Und du heißt nochmal?“
„Cornel, hallo, überhaupt! Und wer seid ihr beide?“
Mira und Alina machten sich mit ihm bekannt. „Seid ihr Zwillinge oder seh’ ich doppelt?“, fragte Cornel.
Die beiden Mädchen kicherten. „Haben schon viele gedacht. Nö, wir sind nicht mal verwandt. Aber wir kennen uns, seit wir laufen können. Unsere Väter und Miras Mutter sind Heiler in Curabil.“

Eine Glocke läutete aus dem Nichts. Nicoleta legte die Hand an ihre Brille, ließ sie aber auf. Es musste schließlich nicht jeder ihr Geheimnis wissen! Die Mädchen wurden von ihren Eltern gerufen und bald tauchten die Umrisse eines großen Schiffs auf, wurden deutlicher und schließlich lag ein altmodisches, sehr dunkles Segelschiff am Kai. Nicoleta konnte die Schrift „Durmstrangski Parom“, Durmstranger Fähre, erst entziffern, als sie kurz ihre Brille verschob.

Ein großer, kräftiger Mann in einer bodenlangen Tunika stieg von Bord. „Herzlich willkommen an Bord des Schiffes nach Durmstrang, liebe Schülerinnen und Schüler!“, rief er in akzentfreiem Rumänisch. „Mein Name ist Dimitru Valescu, ich bin Lehrer für Fliegen und Quidditch. Bitte steigen Sie ein! Auf dem Schiff werden Sie in Viererkajüten aufgeteilt. Näheres erfahren Sie dort.“
Nicoletas Vater trug den schweren Koffer für seine Tochter an Bord. Danach nahm er sie ein letztes Mal hoch: „Pa, Dragiza – Tschüss, Schätzchen!“
„Pa, taticu!“, rief sie, löste sich vom Vater, umarmte die Mutter (Pa, mamica!) und hob ihrerseits den kleinen Alexandru hoch (Pa, Alexut).

„Hey, Nica!“, rief Alina, nachdem die Eltern sich von den Kindern verabschiedet hatten. „Er sagt, in einer Koje ist nur eine Bulgarin. Kommst du mit uns? In den anderen Kojen sind lauter große.“
„Gern, danke!“
Sie hatten kaum Zeit, ihre Sachen auszupacken und sich mit ihrer vierten Zimmerpartnerin, einem schüchternen Mädchen namens Iva, bekannt zu machen, als sie schon wieder hinausgerufen wurden. Professor Valescu begleitete die Erstklässler in einen großen Raum. Außer Nica, Alina und Mira folgten noch drei Jungen, wobei der blonde allein ging. Kurz darauf trat eine alte Hexe mit hüftlangen grauen Haaren in den Raum. Ihr folgten außer Iva vier Mädchen und sechs Jungen.
„Menja sawut Alexejeva, Kristina Denisovna“, stellte die Frau sich auf Russisch vor. Sie nannte auch ihr Unterrichtsfach, Arithmantik und erklärte, dass sie Bulgarin sei und die Gruppe aus Varna betreue. Nica verstand die Frau im Großen und Ganzen, doch Professor Valescu übersetzte, falls einer der Rumänen Schwierigkeiten hatte.
Die Kinder mussten sich einander vorstellen. Es war schwer, sich alle Namen zu merken. Die wuschelköpfige Bulgarin hieß Sanja, der dicke Junge Boris, das Mädchen, das sich neben Iva gesetzt hatte, Dana und die beiden rumänischen Jungen Petre und Cosmin. Der blonde Einzelgänger war kein Rumäne, sondern Serbe und hieß Krus.
Sie machten ein Kennenlernspiel, bei den man einen von Professor Alexejeva beschworenen Zauber von sich ablenkte, indem man auf jemand anderen zeigte und den Namen des anderen aufrief. Dabei durfte man nicht zweimal hintereinander denselben aufrufen. Wer sich irrte oder zweimal denselben MitschĂĽler aufrief, bekam einen roten Punkt ins Gesicht. Nica war dreimal betroffen.

Es gab ein Gekreische, doch nach der ersten Runde reichte ein einfacher Zauber der beiden Lehrer, damit die Erstklässler wieder saubere Gesichter hatten.
Professor Valescu befahl eine zweite Runde, bei der es den meisten besser ging. Nica blieb diesmal fehlerlos: Aslan, Biljana, Mihail, Dunja, alle richtig geraten.

Nachdem die Erstklässler sich etwas beruhigt hatten, erklärten ihnen die Lehrer, dass am Nachmittag ein Russischtest stattfinden würde. Lautes Stöhnen, vor allem bei den Rumänen, war die Reaktion. Nica, Mira, Alina und Iva verzogen sich in ihre Koje und packten die Russischbücher aus. So bekamen sie das Anlegen in Odessa und den Einstieg der Ukrainer gar nicht mit. Sie stellten lediglich fest, dass der große Saal beim Mittagessen voller war als vorher.
Um Eins läutete es zum Essen. Noch während des Mittagessens unterhielten sich die Mädchen über russische Grammatik und eine klagte der anderen, wie schlecht sie sei.

Der Test dauerte eine Stunde und bestand aus einem kurzen Diktat, einigen GrammatikĂĽbungen und einer Bildbeschreibung. obwohl Nicoleta ein gutes GefĂĽhl hatte, war sie danach ziemlich geschafft. Trotzdem machte sie mit, als Petre vorschlug, das Schiff zu erkunden.
Es gab mehrere Decks, die alle zwei lange Reihen von KajĂĽten hatten. Die KombĂĽse befand sich ganz unten im Schiff. Ein kleines Wesen mit groĂźen Ohren, ein Elf, stand davor.
„Die Damen und Herren müssen entschuldigen“, piepste er. „Aber Alik darf niemand in die Küche lassen – der Meister hat es verboten.“
Cosmin versuchte, den Elfen zu versteinern, doch sein Fluch prallte auf ihn selbst zurück. Der Elf erlöste ihn zwar wieder, doch warnte er: „Kein Fluch, den ihr beherrscht, kann Alik schaden. Der Meister hat ihm erlaubt, alle nötigen Gegenflüche zu verwenden.“

Die Erstklässler mussten sich wohl oder übel fügen. Nicoleta ging als Letzte und es gelang ihr, über ihre Brille hinweg wenigstens noch einen Blick auf die Küche zu erhaschen, in der zwanzig oder mehr Elfen eifrig bei der Arbeit waren: Geschirrspülen, Kartoffeln für das Abendessen schälen und einige andere Tätigkeiten.
Was sie nicht fanden war irgendeine Steuervorrichtung.
„Meint ihr, das Schiff findet den Weg automatisch?“, wollte Alina wissen.
„Ich denke eher, der Steuerraum ist versteckt. Ich jedenfalls hätte, wenn ich Steuermann wäre, keine Lust, dass dauernd neugierige Schüler herumstreunen.“
Die Diskussion blieb ungelöst. Nicoleta nahm sich vor, das Schiff noch einmal allein zu erkunden und hoffte, dann mehr zu sehen.

„Spielst du mit Summenfeuer?“, fragte Alina. „Und du auch, Iva? Je mehr es sind, desto mehr Spaß macht es.“
Sie gingen an Deck, wo es zwar windig, aber trocken war, und begannen mit dem Spiel.
Im Spiel gab es Karten mit Werten von eins bis zehn in acht verschiedenen Farben. Diese wurden nacheinander abgelegt. Wer eine Karte mit der Summe der Werte der bereits liegenden Karten, entweder in gleicher Farbe wie alle oder in einer noch nicht liegenden Farbe, legen konnte, durfte alle Karten aufheben, worauf sie sich in einen kleinen, leuchtenden Feuerkelch verwandelten. Wer eine Farbe legte, die bereits lag, wenn auch noch eine zweite Karte lag oder wer die zehn überschritt, wurde mit einer grauen Rauchsäule bestraft, die sich erst mit dem nächsten Feuerkelch, den er bekam, auflöste.
Alle fünf rumänischen Erstklässler sowie Iva und Boris, die das Spiel unter dem Namen „Suma na zvertove“ kannten, spielten mit und lachten übereinander, wenn wieder einmal eine Rauchsäule aufstieg. Auch einige ältere kamen dazu und spielten mit und die Ukrainer standen neugierig herum. Cornel erklärte ihnen schließlich die Spielregeln und schließlich spielten ein Mädchen namens Julija und ein Junge, der Mihail hieß, mit.

Das Meer wurde immer schmaler und gegen fünf Uhr traten die beiden Lehrkräfte, zwei ältere Schüler und drei Elfen an Deck, zogen ihre Zauberstäbe und riefen mehrmals „Repello Muggeltum!“ Das Schiff fuhr in die Mündung eines Flusses ein und an einer großen Stadt vorbei.
„Das ist Rostov am Don“, stellte ein Ukrainer fest. „Wir sind also in Russland.“
„Niemals!“, sagte ein anderer. „Wir stehen fest zusammen, vom San bis zum Don. Und das hier ist der Don!“
„Aber ihr seid doch... Ihr sprecht doch alle Russisch, oder?“, fragte Iva.
„Gerade noch Glück gehabt, Mädchen!“, antwortete Julija giftig. „Klar können wir das und mussten deshalb auch keine Prüfung machen. Deshalb sind wir aber noch lange keine Russen. Und der Don ist die Grenze.“
„Ist doch egal, wem der Don gehört. Spielen wir weiter!“, schlug ein Bulgare, der Sergej hieß, vor. Die meisten anderen waren dafür.

Um sieben Uhr gab es Abendessen, diesmal kalt und mit viel in Essig eingelegtem GemĂĽse.
„Daran müsst ihr euch gewöhnen“, erklärte Cornel den Neulingen. „In Russland gibt es im Winter kein frisches Gemüse – zumindest bei den Muggeln nicht und die Zauberer haben die Muggelküche übernommen.“
Nicoleta, deren Mutter ebenfalls viel Gemüse einlegte, fand das Essen nicht schlecht. Sie war auch nicht besonders wählerisch.

Allmählich wurde es dunkel und die weite Ebene verschwamm für die meisten mit dem Himmel. Nicoleta erkannte gerade noch, dass der Don eine Biegung machte und das Schiff in einen Seitenarm fuhr – oder war das ein anderer Fluss?
Um halb neun wurden die Erst- und Zweitklässler ins Bett geschickt. Natürlich unterhielten sich die Mädchen aber noch einige Zeit im Zimmer. Vor allem Alina kannte Schauermärchen, was in Durmstrang mit den Neulingen passierte. Die Mädchen beruhigten sich gegenseitig, dass wohl kaum alle ins Eiswasser geworfen oder gar angezündet wurden, damit sie so ihre Zauberkräfte beweisen konnten. Ein Vetter hatte Alina gar erzählt, manche Lehrer würden den Cruciatus und andere Folterflüche gegen Schüler anwenden, sobald sie in Wut gerieten.

Gegen zehn wurden die Mädchen ruhiger. Nicoleta, die nicht schlafen konnte, griff nach dem Buch ‚Der Kampf gegen Voldemort’, das erst in diesem Jahr ins Rumänische übersetzt worden war. Sie war noch nicht beim eigentlichen Kampf, aber auch Harry Potters Erlebnisse in Hogwarts interessierten sie. Ob es in Durmstrang ähnlich war?
Sie schaute sich um. Iva schien zu schlafen und auch Alina hatte die Augen zu. Mira machte noch manchmal Bemerkungen, doch auch in immer größerem Abstand.

Sie hatte es zu Hause ausprobiert: Im Gegensatz zu einem Lumos-Zauber war das Licht ihrer Augen, wenn sie sich zur Wand drehte, für einen Beobachter kaum sichtbar. Ihre Mutter, die abends regelmäßig kontrollierte, ob die Kinder schon schliefen, hatte die letzten Tage nie etwas bemerkt.
Nicoletas Augen leuchteten nicht nur hell, obwohl sie eigentlich dunkelbraun waren, sie hatte auch besondere Sehkräfte. So konnte sie beispielsweise im Dunkeln so gut sehen wie bei Tageslicht und sogar durch Wände hindurchschauen. Sie hatte lange Zeit gebraucht, um ihre magischen Augen, wie man es nannte, kontrollieren zu können – Zeit, in der sie in fremden Häusern mehrmals gegen Wände gerannt war, weil sie in den Raum dahinter geschaut hatte.
Sie wusste von ihren Eltern, dass diese Fähigkeit angeboren war, doch weder ihre Eltern noch ihre Großeltern Vladescu besaßen sie; ihre Großeltern Arcan waren gestorben, als ihr Vater noch ein kleiner Junge war, sodass er wenig über sie wusste.
Sie drehte sich also zur Kajütenwand und las, wie Harry Potter mit seinem damaligen Direktor nach Horkruxen suchte. Es lief ihr eiskalt den Buckel herunter, als sie von Voldemorts Taten las, doch irgendwo wünschte sie sich, so stark zu sein wie er. Natürlich würde sie niemand töten, doch es faszinierte sie, niemand fürchten zu müssen.
Sie bewunderte aber auch den Mut Harry Potters, der furchtlos ĂĽberlegenen Zauberern gegenĂĽbertrat.
Sie schlief ein, als sie von der Höhle, in der Dumbledore einen Horkrux vermutete, las. In ihrem Traum wurde der Horkrux zerstört und sie selbst konnte Harry einen weiteren durch die Höhlenwand zeigen.

„Dobroje utro! (Guten Morgen!)“, hörte sie eine Stimme aus dem Jenseits. Es war hell und Professor Alexejeva stand in der Kajüte. „Frühstück gibt es in einer halben Stunde.“
Die Mädchen gingen in den Waschraum, machten sich frisch und zogen sich an. Noch vor dem Frühstück wurde das Schiff langsamer. Durch die Bullaugen war ein endlos breiter Fluss und an seinem Ufer eine riesige Stadt, so groß wie Bukarest, zu sehen.
Es läutete und draußen trat eine große Menge Schüler auf die Reling. Manche hatten dunkle Haare und Schlitzaugen, die meisten aber waren blond und hatten runde Köpfe. Nicoleta lauschte, ob sie die Unterhaltungen verstand und tatsächlich ging es.
„Bleib brav und ärgere deine Schwester nicht zu sehr, Sascha!“, mahnte eine Frau einen großen Jungen. Neben den beiden stand ein Mädchen, das wohl auch Erstklässlerin war. Mutter und Kinder waren hellblond und hatten blaue Augen, was hier, anders als in Rumänien, nichts besonderes war, doch Nicoleta fiel das Mädchen aus einem Grund, den sie selbst noch nicht kannte, auf.
„Alles Gute, Mascha!“, sagte ein Mann, offenbar der Vater Saschas und des Mädchens, zu der Erstklässlerin.

Die Russen stellten ihr Gepäck in einem Vorraum ab – sie mussten ja nicht mehr übernachten. Die anderen Schüler, von denen viele noch müde wirkten, schauten sie neugierig an.
Mascha und zwei andere Mädchen traten an den Tisch, an dem Nicoleta und ihre neuen Freundinnen saßen. „Ist hier noch frei?“, fragte eine der beiden anderen, eine der Schlitzäugigen.
„Bitte schön! Nicht reserviert“, bot Mira an.
Die Russinnen setzten sich und stellten sich vor. Die Schlitzäugige hieß Amina, das andere Mädchen Gruschenka. Amina erzählte, dass sie von weither aus dem Osten kam und in Nischni Nowgorod übernachtet hatte.
„Nischni Nowgorod ist das?“, fragte Alina überrascht. „Nicht Moskau?“
„Seit wann liegt Moskau an der Wolga?“ fragte Gruschenka zurück. „Oder meint ihr, die Moskwa ist so breit, dass man kein Ufer sieht?“
„Kenn ich mich hier aus?“, fragte Nicoleta zurück. „Oder wisst ihr, an welchem Fluss Bukarest liegt?“
„An der Donau nicht, wenn du so fragst“, vermutete Mascha.
„FĂĽnf Punkte aus zwanzig“, grinste Mira. „An der Bucuresti auch nicht, die existiert nämlich nicht – die richtige Antwort heiĂźt Dâmboviţa. Wissen aber auch nicht alle Rumänen.“

„Ihr sprecht übrigens toll Russisch“, lobte Amina. „Ich könnte sicher nicht so schnell Rumänisch lernen, wenn ich zu euch müsste.“
„Du musst nicht so bescheiden sein!“, widersprach Mascha. „Sie kann genau so gut Tatarisch wie Russisch. Und Tatarisch versteht kein Europäer.“
„Aber ich habe immer schon beide Sprachen gesprochen: Tatarisch mit meinen Eltern und Russisch mit allen anderen. Ich hab nichts davon lernen müssen.“

Die Mädchen erzählten mehr voneinander. Aminas und Maschas Brüder waren begeisterte Quidditchspieler und auch Amina hoffte, möglichst bald in die Hausmannschaft zu kommen. Gruschenka liebte dagegen das Schachspiel. Nicoleta, die im Juli zum ersten Mal ihren Vater geschlagen hatte, forderte sie sofort.
Während sie redeten sah Nicoleta von Gruschenka zu Mascha. Die beiden sahen sich sehr ähnlich, aber aus irgend einem Grund interessierte die ruhige Mascha sie mehr als die lebhafte Gruschenka.

Nach dem Frühstück suchten sich Nicoleta und Gruschenka (oder Agrippina wie sie mit vollem Namen hieß) ein ruhiges Plätzchen zum Schachspielen. Das Mädchen aus Russland spielte erstklassig und schlug Nicoleta dreimal hintereinander, bis Oleg, ein Ukrainer, sie forderte.
Nicoleta ging danach allein durch das Schiff und schaute an mehreren Stellen über die Brille, die ihre magischen Augen verbarg, hinweg, ob sie durch die Wände einen Steuerraum erkennen konnte, doch fand sie nichts. Gegen eins begegnete sie Mascha, doch die beiden konnten sich nicht länger unterhalten, da zum Mittagessen gerufen wurde.

Nach dem Mittagessen fuhr das Schiff auf einem im Verhältnis zur Wolga schmalen Kanal weiter, um schließlich auf einen riesigen See zu kommen. Mascha erzählte den Rumäninnen, dass der See „Onegasee“ hieß und einer der größten Seen Europas war und ließ sich von ihnen ‚Summenfeuer’ erklären, während das Schiff über den See fuhr.
Nach zwei Runden unterbrach jedoch Professor Valescu: „Wir haben es leider nicht ganz bis zum Mittagessen geschafft, aber Sie wollen sicher Ihre Testergebnisse hören.“
Alina hatte ein „überdurchschnittlich“, womit sie, wie Professor Valescu sagte, um einen Pflichtkurs herumkam. Mira und Petre dagegen hatten lediglich ein „im Rahmen“, was bedeutete, dass sie zwar das erste Schuljahr mit den anderen besuchen durften, jedoch zusätzlich den Sprachkurs machen mussten.
Cosmin hatte wie Alina ein „überdurchschnittlich“. Nicoletas Herz klopfte, als Valescu ihre Arbeit zog.
„Was meinen Sie, Domnisoara Arcan?“, fragte er.
„Hab ich nicht bestanden?“
„Nicht bestanden?“ Er lachte auf. „Sehen sie selbst!“ Er gab ihr das Pergament in die Hand. Rechts oben stand deutlich ‚Brillant“
„Sie haben keine russischen Verwandten?“, fragte der Lehrer. Nicoleta schüttelte den Kopf.
„Dann können Sie stolz sein. Die Kollegin sagt, sie kann sich nicht erinnern, dass ein nichtslawischer Muttersprachler jemals so gut war.“
„Streberin!“, zischte Mira neidisch. Nicoleta freute sich darauf, ihren Eltern das Ergebnis mitteilen zu können. Ihr Vater würde stolz auf sie sein und wenn es im Herbst ähnlich weiterging wohl großzügige Namenstagsgeschenke „springen lassen“.

Das Schiff verließ den Onegasee, fuhr auf einem Fluss weiter und schließlich wieder aufs offene Meer. Nicoleta hörte mit, wie sich einige Russen darüber unterhielten, dass neuerdings Muggelstämmige in Durmstrang zugelassen wurden.
„Nirgends hat man seine Ruhe vor diesen Schlammblütern“, klagte ein Mädchen.
„Halt doch das Maul, Anastasia Simejonovna“, giftete eine andere. „Weiß der Dementor, wie viele Muggel du unter deinen Vorfahren hast.“
„Meine liebe Katerina Alexejevna, ich fordere Sie hiermit zum Duell!“
„Niemand fordert hier niemanden!“, rief ein groĂźes Mädchen laut. Nicoleta erinnerte sich, dass sie schon seit Constanţa mitgefahren war, ihr fiel aber der Name nicht ein. Sie hatte lange, braune Haare und ihr Gesicht war stark geschminkt, was nicht zu ihrer an sich unweiblichen Figur passte, denn ihre BrĂĽste waren kaum erkennbar und sie hatte Schultern wie ein erwachsener Mann.
„Schon gut, Anetschka!“, sagte Anastasia resigniert.
„Brav, Nasti! Und das Wort mit ‚Sch’ höre ich ebenfalls nicht mehr von dir. Ist das klar?“
„Klar!“

Professor Valescu befahl den Schülern, sich umzuziehen. Zwar war derzeit noch Sommeruniform, also kein Pelz, vorgeschrieben, doch die Tuniken waren zur Freude der Mädchen wärmer als die Kleidung, die sie vorher getragen hatten. Einige zogen sogar die Mäntel über, denn für Rumänen, Bulgaren und Südukrainer war es bereits empfindlich kalt.

Das Schiff verließ das Meer und fuhr durch eine Landschaft voller Seen und Flussläufe, die sich durch riesige Nadelwälder zogen. Orte schien es hier kaum zu geben. Für Nicoleta eine fremde, faszinierende Gegend. Fast alle Erstklässler traten auf das Deck, zumal es immer noch hell war, obwohl es fast schon sieben Uhr war.
Sie fuhren wieder über einen See, an dessen Ufer ein weitläufiges Schloss stand. Es war von einer hohen Ziegelmauer umgeben, die nur einige goldene Kuppeln überragten. Das Schiff hielt genau darauf zu. Schon erkannte Nicoleta die riesigen grünen Lettern in kyrillischer Schrift: „Durmstragngska Akademija Magij;– Zauberakademie Durmstrang.“
Nicoleta war gespannt. Dieses Schloss bot sicher ähnlich viele Geheimnisse wie Harry Potter in Hogwarts herausgefunden hatte – und sie würde ihnen auf den Grund gehen.

Zunächst einmal legte das Schiff vor dem riesigen, offenen Tor an, in dem ein spitzbärtiger Zauberer in einem langen Gewand stand. Die mitfahrenden Lehrer zählten die Schüler nochmals durch und sagten, dass das Gepäck von den Elfen gebracht würde.
„Willkommen in Durmstrang!“, sagte der Zauberer im Torbogen. „Mein Name ist Geralejew, Rodion Simejonowitsch. Ich bin der Direktor dieser Schule und heiße alle, vor allem die Neuen, willkommen! Bitte folgen Sie mir auf unser Gelände.“


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