von Hermine Snape
Kapitel 17 - Neue Pläne
Als Ginny den Gang entlang rannte, stieß sie einen lauten Freundenschrei aus. Alles war glattgelaufen, sie hatte es geschafft! Am Abend würde sie sich mit Hermione beraten, welche Streiche sie noch aushecken konnten. Sie hatte kein Interesse daran, ihren Professor zu erpressen, aber der Gedanke daran, dass sie zur Not auf diese Alternative zurückgreifen konnten, war beruhigend. Würde er ihnen Schwierigkeiten machen, würden sie es tun. Still und heimlich, niemand würde von seinen Geheimnissen erfahren, wenn er keine von ihren preisgeben würde.
"Allerdings wäre es mir lieber, wenn es nicht so weit kommen würde", meinte Hermione zu den Darlegungen ihrer Freundin. "Dass wir uns ohne Probleme mit ihm anlegen können haben wir bewiesen, aber es wäre zumindest für mich nicht angenehm, mich so gegen ihn stellen zu müssen."
Ginny nickte. "Und es wäre gefährlich, er ist uns klar überlegen, auch wenn wir ihn doch auf eine Art in der Hand haben. Wir dürfen nicht annehmen, er hätte keine Mittel, mit denen er sich uns zur Wehr setzen könnte, wenn es denn so weit kommen sollte. Ein einfacher Trank oder ein bisschen Legilimentik, und das in Zusammenarbeit mit Dumbledore, und wir sind erledigt. Aber das wird schon alles gutgehen!", schloss sie optimistisch.
Hermione grinste. "Wenn Du das sagst! Dann mal los, welche neuen Ideen hast Du?"
"Ich hab noch nicht wirklich drüber nachgedacht, aber wie wäre es zum Beispiel mit einer gewaltigen Kesselexplosion?"
"Die so gewaltig ist, dass wir die Stunde frei kriegen und vielleicht ein bisschen was von seinen Sachen zerstört wird oder so?"
"Genau! Es wäre sinnvoller, wenn Du das machen würdest, oder?"
"Ja, mich lässt er ganz sicher nicht zum Putzen da, gibt mir kein Nachsitzen und ich kann es vielleicht etwas geschickter anstellen", meinte Hermione.
"Habt ihr morgen Zaubertränke?", fragte Ginny.
"Nein, erst Montagmorgen wieder. Lass es morgen, es reicht, wenn ich am Montag wieder mit so etwas reinplatze."
Die Andere wirkte höchst zufrieden. "Einverstanden!"
***
"Was ist, eine Runde Zauberschach?", fragte Ginny ihren Bruder, als sie neben Harry und Hermione im Gemeinschaftsraum saßen und die beiden noch mit Hausaufgaben beschäftigt waren.
"Hast Du es in Deinem Schlafsaal oder hab ich das letzte Woche mit hoch genommen?"
"Ich hol's."
Ein paar Minuten später kehrte Ginny mit dem Spiel zurück und winkte Ron zum Kamin hinüber um die Arbeitenden nicht zu stören.
Sie zockte ihn gnadenlos ab, was ihn so sehr deprimierte, dass er breeits nach drei Runden zu Bett gehen wollte.
"Oh nein, mein Lieber, Du bleibst hier!", befahl sie lachend. "Du schlechter Verlierer!"
"Schon gut", gab er sich geschlagen. Dann fragte er ernst: "Ginny, Du weißt nicht zufällig, warum sich Hermione so komisch benimmt, oder?"
"Komisch benimmt?"
"In Zaubertränke."
"In Zaubertränke?" Sie hoffte, dass ihn ihre schlechte Reaktion nicht auf etwas schließen ließ. Wie konnte sie sich nur so ungeschickt anstellen?!
"Ja, sie legt sich manchmal ziemlich heftig mit Snape an, das ist man von ihr gar nicht gewöhnt. Ist schon merkwürdig", erklärte Ron.
Ginny zog eine Augenbraue hoch. "Ich hab keine Ahnung, aber hast Du schon darüber nachgedacht, dass sie vielleicht ihre Grenzen testet? Das würde bei Snape sicher gut klappt. Ich komme auch immer wieder auf die Idee, meinen Schabernack mit ihm zu treiben, das funktioniert bei ihm einfach prächtig. Mach Dir keine Gedanken darum."
Ron nickte nachdenklich. "Du hast recht, sie war so lange das stille Mädchen von nebenan, jetzt lebt sie eben auch mal eine andere Seite aus."
Ginny atmete erleichtert auf. "So wird es sein."
Sie warf einen Blick hinüber zu Harry und Hermione. Diese erwiderte den Blick. Sie hatte das Gespräch angespannt mitverfolgt und warf ihr einen überaus dankbaren Blick zu. Ginny lächelte. Dann erhob sie sich mit der Ankündigung "Ich geh ins Bett!" und verschwand.
***
In der Großen Halle war am nächsten Morgen nicht viel los - Professor McGonagall war nicht da, deswegen hatten viele in der ersten Stunde keinen Unterricht. Zu ihnen gehörte auch Ginny.
Sie beschloss, den frühen Morgen zu nutzen und ihre Hausaufgaben für Zauberkunst zu machen, die sie tags zuvor vergessen hatte. Zu gerne hätte sie ausgeschlafen, aber was getan werden musste, musste nun einmal getan werden.
Das frühe Aufstehen erwies sich jedoch trotzdem als unnötig, denn bereits nach einer halben Stunde war sie fertig. Sie hatte noch anderthalb Stunden Zeit, denn die zweite Stunde war eine Freistunde. Sie packte ihre Sachen zusammen und trug sie nach oben in ihren Schlafsaal. Dann schlenderte sie durch den Gemeinschaftsraum auf das Portrait der Fetten Dame zu. Am Schwarzen Brett las sie die Meldung, dass dieses Wochenende ein Ausflug nach Hogsmeade anstand. Sie stieg durch das Portraitloch raus um einen Spaziergang an den Rand des Verbotenen Waldes zu machen.
Das Wetter war herrlich. Die Sonne strahlte und beleuchtete Hogwarts aus einer Perspektive, die es wie ein Märchenschloss aussehen ließ. Ein leichter Wind ließ die Kronen der Bäume des Verbotenen Waldes rascheln, die spätherbstlich bunten Blätter sausten und segelten mit dem Wind. Es würde wahrscheinlich einer der letzten schönen Tage dieses Jahres sein, für Ende November war es ungewöhnlich warm.
Zehn Meter von seiner Hütte entfernt unterrichtete Hagrid ein paar Drittklässler, die äußerst interessiert den Inhalt einer riesigen Holzkiste betrachteten.
Bald würden die Weihnachtsferien beginnen, die sie, zusammen mit Hermione, Harry und all ihren Brüdern, ausgenommen Percy, im Fuchsbau verbringen würde. Charlie würde aus Rumänien anreisen, um mit seiner Familie zu feiern. Sie freute sich darauf, ihn zu sehen.
Ja, es würde sicherlich ein schönes Fest werden. Sie würde es mit ihrer Familie und ihren besten Freunden verbringen...
... die jetzt ein Paar waren. Ginny ermahnte sich, mit diesem Thema abzuschließen.
Dadurch, dass sie der Wette zugestimmt hatte und es so spielerisch entschieden worden war, wer Harry gewinnen würde, war es ihr viel leichter gefallen hinzunehmen, dass Hermione nun mit ihm ging. Sie hatte dafür gekämpft, dass diese mit ihm glücklich werden konnte, indem sie sie bestärkt hatte, die Sache mit Snape zu beenden. Andererseits machte es ihr aber auch einen Höllenspaß, den griesgrämigen Meister der Zaubertränke auf die Palme zu bringen. Sie würde noch ein Jahr länger mit ihm auskommen müssen. Sie mit ihm, nicht er mit ihr. Denn wenn Hermione die Schule verlassen hatte, hätte sie nicht mehr viel gegen ihn in der Hand. Das Argument, sich für eine Freundin rächen zu wollen, die er angeblich gegen ihren Willen verführt habe, würde wohl kaum ziehen...
Trotzdem, dieses Jahr war ihr persönlicher Höhepunkt in ihrer Schulzeit, und er dauerte noch an. Das musste sie ausnutzen!
Fred und George hatten fast sechs Jahre lang einen Streich nach dem anderen ausgeheckt, wo sie hingegangen waren, war etwas passiert - sie waren dennoch nie von der Schule geflogen. Sie waren freiwillig gegangen.
Fred und George! Das war die Idee! Sie würden jetzt Geld sparen und in den Weihnachtsferien würden sie dann einen ausgiebigen Bummel durch Wealseys Zauberhafte Zauberscherze machen.
'Viel Spaß, Snape!', wünschte sie ihm im Stillen.
*
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