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Fanfiction

Kann es Friede geben? - Trauerfeier

von AnimaMundi

So, endlich die Trauerrede. Ich habe an dieser Rede sehr lange gefeilt und erst die zehnte Version hat mich endlich überzeugt. Ich bitte hier wirklich um eure Meinung! Diese Rede lag mir sehr am Herzen. Wenn ihr eure Meinung nicht öffentlich schreiben wollt, dann reicht auch ne PN. Ich hätte nur wirklich gerne speziell zu der Rede ein ehrliches Feedback.

So, jetzt aber viel Spaß!

@ ginnygirl: Re-Kommis gibt's in meinem FF-Thread! =)




Ein Sonntagmorgen im Mai mit schönem Wetter veranlasste die Schüler aus Hogwarts schon seit Jahren oder Jahrzehnten dazu, guter Stimmung zu sein. Der 10. Mai 1998 sollte leider nicht dazu gehören. Die vergangenen acht Tage – und Harry kam es so vor als wäre schon eine Ewigkeit her – waren nur so dahin geschmolzen und nun stand die Trauerfeier zu Ehren der Gefallenen kurz bevor.
Es war keine ausgelassene Stimmung, kaum jemand hatte eine Laune, die dem Wetter entsprochen hätte, und vor allem war besonders an diesem Tag keiner wirklich glücklich. Da waren zwar noch die wenigen Menschen, die niemanden Nahestehenden verloren hatten, aber diese waren in hoffnungsloser Unterzahl. Außerdem teilten sie die allgemeine Trauer der Hinterbliebenen.
Alles in Allem war dieser zweite Mai-Sonntag kein schöner Tag, auch wenn die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel strahlte.
Hoch oben im Gryffindor-Schlafsaal, den Harry, Ron, Neville, Dean und Seamus sich teilten, war die Stimmung zwar grundlegend gedrückt, aber in diesem Moment war sie doch sehr gereizt.
Dean und Seamus waren zwar nicht anwesend, dafür aber Ginny, Hermine und Harry.
„Ich kann doch keinen smaragdgrünen Umhang tragen! Das ist eine Trauerfeier! Trau – er – fei – er! Verstehst du? Da muss man doch schwarz tragen!“, regte sich Harry bei seiner Freundin auf.
„Aber der Umhang steht dir! Er passt zu deinen Augen! Die Todesser haben auch alle schwarz getragen und deswegen denke ich nicht, dass du schwarz tragen solltest.“, entgegnete ihm Ginny.
Genervt sah Harry von Ginny zu Hermine, die sich auf Rons Bett gesetzt hatte und die beiden beobachtete. Ron selbst war gerade im Bad und duschte.
„Hermine, du denkst doch auch, dass ich schwarz tragen sollte, oder?“, fragte er sie mit einer Stimme, die nur eine Zustimmung zuließ.
„Also prinzipiell trägt man wirklich schwarz bei solchen Anlässen. Wobei in Japan zum Beispiel, da ist ja die Trauerfar-...“
„Siehst du Ginny!“, fuhr Harry dazwischen, „Hermine ist auch der Meinung, dass ich schwarz tragen sollte.“
Ginnys Gesicht nahm allmählich eine Rotfärbung an, die sich ganz furchtbar mit ihrer Haarfarbe biss. Sie trat demonstrativ von Harry weg und als sie sprach bebte ihre Stimme vor halb unterdrückter Wut:
„Okay, bitteschön! Du kannst das ja auch alleine machen!“
Das Wort 'alleine' betonte sie dabei mit vorwurfsvoller Stimme.
Sie wandte sich um und verließ den Schlafsaal wutentbrannt. Verwirrt sah Harry erst zu Hermine und dann zu Ron, der verwirrt aus dem Bad kam – nur mit einem Handtuch um den Hüften.
Hermine folgte Harrys Blick und mit einem Mal wurde sie ganz rot im Gesicht und wandte sich wieder Harry zu. Sie wollte zuerst etwas sagen, doch dann verkniff sie es sich wieder.
Ron sah nur verwirrt zur Tür und dann zu Harry.
„Was war'n los?“, fragte er neugierig. Harry seufzte und antwortete ihm wahrheitsgemäß:
„Ich habe keinen blassen Schimmer!“
Bei diesen Worten fing sich Hermine wieder und schüttelte bedeutungsvoll den Kopf.
Harry starrte sie an und gereizt fragte er: „Was? Was ist denn?“
Er setzte sich ihr gegenüber auf sein Bett und sah sie eindringlich an. Ron hingegen, der erstens nicht wusste, was gerade los war, und zweitens immer noch halb nass war und deswegen fröstelte, verschwand wieder im Badezimmer.
Hermine sah Harry in die Augen und fragte dann vorsichtig:
„Du weißt wirklich nicht, was los ist, oder?“
Harry schüttelte den Kopf und wurde langsam ungeduldig. Was hatte er getan, dass Ginny so sauer sein konnte?
Hermine lächelte, was Harry aber noch ungeduldiger machte. Genervt hakte er nach:
„Was, bei Merlins Stoppelbart, hab' ich jetzt falsch gemacht?“
„Harry, du darfst nicht immer nur 'jetzt' betrachten. Bist du vielleicht mal auf die Idee gekommen, dass Ginny wegen irgendetwas enttäuscht ist?“, fragte Hermine, wobei sie eine besondere Betonung auf dieses irgendetwas legte, das Ginny hätte enttäuschen können.
Harry dachte angestrengt nach.
Hermine seufzte und half ihm weiter auf die Sprünge:
„Hast du gemerkt, dass sie eben ein bestimmtes Wort besonders betont hat?“
Harry überlegte genauer und dann antwortete er:
„Sie hat 'alleine' so merkwürdig betont, so...“
„Vorwurfsvoll?“, half Hermine aus.
Harry nickte nur und machte dann wieder ein nachdenkliches Gesicht.
„Okay, dann überlegen wir mal weiter. Sie wollte dir damit etwas verdeutlichen. Irgendetwas, was du eventuell gesagt haben könntest, wo das Wort 'alleine' drin vorkam?“, fragte sie unterstützend weiter.
Harry dachte angestrengt nach, aber irgendwie kam er nicht drauf. War es vielleicht so offensichtlich, dass er es übersah? Oder war es einfach nur eine Kleinigkeit gewesen?
„Oh Gott, Harry! So dermaßen schusselig kannst auch nur du sein!“
Harry gab es auf darüber nachzugrübeln, sondern fragte gerade heraus:
„Hermine! Was – habe – ich – falsch – gemacht?“
Mit der linken Hand massierte Hermine ihre linke Schläfe und erklärte ihm dann:
„Du warst gestern einfach nur ziemlich rüde. Als du raus gegangen bist und Ginny mitkommen wollte. Erinnerst du dich?“
Harry nickte.
„Gut! Erinnerst du dich auch, wie du ihr das Wort 'alleine' einfach so entgegengeworfen hast? Total unfreundlich?“
Langsam fiel auch bei Harry der Sickel. Hermine schien das an seinem Gesicht zu erkennen und meinte dann:
„Wenn du einen Tipp von mir willst: Trag' den Umhang, den Ginny dir vorgeschlagen hat und entschuldige dich.“
Harry sah sie an und fragte unsicher:
„Aber was ist denn mit der Trauerfarbe schwarz? Ich dachte-...“
Hermine unterbrach ihn und meinte trocken: „Da bin ich mir gerade nicht so sicher. Mach es einfach, wenn dir Ginny mehr bedeutet, als das, was die Leute über dich denken könnten.“
Harry besah sich noch einmal den Umhang und fuhr mit seinen Fingern über den Stoff. Ginny war ihm definitiv wichtiger als die Meinung der Leute. Er würde den Umhang also tragen.
Er seufzte noch einmal und da war das Zeichen für Hermine, dass dieses Thema abgeschlossen war. Sie sah Harry allerdings weiterhin an und meinte:
„Und? Was ist nun mit der Rede? Hast du die schon fertig?“
Harry schüttelte den Kopf.
„Aber Harry! Die Trauerfeier beginnt in nicht einmal einer halben Stunde!“, erklärte sie ihm und dabei fiel ihr wieder etwas ein. Sie ging zur Badezimmer-Tür und rief:
„Ron, beeil' dich doch mal! Wir müssen gleich los!“
Die Badezimmer-Tür ging auf und Ron – immer noch nur mit einem Handtuch bedeckt – trat heraus.
„Ja ja ja, ist doch gut Hermine! Wir kommen schon nicht zu spät!“, warf er ein und huschte zu seinem Schrankkoffer. Er kramte ein paar Sachen heraus und meinte dann enttäuscht:
„Ich hab irgendwie keinen Umhang, der zu dieser Sache passt!“
Harry nahm einfach seinen schwarzen Umhang und warf ihn Ron zu:
„Guck doch mal, ob er dir passt.“
Ron musterte erst den Umhang und dann Harry.
„Bist du dir da sicher? Was willst du denn tragen?“, fragte er neugierig.
Harry hielt nur seinen smaragdgrünen Umhang hoch und erklärte:
„Ginny hat mir dazu geraten und ich will ihr den Gefallen tun.
„Aha...“ war das Einzige was Ron dazu zu sagen hatte und deshalb wandte er sich an Hermine:
„Meinst du, du kannst unten warten? Ich würde mich gerne umziehen...“
Hermine wurde wieder rot und huschte schnell hinaus.

Als Ron und Harry in den Gemeinschaftssaal der Gryffindors runtergingen, trafen sie auf Hermine und noch einige andere Gryffindors. Hermine trug ein schlichtes schwarzes Kleid, das bodenlang war. Auf einen Umhang hatte sie verzichtet, wie alle Mädchen, die Harry im Gryffindor-Gemeinschaftsraum sehen konnte. Hermine trug ihr Haar offen, hatte sich aber mit einer Spange eine Lilienblüte hinter ihr Ohr gesteckt. Ron küsste sie auf die Wange, aber niemand sagte etwas. Im stummen Einvernehmen wandten sie sich zum Porträtloch und die Gryffindors folgten ihnen automatisch. Auf dem Weg nach unten gesellte sich Neville zu ihnen. Er trug einen weinroten Umhang auf dessen linker Seite Gryffindors Wappen prangte.
Harry sah ihn an und lächelte über diese Idee. Neville lächelte gequält zurück und fragte vorsichtig:
„Meinst du nicht, dass das etwas zu viel ist? Meine Oma hat mir den gegeben und meinte, dass ich das Recht dazu hätte, sowas zu tragen. Ich find' das ja furchtbar nett, aber-...“
„Neville, wenn es jemanden gibt, der das tragen sollte, dann bist du das!“, unterbrach Harry Nevilles Zweifel.
Neville schien sich darüber zu freuen und sein Lächeln wirkte nun weniger gequält. Ron grinste Harry an und auch Hermine konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Als die Gryffindors schließlich die Eingangshalle erreicht hatten, trafen sie auf weitere Menschen, die zum Ausgang drängten. In der Menge wurde Harry von seinen beiden besten Freunden allerdings abgedrängt. Er versuchte sie wiederzufinden, aber es waren zu viele Leute. Es waren so viele Menschen, dass Harry sich wunderte, dass sie alle hier in Hogwarts gewesen sein konnten. Als er aber Rita Kimmkorn entdeckte, wurde ihm klar, dass es ja auch noch mehr Gäste gab und vor allem die Presse. Er duckte sich weg, als Rita Kimmkorn sich in seine Richtung wandte. Sie schien etwas oder jemanden zu suchen und Harry konnte sich des Gedankens nicht entledigen, dass er dieser Jemand war.
„Na, Harry! Soll ich dir suchen helfen?“, fragte eine träumerische Stimme neben ihm und schon beugte sich Luna neben ihn.
„Ich-... ich suche doch gar nichts.“, erwiderte Harry verdutzt. Luna sah ihn an und fragte neugierig:
„Aber warum bist du dann hier unten?“
„Die Kimmkorn huscht hier irgendwo rum und ich will ihr nicht in die Arme-...“
„Harry! Da bist du ja! Schön, dass ich dich endlich finde!“, erklang eine nur allzu bekannte Stimme und ein noch viel bekannteres Kratzen einer Flotte-Schreibe-Feder.
„Klasse...“, knurrte Harry.
Rita war nun schon bei ihnen und Harry richtete sich auf.
Die Feder kritzelte schon auf dem Pergament herum und das, obwohl Harry noch überhaupt nichts gesagt hatte. Typisch!
„Harry, wie geht es dir nun, nachdem du der große Held und alleinige Sieger über das Böse schlechthin geworden bist? Wie sieht es bei dir aus, hast du nun Zeit, dich um die Liebe zu kümmern? Für einen jungen Mann, der so lange im Untergrund war, muss es doch ein großes Bedürfnis nach weiblicher Aufmerksamkeit geben! Oder haben sie ihre Liebe zu ihrer alten Jugendliebe Hermia Granker wiederentdeckt? Sie hat sie doch begleitet, richtig? Ich meine, wenn man so lange Zeit zusammen unterwegs ist, dann ist das ja nur verständlich! Haben sie schon überlegt zu heiraten?“, ratterte Rita wie verrückt herunter und sah Harry erwartungsvoll an.
Harry sah sie vollkommen verdattert an. So viel Mist konnte sich doch nicht einmal Rita Kimmkorn ausdenken!
Er sah sie eindringlich an und erklärte ihr dann mit übertriebener Freundlichkeit:
„Ich muss Sie leider enttäuschen, aber mir fehlt bedauerlicherweise die Zeit mich näher mit Ihrem Schwachsinn zu beschäftigen. Vielleicht können wir das ja nachholen bei einem Gläschen von Professor Slughorns bestem 'Sud des lebenden Toten'?“.
Er sah zu Luna und erklärte dann lächelnd:
„Luna, du hast doch auch viel zum Kampf beigetragen! Du solltest interviewt werden! Vielleicht interessiert sich Mrs. Kimmkorn ja für den schrumpfhörnigen Schnarchkackler!“
Lunas Miene hellte sich auf und schon begann sie Rita mit allem, was ihr zum schrumpfhörnigen Schnarchkackler einfiel, zu erschlagen.
Ritas Gesicht schien eine Mischung aus Verwirrung und Enttäuschung darzustellen, als Harry sich durch die Menge von ihr wegbewegte.

Als Harry endlich das Schlossportal hinter sich gelassen hatte, erkannte er am See eine dreiteilige Tribünenformation. Sie waren im Quadrat angeordnet, wobei die eine Seite des Quadrates offen blieb und somit zum See geöffnet war.
Harry ging zum See und an den Tribünen angekommen, erkannte er, dass zwischen dem Rednerpult, das mit dem Rücken zum See aufgebaut war, und dem See selbst die 55 Särge aufgebahrt waren. Elf Särge in fünf Reihen. Dort lagen sie alle.
Harry spürte einen Kloß im Hals. Auf einigen der Särge waren Blumenkränze abgelegt worden, an anderen standen noch Menschen und trauerten um ihre Liebsten.
Ein Sarg fiel Harry besonders ins Auge. Er war ganz hinten links und war ohne Blumen und niemand scharte sich um den Sarg.
Er ging zu diesem Sarg und als er davor stand, las er:
'Severus Snape - *1960 - †1998'
Harry sah sich um. Niemand war hier um Severus Snape zu ehren und auch wenn Harry Snape nie hatte leiden können, empfand er es als ungerecht, dass ausgerechnet der Mann, der so viel für den Kampf gegen Voldemort geopfert hatte, unbeachtet blieb. Er spürte wie jemand zu ihm trat.
Er sah sich um und neben ihm stand Hermine. Mit trauriger Miene betrachtete sie Snapes Grab und hob dann ihren Zauberstab.
Aus seiner Spitze trat ein Bündel Lilien hervor, welches sie nun in die Hand nahm und Harry übergab.
„Ich denke, auch wenn er es nicht zugegeben hätte, wäre er froh darüber gewesen, wenn der Sohn seiner großen Liebe ihm diese Ehre erweisen würde.“, erklärte sie.
Harry nickte stumm, nahm die Blumen und legte sie auf den Sarg. Er blieb noch ein paar Minuten dort stehen, bis Professor McGonagall zu ihnen trat:
„Mr. Potter? Es wird Zeit, die Leute haben bereits ihre Plätze eingenommen.“
Harry erwiderte nichts, sondern nickte einfach nur. Professor McGonagall entfernte sich von ihnen und Hermine legte ihre Hand auf seine Schulter. Dann ging auch sie zu den Tribünen.
Harry blieb noch eine Sekunde und ließ den Blick über den See schweifen. Er sah ein paar Tentakeln am Ufer liegen. Bei dem Wetter räkelte sich der Krake gerne in der Sonne.
Erstaunt erkannte Harry, dass an einem der Tentakel eine riesige schwarze Schleife befestigt war, wo in großen silbernen Lettern zu lesen war: 'Für Fred!'
Unwillkürlich musste Harry lächeln und dachte an George.
Schließlich wandte er sich wieder ab und ging die Stufen zum Rednerpult hinauf. Professor McGonagall hatte ihm gesagt, dass er die einzig Rede halten würde und somit, war niemand da, der ihn ankündigte. Er würde reden müssen.
Als ihm das wieder in den Sinn kam, stieg ihm sein Herz bis zum Hals und mit einem Mal war er sich unsicher, ob seine Ãœberlegung so schlau gewesen war. Er hatte lange damit verbracht die Rede zu schreiben, aber irgendwann war er zum Schluss gekommen, dass er diese Rede nicht vorbereiten wollte. Er wollte einfach vom Herzen weg reden. Doch genau dieses blockierte ihm jetzt die Stimme.
Er war oben am Rednerpult angekommen und die Menge beobachtete ihn gebannt. Es waren hunderte Menschen und Harry wurde noch nervöser. Wieso musste er das tun?
Er hatte es versprochen und nun gab es kein zurück. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen. Er wusste, wie er die Rede beginnen wollte und das würde er auch durchziehen!
Er sah in die Menge und erkannte Ron gleich in der ersten Reihe. Hermine saß neben ihm und ihre Hand hatte die Rons ergriffen. Auf Rons anderer Seite reihten sich die restlichen Weasleys.
Sie alle blickten zu ihm, doch sein Blick blieb bei Ginny hängen. Sie sah ihn liebevoll an. Anscheinend freute sie sich, dass er doch den Umhang trug, zu dem sie ihm geraten hatte.
Etwas beruhigt sah Harry nun weiter nach hinten in die große Menge. So viele Leute waren dort. Neville neben seiner Großmutter, Luna und ihr Vater und Kingsley.
Harry räusperte sich und begann dann zu sprechen. Seine Stimme klang nun fest und entschlossen:
„Es ist schwierig einen Sieg zu feiern, wenn man sich fühlt, als hätte man verloren. Und auch im Angesicht der Tatsache, dass Tom Riddle, beziehungsweise Voldemort, besiegt ist, “ - die Menge stockte, als er den Namen nannte - „können wir nicht so einfach froh sein. Zu tief sitzt der Schmerz.
Das Erste, was ich ihnen allen heute nahe bringen möchte, ist folgendes: Nennt ihn beim Namen! Dieser Mann, der sich selbst in seinem Größenwahn 'Lord Voldemort' nannte, ist tot! Er ist tot und wird niemandem etwas tun können! Nie wieder! Unsere Freunde und Verwandten sollen nicht gestorben sein, nur damit wir, die Überlebenden, noch weiterhin Angst haben! Angst vor einem Namen! Ich nenne ihn bei seinem wahren Namen Tom Riddle, denn im Tod ist er nicht mehr und nicht weniger als der Mensch Tom Riddle.“
Der Erste, der reagierte, war Ron. Er stand auf und applaudierte als Einziger. Die Leute wandten ihre Blick zu ihm und im selben Moment erhoben sich erst Hermine und dann die restliche Weasley Familie. Nach und nach setzten ein allgemeiner Applaus ein.
Harry hoffte inständig, dass die Leute es sich endlich abgewöhnen würden, diesen Namen zu vermeiden. So viel Respekt hatte Tom Riddle nicht verdient.
Harry fuhr fort und ließ damit den Applaus verebben:
„Tom Riddle hat uns allen etwas genommen. Mir hat er meine Eltern, meinen Paten und viele gute Freunde genommen! Sein Terror hat uns alle etwas gekostet, denn darum sind wir heute hier. Wir sind hier, um jene zu ehren, die, wie wir selbst, gegen ihn in den Kampf gezogen sind. Sie haben diesen Mut mit ihrem Leben bezahlt und ich könnte hier versuchen tröstende oder aufbauende Worte zu finden, aber es wäre nicht das, was ich fühle. Ich denke immer wieder daran, wie unfair es ist, dass all diese wunderbaren Menschen gestorben sind! Und wir alle fühlen dies, weil es unser Recht ist, jene zu verfluchen, die uns die Menschen genommen haben, die wir lieben.“
Harry legte ein kurze Pause ein. Die Menge betrachtete ihn schweigend und wartete auf das, was er noch zu sagen hatte.
Er atmete noch einmal tief durch und fuhr dann fort:
„Was hat Tom Riddle so böse werden lassen? War er böse, weil er die schwarze Magie beherrschte wie vermutlich kein anderer vor ihm? Was hat Severus Snapes dazu veranlasst Tom Riddle auszuspionieren und auch Dumbledores letzten Wunsch zu erfüllen – und zwar Dumbledores Leben ein Ende zu setzen, wenn er darum bat? Wieso kam Colin Creevey zurück, um wie ein Mann zu kämpfen?“
Harry bemerkte, wie die Leute tuschelten. Sie schienen erstaunt darüber, dass ausgerechnet Harry so positiv über Snape sprach.
„Tom Riddle war ein mächtiger Zauberer, seine Fähigkeiten schienen unbegrenzt zu sein. Wurde er böse, weil seine Fähigkeiten es ihm ermöglichten? Severus Snape war der fähigste Okklumentiker, den ich je kennengelernt habe. War er deshalb Dumbledores Spion in Riddles Reihen? Colin Creevey war noch minderjährig und nicht fertig ausgebildet. Starb er nur, weil seine Fähigkeiten nicht ausreichten?“
Die Menge tuschelte nicht mehr, sondern ein verlegenes und überlegendes Schweigen brach über sie.
„Nein!“, antwortete Harry schlicht und einfach auf seine eigene Frage.
„Ein weiser Zauberer hat vor Jahren mal zu mir gesagt: 'Viel mehr, als unsere Fähigkeiten, sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.'“
Er ließ diesen Satz erst einmal wirken, dann fuhr er fort:
„Tom Riddle wurde zu Lord Voldemort, weil er sich dazu entschied, der mächtigste Zauberer aller Zeiten zu werden und alle Muggel und – in seinen Augen – niederen Geschöpfe beherrschen zu wollen. Es war seine eigene Entscheidung. Nicht seine Fähigkeiten.
Severus Snape war immer auf unserer Seite, nicht weil er die entsprechenden Fähigkeiten hatte, sondern weil er sich dazu entschieden hatte mit allem was er konnte gegen Tom Riddle zu arbeiten. Riddle hatte ihm das Liebste auf der Welt genommen und so entschied er sich dafür, gegen ihn zu kämpfen. Und das tat er bis zum Schluss, bis zu seinem Tod. Noch im Sterben stand er mir zur Seite. Es war seine Entscheidung. Nicht seine Fähigkeiten.
Colin Creevey starb im Kampf, weil er kämpfen wollte. Er hatte sich entschieden, nicht nur herumzusitzen und nichts zu tun. Sein überschäumender Enthusiasmus war bei uns Gryffindors sehr bekannt und ich selbst habe es zu spüren bekommen.“
Harry lächelte ein wenig, als er daran dachte, wie Colin ihn damals zum ersten Mal gefragt hatte, ob er ein Foto machen dürfte.
"Es war seine Entscheidung zu kämpfen. Nicht seine Fähigkeiten!“
Wieder machte er ein Pause und überlegt kurz. Wollte er noch weiteren Leuten gedenken?
„Es tut mir unendlich Leid, dass ich nicht all diese Menschen, die für die gute Sache ihr Leben geben mussten, kennenlernen konnte. Ich konnte ihnen nicht von Angesicht zu Angesicht danken, dass sie bis zum Schluss an mich und meine Mission geglaubt haben. Dass sie bis zum Schluss gegen Tom Riddle kämpften.“
Harry unterdrückte seine Tränen. Er musste jetzt stark bleiben.
„Ich würde gerne zu jedem etwas sagen können und ihm wirklich die Ehre erweisen und jedem hier und jetzt danken. Aber ich persönlich möchte vor allem noch drei Menschen gedenken, die mir sehr am Herzen lagen. Jedem weiteren wäre es ungerecht gegenüber, da ich sie nicht gut genug kannte.
Einen Mann, von denen, die hier liegen, kannte ich gut. Remus Lupin! Mitglied des Ordens des Phönix, seit seinem Abschluss an dieser Schule, Freund meines Vaters, mein Lehrer und auch ein Werwolf. Viele wissen es ja, aber für all jene, die es nicht wussten: Remus Lupin war ein Werwolf.“
Die Menge raunte und Harry fuhr mit erhobener Stimme dazwischen:
„Ja, er war ein Werwolf! Aber war er deswegen ein schlechterer Mensch? Nein! Remus Lupin war ein intelligenter und starker Mann! Und er ist Vater eines nicht einmal einen Monate alten Babys! Es zerreißt mir das Herz, daran denken zu müssen, dass der kleine Teddy Lupin ohne seinen Vater aufwachsen muss, genauso wie ich es musste. Ich weiß, was er in einigen Jahren durchmachen wird. Die Fragen, die Wut, die Angst! Und ebenso wie ich, hat auch der kleine Teddy Lupin keine Mutter mehr, die ihm darüber hinweghelfen könnte. Seine Mutter, Nymphadora Lupin, starb ebenfalls im Kampf um Hogwarts. Nur eine Nacht hat es gebraucht, um einem kleinen Jungen seinen Vater und seine Mutter zu verlieren.“
Harry sah, wie viele der Anwesenden Tränen in den Augen hatten oder sogar hemmungslos weinten. Auch Harry spürte eine Träne auf seinem Gesicht und mit einer hastigen Bewegung seines Armes wischte er sie weg. Seine Trauer war nur schwer zu bändigen, denn diese Gedanken, die er nun laut aussprach, hatte er in den letzten Tagen versucht zu verdrängen. Er brauchte etwas um sich zu fangen. Sein Blick ging wieder in die erste Reihe zu den Weasleys, die für ihn eine Ersatz-Familie war. Harry würde alles tun, um für Teddy ein Ersatz-Vater zu sein. Das war er ihm schuldig.
Er atmete tief durch und machte weiter:
„So, wie Teddy Lupin in diesem Mai, hatte ich damals zu Halloween 1981 meine Familie verloren. Ich lernte bei meinen Verwandten ein echtes Familiengefühl nie kennen. Ich erfuhr erst was eine Familie für einen bedeuten kann, als ich die Weasleys kennenlernte! Sie haben mich so herzlich aufgenommen und ich hatte plötzlich das Gefühl, ein Teil von etwas zu sein. Von etwas Wunderbarem! Ich fühlte mich zu Hause und hatte Brüder. Sie alle haben mich aufgenommen und mir das Gefühl gegeben zu ihnen zu gehören und ich bin dafür überaus dankbar. Aber umso mehr ich mich ihnen zugehörig fühle, umso mehr schmerzt es mich nun, einen Bruder verloren zu haben. Fred Weasley war zusammen mit seinem Zwillingsbruder George ein großer Bruder für mich. Ich habe beide kennengelernt, als ich das erste Mal hierher nach Hogwarts fuhr. Sie haben mir dieses Schloss von einer Seite her gezeigt, die ich so nie kennengelernt hätte. Und vor allem haben sie immer zu mir gestanden. Die beiden, die mit 'Weasleys Zauberhafte Zauberscherze' ein bisschen mehr Spaß in unsere Welt gebracht haben. Aus diesen beiden wurde vor knapp einer Woche nur noch dieser eine und mein ganzes Mitgefühl gilt Freds Zwillingsbruder.“
Er sah zu George, der – was Harry zum ersten Mal bei ihm wirklich sah – weinte. Trotzdem nickte George ihm zu.
Die Sonne war mittlerweile im Begriff hinter den Bergen zu verschwinden und so setzte Harry zum Ende seiner Rede an:
„Die Freiheit ist unser höchstes Gut und niemals sollten wir sie opfern oder sie uns nehmen lassen. Und auch wenn ich es unfair finde und es eine schreiende Ungerechtigkeit ist, dass so viele für sie sterben mussten, können wir dennoch Stolz auf das sein, was wir geschafft haben und wofür wir alle, die Lebenden und die Toten, gekämpft haben. Und heute kann ich nun hier vor ihnen stehen und ihnen allen sagen: Niemals wieder soll uns ein einzelner Mensch so viel nehmen können. Bauen wir zusammen unsere Welt wieder auf. Arbeiten wir zusammen mit denen, die bisher unterdrückt wurden! Wir wissen nun wie es ist nicht frei zu sein, also Sorgen wir dafür das niemand mehr unterdrückt wird. Wir haben es in der Hand diese Welt zu dem zu machen, wofür wir alle gekämpft haben und sie...“, er deutete auf die Särge, „... gestorben sind!“
Harry fand im Nachhinein etwas sehr pathetisch, was er gesagt hatte, aber die Menge erhob sich und applaudierte ihm zustimmend. Der Applaus wollte anscheinend auch nicht mehr abnehmen.
Harry verneigte sich leicht und schritt dann von der Tribüne. Er blickte nach rechts zu den Särgen und der Sonne, die hinter den Bergen unterging und sich im See spiegelte.
Es war ein so friedliches Bild, das Harry sich sicher war, dass sie alle, die an diesem Tag hier lagen, in Frieden ruhen würden.


Wie schon erwähnt:
Bitte, bitte ein Feedback über die Rede!
lg, Anima


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