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Heart - Herz

von Dr. S

Sofort nach dem Meeting, während Nagini noch die Professorin für Muggelkunde verdaute, sprang Draco von seinem Platz an dem langen Holztisch auf und verließ den Raum als Erster. Hinter seinem Rücken spottete man über das leichenblasse Gesicht des Teenagers, der den Anblick des ausgebeulten Schlangenkörpers nicht ertrug. Rabastan Lestrange brachte nur ein schiefes Lächeln zustande.

Sein Bruder Rodolphus stieß ihn mit dem Ellenbogen an. „Willst du ihm nach?“

„Was?“ Rabastan hätte damit rechnen müssen, dass sein Bruder bemerkte auf wen seine Augen gerichtet waren. Trotzdem riss er den Blick jetzt von der Tür los und beobachtete den meterlangen Schlangenkörper. Die schuppige Haut glänzte im Schein des Kaminfeuers, besonders an den menschenförmigen Beulen.

„Draco“, sagte Rodolphus und ließ den Namen dabei so lasziv von seiner Zunge rollen, dass man es nur als Provokation auffassen konnte. „Den ganzen Abend hast du ihn angestarrt, als würdest du ihn am liebsten in den Arm nehmen. Und so wie er gezittert hat würde er dir das jetzt sicher erlauben.“

Rabastan lachte gekünstelt. „Du bist so amüsant, Rodolphus. Ich verstehe überhaupt nicht, warum deine Frau den ganzen Abend über lieber den Dunklen Lord angeschmachtet hat.“

Rodolphus war derartige Sticheleien gewöhnt und ignorierte diesen Kommentar einfach. Stattdessen deutete er mit einem gehässigen Grinsen auf die restlichen Malfoys, die den Raum verließen, Lucius noch überdeutlich gezeichnet von der Demütigung des Dunklen Lords. Narcissa redete leise und scheinbar erfolglos auf ihn ein.

„Jetzt ist es sowieso zu spät. Seine Eltern werden ihn in den Schlaf wiegen.“

„Von wegen…“ Rabastan bezweifelte, dass Lucius sein Sohn im Moment wichtiger als sein angekratztes Ego war. Und er brauchte Narcissa um es wieder aufzubauen. Für Draco war da kein Platz. Deswegen war er die meiste Zeit alleine in diesem großen Haus anzutreffen, saß verloren und einsam in den dunkelsten Ecken und schien auf irgendetwas zu warten. Aber definitiv nicht auf einen Onkel, den er kaum kannte.

„Wenn du anderer Meinung bist, dann geh ihm gefälligst nach. Es geht mir fürchterlich auf die Nerven, dass du ihn die ganze Zeit sabbernd anstarrst“, erwiderte Rodolphus.

„Er ist ein hübscher Junge“, sagte Rabastan mit gesenkter Stimme, damit niemand außer seinem Bruder ihn hörte. „Und im letzten Jahr ist er irgendwie erwachsener geworden.“

„Du hast in Askaban nur nichts flachlegen können“, murmelte Rodolphus.

„Du dürftest deine Ehefrau nicht einmal in Askaban flachlegen“, gab Rabastan zurück.

„Oh, sind wir heute wieder erwachsen, Bruder.“ Rodolphus erhob sich von seinem Platz, nachdem das Kreischen seiner Frau seine Aufmerksamkeit erforderte. Insgeheim war er wohl dankbar dafür. „Jetzt kümmer dich um unseren Neffen, sonst mach ich es am Ende, einfach um dich zu ärgern.“

„So erwachsen, Bruder“, sagte Rabastan unbeeindruckt. Insgeheim fürchtete er sich trotzdem vor dieser Drohung. Es war absurd, aber nicht vollkommen undenkbar, betrachtete man das Bild von Rodolphus‘ nicht sehr harmonischer Ehe, das sich gerade direkt vor Rabastans Augen wieder einmal abspielte. Und dass ausgerechnet der andere, genauso unbekannte Onkel bekommen sollte, was Rabastan wollte, das gefiel ihm gar nicht.

Rabastan stand auf und verließ nahezu unbemerkt das Zimmer. Er lief durch die hohen, düsteren Flure zu der steinernen Treppe und gelangte wenig später in den westlichen Flügel von Malfoy Manor. Dracos Zimmer befand sich am Ende des Ganges. Seine Tür war geschlossen und davor standen keine besorgten Eltern, die alles versuchten um hineinzukommen.

Rabastan klopfte an. Die Tür gab unter seinen Knöcheln leicht nach und er konnte sie problemlos aufschieben – als würde Draco wollen, dass man leicht hineinkam. Dabei schien er sonst stark unter der Anwesenheit diverser Todesser in seinem Haus zu leiden.

Ein Schniefen, fast schon Schluchzen drang durch den Türspalt an Rabastans Ohren. Er konnte Draco auf der Kante seines Bettes sitzen sehen, den Rücken der Tür zugewandt. Deswegen verzieh Rabastan ihm auch, als Draco sagte: „Nicht jetzt, Mutter.“

Mit einem Schmunzeln schloss er die Tür. Immerhin war er nicht Dracos Mutter.

Draco sah flüchtig über die Schulter, wollte sich wohl nur vergewissern, dass er alleine war, und fuhr ruckartig wieder herum, als er Rabastan entdeckte. Er wischte sich hastig über die Augen, dabei ließ Rabastan ihm alle Zeit der Welt jede noch so kleine Träne zu entfernen. Ganz langsam umrundete er das Bett und ließ sich schließlich neben Draco nieder.

„Onkel Rabastan“, grüßte Draco, „hast du dich wieder verlaufen?“ Er schniefte, kurz aber sehr auffällig in der Stille während Rabastans Kopfschütteln. „Was willst du dann?“

„Nur mal nach dir sehen. Du sahst aus, als würdest du jemanden zum Reden gebrauchen können.“ Rabastan zuckte die Achseln. „Macht ein Onkel das nicht so?“

„Weiß ich doch nicht. Ich hab keinen…“ Draco beendete seinen Satz nicht, weil ihm kurz vor Schluss doch noch einfiel, dass sein Onkel gerade direkt neben ihm saß. „Weiß nicht…“

Rabastan sah aus dem großen Fenster direkt gegenüber. Die Gärten von Malfoy Manor lagen im Dunkeln, als würde das Sternenlicht von einem unsichtbaren Schild abgeschirmt werden.

Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Rabastan wusste nicht, wo er anfangen sollte. Trösten lag ihm nicht, aber genau das war es, was Draco gerade brauchte. Tränen waren der beste Beweis für seine Verletzlichkeit und die war der einfachste Weg zu bekommen, was er wollte.

„Das mit der Muggel-Fanatikerin… das muss dir nicht leidtun.“

Draco stieß erst ein Schnauben aus, aber anstatt sich zu rechtfertigen ließ er nur den Kopf leicht hängen.

Rabastan beobachtete ihn für einen Moment. Er konnte Draco nicht in die Augen sehen. Wenn dort noch Tränen glitzerten, dann verdeckten dichte schwarze Schatten sie komplett.

„Oder ging es um das Babysitten der kleinen Wölfchen?“

Draco wirkte frustriert, als er Rabastan ansah. „Das hätte ich sein können“, sagte er. „Ich hätte das Abendessen der Schlange sein können.“

Es ging Draco nur um sich selbst. Rabastan lächelte innerlich, wusste aber, dass ein echtes Lächeln jetzt unangebracht wäre. Dracos Egoismus war ihm dennoch sympathisch, war es schon zusammen mit dem kindlichen Charme gewesen, als sie sich vor ungefähr anderthalb Jahren das erste Mal getroffen hat. Nun, natürlich kannte er Draco schon seit der ein Baby gewesen war, aber das zählte wirklich nicht.

„Er hat gesagt, dass er mich umbringt, wenn ich versage. Und ich habe versagt. Ich konnte ihn nicht töten.“ Draco musste das schon eine ganze Weile mit sich herumtragen – oder er trug sein Herz wirklich auf der Zunge. Der Junge redete und redete… „Das war ein reines Psychospiel, Onkel Rabastan. Er will mich leiden sehen, bevor er erst meine Eltern und dann mich… töten wird.“ Draco stolperte über das Wort, aber nicht, weil er Angst davor hätte sich für wichtig genug zu nehmen, dass der Dunkle Lord sich so viele Gedanken um ihn machen würde, sondern weil Rabastan seine Hand in diesem Moment auf seinen Rücken gelegt hatte.

„Der Dunkle Lord wird wohl erst einmal andere Prioritäten haben, Draco“, sagte Rabastan und versuchte dabei wirklich mitfühlend zu klingen. Draco war vielleicht ein Versager, aber beachtete man sein Alter und den Druck unter dem er gestanden hatte, dann konnte man ihm verzeihen. Es war sogar irgendwie niedlich, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb, wenn ein Mensch getötet wurde – genauer gesagt von einer Schlange gefressen. Rabastan konnte sich nicht daran erinnern, ob er jemals so eine Unschuld besessen hatte.

Vielleicht war es das, was ihn so an Draco faszinierte.

„Und dann?“ Draco sah ihn so hilfesuchend an, dass irgendetwas in Rabastans Brust sich rührte, was er eigentlich schon lange für tot gehalten hatte. Es gefiel ihm nicht, was er empfand, als sich Dracos verräterisch funkelnde Augen auf ihn richteten. Er wollte ihn wirklich in den Arm nehmen. Einen Moment wollte er nichts anderes, als ihn in den Arm zu nehmen.

Er konnte sich nur nicht rühren.

Draco dagegen lehnte sich so überraschend an seine Schulter, dass Rabastan sich versteifte. Er konnte nicht trösten, er wollte es auch gar nicht. Es führte zu all den Dingen, die er nicht von Draco wollte: Sympathie, Zuneigung, Gefühlszeug, das im Grunde doch alles dasselbe war. Andererseits… war Trost oftmals der erste Schritt ins Bett eines Menschen. Und Rabastan saß ja schon auf Dracos Matratze.

Er rubbelte kräftig über Dracos Rücken, vielleicht auch noch nicht kräftig genug, weil die Muskeln unter seinen Fingern sich einfach nicht entspannen wollten. Draco hob den Kopf und Rabastan hörte unter dem skeptischen Blick auf ihm so vehement über den Rücken zu rubbeln. Mit einem Räuspern schlang er den Arm um Dracos Schulter und hielt ihn so fest an seiner Seite.

„Wird schon“, sagte er.

Draco sah ihn mit gehobenen Augenbrauen an. „Wenn Onkel Rodolphus für deine Fehler geradestehen müsste, würde du das dann auch so sehen?“

„Das wär mir im Grunde egal, solange man mich dafür in Frieden ließe“, gab Rabastan zu, was Draco nicht nur das Gesicht verziehen, sondern sich auch befreien ließ. Rabastan zog ihn zurück. „Das war ein Scherz“, behauptete er.

„Natürlich.“ Draco versuchte erneut sich aus Rabastans Griff zu winden, nach einem weiteren erfolglosen Versuch gab er es aber auf. „Onkel Rabastan?“, begann er nach einer Weile, in der er vermutlich tat, was man eben tat, wenn man sich umarmen ließ. Es sollte Menschen geben, denen das gefiel. Draco war wohl einer von ihnen.

„Mhm?“

„Du warst doch zusammen mit meinem Vater in Askaban.“

„Mhm.“

„Seit er wieder hier ist redet er kaum noch mit mir. Er sieht so fertig aus und trinkt ungewöhnlich viel. War es wirklich so schlimm für ihn dort?“

„Mhm…“ Rabastan musste sich für seine Einsilbigkeit einen finsteren Blick von Draco antun, aber er konnte ihm ja schlecht sagen, dass Lucius schon zu flennen anfing, wenn man ihm sein zehn Galleonen Shampoo wegnahm. „Draco, Askaban macht aus jedem einen anderen Menschen mit der Hygiene eines Trolls. Dein Vater war dort nur ein Jahr lang. Seine Haarspitzen haben mehr gelitten als seine Psyche.“

„Woher willst du das wissen?“

Rabastan strich vorsichtig über Dracos Wange, seine perfekte, weiche, kaum ausgezehrte Wange. „Ich war vierzehn Jahre dort. Plus eines. Das letzte Jahr, nämlich.“ Er zeichnete die Kontur von Dracos Kiefer nach, während er sprach, und ließ die Finger unter dem spitzen Kinn liegen. „Nahezu dein ganzes Leben, Draco. Kannst du dir das vorstellen?“

Draco schüttelte kaum merklich den Kopf. Wie hypnotisiert starrte er hoch in Rabastans Augen, ähnelte dabei einem in der Falle sitzenden Kaninchen wirklich sehr.

„Dafür bin ich doch noch ganz annehmbar, oder?“

Draco blinzelte. Seine Augen schienen immer größer zu werden, während sie über Rabastans Gesicht wanderten. Das war schon einmal ein größeres Anzeichen für Sympathie, als Rabastan erwartet hatte. Er ließ ein Lächeln zu, als Draco seine Lippen einen verdächtig langen Moment anstarrte, allerdings schien genau das der Auslöser für Draco zu sein, seinen Blick loszureißen.

„Du findest, dass er es verdient hat. Dieses Jahr in Askaban“, sagte Draco leise. Wenn er eben bei seinem Starren irgendetwas gefühlt hatte, dann war er unglaublich gut darin sich nichts anmerken zu lassen.

„Nun, ich…“ Rabastan wusste ganz genau, was Draco hören wollte. Aber er brachte diese Lüge nicht über die Lippen. Er konnte Lucius nicht verzeihen. Seine geheuchelte Loyalität dem Dunklen Lord gegenüber war mehr als ein Jahr Askaban wert. Er hatte seine Ideale verraten, seine Freunde und Familie im Stich gelassen, und das unverzeihbare Verbrechen begangen seinen Meister zu verleugnen. Er verdiente mehr als Askaban und öffentliche Demütigungen. Deswegen würde Rabastan ihm auch eiskalt unter die Nase reiben, was Draco ihn gleich freiwillig tun lassen würde.

„Ich versteh schon…“ Draco verzog qualvoll das Gesicht, versuchte aber gleichzeitig zu lächeln, was seine hübschen Züge vollkommen entstellte. „Aber dann findest du auch, dass ich es verdient habe bestraft zu werden, oder?“

„Nein, Draco“, sagte Rabastan und meinte das sogar ehrlich. „Du bist ein guter Junge mit viel Potential. Wenn du jetzt stark bleibst, dann wird der Dunkle Lord erkennen, dass er die richtige Wahl getroffen hat. Er macht nicht jeden beliebigen sechzehnjährigen zum Todesser, ich hoffe, das ist dir bewusst.“

„Wir wissen alle, dass er mich nur benutzt hat, um Vater zu bestrafen“, murmelte Draco. „Ich bin jetzt nutzlos für ihn. Manchmal…“ Draco zögerte, sah Rabastan kurz an und schüttelte dann den Kopf.

„Manchmal?“, fragte Rabastan nach, aber so wie Draco ihn unsicher ansah, scheiterte er bei dem Versuch einfühlsam zu klingen. „Sprich es ruhig aus, Draco. Hier ist doch niemand außer uns.“

Dracos Unsicherheit schien sich noch zu vergrößern; seine Augen huschten unruhig von einer Seite auf die andere und konnten sich nicht fokussieren. Dann lehnte er sich vor und sagte mit gesenkter Stimme: „Manchmal denke ich darüber nach, was passiert wäre, wenn ich sein Angebot angenommen hätte. Damals auf dem Astronomieturm, da meinte er, dass er meine Familie und mich beschützen könnte. Ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken.“

Rabastan nahm die Hand von Draco. Unter seinem kalten Blick schluckte Draco hart, bereute seine Worte deutlich, und das war auch gut so. Trotzdem legte Rabastan kurze Zeit später wieder seine Hand auf Dracos Wange.

„Niemand kann dich vor dem Dunklen Lord beschützen“, sagte er. „Niemand. Nicht einmal Dumbledore. Jetzt will ich, dass du aufhörst darüber nachzudenken und dein Bestes tust um das Ansehen deiner Familie wieder herzustellen. So kannst du deinen Eltern am meisten helfen.“

Draco sah ihm in die Augen, als würde er dort nach Hinweisen suchen, wie viele von Rabastans Worten der Wahrheit entsprachen. Anscheinend fand er aber nicht wonach er suchte. Er wandte sich voller Reue ab, immerhin hatte er Rabastan gerade großes Vertrauen geschenkt und rechnete jetzt wohl damit, dass diese Gedanken auf der Stelle an jeden Todesser im Haus weitergereicht wurden. Eigentlich sollte Rabastan das auch tun. Draco dachte an Verrat. Das war genauso schlimm, wie ihn zu begehen.

„Ich lass dich jetzt wohl besser alleine“, sagte Rabastan und stand auf. Er wollte sich gerade umdrehen, als eine eiskalte Hand seine griff.

„Warte.“ Draco zog ihn zurück, sah zuerst konsequent auf den Boden und hob den Blick dann zögerlich. „Ich… Du kannst auch noch bleiben… wenn du willst.“

Rabastan lächelte, mehr als zufrieden mit dem Verlauf dieses Gespräches. Draco zog seine Hand langsam von Rabastans weg und wollte wieder den Blick senken. Bevor er das tun konnte umfasste Rabastan sein Gesicht, beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn auf den Mund.

Draco gab ein Geräusch von sich, als hätte er sich verschluckt, und vielleicht hatte er das auch, so überstürzt wie Rabastan ihm die Zunge in den Hals steckte. Schnell versuchte er sich ein wenig zu zügeln, ließ mehr Zärtlichkeit in den Kuss fließen und hoffte so, dass Draco nicht erahnen konnte, wie lange er sich das hier schon ausmalte. Und seine Vorstellung hatte den richtigen Farbton wohl nie getroffen.

Dracos Lippen waren verboten weich und fühlten sich an, als hätte niemals zuvor irgendetwas sie berührt. Rabastan berührte jede Stelle mit seinen Lippen, prägte sich jede winzige Unebenheit mit der Zungenspitze ein und konnte auch nach Minuten nicht genug von dieser Prozedur bekommen. Draco ließ sie zuerst nur widerstandslos über sich ergehen, dann kam er Rabastan überraschend entgegen und erwiderte den Kuss, wenn auch sehr zaghaft. Seine Hände fanden den Weg auf Rabastans Unterarme und klammerten sich dort unerwartet kräftig fest.

Es war fast rührend wie verzweifelt sein Griff war. Als würde allein die geringe Wahrscheinlichkeit bestehen, Rabastan könnte sich jetzt einfach umdrehen und gehen.

Stattdessen ging er nur weiter, tastete von Dracos Gesicht über seinen Hals und ließ die Hände auf seine Schultern fahren. Er löste den Kuss nicht, als er Draco mit einem plötzlichen Ruck rücklings auf die Matratze beförderte. Eines der schlanken Beine lag genau zwischen seinen, als er Draco folgte und den wirklich ziemlich dünnen Körper unter sich begrub. Selbst durch den Stoff der dunklen Roben spürte er Knochen und wie sehr diese hervorstachen bemerkte er sobald seine Hände den Weg unter die vielschichtige Kleidung gefunden hatten.

Man bekam fast Angst der Junge könnte unter zu festen Berührungen zerbrechen. Sanfter wurden Rabastans Berührungen trotzdem nicht, eher war das Gegenteil der Fall. Draco zuckte und zitterte unter seinen Fingern, die eine spürbare Gänsehaut über die kontinuierlich wärmer werdende Haut zog. Er wand sich unter Rabastan, wollte ein Bein anziehen und merkte zu spät, dass Rabastan es zwischen seinen Knien eingeklemmt hatte. Die reibende Berührung allein reichte jedoch vollkommen aus um Rabastan ein hungriges Knurren zu entlocken.

Draco schnappte nach Luft und brach den Kuss, indem er den Kopf zur Seite warf. Er kniff die Augen fest zusammen und rührte sich nicht mehr. Rabastan beugte sich zu der entblößten Haut oberhalb des Hemdkragens herunter und küsste Dracos Hals, spürte dort zumindest seinen Puls rasen.

Rabastan biss in die empfindliche Haut, auf der sofort ein Abdruck zurückblieb. Draco entfuhr ein Geräusch auf der Schwelle zwischen Seufzen und Wimmern, das immer mehr nach Seufzen klang je öfter und vor allem fester Rabastan zubiss. Er konnte nicht genug davon bekommen, weder von den Seufzern noch von den Mustern seiner Zähne auf der blassen Haut. Allein die Vorstellung, was für Töne über diese Lippen kommen würde, wenn er sich erst anderen Körperstellen widmete, brachte ihn fast um den letzten Rest seines noch vorhandenen Verstandes.

Rabastan hob den Kopf leicht um Dracos Ohr erreichen zu können und spürte dabei etwas Nasses an seiner Wange. Er hielt inne, wollte nach einem kurzen Moment aber wieder weitermachen und wurde von einem leisen Schniefen in seinem Vorhaben unterbrochen. Als er den Kopf noch ein wenig mehr zu Draco drehte, sah er eine kleine Träne über die gerötete Wangen laufen.

„Hey… was macht das denn hier?“ Rabastan küsste die Träne von Dracos Wange und als sich eine neue in seinem Augenwinkel bildete küsste er auch die weg. Draco sah ihn verwundert an und der Funken Angst in den grauen Augen verlieh ihm wieder große Ähnlichkeit mit einem in die Enge getriebenen Kaninchen. Rabastan versuchte diesen Funken auszulöschen und strich behutsam eine Haarsträhne aus Dracos Gesicht, lächelte, als er erfolgreich Dracos Zutrauen gewann.

Zögerlich drehte Draco ihm den Kopf zu, rutschte ein wenig näher, bis ihre Nasenspitzen einander streiften. „Ich hab Angst“, flüsterte er, als könne irgendwer anderes ihn durch die Wände hindurch hören. „Was wenn… ich… Ich weiß auch nicht. Ich hab einfach Angst, dass mir alles zu viel wird.“

„Oh…“ Das war wahrscheinlich der mitleidigste Laut, der ihm seit Jahrzehnten entfahren war, und dann auch noch unabsichtlich. „Das musst du nicht. Erstmal bist du noch immer Snapes Protegé, und wenn er mal nicht auf dich aufpassen kann, dann hast du ja mich. Ich würde immer zuerst nach dir sehen.“ Er strich sanft über Dracos Lippen, die sich unter seinem Zeigefinger zu einem kleinen Lächeln zogen. Es war unheimlich niedlich, als würde Rabastans Herz in eine warme Decke gehüllt werden und eine Tasse heißer Schokolade mit Marshmallows in der eisigen Kälte seines Brustkorbes serviert bekommen.

Das war nicht gut.

„Wirklich?“ Draco schien noch einmal hören zu wollen, was Rabastan nicht einmal hätte denken dürfen.

Er schaute hinein in die ungewohnt lebendig wirkenden grauen Augen und wünschte sich, er könnte Reue über diese Worte fühlen. Tat er aber nicht. Er wusste nur, dass er es sollte. In seinem Tätigkeitsbereich konnte er solche Gefühle nicht gebrauchen. Einen Menschen zu haben, der ihm wichtiger als seine Ziele, wichtiger als er selbst war, das wäre fatal. Sowas war der erste Schritt ein Feigling wie Lucius Malfoy zu werden, der seinen Meister verleugnete um Askaban zu entkommen und bei seiner Familie bleiben zu können.

Das sollte nicht aus ihm werden.

„Verflucht, nein. Das war Sarkasmus.“ Rabastan stemmte sich hoch und drehte Draco den Rücken zu, bevor er das Lächeln verschwinden sehen konnte. Einen Moment schloss er die Augen und versuchte sich das Bild einzuprägen. „Nervtötende Heulsuse… da vergeht einem wirklich die Lust auf alles“, murmelte er währenddessen.

Draco setzte sich auf. Rabastan wollte gerade aufstehen, als er an seinem Umhang festgehalten wurde. Vielleicht mochte er zu viele Sympathien für Draco hegen, aber da hatte er auch noch geglaubt, Draco würde wenigstens ein Fünkchen Stolz besitzen. Wenn er den jetzt wegwarf, nur um nicht alleine zu sein, dann war das Thema sicherlich erledigt.

Nur hielt Draco ihn nicht fest. Er rutschte von seinem Bett und riss Rabastan dabei hoch. Ganz verdutzt über diese Reaktion wehrte Rabastan sich nicht gegen den Schubs, mit dem Draco ihn in Richtung der Tür beförderte.

„Wenn du irgendwem hiervon erzählst“, warnte er in einem durchaus bedrohlichen Tonfall, während er die Tür aufriss, „dann…“

„Dann was?“ Rabastan ließ sich nicht herauswerfen und beugte sich zu dem aschfahlen Gesicht herüber, in dem sich zwar langsam Zorn und Hass gruben, aber die Verletzlichkeit darunter war immer noch zu erkennen. „Bewirfst du mich mit Plüschkugeln?“

Draco verengte die Augen zu schmaleren Schlitzen als Nagini sie besaß. „Und ich dachte, du hättest ein Herz“, zischte er direkt gegen Rabastans Lippen. Ihn jetzt zu küssen war überaus verlockend…

„Hallo? Todesser“, sagte Rabastan und klopfte sich gegen die Brust. „Solange du dich an deins klammerst, wird aus dir definitiv keiner werden.“ Als Draco bei diesem Kommentar die Tränen in die Augen stiegen gab Rabastan dem Wunsch nach und zwang Draco noch einen letzten Kuss auf.

Draco biss ihm in die Lippe.

„Mhm…“ Grinsend zog Rabastan sich zurück und wischte sich über die pulsierende Unterlippe. „So mag ich das. Vielleicht komm ich doch nochmal wieder, wenn du weniger weinerlich bist.“

„Dann beiß ich dir woanders hin“, sagte Draco und schlug Rabastan die Tür vor der Nase.

Rabastans Grinsen verschwand sobald die Tür sich geschlossen hatte. Er hatte seinem Herzen gerade die kuschelige Decke weggerissen und die Marshmallows aus der heißen Schokolade genommen, bevor es irgendetwas davon wirklich genießen konnte.

Er legte die Hand auf die Tür und stieß einen sehnsüchtigen Seufzer aus, der noch lange später in den hohen Korridoren widerzuhallen schien.


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