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Fanfiction

Harry Potter und der Spiegel der Wahrheit - Hund

von Sirius15

Die Nacht war eiskalt und zum Glück wolkenverhangen. Vorsichtig, angespannt, doch mit einer gewissen Routine, kletterte der große schwarze Hund durch das niedrige Kellerfenster. So gut geplant hatten sie es doch nicht.

Endlich wieder im Freien. Fast schon ironisch, dass ihm dieses Gefühl nun zum zweiten Mal in seinem Leben beschert wurde. Diese fast schon umwerfende Freiheit. Aber darüber nachzudenken war nicht sehr sinnvoll. Es gab wichtigere Aufgaben. Was in seiner Abwesenheit geschehen war, wusste er. Sie brauchten seine Hilfe. Sofort.

In dieser Gestalt war es immer etwas schwierig, sich zu konzentrieren. Aber eine andere Wahl hatte er nicht. Lenke deinen Willen auf das Ziel, doch appariere mit Bedacht. Das Zaubereiministerium ganz deutlich vor den geschlossenen Augen, holte er kurz Luft … und verschwand.

Überwacht von den Zauberstäben Freds und Georges schwebten die Teller und Gläser in die Küche des Fuchsbaus, wo sie sich sorgfältig gestapelt auf der Anrichte niederließen. Mit einer kurzen Zauberstabberührung reinigte Arthur das Geschirr und räumte es sorgfältig in den Regalen ein.

Das vierte traditionelle Festessen der Hippogreifnacht war gerade zuende gegangen. Zufrieden und gesättigt von Truthahnfilet mit Ofenkartoffeln und Bananenkuchen machten es sich die Weasleys und ihre Gäste im Wohnzimmer bequem. Draußen tanzten leise Schneeflocken durch die nächtliche, klirrend kalte Luft. Beinahe ein Hippogreiftag wie jeder andere.

Doch die Kriegssituation war nie weit entfernt vom Fuchsbau in diesen Tagen.

Nach dem Fall des Ministeriums hatte der Orden die Auroren aus dem Ministerium abgezogen. Beinahe jede Abteilung war inzwischen von Voldemorts Anhängern übernommen und gleichgeschaltet worden. Die Tätigkeit des Aurorenbüros ließ sich in einer derartigen Situation nur schwer aufrecht erhalten.
Nun beschränkte man sich auf gut gesichterte Patrouillen in der Winkelgasse und Umgebung, um für einen weiteren Ernstfall vorbereitet zu sein. Die Kontaktpersonen des Ordens auf dem Kontinent berichteten fast täglich über neue Vorfälle. Voldemort versammelte das größte Heer, das je von einem einzelnen Magier angeführt worden war. In Bulgarien und Frankreich kam es immer wieder zu kleineren Gefechten zwischen den Todessern und ihren Gegnern. Die Zahl der Opfer wuchs unaufhörlich auf beiden Seiten.

Es blieb kaum Zeit, die Gefallenen der Schlacht um das Ministerium zu betrauern. Vor Beginn der Hippogreifnachtsfeiern hatte der Orden eine kleine Gedenkfeier organisiert, zu der die Familien der Verstorbenen geladen wurden. Kingsley hielt eine Rede, die er mehrmals unterbrechen musste – zu frisch waren die Bilder der Schlacht auch noch in seinem Kopf.

Die Hippogreifnacht mit ihren vielfältigen Bräuchen bot, für alle überraschend, eine willkommene Abwechslung von den Kriegsgeschehnissen. Die Festessen fielen etwas weniger üppig aus als in den vergangenen Jahren, dennoch war es gelungen, soviel zusammenzubekommen, dass sich alle – die Weasleys, Harry, Hermine und die immer zumindest drei Ordensmitglieder, die sich abends im Fuchsbau aufhielten – sattessen konnten. Mit den traditionellen Spielen und Geschichten vergaßen alle für einige Stunden, welche Ungewissheit auf dem gesamten Land lastete.

Nachdem sie das Geschirr fertig gewaschen und eingeräumt hatten, gesellten sich Arthur, Fred und George zu den anderen ins Wohnzimmer. Ron hatte bereits, wie es in der vierten Hippogreifnacht Tradition war, eine Schüssel Walnüsse über das offene Kaminfeuer gehängt, um sie ganz langsam zu rösten. Bald schon war der kleine Raum erfüllt vom intensiven Duft der Nüsse, in den sich auch ein Hauch Zimt aus der Küche mischte. „Hippogreifzeit.“ seufzte Sturgis und lehnte sich zufrieden auf dem Sofa zurück. „Es ist doch trotzdem die schönste Zeit im Jahr.“ „Allerdings.“ pflichtete ihm Remus Lupin bei. „Wer ist heute dran mit der Geschichte?“ „Ich – wenn ihr nichts dagegen habt?“ meinte George. „Wieso sollten wir?“ fragte Harry, der die Bräuche der Hippogreifnacht sehr mochte. „Erzähl!“
„Also gut.“ George tat so, als würde er eine Brille zurechtrücken. „Ihr hört nun die Geschichte vom singenden Hippogreifen.“

Der Abend wurde genauso gemütlich wie die vorhergehenden. Zu den gerösteten Walnüssen begannen Hermine, Ginny, Harry und Fred eine Runde „Snape explodiert“, die Fred überlegen gewann. Ron und Sturgis unterhielten sich über die magische Musikszene, während die anderen Erinnerungen an vergangene Hippogreiffeste in Hogwarts austauschten.

Die Zeit verging und bald war es 11 Uhr abends geworden. Sturgis übernachtete in Charlies altem Zimmer – er musste relativ früh aufstehen, um Hestia in der Winkelgasse abzulösen. Remus, der aus den anderen nicht ganz erklärlichen Gründen schon seit einiger Zeit nicht mehr an den Patrouillen teilnahm, hatte von Arthur Bills Kinderzimmer bekommen, um dort in Ruhe an einem Plan zu arbeiten, den er gemeinsam mit Horace Slughorn entworfen hatte.

Harry und Ron teilten sich das Zimmer unter dem Dach. Bevor er das Licht erlöschen ließ, warf Harry wie immer in den vergangenen Tagen einen Blick auf den Zweiwegespiegel von Sirius. Seit Hermine die Splitter zusammengesetzt hatte, war seine Hoffnung, auf die Weise irgend eine Nachricht von seinem Paten zu bekommen, wieder ziemlich gestiegen..

Doch auch heute blieb das opalfarben glänzende Glas leer. Keine Botschaft. Nur sein eigenes müdes Spiegelbild, das ihn anblinzelte. „Dann versuche ich es morgen wieder.“ dachte Harry, packte den Spiegel wieder sorgfältig ein und ließ sich ins Bett zurückfallen. Kaum hatte sein Kopf den Polster berührt, war er schon eingeschlafen.

Ein dunkler Korridor, erleuchtet von wenigen Fackeln, die in schmiedeeisernen Haltern steckten. Schwarz glänzten die feuchten Mauern im flackernden Licht der Kerzen, das seltsame Schatten an die Wände warf. Eine braune Holztür. Scheinbar verschlossen. Eine zweite. Vorsichtig schlich Harry vorwärts. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Kein Zeichen, dass sich hierher überhaupt schon einmal Menschen verirrt hatten. Und doch kam Harry der Gang, in dem er sich gerade aufhielt, sehr bekannt vor..

Das war das Zaubereiministerium. Kein Zweifel. Schon wieder dieser Traum, der ihn seit Sommer nicht losließ? Und war es nicht auch dort gewesen, als er Mr. Weasley…? Was auch immer auf ihn wartete, Harry musste es herausfinden. Mit einem Knoten im Magen wagte er sich weiter durch den Gang, der sich scheinbar im Kellergeschoß des Ministeriums befand. Kein Geräusch, nur seine eigenen Schritte, die dumpf von den Wänden widerhallten.

Der Korridor fand ein jähes Ende. Eine massive steinerne Tür, fast drei Meter hoch, ragte vor Harry empor – und nun verstand er. Er befand sich vor dem anderen Eingang zur Mysteriumsabteilung. Der, durch den sie sich damals an jenem schicksalshaften Juniabend vor eineinhalb Jahren hineingeschlichen hatten. Warum Harrys Traum ihn gerade hierhergeführt hatte, war ihm aber noch nicht klar.

Merkwürdig angespannt beugte Harry sich nach vorne, um die Tür genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie war wirklich gut abgesichert. Die eisernen Riegel an beiden Seiten bewegten sich keinen Zentimeter, egal, wie sehr er daran zog. Dann eben anders.
Harry griff nach seinem Zauberstab und hatte ihn gerade auf das Schloss gerichtet, als das Bild vor seinen Augen verschwamm. Wo vor wenigen Sekunden noch die massiven Steinwände vor ihm hochgeragt waren, sah er nun…

Den Schleier. Silbrig schimmernd – als ob er von Mondlicht beleuchtet wurde – schwebte er in der Mitte des beinahe kreisrunden Raumes mit seinen hohen Regalen. Die Glaskugeln, in denen die Prophezeiungen aufbewahrt wurden, stießen rote Lichtblitze aus.
Harry hatte das Gefühl, als hätte es ihm die Kehle zugeschnürt. Genau an diesem Ort hatte er Sirius zuletzt gesehen. Da hatte er gestanden, als Bellatrix‘ Fluch ihn … Warum hatte ihn sein Traum in die Mysteriumsabteilung geführt? Was sollte er dort erkennen? Hatte ihm Voldemort.. nein, das war unmöglich. Wäre diese Botschaft von Voldemort gekommen, wäre der Dunkle Lord schon längst in Erscheinung getreten. Also wer.. oder warum?

Ganz plötzlich begann sich der Schleier zu bewegen. Zuerst dachte Harry, es sich nur eingebildet zu haben, da das Licht nicht stark genug war. Doch als er genauer hinsah, merkte er, dass er sich keineswegs getäuscht hatte.

Der Schleier schien richtig zu flattern – beinahe wie ein Vorhang, wenn jemand eine Zimmertür geöffnet hatte. Schließlich schwang er mit einem Ruck zur Seite. Eine Gestalt erschien in dem fast vollkommen finsteren Raum, gerade so eben sichtbar im Licht der Prophezeiungen.

Ein beinahe bärengroßer schwarzer Hund mit kupferfarbenen Augen.
Nicht möglich. Nein. Diesen Hund kannte Harry. Aber… Das konnte doch einfach nicht..
Der Hund hatte ihn bemerkt und wandte seinen Kopf zu ihm um. Sein buschiger Schwanz wedelte freudig hin und her, als er den vertrauten Menschen erkannte.

Nun war alles klar. Der Traum hatte einen Sinn. Das war real.
Sirius war noch am Leben.

Harry war schlagartig wach und saß kerzengerade im Bett. Einen klaren Gedanken zu fassen war nach dieser unglaublichen Erkenntnis fast unmöglich. Sirius lebte. Und war irgendwo da draußen - vermutlich in London. Wie war er dort hingelangt? Und wo hatte er sich die vergangenen Monate aufgehalten?

Moment. Was, wenn dieser Traum nur ein Versuch von Voldemort war, Harry zu manipulieren? Ihn wieder zu einer überstürzten und höchst gefährlichen Aktion zu zwingen und..

Harry lehnte sich gegen den Polster. Was hatte Moody ihm noch einmal über Legilimentik-Botschaften erzählt? Es gab drei Zeichen, an denen man erkennen konnte, dass ein Traum über Legilimentik gesendet worden war. Im Kopf ging er die Bilder durch und suchte nach Anzeichen, dass Voldemort – oder vielleicht auch Snape, er war schließlich ein Experte auf dem Gebiet der Gedankenmagie – seine Finger im Spiel gehabt hatte.

Keine Spuren. Dann gab es nur eine Schlussfolgerung. Der Traum war echt. Sirius lebte tatsächlich – an diese Möglichkeit hätte Harry nie gedacht. Aber was sollte er nun tun?

Ein Blick auf die Uhr. Es war 3 Uhr 45. Mitten in der Nacht. Am vernünftigsten war es sicher, bis zum Frühstück zu warten und dann den Orden zu informieren. Die anderen würden sicher wissen, wo man Sirius auffinden konnte und wie man an diese Sache herangehen sollte.

Aber würden sie Harry überhaupt glauben? „Ich hatte einen Traum, dass Sirius noch lebt“ klang als Grund irgendwie ein bisschen dünn. Beweisen konnte er seine Vermutungen nicht. Sicher, Hermine würde ihn verstehen. Was die anderen anging, war Harry sich nicht so sicher.

Außerdem war Krieg. Wenn Sirius sich gerade irgendwo in London aufhielt, lief er Gefahr, den Todessern in die Hände zu fallen. Seit das Ministerium gefallen war, herrschte eine strikte Ausgangssperre nach Sonnenuntergang im Regierungsviertel. Die Patrouillen des Ordens waren dank guter Sicherheitsvorkehrungen bis jetzt niemandem aufgefallen, doch das konnte sich rasch ändern..

Sirius war zwar ein mehr als fähiger Zauberer – und kriegserfahren – aber trotzdem. Harry konnte ihn da nicht alleine lassen. Nicht schon wieder. Und obendrein spürte Harry, wie er Sehnsucht nach seinem Paten bekam. Sirius kennenzulernen war eines der schönsten Erlebnisse in den vergangenen Jahren gewesen. Es war ein wunderbares Gefühl, einen Menschen zu haben, dem man bedingungslos vertrauen konnte.

Nein, Harry musste zu ihm. Nach London. Und er würde nicht alleine gehen. Warum er eigentlich schon wieder nicht sofort an Remus gedacht hatte, wusste er nicht.

Leise schlüpfte Harry in seinen Pullover, die Jeans und den Reiseumhang. Obwohl er wusste, dass es nicht nötig war, ging er sicher, dass Ron nicht aufgeweckt worden war. Dann verließ er das Zimmer, den Zauberstab mit einem ungesagten Zauber erleuchtet, und zog die Tür hinter sich zu.

Angekommen im ersten Stock des Fuchsbaus suchte Harry mit dem Licht seines Stabes die Namensschilder an den Türen der Kinderzimmer ab. Charlie.. Fred und George.. Bill. Vorsichtig – und mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen – klopfte er an die Tür.

Es dauerte nicht einmal eine Minute, kam Harry aber wie eine halbe Ewigkeit vor. Remus‘ Gesicht wirkte fast so weiß wie zu Vollmondzeiten, als er im Türspalt erschien und sah, wer ihn da aufgeweckt hatte. „Harry? Ist etwas passiert? Komm rein!“
Harry ließ sich auf den weichen Teppich zu Füßen des Bettes sinken. Er musste sich richtiggehend sammeln. Jetzt, da er im Begriff war, Remus einzuweihen, traf ihn die Erkenntnis erst so wirklich.

Ein dicker Kloß machte ihm das Sprechen schwer. Den Blick auf den Boden gerichtet, sagte Harry: „Remus – ich hatte schon wieder diesen Traum. Aber es ist anders, als wir gedacht haben. Da war.. ich habe einen Hund im Traum gesehen. Hinter der Tür, an der ich zuletzt nicht vorbeikam. Diesen Hund.“

Remus Lupin fühlte sich, als wäre er in einen eiskalten Teich gefallen. Nein. Das ließ nur einen Schluss zu. Sirius .. am Leben? Konnte das wahr sein? Aber Harry wäre sicher nicht zu ihm gekommen, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre..

Remus räusperte sich leise, um die Emotionen, so gut es ging, aus seiner Stimme zu verbergen und meinte: „Erzähl mir noch mehr von dem Traum. Dann entscheiden wir, was wir tun sollen.“
Während Harry sprach, versuchte der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste seine Gedanken zu ordnen. Hoffnung und Alarmbereitschaft kämpften miteinander um Aufmerksamkeit. War es eine Falle von Voldemort? Dafür gab es keine Indizien. Dann blieb nur eine Wahl.

Als Harry seine Erzählung beendet hatte, griff Remus nach seinem Reiseumhang. „Wir nehmen Flohpulver zum Tropfenden Kessel. Dann gehen wir von dort aus auf die Suche. Sirius.. muss irgendwo in der Nähe des Ministeriums sein. Das wollte er uns sagen, glaube ich. Im Ernstfall ist Hestia noch auf Patrouille – und falls es ganz brenzlig wird, alarmiere ich Kingsley.“ „Ist dir das nicht zu riskant?“ „Nein. Sicher, es ist Krieg – aber ich habe das Gefühl, wir haben keine andere Wahl.“
„Dann gehen wir.“

Nacheinander stiegen sie in das Erdgeschoss, wo Remus eine kleine Nachricht an Molly Weasley hinterließ. Sollten sie um 9 Uhr nicht wieder im Fuchsbau sein, sollte Molly Kingsley benachrichtigen und den Notfallplan des Ordens in Gang setzen.

Im Wohnzimmer roch es immer noch schwach nach gerösteten Walnüssen. Harry nahm eine Handvoll Flohpulver aus dem Kamin, warf es in die nur noch leise knisternden Flammen und stieg in das Feuer. Als Remus sich neben ihn gestellt hatte, rief Harry: „Tropfender Kessel, erster Stock!“

Der Aufenthaltsraum war menschenleer und und fast vollkommen finster, als Harry und Remus aus dem Kamin kletterten. „Ein Glück, dass wir Tom auf unserer Seite haben.“ meinte Harry und klopfte sich den Staub vom Umhang. „Ohne diesen Zugang hätten wir fast keine Möglichkeit, die Winkelgasse und das Ministerium zu beobachten.“

Gemeinsam stiegen sie die schmale Holztreppe hinunter ins Erdgeschoss. Durch ein gekipptes Fenster im Gang fiel blass das Mondlicht. Die geblümten Vorhänge bauschten sich leicht im Wind. Keiner sprach ein Wort. War es wirklich eine gute Idee gewesen, hier herzukommen? Was würden sie finden – und vor allem wen? Wo war Sirius, wenn er denn wirklich am Leben war, die vergangenen 18 Monate geblieben?

Im Licht von Remus‘ Zauberstab wirkte der tagsüber so einladende Speisesaal des Tropfenden Kessels fast ein wenig unheimlich. Ein schwacher Duft nach Truthahnbraten – auch hier hielt man sich natürlich an die Speisevorschriften der Hippogreifnächte – lag in der Luft. Matilda, die alte Katze von Tom Warwick, schlief seelenruhig auf der Bar. Drei Hauselfen, die wie immer zur Hippogreifnacht Überstunden machten – aber, dafür hatte Hermine gesorgt, gut entlohnt wurden – hatten es sich in einer Ecke bequem gemacht.

Sie hatten schon fast den Ausgang zur Winkelgasse erreicht, als Harry stehenblieb. „Du kennst die Sicherheitsvorschriften besser als ich, Remus. Wir sollten uns tarnen.“ „Stimmt.“ Remus hob seinen Zauberstab und sprach einen ungesagten Desillusionierungszauber über beide.

Mit dem merkwürdigen Gefühl, als wäre er eine menschliche Seifenblase, trat Harry hinaus auf den menschenleeren Hinterhof des Tropfenden Kessels. Die Nacht war eiskalt. Er zog seinen Umhang fest um sich und wollte gerade den Backstein in der Wand berühren, der den Durchgang zur Winkelgasse freigab, als er eine Gestalt wahrnahm, die sich aus der anderen Richtung näherte.

„Lumos.“ murmelte Harry so leise, dass er sich nicht sicher war, ob es überhaupt funktioniert hatte. Kreisförmig breitete sich das weiße Licht aus der Spitze seines Zauberstabes aus und enthüllte ..

Einen schwarzen Hund mit dichtem, leicht struppigen Fell, das ihm das Aussehen eines Bären verlieh. Das Tier war beinahe eineinhalb Meter groß und hatte leuchtend kupferfarbene Augen. „Der Grimm.“ dachte Harry und musste beim Gedanken an Professorin Trelawneys Lieblingsvorhersage schmunzeln.

Wortlos folgten Harry und Remus dem Hund, der scheinbar genau wusste, was er vorhatte. Zielstrebig trottete er durch den Hof, die Stiegen zur Hintertür hinauf und drückte die Klinke mit einer Pfote nach unten.

In Harrys Kopf spielten die Gedanken endgültig verrückt. Tatsächlich. Es war Sirius. Diesen Hund hätte er jederzeit wiedererkannt. Offenbar sah er in Animagusgestalt doch nicht alles, denn sonst wären ihm seine beiden Begleiter schon aufgefallen.. Wo und wie sollten sie sich zu erkennen geben?

Ein Seitenblick auf Remus – besser die Tarnung noch nicht aufgeben. Wenn sich jetzt ein Todesser näherte.. Genau wusste der Orden nicht, welche Gäste Tom Warwick derzeit untergebracht hatte.
Sicher, auf Voldemorts Seite war die Tatsache, dass sich ein Animagus im Orden des Phönix befunden hatte.. nein, befand, noch nicht so weit bekannt geworden. Pettigrew hatte aus irgendeinem Grund nur den engsten Kreis des Dunklen Lords eingeweiht, das hatte Dädalus nach der Rückkehr von einer Spionagemission berichtet.

Wo war Sirius die ganze Zeit gewesen? Und – was noch wichtiger war – wussten Voldemorts Leute schon Bescheid, dass er dort nicht mehr war? Wenn sie überhaupt wussten, dass er noch lebte? Tausende Gedanken, auf die nur Sirius selbst eine Antwort geben konnte.

Der Hund war vor der Tür im ersten Stock stehengeblieben, die zum Aufenthaltsraum führte. Wusste er, wer ihm getarnt folgte? Wusste er etwa auch, dass dieser Raum zum Versteck des Ordens geworden war?

Wie schon zuvor öffnete der Hund die Tür scheinbar mühelos. Kaum hatte Harry als Letzter den Aufenthaltsraum betreten, als er merkte, wie der Effekt des Desillusionierungszaubers nachließ. „Muffliato.“ flüsterte er. Was jetzt gleich geschehen – und besprochen – werden würde, sollte absolut nicht nach außen dringen..

Der Hund – Tatze – merkte sofort, dass sich hinter ihm noch jemand im Zimmer aufhielt. Er wandte den Kopf um – und dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig.

Einen Moment lang sahen Harry und das Tier einander noch direkt in die Augen – und kurz darauf fand sich Harry auf dem Boden wieder, niedergedrückt von 35 Kilo schwerem, schwarzen Hundefell. Tatze schleckte seinem so lange vermissten Freund freudig von oben bis unten über das Gesicht.

Jetzt war es auch egal. Die gesamten 18 Monate. Alle schrecklichen Erlebnisse seit jenem Abend in der Mysteriumsabteilung. Alle Momente, in denen er Sirius‘ Rat gebraucht hätte. Alles brach aus Harry heraus. Vor diesen beiden musste er sich nicht schämen, seine Gefühle zu zeigen..

Weinend und gleichzeitig lachend über die unbändige Freude des Hundes über – oder besser gesagt auf - ihm kraulte Harry Tatze hinter den Ohren. Sirius war wieder zurück. Was das für den Orden bedeutete, konnte man noch gar nicht sagen. Und für Harry selbst natürlich.. Den Menschen wieder in seinem Leben zu wissen, der ihn auch ohne viele Worte verstand. Der ihm sicher auch bei anderen Problemen helfen konnte…

Moment. Das war jetzt aber Remus gegenüber unfair. Schließlich hatten sie in den letzten Monaten ein ähnlich – nein, ein genauso- enges Verhältnis zueinander gewonnen.

Remus hatte das Wiedersehen still und mit Tränen in den Augen verfolgt. Nach allem, das er seit Beginn des ersten Krieges erlebt hatte, einen totgeglaubten Freund wiederzufinden … Nie hätte er sich gedacht, dass er gerade jetzt ein solches Glück empfinden konnte. Sicher, es war Krieg. Aber im Moment überwog die Freude, wenigstens einen der vier Rumtreiber wieder an seiner Seite zu wissen.

Schmunzelnd richtete Remus seinen Zauberstab auf den Hund. „Tatze, jetzt reicht’s dann! Du vergisst ja schon fast, dass du eigentlich kein Tier bist!“ Ein blauweißes Licht hüllte das Tier ein, hell genug, dass Harry hoffte, es wäre auf der Straße nicht zu sehen.
.
Und dann stand Sirius Black tatsächlich wieder vor seinem Patenkind und seinem besten Freund. Seine schwarzen Haare waren ungewöhnlich kurz und er schien ziemlich abgemagert zu sein. Doch seine grünen Augen funkelten schelmisch wie eh und je. „Harry. Moony.“ „Hallo, Tatze.“ Remus‘ Stimme brach.

„Hier, du brauchst sicher etwas warmes anzuziehen!“ Einmal mehr war Harry froh, dass zumindest Hermine bei Professor Flitwicks Lektionen über Alltagszauber aufgepasst hatte. Creo habitus! sagte er und beschrieb einen Kreis mit seinem Zauberstab. Ein dicker roter Pullover und eine ebenso warme schwarze Hose erschienen.

„Danke, Harry. Du hast einiges gelernt in den letzten Jahren!“ Da war es wieder, dieses für Sirius so typische Grinsen. „Das war Hermine und nicht ich.“ gab Harry schmunzelnd zu, während Sirius in die Kleidung schlüpfte. Nun, da der erste Schock verflogen war, fühlte er sich nur noch erleichtert und glücklich. Sein Pate war wieder zurück.

„Hey, Moony, alles okay mit dir?“ wandte sich Sirius an seinen alten Freund. „Ich habe dich vermisst.. wo warst du?“ Auch mit Remus‘ Zurückhaltung war es in diesem Moment vorbei.
Die beiden Rumtreiber umarmten einander lange. „Jetzt bin ich ja wieder zurück.“ sagte Sirius und wischte sich verstohlen über die Augen.

„Und das ist auch gut so.“meinte Remus lächelnd. „Wir sind hier ungestört – Harry hat den Raum versiegelt und der Orden nutzt ihn sowieso schon seit einiger Zeit als Stützpunkt. Erzähl, was ist dir passiert? Wir haben dich doch durch den Schleier fallen sehen…“

Sirius ließ sich auf einem zerschlissenen alten Sofa nieder. „Haben wir so lange Zeit?“ „Sicher.“ sagte Harry, dem die Frage sowieso schon auf der Zunge gelegen war.

„Also gut. Ihr erinnert euch doch, dass Bellatrix und ich mitten im Duell waren?“ „Selbstverständlich.“ Harry spürte, wie der Hass auf Voldemorts Lieblingsanhängerin in ihm wuchs. „Jedenfalls – sie hatte keineswegs vor, mich zu töten. Der Schleier ist zwar ein Übergang ins Jenseits, aber Animagi sind davon ausgenommen.“

Remus schlug sich eine Hand vor den Mund. „Aber natürlich! Genau das hat uns doch auch Saladin, also, Professor Al-Harani, in der fünften erzählt. Animagi können nur auf sehr wenige Arten getötet werden, da sie quasi zwei Seelen besitzen.“ Daran hatte ihn sein Unterbewusstsein seit Wochen erinnern wollen…

„War ja wieder klar, dass du das auswendig weißt, Moony.“ sagte Sirius schmunzelnd. „Das Ganze war von Anfang an ein abgekartetes Spiel. Bellatrix, Narcissa und Lucius Malfoy und vermutlich auch unser alter Freund Wurmschwanz waren in den Plan eingeweiht. Die Idee war ganz einfach, mich aus dem Weg zu räumen. So würde der Orden demoralisiert und Harry ein Schlag versetzt, von dem er sich so schnell nicht erholt.“ Ein Blick auf sein Patenkind bestätigte Sirius, dass dieser Teil des Plans scheinbar ausgezeichnet funktioniert hatte.

„Wie auch immer sie das bewerkstelligt haben – sie haben den Schleier manipuliert. In dem Moment, als ich durchgeflogen bin, muss ich eine Art Portschlüssel berührt haben. Als ich wieder zu mir gekommen bin, fand ich mich im Keller der Malfoys wieder. Und dort war ich die letzten 18 Monate.“

„Wie..?“ wollte Remus schon ansetzen, wurde aber von seinem Freund unterbrochen, der ihm die Antwort vorwegnahm: „Am Anfang hat mir Narcissa jeden dritten Tag zu essen gebracht. Aber dann ist sie irgendwann nicht mehr aufgetaucht. Ich glaube, Lucius und sie wurden von Voldemort irgendwo anders hingeschickt. Das muss so vor zwei Monaten gewesen sein.“ „Und wie hast du dann überlebt?“ fragte Harry verblüfft. „Ich hab das Tatze überlassen. In Hundegestalt bin ich ein ziemlich guter Jäger. So stolz die Malfoys immer auf ihr vornehmes Haus sind, aber im Keller leben schon so einige Tierchen..“

Beim Gedanken an die Maus, die ihm am vergangenen Abend in die Falle gegangen war, schüttelte es Sirius ein wenig. „Ich habe also die letzten zwei Monate niemanden mehr gehört oder gesehen. Irgendwann – das ist allerdings schon länger her – habe ich festgestellt, dass eines der Fenster in meinem Verlies, ein anderes Wort passt dafür nicht, nicht sehr stabil befestigt zu sein schien. Also habe ich damit begonnen, es aus den Angeln zu heben. Ganz vorsichtig, jeden Tag ein paar Zentimeter, nur um keine Aufmerksamkeit zu erregen,falls sie zurückkommen sollten. Und heute Nacht war es dann so weit. Das Fenster war weit genug offen, um mich durchzulassen. Ich bin in Hundeform durchgeklettert und dann nach London appariert. Zuerst wusste ich nicht, wo genau ich suchen sollte. Der Grimmauld Place scheint ja verlassen worden zu sein..“ „Glauben die Todesser.“ sagte Harry. „Wir haben ihn gut getarnt, brauchen ihn aber nur noch für Notfälle.“

„Eben – und ich hatte nur die Informationen, die ich von Lucius und Narcissa gehört habe. Sie haben sich oft laut über die Kriegspläne unterhalten. Als ob sie sich über mich lustig machen wollten, dass ich hier handlungsunfähig sitze, während Voldemort die Macht übernimmt.“ „Sieht ihnen ähnlich.“ meinte Remus.


„Also habe ich schnell nachgedacht, wo sich noch Ordensmitglieder aufhalten könnten. Und da ist mir der Tropfende Kessel eingefallen. Egal, wer mir zuerst begegnet wäre – selbst wenn es Sturgis gewesen wäre..“, Sirius lachte leise, „ich hätte mich riesig gefreut. Dass es aber ausgerechnet ihr beide seid, ist natürlich umso schöner.“ Harry nickte lächelnd . „Ich habe davon geträumt. Dass du aus der Mysteriumsabteilung fliehst. Dann habe ich Remus alarmiert und wir sind aus dem Fuchsbau hierhergereist. Mit Flohpulver.“

„Oje.“ Sirius verzog das Gesicht. „Aber diesmal hat der Kamin der Weasleys ja funktioniert. So, und jetzt erzählt ihr. Was ist passiert, seit ich verschwunden bin? Ich weiß schon, dass Dumbledore – Albus – tot ist und dass sich Schniefelus als Verräter herausgestellt hat. Aber wie sieht es derzeit aus im Krieg? Gab es schon größere Kämpfe? Wie geht es den anderen im Orden?“

Harry wollte gerade beginnen, als Remus auf die Uhr sah. „Fast fünf. Ich glaube, das klären wir besser im Fuchsbau. Hier stehen bald die ersten Gäste auf. Tom ist zwar eingeweiht, aber wenn jemand etwas bemerkt..“

„Einverstanden.“ sagte Sirius. „Wer hat Flohpulver?“ „Ich habe noch etwas eingesteckt.“ antwortete Harry.

„Na dann – Incendio!“ Sirius schwang den Zauberstab. Im Kamin vor ihnen begannen kleine orange Flammen zu tanzen. Harry warf eine Handvoll blaugrün schimmerndes Pulver in die Flammen, die sich sofort auf eine angenehme Temperatur abkühlten. Sie stiegen alle drei hinein und Remus rief: „Fuchsbau!“

Das Wohnzimmer der Weasleys sah zum Glück genauso aus, wie Harry und Remus es verlassen hatten. Noch hatte niemand ihre Abwesenheit bemerkt. „Die werden schauen, wenn du beim Frühstück plötzlich auftauchst, Tatze.“ flüsterte Remus seinem alten Freund zu. Harry zerriss die Nachricht, die sie auf dem Küchentisch zurückgelassen hatten – jetzt brauchten sie sie nicht mehr.

Leise schlichen sie die Treppe hinauf. Sirius machte es sich auf dem Sofa in Bills altem Zimmer bequem.
Ron schien Harrys Abwesenheit noch nicht bemerkt zu haben – er schnarchte weiterhin friedlich vor sich hin. „Danke, Hippogreif.“ murmelte Harry und schlüpfte unter die Decke. Es hieß ja, dass in den Hippogreifnächten Träume in Erfüllung gehen würden. Doch bis jetzt hatte Harry das eher für einen Aberglauben gehalten…


„Morgen.“ gähnte Ron und warf seinen Polster nach Harry. „Gut geschlafen?“ „Oh ja.“ sagte Harry und warf den Polster zurück. „Du klingst so fröhlich – ist was passiert?“ „Allerdings! Aber gehen wir essen, dann siehst du es selbst.“ Vorfreudig zog sich Harry an und machte sich mit seinem besten Freund auf den Weg in die Küche. Was die anderen wohl gleich sagen würden?

„Guten Morgen! Wisst ihr, wo Remus steckt? Wir warten nur noch auf ihn!“ begrüßte Arthur Weasley Harry und Ron, als sie sich am wie immer vollbeladenen Esstisch niederließen. „Der kommt sicher gleich.“ sagte Harry und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Ginny hatte ihm gerade die Marmelade gereicht, als sie ihr Messer plötzlich mit einem Schrei fallen ließ. „Das gibt es nicht! Bist das wirklich du?“

Ein Mann war gemeinsam mit Remus Lupin in der Küche erschienen. „Ja, ich bin’s.“ sagte er grinsend. „Sirius Black meldet sich hiermit offiziell als Mitglied des Ordens des Phönix zurück.“ „Was..wie..“ Hermine war restlos verwirrt. „Das ist kein Trick, sondern wirklich Sirius.“ bestätigte Harry lachend. „Wir haben ihn gestern Nacht in der Winkelgasse aufgegabelt.“

„Ich glaube, wir haben einander so einiges zu erzählen.“ sagte Molly Weasley. „Aber jetzt essen wir erst einmal. Sirius, du kannst dich da auf Sturgis‘ Platz setzen.“ Schmunzelnd ließ sich Sirius neben seinem Patenkind nieder. „Alles in Ordnung, Harry?“ „Und wie.“ sagte Harry und schenkte ihm Kaffee ein.

Sirius war wieder zurück. Der Krieg war zwar noch im Gang – aber so hoffnungsvoll war Harry schon seit langem nicht mehr gewesen.


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