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Harry Potter und der Spiegel der Wahrheit - Schneeflocken

von Sirius15

Remus Lupin gähnte ausgiebig und sah aus dem Fenster seines Schlafzimmers. Ein grauer wolkenverhangener Himmel verkündete einen weiteren frühwinterlichen Tag. Sicher würde es bald zu schneien beginnen. Normalerweise die schönste Zeit des Schuljahres.
Lächelnd dachte er an die vielen Schneeballschlachten zurück, die sie sich in seiner Schulzeit geliefert hatten. Wie ernst sie das alles genommen hatten..

Aber den Schülern heuer würde ein solches Vergnügen verwehrt bleiben. Das Gelände war nur noch unter strenger Aufsicht Hagrids und zumindest eines anderen Mitglieds des Lehrkörpers zugänglich. Schüler, die sich zu weit vom Gebäude entfernten oder nach 18.00 noch draußen angetroffen wurden, wurden zu Argus Filch zur Strafarbeit geschickt.

War man damals schon so vorsichtig gewesen, zu Zeiten des ersten Krieges? Eigentlich nicht, dachte Remus, während er sich anzog. Damals wusste man fast gar nichts über die Todesser und ihre Pläne..
Und jetzt? Größer und greifbarer war die Bedrohung und ganz klar Voldemorts Ziel. Doch wann genau und wie er zuschlagen würde, war nicht vorherzusehen. Seit Wochen lag zwar schon das unbestimmte Gefühl in der Luft, dass bald etwas passieren würde. Nevilles Großmutter hatte beunruhigende Dinge berichtet, die sie während ihrer Gefangenschaft erfahren hatte. Alles deutete auf einen ganz bestimmten Ort hin, den die Todesser als ihr erstes großes Angriffsziel auswählen würden.

Als Reaktion auf die Berichte hatte der Orden seinen Patrouillen an eben jenem Ort verdreifacht. Die Auroren schoben schon seit Wochen Überstunden, immer in Alarmbereitschaft. Kingsley, der den Personenschutz für den Muggelpremierminister an einen Freund von Madame Maxime weitergereicht hatte, hielt einmal in der Woche strategische Treffen im Fuchsbau ab. Minerva Mc Gonagall kümmerte sich mit den Ordensmitgliedern innerhalb der Schule um verschiedene Angriffspläne und hielt mit Kingsley engen Kontakt.
Tonks traf der neue Plan härter, als sie es zugeben wollte. Seit September hatte sie sich so gut wie keine Pause gegönnt, vielleicht auch, weil sie die Sorge um ihre Eltern, insbesondere ihren muggelgeborenen Vater Ted, sonst zu sehr beschäftigt hätte. Aber diese Gedanken behielt sie für sich und stürzte sich stattdessen in die Arbeit.

Nur Remus wusste, wie es ihr wirklich ging. Sie schrieben einander fast täglich, um über aktuelle Ereignisse zu sprechen oder ihre Gedanken auszutauschen. Inzwischen freute sich Remus richtig darauf, am Abend in sein Arbeitszimmer zu kommen und dort ihre kleine Eule bereits auf dem Schreibtisch sitzen zu sehen. Es tat ihm wirklich gut, sich ihr anvertrauen zu können..

Eigentlich, stellte Remus fest, als er sich auf den Weg zum Frühstück machte, war das das erste Wochenende seit langem, an dem er überhaupt nichts zu tun hatte. Minerva benötigte seine Hilfe nicht, sie arbeitete gerade mit Horace an einer Serie von Tränken. Zu korrigieren gab es, ungewöhnlich für Anfang Dezember, auch nichts. Und den Wochenplan für Praktische Verteidigung hatte er bereits fertig.

Schadete nicht, einmal Zeit für etwas anderes zu haben. Aber was sollte Remus mit diesem angebrochenen Samstag anfangen? Ob er.. Ja, warum nicht. Hoffentlich hatte sie frei. So genau kannte er ihren Plan nicht.

Er nahm das goldene 10 Galleonen-Stück aus seiner Umhangtasche und berührte es mit dem Zauberstab. Ein wirklich raffinierter Zauber, den sich Hermine da ausgedacht hatte. Rein durch Gedankenübertragung wurde die Nachricht auf die Münze der Person, der man sie zukommen lassen wollte, geschickt. Unlesbar für alle anderen. Hermine war wirklich unglaublich begabt. Ein wenig wie Lily. Und doch anders.

Die Große Halle war fast menschenleer. Kein Wunder, so früh an einem Samstagmorgen waren selten Schüler auf. Nur ein paar Ravenclaws – Erstklassler offensichtlich – saßen am hinteren Ende des ganz links außen stehenden Tisches und unterhielten sich.
Remus ließ sich am Gryffindor-Tisch nieder, etwas, das er nur machte, wenn er so wie jetzt fast alleine in der Halle war.

Er gehörte auch nicht mehr hier her, war jetzt ein Lehrer. Aber eben auch ein Mitglied des Hauses des Löwen. Und irgendwie mochte er das Gefühl, an seinem alten Platz zu sitzen, wo er so viele Tage verbracht hatte. Da, gegenüber von ihm, war immer Peters Stammplatz gewesen. Sirius hatte immer links von ihm gesessen, James auf der anderen Seite neben Remus. Später, als Lily und James ein Paar geworden waren, war Lily automatisch zu ihnen dazugestoßen. Undenkbar, ihr „fünftes Mitglied“ alleine sitzen zu lassen.

Manchmal, wenn Remus jetzt am Tisch der Gryffindors saß, hatte er direkt das Gefühl, seine vier engsten Freunde neben sich zu spüren. Er konnte sie nicht sehen, aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund.. Schmerzhaft. Und doch irgendwie auch vertraut und beruhigend. So viele Erinnerungen allein an diesem Esstisch.

Wieder einmal kehrten seine Gedanken zu Sirius und dem Spiegel zurück. Eigentlich war es müßig zu hoffen, dass sich irgendetwas änderte. Sirius war tot. Durch den Schleier gefallen.
Aber da war etwas, wie eine leise Stimme, in Remus‘ Unterbewusstsein, das ihn schon seit einigen Wochen nicht mehr los ließ. Etwas, an das er sich offensichtlich erinnern sollte. Was konnte das nur sein?

Angestrengt dachte er nach und kam einmal mehr auf Professor Saladin Al-Harani, seinen absoluten Lieblingslehrer. So viel hatte er von dem weisen Araber in seinem fünften Schuljahr gelernt. Und hatten sie nicht einmal noch nach der Stunde diese ewig lange Diskussion über das Zwischenreich und das Jenseits geführt? Es hieß doch über den Schleier…

Nein, egal, wie sehr er sich anstrengte, es fiel ihm nicht ein. Gedankenverloren spielte er mit dem Schlüssel, den er schon seit 22 Jahren an einem einfachen Lederband um den Hals trug. „Saladin. Du wärst mir jetzt wirklich eine große Hilfe.“ dachte Remus und spürte wieder einmal, wie sehr er seinen Vertrauten vermisste. Es war schon ein ganz eigenes Verhältnis, das sie verbunden hatte..

Während er sein Frühstück fertig aß, wurde es draußen endgültig hell. Bald würden die Massen in die Große Halle einfallen. Auch wenn Harry und die anderen Verständnis dafür hätten, dass er hier am Haustisch saß - irgendwie wollte Remus es nicht riskieren.

Evanesco! sagte er und berührte seinen leergegessenen Teller mit dem Zauberstab. Sicher, die Hauselfen hätten ihn schon abgeräumt, aber so war es schneller. Und fairer.

Als er ging, merkte er, wie Wärme aus seiner Umhangtasche aufstieg – das übliche Signal, dass man über die Galleonen eine Botschaft bekommen hatte.

Vorsichtig nahm er die Münze aus der Tasche. Winzige, leicht rot schimmernde Buchstaben formten die Worte Na klar! 10.00 beim Tropfenden Kessel? So typisch Tonks. Andere hätten an ihrem ersten freien Tag seit Wochen wahrscheinlich lange geschlafen oder die Zeit für sich genutzt. Aber Dora war nun mal ein Mensch, der es unglaublich hasste, alleine zu sein. Wahrscheinlich hatte sie schon lange darauf gewartet, mit ihm Zeit verbringen zu können. So wie er selbst auch. Halt. Was dachte er da schon wieder?
Besser den Gedanken gar nicht fortführen. Sie war seine beste Freundin. Es war nur natürlich, dass Remus sich darauf freute, mit ihr unterwegs zu sein. Und doch..

Sirius hätte jetzt sicher einen blöden Spruch losgelassen. In diesen Sachen war der junge Mr. Black wesentlich souveräner gewesen, als Remus es je werden würde. Was irgendwie logisch war.

Wie, um seine Verwirrtheit zu verscheuchen, schüttelte Remus energisch den Kopf. Noch zwei Stunden. Genug Zeit, um sein Arbeitszimmer aufzuräumen und sich Gedanken darüber zu machen, was er nächste Woche mit der 6. und 7. Klasse durchnehmen wollte.
Er sandte ihr eine schnelle Antwort und stieg hinauf in den Ostflügel des Schlosses.

Die Schule erwachte langsam zum Leben. Halb ausgeschlafene Jungen und Mädchen schlenderten gemütlich in die Große Halle, sich angeregt unterhaltend. Der Fast Kopflose Nick schwebte majestätisch durch das Treppenhaus und betrachtete das bunte Treiben. Vom Gryffindor-Turm war der Gesang der Fetten Dame zu hören. Mehr als einmal blieben Schüler stehen, um dem Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste einen guten Morgen zu wünschen. Schmunzelnd registrierte Remus, wie besonders die jüngeren Mädchen regelrecht verlegen wirkten, wenn er ihren Gruß entgegnete. Teenager..

Angekommen in seinem Arbeitszimmer, war er direkt froh, dass er es in einem derartigen Chaos hinterlassen hatte. Eine Beschäftigung würde ihm in seinem derzeitigen verwirrten Zustand nur gut tun.
Während er die Aufsätze nach Klassen und Häusern sortierte, seine Tintenfässer säuberte und die Tagespropheten der vergangenen Woche stapelte, brach – eine Seltenheit in diesem Herbst – die Sonne durch die Wolken. Wie geschaffen für einen Tag wie diesen. Auch wenn er dem scheinbaren Frieden nicht traute, so musste Remus doch zugeben, dass es schon schön war, wieder einmal sonniges Wetter zu haben.

Fast fertig. So ordentlich war er zuletzt in seiner Schulzeit gewesen. Damals hatten sich die anderen immer darüber lustig gemacht, dass er sogar die Mitschriften eines Faches nach Themen sortierte.

Ein Blick auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde. Wie sollte er nach London kommen? Apparieren war von Hogwarts aus nur schwer möglich und außerdem unsicher. Wenn er sich verschätzte – ja, das passierte ihm immer noch ..? Dann blieb wohl nur das Flohnetzwerk. Ein Glück, dass Kingsley unlängst mit Tom, dem Wirten des Tropfenden Kessel, ausgehandelt hatte, dass der Kamin im ersten Stock des Gasthauses als Passage für den Orden dienen sollte. Es hatte einige Debatten gegeben, wie weit man Tom vertrauen konnte. Man war schließlich zum Schluss gekommen, dass es gar keine andere Wahl gab – und bis jetzt war nichts passiert.

Flohpulver. Nicht gerade die angenehmste Art zu reisen. Auch egal.
Remus sah aus dem Fenster. In der Morgensonne glänzten die Zweige der Peitschenden Weise leicht silbrig. Offensichtlich war die Nacht schon sehr kalt gewesen. Er mochte dieses Wetter. Seine Verwandlung war bei tiefen Temperaturen wesentlich angenehmer, wenn man das überhaupt sagen konnte. Aber bis zum Vollmond waren es noch zwei Wochen.

In der Ferne sah Remus, wie Hagrid mit Fang apportieren spielte. Noch zwei, die sich über das Winterwetter zu freuen schienen.
So, jetzt war es Zeit, aufzubrechen. Es war seine Idee gewesen, dass sie sich trafen, also hatte er wenig Lust, zu spät zu kommen. Wäre auch unhöflich, ihr gegenüber.

Ein schneller Blick durchs Zimmer, den Zauberstab sicher verstaut und den Wintermantel fest zugezogen. Vom Kamin nahm Remus einen kleinen Keramikkrug mit einem seltsam blaugrün schimmernden Pulver. Er nahm eine Handvoll, beugte sich nach vor, bis sein Gesicht auf Augenhöhe mit dem Kamineingang war und warf das Pulver in die Flammen, die eine eigentümliche grüne Farbe annahmen. „Tropfender Kessel, 1. Stock!“

Kaum war er in die Flammen gestiegen, hoben sie ihn auch schon empor. Einen Moment lang fühlte es sich an, als wäre er gerade auf dem Weg, das Dach der Schule zu durchstoßen – und dann..
Etwas unsanft fiel Remus aus dem Kamin heraus und landete auf einem dunkelbraunen stark glänzenden Parkettboden. Der Aufenthaltsraum im Tropfenden Kessel. So sauber wie schon lange nicht mehr. Und noch 10 Minuten bis zu ihrem Treffpunkt.

Seinen Mantel gerade richtend, stieg er die enge Wendeltreppe hinunter ins Erdgeschoß. Offensichtlich war das Frühstück gerade zu Ende gegangen. Zwei Kellner ließen viele Teller und Häferln in Richtung der Küche schweben, überwacht von ihren Zauberstäben. Tom, der alte Wirt, huschte geschäftig den Esstisch entlang und befreite ihn von einer Schicht Brösel. Es duftete schwach nach Kaffee.

„Morgen, Mr. Warwick!“ sagte Remus. Der Alte wirbelte herum. „Ach, Sie sind es, Lupin!“ sagte er mit einem zahnlosen Grinsen. „Was verschafft mir die Ehre?“ „Freier Tag.“ „Kommt auch selten vor, was? Ja, die Zeiten werden schlechter.“ meinte der alte Tom bedeutungsschwer. „Wie Recht Sie doch haben.“ pflichtete ihm Remus bei und fügte in Gedanken hinzu „schlecht ist gar kein Ausdruck.“

„Viel los?“ „Oh ja, oh ja.“ sagte der Wirt und beutelte seine Schaufel in einem großen Kübel aus. „Komisch, Anfang Dezember waren wir schon lang nicht mehr ausgebucht. Aber man muss nehmen, was man bekommt. Ich sage Ihnen, Mr. Lupin, manche meiner Gäste…“ Remus verstand seine Andeutung, wollte aber nicht genau nachfragen. Hoffentlich waren keine Todesser dabei…
„Wird bald schneien.“ meinte Tom mit einem Blick aus dem Fenster. „Ist heuer auch früher als sonst.“

Remus wollte gerade etwas antworten, als ihn eine vertraute Stimme ansprach: „Na, so pünktlich?“
Er drehte sich um und sah in die ihm so wohlbekannten dunkelgrünen Augen seiner besten Freundin. „Ich konnte dich doch nicht warten lassen. Das macht man nicht.“

„Gentleman.“ entgegnete Tonks lachend – etwas, das bei ihr in den vergangenen Wochen nur selten vorgekommen war. Aber mit Remus war es irgendwie ganz anders als mit den anderen im Orden. In seiner Gegenwart – es war schon viel zu lange her seit ihrem letzten Treffen – konnte sie sich richtig fallen lassen. Und er schaffte es immer wieder, sie zu..
Wie anders sie doch wirkte, wenn sie lachte. Ihre Augen funkelten richtig. Wunderschön.

Mühsam riss sich Remus aus dem Gedankengang. „Was machen wir?“ „Wie wäre es mit einem längeren Spaziergang? Ich war schon so lange nicht mehr in der Winkelgasse.“ „Gute Idee. Bis bald, Mr. Warwick!“
„Wiedersehen!“ sagte Tom und sah den beiden Ordensmitgliedern lächelnd hinterher.
Tonks und Remus traten hinaus in den Hinterhof des Tropfenden Kessels. Obwohl die Sonne schien, war es ziemlich frisch. „Schön, wieder einmal an einem anderen Ort als dem Ministerium zu sein.“ meinte die junge Aurorin und atmete tief ein. „Riecht nach Schnee.“
Remus schmunzelte und berührte den losen Ziegelstein in der Mauer, der augenblicklich zur Seite schwang und den Durchgang in die Winkelgasse frei gab. „Nach dir.“

Die Winkelgasse, Herzstück der Zauberergemeinschaft Londons, war erstaunlich belebt. Vor fast allen Geschäften standen Menschen und begutachteten die Auslagen. Bald war Hippogreifnacht, das größte Fest im Kalenderjahr. Und trotz der ungewissen Lage wollte niemand auf gewisse Traditionen verzichten.

Zwar gaben sich die meisten der morgendlichen Schaufensterbummler den Anschein, als wäre alles wie immer. Doch wenn man genauer hinsah, oder zuhörte, wurde man schnell wieder in die Realität zurückgeholt. Zauberer in Wintermänteln standen seufzend vor Auslagen und begutachteten Preisschilder, als ob sie nur durch ihre Blicke die Zahlen vor ihnen ändern wollten. Eltern versuchten mühsam, ihre verständnislosen kleinen Kinder vom besonders attraktiven Eingang von Flourish and Blotts fernzuhalten. Die Lieder, die ansonsten immer durch die Winkelgasse schallten, waren in diesem Jahr verstummt. Keine glitzernden Girlanden, verzaubert, um in allen Farben zu leuchten, hingen zwischen den Dächern der durchwegs niedrigen Häuser. Nur vereinzelt wiesen kleine Tannenbäume und silberne Hippogreife darauf hin, welche Jahreszeit es war.

Tonks und Remus schlenderten die Gasse entlang. „Kriegshippogreifnacht.“ meinte Remus. „Ich verstehe, dass die Leute noch ein wenig Normalität haben wollen. Aber so schlimm war es im ersten Krieg nicht. Das ist sicher wegen Scrimgeours neuen Budgetmaßnahmen.“ „Nur, dass die wahrscheinlich zu spät kommen. Wir hätten schon vor Jahren in die Verteidigung investieren sollen. Spätestens, als Vol.. du-weißt-schon-wer zurückgekommen ist. Das werden wir noch bitter bereuen. Besonders das Ministerium ist schlecht geschützt.“ sagte Tonks und bemühte sich erst gar nicht, den Ärger aus ihrer Stimme herauszuhalten.

„Andererseits,“ meinte Remus und blieb vor „Qualität für Quidditch“ stehen, „irgendwie bin ich ja auch erleichtert, wenn es endlich beginnt. Dieses ewige Warten, ob Du-weißt-schon-wer zuschlägt, ist ganz schön belastend.“ Tonks nickte ihm dankbar zu. Schon wieder hatte er ausgesprochen, was sie sich dachte. Ob er.. Blödsinn. So war das eben mit ihnen. Sie verstanden sich meistens ohne Worte. Um ihre Unsicherheit zu verbergen, deutete sie auf das Schaufenster vor ihnen. „Da ist ja gar nichts heuer, schau mal!“

Der Beginn der Hippogreifnachtsfeiern Anfang Dezember war meistens auch der Tag, an dem Nimbus und Komet, die zwei großen Besenproduzenten, ihre neuen Modelle vorstellten. In dem kleinen Fachgeschäft in der Winkelgasse wurden die Neuerscheinungen dann immer ausführlich präsentiert, komplett mit Flugblättern, auf denen die Verbesserungen zu den Vorgängerexemplaren aufgelistet waren.
Doch auch die Besenproduktion hatte dem Krieg Tribut zollen müssen. Rennbesen herzustellen war in Anbetracht der Lage nicht besonders sinnvoll. Und so schmückte die Auslage des Sportgeschäfts nur ein einsamer kleiner Tannenbaum, verziert mit winzigen silbernen Besen und Schnatzen.Tonks betrachtete den Baum betroffen. Irgendwie machte ihr dieser Anblick erst so richtig bewusst, was gerade passsierte.

Remus beobachtete sie im Stillen. Damals, als Voldemort das erste Mal nach der Macht griff, war sie noch gar nicht geboren gewesen. Sicher hatte sie – bis vor zwei Jahren – nie damit gerechnet, dass auch sie in einen Krieg gezogen werden würde. „Schande irgendwie.“ dachte Remus. „Es war schon schlimm genug, was während meiner Schulzeit passiert ist. Und wir hatten keine Ahnung, was eigentlich vor sich ging. Sie hätte sich eigentlich verdient, dass sie sowas nicht miterlebt.“ Und war es für Tonks nicht ungleich schwieriger? Sie wusste schließlich genau, was auf sie zukommen würde, wenn Voldemort gewinnen sollte.
.
Und trotzdem, trotz dieses Wissens, war sie eine entschlossene und mutige Kämpferin für den Orden. Ihre ganze Energie steckte sie in die Arbeit mit Kingsley und den anderen im Aurorenbüro. Egal, wie der Krieg ausgehen würde – ob sie je daran dachte? Wahrscheinlich schon. Aber genau das war eine ihrer anziehendsten Eigenschaften. Dass sie, obwohl sie wusste, welches Schicksal sie vielleicht erwarten würde, nie aufgab. Genau deswegen mochte er Tonks auch so gerne. Ein Brief, ein Gespräch mit ihr – und ihr Mut, ihr Kampfgeist steckten ihn jedes Mal an. Und sie war…

„Hey, aufwachen!“ Eine Hand packte ihn – fest, aber nicht grob, an der Schulter. Er erschrak, musste aber gleich wieder lachen, als er ihr Gesicht sah. „Du warst so weit weg gerade. Woran hast du gedacht?“ Bloß nichts verraten. Wenn sie das wüsste… „Wir sollten vielleicht bei Fred und George vorbeischauen.“

„Gute Idee, da war ich auch schon lang nicht mehr.“ meinte Tonks.
Die Sonne war wieder hinter den Wolken verschwunden und es wurde zunehmend kälter. Nicht mehr lange, bis der Winter wirklich begann. Vereinzelt begegneten den beiden Ordensmitgliedern Menschen, die sich, so fest sie konnten, in ihre für die Temperaturen zu dünnen Jacken hüllten.

Das Geschäft der Weasley-Zwillinge war wie üblich schon von weitem zu erkennen, in diesem Jahr vielleicht noch etwas mehr als sonst. Rote und violette Girlanden säumten die weiße Eingangstür mit ihren Milchglasfenstern, in denen winzige Hippogreife sowie zwei W geritzt waren. Eine detailverliebt gestaltete Schneelandschaft in einem der beiden Schaufenster zog die Blicke der vorbeigehenden Menschen auf sich. Zuoberst schwebte ein winziger Phönix, der eine Art glitzerndes Pulver verstreute. In Mitten zweier Tannenbäume prangten unübersehbar drei neongelbe runde Schachteln. Ein Schild daneben verkündete, dass es sich beim Inhalt der Schachteln um „unsere allseits beliebten Kotzpastillen, verbesserte Formel – jetzt noch effektiver“ handelte.

Überhaupt vermittelte der gesamte Scherzartikelladen den Eindruck, als wäre der Krieg weit entfernt. Ein buntes Plakat neben der Eingangstür meldete: „Vergesst Ihr-wisst-schon-wen, feiert den Hippogreif mit unseren neuen Spaß-Ideen!“

„Diese beiden.“ sagte Remus kopfschüttelnd. „Aber irgendwie finde ich es gar nicht so schlecht. Etwas Ablenkung schadet nicht – und vor allem ist die Winkelgasse im Moment noch sicher.“ „Ganz deiner Meinung.“ sagte Tonks und öffnete die Tür.

Ein Geruch nach Zimt und Marzipan, der so stark war, dass beide niesen mussten, empfing sie. Die niedrigen Regale waren bis oben hin mit kleinen und größeren Päckchen und Dosen vollgestapelt, deren Farben man nicht anders als „quietschbunt“ bezeichnen konnte. Eine winzige Eule schuhuhte in einem silbernen Käfig neben dem Eingang und das Fiepen der unzähligen Minimuffs in ihrem Plüschkorb erfüllte den Raum.

„Fred? George? Wir sind’s!“ rief Remus. Aus dem Lagerraum kamen Geräusche, als wäre etwas großes und schweres umgefallen. Dumpfe Flüche mischten sich mit den Minimuffs und wurden immer lauter. Schließlich erschien die Gestalt von Fred – oder war es George? – Weasley zwischen den Regalen. Sein violetter Umhang war über und über mit gelber und blauer Farbe bekleckert und seine rote Masche, die er seit neuestem ständig trug, saß ziemlich schief. „Oh, hallo. Moment – die Frage zuerst. Woher ist der Geist in der Karte des Rumtreibers?“ „Mein Vater hat ihn mir zu meinem 17. Geburtstag geschenkt.“ sagte Remus.

„Ausgezeichnet.“ sagte der Weasley-Zwilling und wandte sich an Tonks: „Was hat Moody an Tonks‘ erstem Arbeitstag über Fudge und die Zukunft des Ministeriums gesagt?“ „Wenn das so weiter geht, wird das Aurorenbüro irgendwann das Ministerium übernehmen müssen. Fudge ist eine tickende Zeitbombe der Inkompetenz. Ich will, dass wir vorbereitet sind, wenn es so weit kommt.“ sagte Tonks und dachte, wie oft in letzter Zeit, wie Recht Alastor doch mit seiner Einschätzung gehabt hatte.

„Super, ihr seid es wirklich.“ „Was macht das Geschäft, Fred – oder bist du George?“ fragte Remus, der die beiden zwar auch schon kannte, seit sie sechs Monate alt waren, sie aber so wie alle anderen im Orden immer wieder verwechselte. „Danke, der Hippogreifnachts-Vorverkauf ist schon angelaufen. Das Dunkelheitspulver geht weg wie warme Semmeln.“ meinte der Angesprochene und deutete grinsend auf ein kleines G, das auf seiner roten Masche eingestickt war. „Dass ihr euch das traut, trotzdem noch so weiterzumachen..“ „Die Leute brauchen doch die Abwechslung. Gerade jetzt. Und das Dunkelheitspulver ist wirklich der Verkaufsschlager. Man kann es ja nicht nur für Streiche einsetzen. Neulich haben wir..“

George wurde von Fred unterbrochen, der in den Verkaufsraum gekommen war: „So, jetzt steht alles wieder. Den Banner hängen wir morgen auf, würde ich sagen – hallo Dora, hallo Remus! Was verschafft uns die Ehre?“ „Es ist Wochenende, wir haben beide nichts zu tun und..“ Die Zwillinge warfen sich einen sehr eigenartigen Blick zu. Tonks beschloss, nicht näher darauf einzugehen, und fragte: „Was wolltest du vorher über das Dunkelheitspulver erzählen, George?“ „Betriebsgeheimnis. Die Tests sind noch nicht abgeschlossen. Aber wenn wir fertig sind, geht es natürlich an den Orden. Glaube, wir haben da eine bahnbrechende Erfindung gemacht.“

„Wollt ihr euch etwas mitnehmen? Wir haben die Kotzpastillen etwas verbessert. Könnte man der alten Kröte unterjubeln, wenn sie wieder Stress macht.“ sagte Fred. „Gute Idee, ich nehme zwei Schachteln.“ meinte Tonks schmunzelnd. „Wie viel…“ „Geht aufs Haus. Für den Orden doch immer.“

Remus ließ seinen Blick über die Regale schweifen. „Was sind diese weißen Säckchen da hinten?“ „Oh, das?“ George setzte einen sehr stolzen Gesichtsausdruck auf. „Das ist unser Hippogreifnachts-Sonderartikel. Am besten kommst du kurz mit..“ Er führte Remus zu dem Regal und gab ihm eines der Säckchen in die Hand. „In der Hippogreifnacht verstreust du den Inhalt und..“

Eine junge Frau betrat das Geschäft. „Guten Morgen! Ich wollte fragen, ob meine Bestellung schon fertig ist?“ „Tut mir Leid, Fiona.“ sagte Fred. „Wird noch bis Montag dauern. Wir arbeiten noch an dem kleinen Phönix!“ „Kein Problem, ich schau mich ein bisschen um, wenn es euch nicht stört.“

Remus war wieder zu den anderen beiden beim Eingang getreten. „Was ist das jetzt für ein großartiger Hippogreifnachts-Artikel?“ wollte Tonks wissen. Ihr bester Freund schmunzelte nur und meinte: „Darf ich nicht verraten.“ „Habt ihr noch etwas vor heute?“ fragte George. „Schauen wir mal. Der Tag ist noch lang.“

Aus dem Lagerraum kam plötzlich ein sehr lautes Geräusch, das dem Miauen einer Katze nicht unähnlich war. „Nicht schon wieder.“ sagte Fred. „Ich kümmer mich drum. Tut mir Leid, ihr beiden, das wird jetzt länger dauern..“

„Dann stören wir euch nicht länger. Vielen Dank für die Pastillen, ich berichte euch, ob es funktioniert hat!“ „Mach das, Tonks, das will ich ganz genau wissen.“ sagte George lachend. „Macht’s gut, wir sehen uns am.. Mittwoch, oder?“ Tonks sah auf ihr 10 Galleonen-Stück. Als ob Kingsley gerade ihre Gedanken gelesen hatte, erschien in leuchtendem Rot: „Mi 18 W“. Mittwoch, 18 Uhr, Weasleys. „Stimmt. Bis bald, hoffentlich gehen die Geschäfte gut!“

Der Wind hatte sich ein wenig gelegt, als sie wieder hinaus auf die Winkelgasse traten. „Irgendeine Idee, was wir noch mit dem angebrochenen Tag anfangen wollen?“ fragte Tonks. „Was ist mit noch einer kleinen Runde und dann überlegen wir langsam, wo wir Mittagessen gehen wollen? Oder..“ Hippogreif sei dank, dass Remus sich gerade noch korrigiert hatte. Was war denn das schon wieder gewesen? Was war bloß los mit ihm? War es das.. nein.

„Sehr gute Idee.“ sagte Tonks und die beiden setzten ihren Weg fort.
Das marmorne Eingangsportal von Gringotts, der größten Bank Englands, wurde gerade von einigen Kobolden poliert. Scheinbar erwartete die Bank einen wichtigen Gast. Griphook, der Leiter der Koboldbehörde, winkte den beiden Ordensmitgliedern von weitem zu, als sie vorbeigingen.

Während er den Gruß Griphooks erwiderte, gingen Remus einmal mehr Regulus’Aufzeichnungen durch den Kopf. Koboldsilber konnte anscheinend Horcruxe zerstören. Das Schwert von Gryffindor war aus Koboldsilber gefertigt – und lag gut verwahrt in Albus‘ .. pardon, Minervas Büro. Aber würden die oft sehr eigenwilligen Kobolde zustimmen, wenn eines ihrer wichtigsten Artefakte für diesen Zweck verwendet würde? Das war bei weitem nicht sicher. „Aber dafür haben wir ja Bill.“ dachte Remus. Der älteste Sohn der Weasleys war neben Moody der einzige im Orden, der fließend Gobbledegook, die Sprache der Kobolde, beherrschte. Und im Gegensatz zum Leiter des Aurorenbüros wusste Bill auch mit ihrem Temperament umzugehen. „Am besten, wir fragen ihn bei der nächsten Besprechung. Wäre ungut, es sich mit ihnen zu verscherzen.“

Remus und Tonks waren schon fast bei der Kreuzung zur Merlinstraße angelangt, in der das Ministerium lag, als die junge Aurorin auf einmal stehenblieb. „Was ist?“ fragte Remus besorgt. Tonks hatte irgendwie ein besonderes Talent dafür, Gefahren zu entdecken..

„Nichts, schau mal!“ Lachend deutete sie in den Himmel und nun sah er es auch: Es schneite. Dicke weiße Flocken tanzten durch die Luft und legten sich sacht auf die Pflastersteine und die niedrigen Dächer der Winkelgasse. „Wie schön.“ sagte Tonks und wischte sich vorsichtig eine Flocke von der Nasenspitze. „Ich weiß schon, warum ich den Winter so mag.“ Einige Flocken waren bereits in ihren heute schulterlangen violetten Haaren hängengeblieben, was sie aber nicht zu stören schien.

So sehr erinnerte sie ihn gerade an Lily… und war doch ganz anders. Wunderschön sah sie aus mit ihren von der Kälte leicht geröteten Wangen und dem schelmischen Lächeln, das verriet, dass sie nichts Gutes im Schilde führte. Eine Schneeballschlacht etwa? Auch wenn ihm eigentlich nicht danach war, aber ihr konnte er einfach nichts abschlagen. War ohnehin schon lange her.

Während er noch überlegte, traf ihn bereits das erste kalte Geschoss im Nacken. „Hey!“ protestierte er gespielt empört. „Doch nicht jetzt, mitten auf dem Weg..“ „Na und?“ lachte sie. „Komm schon!“

Wenn sie schon so darauf bestand.. Er schob einen Haufen Schnees von einem Postkasten hinter sich und formte eine große Kugel mit den Händen. „Ich warne dich, die Schneeballschlachten in der Schule habe ich meistens gewonnen!“ Knall. Präzise getroffen, genau auf ihre linke Schulter. „War das zu fest?“ „Sicher nicht! Das kriegst du zurück!“

So gut tat es ihnen, einmal vollkommen abschalten zu können. Die Schneebälle sausten nur so hin und her und innerhalb kurzer Zeit waren beide schon leicht durchnässt. „Tatze, Krone, ich weiß ja nicht, ob ihr mir zuschaut, aber ihr hättet immer noch keine Chance.“ dachte Remus grinsend. Nicht einmal dieser Gedanke tat ihm mehr weh. Alles nur wegen ihr.

Ein weiterer Schneeball, gezielt auf ihr Knie, verfehlte dieses jedoch. Tonks stolperte und fand sich auf dem Gehsteig wieder. „Tut mir so Leid, hast du dir wehgetan?“ In wenigen Schritten war Remus bei ihr. „Keine Sorge, halb so wild. Kannst du mir aufhelfen?“

Er hielt ihr die Hand hin, die sie sofort ergriff. Wie weich sich ihre Hand anfühlte.. Vorsichtig zog er sie hoch und dann – er wusste selbst nicht, wie es geschah oder was ihn dazu getrieben hatte – auf einmal hielt er sie im Arm. Tausende Gedanken auf einmal. Kribbeln. Wie Ameisen. Oder Schmetterlinge. Das noch schlimmer wurde, als er merkte, wie sie sich fest an ihn drückte. Was jetzt. Was sollte..
Ein Geräusch hinter ihnen ließ sie zusammenfahren. Hastig lösten sie sich aus der Umarmung.

Aus der Wand eines fast verfallenen Hauses war eine silbrige Gestalt getreten. Ein Luchs, kaum sichtbar in der immer weißer werdenden Landschaft. Remus und Tonks beugten sich alarmiert zu der Gestalt hinunter. Wer ihnen diese Botschaft geschickt hatte, wussten sie…

Der Patronus, denn ein Patronus war es, der da erschienen war,
begann mit Kingsley Shacklebolts Stimme zu sprechen. „Alle Auroren sofort zum Ministerium. Wir werden angegriffen.“


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