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Harry Potter und der Spiegel der Wahrheit - Erste Spur zu Halloween

von Sirius15

Mitte Oktober schlug das Wetter um. Dichter Nebel hing über den Ländereien von Hogwarts und ein scharfer Wind peitschte um das Schlossgebäude. Die Sonne, die sich Anfang des Monats noch gelegentlich gezeigt und für einige angenehme Stunden am Schwarzen See gesorgt hatte, war inzwischen schon seit zwei Wochen vollends verschwunden.

Auch wenn ein solches Wetter für die schottischen Midlands zu dieser Jahreszeit normal war, so lag doch eine eigenartige eisige Kälte in der Luft. Ob das ein Werk der Todesser war? Ein Vorbote auf größere, gewaltigere Wetterzauber? Oder einfach eine Botschaft an die Bewohner von Hogwarts, dem großen Stützpunkt des Ordens? Dass dies nur als Zeichen dienen sollte, dass endgültig Krieg herrschte?

Hinter den Kulissen arbeiteten die Lehrkräfte unermüdlich an Strategien, um Voldemorts Gegner im ganzen Land zu unterstützen. Zwischen dem Fuchsbau und dem Schloss flogen die Eulen mehrmals pro Tag hin und her. Kein noch so kleiner Angriff, der nicht innerhalb kurzer Zeit im gesamten Orden bekannt war.

Je mehr Wochen vergingen, desto klarer wurde es den Widerstandskämpfern, welcher großen Streitmacht sie sich gegenübersahen. Derzeit war aber nur die Spitze des Eisbergs sichtbar. Wo und wann die ersten Schlachten ausbrechen wurden, konnte niemand genau vorhersagen. Auf den wöchentlichen Treffen im Fuchsbau organisierte der Orden nicht nur Kampfschulungen für seine jüngeren Mitglieder, sondern auch – um der scheinbar durch nichts aufhaltbaren Rekrutierungsoffensive der Todesser entgegenzuwirken – Informationstreffen für die Bevölkerung in von Angriffen heimgesuchten Gebieten.

Die Mitglieder des Ordens innerhalb der Schule – Harry, Ron, Hermine, Luna, Ginny, Dean, Seamus und seit kurzem auch Neville – hielten ihre eigenen kleinen Treffen im Raum der Wünsche ab. Unter anderem, um so wie zu Zeiten der DA diverse nützliche Sprüche zu üben. Aber der Hauptgrund für die Abende, die sie gemeinsam in dem abgeschirmten Zimmer im siebten Stock verbrachten, war ein ganz anderer.

Im Gegensatz zu ihren Mitschülern verstanden Harry und die anderen nur zu gut, in welcher Gefahr die Zaubererwelt schwebte. Sie wussten, welches Ziel Voldemort verfolgte – auch wenn nur Ron und Hermine die ganze Wahrheit kannten. Das – und die Nachrichten über neue Taten der Todesser – führten inzwischen dazu, dass sich die acht Freunde ziemlich isoliert fühlten. Der Schulalltag und insbesondere die in jedem Fach schon begonnen habende NEWT-Vorbereitung sorgten zwar jeden Tag für Beschäftigung. Doch die Gedanken an den Krieg, daran, dass draußen vielleicht Freunde und Familie jetzt – jetzt in diesem Moment – von Todessern beobachtet, ja vielleicht sogar angegriffen wurden und man nichts tun konnte, sie ließen sich nicht abschütteln.

Es tat ganz besonders Harry gut, sich im Raum der Wünsche ungestört unterhalten und auch ein bisschen ablenken zu können. Nicht genau zu wissen, wann Voldemort zuschlug – und immer noch keinen konkreten Plan zu haben, wie man die Horcruxe vernichten konnte – lastete immer schwerer auf ihm. Er wusste, dass er irgendwann mit Slughorn reden musste. Doch genau wie im vergangenen Jahr fehlte ihm ein Plan, wie er an dieses Gespräch herangehen sollte.

Gerade hatten sie eine längere Übungsstunde mit Lähmflüchen und Abwehrzaubern beendet. Ron und Dean rollten die weichen Matten ein, die sie im Raum verteilt hatten, damit niemand, der von einem Stupor getroffen wurde, sich beim Fallen verletzte. Ginny, die gerade mit einem ungesagten Abwehrzauber Lunas Stupor geblockt hatte, was ihr ziemlich Energie gekostet hatte, streckte sich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das war gut. Luna, so anstrengend war es noch nie gegen dich! Du bist echt toll geworden.“ sagte sie und warf ihrer besten Freundin einen anerkennenden Blick zu. „Danke, Ginny.“ entgegnete Luna leicht verlegen, aber stolz.

Neville rieb sich die rechte Kniescheibe. In der Eile, Harrys Impedimenta auszuweichen, war er mit dem Knie frontal auf die Matte geknallt. Aber der Einsatz hatte sich ausgezahlt. „Tut es sehr weh?“ fragte Harry. „Geht schon.“ musste Neville trotz der Schmerzen grinsen. So sehr ihn die Sorge um seine verschwundene Großmutter beschäftigte, er schaffte es trotzdem, sich davon nicht komplett fertig machen zu lassen. Augusta Longbottom hatte schon einige Male bewiesen, dass sie sich in scheinbar auswegslosen Situationen selbst helfen konnte. Vielleicht war sie auch diesmal geflohen?

„Habt ihr die Sache aus Manchester schon gehört?“ fragte Seamus, der den Tagespropheten gerade durchblätterte. „Schon wieder Drachen?“ „Ja, leider. 30 Tote beim Angriff auf das Old Trafford-Stadion während des Nachmittagstrainings.“ „WAS?“ Dean, der ein großer Fußballfan war, ließ die Matte, die er eigentlich hatte auf den Stapel tragen wollen, fallen und stürzte zu seinem Freund hinüber. „Den Fußballspielern selbst ist nichts passiert. Aber der Trainer, Alex Ferguson, liegt mit schweren Verbrennungen im Spital.“ „Ich mag ihn eigentlich nicht sehr. Trotzdem, einen Drachenangriff wünsche ich nicht mal den Mancs.“ sagte Dean.
„Jetzt gehen sie schon am helllichten Tag auf Muggel los.“ murmelte Luna. „Kann denn nichts die Drachen aufhalten?“

„Ich weiß es nicht. Hermine, hast du da schon etwas darüber gelesen?“ fragte Harry. „Es gibt schon einen Abwehrzauber. Aber der ist hochkompliziert. Und muss vor dem Drachenangriff oder in dem Moment, wo die ersten Flammen einschlagen, ausgeführt werden.“ „Du weißt echt alles.“ sagte Harry zu seiner besten Freundin.

Hermine lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. „Wann wollen wir das mit Slughorn eigentlich machen? Uns rennt die Zeit davon!“ „Ich weiß nicht..“ „Warum nicht gleich heute Abend? Es ist das Halloweenfest. Da ist Slughorn sicher gut drauf und redet leichter.“ sagte Ron. „Aber..“ „Nichts aber, Harry. Wir brauchen endlich einen konkreten Hinweis. Und du weißt selber, dass nur Slughorn uns weiterhelfen kann.“ Die anderen schenkten diesem Gespräch keine größere Beachtung. Harry hatte ihnen nur erklärt, dass sie einem großen Geheimnis Voldemorts auf der Spur waren. Genaueres wollte er nicht erzählen – nicht, bis sie zumindest einen Horcrux zerstört hatten.

„Jedenfalls sollten wir langsam zum Essen gehen, oder? Es ist schon nach acht!“ Niemand widersprach Ron. Mit einem letzten Kontrollblick in den Raum, ob auch wirklich alles sorgfältig verstaut war, machten sich die acht Freunde auf den Weg zur Großen Halle.

Die Korridore und Stiegen des Schulgebäudes waren bereits dem Anlass entsprechend dekoriert. Winzige Kürbisse mit kunstvoll geschnitzten Gesichtern, in denen kleine Lämpchen flackerten, schwebten durch das ganze Haus und verbreiteten ein warmes oranges Licht. Viele der Portraits an den Wänden hatten sich passend zum Halloween-Fest verkleidet. Insbesondere die Fette Dame, an der sie auf ihrem Weg nach unten vorbeikamen, sorgte mit ihrem mehr als üppigen Vampirinnen-Outfit für Gelächter.

Filch, der Hausmeister, war gerade damit beschäftigt, die Eingangshalle von den allerletzten Staubkörnchen zu befreien und pfiff ein Lied dazu. So guter Laune hatte ihn selten ein Schüler erlebt – er winkte Harry und den anderen sogar freundlich zu, als sie an ihm vorbei zur Großen Halle gingen.

Doch war ein fröhlicher Filch schon etwas Außergewöhnliches, war es nichts im Vergleich zu dem Anblick, der sich Harry und seinen Freunden bot, als sie ihre Blicke zur Decke der Eingangshalle richteten, neugierig gemacht durch ein äußerst eigentümliches Geräusch.

Dort oben, fast am Plafond, sauste niemand anderer als Peeves, der schulbekannte Poltergeist, zwischen den zahlreichen Verstrebungen und Steinmetzarbeiten hindurch und zog etwas langes oranges hinter sich her, das ein seltsames quietschendes Geräusch machte. „Was macht er da?“ „Peeves hilft bei der Dekoration mit, offensichtlich.“ sagte Ginny überrascht. „Ich trau dem Frieden nicht. Irgendetwas fällt sicher gleich runter oder bricht zusammen. Oder ähnliches.“ meinte Dean.

Doch nichts dergleichen passierte. Im Gegenteil. Als Peeves fertig war, musste sogar der skeptische Seamus zugeben, dass die Halle noch nie bunter ausgesehen hatte, als an diesem Abend.
In diesem Moment kamen die Lehrer, angeführt von Direktorin Mc Gonagall, die Treppen hinunter. „Na großartig, das Fest kann endlich beginnen. Ich hab schon Hunger.“ sagte Ron.

Wie immer an Festtagen zogen die Schüler gemeinsam in die Große Halle ein. Große Kürbislaternen erleuchteten den Saal. Winzige Fledermäuse schwebten über die Decke, die einen bewölkten Nachthimmel zeigte, auf dem seltsame schwarze Schatten zu sehen waren. Fast konnte man meinen, es wären Dementoren…

Direktorin Mc Gonagall nahm in der Mitte des Lehrertisches Platz. „Auch in Zeiten wie diesen vergisst Hogwarts nicht auf Traditionen. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Halloween-Fest und ein gutes Festmahl! Mahlzeit!“ sagte sie. Wie auf ein geheimes Kommando füllten sich die Teller auf den Haustischen mit dampfender Kürbissuppe.

Während sie aßen – neidisch beobachtet von den Geistern – überlegte Harry, wie er an Professor Slughorn herantreten sollte. Ron und Hermine hatten schon Recht, viel Aufschub durften sie sich nicht mehr leisten. Aber was würde Slughorn sagen? War er überhaupt bereit, noch einmal sein Wissen über Horcruxe weiterzugeben? Konnte man Slughorn überhaupt..nein, das war Blödsinn. Dumbledore hatte Slughorn vertraut. Und Slughorn war wirklich entsetzt gewesen, als er merkte, was er mit diesem vermeintlich harmlosen Gespräch mit dem jungen Tom Riddle angerichtet hatte.
Nein, Slughorn war auf ihrer Seite. Und wenn Harry sich an ihn wandte, ihm vielleicht sogar ein bisschen erklärte, warum es so wichtig war, dass er über Horcruxe erfuhr, würde der Lehrer sicher zur Hilfe bereit sein. Also gut, heute Abend. Nach dem Essen.

Mitten im Hauptgang – Hirschbraten an Preiselbeersauce oder Kürbisauflauf – betrat Argus Filch plötzlich die Große Halle. Mit eiligen Schritten durchquerte er den Raum und kam vor dem Lehrertisch zu stehen.

„Hoffentlich ist nichts passiert.“ meinte Seamus und wischte sich einen Fleck Sauce vom Umhang. „Wisst ihr, woran mich das gerade erinnert hat?“ sagte Neville schmunzelnd. „Nein, an was denn?“ „An unser erstes Halloweenfest hier. Damals, als Quirrell auch so hereingeplatzt ist und gesagt hat, es wäre ein Bergtroll unten im Kerker.“

Harry, Ron und Hermine sahen sich an. Natürlich hatten sie diesen Abend nicht vergessen. Der Kampf mit dem Bergtroll.. es war der Beginn ihrer Freundschaft gewesen. Auch wenn es in den vergangenen Jahren immer wieder kleinere und größere Streitereien gegeben hatte, so waren sie doch seit diesem Halloweenfest vor sechs Jahren unzertrennlich geworden.

Harry schenkte den beiden ein dankbares Lächeln, während vorne am Lehrertisch Filch und Mc Gonagall sich flüsternd und offenkundig ziemlich hektisch unterhielten.

Schließlich stand die Direktorin auf. „Mr. Longbottom! Kommen Sie bitte mit mir.“ „Wieso?“ fragte Neville, der ziemlich blass geworden war. Woran er dachte, brauchte er seinen Freunden nicht zu sagen.. „Ich glaube, Sie sollten das sehen. Und Sie anderen bitte ich, ganz normal weiterzuessen! Ich werde Sie rechtzeitig informieren.“ Mit diesen Worten ging die Direktorin die Stufen hinab zum Tisch der Gryffindors.

„Wir warten auf dich im Gemeinschaftsraum!“ sagte Ginny und drückte Neville aufmunternd die Hand.

Ziemlich nervös stieg Neville über die Bank und beeilte sich, der Direktorin zu folgen. Während sie die Halle durchquerten, hörte er nur undeutlich das Geflüster der anderen Schüler. „Von den Todessern ermordet…“ „Jetzt hat der Krieg auch die Schule…“ „Der arme Neville.. jetzt auch noch seine Großmutter..“

Um gegen seine wachsende Anspannnung anzukämpfen, grub Neville die Hände so tief er konnte in die Taschen seiner Jeans. Wollte er wirklich sehen, was Filch offensichtlich gefunden hatte?
Zu spät. Sie waren bereits in der Eingangshalle. Und dort, neben dem Schultor, gestützt von Filch, gekleidet in einen triefenden Reiseumhang und mit einem unverkennbaren ausgestopften Geier auf ihrem roten Spitzhut, stand…

„Oma!“ rief Neville, stürzte auf die alte Frau zu und umarmte sie. „Wie kommst du hier her? Geht es dir gut?“ „Alles zu seiner Zeit, Neville. Alles zu seiner Zeit. Hallo, Minerva.“ „Augusta.“ sagte die Direktorin, die ihre Erleichterung nicht verbergen konnte. „Wir bringen dich am besten hinauf in den Krankenflügel, dort kannst du dich ausruhen. Dort finden wir sicher auch Zeit, um alles zu besprechen.“ „Ich komme gleich mit, ich sage nur den anderen Bescheid.“ sagte Neville und flitzte zurück in die Große Halle.

Sein erleichtertes Grinsen fiel seinen Freunden sofort auf, als er wieder beim Tisch der Gryffindors ankam. „Gute Neuigkeiten? Sag nicht..“ fragte Seamus. „Doch! Sie lebt! Sie hat es irgendwie hierher geschafft. Und es geht ihr gut!“ „Das ist ja toll!“ rief Ginny und umarmte Neville. „Mach, dass du in den Krankenflügel kommst. Deine Oma braucht dich. Ich werde dann später vorbeischauen.. wenn das okay ist?“ sagte Harry. „Selbstverständlich. Sie hat sicher einiges zu erzählen.“ Mit diesen Worten drehte Neville sich um und machte sich, fast hüpfend, auf den Weg hinauf in den fünften Stock.

„Harry.. ich glaube..“ begann Hermine. Doch Harry war bereits aufgestanden. „Ja, ich auch. Es kommt ja nur noch die Nachspeise. Und ich kann ohnehin nichts mehr essen. Wir sehen uns im Gemeinschaftsraum!“

Die meisten der Lehrer – mit Ausnahme von Professor Binns und Hagrid, der mit einem großen Stück Schokoladentorte, verziert mit kleinen Geistern aus Marzipan, kämpfte – waren mit dem Essen bereits fertig. Neugierig richteten sich alle Blicke auf Harry, als er zum Lehrertisch kam. „Potter! Wissen Sie, was das gerade sein sollte?“ fragte die Arithmantiklehrerin, Professorin Vektor. „Augusta Longbottom ist unversehrt aufgefunden worden. Sie wird gerade in den Krankenflügel gebracht.“ „Großartig!“ sagte die Lehrerin und auch die anderen schienen erleichtert.

Jetzt war der Zeitpunkt ideal. Harry holte tief Luft und wandte sich an den Mann in Festtagsuniform mit dunkelgrünem Innenfutter direkt vor ihm. „Professor Slughorn?“ „Ja, mein Junge?“ „Ich würde Sie gerne sprechen. Unter vier Augen, wenn es möglich ist. Es ist sehr wichtig.“ Aus dem Augenwinkel sah Harry, wie Remus ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. Remus musste er nicht erklären, worauf er hinauswollte..

Slughorn musterte Harry. „Gut, Potter. Aber warum wollen Sie unbedingt alleine mit mir sprechen?“ „Das werden Sie verstehen, wenn ich Ihnen sage, worum es geht.“ „Dann lassen Sie uns gehen.“ Der Hauslehrer von Slytherin erhob sich vom Tisch. Im Gehen deutete Harry Remus, dass er, sobald es ging, alles wichtige weitererzählen würde.

Gemeinsam verließen Lehrer und Schüler die Große Halle und gingen die Stiegen hinauf in den ersten Stock. Peeves‘friedliche Stimmung schien immer noch anzuhalten. Kein Stück Kreide, kein Wachs, nichts traf die beiden auf ihrem Weg.

„Im Klassenzimmer für Arithmantik sind wir ungestört.“ meinte Slughorn zu Harry. Gemeinsam traten sie in den menschenleeren Raum mit seinen vielen seltsamen Tabellen und Karten und den dunkelbraunen Haselnussholzbänken. Harry versiegelte den Raum mit einem ungesagten Muffliato und entzündete eine Kerze am Lehrerpult.

„Also, Potter. Was kann ich für Sie tun?“

„Professor Slughorn… was wissen Sie über Horcruxe?“

Slughorn wäre fast der Zauberstab aus der Hand gefallen. „Wie.. woher wissen Sie…?“ „Dumbledore.“ sagte Harry knapp. Das musste als Erklärung reichen.

Schien es auch, wenn man Slughorns Gesichtsausdruck glauben konnte. „Jedenfalls“, fuhr Harry fort, um sich nicht lange damit aufzuhalten, „ist es wirklich elementar wichtig, dass ich alles über Horcruxe weiß. Dumbledore war der Meinung – und ich gebe ihm vollkommen Recht – dass Voldemort zumindest sechs Horcruxe hat. Zwei davon sind bereits vernichtet. Aber das hat Dumbledore selbst übernommen. Ich selbst habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Und ich muss derjenige sein, der einen Horcrux nach dem anderen zerstört. Das steht in der Prophezeiung von Professorin Trelawney. Ich muss derjenige sein, der Voldemort tötet.“

Der Lehrer für Zaubertränke starrte den Sohn seiner ehemaligen Lieblingsschülerin entsetzt an. „Er hat den Spruch sechs Mal angewendet? Sieben Teile seiner Seele? Das ist.. nein… das ist..“ „Die allerdunkelste Form der Magie. Etwas, zu dem nur Voldemort fähig ist.“

Slughorn fing sich wieder. „Ich verstehe, Potter. Ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß. Das ist das Mindeste, das ich tun kann. Immerhin war ich ja nicht unschuldig daran, dass… Also gut, passen Sie auf. Das Wort horcrux kommt ursprünglich aus dem Arabischen und bedeutet im übertragenen Sinn Seelengrab…“

Ãœber eine Stunde saßen Harry und Professor Slughorn im Klassenzimmer. Slughorn, der nun, da er eine Chance hatte, sich zu rehabilitieren, erleichtert war, kratzte sein gesamtes Wissen zusammen. Oftmals musste Harry ihn unterbrechen, weil er gewisse Begriffe noch nie zuvor gehört hatte.

„Koboldsilber gilt allgemein – unter Gelehrten – als die sicherste Variante, einen Horcrux zu vernichten. Es gibt aber auch noch drei andere Möglichkeiten. Eine davon ist Feindfeuer – etwas, das, wie ich höre, Ihre Freundin Miss Granger beherrscht?“ „Ja.“ bestätigte Harry und fühlte sich seltsam stolz auf Hermine. „Was die Horcruxe selbst angeht, kann ich nur spekulieren. Ich weiß, dass Riddle immer darauf bedacht war, die vier Gründergaben zu erlangen. Bei einem ist das ja gescheitert – Hippogreif sei dank. Aber irgendwo da draußen gibt es noch den Kelch der Güte von Helga Hufflepuff und das Diadem der Klarheit von Rowena Ravenclaw. Diese beiden Artefakte sind aber schon seit sechzig Jahren verschollen.“ „Sechzig? Das heißt..“

Slughorn hatte es im selben Moment begriffen wie Harry. „Dass er so weit gehen wird.. Hier endet mein Wissen jedenfalls. Ich kann Ihnen nur anbieten, Potter, dass ich meine Kontakte spielen lasse. Wenn ich irgendetwas wichtiges erfahre, benachrichtige ich Sie sofort.“

„Danke, Professor.“ sagte Harry und meinte es auch so. Dass das Gespräch, vor dem er sich seit Schulbeginn drückte, doch so reibungslos gelaufen war, hätte er nie gedacht. „Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.“
„Gute Nacht, Harry.“ sagte Slughorn.

Mit einem schwirrenden Kopf von den ganzen Informationen machte Harry sich auf zum Krankenflügel. Wieso eigentlich immer an Halloween so viele Dinge passieren mussten… Das Bild des k.o. gegangenen Bergtrolls stieg vor seinem geistigen Auge auf.
Leise lachend – es war damals einfach zu komisch gewesen, wie der riesige Troll fast in Zeitlupe zu Boden ging – klopfte Harry an die mit Eisenverstrebungen versehene Tür.

Das wie immer leicht genervte Gesicht von Madam Pomfrey erschien im Türspalt. „Es ist schon viel zu spät! Kommen Sie morgen wieder, es sei denn, es ist ein Notfall. Haben Sie nicht gehört.. Oh, Potter, Sie sind es.“ Die Tür schwang auf und gab den Blick auf den ungewöhnlicherweise fast leeren Raum mit seinen vielen Betten – so bequem wie kaum andere in einem Krankenzimmer – frei. „Sie ist noch wach. Und sie wollte sowieso mit Ihnen reden.“ sagte die Krankenschwester und deutete auf ein Bett links vor ihr, auf dessem Nachttisch eine Kerze brannte.

Harry ging zu dem angesprochenen Bett hinüber und ließ sich auf einem Sessel daneben nieder. Augusta Longbottom, mit einigen Pflastern auf dem Gesicht und den Händen, leicht erschöpft, aber unversehrt, richtete sich in den Kissen auf. „Harry. Neville hat mir schon gesagt, du würdest vorbeikommen wollen.“

„Wie geht es Ihnen, Mrs. Longbottom?“ „Danke, den Umständen entsprechend gut. Ich bin eigentlich schon seit neun Tagen auf der Flucht. Die Greifer – das sind Handlanger Voldemorts, die sind für die Entführungen zuständig – die mich geschnappt haben, waren nicht besonders klug. Ich habe einen Moment ausgenutzt, als sie gerade schliefen und mich selbst aus dem Keller, in dem ich gefangengehalten worden war, befreit. Dann bin ich quer durch das ganze Land gezogen, bis ich vorgestern in Hogsmeade angekommen bin. Zuerst wollte ich Neville ja eine Eule schicken, aber das war zu gefährlich – wenn die Todesser sie abgefangen hätten? Deswegen habe ich mich dafür entschieden, lieber selbst hierherzukommen, um Entwarnung zu geben.“
„Das war sehr riskant!“ meinte Harry beeindruckt. Nevilles Großmutter war zwar für ihre kämpferische Natur bekannt, aber dass sie sich in ihrem Alter selbst befreit hatte…

„Danke.“ Augusta Longbottom schien den Kommentar als Kompliment aufzufassen. „Jedenfalls habe ich während meiner Gefangenschaft einige interessante Dinge gehört. Bevor ich geflohen bin, haben sich die Greifer darüber unterhalten, dass etwas mit Peter Pettigrew nicht stimmt.“ Harry setzte sich kerzengerade hin. Beim Namen Pettigrew wurde er immer in Alarmbereitschaft versetzt.. „Ja, angeblich könne man ihn nirgendwo mehr ausfindig machen und er sei nicht mehr auf seinem Posten in Nordfrankreich. Es scheint fast, als sei er geflüchtet.“

Was sagte sie da gerade? Pettigrew, der Verräter, der Geheimniswahrer, Voldemorts Knecht.. geflüchtet? Fast unmöglich, dass das wahr sein konnte. Und doch war da diese kleine Stimme in Harrys Kopf…

„Von dem, was ich mitbekommen habe, scheinen die Todesser demnächst einen richtig großen Angriff zu planen.“ fuhr Nevilles Großmutter fort. „Es war viel Gerede darüber, dass man endlich zuschlagen müsste.. den Feind an einer Schwachstelle treffen… Du weißt nicht zufällig, was das heißt?“ „Schwachstelle..was können sie damit meinen?“ grübelte Harry. Welche Schwachstellen hatten sie, von denen die Todesser auch schon wussten?

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Es schien ihm, als wäre die Raumtemperatur gerade um einige Grad gesunken. Das konnte doch nicht sein. War der Artikel im Tagespropheten Ende September inzwischen schon zu den Todessern durchgesickert? Falls ja, dann war höchste Eile geboten..

„Nein, sicher bin ich mir nicht.“ meinte Harry und warf einen Blick auf die Uhr hinter ihm an der Wand. „Schon fast eins! Ich glaube, ich sollte langsam schlafen gehen – und Sie auch, Mrs. Longbottom. Erholen Sie sich gut! Ich schaue bald wieder bei Ihnen vorbei. Und vielen Dank für die Informationen.“ „Gute Nacht, Harry.“ sagte Nevilles Großmutter, der Harrys angespannter Tonfall nicht entgangen war. Aber darüber wollte sie nicht nachdenken. Ihre Müdigkeit war inzwischen viel zu groß.

Eilig verließ Harry den Krankenflügel. Hoffentlich war es nicht zu spät, um den Plan der Todesser zu verhindern..

Der Gemeinschaftsraum der Gryffindors war auf den ersten Blick menschenleer. Schwach flackerte der Rest des Feuers im Kamin und verbreitete einen leichten Räuchergeruch. Harry wollte gerade die Stiege zu den Schlafsälen hinaufgehen, als ihn eine Stimme aus der Richtung des Sofas aufschrecken ließ: „Harry? Bist du das?“
„Hermine?“ Vorsichtig näherte er sich dem Sofa.

Seine beste Freundin, immer noch im Festtagsumhang, saß zwischen zwei Polstern auf dem roten Biedermeiermöbel, ein Buch auf den Knien. Als sie Harry vor sich sah, lächelte sie erleichtert. „Ich habe dir ja gesagt, ich warte auf dich, bis du von Slughorn zurück bist.“ „Ja, schon, aber hast du schon einmal auf die Uhr geschaut? Es ist kurz nach eins!“ „Ist mir egal, Harry. Erzähl, hat Slughorn etwas Interessantes gesagt?“ „Einiges, aber davon erst morgen. Viel wichtiger ist das, was ich von Nevilles Oma erfahren habe.“

Harry ließ sich neben Hermine auf dem Sofa nieder. Allein die Gewissheit, ihr seinen schrecklichen Verdacht anvertrauen zu können, beruhigte ihn enorm. Sie würde sicher zum gleichen Schluss kommen wie er..

Als er zu Ende gesprochen hatte, war Hermine blass geworden. „Irgendwie habe ich es geahnt, dass sie zuerst dort zuschlagen werden. Es ist strategisch gesehen auch das Einfachste. In dem Zustand, in dem es derzeit ist..“ „Wir müssen es den anderen im Orden sagen.“ sagte Harry. „Ich glaube, das haben sie schon erfahren. Mc Gonagall hat ja auch mit Mrs. Longbottom gesprochen. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig.“

Die beiden Freunde schwiegen. Draußen prasselte der Regen, ein vertrauter Begleiter in den vergangenen Tagen, gegen die Fensterscheiben des Gryffindor-Turms.

Verstohlen betrachtete Harry seine beste Freundin aus dem Augenwinkel. Sechs Jahre seit jenem Abend unten in den Kerkern. Nie hätte er sich gedacht, dass dieses ehemals so arrogant wirkende Mädchen einmal so wichtig für ihn werden konnte..

„Du, Harry?“ „Ja?“ „Während ich auf dich gewartet habe, da habe ich etwas ausprobiert.“ Sie bückte sich und hob ein eigenartig flaches rundes Ding in die Hand, das in ihren Schal eingewickelt war.

Als sie das Tuch zurückschlug, fiel Licht von draußen auf ihre Hand. Harry hatte es kurzfristig die Sprache verschlagen. „Hermine.. du hast..?“ „Sirius‘ Spiegel repariert. Und bevor du fragst, wie ich an die Splitter gekommen bin – du hast sie vorgestern zwischen den Pergamenten liegen lassen.“

„Danke, aber wie?“ „So schwierig war es nicht. Es waren Hippogreif sei dank weniger als 15 Splitter.“ sagte Hermine. „Du bist einfach .. die klügste Hexe deines Alters, Hermine.“ entgegnete Harry lächelnd und wunderte sich, dass ihn die Erinnerung an den ersten Tag, als er diesen Satz gehört hatte, diesmal gar nicht schmerzte..

„Ich helfe dir doch immer gerne.“ sagte Hermine und gähnte. „So, und jetzt sollten wir schlafen gehen, oder was meinst du? Es ist zwar Sonntag, aber vielleicht bringen wir den Aufsatz für Remus fertig.“

„Hast Recht.“ Sie standen auf und Harry verstaute den wieder reparierten Spiegel sorgfältig in der Knieselfelltasche. „Gute Nacht, Hermine.“ „Gute Nacht, Harry.“

Nur eine Sekunde zu lang verweilte Hermines Blick auf Harrys Gesicht. Fast war es, als ob..

Nachdenklich ging Harry in den Schlafsaal. Ron, Dean, Seamus und Neville schliefen bereits tief und fest und merkten nicht, dass er hereinkam.

Er schlüpfte in seinen Pyjama und merkte erst jetzt, wie müde er war.
Der Spiegel wieder repariert. Vielleicht war das ja eine Möglichkeit…


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Ich sollte nur lesen, aber ich habe die Damen im Hörverlag davon überzeugt, dass es viel schöner ist die Figuren zu spielen, als nur zu zitieren.
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