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Harry Potter und der Spiegel der Wahrheit - Enthüllungen nach 16 Jahren

von Sirius15

Der Sommer war ins Land gezogen- ein so heißer Sommer, dass die Medien in ganz Großbritannien bereits von einer „Jahrhunderthitze“ sprachen. Auch in Little Whinging, jenem kleinen Dorf in der Nähe von Birmingham, litten die Bewohner schon seit Wochen unter Temperaturen von weit über 30 Grad.

Im Ligusterweg Nummer 4 hatte die Hitze zu drastischen Maßnahmen seitens Vernon Dursley geführt. In einem Anfall von Sparwut hatte Harrys Onkel Tante Petunia, Dudley und Harry verkündet, in Zukunft werde niemand mehr als eine halbe Tasse Tee oder Kaffee zum Frühstück bekommen, Wäsche würde von Hand gewaschen und es würde ab sofort nur noch jeden zweiten Tag geduscht. Außerdem sei die Wasserbenutzung beim Waschbecken im Badezimmer ebenfalls strengstens reglementiert.

Nicht, dass Harry sich großartig um diese Verschlechterung des Lebens in Nummer4 gekümmert hätte.
Sechzehn Jahre bei den Dursleys hatten ihn gelehrt, jegliche Anfälle seines Onkels einfach so hinzunehmen. Er wusste, dass diese Eigenschaft die Dursleys maßlos aufregte, liebten sie doch nichts mehr, als ihren „Schmarotzer“, dem sie es immer noch übel nahmen, dass er bei ihnen wohnen musste, zu provozieren.

Abgesehen davon neigte sich ihre gemeinsame Zeit ohnehin dem Ende zu. Nicht einmal eine Woche war geblieben bis zum 31. Juli, dem Tag, den Harry so lange herbeigesehnt hatte, vor dem er sich aber nun, nach den Ereignissen des letzten Jahres, auch ziemlich fürchtete. Um halb ein Uhr nachts würde Harry 17 Jahre alt und damit nach den Gesetzen der Zaubererwelt volljährig werden. Zwar wäre es ihm von diesem Zeitpunkt an erlaubt, überall Magie einzusetzen, jedoch bedeutete es auch, dass der Schutz, den Harrys Mutter Lilly ihm mit ihrem selbstlosen Opfer zu Halloween gegeben hatte, ab dem 31. Juli erlöschen würde. Bei den Dursleys wäre er von nun an nicht mehr sicher.

Zu diesem Zweck war eine Woche nach Ferienbeginn, sehr zu Onkel Vernons und Tante Petunias Missfallen, unangemeldeter Besuch erschienen- Kingsley Shacklebolt und Arthur Weasley. Der Orden des Phönix hatte die beiden geschickt, um die Dursleys über die neue Situation aufzuklären und sie von den folgenden Schritten in Kenntnis zu setzen.

Inzwischen war der zweite Krieg gegen Voldemort endgültig ausgebrochen. Fast jeden Tag las man von brutalen Entführungen und Folterungen. Insbesondere Muggelgeborene verschwanden in großer Zahl. Das Zaubereiministerium schwieg zwar beharrlich, doch Gerüchten zufolge waren im ersten Monat des Krieges bereits mehrere hundert Zauberer und Hexen den Todessern zum Opfer gefallen.

Der amtierende Zaubereiminister, Rufus Scrimgeour, war seit Wochen nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten – ein endgültiger Beweis dafür, dass er mit der Lage restlos überfordert war. War er zu Beginn seiner Amtszeit vor einem Jahr noch als Zukunftshoffnung gefeiert worden, schrumpfte die Zahl seiner Unterstützer inzwischen von Woche zu Woche. Übertrieben harte Bestrafungen und Suchaktionen, die Scrimgeour in Abständen anordnete, trugen ihr Übriges zur Unzufriedenheit der Bevölkerung bei.

So lag die, wenn auch inoffizielle, Organisation des Widerstandes gegen Voldemort in den Händen des Ordens des Phönix. Minerva McGonagall und Alastor Moody hatten die Leitung des Ordens von Dumbledore übernommen. Die Widerstandsoperationen liefen unter strengster Geheimhaltung ab. Kein Wort über die Pläne durfte nach außen dringen.


Da sich die Kriegshandlungen längst nicht mehr auf die Zaubererwelt beschränkten, wurde Kingsley damit beauftragt, den Premierminister der Muggel zu bewachen. Auch dank der tatkräftigen Mithilfe des Ordens war der Krieg in den Muggelnachrichten als „eine noch nicht abzuschätzende Serie terroristischer Angriffe“ dargestellt worden, weswegen es ein Leichtes gewesen war, den Premierminister davon zu überzeugen, Kingsley als „Sicherheitsexperten und Profi-Leibwächter aus Amerika“ anzustellen. Nun lebte er in einer kleinen Wohnung oberhalb des Quartiers des Premierministers in der Downing Street 10 und hielt mit den anderen Ordensmitgliedern nur sehr unregelmäßig über Eulen Kontakt.

Es war harte Arbeit gewesen, den Dursleys zu erklären, warum Harry sie schon vorzeitig verlassen musste. Der Orden hatte beschlossen, Harry am 30. Juli in einer Eskorte zum Fuchsbau zu bringen, der zum neuen Hauptquartier bestimmt worden war. Den Dursleys selbst wurde nahegelegt, unterzutauchen, ein Vorschlag, der besonders bei Vernon auf hellen Zorn gestoßen war. Doch als Arthur ihm eindringlich erklärt hatte, dass Voldemort es auch auf ihn abgesehen hatte und beschrieben hatte, was mit den zahlreichen Opfern der Todesser geschehen war, hatte er es mit der Angst zu tun bekommen.

Die Dursleys behandelten Harry seit diesem Besuch nicht mehr ganz so wie sonst. Fast hätte man meinen können, sie hätten Mitleid mit ihm. Sie ließen ihn größtenteils in Ruhe, aber wenn sie miteinander zu Abend aßen, sahen sie ihn immer wieder seltsam von der Seite an, als versuchten sie das erste Mal seit sechzehn Jahren, zu verstehen, was wirklich in ihm vorging.

Dieses neue Verhalten seiner Verwandten war Harry natürlich nicht unbemerkt geblieben. Ein wenig wunderte er sich schon, was dieser plötzliche Meinungsumschwung sollte. Versuchten sie sich tatsächlich,dafür zu entschuldigen, wie sie ihn in den vergangenen Jahren behandelt hatten? Aber falls ja, war es nicht schon zu spät? Immerhin waren nur noch drei Tage geblieben..

Aber besonders viel Zeit, sich mit den Dursleys auseinanderzusetzen, hatte Harry ohnehin nicht- und die wollte er auch gar nicht haben. Seit Dumbledores Tod hatte ihn neben der Trauer um seinen Schulleiter und Mentor eine brennende Frage beschäftigt: Sollte er nach Hogwarts zurückgehen oder nicht?

Seine Aufgabe war klar. Er musste die restlichen Horcruxe finden und sie vernichten, eher er sich Voldemort im alles entscheidenden Duell stellen konnte. Nur er, niemand sonst, war fähig, den Dunklen Lord zu besiegen. So hatte es Professor Trelawney vorhergesagt – und so selten ihre Prophezeiungen zutrafen, diese war wahr.

Der Weg schien ihm also vorgezeichnet. Doch wo sollte er zu suchen beginnen? Wer konnte ihm helfen?
Nur Ron und Hermine waren in die Geschichte der Horcruxe eingeweiht und sie wussten auch nicht mehr als er selbst. Wäre es nicht vielleicht gescheiter, einen Lehrer aus Hogwarts ins Vertrauen zu ziehen? Professor Slughorn vielleicht, immerhin war er es gewesen, der dem jungen Voldemort sein Wissen- unwissentlich, was er damit anrichtete- weitergegeben hatte. Würde es sich nicht eher anbieten, Hogwarts als Stützpunkt zu nützen und von dort aus die Jagd aufzunehmen?


Noch stand jedoch nicht fest, ob die Schule wieder geöffnet wurde. Jeden Morgen durchsuchte Harry die Ausgabe des Tagespropheten, die ihm eine Schleiereule pünktlich um sieben Uhr in der Früh lieferte, nach diesbezüglichen Hinweisen. Bis jetzt war außer einem Artikel, der die Konferenz der Schulräte ankündigte, jedoch nichts zu dieser Frage zu lesen gewesen. Solange die Zukunft von Hogwarts in der Balance hing, wollte Harry sich aber auch nicht endgültig festlegen. Außerdem musste er vor einer eventuellen Entscheidung mit Ron und Hermine sprechen. Ohne seine besten Freunde, so hatte er beschlossen, wollte er sich nicht auf die Suche nach den Horcruxen begeben.

Und so verbrachte Harry den Großteil dieser letzten Tage damit, sein Zimmer auszumisten und vor allem seinen Schulkoffer, den er seit sechs Jahren nicht mehr wirklich ausgeräumt hatte, zu putzen. Unablässig schleppte er alte Kleidung, getrocknete Zaubertrankzutaten, jede Menge Kleinigkeiten wie einigen „POTTER STINKT“ und „UNTERSTÜTZT DEN WAHREN HOGWARTS-CHAMPION : CEDRIC DIGGORY“ – Ansteckern, alte Tintenfässer und Pergamenten die Stufen hinunter und zu den Mistkübeln im Hintergarten. Tante Petunia hatte sich anfangs noch darüber beschwert, doch inzwischen fand sie diese Anwandlung von Ordnungssinn in ihrem Neffen eigentlich sogar lobenswert.

Viel war Harry nicht mehr zu tun geblieben, der Boden seines großen Schrankkoffers war bereits sichtbar.
Gerade griff er erneut hinein, um einen weiteren Haufen Krimskrams zum Sortieren zu entnehmen, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Zeigefinger spürte und merkte, dass etwas darin steckte.

Langsam zog Harry seinen blutigen Zeigefinger aus dem Koffer, um nachzusehen, woran er sich verletzt hatte. Als er sah, was es gewesen war, wurde ihm eiskalt.
In seinem Finger steckte ein Splitter von Sirius‘ Zweiwegespiegel. Zu Weihnachten vor zwei Jahren hatte sein Pate ihm den Spiegel geschenkt, als Snape begonnen hatte, Harry Okklumentikunterricht zu geben. Schon Sirius selbst hatte zu Schulzeiten mit seinem besten Freund, Harrys Vater James, Kontakt gehalten, wenn beide in unterschiedlichen Klassenräumen nachsitzen mussten.
An jenem verhängnisvollen Abend, vor der Schlacht in der Mysteriumsabteilung, hatte Sirius seinen Spiegel jedoch vergessen. Während Harry langsam den Splitter aus der Wunde zog und sie mit einem dicken Taschentuch umwickelte, fragte er sich zum wiederholten Male, ob es irgendetwas geändert hätte, wenn die Spiegel funktioniert hätten,warum es so kommen musste und wie er nur so leichtgläubig hatte sein können..

Ein knappes Jahr war es jetzt her. Doch noch immer war die Erinnerung frisch und unglaublich schmerzhaft. Kaum zwei Jahre hatte er mit seinem Paten teilen dürfen, hatte er sich Hoffnungen gemacht, bei Sirius einzuziehen, sobald dessen Unschuld wiederhergestellt worden war. Kaum zwei Jahre, in denen Harry das erste Mal in seinem Leben eine Ahnung davon bekommen hatte, wie es sein musste, einen Vater zu haben. Einen so engen Vertrauten, zu dem er mit allen Problemen gehen konnte. Und nun? Alles vorbei.

So ganz stimmte das aber nicht.
Da waren immer noch Ron und Hermine. Ohne zu zögern, ohne einen Moment an die Gefahren zu denken, die auf sie warten könnten, hatten sie ihm ihre bedingungslose Unterstützung zugesichert. Beim Gedanken an dieses Gespräch, nach Dumbledores Begräbnis, spürte Harry, wie er Gänsehaut bekam.
Und der Orden? Moody, Dädalus, Hestia, Sturgis, Tonks... alle kämpften sie im Ministerium – und draußen – für ihn, versuchten ihm Zeit zu verschaffen.
Außerdem gab es auch noch Remus. Der letzte der vier Rumtreiber, einst Harrys Lehrer, inzwischen aber zu einem guten Freund und wichtigen Verbündeten geworden. Wahrscheinlich derjenige, der ihn von allem am besten verstand – auch ohne viele Worte.

Mit diesen doch ziemlich tröstlichen Gedanken ging Harry ins Badezimmer, um seine Wunde und die Scherbe opalfarbenen Spiegelglases abzuwaschen. Während er nach Verbandszeug suchte, dachte er nach, ob er eine Möglichkeit hatte, die Scherben wieder zusammenzusetzen. Ging das überhaupt? Es waren doch mehr als 11 Stücke. Vielleicht hatte Hermine ja eine Idee. Gerade in solchen Dingen war sie unglaublich kreativ. Er musste sie dringend fragen, wenn sie sich im Fuchsbau trafen.

Harry klebte ein weiches weißes Pflaster auf seine Verletzung und kehrte wieder in sein Zimmer zurück.
Viel befand sich nicht mehr in dem alten Schrankkoffer, der jetzt, da er fast leer war, einen schwachen Geruch nach getrockneten Fröschen und Besenpolitur abgab. Als er weitere Berge von Socken beiseite geschafft hatte, entdeckte Harry die restlichen Splitter von Sirius‘ Spiegel. Vorsichtig, um sich nicht erneut zu verletzen, nahm er einen nach dem anderen heraus und legte sie auf seinen Schreibtisch.

Er wollte sich gerade wieder zum Koffer zurückbegeben, als ihn ein lauter Knall vom Fenster her aufschrecken ließ. Etwas großes, unförmiges, graues war gerade gegen die Scheibe geflogen und drohte nun, offensichtlich benommen von dem Aufprall, das Glas entlang zu Boden zu rutschen.
Hedwig, Harrys Schleiereule, die friedlich in ihrem Käfig auf einem Bücherregal geschlafen hatte, war durch den Krach wach geworden und funkelte ihren Eigentümer beleidigt aus ihren kupferfarbenen runden Augen an. „Tut mir Leid, Hedwig.“ sagte Harry schmunzelnd, und öffnete das Fenster, um dem Fluggeschoss, bei dem es sich um kein anderes Tier als Errol, die Familieneule der Weasleys, handelte, hineinzuhelfen.

Errol, inzwischen schon gute 20 Jahre alt und damit für eine Eule ein „Methusalem“, flog zwar inzwischen auch schon seit Jahren den Weg zwischen Ottery St.Catchpole und dem Ligusterweg Nummer vier, jedoch war sein Sehvermögen gelinde gesagt miserabel.
Als Harry den großen Waldkauz, der immer noch ein wenig verwirrt wirkte, vorsichtig auf den Tisch setzte, bemerkte er, dass Errol an seinen Krallen ein kleines unförmiges Paket festgebunden hatte. Vorsichtig löste er das dick eingeschnürte Paket, an dessen Unterseite ein Briefumschlag festgeklebt war.
Während Hedwig und Errol sich leise „unterhielten“, öffnete Harry den Umschlag und las:

Lieber Harry,
na, da staunst du, dass du von mir auch einmal Post bekommst, stimmts? Wir sehen uns zwar sowieso bald, aber ich habe mir gedacht, dass du dich bei diesen Muggeln sicher schrecklich langweilen wirst und ein bisschen Ablenkung gebrauchen könntest. Ich habe dieses nützliche Ding im Aurorenbüro herumliegen gefunden – da ich selber auch eine habe, schicke ich sie dir – was auch immer auf uns zukommt, es kann nicht schaden, alles vorrätig zu haben, das man braucht.
Hier ist soweit alles okay, wenn man das so sagen kann – Scrimgeour ist schon seit Wochen nicht mehr gesichtet worden, weswegen wir mehr oder weniger direkt nach Moodys Vorgaben arbeiten. Allgemein hat man das Gefühl, dass eine gewisse Ruhe vor dem Sturm eingetreten ist … lange wird das Ministerium so nicht halten können. Ich frage mich, was passieren wird und wie..
Alles andere erzähle ich dir, wenn wir uns bei den Weasleys sehen – ich komme schon am 7., Molly kann wirklich jede Hilfe brauchen!
Pass auf dich auf, bis bald, Tonks.


Lächelnd legte Harry den Brief beiseite. Tonks, eine Metamorphmagierin, die ihren Vornamen Nymphadora hasste wie die Pest und deren Hilfsbereitschaft nur noch von ihrer Schusseligkeit übertroffen wurde, war Aurorin im Ministerium und galt als Moodys Lieblingsschülerin und engste Vertraute. In der Schlacht um die Mysteriumsabteilung hatte sie sich bis zum Schluss ein erbittertes Duell mit Bellatrix Lestrange geliefert und war nur um ein Haar dem Tod entgangen.
Harry hatte die junge Aurorin im Verlauf der letzten Jahre sehr schätzen gelernt. Wie alle anderen im Orden mit Ausnahme von Mundungus Fletcher war sie eine engagierte Widerstandskämpferin, schaffte es aber meistens trotz des Ernstes der Lage, unter den mit ihr Zusammenarbeitenden dank ihres unerschütterlichen Optimismus ständig gute Laune zu verbreiten. Nach Sirius‘ Tod war Tonks eine der wichtigsten Stützen für Harry, aber insbesondere auch für Remus Lupin geworden und hatte zu letzterem mittlerweile eine sehr enge Freundschaft aufgebaut.

Neugierig öffnete Harry das Paket. Unter dem dicken Packpapier und den mindestens fünf Schnüren, mit denen es umwickelt war, befand sich eine kleine schwarz glänzende Umhängetasche, die aus dichtem Fell gemacht war. Ein Zettel war daraufgesteckt, auf dem stand: Das ist eine Tasche aus Knieselfell – sehr widerstandsfähig, hält sogar Feuer aus und ist mit einem Vergrößerungszauber belegt. Sie schaut nur so klein aus, aber innen drin hat alles Platz, was auch immer du mitnehmen willst! 

Beeindruckt öffnete Harry den Reißverschluss an der Tasche. Er ließ die Splitter von Sirius‘ Spiegel hineingleiten und wollte sie gerade wieder schließen, als vom Erdgeschoß her eine Stimme kam: „Hey,du! Abendessen!“
Sechzehn Jahre ließen keinen Zweifel mehr daran, dass sein Onkel mit diesem unwirschen Ruf ihn gemeint hatte. Eilig schloss er die Tasche, legte sie auf sein Bett und ging die Stiegen hinunter.

Schon in früheren Jahren war das Esszimmer im Ligusterweg Nummer vier einer der Orte gewesen, an denen Harry sich am allerwenigsten gerne aufgehalten hatte. Nicht nur, dass eine der Wände komplett Dudley und seinen „Heldentaten“ in den letzten Jahren gewidmet war, verströmte der kleine Raum mit seinen unsagbar kitschigen Rosenvorhängen und passenden Tapeten eine nicht zu überbietende biedere Athmosphäre, die an manchen Tagen beinahe erdrückend wirkte.
Doch eines hatte sich in den letzten Tagen geändert. War Harry früher noch still und leicht genervt am Tisch gesessen, während sich die Gespräche einzig und allein um Dudleys Leben oder irgendeine Banalität in Onkel Vernons geschäftlichem Alltag, die ihn furchtbar aufregte, drehten, waren nach dem Besuch von Arthur und Kingsley die Unterhaltungen beim Abendessen der Dursleys fast gänzlich verstummt.
In gewisser Weise zog Harry diese neue Situation vor, aber gleichzeitig war sie ihm auch etwas unheimlich.

„Ich hoffe, der Braten schmeckt euch. Ich habe ein neues Rezept ausprobiert.“ sagte Tante Petunia und stellte eine dampfende und richtig gut riechende Schüssel auf den Tisch. Seit dem Besuch von Arthur und Kingsley bemühte sie sich krampfhaft, so zu tun, als hätte sich nichts verändert. Es gelang ihr immer weniger.

Alle vier nahmen sich Portionen auf ihre Teller und aßen schweigend. Harry konnte nicht anders, als zu denken, dass ihnen nur noch drei Essen dieser Art geblieben waren. Was danach kam, wusste niemand so richtig. Auch, ob sie einander je wiedersehen würden. Bei allen widerlichen Schikanen und Gemeinheiten, die ihm die Dursleys in den letzten Jahren angetan hatten, sie gingen ebenfalls in ungewisse Zeiten – und im Gegensatz zu ihm verstanden sie auch nicht wirklich, worum es in diesem Krieg eigentlich ging und welche katastrophalen Folgen kommen würden, sollte Voldemort gewinnen.

Nachdem sie fertig gegessen hatten – Onkel Vernon hatte Harry sogar Nachschlag erlaubt – räumten Vernon und Harry den Tisch ab. Der restliche Abend würde genauso ereignislos verlaufen wie die letzten, sah man einmal davon ab, dass das Finale im Six Nations-Rugby-Turnier zwischen England und Frankreich übertragen wurde und zumindest Onkel Vernon diesem sportlichen Großereignis etwas abgewinnen konnte.
Harry hatte eigentlich vor, den Tagespropheten fertig zu lesen, da ihn die Aufräumaktion am Nachmittag doch noch mehr Zeit gekostet hatte, als geplant, als plötzlich eine Frage die Stille unterbrach.

„Wohin gehst du dann eigentlich?“

Verblüfft sah Harry seinen Cousin an. Sicherlich waren die Dursleys in letzter Zeit nicht mehr so unfreundlich wie üblich gewesen, doch eine wirkliche Frage nach dem Krieg oder den Plänen des Ordens hatte er nicht erwartet. Dazu war insbesondere Onkel Vernon noch zu sehr der Überzeugung, man dürfe so wenig über „diese Leute“ sprechen wie möglich.

Andererseits wunderte es Harry auch nicht, dass es gerade Dudley war, dessen Neugierde schließlich zu groß geworden war. War sein Cousin, der ihn, solange sie einander kannten, mit Freuden schikaniert und verspottet hatte, doch seit dem Vorfall mit den Dementoren vor zwei Jahren irgendwie ein anderer geworden – reifer, ernster und fast freundlicher. Als hätte Dudley diese Geschichte deutlich gemacht, dass sein Cousin doch kein Verrückter war, sondern ernsthaft in Gefahr schwebte …

Harry suchte ein wenig nach Worten. Wie viel konnte er preisgeben? Schließlich entschied er sich dafür, nicht zu sehr ins Detail zu gehen, aber trotzdem zu erklären, was geschehen sollte. „Ehrlich gesagt, weiß ich es selbst noch nicht so genau. Ich weiß, dass geplant ist, mich zum Hauptquartier – dem Haus von Rons Familie – zu bringen. Dort bleiben wir sicher einige Zeit, immerhin heiratet bald sein ältester Bruder. Und hoffentlich fällt uns dort auch ein, wo wir mit der Jagd auf Voldemort beginnen sollen..“ „Wie kommt ihr dort hin?“
„Moody – das ist der Leiter der Auroren, die jagen hauptsächlich die Todesser – hat noch nichts verraten, ich nehme aber an, dass wir fliegen werden. Oder es gibt Portschlüssel, das sind…“

„Portschlüssel sind viel sicherer. Die Todesser haben Thestrale, wenn ihr fliegt, holen sie euch ein.“ sagte Tante Petunia plötzlich.

Harry fiel der Löffel aus der Hand und auch Onkel Vernon, der gerade beschäftigt war, die Kochtöpfe in den Geschirrspüler einzuschlichten, wirbelte herum. „Was…?“ Mehr brachte Vernon nicht heraus.

Die ganze Farbe war aus Tante Petunias Gesicht gewichen. Sie wirkte wie jemand, der festgestellt hatte, sich in eine Falle gebracht zu haben, aus der sie nun nicht mehr herauskam. Krampfhaft presste sie die Hand vor den Mund, als ob sie sich daran hindern wollte, noch mehr zu sprechen.

Trotz seines Erstaunens fand Harry als erster seine Sprache wieder. „Tante Petunia .. woher weißt du von Portschlüsseln und Thestralen?“

Alle Blicke richteten sich auf die Tante, die von Minute zu Minute zu schrumpfen schien. Als sie schließlich genug Mut gefasst hatte, klang ihre Stimme merkwürdig leise und nervös.

„Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich euch allen etwas gestehe. Ganz besonders dir, Vernon, aber noch viel mehr dir, Harry. Ich hätte es euch schon längst sagen sollen, aber wo sollte ich anfangen? In Wahrheit weiß ich mehr über die magische Welt, als ich immer vorgegeben habe. Ich weiß, was Thestrale sind, weil ich sie selbst sehen kann. Es war mir vollkommen klar, welcher Gefahr Harry und Dudley entkommen sind, als ihr von den Dementoren angegriffen wurdet. Ich bin nämlich in Wahrheit…“ Sie holte tief Luft. „In Wahrheit bin ich ebenfalls kein Muggel, so wie Harry. Ich bin zwar keine richtige Hexe, habe aber ganz wenig magische Fähigkeiten erhalten – nie genug, um richtig zaubern zu lernen oder nach Hogwarts zu gehen. Deswegen war ich immer so neidisch auf Lilly. Wäre diese Eigenschaft bei mir ausgeprägter gewesen, wäre ich genauso eine Hexe wie sie.“

Es war totenstill im Esszimmer. Tante Petunia schien nun, da sie ihr großes Geheimnis endlich ausgesprochen hatte, erleichtert. Doch ihre Erleichterung sollte nicht lange halten.

Onkel Vernon hatte den Erklärungen seiner Frau mit wachsendem Entsetzen und Zorn gefolgt. Er wirkte, als ob er sich nur mühsam zurückhalten konnte, um nicht loszubrüllen, als er Petunia und Harry mit seinen kleinen Augen fixierte. „16 Jahre lügst du mich an? 16 Jahre?“ „Vernon, ich kann…“ begann Petunia.
„RAUS. Alle beide. SOFORT. Und wagt es ja nicht, zurückzukommen. Verlasst auf der Stelle mein Haus.“ „Vernon, hör mir bitte zu! Ich kann es dir erklären!“ flehte seine Ehefrau. Diese Worte machten ihn nur noch wütender. „Verschwindet! Von Abschaum wie euch brauche ich keine Erklärungen! RAUS oder ich hole die Polizei!“

Harry befiel eine jähe Panik bei diesen Worten. Onkel Vernon meinte es ernst, das war allein an seinem Blick unmissverständlich zu erkennen. Sie mussten flüchten, ehe er ihnen tatsächlich die Muggelpolizei auf den Hals hetzte. Aber wohin?


Ohne zu zögern, rannte er in sein Zimmer. Nun hieß es schnell handeln. Zum Glück hatte er den Großteil der Dinge, die er mitnehmen wollte, bereits aussortiert. Harry warf seine Bücher, einige Kleidungsstücke und andere kleine Utensilien in den Wanderrucksack, den er von Hagrid zu Weihnachten bekommen hatte und verstaute den Feuerblitz, Hermines Spickoskop und ein paar alte wichtige Dinge in der Tasche von Tonks.
Errol und Hedwig, die beide schon geschlafen hatten, wurden durch die Hektik wach und sahen ihn missbilligend an. „Tut mir Leid, ich erkläre es euch später!“ Harry nahm eine Rolle Pergament und riss hastig ein Blatt ab, auf das er schrieb:

Lieber Ron,
wir flüchten. Onkel Vernon dreht durch. Sag den anderen Bescheid, ich melde mich, wenn wir sicher versteckt sind. Harry.


„Bringst du das bitte zum Fuchsbau?“ fragte er Errol. Der große Waldkauz schuhuhte freudig. Vorsichtig band Harry das Pergament an Errols Krallen, öffnete das Fenster und ließ ihn fliegen.
Während er ihm nachsah und hoffte, dass der alte Waldkauz sich nicht verflog, kam Harry eine Idee.

Er nahm ein weiteres Blatt Pergament und verfasste noch eine Nachricht:

Lieber Remus,
es ist alles schiefgegangen. Onkel Vernon hat mich und Tante Petunia hinausgeworfen! Wir brechen sofort zum Grimmauld Place auf. Ein anderer sichererer Ort fällt mir wirklich nicht ein und ich muss schnell handeln, Onkel Vernon droht mit der Polizei. Bitte melde dich, ich brauche deine Hilfe! Harry


Hedwig hatte ihn aus ihren großen Augen beobachtet. „Kannst du Remus suchen und ihm die Nachricht bringen? Ich glaube, er ist im Grimmauld Place, aber ich bin mir nicht sicher! Komm auf jeden Fall dort hin, wenn du ihn gefunden hast!“ sagte Harry und band ihr den Zettel um. Hedwig hob ihren Kopf, wie um zustimmend zu nicken und flog mit einem graziösen Schwung Errol hinterher.

Harry schloss das Fenster hinter ihr, warf noch einen letzten Blick in sein Zimmer und ging hinunter ins Vorhaus, wo er außer der immer noch schockierten Tante Petunia niemanden antraf.

„Gehen wir, wir haben nichts mehr hier verloren.“ sagte Harry und wollte gerade – nach einem letzten Blick zum Schrank unter der Treppe, in dem er so unglückliche Jahre verbracht hatte, zur Eingangstür gehen, als Dudley im Vorzimmer erschien. Er wirkte nervös, ängstlich und beinahe traurig.

Einen Moment lang sahen Harry und sein Cousin sich schweigend an. Dann ging Dudley langsam auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin. „Viel Glück.“ sagte er. „Dir auch.“ sagte Harry und gab ihm die Hand. Es war beinahe, als schlossen sie Frieden.

Tante Petunia, die die Szene mit Tränen in den Augen verfolgte, murmelte nur leise „Leb wohl, Dudleyschatz.“ und öffnete die Haustür, um den Abschied abzukürzen.

Mit einem letzten Nicken zu seinem Cousin, der trotz seiner dank jahrelangen Trainings sportlich gewordenen, großgewachsenen Figur, fast klein und eingeschüchtert wirkte, verließ Harry das Haus am Ligusterweg Nummer vier und trat mit gezücktem Zauberstab zu seiner Tante hinaus in die sternenklare Julinacht.


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