Hermine hetzte durch die Gassen und hielt die beiden Anderen immer wieder im Augenwinkel, damit sie ihr nicht verloren gingen. Es war wirklich aussichtlos. Frau Kupfir war bereits eine nicht zu unterschätzende Gefahr in der modernen Zeit, aber hier waren sie ihr hilflos ausgeliefert. Sybill's graues Haar wehte beim Laufen durch den Wind und ihre Augen schienen größer als je zuvor durch die große Aufregung. Es kam einer Hetzjagd gleich. Unzählige Wachen waren hinter ihnen her, wobei Frau Kupfir nicht mehr zu sehen war und sich ihren Triumph wohl für später aufhob. Weit vor ihnen sah Hermine einen Mann, der ihr hektisch zuwinkte und sie offensichtlich im Haus verstecken wollte. Sofort hielt Hermine an und hielt ihren Stab schützend vor sich. "Ihr zwei folgt diesem Mann! Ich komm nach! Jemand muss sie aufhalten!". Sybill und Ben blieben nicht stehen und folgtem dem Mann in eine Gasse und verschwanden. Hermine hingegen hatte eine zehnköpfige Armee vor sich stehen, die wild entschlossen war, ihr den Kopf abzuschlagen.
In der Not lernt man manchmal schnell. Hermine brachte eine Wache nach der Anderen zu Boden und benutzte ihren Stab wie gekonnt. Völlig wehrlos lagen die Wachen kurz darauf am Boden und keuchten. Hermine folgte der Gasse, der Sybill und Ben gefolgt waren und sah sie bereits nach wenigen Sekunden in eine Tür laufen. Als Hermine das Haus betrat, wurde hinter ihr abgeriegelt und alle 3 konnten endlich etwas verschnaufen. Sybill saß hustend am Boden und sah Hermine mit großen Augen an. "Für mein Alter ist solch eine Hetzjagd nichts mehr! Ich bin völlig fertig!". Ben stand allerdings entschlossen vor ihr und befragte sie nach ihrem Zustand. "Ben mir gehts gut! Wir müssen etwas klären! Ich hab dir Einiges zu sagen! Ich habe eine besondere Fähigkeit...". Alle schauten erschrocken zur Tür, auf die jemand mit der Faust einschlug. Frau Kupfirs Stimme erklang:"Ich weiss, dass ihr euch darin versteckt! Ihr seid machtlos ohne Zauberei und eure besonderen Fähigkeiten! Kommt raus und ergebt euch oder ich komme rein und mache das Eigentum dieses unschuldigen Bürgers, der euch geholfen hat, zu Nichte!". Der dünne, ausgehungerte Mann sah alle 3 beunruhigt an. "Keine Sorge! Wir gehen raus! Es bringt keinem etwas, wenn dein Haus zerstört wird! Wir wollen nicht Schuld daran sein!". Der Mann schien erleichtert und versteckte sich im Nebenraum. Hermine öffnete die Tür nach draußen und erblickte eine freudig grinsende Frau Kupfir vor sich. "Es wurde aber auch Zeit! Wir machen dir und deiner lausigen Bande nun ein Ende! Knie dich zu Boden und lass den Kopf hängen, ich schlage ihn dir mit Vergnügen ab!". Hermine schaute zu Sybill, die erschöpft im Türrahmen stand. Ben war nach draußen gekommen und versuchte Hermine aufzuhalten. "Nichts machst du!", schrie er und Frau Kupfir betrachtete ihn amüsiert. "Nichts tue ich? Ich habe dich schon einmal ermordet und werde es gleich wieder tun, aber belassen wir es bei "Lady's First"!". Sie erhob ihr Schwert und blickte Hermine tief in die Augen. "Wie lange habe ich hierauf gewartet!", lachte sie und hob das Schwert hoch gen Himmel. Die Sonne spiegelte sich darin. In dem Moment rannte Ben mitten in Frau Kupfir hinein, warf sie zu Boden und ihr Schwert flog ebenso im hohen Bogen nach hinten gegen eine Wand. Fluchend packte sie ihn und warf ihn über sich in den Sand. Blitzschnell rannte Hermine zu ihrem Schwert und nahm es selbst an sich. "Keine Bewegung Kupfir! Jetzt haben wir die Rollen getauscht! Runter mit dem Kopf, knie dich hin!". Frau Kupfir grinste. "Im Leben nicht!".
In ihrer Wut stürzte sie sich auf Hermine und das Schwert flog endgültig außer Reichweite. Am Boden schlug sie Hermine mehrmals ins Gesicht und in den Bauch. Hermine krümmte sich und Ben kam ihr indes zu Hilfe. Er konnte rein gar nichts gegen Frau Kupfir ausrichten, da sie ihm haushoch überlegen war. Sie warf ihn wie Pappe durch die Gegend und schlug Hermine dabei immer wieder in den Magen. Schreiend versuchte Hermine sich zu befreien, kam aber einfach nicht mehr aus ihren Händen. In ihrer Verzweiflung schlug sie ihren Kopf an ihre Stirn, um sich kurz zu befreien. Ein weiterer fester Schlag an ihre Hand befreite Hermines roten Ring aus ihren Klauen. Er war in greifbarer Nähe. Ben nutzte die kurze Gelegenheit, um nochmal als Pappmasché durch die Luft zu fliegen. Hermine warf sich in Richtung des Ringes, nahm ihn an sich, setzte ihn auf den Finger und rollte sich durch den Sand, wodurch die Verwandlung in Larice ausgelöst wurde. Kurz darauf stand Larice in voller Pracht wie eh und je vor ihr. "Jetzt rechnen wir ab!"
Larice lief auf Frau Kupfir zu und schlug sie sofort zu Boden. Wehrlos und mit weitaus weniger Überlegenheit musste sich Frau Kupfir kurz darauf geschlagen geben und verschwand in einer weiteren Gasse. "Wir sehen uns wieder!", fluchte sie noch, bevor ihre Stimme gänzlich verschwand. "Sie wird neue Anhänger finden, da bin ich mir ganz sicher!. Larice hockte neben Ben und versuchte ihn mithilfe dessen, was der arme Mann, der ihnen Unterschlupft geboten hatte, gegen konnte, zu verarzten. "Du bist echt mutig! Frau Kupfir ist kein leichter Gegner! Du solltest sie mir überlassen, wenn sie auftaucht! Ich habe...eine besondere Fähigkeit wie du eben gesehen hast!". Ben schaute Larice verwundert und gleichzeitig verwirrt an. "Du bist Hermine? Die Hermine, die ich kenne? Du hast zwei Identitäten?", fragte Ben immer wieder und immer verwirrter. "Ja habe ich! Ich bin einerseits Hermine, die zwar mittlerweile gut zurecht kommt, aber eher unscheinbar und machtlos ist, andererseits Larice, die ich gerade verkörpere! Als Larice kann ich viel mehr bewirken! Sybill hat mir diese zweite Persönlichkeit gegeben um die 13 "Caméléon" Aufträge zu absolvieren! Kurz vor Abschluss aller 13 tauchte das Ministerium auf und verbannte uns hierher, ins Jahr 1604! Du warst ja selbst dabei!". Ben hörte zu, brauchte aber wohl etwas Zeit, um es zu verstehen. "Ich bin sogesehen ein waschechtes Cameleon! Ich kann mich meiner Umgebung anpassen, indem ich entweder unscheinbar oder auffallend bin! Das Gleiche nutzt ein echtes Cameleon in freier Wildbahn! Im Endeffekt nutzen wir diesen Effekt für dasselbe: Wir tarnen uns!". Ben war sprachlos geworden und Sybill stand leicht lachend im Türrahmen und hörte wohl ebenso gern zu wie Ben. "Mir ist etwas eingefallen Hermine! Wenn das Ministerium Frau Kupfir hierher gesandt hat und sie im Falle ihres Todes immer wieder auferstehen lassen kann, müsste Frau Kupfir wohl einen Weg kennen, um mit ihnen in Kontakt zu treten? Es muss irgendeine Verbindung zwischen der modernen Zeit und dem Ministerium zu diesem Epoche und Frau Kupfir geben!". Hermine nickte. "Wir werden diese Verbindung finden und sie für uns nutzen!". Ben stand mittlerweile wieder fit auf den Beinen und zusammen gingen sie in das Haus des alten Mannes, um sich für einige Minuten zu setzen und auszuruhen. Sie waren erstmal angekommen. Es würde noch eine Zeit dauern, bis sie sich alle 3 daran gewöhnt hatten, aber "kommt Zeit, kommt Rat".
ENDE
FORTSETZUNG FOLGT!!!
Mehr über mich und "Caméléon" auch auf Twitter: www.twitter.com/onlinemusicmarc
Über Kommentare freue ich mich immer riesig! Bei der Menge an Lesern sollte doch einer dabei sein, der auch mal was zu meckern oder zu loben hat :D
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